♠ Every Month is MOTÖRMONTH! ♠

Mit Trauer umzugehen ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Ich tu mich damit ebenfalls schwer, und im Falle Lemmy, Phil, Fast Eddie und Würzel ist es kaum erträglich. Motörhead waren eine Institution in meinem Leben, und das Ende der Band durch Lemmys Tod habe ich bis heute nicht verarbeiten können. Und jetzt kommt dieser Thread daher und zaubert mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Seit Lemmy Abschied habe ich nur noch wenig Motörhead gehört, weil ich es einfach nicht verkraftet habe. Und jetzt lese ich diese tollen Beiträge voller Liebe für die Band und ihre Musiker, und die positiven Gefühle kämpfen sich wieder an die Oberfläche.
Ich höre in diesem Moment zum ersten Mal seit damals das Debüt mit richtig Lust und Spaß daran, und das alte Motörhead-Gefühl ist endlich wieder dabei.

Danke Forum für dieses Geschenk, ihr seid absolut großartig :feierei::verehr:
Ich habe das erst heute gelesen und möchte dazu doch noch was sagen. 2012 habe ich angefangen ab Heiligabend die Feiertage über ausschließlich Motörhead zu hören. 2015 war das nicht anders. Als ich von Lemmys Tod erfuhr, von dem wir alle wußten, daß er unmittelbar bevorstünde, habe ich sofort wieder angefangen, Motörhead aufzulegen. Trauer habe ich gar nicht verspürt, eher eine tiefe Zufriedenheit und Dankbarkeit für diese ganze Musik und all die Erinnerungen über so viele Jahre. Bei mir hat das sogar dazu geführt, daß ich ein größerer Motörheadfan geworden bin als ich es vorher war.
Diese inzwischen liebgewonnene kleine Tradition von 0:00 am 24.12. bis 0:00 am 29.12. nur Motörhead zu hören versetzt mich immer wieder in den gleichen Zustand von Dankbarkeit und Zufriedenheit. Ähnliche emotional berührende Momente gibt es wenige; ich warte ab, was passiert, wenn ich es doch mal nach Howth schaffe zum Grab von Phil Lynott oder zu Bon Scott oder zu Malcolm Young.
Anekdote am Rande: Mitte der 80er haben wir in der Clique gewettet, wie lange Lemmy noch leben würde. Ich war mit 1999 der wagemutigste von uns. Ich bin unendlich froh, daß Lemmy diese Wette gewonnen hat!
 
Dass ist ja eine gewagte These: ich ziehe SÄMTLICHE Bon Scott-Aufnahmen der dennoch göttlichen BIB vor! Und noch leben ja Angus und Brian und so, also langsam mit nem Month;)
 
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Dass ist ja eine gewagte These: ich SÄMTLICHE Bon Scott-Aufnahmen der dennoch götltichen BIB vor! Und noch leben ja Angus und Brian und so, also langsam mit nem Month;)

Sehe ich keine Probleme. Von AC/DC kommen (wenn man sie überhaupt noch zum offiziellen Kanon zählen mag) allerhöchstens noch 1-2 Alben, dann ist der Ofen aus.
 
@Lycanthrop uff puh wow ... irgendwas davon und irgendwie alles. Faktisch richtig, subjektiv beeindruckend... und "aftershock" ist eine großartige Platte, die bei mir übrigens auch monatelang rumstand, aber dann... Danke für diesen geilen Text! Meine Buchstabenquote für heute ist erfüllt. :top::top::top:
 
Doch!... "Back in black" ist die erste Platte meiner Sammlung und die beste Platte der besten Band! Diskussion aus! :D
Nein, es ist nicht die beste Platte der besten Band. Aber es ist die absolut und wirklich beste Platte aller Zeiten :D

Dass ist ja eine gewagte These: ich SÄMTLICHE Bon Scott-Aufnahmen der dennoch götltichen BIB vor! Und noch leben ja Angus und Brian und so, also langsam mit nem Month;)
Das ist eine ganz harte Angelegenheit. Denn Du hast ziemlich fast beinahe zu 99,99% recht. Die AC/DC-Aufnahmen mit dem besten Bühnenperformer aller Zeiten (außer Freddie Mercury vielleicht...) sind etwas ganz, ganz besonderes und ohne jegliche Schwachstelle. Doch steht Back In Black tatsächlich noch einen kleinen Tick darüber... warum, erkläre ich gerne ausführlich in einer separaten Rezi, die sich über mehr als eine Forumsseite erstrecken wird (@Grrrwarrrd oder andere werden das aber sicher auch können :):cool:). Hätten sich AC/DC 1981 nach BIB aufgelöst, wäre es für mich heute keine Frage, welche die beste Band aller Zeiten wäre... oder wenn Bon Scott noch leben würde... und ja, der AC/DC-HuldigungsMonth darf gerne noch lange warten.

Aber jetzt bitte keine unnötige AC/DC-Diskussion in diesem Fred. Lasst uns Lemmy feiern:D:feierei:
 
...2012 habe ich angefangen ab Heiligabend die Feiertage über ausschließlich Motörhead zu hören. 2015 war das nicht anders. ...
...Diese inzwischen liebgewonnene kleine Tradition von 0:00 am 24.12. bis 0:00 am 29.12. nur Motörhead zu hören ...
Bei mir gibt es auch ne Tradition
Irgendwann im November lade ich mir den Autostick mit ausschließlich Motörheadstudioalben voll.
Der wird dann erst mal durch gehört.
 
Vielen herzlichen Dank an alle für die Gefallensbekundungen!

