Iron Maiden Legacy of the Beast Tour 2022 !

Joa, was ein Horrortrip. 5 Stunden Verspätung. Bin um 5:30 aus dem Haus und war um 17:40 beim Hotel nahe Hbf, dann nochmal zu Fuß zurück zur Location...

Aber Konzert war gut. Bester Sound bisher (und von Anfang an). Habe mich wegen der Menshenmassen bei der Zugabe zunehmend nach hinten bewegt, da war er tatsächlich sogar am besten. Und allen Unkenrufen zum Trotz bin ich zumehmend zufrieden mit der Setlist.
 
Na? Welcher von euch war das gestern?

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Insofern Fan sein heißt, für eine Band alles zu tun oder sie gegen alles zu verteidigen, bin ich wohl von keiner Band Fan. Wenn es aber heißt, eine überquellende, irrationale Liebe zu verspüren, die sehr weit reicht und einen alle möglichen Dinge tun lässt, zu denen man ansonsten eher nicht bereit wäre, dann bin ich Maiden-Fan. Vielleicht sogar mehr, als ich mir lange eingestanden habe, denn der Moment, als gestern "Doctor, Doctor" anfing, hat sich einfach viel zu gut angefühlt. Also besser, als sich so ein triviales Detail anfühlen sollte. Ich bin ehrlich: "Doctor, Doctor" vom Band ist für mich schon die halbe Miete. Ich hab gestern 80 Euro für den Stehplatz bezahlt, und ich muss sagen, nur "Doctor, Doctor", plus Steve, der mit einem Bein auf dem Stagemonitor in den Bass haut und in die Menge stiert, damit bin ich schon zufrieden, der Rest ist Extra. Ich liebe Steve. Ich habe zwischen den Songs darüber nachgedacht, wie man einen Steve Harris in typischer Pose tätowieren könnte, ohne dass es vollkommen bescheuert aussieht (ich finde es prinzipiell eine grauenhafte Idee, sich Abbildungen von realen Personen stechen zu lassen, aber ich würde es trotzdem machen).

Was gab es sonst noch: etwas mehr körperliche Nähe, als ich nach zwei Jahren Seuche gut verkraften kann, aber gleichzeitig auch weniger schlimm als befürchtet. Es war möglich, unter einer halben Stunde vom Getränkekaufen und Urinieren wieder zu seinem Platz zurückzukehren (25. Reihe Mitte etwa), und eine gute Sicht musste nicht bitterlich erkämpft oder verteidigt werden. Sitzplatz erst, wenn ich tot bin, das ist mein Standpunkt (ba-dumm tsss), aber mit dem langen zeitlichen Abstand zu den letzten Großveranstaltungen wirkt das Zeit- und Flüssigkeitsmanagement, dem man sich da unterwirft - Stichwort Selbstaustrocknung, Toilettentraining wie bei einem Hund etc. - noch absurder (aber siehe erster Absatz). Erfreulicherweise keine zahl-extra-damit-du-was-von-der-Band-siehst-Barriere im Feld. Drei Crowdsurfer - WOA-Style, immer schön von ganz hinten Richtung Bühne, direkt in dein Genick - haben sich hoffentlich was gebrochen, dann war das zum Glück auch wieder vorbei (hat aber bei einigen Anwesenden direkt Wacken-Kriegszittern ausgelöst, u.a. an die summarisch schrecklichste Konzert-Gesamterfahrung meines Lebens, Maiden ebendort 2014).

