♠ Every Month is MOTÖRMONTH! ♠

The Wörld is Yours



1129211_1437974996_300.jpg


  1. Born to Lose – 4:01
  2. I Know How to Die – 3:19
  3. Get Back in Line – 3:35
  4. Devils in My Head – 4:21
  5. Rock ’n’ Roll Music – 4:25
  6. Waiting for the Snake – 3:41
  7. Brotherhood of Man – 5:15
  8. Outlaw – 3:30
  9. I Know What You Need – 2:58
  10. Bye Bye Bitch Bye Bye – 4:04

Ich muss vorweg schicken, dass die TWIY tatsächlich nicht meine Liebste von der Kapelle ist. Warum ich sie dann zum Besprechen ausgewählt habe? Jo, als ich den Thread hier entdeckte waren tatsächlich schon reichlich viele Platten "belegt". Und passenderweise wurde mir die TWIY an dem gleichen Tag, als ich sie "für mich reservierte", als silberfarbene Vinyl Version vom Paketboten überreicht. Das war also an diesem Tag mein aktuellster Neuzugang von Motörhead und eine leise Stimme grummelte mir ins Ohr "nimm mich, nimm mich" :D.
Schlussendlich rangiert die TWIY zwar in meiner Motörhead Welt eher im Mittelfeld der Beliebheitsskala, was aber selbstverständlich nicht mit "schlecht" oder Ähnlichem gleichzusetzen ist. Ganz im Gegenteil! Denn, wie ja hoffentlich jeder geneigte Leser dieser Zeilen weiß gibt es einfach keine schlechten Motörhead Scheiben. Insofern lohnt es natürlich sich mit jeder einzelnen Platte dieser wundervollen Band, und somit auch mit der The Wörld..., näher zu beschäftigen.

Die Fakten:

The Wörld Is Yours ist das zwanzigste und zugleich drittletzte Studioalbum von Motörhead. Die Veröffentlichung erfolgte in Europa am 10. Dezember 2010 (der Monat in dem Lemmy seinen 65. Geburtstag und das Jahr in dem die Band ihr 35-jähriges Bestehen feierte), in Großbritannien am 17. Januar 2011, und am 25. Januar 2011 wurde das Album im Rest der Welt veröffentlicht. Es erscheint in Kooperation zwischen dem bandeigenen Plattenlabel Motörhead Music, das im Vorfeld der Veröffentlichung von TWIY gegründet wurde, und dem Label UDR Records.

Für The Wörld Is Yours reiste die Band nach Los Angeles, wo sie sich in ein Hotelzimmer zurückzog um dort an der Platte zu arbeiten. Die Texte schrieb Lemmy (seit dem Album Bastards schrieb Lemmy die Texte, während Mikkey und Phil für die Musik zuständig waren).

Zu Beginn der Aufnahmen verschlechterte sich der gesundheitliche Zustand von Phils Vater. Er reiste daher zurück nach England, und Charlie Paulson, ein Freund der Band und Motörhead-Fan, half aus. Er ist jedoch nicht auf dem Album zu hören. Die Aufnahme der Bass-, Gesangs- und Schlagzeugspuren durch Lemmy und Mikkey fand in Dave Grohls (Nirvana, Foo Fighters) Studio in Los Angeles statt. Phil Campbell nahm seine Gitarrenspuren in einem Tonstudio in Wales auf, weil sein Vater gestorben war und er aus diesem Grund nicht nach Los Angeles reisen konnte.
(Quellen: mein Kopf und diverse Quellen im Internet. Ich füge die Fakten hier mit rein, weil sie wie ich finde doch recht interessant und u.U. dem einen oder anderen so nicht bekannt oder nicht mehr so präsent sind.)

Am 6. Dezember 2010 wurde wenige Tage vor Veröffentlichung der Platte ein Video für die Single Get Back In Line veröffentlicht


Ich kann mich erinnern dass meine erste Version der Platte eine Special Edition des englischen Musikmagazins Classic Rock war, die ich bei Bekanntwerden sofort vorbestellte. Sie enthält neben der CD, die sich in einer Art DigiBook befindet, ein 132-seitiges Sonderheft über die Band sowie ein Din A1 Poster, Gitarrenplektren und einen Metallpin. Ein richtig schönes Package, das ich jedem Sammler ans Herz legen kann.

