♠ Every Month is MOTÖRMONTH! ♠

Ich weiß echt noch nicht, ob ich übermorgen das "Kiss of Death"-Review hinkriegen werde. Bin zwar permanent online, aber wirklich nen klaren Gedanken kann ich nicht fassen, da ich seit 5 Tagen mit ner schweren Grippe rumhänge und die sich dank der Nebenhöhlen mit Zahnschmerzen ausbreitet und mittlerweile auch ordentlich Nierenschmerzen verursacht. Hab zwischendurch noch nicht mal mehr Bock, überhaupt Musik zu hören ... und das will schon was heißen.
Get well soon :)
 
Ich weiß echt noch nicht, ob ich übermorgen das "Kiss of Death"-Review hinkriegen werde. Bin zwar permanent online, aber wirklich nen klaren Gedanken kann ich nicht fassen, da ich seit 5 Tagen mit ner schweren Grippe rumhänge und die sich dank der Nebenhöhlen mit Zahnschmerzen ausbreitet und mittlerweile auch ordentlich Nierenschmerzen verursacht. Hab zwischendurch noch nicht mal mehr Bock, überhaupt Musik zu hören ... und das will schon was heißen.

Gute Besserung! Und Text dann, wenn du dich danach fühlst.:)
 
Ich weiß echt noch nicht, ob ich übermorgen das "Kiss of Death"-Review hinkriegen werde. Bin zwar permanent online, aber wirklich nen klaren Gedanken kann ich nicht fassen, da ich seit 5 Tagen mit ner schweren Grippe rumhänge und die sich dank der Nebenhöhlen mit Zahnschmerzen ausbreitet und mittlerweile auch ordentlich Nierenschmerzen verursacht. Hab zwischendurch noch nicht mal mehr Bock, überhaupt Musik zu hören ... und das will schon was heißen.

Gute Besserung auch von mir. In Stress soll das Ganze ja nicht ausarten. Am 12.01. gäbe es noch eine Lücke, die sich zum Nachreichen anbietet.
 
We are Motörhead... and we play rock’n roll (Teil 1)


BBC Live & In-Session

Motörhead... warum Motörhead? Unsere Beziehung kam schwer in die Gänge. Zwar war mir der Name der Band in meinen frühen musikalischen Zeiten irgendwie geläufig, aber mit uns beiden ist das lange nichts geworden. Ich blicke mal zurück:

1978 hörte ich auf NDR2 unglaubliche Töne und war glücklicherweise geistesgegenwärtig genug, die Sendung auf Kassette in mono mitzuschneiden: AC/DC ca 40 min live... das war es, das war meine Musik. Ich ahnte nicht, welche Welten sich mir öffnen würden. 1980 kamen Saxon in Gestalt von „Strong Arm Of The Law“ in mein Leben, Iron Maiden folgten und Krokus, Accept, Judas Priest, Def Leppard, Ozzy Osbourne, Michael Schenker Group, Thin Lizzy... 1984 beim Rock Pop in Concert habe ich sie alle abgöttisch geliebt und in einer Höllenlautstärke vor dem TV abgefeiert. Meine Plattensammlung wuchs, bis heute, aber das kennen wohl die meisten von uns, dieses winzige Problem, dessen wir uns erst beim Umzug wieder gewahr werden.

Aber was war mit Motörhead? Mein kleiner Bruder war schneller... 5 Jahre jünger als ich und 1982 (Edit der Jahreszahl nach Rücksprache mit dem Lütten) kam er mit seiner ersten selbst gekauften Scheibe nach Hause: „No Sleep ‘til Hammersmith“... Was war das? Das war nichts für mich, zu rauh, was für ein Geschrei, der Sound unbeschreiblich für mich. Der Lütte feierte sie ab, wie er später Kreators endlosen Schmerz lange vor mir begreifen und abfeiern würde. Für mich waren Motörhead eine Band, die sich mir nicht wirklich erschloss. Bei dem einen oder anderen Kumpel hatte ich inzwischen auch in „Ace Of Spades“, „Overkill“ und „Bomber“ reingehört... aber ehrlicherweise hatte ich mich an Motörhead gewöhnt, Freunde wurden wir aber nicht.

Im September 1984 wurde alles anders! Motörhead lagen lange im Streit mit ihrer Plattenfirma Bronze Records und veröffentlichten eine Compilation, um aus dem Vertrag herauszukommen: „No Remorse“! Alle Uhren auf null...alle Zeichen auf Sturm!