Mir ist mit Absendung des Beitrags eine Last von den Schultern und ein Stein vom Herzen gefallen. Im Vorfeld hatte ich haargenau wieder die selben Fehler gemacht, wie schon zur Schulzeit bei der Vorbereitung von Referaten oder längeren Hausarbeiten. Unterschätzung des Zeitflusses, Überschätzung meiner selbst in Sachen Zeiteinteilung. Es war schon sehr früh ein grober Plan da... und das reichte ja erstmal. 3 Tage vor Termin kamen immerhin schon Stichworte und vorgestern Abend standen immerhin schon 30% des Textes, der Rest konnte ja locker noch am Stichtag selbst bis zum Nachmittag fertiggestellt werden. Pustekuchen! Das Schicksal schlägt mit strafender Hand gnadenlos zu, das Büro versinkt im Chaos, keine Chance irgendwas zu schreiben. Erst gegen Feierabend werden hysterisch ein paar Sätze in die Tasten gekloppt. Dann sind meine Frau und ich auch schon mit einem Bekannten in einer Kneipe verabredet. Ich heuchle Aufmerksamkeit, während ich heimlich buchstabenweise per Smartphone am Text weiterschreibe. Danach direkt zur nächsten Verabredung, musizieren mit Freizeit-Band. Die Zeit zwischen zwei Songs und jedes Gitarrensolo wird zum Schreiben genutzt. Gegen 23 Uhr bin ich zu Hause. Meine Frau fragt mich, ob wir noch ein bisschen "Supernatural" gucken wollen, ich antworte, ich müsste vorher noch für das Forum einen Text über ein Motörhead-Album zuende schreiben. Der Abgabetag wäre schon fast durch und ich hätte den Text bereits für Nachmittag angekündigt. Sie: "Mein Gott, warum tut ihr euch denn sowas an???" Ich: "Naja, ist natürlich etwas stressig, wenn man es verbummelt, macht aber auch viel Spaß. Es gibt ja nun wesentlich schlimmere Hobbys." Sie: "Jaaaaaaa... mir fällt zwar gerade keins ein, aber... pfff..." Diskussion zwecklos. Ich setze zum Endspurt am Smartphone an, der Akku geht gen Null. Ich greife zum defekten Laptop, der gibt nach ein paar Worten den Geist auf. Ich warte bis der Akku vom Smart wenigstens ein bisschen Stoff drauf hat, dann geht es weiter. Ich merke die Biere, die ich seit Feierabend eingefahren habe und vertippe mich dauernd. Auch mit den Formulierungen klappt es nicht mehr sooo klasse. Mir fällt ein Zitat aus der "Feuerzangenbowle" ein: "Pfeiffer, se faseln!" Ich fange an Pläne zu schmieden, das Forum heimlich zu verlassen und in einem anderen um Asyl zu bitten, aber mit jedem seriösen Forum gibt es bestimmt Auslieferungsabkommen bei solchen Vergehen. Also bringe ich es lieber zuende. Es ist soweit. Nachlesen, verbessern (jede Menge), mühsames Formatieren. Ich hatte gehofft, es bis 23:59 Uhr zu schaffen, es ist aber schon 00:13 Uhr, also bereits der 8., scheiße. Was soll's, ich schicke ihn raus. Inzwischen läuft "Supernatural", aber ich gucke alle 2 Minuten ins Forum. Totenstille. Es ist zwar schon sauspät, aber trotzdem ist mir mulmig. Benachrichtigungen. Ich sehe vorsichtig nach. Erste positive Reaktionen. Ich atme auf. Heute ging es mir körperlich dreckig, seelisch war ich glücklich, dass der Text gut aufgenommen wurde. Jetzt sitze ich hier, trinke ein Konterbier und bin froh, die Sache durchgezogen zu haben.
Das Review hast du gut geschrieben... standest du doch gefühlt schon fast at the gerds of the Forum! Nee, gefällt mir. Meine Zeiteinteilung war ähnlich, allerdings nüchtern, ohne weibliche Ablenkung und nur von teegetriebenen Gängen unterbrochen. Ich habe 2 min überzogen! Schlimme Sache! :D
 
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Von der Hammered-Tour gibt es ein sehr schön aufgemachter Bootleg (Digipak) aus der Stadthalle in Offenbach. Unbedingt zulegen.
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die suche ich auch immer noch, also wenn, die Onkel, der Tante des dritten Cousins mütterlichersetis der Bekannten, also irgendwer was weiß bitte melden.
 
MOTÖRHEAD - No Sleep 'til Hammersmith (1981)

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Ihr fragt euch sicher: "warum hat er sich gerade für dieses, noch dazu ein Live-Album als Pate zur Verfügung gestellt?"

Nun, die Geschichte ist schnell erzählt. Habt ihr eine dreiviertel Stunde Zeit? Ich liebe viele Live-Alben. Sternstunden wie Status Quo Live, UFO, Thin Lizzy, KISS und andere machen für mich häufig - nicht immer - das Salz in der Suppe aus.

Prolog:

Aber zunächst muss ich etwas weiter ausholen. Wie so einige von uns, war ich ein ziemlicher Spätzünder, wenn es um Motörhead geht. Die ersten, hier bereits besprochenen 3 Alben, waren für mich von der musikalischen Anlage her ebenso neu wie für alle anderen, doch zündeten insbesondere "On Parole" und "Bomber" noch nicht so bei mir. Overkill lief mir bereits damals besser 'rein. Die Musik war laut, vielleicht sogar aggressiv, aber ich hatte immer das Gefühl, man spielte mit angezogener Handbremse. Als 15, 16-jähriger wusste ich natürlich alles - vor allem war ich "Soundexperte." Der erschien mir etwas breiig, altbacken, drucklos. Oh' welch' Frevel (heute sehe ich Gott sei Dank viele Dinge anders). Zu allem Unglück hörte ich wie auch meine meisten Kumpels erst "Ace of Spades", so dass der Sound der Vorgänger tatsächlich - für little comanche zumindest - abfiel.

