Vergessene Perlen: Poison

Angelraper

Till Deaf Do Us Part
Definitiv damals eine der geilsten Bands nicht nur in Deutschland waren Poison, die 1982 gegründet wurden und daher nicht nur vor den berüchtigten US-Glam-Rockern gleiches Namens am Start waren, sondern auch zeitgleich mit Black-Metal-Legenden wie Hellhammer oder den frühen Sodom.
Von 1984 bis 1987 prügelten sich die Jungs durch 5 Rehearsal-Tapes, zwei Live-Mitschnitte und eine formidable Studio-Aufnahme namens "Into The Abyss", deren Rezeption von Verissen bis hin zu Verehrung reichte. Ich tendierezu letzterem, da Poison bei einem guten Sound keinen Deut schlechter als z.B. frühe Death, Kreator oder Possessed gewesen wären. Leider sahen das Roadrunner anders, die den Ulmern erst Hoffnungen auf einen Plattendeal machten und sie nach einem Jahr Wartezeit (in dem sie keinen anderen Vertrag unterschreiben durften) dann doch hängen liessen, was am Ende zur Auflösung einer der besten BM-/DM-Bands der 80er führte. Bad Decision.

Wer die Jungs also noch nicht kennt, genannte Bands mag und sich von einem teilweise grottig-kultigen Klang nicht abschrecken lässt, der kann sich jetzt mal anhören, wie Poison dem mächtigen Yog Sothoth ihre Ehrerbietung erweisen.
Zumindest meiner Meinung nach ganz großes Kino. Dass es hier weder Protools noch Triggering gibt, versteht sich von selbst...

 
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Ups, beinahe hätte ich nach der Überschrift die wirklich mit diesen Brett Michaels-Poison aus den USA verwechselt....o_O

Dank des Videos und des Links (das Interview hatte ich schon mal gelesen..) konnte ich mich wieder beruhigen!!:top:

Coole Mucke im Übrigen, ist mir bisher noch nie über den Weg gelaufen. :top:
 
Bisschen wenig Eingangstext vom Threadersteller, aber gut.

Ich schreibe als Historiker zwar gerne lange Texte, aber es war schon spät, die Augen schon fast zu, als der Song in meinem Schlummerset drankam.
Es sei mir also noch mal verziehen.
Außerdem brauche ich denen, die die Band kennen, eh keine Vorstellung zu geben. Entweder man liebte oder hasste sie!
Und um Verwechslungen mit den Poserbrüdern zu vermeiden - obwohl das hier in diesem Subforum nicht nötig sein sollte - wollte ich Poison (GER) schreiben, was ja allgemein üblich ist. Das widerstrebte mir dann aber doch, schließlich waren die zuerst da.
Wenn ich jemals einen Thread über die anderen eröffne, schreibe ich dann Poison (USA), versprochen.
 
Die waren seinerzeit auf dem von Rockhard und Roadrunner präsentierten "Teutonic Invasion"-Sampler und wären beinahe auf dem Label erschienen. Wurde aber nix, weshalb sie sich auflösten. Da hatte wohl jemand bei Roadrunner gepennt. Mit einer geschworen Produktion wären die weltweit ganz vorne mit dabei gewesen. Extrem ärgerlich!!!
 
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Ich schreibe als Historiker zwar gerne lange Texte, aber es war schon spät, die Augen schon fast zu, als der Song in meinem Schlummerset drankam.
Es sei mir also noch mal verziehen.
Außerdem brauche ich denen, die die Band kennen, eh keine Vorstellung zu geben.
Aber es gibt abgesehen von denen denen die Band bereits bekannt war, sich auch noch Leute, für die die Band potenziell von Interesse sein könnte weil sie sie noch nicht kennen.
 
Bei der Band merke ich eine besondere Steigerung. Das "Into the Abyss" Demo finde ich wirklich ganz großartig und es stellt für mich im Bereich von riffbasiertem BM den Vorgänger zu Immortal dar.

Allerdings klingen die Aufnahmen davor ganz schrecklich. Nicht nur die Soundqualität, sondern auch die Vocals und das ganze Spiel ist mehr als nur sloppy, das ist ja noch ganz zerfahren. "Awakening of the Dead" und "Live Terror" weisen immerhin schon in Richtung "Into the Abyss", aber davor die "Sons of Evil" und "Bestial Death" klingen total gestümpert. Also da höre ich aber einen deutlichen Unterschied von frühen Aufnahmen bis etwas späteren.