Ich kaufte mir im Plattenladen meines Vertrauens in Oldenburg – nein, nicht im MTS, das war später!:D – die „No Remorse“ im Kunstledercover und legte sie zuhause auf: Ace Of Spades, Motörhead, Jailbait, Stay Clean, Too Late Too Late… okay, das gefällt mir doch, irgendwie! Killed By Death… Killed By Death… KILLED BY DEATH! “Shut Up!” Zwei Worte und Lemmy hatte mich! Das war es! Alles war anders! Motörhead waren in meinem Leben angekommen und haben es nie wieder verlassen und werden bleiben bis zum bitteren Ende! Und ein sehr willkommener Nebeneffekt: Girlschool... welcome to my life, lassies! „Emergency“ und „Please Don’t Touch“ sind definitiv unter meinen 100 Lieblingsstücken.

Seitdem sind Motörhead zunehmend wichtiger geworden und seit einigen Jahren ja auch auf dem Arm verewigt mit u.a. AC/DC, Iron Maiden, Saxon, Thin Lizzy, Metallica... noch Fragen?

Doch zurück zum eigentlichen Thema: warum diese Scheibe und nicht eine der regulären Studioreleases, oder eine richtige Live-Scheibe oder warum nicht „No Remorse“? Die regulären Platten wollte ich lieber denjenigen unter uns überlassen, die viel größere Fans von Motörhead sind als ich. Sollte jemand einen AC/DC Month starten, „Back In Black“ mache ICH! Sie verdienen einfach diese etwas verrückte Würdigung. Live-Scheiben sind nicht so meine Sache, auch wenn es unzählige grandiose Konzertmitschnitte gibt. Und „NO Remorse“?Eine Compilation? Nein, auch wenn sie wichtig für mich war.

BBC Live And In-Session repräsentiert irgendwie die Art und Weise, wie ich mir Motörhead erschlossen habe. Spät und auch rückwärts, was sich erst mit der "1916" geändert hat. Die ersten Alben haben sehr spät Einzug in meine Sammlung gefunden. „Motörhead“ sogar erst letzte Woche und „On Parole“ im vorletzten Jahr. Und ich verliebe mich zusehends in die frühen, ganz frühen Motörhead, die noch so anders klingen als ihre metallischen und ebenso würdigen Nachfolger.

BBC Live And In-Session – Motörhead (2005)

118343471.jpg


Motörhead bei der BBC, mehrmals, im öffentlich-rechtlichen Radio! Nicht nur hier und da mal ein Stück, nein, mehrere Sessions im Studio und sogar ein Konzert auf Einladung der BBC. Das klingt nach dem Himmel auf Erden. Kann sich das irgendjemand vorstellen für die späten Siebziger und frühen Achtziger in den Funkhäusern der ARD? Eben! Die BBC war für den Rock’n Roll, harte Rockmusik allgemein, innovative Rockmusik und Heavy Metal – bekanntlich die Antwort auf alle Fragen, die der Fußball nicht hat – eine wichtige Institution. Die John Peel Sessions, die Friday Rock Show mit Tommy Vance, Top Of The Pops etc.

Die Doppelscheibe bietet genau das: sie bietet drei solcher Sessions und ein Konzert im besonderen Rahmen. Die Sessions in den Studios der BBC boten Bands die Möglichkeit, einige ihrer Stücke in hervorragender Qualität in professionellem Umfeld aufzunehmen. Manche waren schon live erprobt und anderweitig erschienen, andere noch nicht veröffentlicht und später in anderen Versionen erhältlich. Was sie aber immer sind: hervorragende Arbeitsnachweise einer jungen, aufstrebenden Band.

1. John Peel In-Session (aufgenommen am 18.09.1978 / gesendet am 25.09.1978)

Motörhead gab es erst 3 Jahre und sie hatten gerade einmal ihre selbstbetitelte Debutscheibe und die Single „Louie, Louie“ veröffentlicht. Eigentlich unfassbar, daß sie eine Einladung von John Peel bekamen, aber sein Gespür für Musik machte diesen ja später zurecht weltberühmt.

