♠ Every Month is MOTÖRMONTH! ♠

Freunde, ich muss euch noch etwas vertrösten mit der eigentlich für gestern angedachten Rezi zu "Better Motörhead Than Dead".
Denke, dass ich es auf den entspannten Weg im Laufe dieser Woche mache.
Hab grad viel Arbeit an der Backe.
auch gut... muß ja eh erst mal die beiden Neuerwerbungen "live at Brixton academy" und "everything louder than everyone else" hören... sollen ja gut sein! :D
 
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Das hier ist die verdammte Referenz! Wenn man in Zukunft ne Info über Motörhead benötigt, dann schaut man zuerst hier rein, was man hier nicht findet, gibt es nicht, basta! Und darüber hinaus natürlich noch so viel mehr ... :feierei:

Mal ein bißchen off-topic: ich spiel mit dem Gedanken, mir ein Motörtattoo stechen zu lassen, wenn da jemand ne überragende Idee zwecks Motiv hat, dann gerne pn an mich!
 
Das hier ist die verdammte Referenz! Wenn man in Zukunft ne Info über Motörhead benötigt, dann schaut man zuerst hier rein, was man hier nicht findet, gibt es nicht, basta! Und darüber hinaus natürlich noch so viel mehr ... :feierei:

Mal ein bißchen off-topic: ich spiel mit dem Gedanken, mir ein Motörtattoo stechen zu lassen, wenn da jemand ne überragende Idee zwecks Motiv hat, dann gerne pn an mich!
nö, sonst nimmst du mir meine grandiose Idee, die ich seit Lemmys Tod habe, weg:D
Aber, was ist denn deine persönliche Fave-LP? Vllt fällt es da leichter - wenn es nicht grad die Ace Of Spades oder Overnight Sensation is;)
 
Motörhead - Motörizer (2008)

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Runaround Man – 2:57
Teach You How to Sing the Blues – 3:03
When the Eagle Screams – 3:44
Rock Out – 2:08
One Short Life – 4:05
Buried Alive – 3:11
English Rose – 3:37
Back on the Chain – 3:24
Heroes – 4:59
Time Is Right – 3:14
The Thousand Names of God – 4:33