So machte ich zunächst um die Band zwar keinen Bogen, aber es bestand zu keiner Zeit Gefahr, dass dies einmal zusammen mit Iron Maiden meine absoluten Lieblinge werden würden. Zumal der Sound der ersten beiden Göttergaben der Eisernen einfach besser war, die Songs in Gänze saustark (mir gefielen Maiden vor Kiss am 04.10.1980 in der Ernst-Merck-Halle auch besser als Motörhead am 05.12.1981 nach Tank in der Messehalle 8). Meine Einstellung änderte sich fast schlagartig mit dem Erscheinen von "Ace of Spades." Auf dieser Scheibe stimmte nun alles. Der Sound, die Songs. Der Lemster hörte sich nun endlich so an wie ein gekochtes Stinktier, dass man aus dem 7. Stock geworfen hat. Herrlich. Der "inner circle" unserer Clique, zu der damals bereits ein, nennen wir ihn "At the Gerds", gehörte, feierte das Album ab. Und wurde inspiriert: als ich kurz darauf aus England (Gastfamilie) kommend den Zoll mit 4 Patronengurten durchquerte, staunte man nicht schlecht...

Zum Album:

Nun schließt sich der Kreis zu meinem Thema: der ersten Motörhead Live-Scheibe, am 27. Juni 1981 auf Bronze erschienen. Was ich bis heute nicht wusste: es handelt sich hierbei um das erfolgreichste Album der Dröhnbacken im Hinblick auf Chartplatzierungen (Nr. 1 in England). Wir haben es hier mit einem prima produzierten, für meine Begriffe absolut authentischem Livealbum zu tun, welches im wesentlichen in Leeds und Newcastle während der „Short, Sharp, Pain in the Neck“-Tour 1981 aufgenommen wurde (Iron Horse wurde bereits 1980 auf Tape gebannt). Bonmot: Nicht ein einziges Konzert während dieser Tour fand im Hammersmith Odeon statt.

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Für mich stellte das Album seinerzeit die perfekte Symbiose aus vor allem "Overkill" und "Ace of Spades" dar, nur in noch dreckigerer und lauterer Form. Ein Stück stärker als das Andere (einzig "Iron Horse" und "Capricorn" fielen für mich etwas ab). Ein Fest für den Live-Scheiben-Freak comanche und einfach großartig! Ich möchte mich an dieser Stelle nicht großartig in weiteren Fakten ergehehen.

Onkel comanche erzählt:

Was passierte mit pubertierenden 15 - 16-jährigen nach dem Lauschangriff auf "Hammersmith?" Es sprudelten die guten Ideen! Etwa: wie können wir unserer Umwelt, den Mitmenschen, möglichst subtil, aber eindruckvoll die Gesangeskünste unseres Lemsters darbringen? So nach dem Motto: You'll never forget? Anläßlich der Dorfdisco im Haus der Jugend immer freitags wünschten wir uns wiederholt "Bomber." Unser Flehen wurde meist erhört, nur einmal kam aus Versehen statt "Bomber" dann "Capricorn." Dazu läßt es sich nicht ganz so flockig headbangen.

Dann nahmen wir den Urschrei vor "We are the Road Crew" auf. Meine Freunde Martin (leider mit 18 Jahren verstorben) und At the Gerds schnappten uns den Casettenrecorder und spielten den Schrei wieder und wieder ab verbunden mit der Frage, meist an ältere Mitbürger, "was halten Sie von diesem Schrei?" Was da zum Teil für Antworten kamen...Bezug wurde auf Fussballfans genommen, ein anderer Herr verordnete Lemmy eine Heidenwut, wieder ein anderer mutmasste, Lemmy hätte Durchfall. Einfach göttlich.
Während ich diese Zeilen schreiben kommen mir wieder viele weitere Anekdoten in den Sinn und ich werden ein wenig gefühlsduselig... In der Bravo gab es - ich glaube Ende 1981 - in 3 aufeinander folgenden Ausgaben Poster von den glorreichen drei. Wir haben die Bravo nicht gekauft, aber die Poster sauber aus der Heftmitte heraus getrennt. Dass das nicht auffiel...

Abschließend möchte ich sagen, dass ich wirklich stolz bin, an dieser Stelle für ein Motörhead-Album Pate zu sein. Nicht nur mir hat Lemmy und die Band insgesamt so viel gegeben, dass kann ich nicht mit dem Kauf von ein paar Platten und dem Besuch einiger Konzerte wieder gut machen. Darum freue ich mich sehr, dass ich auf diesem Weg ein ganz klein bisschen etwas zurückgeben kann. Danke Motörhead, danke Lemmy.

Motörhead for Live.
so geht das Häuptling... ich neige mein Haut als kleiner Krieger auf dem wire donkey! :top: Sehr schön!
 
—- Pt. II —-

Boneshaker

In case you‘re in the wrong show by mistake, we are motörhead -
and we gonna clean your cock.