Schon die ersten Takte von „Keep Us On The Road“ ziehen mich jedes Mal wieder in ihren Bann... Eddies Strat spielt das Riff, Leads, Bass und Drums setzen ein. Eine glasklare Produktion, die kein Instrument betont, über allem klingt eine junge, fast frische Stimme von Lemmy. Ich habe das Gefühl, als säße ich im Studio, so direkt spricht mich der Sound an, ziehen mich Eddies Lead immer tiefer in die Kopfhörer. Louie Louie ist die gültige Reminiszenz, die Lemmy seinem Helden Chuck Berry erweist. Rock’n roll! Das erst auf Overkill im folgenden Jahr erscheinende „I’ll Be Your Sister“ läßt noch nicht erahnen, was uns dort erwarten würde, aber ist genauso ein wunderbarer harter Bluesrocker wie das abschließende treibende „Tear Ya Down“ von der „Louie, Louie“-Single.
  1. Keep us on the road (Motörhead 1977)
  2. Louie, Louie (Single 1978)
  3. I’ll be your sister (Overkill 1979)
  4. Tear ya down (Louie, Louie B-Seite 1978)
(Kilmister, Clarke, Taylor)

2. In-Concert Live from Paris Theatre (Aufgenommen am 16.05.1979 / gesendet am 26.05.1979)

“Rrright, after umpteen years of motorway slog, Lemmy and the crew have finally made it into the charts. Ladies and gentlemen, Motörrrheeeeaaad!”

So beginnt die Aufzeichnung mit einer Ankündigung mit erfreulich viel „rrr“. Und mit einem Gang über die Toms leitet Phil „Animal“ Taylor das bekannte „Stay Clean“ ein. 8 Monate nachdem Motörhead bei John Peel waren, spielten sie auf Einladung der BBC im Paris Theatre in London einen Gig vor geladenen Gästen. Welchen Eindruck diese Band in dieser frühen Form und ihrer auch ohrenbetäubenden Verfassung auf diese Elite wichtiger und hipper Leute gemacht haben mag, weiß ich nicht. Ich hätte es gern gesehen. Kennt jemand Augen- oder Ohrenzeugen?

Wie man es von der BBC kennt, ist auch hier die Produktion großartig: Lemmys Bass ist nicht übersteuert, Eddies Strat immer sauber zu hören und von Phil hört man alles, jeden einzelnen Schlag auf die Hi-Hat. Lemmy gibt sich wenig redselig und prescht mit seinen Kollegen durch einen furiosen, harten, druckvollen Set. Der Schwerpunkt liegt auf der im März erschienenen „Overkill“. Lediglich „White Line Fever“ vom Debut und „Too Late, Too Late” (B-Seite Overkill Single) bilden eine Ausnahme.

Ich mag diese Live-Aufzeichnung sogar noch lieber als die legendäre „No Sleep ‘til Hammersmith“. Das liegt sicherlich am druckvollen und zugleich klaren und präzisen Klang. Ich vermute, daß auch das Paris Theatre einen entscheidenden Anteil hat. Das Ganze klingt sehr direkt und intim, warm, fast wohnzimmerartig. Vielleicht wollte die Band dem anwesenden „besonderen“ Publikum auch zeigen, was eine amtliche Bedienung ist: diese Vollbedienung kriegt es! Es hat irgendwie auch die Atmosphäre eines Showcase. Auf jeden Fall spielt die Band auf den Punkt und läßt in der Retrospekive die folgenden Jahre und Großtaten erahnen. Noch im selben Jahr folgt mit „Bomber“ ja auch kein schlechtes Album.

Paris Theatre (London): bei dem Club handelt es sich um ein ehemaliges Kino, das die BBC lange als Konzertsaal für Aufzeichnungen und Sendungen genutzt hat. Es hatte eine Kapazität von unter 400 Zuschauer und lag in der Lower Regent Street in Westminster. In so einem feudalen Ambiente mit Polstersesseln, Kronleuchtern, dicken Tapeten, in dieser exquisiten Gegend kann ich mir Motörhead sehr gut vorstellen. Der Gedanke macht mir rückblickend viel Freude.
  1. Stay clean (Overkill 1979)
  2. No class (Overkill 1979)
  3. White line fever (Motörhead 1977)
  4. I’ll be your sister (Overkill 1979)
  5. Too late, too late (Overkill 1979 Single)
  6. (I won’t) Pay your price (Overkill 1979)
  7. Capricorn (Overkill 1979)
  8. Limb from limb (Overkill 1979)
(Kilmister, Clarke, Taylor)

paris_entrance.jpg


p026zjxl.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
We are Motörhead... and we play rock’n roll (Teil 2)


BBC Live & In-Session


3. David Jensen Show (aufgenommen am 01.10.1981 / gesendet am 06.10.1981)


Wiederum 2 Jahre später, folgten Motörhead erneut einer Einladung der BBC um für die BBC 1 – David Jensen Show eine Session aufzunehmen. Im November 1980 war mit „Ace Of Spades“ eines ihrer besten Alben erschienen, das erste mit Gold ausgezeichnete. Ein Album, das den einen oder anderen Klassiker enthält. Noch ist die Band arschtight und eine Einheit und genauso kommt sie in den fünf Stücken dieser Session auch rüber. Druckvoll, eingespielt, kompakt, ausgewogen. Ich bilde mir ein, raushören zu können, das die immer umfangreicheren Tourneen die Band immer besser werden lassen. Die Produktion ist wieder absolut überragend: transparent, mit ordentlich Druck, direkt. Es gibt einige Alben in späteren Jahren, deren Sound nicht mit der Qualität der BBC-Produktionen mithalten kann.