71M19Nr6+EL._SL1063_.jpg


Der Nachfolger Aftershock wurde übrigens vom Classic Rock Magazin in ähnlicher Art und Weise, ebenfalls mit einem Sonderheft, präsentiert und veröffentlicht. Auch sehr toll und empfehlenswert.

Die Covergestaltung der TWIY fand ich damals und finde ich auch heute noch eher weniger gelungen. Für mein Empfinden kommt das Covermotiv, mit dem imho mehr schlecht als recht versucht wurde, bildlich den Snaggletooth in den Planeten Erde zu quetschen und damit irgendwie den Plattentitel zu visualisieren, an die meisten anderen MH-Cover nicht ran. Und ich bin mir auch relativ sicher dass dem Herrn Petagno ein schöneres Motiv gelungen wäre.

Das erste was mir beim Hören der The Wörld... einfällt ist Rock' n' Roll. Okay, ist jetzt bei Motörhead grundsätzlich nicht soo überraschend. Aber die TWIY war irgendwie doch wieder ein Schritt zurück in rockigere Gefilde. Als ich sie das erste Mal hörte war ich etwas verwundert. Ich hatte mich wohl ein wenig an die härtere Gangart der "metallischeren" Vorgänger Inferno, Kiss Of Death und Motörizer gewöhnt und im Vorfeld der Veröffentlichung auch hier mit einem ähnlichen Härtegrad gerechnet.
Nach ein paar Durchläufen legte sich meine leichte Verwunderung natürlich und es kristallisierten sich die ersten musikalischen Höhepunkte heraus. Hervorheben will ich die beiden Songs "Brotherhood of Man" (hat so ein gewisses Orgasmatron (der Song) Feeling) und "Bye Bye Bitch Bye Bye", ein flotter Rocker den ich einfach nur klasse finde, veredelt mit einem schönen Solo von Phil in der Mitte des Songs. BBBBB ( :D ) zaubert mir immer wieder ein gute Laune Grinsen ins Gesicht. Textlich isses eine üble Abrechnung (wahrscheinlich) mit einer Verflossenen. Ebenfalls überzeugen kann der Song "I know how to Die", ein sehr rock'n'rolliger Song, bei dem einem alle Glieder in Bewegung geraten, sprich Fingertippen und Fußwippen sind angesagt...an guten Tagen kreist gar die Hüfte ;). Der Songtitel selbst beschert mir allerdings heutzutage einen gewaltigen Kloß im Hals.

Wie oben bereits geschrieben ist die Platte sehr rockig ausgefallen. Dies steht der Band natürlich (!) ausgezeichnet zu Gesicht und entspricht ja auch, wie jeder weiß, der großen musikalischen Vorliebe von Lemmy. Ich habe Lemmy und Motörhead eh nie in diese "Metal" Schiene eingeordnet, egal wie "hart", "schnell" und rifflastig ihre Musik auch stellenweise war und ist, und egal wie manch andere das musikalische Werk von Motörhead einordnen...aber das haben Lemmy und Co. ja auch nie.

Musikalisch und textlich bringt es der Song "RockʼnʼRoll Music" (Nomen est Omen) auf den Punkt. Er repräsentiert das Feeling der TWIY sozusagen perfekt.

Rock 'n' Roll music is the true religion.
Never let you down you can dance to the rhythm.
Stay home and watch it on your television.
Walk out across the sky.
Rock 'n' Roll even gonna set you free.
Make the lame walk and the blind to see.
Gonna take you back to where you wanna be.
Do it till the day I die.


Wie weiter oben bereits erwähnt war Lemmy zu Zeiten der TWIY ja schon länger nicht mehr für das Komponieren von Songs zuständig, "lediglich" die Songtexte gingen weiterhin auf seine Kappe. Ob und inwiefern Lemmy auf die Kompositionen Einfluss nahm, so in der Art *Grummel, grummel... Mikkey schreib mal wieder ein paar Rock 'n' Roll Songs, Mann...* (fuchtelt mit ner halbvollen Flasche Jacky herum) ist mir nicht bekannt, könnte ich mir aber durchaus vorstellen.

