♠ Every Month is MOTÖRMONTH! ♠

Bei allen genialen Reviews hier sticht das von @Andy81 noch einmal heraus. Ich habe mich köstlich amüsiert mein Lieber :top::feierei:

Danke dir :)

Ich habe vor allem einen anderen Ansatz gewählt, weil nicht zuletzt @Fallen Idol 666 ohnehin viel mehr spannende Infos zur Platte präsentieren kann als ich. So war das dann hoffentlich eine runde Sache: Unterhaltung und Bildung. :D
 
Better Motörhead Than Dead - Live At Hammersmith

16.06.2005, Hammersmith Apollo, London

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Label: Steamhammer / SPV
Release Date: 16.07.2007

Tracklist:

Dr. Rock
Stay Clean
Shoot You In The Back
Love Me Like A Reptile
Killers
Metropolis
Love For Sale
Over The Top
No Class
I Got Mine
In The Name Of Tragedy
Dancing On Your Grave
R.A.M.O.N.E.S.
Sacrifice
Just 'Cos You Got The Power
(We Are) The Road Crew
Going To Brazil
Killed By Death
Iron Fist
Whorehouse Blues
———————————————-
Bomber
Ace Of Spades
Overkill


30 Jahre Motörhead - Wer hätte das anfangs gedacht? Ich jedenfalls nicht, denn zu den Gründungstagen der Band war ich noch Quark im Schaufenster und weit entfernt von jedweder kulturhistorischen Schlaumeierei. Aber ich erhörte das nahende Grollen und beeilte mich, es irgendwie auf diesen verdammten Planeten zu schaffen. Blind und dumm landete ich inmitten der Peter Maffay- und Smokie- Kassetten meiner Eltern. Und Ostblock- Schlager, das aber immerhin auf Vinyl! Ihr seht, vor mir lag ein hartes Stück Arbeit! Aufsteh’n!
Heute blicke ich immerhin auf über zwanzig Jahre Motörleidenschaft zurück, mehr als die Hälfte meines Lebens steuerte die Band große Teile des Soundtracks bei. Und ich sag’s Euch, Leute, eines Tages wird man dieses ganze Stück Erdgeschichte das Motörzän nennen. Alles andere ergibt doch keinen Sinn.

Drei derart lautstarke Jahrzehnte, in denen erfolgreich gegen jeden Trend angetrümmert wurde, sind natürlich Grund für eine amtliche Feier. Und natürlich auch für ein weiteres Livealbum, welches während der „Inferno“-Tour im Londoner Hammersmith mitgeschnitten wurde.

All right, all right, I hope you son of bitches see the light ...

Manch einer findet „Doctor Rock“ ja eher so mau, aber ich liebe den Song und als Einstieg in einen Motörhead-Gig eignet er sich hervorragend! Und dieser lieferte schwerpunktmäßig ein totales Klassikerset mit massig „Golden Oldies“, wie Lemmy auch an jenem Abend witzelt. Gewürzt wird das Ganze mit drei Titel vom damals aktuellen „Inferno“-Album.

Ok, Lemmys Stimme braucht auch drei, vier Songs, um richtig in Schwung zu kommen und klingt gerade bei den höheren Passagen anfangs recht angestrengt. Das soll aber nicht die Freude darüber trüben, dass es hier einige sonst eher selten gespielte Songs ins Set schaffen. Wie „Love For Sale“ vom 1998er „Snake Bite Love“ - Album. Und dann meint der Meister noch:

1983 haben wir ein Album veröffentlich, das ihr alle verdammt gehasst habt...

Mit „I Got Mine“ und „Dancing On Your Grave“ wird das „Another Perfect Day“ - Album zitiert. Lemmy hatte ja zu dieser Zeit bereits seinen Frieden mit diesem Teil der Bandgeschichte und dem Album geschlossen. Vor allem beim erstgenannten Song fehlt aber die zweite Gitarre schon sehr! Daran muss sich so ein Luftgitarrist erstmal gewöhnen!

Und dann geht es Schlag auf Schlag weiter. Ein Knaller reiht sich an den anderen, alles arschtight und routiniert gespielt.
Beendet wird der reguläre Teil mit dem grundcoolen „Whorehouse Blues“, der ja seitdem regelmäßig live auftauchte und von dem ich auch nach fünfzehn Jahren nicht genug bekomme. Dieser knochenfurztrockene Blueser besingt ja eine fiktive Pufferöffnung und so sehr ich diesen Song mag, so froh bin ich auch darüber, dass Motörhead dieses Los nicht zogen.

can we go now? - yeah!

Ob man dieses Album angesichts der schon existierenden Liveklassiker nun wirklich braucht, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Trotz des eigentlich großartigen Anlasses gibt es außer dem eigentlichen Konzert und ein paar wirklich schönen Fotos im Booklet nichts weiter. Die Aufnahme wurde 2007 als 2-CD sowie 4-LP veröffentlicht.
Für einen Livemitschnitt ist der Sound soweit ganz in Ordnung, aber nicht so intensiv wie auf vorangegangenen Livedokumenten. Rein produktionstechnisch hätte man hier vielleicht noch was rausholen können. Dem Anlass angemessen. Vermutlich beließ man es dabei, weil es von eben jener „Inferno“-Tour schon den großartigen Düsseldorfer „Stage Fright“ - Konzertmitschnitt auf DVD gibt.

Kurzum: es gibt bessere Motörhead-Livealben, aber falsch macht man auch nichts, wenn man sich dieses Teil zulegt!

Ich konnte nicht anders und musste mir das Album holen, denn: Auf jener „Inferno“-Tour hatten wir sie ein halbes Jahr vorher in Erfurt gesehen. Sepultura waren damals Vorband und Derrick Green brüllte alles in Grund und Boden. Hätte alles schön werden können, aber wir zogen die Arschkarte. Der Saal war gut gefüllt und die Luft zum schneiden. Einer aus unserer Truppe sackte wegen Kreislaufproblemen plötzlich zusammen, keine drei Meter neben den Sanitätern. Anstatt ihn genau jenen zu übergeben, wurde er von der Security rausgeschmissen. Das halbe Konzert standen wir draußen und versuchten diesen Spacken zu erklären, dass der Mann stocknüchtern war und eigentlich nur mal etwas Hilfe nötig hatte. Und das drinnen Motörhead spielten. Aber das war diesen Eiernacken alles egal. Die haben sich noch einen Spaß draus gemacht. Das war so eine Hooltruppe, von denen ich später einige bei Fußballeinsätzen wiedererkannt habe.