Der Schwerpunkt liegt bei den Stücken auf „Ace Of Spades“, lediglich das auch beim Konzert im Paris Theatre gespielte „White Line Fever“ und „Like A Nightmare“ von der „No Class“-Single sind nicht vom Album. Ich kann gar nicht mal sagen, welches Stück mir am besten gefällt, auch wenn das Medley „Bite The Bullet / The Chase Is Better Than The Catch“ schon etwas heraussticht.

  1. Fast and loose (Ace of spades 1980)
  2. Live to win (Ace of spades 1980)
  3. White Line fever (Motörhead 1977)
  4. Like a nightmare (No class B-Seite Single 1979)
  5. Bite the bullet / The chase is better than the catch (Ace of spades 1980)

(Kilmister, Clarke, Taylor)

4. Friday Rock Show (aufgenommen am 09.05.1986 / gesendet am 16.08.1986)

1986 hatten Motörhead turbulente und schwere Jahre hinter sich. Zunächst der Split des legendären Trios mit dem Ausstieg von Fast Eddie Clarke und Phil „Animal“ Taylor, das Gezicke mit Brian Robertson, der allerdings seinen Anteil an einer fantastischen Platte hatte, die Streitigkeiten mit Bronze Records. Am Ende ging es gut aus: Lemmy fand mit Michael „Wurzel“ Burston, Phil Campbell, der ja einige Zeit bleiben sollte und Pete Gill ein neues Line-Up. Das erste Lebenszeichen dieser Band war KILLED BY DEATH! Ich habe dazu nichts mehr zu sagen! Das Stück markiert für mich den Beginn des Wandels einer Rock’n Roll Band in eine Heavy Metal Band, sorry Lem! That’s the way it is! 1986 folgte dann das lang ersehnte Album mit Orgasmatron: die Wiederauferstehung! Doctor Rock, Deaf Forever (woran erinnert mich das bloß?), Orgasmatron, Built for Speed, Claw… Was für eine Platte ist das bitte, mit einem leider etwas bescheidenen Sound...

Bevor dies Album im August 1986 das Licht der Welt erblickte und uns beglückt aufhorchen ließ, bewies der öffentlich-rechtliche Rundfunk in England in Gestalt von Tommy Vance und der Friday Rock Show wieder ein gutes Gespür. Motörhead wurden erneut eingeladen, eine Session für die BBC aufzunehmen. Sie nutzten diese, indem sie drei Stücke des bald erscheinenden Albums aufnahmen. Dazu gab es eine Version von KILLED BY DEATH – sagte ich bereits, daß dies Lied nicht völlig unbedeutend für mich ist?

Der Patient war tot, jetzt lebt er wieder: gleich mit den ersten Takten von „Killed By Death“ zeigen Motörhead, daß sie noch viel vorhaben. Die Band spielt druckvoll, arschtight, mit viel Energie und Spielfreude. Nicht ganz so gut ist die Produktion, von den beiden Gitarren geht unter viel Basslast etwas verloren, sie sind noch nicht so metallisch, wie sie es in späteren Jahren sein würden. Aber trotzdem ist der Sound wunderbar direkt, nicht ganz so klar wie bei den vorherigen Sessions. Mich zieht das Stück in einen Strudel der Erinnerungen.

Orgasmatron: vor meinem Augen entsteht sofort das Bild von Lemmy, der auf der Bühne von unten grün angestrahlt wird und „I am the one, Orgasmatron, the outstretched grasping hand...“ nun ja, singt oder besser lemmiet! Doctor Rock und Deaf Forever (Jubel im Auditorium bitte) fallen in keinster Weise ab. Motörhead stehen an einem wichtigen Punkt ihrer Karriere und sie sind drauf und dran, ihre Karriere so richtig starten zu lassen.