Der große Schwanzputz anlässlich des fünfundzwanzigjährigen Bandjubiläums wurde während der „We Are Motörhead“ - Tour am 22.10.2000 in der altehrwürdigen Londoner Brixton Academy aufgezeichnet und unter dem Namen „25 & Alive“ als DVD+CD (Boneshaker, 2001) und Doppel-CD (live at Brixton Academy, 2003) in sehr guter Bild- und Tonqualität über SPV / Steamhammer veröffentlicht. Es war die erste größere Videoproduktion für das Label.
Letztgenannte Version bietet eigentlich nur den individuellen Mehrwert, dass das vollständige Konzert nun auch auf CD vorlag. Die Audio-Beilage von „Boneshaker“ ließ aus Platzgründen sechs Songs aus. Das trifft auch auf die limitierte Vinylveröffentlichung von 2009 zu. Und ja, auch das Cover des Pappschubers mit der Brixton Academy macht was her. Ich hab eine Schwäche für solche Motive.

Los ging’s mit dem Titeltrack des damals aktuellen Albums „We Are Motörhead“. Von Null auf Dampframme in drei Sekunden. Es folgen „No Class“ und „I‘m So Bad...“. Nach drei Songs schwitzen Phil und Mikkey wie die Schweine. Und schon diese ersten drei Knaller repräsentierten drei verschiedene Epochen der Bandgeschichte, die an diesem Abend mit dreiundzwanzig Titeln über fast den gesamten Backkatalog präsentiert werden sollte. Neben den ewigen Liveklassikern gibt’s unter anderem mit „Over Your Shoulder“, „Broken“ oder „Stay Out Of Jail“ auch aktuelle Songs, die sich nahtlos ins Gewitter einfügen. „You Better Run“ schaffte es auch ins Programm. Das einzige Mal auf dieser Tour. Völlig großartig auch, wenn die ganze Band nach dem Drumsolo in „Sacrifice“ wieder in den Song einsteigt und den ganzen Saal grillt oder wie herrlich angepisst sich Lemmy durch „Orgasmatron“ göbelt.

You like rock’n‘roll, don‘t you?
So let me hear it by rocking fucking roar, brixton!


Wie schon bei vergangenen Bandgeburtstagen gab es eine Menge Gäste auf der Bühne. An sich eine gute Sache, aber „Born To Raise Hell“ mit Doro Pesch und Withfield Crane ging leider in die Hose. In dieser Urgewalt bestehen zu wollen, ist halt auch ein aussichtsloses Unterfangen. Motörhead brettern alles nieder und drei Zimmer weiter schreit noch jemand rum. Das klappte später mit den zusätzlichen Gitarren etwas besser. Und außerdem, Lemmy hatte zur Party gerufen! Wer rumningelt, geht Kippen aufsammeln! Als ob wir nicht alle schon tausendfach davon geträumt haben, mit dieser Band auf der Bühne zu stehen!

Motörhead sind eine der wenigen Bands, wo ich mich nur sehr schwer auf einen besten Song oder ein bestes Album festlegen könnte. Keine Sekunde wäre ich mit so einer Entscheidung glücklich! Klar ist aber, dass „Bomber“ eine der größten Granaten ist. Aber verdammt, nie klang der Song so geil wie an jenem Tag in London! Wenn mir das Stammhirn den Songs ins Bewusstsein funkt, dann in dieser Version. Wie oft bin ich daheim vor der Anlage ausgerastet, wenn Lemmy und sein Rickenbacker in das Lied einsteigen. Dieses grundgeile Geschepper!
Unfassbar, wie dieses Konzert zum Ende hin eskaliert, wie die Band sich in einen Rausch spielt. Auch unter den Verrückten in der ersten Reihe sahen einige schon nicht mehr gesund aus.

Playing for the high one, dancing with the devil
Going with the flow, it's all a game to me


Und die letzte Salbung stand noch aus.

Für „Overkill“ wurden Brain May (Queen), Ace (Skunk Anansie) und „Fast Eddie“ Clarke als Gäste begrüßt. Jeder schnallte sich eine Gitarre um und spätestens hier muss dann auch der Name dieser Veröffentlichung festgestanden haben - Boneshaker. Wem bei dieser astreinen Abfahrt nicht vor Glück die Nackenwirbel aus der Fassung hüpfen, dem ist auch nicht mehr zu helfen.

Thank you for the 25 years, boys and girls ...

Wie immer verhallen die letzten Töne des Konzerts im fiebrigen Flirren der Amps. Der Nachklang einer Supernova der Rockmusik. Ein Spektakel, wo sich zigtausend Motörwatt entladen und du Minuten später noch da stehst wie ein Hortkind.

Für mich bedeutet „25 & Alive“ auch ein bisschen Satisfaktion, weil wir bei Motörhead-Konzerten selten Glück hatten, was den Sound betrifft. Wacken war sehr gut, keine Frage. Aber in Balingen, wenige Stunden bevor das Unwetter das Gelände komplett verwüstete, waren die Böen schon zu stark, bei den ganzen Erfurt-Terminen habe ich es oft nur ausgehalten, weil ich die Songs in- und auswendig kenne. Und Messe Chemnitz? Am besten wäre es, sie würden dieses akustische Scheisshaus einfach wegreißen. Oder sie veranstalten dort nur noch Nachtflohmärkte. Da gibt’s wenigstens ab und an Motörheadplatten zu kaufen. So gesehen kam dieser Livemitschnitt damals genau zur rechten Zeit!

Ich zähle „25 & Alive“ neben „No Sleep ´till Hammersmith“, „The Birthday Party“ sowie „BBC Live & In Session“ zu den essentiellen Livedokumenten der Band. Weil es die letzte und stabilste Besetzung in Bestform und eine großartige Setlist gibt. Es steht vielleicht etwas im Schatten von "Everything Louder..."(Hamburg`98), zum einen wegen der zeitlichen Nähe, aber auch weil es natürlich große Überschneidungen in der Setlist hat. Dennoch, „25 & Alive“ liefert Motörhead in intensivster Form und allein die sich immer weiter hochschraubende zweite Hälfte des Konzerts lohnt den Kauf. Auch klanglich ist das Jubiläumskonzert dem bewusst sehr roh gehaltenen Live-Vorgänger überlegen.