Hier, für euch, ihr Pisser!

You know me, evil eye
You know me, prepare to die
You know me, the great white kiss
Devil's grip, the iron fist


Weitere schlagende Argumente für dieses Album könnten sein:

- Motörhead feiern Geburtstag
- Klassikerset und einige sonst eher selten gespielte Songs
- Motörhead!

Letzteres klingt irgendwie logisch, harr harr...
Cooles Review:top:
Das Album ist nicht ganz so tight und mitreißend wie Hammersmith oder ELTEE. Aber dennoch eine kurzweilige, feine Darbietung eines Gemischs an Standards und Überraschungen (Shoot ... Back, Reptile, Roadcrew...). Über 100 Minuten Motörhead live. Fanherz, watt willste mehr?:feierei:
 
Leute, es gibt zwar kein Review zu diesem Doppelschlag, aber da wir heute ohnehin gerade ein Live-Album auf dem Tableau haben, würde ich gerne noch die beiden auf The Wörld Is Yours folgenden Alben The Wörld Is Ours Vol.1 & 2 zur Diskussion stellen. Ich würde später auch noch meinen Senf dazu geben...

Eure Meinungen hierzu? @Fallen Idol 666 magst Du als unser MotörTrüffelwarpig ganz kurz die Fakten dazu zusammenfasssen?

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Leute, es gibt zwar kein Review zu diesem Doppelschlag, aber da wir heute ohnehin gerade ein Live-Album auf dem Tableau haben, würde ich gerne noch die beiden auf The Wörld Is Yours folgenden Alben The Wörld Is Ours Vol.1 & 2 zur Diskussion stellen. Ich würde später auch noch meinen Senf dazu geben...

Eure Meinungen hierzu? @Fallen Idol 666 magst Du als unser MotörTrüffelwarpig ganz kurz die Fakten dazu zusammenfasssen?

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yepp, mach ich gegen später, muss noch paar Renovierungssachen machen und so, aber dann gerne.
 
Vielen Dank @Krachturm. Sehr lesenswert. :top::top::top:
Auf der Bonus-DVD der 30er Jubiläums-Edition von "Inferno" befindet sich Filmmaterial von dieser Show; leider nur 6 Songs.
Ich denke, der Rest schlummert in den Archiven und es könnte durchaus sein, dass da irgendwann noch mehr kommt.
 
Better Motörhead Than Dead - Live At Hammersmith

16.06.2005, Hammersmith Apollo, London

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Label: Steamhammer / SPV
Release Date: 16.07.2007
Time: 102:57

Tracklist:

Dr. Rock
Stay Clean
Shoot You In The Back
Love Me Like A Reptile
Killers
Metropolis
Love For Sale
Over The Top
No Class
I Got Mine
In The Name Of Tragedy
Dancing On Your Grave
R.A.M.O.N.E.S.
Sacrifice
Just 'Cos You Got The Power
(We Are) The Road Crew
Going To Brazil
Killed By Death
Iron Fist
Whorehouse Blues
———————————————-
Bomber
Ace Of Spades
Overkill



30 Jahre Motörhead - Wer hätte das anfangs gedacht? Ich jedenfalls nicht, denn zu den Gründungstagen der Band war ich noch Quark im Schaufenster und weit entfernt von jedweder kulturhistorischen Schlaumeierei. Aber ich erhörte das nahende Grollen und beeilte mich, es irgendwie auf diesen verdammten Planeten zu schaffen. Blind und dumm landete ich inmitten der Peter Maffay- und Smokie- Kassetten meiner Eltern. Und Ostblock- Schlager, das aber immerhin auf Vinyl! Ihr seht, vor mir lag ein hartes Stück Arbeit! Aufsteh’n!
Heute blicke ich auf über zwanzig Jahre Leidenschaft zurück, mehr als die Hälfte meines Lebens steuerte die Band große Teile des Soundtracks bei. Und ich sag’s Euch, Leute, eines Tages wird man dieses ganze Stück Erdgeschichte das Motörzän nennen. Alles andere ergibt doch keinen Sinn.

Drei derart lautstarke Jahrzehnte, in denen erfolgreich gegen jeden Trend angetrümmert wurde, sind natürlich Grund für eine amtliche Feier. Und natürlich auch für ein weiteres Livealbum, welches während der „Inferno“-Tour im Londoner Hammersmith mitgeschnitten wurde.

All right, all right, I hope you son of bitches see the light ...

Manch einer findet „Doctor Rock“ ja eher so mau, aber ich liebe den Song und als Einstieg in einen Motörhead-Gig eignet er sich hervorragend! Und dieser lieferte schwerpunktmäßig ein totales Klassikerset mit massig „Golden Oldies“, wie Lemmy auch an jenem Abend witzelt. Gewürzt wird das Ganze mit drei Titel vom damals aktuellen „Inferno“-Album.

Ok, Lemmys Stimme braucht auch drei, vier Songs, um richtig in Schwung zu kommen und klingt gerade bei den höheren Passagen anfangs recht angestrengt. Das soll aber nicht die Freude darüber trüben, dass es hier einige sonst eher selten gespielte Songs ins Set schaffen. Wie „Love For Sale“ vom 1998er „Snake Bite Love“ - Album. Und dann meint der Meister noch:

1983 haben wir ein Album veröffentlich, das ihr alle verdammt gehasst habt...

Mit „I Got Mine“ und „Dancing On Your Grave“ wird das „Another Perfect Day“ - Album zitiert. Lemmy hatte ja zu dieser Zeit bereits seinen Frieden mit diesem Teil der Bandgeschichte und dem Album geschlossen. Vor allem beim erstgenannten Song fehlt aber die zweite Gitarre schon sehr! Daran muss sich so ein Luftgitarrist erstmal gewöhnen!

Und dann geht es Schlag auf Schlag weiter. Ein Knaller reiht sich an den anderen, alles arschtight und routiniert gespielt.
Beendet wird der reguläre Teil mit dem grundcoolen „Whorehouse Blues“, der ja seitdem regelmäßig live auftauchte und von dem ich auch nach fünfzehn Jahren nicht genug bekomme. Dieser knochenfurztrockene Blueser besingt ja eine fiktive Pufferöffnung und so sehr ich diesen Song mag, so froh bin ich auch darüber, dass Motörhead dieses Los nicht zogen.

can we go now? - yeah!