Orgasmatron – spoken words: falls noch jemand etwas Schönes für Voicemail, Anrufbeantworter oder Klingelton braucht, Lemmy wußte es früher!
  1. Killed by death (No remorse 1984)
  2. Orgasmatron (Orgasmatron 1986)
  3. Doctor rock (Orgasmatron 1986)
  4. Deaf forever (Orgasmatron 1986)
  5. Orgasmatron (Spoken words)
(Kilmister, Campbell, Wurzel, Gill)

Ich habe die Scheibe in den letzten Wochen immer wieder mal gehört. Sie ist immer und jederzeit ein reines Hörvergnügen. Ich habe sie zwischen Lemmys 70. Geburtstag und seinem Todestag mehrmals gehört wie alle anderen Scheiben auch. Obwohl ich keinerlei sentimentalen Momente und Erinnerungen mit ihr verbinden kann, rührt sie mich dennoch immer. Woran das liegen mag, kann ich gar nicht sagen. Vielleicht spielt meine in den letzten Jahren entdeckte Faszination für den Blues und den Bluesrock eine Rolle, daß mir die „bluesigen“ alten Motörhead gefallen. Vor 20 Jahren wäre das nicht der Fall gewesen. Vielleicht ist die mit den Jahren gewachsene Bedeutung von Motörhead im Allgemeinen und Lemmy im Besonderen für mich persönlich der ausschlaggebende Faktor.

Auf jeden Fall gefällt mir die konzentrierte Version einer Band, die sich im Studio einfindet und „mal eben“ einige Stücke einspielt, damit diese im Radio gespielt werden. Radio ... das ist schön, das ist früher, das ist die Zeit, in der man aufgeregt vor der Kiste saß und sich über neue, unbekannte, aufregende Musik freute, kaum Informationen bekam. Das ist ganz viel Sentimentalität. Ich mag mir nicht vorstellen, wie ich mich beim Hören der Scheibe fühlte, wenn ich die Sendung live im Radio gehört hätte oder beim Konzert gewesen wäre.

Was mir an dieser Zusammenstellung außerdem außerordentlich gut gefällt, ist die Abweichung von den uns so vertrauten und unzählige Male erlebten Klassikern live. Kein Bomber, Overkill, Ace Of Spades! Dafür erleben wir die Band viermal an für ihre Karriere bedeutenden Momenten. Eine junge Band am Anfang ihrer Karriere, jeweils kurz nach Veröffentlichung für sie wegweisender Alben und nach einem karrieregefährdenden Einschnitt. Dieses Ding ist nicht nur ein wunderbarer Rückblick auf einen kleinen aber besonderen Teil der langen Geschichte von Motörhead, sondern Rockgeschichte allgemein! Thank you John, David and Tommy!


Mein Fazit: ich liebe sie... ich möchte mehr!

Empfehlung: absolutes Muß! Jeder Teil wäre für sich genommen eine spitzenmäßige EP.


For once Lemmy, you were right… back then you played rock’n roll! For us you still do! Cheers Lem!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß echt noch nicht, ob ich übermorgen das "Kiss of Death"-Review hinkriegen werde. Bin zwar permanent online, aber wirklich nen klaren Gedanken kann ich nicht fassen, da ich seit 5 Tagen mit ner schweren Grippe rumhänge und die sich dank der Nebenhöhlen mit Zahnschmerzen ausbreitet und mittlerweile auch ordentlich Nierenschmerzen verursacht. Hab zwischendurch noch nicht mal mehr Bock, überhaupt Musik zu hören ... und das will schon was heißen.
dann ne fette gute Besserung!!! Hatte ich vor kurzem das gleiche Problem. Grippeinfekt der die Nebenhöhlen vollballerte und die wiederum ein oder zwei Zähne, konnte schon das gelblich-weiße am geschwollen Zahnfleisch sehen.. hab es aber mit Inhalieren, Nasendusche (kein Scheiß, das hilft) und Ibuprofen mind. 400ern wieder in Griff bekommen - bis auf den fucking Husten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr geil @Grrrwarrrd !
Hab mich bei MOTÖRHEAD noch so gar nicht mit den ganzen Live-Geschichten beschäftigt. Deine Beiträge machen aber sehr viel Lust darauf das zu ändern.:)
 
komme grad nicht so zum lesen von längeren Sachen weil mein Neffe ein paar Tage da ist und volle Aufmerksamkeit verdient, aber ich versuche es heut eNacht, sieht auf jedne Fll schonmal grandios aus!!
 