Mir persönlich fehlen auf der Platte so ein oder zwei Uptempo Kracher wie sie bei den Vorgänger Alben zuhauf zu finden waren. Die hätten dem Album ein wenig mehr Pfiff gegeben. Dennoch komme ich sehr gut klar mit der Platte und das liest sich jetzt auch sicherlich schlimmer, als es tatsächlich von mir gemeint ist. Und im Moment, wo sie jetzt zum dritten Mal am Stück läuft, fällt mir auf, dass sie doch einen wunderbar eigenen, feinen Vibe hat. Kanns nicht besser beschreiben, vielleicht weiß der eine oder die andere, was ich meine ;).

Tja, nur um es nochmal zu erwähnen, schlecht gabs bei Motörhead eben einfach nicht. ;)

Man kann es drehen oder wenden wie man will, es war halt doch eine ganz besondere Band mit einer ganz besonderen, beinahe makellosen Diskografie, mit einem ganz besonderen Bandleader und mit, in jeder Bandphase, ganz besonderen Musikern.

Meine Fan-Bewertung: 7,5/10 Punkte
Saugudd Stefan !!!! Klasse! :top::top:

Ich sehe das im großen und ganzen ähnlich wie Du. Was mir auffällt, ist dass die letzten Produktionen immer besser wurden. So klar und sauber, aber dennoch kraftvoll wie auf TWIY haben Motörhead nie zuvor geklungen.

Die Cover-Idee an sich finde ich gar nicht mal so verkehrt, leider wurde sie technisch nicht gut umgesetzt. Das Motiv macht sich allerdings als Shirt-Motiv ziemlich gut. Ich habe so ein Shirt, und wenn ich es trage, werde ich regelmäßig darauf angesprochen.
 
Da ich nächste Woche bereits mit Aftershock dran bin, jedoch nach Rock 'N' Roll hier mit dem Kommentieren nicht mehr hinterher gekommen bin, will ich die Pause zwischen dem 1. und 2. Kaffee heute kurz nutzen um im Schnelldurchlauf die Jahre 1990-2010 aus meiner Sicht Revue passieren zu lassen. Nicht chronologisch, sondern in Form meines persönlichen Rankings:

12. Snake Bite Love - Nicht sehr innovativ, ich weiß, aber Snake Bite Love trägt seinen Ruf als eines der "schwächsten" MOTÖRHEAD-Veröffentlichungen nicht umsonst. Tatsächlich ist es das Album, dass ich mir erst ganz zum Schluss mit viel Verspätung zugelegt habe. Kein Album der Band habe ich seltener gehört und meine Motivation, dies zu ändern, hält sich leider in Grenzen. Die Soundschwächen von Sacrifice treffen auf noch uninspirierteres Songwriting. Highlights: "Take the Blame", außerdem habe ich ein Faible für "Better Off Dead".

11. Sacrifice - Rangiert nur höher als die Snake Bite Love weil ich sie öfters gehört habe. Wie gesagt gibt es nur sehr, sehr wenige Veröffentlichungen die ich allein aufgrund des Sounds abschreibe, aber MOTÖRHEAD haben unglücklicherweise mit Orgasmatron und Sacrifice gleich zwei solcher Fälle "produziert". Trotz des brutalen Covers und des etwas harteren Songwritings klingt hier alles dumpf und kraftlos. Highlights: "In Another Time", der Titeltrack, der schnelle Teil in "Fade To Black".

10. Hammered - Erneut schwache Produktion, aber die ersten drei Tracks finde ich fantastisch! Die A-Seite klingt ordentlich aus, doch leider knickt mit der B-Seite die Qualität dermaßen ein, dass es ein Ärgernis ist. Mit "Shut Your Mouth", "Kill The World", "Dr. Love" und "No Remorse" enthält das Album leider vier - für MOTÖRHEAD-Verhältnisse - Totalausfälle, für der Oberkracher "Red Raw" am Ende nur in Teilen entschädigen kann. Highlights: "Walk a Crooked Mile", "Down the Line", "Brave New World", "Red Raw".

09. March Ör Die - Eine sehr gemischte Angelegenheit. Die ruppige Seite wurde etwas zurückgefahren, das Songwriting ist diesmal kreuz und quer. Dafür gibt es hier einige Perlen zu entdecken. "Too Good To Be True" ist mein Pendant zu zopilotes "All For You", "Name in Vain" ein unterschätzter, elektrisierender Rocker. Auch "You Better Run" mochte ich wegen des coolen Basslaufs immer sehr. Highlights: "Too Good To Be True", "Name in Vain", "You Better Run", "Bad Religion".