Ob man dieses Album angesichts der schon existierenden Liveklassiker nun wirklich braucht, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Trotz des eigentlich großartigen Anlasses gibt es außer dem eigentlichen Konzert und ein paar wirklich schönen Fotos im Booklet nichts weiter. Die Aufnahme wurde 2007 als 2-CD sowie 4-LP veröffentlicht.
Für einen Livemitschnitt ist der Sound soweit ganz in Ordnung, aber nicht so intensiv wie auf vorangegangenen Livedokumenten. Im Vergleich zu "25 & Alive" ist Phil etwas besser zu hören. Rein produktionstechnisch hätte man hier vielleicht noch was rausholen können. Dem Anlass angemessen. Vermutlich beließ man es dabei, weil es von eben jener „Inferno“-Tour schon den großartigen Düsseldorfer „Stage Fright“ - Konzertmitschnitt auf DVD gibt.

Kurzum: es gibt bessere Motörhead-Livealben, aber falsch macht man auch nichts, wenn man sich dieses Teil zulegt!

Ich konnte nicht anders und musste mir das Album holen, denn: Auf jener „Inferno“-Tour hatten wir sie ein halbes Jahr vorher in Erfurt gesehen. Sepultura waren damals Vorband und Derrick Green brüllte alles in Grund und Boden. Hätte alles schön werden können, aber wir zogen die Arschkarte. Der Saal war gut gefüllt und die Luft zum schneiden. Einer aus unserer Truppe (Spitzname "Jesus"!) sackte wegen Kreislaufproblemen plötzlich zusammen, keine drei Meter neben den Sanitätern. Anstatt ihn genau jenen zu übergeben, wurde er von der Security rausgeschmissen. Das halbe Konzert standen wir draußen und versuchten diesen Spacken zu erklären, dass der Mann stocknüchtern war und eigentlich nur mal etwas Hilfe nötig hatte. Und das drinnen Motörhead spielten. Aber das war diesen Eiernacken alles egal. Die haben sich noch einen Spaß draus gemacht. Das war so eine Hooltruppe, von denen ich später einige bei Fußballeinsätzen wiedererkannt habe.
Hier, für euch, ihr Pisser!

You know me, evil eye
You know me, prepare to die
You know me, the great white kiss
Devil's grip, the iron fist


Weitere schlagende Argumente für dieses Album könnten sein:

- Motörhead feiern Geburtstag
- Klassikerset und einige sonst eher selten gespielte Songs
- Motörhead!

Letzteres klingt irgendwie logisch, harr harr...
saugut, Herr @Krachturm !!! Da gibt es nicht soviel hinzuzufügen. Denn, bei aller Liebe, ist es ne recht okayne Aufnahme für mich. Paar schöne Versionen, paar coole Ansagen mit viel Humor, am besten gefällt mir natürlich die gen Schluß vor "Overkill" mit der Bandvorstellung und "Don't forget us, we are Motörhead and WE play Rock'n'Roll", sehr schön und im Nachhinein bewegend für mich! Einige seltenere Songs eben auch. Der Sound ist authentisch rauh, aber nicht so druckvoll wie z.B. das Überwerk ELTEE. Finde das Verteilen auf vier Platten immenroch ziemlichen Quatsch, halt Anniversary-gutgemeint. Kriegt man nicht so safe in die Klapphülle zurück. Auch keine bedruckten Innersleeves oder so, aber ok, geht nicht immer alles und muss auch nicht. Dafür krass viele Songs, das waren noch Zeiten! Was mir auffällt: Lemmy's Stimme klingt hier schon ziemlich dünn und eben oft sehr angestrengt. Vielleicht war er auch nur heißer und ist auch nicht so offensichtlich wie auf den TWIO-Dingern. Gibt jetzt ausser der dicken 4er-LP keine speziellen Versionen außer das CD auch im schicken Digipack kommt. Höre sie nicht sooft wie andere, aber dennoch gut genug für die Welt da draußen!!
 
Anm.: Ich hoffe, es ist in Ordnung wenn ich den Post etwas früher von der Leine lasse!

Aftershock (2013)

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'I know I got to live, I know I got to die'
Ende 2011 schien die Welt noch in Ordnung. Die Folgen des Klimawandels schienen noch weit entfernt, in den USA bereitete sich Barack Obama darauf vor, eine zweite Amtszeit zu erlangen, in Syrien war es zwar schon zu vereinzelten Konflikten gekommen, aber diese schienen regional begrenzt. Von einem "Rechtsruck" war in Europa noch keine Rede, der Name "IS" war höchstens Nahost-Experten ein Begriff, und vor allem... MOTÖRHEAD spielten noch eine Wintertour in Deutschland. Auf eines konnte man sich damals nämlich noch verlassen: Spätestens alle zwei Jahre erschien ein neues MOTÖRHEAD-Album und kurz vor Weihnachten war die Band damit in Europa unterwegs. Insofern gingen mir an diesem November-Abend vor über 7 Jahren keine der folgenden Gedanken durch den Kopf: Wird es mein letztes MOTÖRHEAD-Konzert sein? Wie lange wir Lemmy noch durchhalten? Kommt noch ein Album? Natürlich wird es nicht das letzte Konzert sein, natürlich wird Lemmy noch mindestens 10 Jahre durchhalten und natürlich wird spätestens im Herbst 2012 das neue Album erscheinen!

Und die folgenden zwei Stunden sollten an dieser Haltung keine Zweifel aufkommen lassen. Die Band war in grandioser Form und haute zu meiner großen Freue eine Perle nach der anderen raus: "I'll Be Your Sister", "Damage Case", "The One To Sing The Blues", "Orgasmatron", "The Chase Is Better Than The Catch", "Iron Fist", "Bomber". Ich konnte meinen Ohren kaum trauen! Ich war mir an diesem Abend sicher, meinen bisher besten MOTÖRHEAD-Gig erlebt zu haben. Nein, einen der besten Konzerte meines Lebens! Während stickige, überfüllte Hallen für mich sonst meist eine Qual sind, fühlte ich mich hier bestens aufgehoben, mit einem Gefühl der Vertrautheit ausgestattet und konnte den gesamten Auftritt genießen. Ich verausgabte mich bei "Overkill" bis zur Erschöpfung... nie wäre mir in diesem Augenblick der Gedanke gekommen, dass ich dies gerade zum letzten Mal in meinem Leben tun würde.