„Stand your ground and fight!“ – oder: Auf ein (paar) Heineken mit Lemmy


Der Sand knirschte unter meinen Füßen. Kurz nach Mitternacht war der Strand von Zandvoort nahezu ausgestorben. Lediglich ein Labrador Retriever führte sein Frauchen einige Meter vor mir im schwachen Mondlicht spazieren. Auch die Nordsee zeigte sich von ihrer zahmen Seite: Windstärke 2 machte es möglich. Welch eine Wohltat nach der gestrigen, schier endlosen Silvesternacht, in der Nord-Holland den Dritten Weltkrieg ausgefochten hatte! Die Rahmenbedingungen waren perfekt: Ich brauchte nämlich Ruhe. In genau einer Woche musste ich für das Deaf Forever Forum einen Text über Motörizer, das 19. Motörhead-Studioalbum, posten. Leider fehlte mir noch immer eine zündende Idee – ein blödes Wortspiel nach der Knallerei in den vergangenen Stunden, dachte ich. Wie auch immer: Ich zermarterte mir seit Tagen das Hirn, aber die Muse küsste derzeit scheinbar einen anderen – treuloses Biest, bei Motörhead, meiner ersten Rezension, konnte ich meine Gedanken noch in einem Rutsch zu Papier bringen. Da gab es keinerlei Probleme, im Gegenteil: Viele Einfälle hatte ich gar nicht verwendet, um den Rahmen nicht zu sprengen. Nun schmerzten zu allem Überfluss auch noch meine Beine nach den langen Strandspaziergängen der letzten Tage. Von meiner alten Bestform war ich noch stets weit entfernt... Daher musste ich meinen nächtlichen Kreativmarsch unterbrechen. Das ärgerte mich enorm: Ich steuerte mürrisch auf die Terrasse eines inzwischen verwaisten Strandbistros zu. Tagsüber gab es dort den besten Kibbeling im Ort. Beim Gedanken daran knurrte postwendend mein Magen – was hatte ich vorhin eigentlich gegessen? Nur einen Salat, aber die Diät musste sein. Ächzend ließ ich mich in einen der tiefen, dunkelgrauen Korbstühle sacken. Ich öffnete den Reißverschluss meiner Jacke, inhalierte die salzige Luft und konzentrierte mich mit geschlossenen Augen auf das Rauschen der Wellen. Meine Knie brannten... vielleicht sollten wir es morgen trotz aller guten Vorsätze mal langsamer angehen lassen. Auch im Wort Aktivurlaub steckte schließlich das Wort „Urlaub“, habe ich gehört.
„So wird das ganz sicher nix, du Jammerlappen!“
Ich fuhr zusammen und riss die Augen auf. Konnte der Golden Retriever plötzlich sprechen?
„Nicht so schreckhaft, ich will dir kein Metal Hammer-Abo oder so einen Bullshit andrehen, harharhar!“
Mein Herz überschlug sich beinahe. Obwohl ich vor drei Stunden nur zwei Gläser – ziemlich süffigen – chilenischen Rosé in unserer Ferienwohnung getrunken hatte, spielten mir meine Sinne offenkundig einen Streich. Vor mir saß kein Golden Retriever, sondern... Lemmy. Lemmy Kilmister. Er nippte an einer Flasche Heineken und musterte mich amüsiert. „So reagieren sie alle, mach’ dir nix draus, Junge. Vielleicht liegt’s aber auch nur am Outfit, harharhar. Das Ding habe ich übrigens Philthy gemopst!“ Lemmy streichelte über den Patronengurt, der vom berühmten Ace of Spades-Cover zu stammen schien. Ich liebte die Scheibe und ihr Artwork. Welcher Junge stand nicht auf Desperados? Wilde Kerle, Outlaws in Schwarz, mit Cowboyhüten, Lederklamotten – und eben Patronengürteln.
„Das ist unmöglich...“, stammelte ich, als sich meine Gedanken wieder vom letztgenannten Accessoire lösen konnten. Ich setzte meine Brille ab, rieb mir mit den Handballen energisch die Augen und setzte das Gestell wieder auf die Nase. Aber mein Gegenüber verschwand nicht. Das Licht der Laternen auf der nahegelegenen Strandpromenade verriet mir, dass es sich um eine junge, kraftstrotzende Ausgabe von Mr. Kilmister handelte – das blühende Leben. Er schien sich samt Patronengurt aus dem Jahre 1980 in meine Gegenwart gebeamt zu haben. Mein Herz raste noch immer... Hatte ich den Verstand verloren?