08. Bastards - Für mich auf Augenhöhe mit dem Vorgänger, da das Album zwar extrem stark startet, ihm dann aber zusehends die Puste ausgeht. Gerade die letzten drei Stücke ignoriere ich seit Jahren, die Hammer-Ballade "Lost in the Ozone" hätte als Abschluss durchaus gereicht. "I Am The Sword" und "Bad Woman" klingen etwas unspiriert, dafür treten einen die anderen Titel umso stärker in den Hintern! Highlights: "On Your Feet", "Burner", "Lost in the Ozone", "Liar".

07. The Wörld Is Yöurs - Erneut ein unglaublich starkes Triple zu Beginn, während es nach hinten raus wieder unspektakulärer wird. Bei "Devils In My Head" ärgere ich mich immer, dass Lemmy nicht bei jedem Refrain die Gesangslinie so variiert wie beim letzten, das hätte den gesamten Song nochmal aufgewertet. "Rock 'N' Roll Music" war nie ein Favorit von mir, dafür mag ich das fetzige "I Know What You Need". Erneut eine tolle Webb-Produktion, schwächer als die drei Vorgänger, aber auch stärker als die Nachfolger. Ein echtes Übergangsalbum. Highlights: "Born To Lose", "I Know How To Die", "Back in Line", "Brotherhood of Man", "I Know What You Need".

06. Overnight Sensation - Ein unterschätztes und abwechslungsreiches Werk. Als sie 2008 auf der Tour mit SAXON das brutale "Civil War" gebracht haben, war ich im 7. Lemmy-Himmel. Im Gegensatz zum Vorgänger und Nachfolger eine durch und durch runde Angelegenheit, sowohl die modernen, harten Riffs von Campbell als auch die klassischen Rock 'N' Roll-Nummern funktionieren hier. Gleichzeitig enthält die Scheibe aber mit "Shake The World" das wohl schlechteste MOTÖRHEAD-Lied aller Zeit. Highlights: "Civil War", "Crazy Like A Fox", "Overnight Sensation".

05. Kiss of Death - Zwischen 2006 und 2008 zusammen mit A Matter of Life and Death zweifellos mein meistgehörtes Rock/Metal-Album überhaupt. Das Ding lief wirklich hoch und runter, da meine Metal-Sozialisierunsphase damals ihren Höhepunkt erreichte und Lemmy einen großen Teil dazu beisteuerte. Leider ist die Produktion sehr schlecht gealtert, viel zu klinisch, modern und aufgeblasen. Außerdem ist das Songwriting bzw. der Fluss der Stücke sehr unausgewogen. "Sucker" halte ich nach wie vor für einen der besten Opener der Band überhaupt, unterschätzter Klassiker! Auch "Trigger" killt heute noch, den Rest schätze ich eher aus Nostalgie-Gründen. Highlights: "Sucker", "Trigger", "God Was Never On Your Side", "Going Down".

04. 1916 - Hier stört mich lediglich die etwas zu zahme Produktion, ansonsten bleibt mir nicht mehr viel hinzuzufügen, außer dass ich das unglaublich kraftvolle "Make My Day" besonders liebe. "No Voices In The Sky" ist mir tatsächlich etwas zu fröhlich und auf "Nightmare" könnte ich verzichten, der Rest ist durch und durch saustark, daher keine extra Highlight-Liste.

03. We Are Motörhead - Eine erste kleine Überraschung in der Top-3, aber dieses Album lief in den letzten Jahren tatsächlich öfters als alle davor genannten. Das liegt nicht unbedingt daran, dass das gesamte Material so stark wäre, sondern vielmehr an einzelnen Tracks, die für mich aber zu den absoluten Highlights in der gesamten Diskographie gehören. Da wäre zunächst (natürlich) der unsterbliche Titeltrack, der gerade durch seine Simplizität besticht und mich immer wieder packt. Hinzu kommt das sehr interessante "Wake The Dead", dessen ruhiger Mittelteil inklusive Basssolo für mich zu einen der gelungensten Experimente in der Bandgeschichte zählt. Und da wäre noch "One More Fucking Time". Ich weiß, viele nennen in punkto Balladen meist "Don't Let Daddy Kiss Me", "God Was Never on Your Side" oder "1916". Aber für mich ist das hier die beste, melancholichste und schlicht gelungenste Lemmy-Ballade überhaupt und ohne Zweifel einer meiner drei Lieblings-MOTÖRHEAD-Tracks. Die Highlights sind für mich somit nur diese drei Stücke, aber zusammen mit dem tollen Artwork reicht es für diese Platzierung.