10 Monate später erschien nicht wie erwartet ein neues MOTÖRHEAD-Album. Immerhin fand erneut eine Tour zur Weihnachtszeit statt, aber diesmal schaffte ich es leider nicht eines der Konzerte zu besuchen. Aber gut, es wird ja noch reichlich Gelegenheit dazu geben, oder? Der Spruch "Lemmy ist unsterblich" klang objektiv betrachtet natürlich wie eine naive Floskel. Jeder wusste, dass der Lebensstil irgendwann seinen Tribut fordern würde. Aber für MOTÖRHEAD-Fans war es, glaube ich, keine banale Floskel. Es war eher eine Art Glaubensbekenntnis und ich selbst habe gegen jede Vernunft zu einem gewissen Grad daran geglaubt, dass ihm Drogen, Alkohol und das Alter weniger anhaben können als anderen. Wenn Lemmy es nicht schafft, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, wer dann?

Doch im August 2013 wurden einem unweigerlich der Ernst der Situation ins Gedächtnis gerufen: Lemmy musste das Konzert auf dem Wacken Open Air aus gesundheitlichen Problemen abbrechen, weitere Konzert-Abbrüche sollten in den kommenden Monaten folgen. Ende 2013 fand zum ersten Mal seit langer Zeit keine Tour in Europa statt. Auf diese beunruhigenden Neuigkeiten antworteten Lemmy und MOTÖRHEAD jedoch auf die einzig konsequente Art: Nicht mit selbstmitleidigen Facebook-Statements, ohne Gejammer und Trauerstimmung. Sondern indem sie ein neues Album veröffentlichten. Vollgepackt mit 14 Tracks war Aftershock, als es Ende Oktober 2013 erschien, eines sicher nicht: Ein Schwanengesang. Der Warpig auf dem Cover sah zwar mitgenommen aus, erhob sich aber bereits wieder aus dem Staub und fletschte die Zähne! Die Motoren liefen noch, wie bereits der harte Opener "Heartbreaker" unter Beweis stellt. Lemmy klingt im Vergleich zu The Wörld Is Yöurs tatsächlich etwas angeschlagen, aber was heißt das schon, wenn man mit 67 und den damaligen Umständen entsprechend noch so kraftvoll performt wie auf "End Of Time", "Queen Of The Damned" oder "Paralyzed"?

Aftershock bedeutet "Nachbeben". Ich muss zugeben, dass für mich weniger das Album selbst ein musikalsches Erdbeben auslöste. Ich sehe es eher umgekehrt: Auf Aftershock "beben" vor allem die unglaublich starken und intensiven Jahre 2003-2013 nach, MOTÖRHEADs dritter Frühling. Man muss sich nur die Stagefright-DVD anschauen um mit offenem Mund zu erkennen, dass Lemmy, Phil und Mikkey um 2005 auf dem absoluten Zenit standen. Nie war diese Besetzung lauter, schneller und vitaler. Danach folgten immer noch drei durchgehend starke, kraftvolle Alben, die nicht nach der Band eines 65-Jährigen klangen. Auf Aftershock am der rasende Zug zum ersten Mal etwas ins Stocken, eingeholt von den unvermeidlichen Folgen eines allen Naturgesetzen trotzenden Lebensstils. Nicht alle Songs überzeugen, gerade auf den hardrockiger ausgerichteten Stücke wie "Keep Your Powder Dry" und "Silence When You Speak To Me" kling die Band etwas ausgebremst. Und doch schafft es die Band auch diesmal wieder, ihren Mindesstandard von drei bis fünf Oberkrachern zu halten: Auf "Lost Woman Blues" klingt sie gefühlvoll wie nie, auf "Queen Of The Damned" punkig wie nie, auf "End Of Time" und "Paralyzed" speedmetallisch wie nie. Selbst angeschlagen strafen MOTÖRHEAD all jene Lügen, die immer noch den ausgelutschtsten, einfältigsten Kommentar aller Zeiten hervorkramen: "Jedes MOTÖRHEAD-Album klingt gleich."

Ich finde Aftershock nicht so stark wie seine vier Vorgänger, ja ich hatte am Amfang sogar regelrechte Zugangsschwierigkeiten zu dem Album. Lange habe ich es als das Final Frontier von MOTÖRHEAD angesehen, da Letzteres bis heute eines der wenigen Alben einer Lieblingsband darstellt, zu dem ich einfach keine emotionale Verbindung aufbauen konnte und kann. Gleichzeitig habe ich beim Schreiben dieses Reviews gemerkt, wie kämpferisch und abwechslungsreich Aftershock teilweise klingt. Was andere Bands umgehauen hätte, reichte bei MOTÖRHEAD höchstens für kleine Turbulenzen. Außerdem war Aftershock nicht das Ende. Ein Jahr später stand die Band im Winter wieder auf deutschen Bühnen. Für einen kurzen Augenblick war die Welt wieder in Ordnung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Anm.: Ich hoffe, es ist in Ordnung wenn ich den Post etwas früher von der Leine lasse!

Aftershock (2013)

Mot%C3%B6rhead_Aftershock.jpg


'I know I got to live, I know I got to die'
Ende 2011 schien die Welt noch in Ordnung. Die Folgen des Klimawandels schienen noch weit entfernt, in den USA bereitete sich Barack Obama darauf vor, eine zweite Amtszeit zu erlangen, in Syrien war es zwar schon zu vereinzelten Konflikten gekommen, aber diese schienen regional begrenzt. Von einem "Rechtsruck" war in Europa noch keine Rede, der Name "IS" war höchstens Nahost-Experten ein Begriff, und vor allem... MOTÖRHEAD spielten noch eine Wintertour in Deutschland. Auf eines konnte man sich damals nämlich noch verlassen: Spätestens alle zwei Jahre erschien ein neues MOTÖRHEAD-Album und kurz vor Weihnachten war die Band damit in Europa unterwegs. Insofern gingen mir an diesem November-Abend vor über 7 Jahren keine der folgenden Gedanken durch den Kopf: Wird es mein letztes MOTÖRHEAD-Konzert sein? Wie lange wir Lemmy noch durchhalten? Kommt noch ein Album? Natürlich wird es nicht das letzte Konzert sein, natürlich wird Lemmy noch mindestens 10 Jahre durchhalten und natürlich wird spätestens im Herbst 2012 das neue Album erscheinen!