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„Hier, du kannst es gebrauchen, Junge, harharhar.“ Lemmy beugte sich nach vorn und reichte mir grinsend aus dem Nichts eine perfekt gekühlte Flasche Heineken. Wie in Trance nahm ich sie entgegen. Als wir anstießen, ließ mich das klirrende Geräusch des Glases etwas zusammenzucken. Ich konnte das Bier tatsächlich verdammt gut gebrauchen.
„Fast auf Ex, Respekt, harharhar!“, lachte Mr. Motörhead, ehe er sich eine Kippe anzündete und ernst fortfuhr: „Kommen wir zur Sache: Motörizer. Du musst da einen Text für dieses Freak-Forum schreiben, nicht wahr?“
„Ähm, ja, es gibt dort einen Thread, in dem...“
Lemmy winkte ungeduldig ab. „...alle relevanten Motörhead-Alben besprochen werden. Ich weiß, Junge. Auch auf der anderen Seite gibt es Internet, wir sind ja nicht in Ostwestfalen, harharhar. Ich lese seit November mit. Abgefahrener Scheiß! Deine Kollegen haben echt einen an der Murmel – das gefällt mir, harharhar! Wenn es so weit ist, lade ich sie alle mal auf ein Bierchen oder eine Jacky Coke ein, Ehrensache.“
„Das klingt prima...“, erwiderte ich gedankenverloren. Was wusste Lemmy eigentlich über Ostwestfalen? Und warum beschäftigte ich mich nun ausgerechnet damit? Schließlich sprach ich mit einem... Geist? Oder wie sollte ich es bzw. ihn nennen? Lemmy schien meine Gedanken zu lesen und drückte mir grinsend eine weitere Flasche Heineken in die Hand. Diesmal trank ich zunächst nur einen kleinen Schluck. „Ich habe gerade eine Schreibblockade“, gab ich zu.
Lemmy nahm einen kräftigen Zug von seiner Zigarette und blies den Qualm anschließend in meine Richtung. „Ich weiß. Deshalb bin ich hier.“
Ich schaute dem Ace of Spades-Lemmy direkt in die Augen: „Wie ist das eigentlich möglich?“
„Was?“
Hilflos hob ich meine Arme in die Höhe. „Ja, dass du... hier vor mir sitzt.“
„Achso, ja, einmal im Monat kann ich diese Seite besuchen. Ich war letzte Nacht in Amsterdam. Eine fan-tas-tische Stadt!“ Lemmy grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Amsterdam, Junge...“ Er schloss die Augen und versank für ein paar Momente in seiner eigenen, mir völlig unbekannten, Welt. Leise summte er vor sich hin. Die Melodie erinnerte mich vage an Jacques Brels Ode an die schönste Stadt der Welt aus dem Jahre 1964: Dans le port d’Amsterdam; Y a des marins qui chantent. Danach räusperte er sich: „Aber darum geht es jetzt gar nicht. Motörizer. Was fällt dir zu der Platte ein?“
Ich trank einen Schluck, um Zeit zu gewinnen. In Lemmys Anwesenheit wollte ich schließlich keinen Unsinn erzählen – mal abgesehen von der Tatsache, dass es selbstverständlich blanker Unsinn war, davon auszugehen, hier – am Strand von Zandvoort, vor den Toren Amsterdams – vor Lemmy zu hocken: „Der Titel ist großartig. Da hatte Mikkey wirklich einen Geistesblitz. Mehr Motörhead geht doch gar nicht.“
Lemmy nickte zustimmend: „Ja, der Titel gefällt mir immer noch. Aber das Cover ist auch nicht übel, oder?“
„Nein, das ist euch ebenfalls sehr gut gelungen. Die Wappen von England und Schweden, dazu die Flagge von Wales und Snaggletooth – sehr individuell und einprägsam. Es gibt nicht viele Cover von euch, die mir besser gefallen.“ Mein Blick fiel erneut auf den Patronengurt: „Wenn ich so darüber nachdenke, finde ich in dieser Hinsicht wohl nur Ace of Spades besser.“
Lemmy brummte etwas Unverständliches vor sich hin. „Und die Mucke?“, fuhr er fort. „Ich meine, darum geht es ja vor allem. Was hältst du von den einzelnen Songs?“
Ich lehnte mich zurück und blickte in den bewölkten Nachthimmel. So langsam normalisierte sich mein Herzschlag. Dieses bizarre Gespräch, die merkwürdigste Sinnestäuschung meines Lebens, gefiel mir inzwischen. Der Alkohol zeigte scheinbar seine – in diesem Falle – wohltuende Wirkung: „Runaround Man ist ein perfekter Opener, eine echte Adrenalinspritze. Wenn du morgens nicht aus der Kiste kommst, hör’ ihn dir an. Ich möchte dabei immer durch die Bude hüpfen, Luftgitarre spielen und die Mähne schütteln... die ich ja leider gar nicht habe...“ Ich strich mir über das raspelkurze Haar: „Naja, egal, so geht Rock’n’Roll – der Text ist ebenfalls ziemlich cool. Vielleicht ist das Ganze nicht sonderlich originell, aber das juckt mich nicht. Darum geht es hier gar nicht. Runaround Man macht Laune – auch wenn Overkill und Iron Fist als Opener natürlich nicht zu schlagen sind.“
Lemmy nickte bestätigend: „Nein, da hast du Recht, Junge. Philthy, Eddie und ich spielen die beiden Nummern auf der anderen Seite immer noch jeden Abend. Nutzt sich nicht ab...“
Ich spitzte die Ohren: „Du spielst... auf der anderen Seite... jeden Abend mit...“
Lemmy winkte ab: „Ja, kein großes Ding. Würzel mischt auch regelmäßig mit – auch wenn Eddie es nicht mag, wenn ,der Neue’ zu sehr im Vordergrund steht. Kleine Diven, die beiden, harharhar. Aber, bleiben wir bei der Sache, Junge. Ich habe nicht mehr so viel Zeit. Ich muss gleich wieder zurück auf die andere Seite, Termine – Ronnie tritt wieder als Hologramm auf... Was denkst du über die anderen Stücke?“

(Fortsetzung im nächsten Post)
 