Die „Boneshaker“ - DVD bietet noch jede Menge kurzweiligen Bonusstoff, darunter sechs Songs vom Headliner-Auftritt in Wacken 2001, die Akustik-Session mit Phil zu „I Ain‘t No Nice Guy“ sowie Bandinterviews, VIP- und Backstage-Impressionen von der Brixton-Party, Videoclips und mehr. Genug, um es sich einen Abend lang gut gehen zu lassen!

The only way to feel the noise is when it‘s good and loud ...

Kurzfassung: Ihr braucht’s mal wieder richtig? - Dann hört und seht Euch verdammt nochmal dieses Konzert an!
Jetzt bin ich von der Veröffentlichungsreihenfolge abgewichen... aber vom Kollegen @Krachturm wollte ich das doch zeitig lesen. Was soll ich sagen: " das Ding habe ich nicht, aber jetzt muß ich es kaufen!" Sehr geiles Rewiew! Danke! :top::top::top:
 
ANOTHER PERFECT DAY (UK, Bronze 1983)

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Wunderbares Review einer der besten! Motörhead Scheiben. Immer unter meinen absoluten Lieblingen... "I'm gonna make you shine..." Danke! Ich habe oft überlegt, was noch gekommen wäre, wenn Motörhead so weitergemacht hätten und sich Robbo nicht wie ein kompletter Vollhonk verhalten hätte... Ich bin mit der Scheibe sofort warm geworden, als mich Motörhead endlich überzeugt hatten. :top::top::top:
 
We are Motörhead... and we play rock’n roll (Teil 1)


BBC Live & In-Session

Motörhead... warum Motörhead? Unsere Beziehung kam schwer in die Gänge. Zwar war mir der Name der Band in meinen frühen musikalischen Zeiten irgendwie geläufig, aber mit uns beiden ist das lange nichts geworden. Ich blicke mal zurück:

1978 hörte ich auf NDR2 unglaubliche Töne und war glücklicherweise geistesgegenwärtig genug, die Sendung auf Kassette in mono mitzuschneiden: AC/DC ca 40 min live... das war es, das war meine Musik. Ich ahnte nicht, welche Welten sich mir öffnen würden. 1980 kamen Saxon in Gestalt von „Strong Arm Of The Law“ in mein Leben, Iron Maiden folgten und Krokus, Accept, Judas Priest, Def Leppard, Ozzy Osbourne, Michael Schenker Group, Thin Lizzy... 1984 beim Rock Pop in Concert habe ich sie alle abgöttisch geliebt und in einer Höllenlautstärke vor dem TV abgefeiert. Meine Plattensammlung wuchs, bis heute, aber das kennen wohl die meisten von uns, dieses winzige Problem, dessen wir uns erst beim Umzug wieder gewahr werden.

Aber was war mit Motörhead? Mein kleiner Bruder war schneller... 5 Jahre jünger als ich und ca 1983 kam er mit seiner ersten selbst gekauften Scheibe nach Hause: „No Sleep ‘til Hammersmith“... Was war das? Das war nichts für mich, zu rauh, was für ein Geschrei, der Sound unbeschreiblich für mich. Der Lütte feierte sie ab, wie er später Kreators endlosen Schmerz lange vor mir begreifen und abfeiern würde. Für mich waren Motörhead eine Band, die sich mir nicht wirklich erschloss. Bei dem einen oder anderen Kumpel hatte ich inzwischen auch in „Ace Of Spades“, „Overkill“ und „Bomber“ reingehört... aber ehrlicherweise hatte ich mich an Motörhead gewöhnt, Freunde wurden wir aber nicht.

Im September 1984 wurde alles anders! Motörhead lagen lange im Streit mit ihrer Plattenfirma Bronze Records und veröffentlichten eine Compilation, um aus dem Vertrag herauszukommen: „No Remorse“! Alle Uhren auf null...alle Zeichen auf Sturm!

Ich kaufte mir im Plattenladen meines Vertrauens in Oldenburg – nein, nicht im MTS, das war später!:D – die „No Remorse“ im Kunstledercover und legte sie zuhause auf: Ace Of Spades, Motörhead, Jailbait, Stay Clean, Too Late Too Late… okay, das gefällt mir doch, irgendwie! Killed By Death… Killed By Death… KILLED BY DEATH! “Shut Up!” Zwei Worte und Lemmy hatte mich! Das war es! Alles war anders! Motörhead waren in meinem Leben angekommen und haben es nie wieder verlassen und werden bleiben bis zum bitteren Ende! Und ein sehr willkommener Nebeneffekt: Girlschool... welcome to my life, lassies! „Emergency“ und „Please Don’t Touch“ sind definitiv unter meinen 100 Lieblingsstücken.

Seitdem sind Motörhead zunehmend wichtiger geworden und seit einigen Jahren ja auch auf dem Arm verewigt mit u.a. AC/DC, Iron Maiden, Saxon, Thin Lizzy, Metallica... noch Fragen?

Doch zurück zum eigentlichen Thema: warum diese Scheibe und nicht eine der regulären Studioreleases, oder eine richtige Live-Scheibe oder warum nicht „No Remorse“? Die regulären Platten wollte ich lieber denjenigen unter uns überlassen, die viel größere Fans von Motörhead sind als ich. Sollte jemand einen AC/DC Month starten, „Back In Black“ mache ICH! Sie verdienen einfach diese etwas verrückte Würdigung. Live-Scheiben sind nicht so meine Sache, auch wenn es unzählige grandiose Konzertmitschnitte gibt. Und „NO Remorse“?Eine Compilation? Nein, auch wenn sie wichtig für mich war.