Und die folgenden zwei Stunden sollten an dieser Haltung keine Zweifel aufkommen lassen. Die Band war in grandioser Form und haute zu meiner großen Freue eine Perle nach der anderen raus: "I'll Be Your Sister", "Damage Case", "The One To Sing The Blues", "Orgasmatron", "The Chase Is Better Than The Catch", "Iron Fist", "Bomber". Ich konnte meinen Ohren kaum trauen! Ich war mir an diesem Abend sicher, meinen bisher besten MOTÖRHEAD-Gig erlebt zu haben. Nein, einen der besten Konzerte meines Lebens! Während stickige, überfüllte Hallen für mich sonst meist eine Qual sind, fühlte ich mich hier bestens aufgehoben, mit einem Gefühl der Vertrautheit ausgestattet und konnte den gesamten Auftritt genießen. Ich verausgabte mich bei "Overkill" bis zur Erschöpfung... nie wäre mir in diesem Augenblick der Gedanke gekommen, dass ich dies gerade zum letzten Mal in meinem Leben tun würde.

10 Monate später erschien nicht wie erwartet ein neues MOTÖRHEAD-Album. Immerhin fand erneut eine Tour zur Weihnachtszeit statt, aber diesmal schaffte ich es leider nicht eines der Konzerte zu besuchen. Aber gut, es wird ja noch reichlich Gelegenheit dazu geben, oder? Der Spruch "Lemmy ist unsterblich" klang objektiv betrachtet natürlich wie eine naive Floskel. Jeder wusste, dass der Lebensstil irgendwann seinen Tribut fordern würde. Aber für MOTÖRHEAD-Fans war es, glaube ich, keine banale Floskel. Es war eher eine Art Glaubensbekenntnis und ich selbst habe gegen jede Vernunft zu einem gewissen Grad daran geglaubt, dass ihm Drogen, Alkohol und das Alter weniger anhaben können als anderen. Wenn Lemmy es nicht schafft, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, wer dann?

Doch im August 2013 wurden einem unweigerlich der Ernst der Situation ins Gedächtnis gerufen: Lemmy musste das Konzert auf dem Wacken Open Air aus gesundheitlichen Problemen abbrechen, weitere Konzert-Abbrüche sollten in den kommenden Monaten folgen. Ende 2013 fand zum ersten Mal seit langer Zeit keine Tour in Europa statt. Auf diese beunruhigenden Neuigkeiten antworteten Lemmy und MOTÖRHEAD jedoch auf die einzig konsequente Art: Nicht mit selbstmitleidigen Facebook-Statements, ohne Gejammer und Trauerstimmung. Sondern indem sie ein neues Album veröffentlichten. Vollgepackt mit 14 Tracks war Aftershock, als es Ende Oktober 2013 erschien, eines sicher nicht: Ein Schwanengesang. Der Warpig auf dem Cover sah zwar mitgenommen aus, erhob sich aber bereits wieder aus dem Staub und fletschte die Zähne! Die Motoren liefen noch, wie bereits der harte Opener "Heartbreaker" unter Beweis stellt. Lemmy klingt im Vergleich zu The Wörld Is Yöurs tatsächlich etwas angeschlagen, aber was heißt das schon, wenn man mit 67 und den damaligen Umständen entsprechend noch so kraftvoll performt wie auf "End Of Time", "Queen Of The Damned" oder "Paralyzed"?

Aftershock bedeutet "Nachbeben". Ich muss zugeben, dass für mich weniger das Album selbst ein musikalsches Erdbeben auslöste. Ich sehe es eher umgekehrt: Auf Aftershock "beben" vor allem die unglaublich starken und intensiven Jahre 2003-2013 nach, MOTÖRHEADs dritter Frühling. Man muss sich nur die Stagefright-DVD anschauen um mit offenem Mund zu erkennen, dass Lemmy, Phil und Mikkey um 2005 auf dem absoluten Zenit standen. Nie war diese Besetzung lauter, schneller und vitaler. Danach folgten immer noch drei durchgehend starke, kraftvolle Alben, die nicht nach der Band eines 65-Jährigen klangen. Auf Aftershock am der rasende Zug zum ersten Mal etwas ins Stocken, eingeholt von den unvermeidlichen Folgen eines allen Naturgesetzen trotzenden Lebensstils. Nicht alle Songs überzeugen, gerade auf den hardrockiger ausgerichteten Stücke wie "Keep Your Powder Dry" und "Silence When You Speak To Me" kling die Band etwas ausgebremst. Und doch schafft es die Band auch diesmal wieder, ihren Mindesstandard von drei bis fünf Oberkrachern zu halten: Auf "Lost Woman Blues" klingt sie gefühlvoll wie nie, auf "Queen Of The Damned" punkig wie nie, auf "End Of Time" und "Paralyzed" speedmetallisch wie nie. Selbst angeschlagen strafen MOTÖRHEAD all jene Lügen, die immer noch den ausgelutschtsten, einfältigsten Kommentar aller Zeiten hervorkramen: "Jedes MOTÖRHEAD-Album klingt gleich."