Eigentlich wollte ich Lemmy fragen, was es genau mit dieser anderen Seite auf sich hatte. Aber ich wusste, dass er darauf nicht näher eingehen würde. Es ging hier schließlich um Motörizer. „Teach You How To Sing The Blues ist eine prima Midtempo-Nummer. Ich mag solche Sachen von euch: Deine Stimme kommt gut zur Geltung – und Phil serviert dazu ein schönes Solo. Aber When The Eagle Screams finde ich, ehrlich gesagt, viel stärker. Das liegt nicht zuletzt an den Lyrics. Ich mag es, wenn du dich mit dem Thema Krieg befasst. 1916 ist diesbezüglich natürlich unübertroffen, aber das ist auch ein 11/10-Track, außer Konkurrenz sozusagen. Auf Motörizer triffst du, wie immer, den Nagel ein paar Mal auf den Kopf: I'll tell you why they want to fight and die; Because the people over them are full of shit and lies – mehr muss man zu dem Thema eigentlich gar nicht sagen, oder?“
„Ja, Scheiß auf diese ganzen Kriegstreiber. Auf dieser Seite sind sie immer noch genauso verrückt wie zu meiner Zeit hier. Ach, was rede ich!“ Lemmy haute mit der rechten Faust auf den Tisch. Mein Heineken fiel dabei beinahe um: „Die sind hier inzwischen alle komplett gaga! Guck’dir nur den Clown im Weißen Haus an.“
„Das stimmt...“, entgegnete ich nachdenklich. „Aber, und das liebe ich so an dir, auch auf Motörizer bietest du einen bunten Themenmix an. Da ist einfach alles dabei. Rock Out ist musikalisch und eben auch textlich eine perfekte Rock’n’Roll-Hymne. Eine Ode an eure Musik. Dafür ist das Wort ,cool’ wohl erfunden worden. Ein echter Lemmy.“ Ich stockte einen Moment. Lemmy schaute mich daraufhin herausfordernd an. Unbehaglich rutschte ich auf dem Stuhl hin und her. „Darf ich ehrlich sein?“
„Klar, hau alles raus, Junge, wir sind hier unter uns, harharhar!“
Ich trank einen Schluck, um ein wenig Mut zu sammeln. Immerhin saß ich hier vor Lemmy Kilmister persönlich: „Rock Out hätte im Grunde genommen das Zeug für einen echten Motörhead-Signature-Song. Aber... naja, ihr versäumt es, hier das Gaspedal noch weiter durchzudrücken. Wie bereits erwähnt, ich mag eure Midtempo-Sachen. Nur hier fehlt es meiner Meinung tatsächlich an Geschwindigkeit. Rock out, with your cock out – das wäre es gewesen. Der cock bleibt... ähm, weitgehend drinnen.“
Lemmy hob den Zeigefinger seiner rechten Hand. „Pherkel!“
„Ja, sorry... Richtig toll ist jedoch dein fieses Lachen am Ende der Nummer! Da muss ich immer schmunzeln.“
„Na, immerhin, harharhar!“ Lemmy blies mir erneut Zigarettenqualm ins Gesicht. „Und One Short Life?“
„Hier passt das Midtempo. Der Song macht Spaß: Der Kopf wippt, der Fuß wippt – der Text ist exzellent: All we got is one short life; Far as we can find; And if you don't know how to live; The world will be unkind. Das sollten wir uns alle hinter die Ohren schreiben. Aber, ich soll ja ehrlich sein, der Nummer fehlt in musikalischer Hinsicht trotzdem das gewisse Etwas, um den Klassiker-Status oder zumindest die höchste Motörhead-Ebene erreichen zu können. Dafür ist der nächste Song, Buried Alive, eine echte Granate: Der Chorus fräst sich sofort ins Hirn, Phil haut ein großartiges Solo raus – gutes Live-Futter, keine Frage.“