BBC Live And In-Session repräsentiert irgendwie die Art und Weise, wie ich mir Motörhead erschlossen habe. Spät und auch rückwärts, was sich erst mit der "1916" geändert hat. Die ersten Alben haben sehr spät Einzug in meine Sammlung gefunden. „Motörhead“ sogar erst letzte Woche und „On Parole“ im vorletzten Jahr. Und ich verliebe mich zusehends in die frühen, ganz frühen Motörhead, die noch so anders klingen als ihre metallischen und ebenso würdigen Nachfolger.

BBC Live And In-Session – Motörhead (2005)

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Motörhead bei der BBC, mehrmals, im öffentlich-rechtlichen Radio! Nicht nur hier und da mal ein Stück, nein, mehrere Sessions im Studio und sogar ein Konzert auf Einladung der BBC. Das klingt nach dem Himmel auf Erden. Kann sich das irgendjemand vorstellen für die späten Siebziger und frühen Achtziger in den Funkhäusern der ARD? Eben! Die BBC war für den Rock’n Roll, harte Rockmusik allgemein, innovative Rockmusik und Heavy Metal – bekanntlich die Antwort auf alle Fragen, die der Fußball nicht hat – eine wichtige Institution. Die John Peel Sessions, die Friday Rock Show mit Tommy Vance, Top Of The Pops etc.

Die Doppelscheibe bietet genau das: sie bietet drei solcher Sessions und ein Konzert im besonderen Rahmen. Die Sessions in den Studios der BBC boten Bands die Möglichkeit, einige ihrer Stücke in hervorragender Qualität in professionellem Umfeld aufzunehmen. Manche waren schon live erprobt und anderweitig erschienen, andere noch nicht veröffentlicht und später in anderen Versionen erhältlich. Was sie aber immer sind: hervorragende Arbeitsnachweise einer jungen, aufstrebenden Band.

1. John Peel In-Session (aufgenommen am 18.09.1978 / gesendet am 25.09.1978)

Motörhead gab es erst 3 Jahre und sie hatten gerade einmal ihre selbstbetitelte Debutscheibe und die Single „Louie, Louie“ veröffentlicht. Eigentlich unfassbar, daß sie eine Einladung von John Peel bekamen, aber sein Gespür für Musik machte diesen ja später zurecht weltberühmt.

Schon die ersten Takte von „Keep Us On The Road“ ziehen mich jedes Mal wieder in ihren Bann... Eddies Strat spielt das Riff, Leads, Bass und Drums setzen ein. Eine glasklare Produktion, die kein Instrument betont, über allem klingt eine junge, fast frische Stimme von Lemmy. Ich habe das Gefühl, als säße ich im Studio, so direkt spricht mich der Sound an, ziehen mich Eddies Lead immer tiefer in die Kopfhörer. Louie Louie ist die gültige Reminiszenz, die Lemmy seinem Helden Chuck Berry erweist. Rock’n roll! Das erst auf Overkill im folgenden Jahr erscheinende „I’ll Be Your Sister“ läßt noch nicht erahnen, was uns dort erwarten würde, aber ist genauso ein wunderbarer harter Bluesrocker wie das abschließende treibende „Tear Ya Down“ von der „Louie, Louie“-Single.
  1. Keep us on the road (Motörhead 1977)
  2. Louie, Louie (Single 1978)
  3. I’ll be your sister (Overkill 1979)
  4. Tear ya down (Louie, Louie B-Seite 1978)
(Kilmister, Clarke, Taylor)

2. In-Concert Live from Paris Theatre (Aufgenommen am 16.05.1979 / gesendet am 26.05.1979)

“Rrright, after umpteen years of motorway slog, Lemmy and the crew have finally made it into the charts. Ladies and gentlemen, Motörrrheeeeaaad!”

So beginnt die Aufzeichnung mit einer Ankündigung mit erfreulich viel „rrr“. Und mit einem Gang über die Toms leitet Phil „Animal“ Taylor das bekannte „Stay Clean“ ein. 8 Monate nachdem Motörhead bei John Peel waren, spielten sie auf Einladung der BBC im Paris Theatre in London einen Gig vor geladenen Gästen. Welchen Eindruck diese Band in dieser frühen Form und ihrer auch ohrenbetäubenden Verfassung auf diese Elite wichtiger und hipper Leute gemacht haben mag, weiß ich nicht. Ich hätte es gern gesehen. Kennt jemand Augen- oder Ohrenzeugen?

Wie man es von der BBC kennt, ist auch hier die Produktion großartig: Lemmys Bass ist nicht übersteuert, Eddies Strat immer sauber zu hören und von Phil hört man alles, jeden einzelnen Schlag auf die Hi-Hat. Lemmy gibt sich wenig redselig und prescht mit seinen Kollegen durch einen furiosen, harten, druckvollen Set. Der Schwerpunkt liegt auf der im März erschienenen „Overkill“. Lediglich „White Line Fever“ vom Debut und „Too Late, Too Late” (B-Seite Overkill Single) bilden eine Ausnahme.

Ich mag diese Live-Aufzeichnung sogar noch lieber als die legendäre „No Sleep ‘til Hammersmith“. Das liegt sicherlich am druckvollen und zugleich klaren und präzisen Klang. Ich vermute, daß auch das Paris Theatre einen entscheidenden Anteil hat. Das Ganze klingt sehr direkt und intim, warm, fast wohnzimmerartig. Vielleicht wollte die Band dem anwesenden „besonderen“ Publikum auch zeigen, was eine amtliche Bedienung ist: diese Vollbedienung kriegt es! Es hat irgendwie auch die Atmosphäre eines Showcase. Auf jeden Fall spielt die Band auf den Punkt und läßt in der Retrospekive die folgenden Jahre und Großtaten erahnen. Noch im selben Jahr folgt mit „Bomber“ ja auch kein schlechtes Album.