We are Motörhead... and we play rock’n roll (Teil 1)


BBC Live & In-Session

Motörhead... warum Motörhead? Unsere Beziehung kam schwer in die Gänge. Zwar war mir der Name der Band in meinen frühen musikalischen Zeiten irgendwie geläufig, aber mit uns beiden ist das lange nichts geworden. Ich blicke mal zurück:

1978 hörte ich auf NDR2 unglaubliche Töne und war glücklicherweise geistesgegenwärtig genug, die Sendung auf Kassette in mono mitzuschneiden: AC/DC ca 40 min live... das war es, das war meine Musik. Ich ahnte nicht, welche Welten sich mir öffnen würden. 1980 kamen Saxon in Gestalt von „Strong Arm Of The Law“ in mein Leben, Iron Maiden folgten und Krokus, Accept, Judas Priest, Def Leppard, Ozzy Osbourne, Michael Schenker Group, Thin Lizzy... 1984 beim Rock Pop in Concert habe ich sie alle abgöttisch geliebt und in einer Höllenlautstärke vor dem TV abgefeiert. Meine Plattensammlung wuchs, bis heute, aber das kennen wohl die meisten von uns, dieses winzige Problem, dessen wir uns erst beim Umzug wieder gewahr werden.

Aber was war mit Motörhead? Mein kleiner Bruder war schneller... 5 Jahre jünger als ich und ca 1983 kam er mit seiner ersten selbst gekauften Scheibe nach Hause: „No Sleep ‘til Hammersmith“... Was war das? Das war nichts für mich, zu rauh, was für ein Geschrei, der Sound unbeschreiblich für mich. Der Lütte feierte sie ab, wie er später Kreators endlosen Schmerz lange vor mir begreifen und abfeiern würde. Für mich waren Motörhead eine Band, die sich mir nicht wirklich erschloss. Bei dem einen oder anderen Kumpel hatte ich inzwischen auch in „Ace Of Spades“, „Overkill“ und „Bomber“ reingehört... aber ehrlicherweise hatte ich mich an Motörhead gewöhnt, Freunde wurden wir aber nicht.

Im September 1984 wurde alles anders! Motörhead lagen lange im Streit mit ihrer Plattenfirma Bronze Records und veröffentlichten eine Compilation, um aus dem Vertrag herauszukommen: „No Remorse“! Alle Uhren auf null...alle Zeichen auf Sturm!

Ich kaufte mir im Plattenladen meines Vertrauens in Oldenburg – nein, nicht im MTS, das war später!:D – die „No Remorse“ im Kunstledercover und legte sie zuhause auf: Ace Of Spades, Motörhead, Jailbait, Stay Clean, Too Late Too Late… okay, das gefällt mir doch, irgendwie! Killed By Death… Killed By Death… KILLED BY DEATH! “Shut Up!” Zwei Worte und Lemmy hatte mich! Das war es! Alles war anders! Motörhead waren in meinem Leben angekommen und haben es nie wieder verlassen und werden bleiben bis zum bitteren Ende! Und ein sehr willkommener Nebeneffekt: Girlschool... welcome to my life, lassies! „Emergency“ und „Please Don’t Touch“ sind definitiv unter meinen 100 Lieblingsstücken.

Seitdem sind Motörhead zunehmend wichtiger geworden und seit einigen Jahren ja auch auf dem Arm verewigt mit u.a. AC/DC, Iron Maiden, Saxon, Thin Lizzy, Metallica... noch Fragen?

Doch zurück zum eigentlichen Thema: warum diese Scheibe und nicht eine der regulären Studioreleases, oder eine richtige Live-Scheibe oder warum nicht „No Remorse“? Die regulären Platten wollte ich lieber denjenigen unter uns überlassen, die viel größere Fans von Motörhead sind als ich. Sollte jemand einen AC/DC Month starten, „Back In Black“ mache ICH! Sie verdienen einfach diese etwas verrückte Würdigung. Live-Scheiben sind nicht so meine Sache, auch wenn es unzählige grandiose Konzertmitschnitte gibt. Und „NO Remorse“?Eine Compilation? Nein, auch wenn sie wichtig für mich war.

BBC Live And In-Session repräsentiert irgendwie die Art und Weise, wie ich mir Motörhead erschlossen habe. Spät und auch rückwärts, was sich erst mit der "1916" geändert hat. Die ersten Alben haben sehr spät Einzug in meine Sammlung gefunden. „Motörhead“ sogar erst letzte Woche und „On Parole“ im vorletzten Jahr. Und ich verliebe mich zusehends in die frühen, ganz frühen Motörhead, die noch so anders klingen als ihre metallischen und ebenso würdigen Nachfolger.

BBC Live And In-Session – Motörhead (2005)

118343471.jpg


Motörhead bei der BBC, mehrmals, im öffentlich-rechtlichen Radio! Nicht nur hier und da mal ein Stück, nein, mehrere Sessions im Studio und sogar ein Konzert auf Einladung der BBC. Das klingt nach dem Himmel auf Erden. Kann sich das irgendjemand vorstellen für die späten Siebziger und frühen Achtziger in den Funkhäusern der ARD? Eben! Die BBC war für den Rock’n Roll, harte Rockmusik allgemein, innovative Rockmusik und Heavy Metal – bekanntlich die Antwort auf alle Fragen, die der Fußball nicht hat – eine wichtige Institution. Die John Peel Sessions, die Friday Rock Show mit Tommy Vance, Top Of The Pops etc.