„Hm... vielleicht bringen wir den nächste Woche. Kann nur sein, dass Eddie mal wieder keinen Bock auf diesen neuen Kram hat, harharhar!“
„Wäre schade“, erwiderte ich. „Naja, die English Rose ist dann wieder solider Motörhead-Stoff auf dem gewohnt hohen Niveau – ihr habt ja nie einen wirklich schlechten Song aufgenommen, das ist ja klar. Der Chorus ist ebenfalls einprägsam, auch wenn er mit dem starken Buried Alive nicht ganz mithalten kann. Der A cappella-Einstieg gefällt mir übrigens ziemlich gut. Back On The Chain bewegt sich qualitativ auf einem ähnlichen Niveau. Das Ganze ist recht relaxed, ein typischer Storyteller-Song, bei dem man die Handlung wie einen Kinofilm vor Augen hat. Du warst... bist einfach ein begnadeter Texter, das habe ich schon in meiner ersten Rezension zu Motörhead geschrieben. Hier, in Back On The Chain, mag ich vor allem die Strophen, da wippt wieder alles mit – die schlagen den Chorus, meiner Meinung nach.“
Lemmy richtete seinen Patronengurt. „So langsam verstehe ich, warum du keinen guten Einstieg für die Rezension gefunden hast.“
„Ach, ja?“
„Ja, so richtig begeistert bist du von der Scheibe nicht, oder? Ich meine, du und deine Freaks, ihr macht doch immer so einen... wie heißt das... Listenwahn. Was ein abgefahrenes Wort! Typisch Deutsch. Also, mehr als eine 7 ist das bestimmt nicht für dich, oder?“
„Oh, doch!“, entgegnete ich. „Eine 8 zücke ich für Motörizer auf jeden Fall: Das Beste kommt ja zum Schluss. Ich sage nur: Heroes! Musikalisch und textlich DAS Highlight auf der Platte. Hier passt alles: Der Pre-Chorus ist sehr originell... und beim Chorus gehe ich in die Knie!“ Ich leerte mein Heineken und sprang auf. Am menschenleeren Strand konnte mich eh keiner hören – und wer mit einer Art Geist über Rockmusik fachsimpelt, hat sowieso Narrenfreiheit: „Stand your ground and fight; You know that our cause is right; We are the ones, whose hope has gone; Hold and stand fast; Stand and do your best; Stand and face your test; Until you fall, you must obey the call; For we are the last. Ey, ohne Übertreibung, da schießen mir regelmäßig die Tränen in die Augen! Repeat, Repeat, Repeat! Der Song müsste auf jeder Motörhead-Best of auftauchen. Ganz ehrlich, Lemmy, ich will jetzt nicht schleimen, aber wenn man im vierten Bandjahrzehnt noch solche Nummern komponieren kann, gehört man wirklich zu den Größten! Motörhead war eben nicht nur Krach und Vollgas, sondern auch Emotion pur.“
Lemmy lachte lauthals: „Ja, ich mag das Stück auch. Aber, hey, setz’ dich wieder – und nimm’ noch eins, Junge.“
Ich winkte ab: „Nein, sorry, lass’ mal. Ich muss in ein paar Stunden wieder 15 Kilometer spazieren. Meine Partnerin ist Fitnesstrainerin...“
Lemmy schüttelte amüsiert den Kopf: „Jaja, die Mädels... auf der anderen Seite habe ich auch gerade eine, die...“ Er hustete ein paar Mal. „Sei’s drum, machen wir mit Time Is Right weiter.“