Paris Theatre (London): bei dem Club handelt es sich um ein ehemaliges Kino, das die BBC lange als Konzertsaal für Aufzeichnungen und Sendungen genutzt hat. Es hatte eine Kapazität von unter

Mein lieber @Grrrwarrrd , einfach nur großartig! :jubel:
Dieses Album ist einfach nur Obersahne. Mit diesem speziellen Sound hatte es mich vom ersten Ton an.
Kann deine Wertung komplett teilen.
Darauf trinken wir bei unserem nächsten Treffen in irgendeiner Kampfbahn einen Kräutertee. :feierei:
Und dann zelebrieren wir zu „Please Don‘t Touch“ einen gepflegten Ausdruckstanz.

Und überhaupt, was gibt es schöneres, als von einem Song wie Killed By Death flachgelegt zu werden?
Sternstunde eines jeden Lebenslaufs!
 
Mein lieber @Grrrwarrrd , einfach nur großartig! :jubel:
Dieses Album ist einfach nur Obersahne. Mit diesem speziellen Sound hatte es mich vom ersten Ton an.
Kann deine Wertung komplett teilen.
Darauf trinken wir bei unserem nächsten Treffen in irgendeiner Kampfbahn einen Kräutertee. :feierei:
Und dann zelebrieren wir zu „Please Don‘t Touch“ einen gepflegten Ausdruckstanz.

Und überhaupt, was gibt es schöneres, als von einem Song wie Killed By Death flachgelegt zu werden?
Sternstunde eines jeden Lebenslaufs!
Danke, danke! Freut mich sehr! :top: Das machen wir... wir sind uns absolut einig! Was bleibt zu sagen? "Shut up and don't touch! Rock out!" :jubel:
 
15.000 Zeichen später ...
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Wegen ihrer schlichten Großartigkeit werden an dieser Stelle auch noch die Single bzw. 12“-Juwelen „Cradle to the Grave“ und „Just Cos You Got the Power“ behandelt, die den neueren CD-Auflagen der ROCK N ROLL dankenswerterweise angehängt wurden.

„Cradle …“ ist musikalisch gar nicht so auffällig, was vollkommen egal ist ab dem Zeitpunkt, ab dem Lemmy dir auf die direktest mögliche Art und Weise das Geheimnis des Lebens verkündet. Nie wieder vorher oder nacher gab es im Motörhead-Schaffen eine so runde Zusammenfassung jener Lebensphilosophie, mit der Lemmy und die Musik von Motörhead bis heute in Verbindung gebracht werden. Und jetzt alle!

„Don't matter up or down, sideways, in or out
If it makes you feel good, do it - and then get out!
Don't spend your life on your own bed – cradle to the grave!!”


Über “Just Cos You Got the Power” muss man keinem Motörhead-Fan etwas erzählen. Ursprünglich war das Mini-Epos zur Randnotiz verdammt gewesen, aber glücklicherweise verschafften sowohl Fans als auch Lemmy selbst dem Song in späteren Jahren die Anerkennung, die er verdient. Bei all den Songs über Sex, Drugs and Rock’n’Roll hätte man denken können, dass sich Herr Kilmister eine ernsthafte Positionierung zu irgendetwas gerne erspart hätte – aus Imagegründen, aus Lässigkeit, aus „Mir ist alles wurscht-Coolness“. Aber das war nicht Lemmy’s Coolness. Seine Coolness war, dir ins Gesicht zu sehen und mit aller Ehrlichkeit der Welt die naive, schlichte, trotzige Überzeugung zu verkünden, die seit Menschengedenken der Grundstein für jede Rebellion war: Just cos you got the power – that don’t mean you got the right.

Wer den Song nicht auswendig mitsingen kann, weiß, was er nun zu tun hat. Alle anderen auch.

And don’t forget you’ll never
get a dog to walk upright!





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Danke... ein tolles, fundiertes, persönliches Review. "Rock'n Roll" ist zu seiner Zeit völlig an mir vorbeigegangen und hat es erst viel später in meine Sammlung geschafft. Ist keiner meiner Favoriten, aber trotzdem bockstark! :top:
 
Was für eine Arbeit...immerhin auf Seite 42 oder so angekommen: 1916! Danke @Eisenkanzler wunderbar! :top::top::top:

Das ist bei ihrem Status nicht die leichteste Aufgabe gewesen. Für mich eine der besten. Sie strahlt für mich eine ungeheure Spielfreude und Energie aus. Als wären Motörhead in einen Jungbrunnen gefallen. Ich mag die rock'n roll-lastige Seite der Band. Ich bin kein großer Fan der Balladen "nightmare / the dreamtime" und "love me forever" (sind schon gut!) aber Lemmy kann das schon, auch ergreifend, fast zerbrechlich kommt er mir vor. Und dann das Titelstück: ich weiß nicht, ob man das Grauen der Schlachtfelder in Flandern besser ausdrücken könnte. Und dann kommt dies Cello! Ein Cello! Eine wunderschöne kleine Melodie, die mir auch nach 27 Jahren noch immer eine Gänsehaut beschert.

Mit dem Album habe ich begonnen, mir immer sofort die aktuelle Motörhead zu kaufen. Ein guter Plan!