Ich finde Aftershock nicht so stark wie seine vier Vorgänger, ja ich hatte am Amfang sogar regelrechte Zugangsschwierigkeiten zu dem Album. Lange habe ich es als das Final Frontier von MOTÖRHEAD angesehen, da Letzteres bis heute eines der wenigen Alben einer Lieblingsband darstellt, zu dem ich einfach keine emotionale Verbindung aufbauen konnte und kann. Gleichzeitig habe ich beim Schreiben dieses Reviews gemerkt, wie kämpferisch und abwechslungsreich Aftershock teilweise klingt. Was andere Bands umgehauen hätte, reichte bei MOTÖRHEAD höchstens für kleine Turbulenzen. Außerdem war Aftershock nicht das Ende. Ein Jahr später stand die Band im Winter wieder auf deutschen Bühnen. Für einen kurzen Augenblick war die Welt wieder in Ordnung.
Schön zusammen gefasst:top:
Für mich ist Aftershock eine Steigerung zum Vorgänger mit dem ich nicht auf Albumdistanz klar kam/komme. Auf das Thema "Lemmy's Gesundheit" werde ich Mittwoch mit meinen Review noch eingehen. Aber ich finde, dass man ihm seine Probleme auf Aftershock nicht anhört. Meine Favoriten Coup De Grace, Death Machine, Dust And Glass, Keep Your Powder Dry, der Brecher Paralyzed und meine absoluten Faves Lost Woman Blues und Silence When You Sleep :verehr::verehr: werden eingerahmt von sieben weiteren absoluten gut hörbaren und kurzweiligen MotörSongs.
Das Albumcover sieht cool aus und die Produktion drückt ordentlich. Für mich rangiert das Album im Cameron Webb-Spätwerk auf Platz 3 hinter Inferno und Motörizer (4. Kiss Of Death, 5. Bad Magic, 6. TWIY).
Etwas, NEIN!, sehr traurig finde ich die dagegen Gold-2CD-Edition zur Tour. Die Live-Performance von Lemmy ist [ohne Worte]. Schon beim Einstieg, meinem Nick Name Song, wissen meine Füße nicht, ob sie einschlafen oder schwitzend weinen sollen:hmmja:
 
Noch kurz meine 2 Cents zu den beiden The Wörld Is Ours Live Alben.
Ich kenne und besitze nur den ersten Teil. Keine Ahnung, was die Band, das Management, das Label da geritten hat... für mich der verzichtbarste MotörOutput überhaupt. Qualitativ ist das okay. Die ersten 17 Songs, das Konzert in Santiago de Chile, ist okay. Vom Sound ein besserer Bootleg. Das hätte auf eine CD gepasst, und fertsch.
Die Songs 18-20 live in New York mitgeschnitten sind titelseitig Dopplungen von der Chile-Setlist. Lemmy klingt etwas fitter, bissiger. Dafür grölt Doro bei Killed By Death rein... nix gegen Doro, aber ich brauche bei KBD KEINE Gastvocals. Von niemand.
Zum Schluss noch 6 Songs aus Manchester. Wieder 3 Dopplungen zu Chile. Be My Baby ist ganz ok. We Are Motörhead wurde 8 Jahre zuvor bei der Live At Brixton Academy besser gezockt. Und bei Born To Raise Hell meint Michael Monroe Ice T und Whitfield Crane machen zu müssen. Okay.

Man merkt bereits 2011, dass Lemmy live stimmlich nicht mehr ganz auf der Höhe war. Mit dem Bass konnte er dafür noch problemlos mithalten.

Meinungen zu Vol.2 dieses Live-Album Pakets? Braucht man das? Ist der Sound besser als beim ersten Teil? Lemmy's Performance?
 
Anm.: Ich hoffe, es ist in Ordnung wenn ich den Post etwas früher von der Leine lasse!

Aftershock (2013)

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'I know I got to live, I know I got to die'
Ende 2011 schien die Welt noch in Ordnung. Die Folgen des Klimawandels schienen noch weit entfernt, in den USA bereitete sich Barack Obama darauf vor, eine zweite Amtszeit zu erlangen, in Syrien war es zwar schon zu vereinzelten Konflikten gekommen, aber diese schienen regional begrenzt. Von einem "Rechtsruck" war in Europa noch keine Rede, der Name "IS" war höchstens Nahost-Experten ein Begriff, und vor allem... MOTÖRHEAD spielten noch eine Wintertour in Deutschland. Auf eines konnte man sich damals nämlich noch verlassen: Spätestens alle zwei Jahre erschien ein neues MOTÖRHEAD-Album und kurz vor Weihnachten war die Band damit in Europa unterwegs. Insofern gingen mir an diesem November-Abend vor über 7 Jahren keine der folgenden Gedanken durch den Kopf: Wird es mein letztes MOTÖRHEAD-Konzert sein? Wie lange wir Lemmy noch durchhalten? Kommt noch ein Album? Natürlich wird es nicht das letzte Konzert sein, natürlich wird Lemmy noch mindestens 10 Jahre durchhalten und natürlich wird spätestens im Herbst 2012 das neue Album erscheinen!

Und die folgenden zwei Stunden sollten an dieser Haltung keine Zweifel aufkommen lassen. Die Band war in grandioser Form und haute zu meiner großen Freue eine Perle nach der anderen raus: "I'll Be Your Sister", "Damage Case", "The One To Sing The Blues", "Orgasmatron", "The Chase Is Better Than The Catch", "Iron Fist", "Bomber". Ich konnte meinen Ohren kaum trauen! Ich war mir an diesem Abend sicher, meinen bisher besten MOTÖRHEAD-Gig erlebt zu haben. Nein, einen der besten Konzerte meines Lebens! Während stickige, überfüllte Hallen für mich sonst meist eine Qual sind, fühlte ich mich hier bestens aufgehoben, mit einem Gefühl der Vertrautheit ausgestattet und konnte den gesamten Auftritt genießen. Ich verausgabte mich bei "Overkill" bis zur Erschöpfung... nie wäre mir in diesem Augenblick der Gedanke gekommen, dass ich dies gerade zum letzten Mal in meinem Leben tun würde.

10 Monate später erschien nicht wie erwartet ein neues MOTÖRHEAD-Album. Immerhin fand erneut eine Tour zur Weihnachtszeit statt, aber diesmal schaffte ich es leider nicht eines der Konzerte zu besuchen. Aber gut, es wird ja noch reichlich Gelegenheit dazu geben, oder? Der Spruch "Lemmy ist unsterblich" klang objektiv betrachtet natürlich wie eine naive Floskel. Jeder wusste, dass der Lebensstil irgendwann seinen Tribut fordern würde. Aber für MOTÖRHEAD-Fans war es, glaube ich, keine banale Floskel. Es war eher eine Art Glaubensbekenntnis und ich selbst habe gegen jede Vernunft zu einem gewissen Grad daran geglaubt, dass ihm Drogen, Alkohol und das Alter weniger anhaben können als anderen. Wenn Lemmy es nicht schafft, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, wer dann?