02. Motörizer - Noch eine Überraschung? Motörizer von allen Alben der Band in den letzten Jahren sicherlich am meisten gewachsen. Als das Album damals erschien, waren meine Kumpels und ich schrecklich enttäuscht. Im Vergleich zu Kiss of Death keine Ballade, ein etwas dumpferer Sound und außer "Rock Out" gab es keine unmittelbaren Hits zu entdecken. Mittlerweile sehe ich es genau anders herum. Während Kiss of Death für mich heute einige Filler besitzt und überproduziert klingt, ist Motörizer das letzte wirklich "klassische" MOTÖRHEAD-Album. Phil Campbell setzt wieder verstärkt auf traditionellere Riffs und Melodien und abgesehen vom "Under the Gun"-Abklatsch "One Short Life" kann ich keinen einzigen Schwachpunkt ausmachen. "Back On The Chain" ist eine mitreissende Neuinterpretation von "Damage Case", "Runaround Man" und "Teach You How to Sing the Blues" haben Power und Biss kombiniert mit einer stärkeren Prise Rock 'N' Roll-Feeling, "Buried Alive" ist eine gelungene Abrissbrine, während "Time Is Right" 80er-Jahre-Riffs mit einem starken Refrain kombiniert. Lediglich das viel gelobte "Heroes" finde ich "nur" gut, aber für mich rüttelt es nichts an der Tatsache, dass Motörizer auch heute noch zu den stärksten Releases der Band überhaupt zählt.

01. Inferno - Mein erstes MOTÖRHEAD-Album und wie bei IRON MAIDEN hält dieser Bonus bis heute an. Und selbst nach fast 15 Jahren kann ich es kaum glauben, wie frisch, kraftvoll und heftig die Band damals wieder klang, vor allem nach den schwach produzierten und teilweise uninspirierten Vorgängern. "Terminal Show" und "In The Name Of Tragedy" klingen mir zwar für MOTÖRHEAD-Verhältnisse fast zu sehr nach (modernem) Metal, dafür fährt die Band hier wie auf 1916 fast die gesamte Bandbreite ihres Sounds auf, aber mit voll durchgedrücktem Gaspedal und einem von der Muse geküssten Phil Campell. Egal ob melodisch-melancholisch ("Keys To The Kingdom"), punkig-aggressiv ("Smiling Like A Killer") oder mit modernem Anstrich ("Down On Me", "In The Black" mit ihren grandiosen Refrains), die Band erfindet ihre Formel nicht neu, setzt sie aber viel souveräner um als auf den Vorgängern. Wenn es um Platz 1 meiner MOTÖRHEAD-Top-10 geht hat dieses Album auf jeden Fall ein gewaltiges Wörtchen mitzureden!

P.S.: An dieser Stelle noch einmal ein dickes "Dankeschön!" an alle vorherigen Rezensenten für ihre tollen Texte.
 
The Wörld is Yours



1129211_1437974996_300.jpg


  1. Born to Lose – 4:01
  2. I Know How to Die – 3:19
  3. Get Back in Line – 3:35
  4. Devils in My Head – 4:21
  5. Rock ’n’ Roll Music – 4:25
  6. Waiting for the Snake – 3:41
  7. Brotherhood of Man – 5:15
  8. Outlaw – 3:30
  9. I Know What You Need – 2:58
  10. Bye Bye Bitch Bye Bye – 4:04

Ich muss vorweg schicken, dass die TWIY tatsächlich nicht meine Liebste von der Kapelle ist. Warum ich sie dann zum Besprechen ausgewählt habe? Jo, als ich den Thread hier entdeckte waren tatsächlich schon reichlich viele Platten "belegt". Und passenderweise wurde mir die TWIY an dem gleichen Tag, als ich sie "für mich reservierte", als silberfarbene Vinyl Version vom Paketboten überreicht. Das war also an diesem Tag mein aktuellster Neuzugang von Motörhead und eine leise Stimme grummelte mir ins Ohr "nimm mich, nimm mich" :D.
Schlussendlich rangiert die TWIY zwar in meiner Motörhead Welt eher im Mittelfeld der Beliebheitsskala, was aber selbstverständlich nicht mit "schlecht" oder Ähnlichem gleichzusetzen ist. Ganz im Gegenteil! Denn, wie ja hoffentlich jeder geneigte Leser dieser Zeilen weiß gibt es einfach keine schlechten Motörhead Scheiben. Insofern lohnt es natürlich sich mit jeder einzelnen Platte dieser wundervollen Band, und somit auch mit der The Wörld..., näher zu beschäftigen.