Der Sound war glasklar, aber gleichzeitig schien mir die Instrumentalfraktion gegenüber Bruce deutlich zu leise, die Rhythmusgitarren musste ich mir über weite Teile vorstellen. Würde mich interessieren, wie andere Anwesende das empfunden haben. Den Opener habe ich als theatralisches Understatement gesehen, aber dadurch, dass Writing on the Wall auch eher getragen ist, fand ich den Senjutsu-Block als Start eher semi-gelungen, richtige Stimmung kam da nicht auf, obwohl die Songs per se live schon gut kommen. Ab Revelations war ich zu Hause, nach dem Tripel Hallowed...-Number...-Iron Maiden schon vollends zufrieden. Schöner Zug auch, dass Bruce sich genau zu Number of the Beast die Haare aufgemacht hat. Etwas schade fand ich, dass Nicko vollständig von seinem Kit verschluckt wurde, so dass man ihm effektiv nicht beim Spielen zusehen konnte, auch wenn er die Pausen für ausführlichsten Fankontakt genutzt hat. Das gelungenste Showelement ist in meinen Augen immer noch der "Engel", der nach Sign of the Cross hinter Bruce im Schatten ersteht und sich dann als Ikarus entpuppt, der fake-abgefackelt wird (das ist kein "Rammstein-Element", das ist das Single-Cover!). Bei uns kam nach dem Gig die Frage auf, ob die aufwendige Show und ständigen Wechsel, die man schon beim ersten Leg der Legacy-Tour 2018 beobachten konnten, nicht dazu führen, dass a) Bruce kaum mehr Zeit zum Reden hat und b) der Rest der Band etwas "showfaul" wird und sich zu sehr auf Bruce als Showmaster und die ganzen Gimmicks verlässt. Ich bin geneigt, dem zuzustimmen, auch wenn ich das eher als Randnotiz sehe und nicht wahnsinnig schlimm finde.

In Summe fand ich die Setlist nicht schlecht, mit der Legacy-Tour 2018 (2 Minutes, For the Greater Good, Where Eagles Dare, The Evil That Men Do) kann sie aber nicht mithalten, und generell muss die komplette Abwesenheit von SiT (und SSoaSS) natürlich als Skandal bezeichnet werden. Ich bleibe dabei, dass Bruce seit 2018 besser bei Stimme ist als die zehn Jahre davor, künstliches Hüftgelenk merkt man ihm auch nicht an, gut für ihn. "Legacy" bedeutet ja Erbe, und ich sehe ja schon seit Jahren jeden Maiden-Gig als potenziell letzten an, ich kann nur sagen, es ist wirklich eine großartige, seltene, sehr glückliche Angelegenheit - für eine Band, für ihre Fans - wenn man 40 Jahre musikalisches Schaffen so zelebrieren und würdigen kann, wie Maiden es auf dieser Tour machen. Die wirken zurzeit wirklich komplett in Harmonie mit sich selbst, miteinander und mit ihrer Geschichte.
 
Was ich in Stuttgart zudem cool fand war, dass auch regionales Bier ausgeschenkt wurde. Dürfte Stuttgarter Hofbräu gewesen sein. Für sich genommen sicher unspektakulär, aber persönlich finde ich so einen regionelen Bezug bei derartigen Großveranstaltungen super.
Stimme ich dir zu, allerdings war die gezappte Plörre schon eine Frechheit. Entweder total abgestanden, keine Kohlensäure und sah teilweise aus wie Apfelschorle, Schaum Fehlanzeige. Am Getränkestand ging nichts unter 20 Minuten anstehen. Hab mir nachher das Bier beim mobilen Träger zapfen lassen. Wenigstens gab es schöne Becher.
 
Erfreulicherweise keine zahl-extra-damit-du-was-von-der-Band-siehst-Barriere im Feld.

Drei Crowdsurfer - WOA-Style, immer schön von ganz hinten Richtung Bühne, direkt in dein Genick - haben sich hoffentlich was gebrochen, dann war das zum Glück auch wieder vorbei (hat aber bei einigen Anwesenden direkt Wacken-Kriegszittern ausgelöst, u.a. an die summarisch schrecklichste Konzert-Gesamterfahrung meines Lebens, Maiden ebendort 2014).

Barriere: das war auch in Stuttgart kein VIP-teuer-Bereich, sondern ein bei der Masse an Stehplätzen aus Sicherheitsgründen notwendiger Wellenbrecher. Zugang für die, die zuerst am Eingang waren. Finde ich in so einem Fall fair und auch gut zu lesen, dass sie das in kleineren Locations nicht machen.