Doch im August 2013 wurden einem unweigerlich der Ernst der Situation ins Gedächtnis gerufen: Lemmy musste das Konzert auf dem Wacken Open Air aus gesundheitlichen Problemen abbrechen, weitere Konzert-Abbrüche sollten in den kommenden Monaten folgen. Ende 2013 fand zum ersten Mal seit langer Zeit keine Tour in Europa statt. Auf diese beunruhigenden Neuigkeiten antworteten Lemmy und MOTÖRHEAD jedoch auf die einzig konsequente Art: Nicht mit selbstmitleidigen Facebook-Statements, ohne Gejammer und Trauerstimmung. Sondern indem sie ein neues Album veröffentlichten. Vollgepackt mit 14 Tracks war Aftershock, als es Ende Oktober 2013 erschien, eines sicher nicht: Ein Schwanengesang. Der Warpig auf dem Cover sah zwar mitgenommen aus, erhob sich aber bereits wieder aus dem Staub und fletschte die Zähne! Die Motoren liefen noch, wie bereits der harte Opener "Heartbreaker" unter Beweis stellt. Lemmy klingt im Vergleich zu The Wörld Is Yöurs tatsächlich etwas angeschlagen, aber was heißt das schon, wenn man mit 67 und den damaligen Umständen entsprechend noch so kraftvoll performt wie auf "End Of Time", "Queen Of The Damned" oder "Paralyzed"?

Aftershock bedeutet "Nachbeben". Ich muss zugeben, dass für mich weniger das Album selbst ein musikalsches Erdbeben auslöste. Ich sehe es eher umgekehrt: Auf Aftershock "beben" vor allem die unglaublich starken und intensiven Jahre 2003-2013 nach, MOTÖRHEADs dritter Frühling. Man muss sich nur die Stagefright-DVD anschauen um mit offenem Mund zu erkennen, dass Lemmy, Phil und Mikkey um 2005 auf dem absoluten Zenit standen. Nie war diese Besetzung lauter, schneller und vitaler. Danach folgten immer noch drei durchgehend starke, kraftvolle Alben, die nicht nach der Band eines 65-Jährigen klangen. Auf Aftershock am der rasende Zug zum ersten Mal etwas ins Stocken, eingeholt von den unvermeidlichen Folgen eines allen Naturgesetzen trotzenden Lebensstils. Nicht alle Songs überzeugen, gerade auf den hardrockiger ausgerichteten Stücke wie "Keep Your Powder Dry" und "Silence When You Speak To Me" kling die Band etwas ausgebremst. Und doch schafft es die Band auch diesmal wieder, ihren Mindesstandard von drei bis fünf Oberkrachern zu halten: Auf "Lost Woman Blues" klingt sie gefühlvoll wie nie, auf "Queen Of The Damned" punkig wie nie, auf "End Of Time" und "Paralyzed" speedmetallisch wie nie. Selbst angeschlagen strafen MOTÖRHEAD all jene Lügen, die immer noch den ausgelutschtsten, einfältigsten Kommentar aller Zeiten hervorkramen: "Jedes MOTÖRHEAD-Album klingt gleich."

Ich finde Aftershock nicht so stark wie seine vier Vorgänger, ja ich hatte am Amfang sogar regelrechte Zugangsschwierigkeiten zu dem Album. Lange habe ich es als das Final Frontier von MOTÖRHEAD angesehen, da Letzteres bis heute eines der wenigen Alben einer Lieblingsband darstellt, zu dem ich einfach keine emotionale Verbindung aufbauen konnte und kann. Gleichzeitig habe ich beim Schreiben dieses Reviews gemerkt, wie kämpferisch und abwechslungsreich Aftershock teilweise klingt. Was andere Bands umgehauen hätte, reichte bei MOTÖRHEAD höchstens für kleine Turbulenzen. Außerdem war Aftershock nicht das Ende. Ein Jahr später stand die Band im Winter wieder auf deutschen Bühnen. Für einen kurzen Augenblick war die Welt wieder in Ordnung.
Danke Danke ! Sehr schönes Review mit persönlichem Anteil. So soll das! Aftershock ist eines meiner liebsten Alben. "Coup de grace" hat ein Riff, bei ich mich oft mitsingend ertappe oder allein ohne Begleitung der Band! :D that's what I call hooked! ;) "lost woman blues; silence when you speak to me; dust and glass". Gerade die bluesige Seite, manchmal fast zerbrechliche wirkt sehr auf mich. Sind aber auch genug Brecher und Rocker drauf. Für mich ein sehr vielseitiges Album. Ich liebe es!
 
Anm.: Ich hoffe, es ist in Ordnung wenn ich den Post etwas früher von der Leine lasse!

Aftershock (2013)

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'I know I got to live, I know I got to die'
Ende 2011 schien die Welt noch in Ordnung. Die Folgen des Klimawandels schienen noch weit entfernt, in den USA bereitete sich Barack Obama darauf vor, eine zweite Amtszeit zu erlangen, in Syrien war es zwar schon zu vereinzelten Konflikten gekommen, aber diese schienen regional begrenzt. Von einem "Rechtsruck" war in Europa noch keine Rede, der Name "IS" war höchstens Nahost-Experten ein Begriff, und vor allem... MOTÖRHEAD spielten noch eine Wintertour in Deutschland. Auf eines konnte man sich damals nämlich noch verlassen: Spätestens alle zwei Jahre erschien ein neues MOTÖRHEAD-Album und kurz vor Weihnachten war die Band damit in Europa unterwegs. Insofern gingen mir an diesem November-Abend vor über 7 Jahren keine der folgenden Gedanken durch den Kopf: Wird es mein letztes MOTÖRHEAD-Konzert sein? Wie lange wir Lemmy noch durchhalten? Kommt noch ein Album? Natürlich wird es nicht das letzte Konzert sein, natürlich wird Lemmy noch mindestens 10 Jahre durchhalten und natürlich wird spätestens im Herbst 2012 das neue Album erscheinen!

Und die folgenden zwei Stunden sollten an dieser Haltung keine Zweifel aufkommen lassen. Die Band war in grandioser Form und haute zu meiner großen Freue eine Perle nach der anderen raus: "I'll Be Your Sister", "Damage Case", "The One To Sing The Blues", "Orgasmatron", "The Chase Is Better Than The Catch", "Iron Fist", "Bomber". Ich konnte meinen Ohren kaum trauen! Ich war mir an diesem Abend sicher, meinen bisher besten MOTÖRHEAD-Gig erlebt zu haben. Nein, einen der besten Konzerte meines Lebens! Während stickige, überfüllte Hallen für mich sonst meist eine Qual sind, fühlte ich mich hier bestens aufgehoben, mit einem Gefühl der Vertrautheit ausgestattet und konnte den gesamten Auftritt genießen. Ich verausgabte mich bei "Overkill" bis zur Erschöpfung... nie wäre mir in diesem Augenblick der Gedanke gekommen, dass ich dies gerade zum letzten Mal in meinem Leben tun würde.