(Fortsetzung im nächsten Post)
 
„Gute Nummer: Straighter Rocker in den Strophen, eine feine, originelle Gesangslinie im Chorus – und beim Thema Religion ticken wir zwei ohnehin gleich: Scream to your God, who never hears a thing; He's not with you now. Wobei... sag’ mal, auf der anderen Seite, gibt’s da...?“
„Einen Gott?“
„Ja, du musst es ja nun wissen.“
„Ich weiß es, klar. Aber ich werde es dir nicht verraten, Junge. Du wirst es selbst herausfinden. Alles zu seiner Zeit, nur so viel: Es ist alles komplizierter als ihr hier denkt...“
Etwas enttäuscht biss ich mir auf die Unterlippe. Das war DIE Chance... Allerdings fing ich mich wieder recht schnell. „Die Position auf der Tracklist ist etwas undankbar, da Time Is Right von den beiden stärksten Songs eingerahmt wird. Aber das ändert auch nichts an der Qualität. Nur: An The Thousand Names Of God kommt Song Nummer 10 beim besten Willen nicht ran. Welch ein wundervoller Abschluss. Lyrisch greift die Nummer unter anderem Themen aus den beiden vorherigen Tracks auf – das gefällt mir schon einmal sehr gut, das macht Motörizer am Ende textlich zu einer runden Sache. Musikalisch bleiben ebenfalls keine Wünsche offen: Pre-Chorus und Chorus sind super, aber schon die Strophen reißen mit. Und Phil, ja Phil ist hier bärenstark, großartige Gitarrenarbeit. Daher hat The Thousand Names Of God auch Klassiker-Potenzial. Spielt die Nummer auf der... ähm... anderen Seite auch mal!“
„Das werden wir tun“, lachte Lemmy. „Das werden wir tun, mein Junge“, wiederholte er nachdenklich. Danach prostete er mir munter zu. „War doch gar nicht so schwer!“
„Was?“
„Na, dein Text für das Freak-Forum.“
Ich schüttelte den Kopf. „Ehrlich gesagt weiß ich immer noch nicht so genau, wie ich anfangen soll...“
Lemmy legte seine Stirn in Falten: „Das war wohl ein Heineken zu viel, was? Harharhar! Hey, du hast dich jetzt eine halbe Stunde mit mir über Motörizer unterhalten. Schreib’ das auf. Wird den Freaks gefallen.“
Ich seufzte: „Wenn ich DAS aufschreibe, halten mich alle für bescheuert.“
„Na und? Rock’n’ Roll ist bescheuert. Daher gibt’s ja auch nix Geileres. Hau’ in die Tasten, bist ja nicht der erste Typ aus diesem Freak-Forum, mit dem ich gesprochen habe.“
Ich riss die Augen auf: „Ach?“
Lemmy drückte sorgfältig seine Zigarette im Aschenbecher aus. Er grinste schelmisch: „Lies dir noch einmal ganz in Ruhe die Reviews durch, dann merkst du es selbst, harharhar!“
Bevor ich etwas entgegen konnte, wurde mir plötzlich schwarz vor Augen. Alles drehte sich. Das lag doch nicht am Heineken, oder? So viel hatte ich gar nicht getrunken. Eine Hand rüttelte an meiner Schulter. Es war immer noch alles schwarz. Eine zweite Hand streichelte über meine Wange. Das Rauschen der Wellen verschwand. Aus großer Entfernung hörte ich eine Stimme. Sie kam immer näher und näher. Es war nicht Lemmy...
„Hey, aufwachen!“
Langsam öffnete ich die Augen. Plötzlich roch es nicht mehr nach Zigaretten, stattdessen duftete es nach frischem Kaffee. Die Sonne schien durch das Dachfenster in unsere kleine, aber extrem gemütliche Ferienwohnung. Meine Partnerin betrachtete mich mit einem spöttischen Gesichtsausdruck.
„Du hast im Schlaf gesprochen!“
Ich räusperte mich. „Was habe ich gesagt?“
„Nur wirres Zeug. Lemmy, Motörhead, dein Forum, andere Seite... und du hast wohl von Bier geträumt. Hat dir der Rosé etwa nicht geschmeckt?“
Ich lächelte, immer noch etwas matt. „Nein, der war prima, da hast du einen Guten ausgesucht!“
„Dann bin ich ja beruhigt.“
Meine Partnerin stand auf, gab mir einen Kuss auf die schweißnasse Stirn und verschwand im Bad. Ich drehte mich zur Seite, um nach meiner Wasserflasche zu greifen. Zum Glück war sie noch halbvoll. Ein paar kräftige Schlücke belebten nach und nach meine Sinne. Was ein Traum! Abgefahren, aber irgendwie verdammt schön... Auch wenn ich mich auf das Frühstück und den darauffolgenden Strandspaziergang mit meiner Partnerin freute, konnte ich es in diesem Moment kaum erwarten, meinen Motörizer-Text niederzuschreiben. Am Abend würde es endlich klappen, da war ich mir nun sicher...

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Das ist mal eine andere Heransgehensweise @Andy81 aber auch cool. Und das ist eine ihrer besten Scheiben. Die drückt und groovt und beeindruckt und treibt und ist so in jeder Hinsicht Motörhead, wie sie sein muß. Texte sowieso! Straighter Rocker, der ich bin, mag ich "teach you how to sing the blues" am liebsten... aber "heroes, the thousand names of god, rock out, when he eagle screams"... Ein sehr schönes Spätwerk! Sehr schönes Review, aber du solltest den Rosé Rosé sein lassen! ;)

Ach so: Irgendwie habe ich das unbestimmte Gefühl, daß Phil mit den Jahren und Scheiben immer mehr aufgeblüht ist. Muß ich mir alles nochmal genauer anhören. Man hat ja sonst nix zu tun.

Danke Danke! :top::top::top:
 
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