"The green fields of France" finde ich keinen Deut weniger ergreifend als 1916. Solltet ihr mal auf den Schlachtfeldern stehen oder den Friedhöfen in Frankreich, hört es euch über Kopfhörer an (am besten das Original). Wenn euch das nicht das Blut in den Adern gefrieren läßt ...

Lindenberg hatten wir schon mal: Udo wußte, warum er eine Cellistin besingt. Kein Instrument ist so sexy wie ein Cello! *katholik wieder an*

Danke nochmal @Eisenkanzler
 
Wenn ich mal eben kurz unterbrechen darf ... :D

Nobody cares if you' re in or you' re out,
We gonna give you a smack in the mouth,
Whether you go or whether you stay,
I guess it just ain't your day,
Sucker

KISS OF DEATH
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VÖ: 29.08.2006

Tracks:
1. Sucker 2:59
2. One Night Stand 3:07
3. Devil I Know 3:01
4. Trigger 3:53
5. Under The Gun 4:46
6. God Was Never On Your Side 4:22
7. Living In The Past 3:46
8. Christine 3:43
9. Sword Of Glory 3:58
10. Be My Baby 3:42
11. Kingdom Of The Worm 4:09
12. Going Down 3:36
13. Whiplash 3:49 (Bonustrack des Lim.Edition Digipack)

Produzent: Cameron Webb

♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠ ♠

"Kiss of Death" und ich ... wir zwei beiden haben kein uneingeschränktes Liebesverhältnis. Haben wir noch nie gehabt.

Das Album nach "Inferno" sein zu müssen, ist eine undankbare Aufgabe gewesen. Mit besagtem Album hatten MOTÖRHEAD es geschafft, ihren ureigenen Sound endgültig ins neue Jahrtausend zu transportieren. "Kiss of Death" konnte da nicht mithalten, was aber meiner Meinung nach keinem der später noch folgenden Alben gelungen ist. Aber die (damals) neue Scheibe nur an ihrem Vorgänger zu messen, wäre auch wiederum unfair, denn es sind einige großartige Songs darauf vertreten.

Den Beginn macht gleich "Sucker", ein Song, der einem ohne viel Federlesen ordentlich einen auf die Zwölf gibt. Lemmy & Co. hatten immer ein gewisses Händchen dafür, Einstiegssongs auszuwählen, die einem die Locken aus der Frisur bügelten. Und "Sucker" ist in diesem Bereich einer meiner absoluten Favoriten.

Auf diesem Niveau geht es bis einschließlich "Trigger" erstmal so weiter, bis – zumindest für meinen Geschmack – mit "Under the Gun" ein verzichtbarer Song kommt. Auch "God was never on your Side" ist – verglichen mit anderen Motörhead-Balladen – erstmal nicht der Über-Song, weiß aber durch Lemmys intensiven Gesang zu überzeugen und sorgt für Gänsehauteffekt. Und der Text dürfte einer der besten sein, den Lemmy jemals geschrieben hat. Seine Meinung zu Gott im Speziellen und zur Kirche im Allgemeinen hat Lemmy immer wieder mit der ihm eigenen Ironie deutlich gemacht.

If God is wise
Why is he still
When these false profits
Call him friend
Why is he silent
Is he blind?!

Der Rest des Album ist gut - schlicht und ergreifend. Gemessen an (meinem) Motörhead-Standard fehlt den Songs aber das gewisse Etwas ... erst der Rausschmeißer "Going Down" hat wieder den nötigen Drive, den gerade Nummern wie "Kingdom of the Worm" (dessen düsterer Touch dennoch für Abwechslung sorgt und mich phasenweise an "Nightmare/The Dreamtime" vom 1916er-Album erinnert, ohne allerdings dessen Niveau zu erreichen) oder auch "Living in the Past" vermissen lassen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die meisten anderen Bands wären dankbar dafür, ein Album wie "Kiss of Death" abliefern zu können, das gaaaaanz weit davon entfernt ist, schlecht oder gar eine Enttäuschung zu sein. In der Mitte von zwei tollen Alben wie "Inferno" und dann "Motörizer" hinkt sie aber ein bissel hinterher und ist deswegen auch ein Album, das seltener bei mir auf dem Plattenteller landet.

Sehr weit vorne ist bei mir allerdings das Artwork der "Kiss of Death", wobei aber viele wahrscheinlich genauso wenig mit mir einer Meinung sein werden wie bei meiner allgemeinen Plattenkritik. Bis zum heutigen Tage bin ich sehr zwiegespalten, was Motörheads 18. Studioalbum anbelangt. Eine schlechte Platte hat Lemmy eh nie rausgebraucht und auch diese hier ist insgesamt ein tolles Album. Nicht umsonst holte sich "Kiss of Death" die bis dahin beste Chartplatzierung in good old Germany und sollte erst von "Bad Magic" getoppt werden. Dennoch sind mir alle anderen Platten aus diesem Jahrzehnt mehr ans Herz gewachsen. Wenn ich aber den ganzen Tag nur "Kiss of Death" hören dürfte und sonst nix anderes, würde ich dennoch mit jeder gottverdammten Note spüren, wie sehr ich diesen bewarzten Scheißkerl vermisse. :hmmja:

Randnotiz: Ausgerechnet mit der Cover-Version des Metallica-Songs "Whiplash" holten MOTÖRHEAD einen Grammy in der Kategorie "Best Metal Performance" ... was ihnen 1992 für ihren Klassiker "1916" noch versagt geblieben war. Damals wurden sie von Metallica übertrumpft.


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CD-Single: God was never on your Side / Trigger

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CD-Promo-Single: R.A.M.O.N.E.S. (Neueinspielung) / Devil I Know​
 
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