Die Doppelscheibe bietet genau das: sie bietet drei solcher Sessions und ein Konzert im besonderen Rahmen. Die Sessions in den Studios der BBC boten Bands die Möglichkeit, einige ihrer Stücke in hervorragender Qualität in professionellem Umfeld aufzunehmen. Manche waren schon live erprobt und anderweitig erschienen, andere noch nicht veröffentlicht und später in anderen Versionen erhältlich. Was sie aber immer sind: hervorragende Arbeitsnachweise einer jungen, aufstrebenden Band.

1. John Peel In-Session (aufgenommen am 18.09.1978 / gesendet am 25.09.1978)

Motörhead gab es erst 3 Jahre und sie hatten gerade einmal ihre selbstbetitelte Debutscheibe und die Single „Louie, Louie“ veröffentlicht. Eigentlich unfassbar, daß sie eine Einladung von John Peel bekamen, aber sein Gespür für Musik machte diesen ja später zurecht weltberühmt.

Schon die ersten Takte von „Keep Us On The Road“ ziehen mich jedes Mal wieder in ihren Bann... Eddies Strat spielt das Riff, Leads, Bass und Drums setzen ein. Eine glasklare Produktion, die kein Instrument betont, über allem klingt eine junge, fast frische Stimme von Lemmy. Ich habe das Gefühl, als säße ich im Studio, so direkt spricht mich der Sound an, ziehen mich Eddies Lead immer tiefer in die Kopfhörer. Louie Louie ist die gültige Reminiszenz, die Lemmy seinem Helden Chuck Berry erweist. Rock’n roll! Das erst auf Overkill im folgenden Jahr erscheinende „I’ll Be Your Sister“ läßt noch nicht erahnen, was uns dort erwarten würde, aber ist genauso ein wunderbarer harter Bluesrocker wie das abschließende treibende „Tear Ya Down“ von der „Louie, Louie“-Single.
  1. Keep us on the road (Motörhead 1977)
  2. Louie, Louie (Single 1978)
  3. I’ll be your sister (Overkill 1979)
  4. Tear ya down (Louie, Louie B-Seite 1978)
(Kilmister, Clarke, Taylor)

2. In-Concert Live from Paris Theatre (Aufgenommen am 16.05.1979 / gesendet am 26.05.1979)

“Rrright, after umpteen years of motorway slog, Lemmy and the crew have finally made it into the charts. Ladies and gentlemen, Motörrrheeeeaaad!”

So beginnt die Aufzeichnung mit einer Ankündigung mit erfreulich viel „rrr“. Und mit einem Gang über die Toms leitet Phil „Animal“ Taylor das bekannte „Stay Clean“ ein. 8 Monate nachdem Motörhead bei John Peel waren, spielten sie auf Einladung der BBC im Paris Theatre in London einen Gig vor geladenen Gästen. Welchen Eindruck diese Band in dieser frühen Form und ihrer auch ohrenbetäubenden Verfassung auf diese Elite wichtiger und hipper Leute gemacht haben mag, weiß ich nicht. Ich hätte es gern gesehen. Kennt jemand Augen- oder Ohrenzeugen?

Wie man es von der BBC kennt, ist auch hier die Produktion großartig: Lemmys Bass ist nicht übersteuert, Eddies Strat immer sauber zu hören und von Phil hört man alles, jeden einzelnen Schlag auf die Hi-Hat. Lemmy gibt sich wenig redselig und prescht mit seinen Kollegen durch einen furiosen, harten, druckvollen Set. Der Schwerpunkt liegt auf der im März erschienenen „Overkill“. Lediglich „White Line Fever“ vom Debut und „Too Late, Too Late” (B-Seite Overkill Single) bilden eine Ausnahme.

Ich mag diese Live-Aufzeichnung sogar noch lieber als die legendäre „No Sleep ‘til Hammersmith“. Das liegt sicherlich am druckvollen und zugleich klaren und präzisen Klang. Ich vermute, daß auch das Paris Theatre einen entscheidenden Anteil hat. Das Ganze klingt sehr direkt und intim, warm, fast wohnzimmerartig. Vielleicht wollte die Band dem anwesenden „besonderen“ Publikum auch zeigen, was eine amtliche Bedienung ist: diese Vollbedienung kriegt es! Es hat irgendwie auch die Atmosphäre eines Showcase. Auf jeden Fall spielt die Band auf den Punkt und läßt in der Retrospekive die folgenden Jahre und Großtaten erahnen. Noch im selben Jahr folgt mit „Bomber“ ja auch kein schlechtes Album.