Als die Band für mein Empfinden endlich mal besser wurde, so um 1985, haben andere Bands auch schon den Dreh raus gehabt, richtig fies zu klingen, so wie Kreator, Slayer und Co. Man kann Poison zwar zugute halten, dass sie auch früher schon am Start waren. Aber damals klangen die wirklich noch nicht gut, selbst wenn man großzügig über die billige Aufnahmequalität hinwegsieht.
 
Natürlich beziehen sich meine Lobeshymnen nur auf "Into The Abyss". Obwohl schon "Awakening" nett war, aber das war halt nur ein Rehearsal und leidet daher nicht nur an Sound-, sondern auch an spielerischen Mängeln.
Und "Sons Of Evil" ist - obwohl ich es ab und an höre - natürlich eher ein Scherz als ernstzunehmendes Kunstwerk.
 
Für mich unverständlich, wie man sich am absolut passenden Sound auf "Into The Abyss" stören kann...die Original-LP klingt obergeil, die Rereleases gnadenlos übersteuert und für meinen Geschmack etwas zu grell und bis zur Kotzgrenze komprimiert. Schade, dass man selbst bei solchen Perlen nicht zurückschreckt, ein völlig überflüssiges Remaster anzufertigen, welches am Ende auch noch total mies klingt...wer das Ding also im Top-Sound hören will, kommt um die Originalplatte nicht herum...
 
Die ist doch aber so gut wie unbezahlbar, oder?

Ich hab den Tape Rerelease von Hometaping Cruelties Dahemm.

Mega Band, ihrer Zeit weit vorraus und mit das boeseste das ich kenne!
 
Ich habe vor ein paar Jahren mal ein Review zu "Into The Abyss" geschrieben, vielleicht kann ja jemand was damit anfangen:

Es begab sich im Jahr 1982, als vier VENOM-Worshippers aus Ulm eine unheilige Allianz gründeten um fortan gemeinsame Sache zu machen. Man wollte, losgetreten durch die "Welcome To Hell"-Urgewalt wahrhaft extreme Musik spielen. Das einzige Problem in frühen Tagen war nur noch, dass so ziemlich niemand sein Instrument beherrschte und man kein Studio zur Verfügung hatte und das Gepolter im Proberaum aka Kinderzimmer aufs Band schwurbeln musste. Dementsprechend klangen dann auch die frühen Demoaufnahmen der Krachcombo.

1987 aber hatte die Band ihre Instrumente längst im Griff und konnte sogar ein professionelles Studio entern um ein Demo (es sollte ihr letztes - und bestes - werden) einzuspielen. Was hier entstand ist ein kleines Meisterwerk welches locker mit Studioprodukten aus jener Zeit mithalten konnte.
"Into The Abyss" besteht zwar aus nur 4 Stücken, doch diese haben alle eine Länge zwischen 7 und 10 Minuten. Musikalisch erwartet den Hörer originell gespielter Death/Thrash-Metal mit gelegentlichen Black Metal-Einschüben - egal wie man es nennt, es ist großartiger Extrem-Metal den eigentlich jeder der mit dem Genre was anfangen kann zumindest mögen sollte.
Los geht es mit dem Underground-Klassiker "Sphinx", der bekannteste POISON-Track, befand er sich doch auf dem "Teutonic Invasion"-Sampler - jenem Sampler, dank dessen Promotion die Band eigentlich einen Deal einfahren hätte müssen. Wie wir alle wissen wurde nichts draus. "Sphinx" jedenfalls ist ein äußerst variantenreich gespieltes Stück Musik, dem man eine gewisse Epik und ein leicht ägyptisches Flair nicht absprechen kann. Musikalisch über alle Zweifel erhaben (Uli H leistet starke Arbeit an der Gitarre) und auch soundtechnisch eine wahre Wucht!
"Yog-Sothoth" ist dagegen größtenteils einfach nur ne derbe Packung Lärm! Wunderbar inszeniertes Werk voller Death-Thrash-Aggression mit blackmetallischen Ausbrüchen und einem äußerst finsterem Zwischenteil. Wobei eigentlich das komplette Demo vertonte Finsternis/bedrohliche Düsternis ist!
"Slaves (Of The Crucifix)" beginnt wieder mit einem epischen Intro, das ein paar Minuten dauert und den Hörer unweigerlich in die Finsternis - into the abyss - hinabzieht. Geschickt wechseln sich Midtempo- und Blastbeat-Passagen ab, um dann erneut in einen furchteinflößenden Zwischenpart zu münden bevor das Finale eingeläutet wird. Das Stück geht an die 10 Minuten, ist aber zu jeder Sekunde packend und intensiv gespielt.
Das Ende wird verkündet durch "Alive (Undead)", einem alten Song, der hier im typischen Stil der Scheibe gespielt wird. Vorangestellt wird wieder ein mystisches Intro, passend "Requiem" betitelt, bevor dann die letzte Krachorgie gestartet wird. Wie schon alles andere davor befindet sich "Alive (Undead)" auf höchstem Niveau.