Crowdsurfer: als „Veteran“ der 80er werde ich nie verstehen, was das mit dem von hinten nach vorne surfen soll, um dann im Graben wieder seitlich rausgeführt zu werden? Crowdsurfen ist nur in Verbindung mit Stagediven ok, dann natürlich von vorne nach hinten. Dann sehen die anderen, was auf einen zukommt. Aber natürlich niemals bei solchen Riesenveranstaltungen.
 
Was ich in Stuttgart zudem cool fand war, dass auch regionales Bier ausgeschenkt wurde. Dürfte Stuttgarter Hofbräu gewesen sein. Für sich genommen sicher unspektakulär, aber persönlich finde ich so einen regionelen Bezug bei derartigen Großveranstaltungen super.

Regional war da nix, das war Mönchshof aus Kulmbach.
Klingt zwar wie kleine fränkische Brauerei, ist aber Industrieplörre der Paulaner-Gruppe.
 
Was ich in Stuttgart zudem cool fand war, dass auch regionales Bier ausgeschenkt wurde. Dürfte Stuttgarter Hofbräu gewesen sein. Für sich genommen sicher unspektakulär, aber persönlich finde ich so einen regionelen Bezug bei derartigen Großveranstaltungen super.
Es war Mönchshof. Das war geschmacklich tatsächlich ok. Da waren in den Buden überall entsprechende Werbeplakate. Man stelle sich nur vor, es wäre Dinkelacker gewesen. Üarghhhh!
 
Regional war da nix, das war Mönchshof aus Kulmbach.
Klingt zwar wie kleine fränkische Brauerei, ist aber Industrieplörre der Paulaner-Gruppe.

Dass Mönchshof ausgeschenkt wurde, hab ich gesehen und auch dass es sich dabei um Industriebier handelt, ist mir bewusst ;-). Nee, gab noch regionales Helles bzw wurde mir von meiner Begleitperson so zugetragen. Ich habe es jedenfalls nicht als Mönchshof erkannt.
 
Also in Köln gab es drinnen Becks und draußen Kölsch.

Man konnte übrigens problemlos raus und Bier holen. Überhaupt sehr kurze Wege: In zehn Minuten auf Toilette, neues Bier holen und ohne Geschubse zurück zum recht guten Stehplatz im vorderen Innenraum. Im Prinzip wurden viele meiner Befürchtungen zu Großveranstaltungen Lüge gestraft.
 
Zuletzt bearbeitet:
War auch in Wiener Neustadt zu gange und es war grandios. Ich war fast ganz vorne, einfach nur geil, wenn man seine Helden direkt vor der Bühne anfeuern kann. Negativ aufgefallen ist mir dann doch das Eventpublikum. Es waren sehr viele nette Leute unterwegs, aber auch halt die typischen Konzertgeher, die sich schon wegen einem kleinen Rempler beschwerden und einem mit Schläge drohen. Naja, bin durch den Moshpit dann fast in die erste Reihe gekommen.

Zur Setlist wurde eigentlich schon alles gesagt, das sie nichts von der SiT und SSOAS gespielt haben ist ein Witz, dann braucht man die Tour nicht "Legacy of the Beast" nennen. ;)
 
Geschmacklich immer noch besser als das Zeug aus Stuttgart - sage ich als Exil-Frangge.

Gut, dann stellen wir uns mal dem Triell der Woche:
- Dinkelacker in der Kneipe am Mittag: kalt, frisch, geschmacklich aber nix.
- Mönchshof auf dem Gelände: nicht ganz so grauslig, aber wenig Kohlensäure, damit sie es schneller gezapft bekommen. Preislich beide fast gleich teuer (5.50€ vs. 6€).
- Der Punkt geht an das Schönramer Hell aus dem Kühlschrank in meinem Bus nach dem Konzert. Flaschenbier, eiskalt, nur 1€ im Einkauf und gebraut vom größten Bierüberzeugungstäter der Welt.
 
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