Die Fakten:

The Wörld Is Yours ist das zwanzigste und zugleich drittletzte Studioalbum von Motörhead. Die Veröffentlichung erfolgte in Europa am 10. Dezember 2010 (der Monat in dem Lemmy seinen 65. Geburtstag und das Jahr in dem die Band ihr 35-jähriges Bestehen feierte), in Großbritannien am 17. Januar 2011, und am 25. Januar 2011 wurde das Album im Rest der Welt veröffentlicht. Es erscheint in Kooperation zwischen dem bandeigenen Plattenlabel Motörhead Music, das im Vorfeld der Veröffentlichung von TWIY gegründet wurde, und dem Label UDR Records.

Für The Wörld Is Yours reiste die Band nach Los Angeles, wo sie sich in ein Hotelzimmer zurückzog um dort an der Platte zu arbeiten. Die Texte schrieb Lemmy (seit dem Album Bastards schrieb Lemmy die Texte, während Mikkey und Phil für die Musik zuständig waren).

Zu Beginn der Aufnahmen verschlechterte sich der gesundheitliche Zustand von Phils Vater. Er reiste daher zurück nach England, und Charlie Paulson, ein Freund der Band und Motörhead-Fan, half aus. Er ist jedoch nicht auf dem Album zu hören. Die Aufnahme der Bass-, Gesangs- und Schlagzeugspuren durch Lemmy und Mikkey fand in Dave Grohls (Nirvana, Foo Fighters) Studio in Los Angeles statt. Phil Campbell nahm seine Gitarrenspuren in einem Tonstudio in Wales auf, weil sein Vater gestorben war und er aus diesem Grund nicht nach Los Angeles reisen konnte.
(Quellen: mein Kopf und diverse Quellen im Internet. Ich füge die Fakten hier mit rein, weil sie wie ich finde doch recht interessant und u.U. dem einen oder anderen so nicht bekannt oder nicht mehr so präsent sind.)

Am 6. Dezember 2010 wurde wenige Tage vor Veröffentlichung der Platte ein Video für die Single Get Back In Line veröffentlicht


Ich kann mich erinnern dass meine erste Version der Platte eine Special Edition des englischen Musikmagazins Classic Rock war, die ich bei Bekanntwerden sofort vorbestellte. Sie enthält neben der CD, die sich in einer Art DigiBook befindet, ein 132-seitiges Sonderheft über die Band sowie ein Din A1 Poster, Gitarrenplektren und einen Metallpin. Ein richtig schönes Package, das ich jedem Sammler ans Herz legen kann.

71M19Nr6+EL._SL1063_.jpg


Der Nachfolger Aftershock wurde übrigens vom Classic Rock Magazin in ähnlicher Art und Weise, ebenfalls mit einem Sonderheft, präsentiert und veröffentlicht. Auch sehr toll und empfehlenswert.

Die Covergestaltung der TWIY fand ich damals und finde ich auch heute noch eher weniger gelungen. Für mein Empfinden kommt das Covermotiv, mit dem imho mehr schlecht als recht versucht wurde, bildlich den Snaggletooth in den Planeten Erde zu quetschen und damit irgendwie den Plattentitel zu visualisieren, an die meisten anderen MH-Cover nicht ran. Und ich bin mir auch relativ sicher dass dem Herrn Petagno ein schöneres Motiv gelungen wäre.