Keine Frage: mit "Into The Abyss" haben sich POISON ihr Denkmal gesetzt - leider sollte sich die Rock Hard-Samplerteilnahme als Todesurteil für die Band herausstellen. Schade - wer weiß wozu diese Band noch fähig gewesen wäre. Uli Hildenbrandt rief nach dem Ende von POISON die Formation R.U.DEAD? ins Leben um das Erbe von POISON fortzuführen.
Was "Into The Abyss" so herausragend macht ist, dass es ein wahrhaftig atmosphärisches Werk darstellt welches heute völlig zu Recht seinen Kultstatus inne hat. Es wird auf diesem Demo nicht bloß stumpfer Teutonen-Thrash gespielt, sondern durchaus ideenreicher und mit viel Atmosphäre zugesetzter Lärm, der eine intensive Hörerfahrung darstellt. Die Songs sind lang, werden aber zu keiner Sekunde langweilig. Musikalisch besteht auch kein Grund zur Klage, da die Jungs ihre Instrumente im Gegensatz zu frühen Tagen im Griff haben. Erwähnenswert ist noch der grandiose Gesang von Armin Weber, der für mich zu den besten Extrem-Metal-Sängern gehört die ich kenne. So markdurchdringend klingen nicht viele.

Wer stets auf der Suche nach neuen Hörerfahrungen ist und im Metal auch der extremen Ausrichtung nicht abgeneigt ist der sollte "Into The Abyss" auf jeden Fall mal probehören. Es ist wirklich ein Hörerlebnis der besonderen Art. Verdiente 10/10 Punkte!
 
Bisschen wenig Eingangstext vom Threadersteller, aber gut. Hier ein aktuelles Interview mit Uli zu Poison (und auch zu seiner aktuellen Band One Past Zero):

http://www.crossfire-metal.de/6188-0-ONE-PAST-ZERO-Der-entscheidende-Kick.html

Wie krass ist das bitte? Der Typ hat nicht mal einen Computer, einen Fernseher oder ein Telefon?! Er kommuniziert mit der Außenwelt nur mit Zettel und Stift! Anachronistisch wie die Musik von Poison. Aber hat was! Macht mich irgendwie nachdenklich.
 
Für mich unverständlich, wie man sich am absolut passenden Sound auf "Into The Abyss" stören kann...die Original-LP klingt obergeil, die Rereleases gnadenlos übersteuert und für meinen Geschmack etwas zu grell und bis zur Kotzgrenze komprimiert. Schade, dass man selbst bei solchen Perlen nicht zurückschreckt, ein völlig überflüssiges Remaster anzufertigen, welches am Ende auch noch total mies klingt...wer das Ding also im Top-Sound hören will, kommt um die Originalplatte nicht herum...

Das Problem ist nicht das Mastering an sich, sondern dass entweder mit digitalen Geräten gearbeitet wird (ein Freund von mir mastert beruflich und hat eine analoge Masteringkette im Wert von 90000 Euro... Das klingt schon anders), der Typ keine Ahnung hat, was er macht (gerade Maximierer/Saturator sind bei Unwissenheit extrem gefährlich), dem Trend des "Es muss auch auf dem Smartphone richtig drücken"-Trend hinterher gerannt und alles aufgeblaht wird und kein zusätzliches Vinyl-Mastering angefertigt wird.

Bei vernünftiger Arbeit und Ausrüstung konnte man aus manchen Rehearsals schon mehr rausholen, ohne die ursprüngliche Dynamik zu zerstören.
 
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