Paris Theatre (London): bei dem Club handelt es sich um ein ehemaliges Kino, das die BBC lange als Konzertsaal für Aufzeichnungen und Sendungen genutzt hat. Es hatte eine Kapazität von unter 400 Zuschauer und lag in der Lower Regent Street in Westminster. In so einem feudalen Ambiente mit Polstersesseln, Kronleuchtern, dicken Tapeten, in dieser exquisiten Gegend kann ich mir Motörhead sehr gut vorstellen. Der Gedanke macht mir rückblickend viel Freude.
  1. Stay clean (Overkill 1979)
  2. No class (Overkill 1979)
  3. White line fever (Motörhead 1977)
  4. I’ll be your sister (Overkill 1979)
  5. Too late, too late (Overkill 1979 Single)
  6. (I won’t) Pay your price (Overkill 1979)
  7. Capricorn (Overkill 1979)
  8. Limb from limb (Overkill 1979)
(Kilmister, Clarke, Taylor)

paris_entrance.jpg


p026zjxl.jpg

Danke für diese tolle Besprechung:top::top::top:
Du hast dieses Sammelsurium an tollen "EPs" in lesenswerter Weise gewürdigt. Gerade läuft Killed By Death von der Friday Rock Show. Und zu Deaf Forever muss ich sagen, dass es meinste liebste Version des Songs überhaupt ist. Richtige Geschwindigkeit und von Lemmy mit wundervollem "Uh-uh, let's go!" eingeleitet:verehr:

Nur in einer Sache muss ich Dir widersprechen: dass Du die BIB-Besprechung für einen eventuellen AC/DC-Month machen würdest, wäre noch lange nicht ausgemacht ;):feierei:
 
Danke für diese tolle Besprechung:top::top::top:
Du hast dieses Sammelsurium an tollen "EPs" in lesenswerter Weise gewürdigt. Gerade läuft Killed By Death von der Friday Rock Show. Und zu Deaf Forever muss ich sagen, dass es meinste liebste Version des Songs überhaupt ist. Richtige Geschwindigkeit und von Lemmy mit wundervollem "Uh-uh, let's go!" eingeleitet:verehr:

Nur in einer Sache muss ich Dir widersprechen: dass Du die BIB-Besprechung für einen eventuellen AC/DC-Month machen würdest, wäre noch lange nicht ausgemacht ;):feierei:
Danke für die Blumen!

Doch!... "Back in black" ist die erste Platte meiner Sammlung und die beste Platte der besten Band! Diskussion aus! :D
 
@Grrrwarrrd : Wow! Danke für das klasse Review. So viele Fakten - everyday you learn something new. :)

Muss mir jetzt erst mal die Scheibe wieder anhören - ich hatte sie mir relativ spät zugelegt (an dem Tag, als ich von Lemmys Tod erfahren habe, um genau zu sein. Irgendwie brauchte ich da zum Trost dringend neuen Motör-Stoff. :hmmja:).
 
@Grrrwarrrd : Wow! Danke für das klasse Review. So viele Fakten - everyday you learn something new. :)

Muss mir jetzt erst mal die Scheibe wieder anhören - ich hatte sie mir relativ spät zugelegt (an dem Tag, als ich von Lemmys Tod erfahren habe, um genau zu sein. Irgendwie brauchte ich da zum Trost dringend neuen Motör-Stoff. :hmmja:).
Danke... dabei war das so gar kein neuer Stoff. Ich habe mir das Album auch erst vor vier oder fünf Jahren gekauft. Das hatte irgendwie etwas von einem Museumsbesuch. Aber ich gehe immer wieder sehr gern in dieses Museum!
 
Danke... dabei war das so gar kein neuer Stoff. Ich habe mir das Album auch erst vor vier oder fünf Jahren gekauft. Das hatte irgendwie etwas von einem Museumsbesuch. Aber ich gehe immer wieder sehr gern in dieses Museum!
Ich meinte ja auch eher "Stoff, den ich noch nicht im Schrank habe". ;)
Und irgendwie hat's ja auch was schönes, wenn man sich immer noch über "neue" Motörhead-Scheiben freuen kann.
Da fällt mir ein, wollte gleich noch in meinen Stammplattenladen schlurfen - habe beschlossen, der erste Kauf des neuen Jahres soll die "What's Words Worth" sein. :D
 
Zurück
Oben Unten