Das erste was mir beim Hören der The Wörld... einfällt ist Rock' n' Roll. Okay, ist jetzt bei Motörhead grundsätzlich nicht soo überraschend. Aber die TWIY war irgendwie doch wieder ein Schritt zurück in rockigere Gefilde. Als ich sie das erste Mal hörte war ich etwas verwundert. Ich hatte mich wohl ein wenig an die härtere Gangart der "metallischeren" Vorgänger Inferno, Kiss Of Death und Motörizer gewöhnt und im Vorfeld der Veröffentlichung auch hier mit einem ähnlichen Härtegrad gerechnet.
Nach ein paar Durchläufen legte sich meine leichte Verwunderung natürlich und es kristallisierten sich die ersten musikalischen Höhepunkte heraus. Hervorheben will ich die beiden Songs "Brotherhood of Man" (hat so ein gewisses Orgasmatron (der Song) Feeling) und "Bye Bye Bitch Bye Bye", ein flotter Rocker den ich einfach nur klasse finde, veredelt mit einem schönen Solo von Phil in der Mitte des Songs. BBBBB ( :D ) zaubert mir immer wieder ein gute Laune Grinsen ins Gesicht. Textlich isses eine üble Abrechnung (wahrscheinlich) mit einer Verflossenen. Ebenfalls überzeugen kann der Song "I know how to Die", ein sehr rock'n'rolliger Song, bei dem einem alle Glieder in Bewegung geraten, sprich Fingertippen und Fußwippen sind angesagt...an guten Tagen kreist gar die Hüfte ;). Der Songtitel selbst beschert mir allerdings heutzutage einen gewaltigen Kloß im Hals.

Wie oben bereits geschrieben ist die Platte sehr rockig ausgefallen. Dies steht der Band natürlich (!) ausgezeichnet zu Gesicht und entspricht ja auch, wie jeder weiß, der großen musikalischen Vorliebe von Lemmy. Ich habe Lemmy und Motörhead eh nie in diese "Metal" Schiene eingeordnet, egal wie "hart", "schnell" und rifflastig ihre Musik auch stellenweise war und ist, und egal wie manch andere das musikalische Werk von Motörhead einordnen...aber das haben Lemmy und Co. ja auch nie.

Musikalisch und textlich bringt es der Song "RockʼnʼRoll Music" (Nomen est Omen) auf den Punkt. Er repräsentiert das Feeling der TWIY sozusagen perfekt.

Rock 'n' Roll music is the true religion.
Never let you down you can dance to the rhythm.
Stay home and watch it on your television.
Walk out across the sky.
Rock 'n' Roll even gonna set you free.
Make the lame walk and the blind to see.
Gonna take you back to where you wanna be.
Do it till the day I die.


Wie weiter oben bereits erwähnt war Lemmy zu Zeiten der TWIY ja schon länger nicht mehr für das Komponieren von Songs zuständig, "lediglich" die Songtexte gingen weiterhin auf seine Kappe. Ob und inwiefern Lemmy auf die Kompositionen Einfluss nahm, so in der Art *Grummel, grummel... Mikkey schreib mal wieder ein paar Rock 'n' Roll Songs, Mann...* (fuchtelt mit ner halbvollen Flasche Jacky herum) ist mir nicht bekannt, könnte ich mir aber durchaus vorstellen.

Mir persönlich fehlen auf der Platte so ein oder zwei Uptempo Kracher wie sie bei den Vorgänger Alben zuhauf zu finden waren. Die hätten dem Album ein wenig mehr Pfiff gegeben. Dennoch komme ich sehr gut klar mit der Platte und das liest sich jetzt auch sicherlich schlimmer, als es tatsächlich von mir gemeint ist. Und im Moment, wo sie jetzt zum dritten Mal am Stück läuft, fällt mir auf, dass sie doch einen wunderbar eigenen, feinen Vibe hat. Kanns nicht besser beschreiben, vielleicht weiß der eine oder die andere, was ich meine ;).

Tja, nur um es nochmal zu erwähnen, schlecht gabs bei Motörhead eben einfach nicht. ;)

Man kann es drehen oder wenden wie man will, es war halt doch eine ganz besondere Band mit einer ganz besonderen, beinahe makellosen Diskografie, mit einem ganz besonderen Bandleader und mit, in jeder Bandphase, ganz besonderen Musikern.

Meine Fan-Bewertung: 7,5/10 Punkte
Und wieder ein feines Review einer feinen Motörhead Platte. Besten Dank! :top::top::top: Der Rock'n roll Faktor ist wieder höher, das ist immer gut. Das ist so eine richtig gute, durchschnittliche Motörhead in den letzten Jahren. Nicht herausragend aber eben auch nicht schwächer. Kommt für mich aber nicht an Aftershock oder Bad Magic heran. Meine Favoriten sind "I know how to die, get back in line, rock'n roll music, brotherood of man, bye bye bitch bye bye" .

Elend, bald ist das hier wieder alles vorbei..

Ach so, gerade mal geschaut: das Sonderheft von Classic Rock steht bei Amazon für 81,90 € drin... Schnapper! :D
 
Sehr cool geschrieben und für mich treffend eingeordnet :)
Bei mir rangiert das Album auf 8/10.

Mein absoluter Favorit ist Born To Lose mit dem geilen Schlagzeug-Fill-Break in der Mitte. Ich war fast schon persönlich beleidigt, dass sie den Song auf der Tour nicht gebracht haben.
Weitere Faves: Outlaw und BBBBB. RNR Music finde ich fast schon etwas zu schunkelig. Mit dem Song RNR von 1987 war für mich zu dem Thema auch schon alles gesagt.
Der Rest des Albums ist gut hörbar, das Coverartwork in der Tat nicht wirklich ein Hit...

Sie haben damals auch Breaking The Law eingespielt. Erschien das nur auf dem Tribute Sampler oder gabs auch ne limitierte Version mit diesem Song?
Danke für dein Lob :)
Breaking The Law wurde meines Wissens tatsächlich nur auf dem Tribute Sampler veröffentlicht.
 
Saugudd Stefan !!!! Klasse! :top::top:

Ich sehe das im großen und ganzen ähnlich wie Du. Was mir auffällt, ist dass die letzten Produktionen immer besser wurden. So klar und sauber, aber dennoch kraftvoll wie auf TWIY haben Motörhead nie zuvor geklungen.

Die Cover-Idee an sich finde ich gar nicht mal so verkehrt, leider wurde sie technisch nicht gut umgesetzt. Das Motiv macht sich allerdings als Shirt-Motiv ziemlich gut. Ich habe so ein Shirt, und wenn ich es trage, werde ich regelmäßig darauf angesprochen.
Danke danke :)
Mit dem Sound geb ich dir recht, der Cameron Webb hat da echt tolle Arbeit geleistet.
 
Und wieder ein feines Review einer feinen Motörhead Platte. Besten Dank! :top::top::top: Der Rock'n roll Faktor ist wieder höher, das ist immer gut. Das ist so eine richtig gute, durchschnittliche Motörhead in den letzten Jahren. Nicht herausragend aber eben auch nicht schwächer. Kommt für mich aber nicht an Aftershock oder Bad Magic heran. Meine Favoriten sind "I know how to die, get back in line, rock'n roll music, brotherood of man, bye bye bitch bye bye" .

Elend, bald ist das hier wieder alles vorbei..

Ach so, gerade mal geschaut: das Sonderheft von Classic Rock steht bei Amazon für 81,90 € drin... Schnapper! :D
Vielen Dank :)
 
Ich hab alle Motör- Alben beginnend mit der ace of spades, die Frühphase fühlte ich immer gut abgedeckt durch die no remorse, aber nach Durchsicht der Reviews hier muß ich da vielleicht doch nochmal was ändern!
Was bin ich eigentlich für ein Riesen- Rindviech?! Grad mit 46 Jahren zum ersten mal! die OVERKILL gehört, Alter, was ne Göttergabe, die schießt ja direkt durch die Decke und an die Spitze meiner Motörbestenliste!:jubel:
 
Was bin ich eigentlich für ein Riesen- Rindviech?! Grad mit 46 Jahren zum ersten mal! die OVERKILL gehört, Alter, was ne Göttergabe, die schießt ja direkt durch die Decke und an die Spitze meiner Motörbestenliste!:jubel:
ich finde es saugeil, dass du das so offen zugibst und nicht so machst als hättest du die mit der Muttermilch aufgesogen! Würde auch nicht jeder machen.:top:
 
Ich habe mir mit nahezu Mitte 40 überhaupt mein erstes Motörhead Album zugelegt.
Das war „The Wörld is yours“.
Okay, so eine Best of hatte ich irgendwann mal erstanden, aber die lasse ich mal außen vor.

Und die „Wörld is yours“ auch nur als Download weil ich dieses Apple Downloadgedöns ausprobieren wollte.
Keine Ahnung mehr wie ich gerade auf dieses Album gekommen bin, wahrscheinlich war es gerade erschienen und
es stand auf einer Liste weit oben.

Dank diesem Thread erhöre ich mir jetzt jedes Album intensiv, zugelegt habe ich mir ja in den letzten sieben Jahre
alle Studioalben.

Die große Danksagung kommt nach der letzten Albumhuldigung .
 
Zurück
Oben Unten