10 Monate später erschien nicht wie erwartet ein neues MOTÖRHEAD-Album. Immerhin fand erneut eine Tour zur Weihnachtszeit statt, aber diesmal schaffte ich es leider nicht eines der Konzerte zu besuchen. Aber gut, es wird ja noch reichlich Gelegenheit dazu geben, oder? Der Spruch "Lemmy ist unsterblich" klang objektiv betrachtet natürlich wie eine naive Floskel. Jeder wusste, dass der Lebensstil irgendwann seinen Tribut fordern würde. Aber für MOTÖRHEAD-Fans war es, glaube ich, keine banale Floskel. Es war eher eine Art Glaubensbekenntnis und ich selbst habe gegen jede Vernunft zu einem gewissen Grad daran geglaubt, dass ihm Drogen, Alkohol und das Alter weniger anhaben können als anderen. Wenn Lemmy es nicht schafft, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, wer dann?

Doch im August 2013 wurden einem unweigerlich der Ernst der Situation ins Gedächtnis gerufen: Lemmy musste das Konzert auf dem Wacken Open Air aus gesundheitlichen Problemen abbrechen, weitere Konzert-Abbrüche sollten in den kommenden Monaten folgen. Ende 2013 fand zum ersten Mal seit langer Zeit keine Tour in Europa statt. Auf diese beunruhigenden Neuigkeiten antworteten Lemmy und MOTÖRHEAD jedoch auf die einzig konsequente Art: Nicht mit selbstmitleidigen Facebook-Statements, ohne Gejammer und Trauerstimmung. Sondern indem sie ein neues Album veröffentlichten. Vollgepackt mit 14 Tracks war Aftershock, als es Ende Oktober 2013 erschien, eines sicher nicht: Ein Schwanengesang. Der Warpig auf dem Cover sah zwar mitgenommen aus, erhob sich aber bereits wieder aus dem Staub und fletschte die Zähne! Die Motoren liefen noch, wie bereits der harte Opener "Heartbreaker" unter Beweis stellt. Lemmy klingt im Vergleich zu The Wörld Is Yöurs tatsächlich etwas angeschlagen, aber was heißt das schon, wenn man mit 67 und den damaligen Umständen entsprechend noch so kraftvoll performt wie auf "End Of Time", "Queen Of The Damned" oder "Paralyzed"?

Aftershock bedeutet "Nachbeben". Ich muss zugeben, dass für mich weniger das Album selbst ein musikalsches Erdbeben auslöste. Ich sehe es eher umgekehrt: Auf Aftershock "beben" vor allem die unglaublich starken und intensiven Jahre 2003-2013 nach, MOTÖRHEADs dritter Frühling. Man muss sich nur die Stagefright-DVD anschauen um mit offenem Mund zu erkennen, dass Lemmy, Phil und Mikkey um 2005 auf dem absoluten Zenit standen. Nie war diese Besetzung lauter, schneller und vitaler. Danach folgten immer noch drei durchgehend starke, kraftvolle Alben, die nicht nach der Band eines 65-Jährigen klangen. Auf Aftershock am der rasende Zug zum ersten Mal etwas ins Stocken, eingeholt von den unvermeidlichen Folgen eines allen Naturgesetzen trotzenden Lebensstils. Nicht alle Songs überzeugen, gerade auf den hardrockiger ausgerichteten Stücke wie "Keep Your Powder Dry" und "Silence When You Speak To Me" kling die Band etwas ausgebremst. Und doch schafft es die Band auch diesmal wieder, ihren Mindesstandard von drei bis fünf Oberkrachern zu halten: Auf "Lost Woman Blues" klingt sie gefühlvoll wie nie, auf "Queen Of The Damned" punkig wie nie, auf "End Of Time" und "Paralyzed" speedmetallisch wie nie. Selbst angeschlagen strafen MOTÖRHEAD all jene Lügen, die immer noch den ausgelutschtsten, einfältigsten Kommentar aller Zeiten hervorkramen: "Jedes MOTÖRHEAD-Album klingt gleich."

Ich finde Aftershock nicht so stark wie seine vier Vorgänger, ja ich hatte am Amfang sogar regelrechte Zugangsschwierigkeiten zu dem Album. Lange habe ich es als das Final Frontier von MOTÖRHEAD angesehen, da Letzteres bis heute eines der wenigen Alben einer Lieblingsband darstellt, zu dem ich einfach keine emotionale Verbindung aufbauen konnte und kann. Gleichzeitig habe ich beim Schreiben dieses Reviews gemerkt, wie kämpferisch und abwechslungsreich Aftershock teilweise klingt. Was andere Bands umgehauen hätte, reichte bei MOTÖRHEAD höchstens für kleine Turbulenzen. Außerdem war Aftershock nicht das Ende. Ein Jahr später stand die Band im Winter wieder auf deutschen Bühnen. Für einen kurzen Augenblick war die Welt wieder in Ordnung.


Danke! :top:

Album wurde soeben aufgelegt!
Würdiges Alterswerk!
 
THE WÖRLD IS OURS VOL. 1 – Everywhere Further Than Everyplace Else (2011) & VOL. 2 – Anyplace Crazy As Anywhere Else (2012)



Heute bekommt ihr es aber voll eingeschenkt, Leute! Ja, 2011 war die Welt was Motörhead betrifft noch halbwegs in Ordnung, noch vor dem Defibrilator und Sturz.. Ja, die Setlisten waren nun kürzer als noch auf der BMTD drei Jahre davor. Ich habe nochmal alle Touren mitgenommen und war immernoch von der Power der Band völlig überzeugt. Aber: Lemmy klang stets etwas angestrengter. Nunja, bei einem End-60er im dauerhaften Vollgas-Modus auch völlig in Ordnung, oder! So, ich hab mir damals die sehr limitierte ultra Fan Edition beim Label gesichert. Die hatte nicht nur die Aufnahme vom Auftritt in Santiago, Chile als schicke DVD mit zwei CDs, auf denen auf zwei Discs die gesamte Show verteilt wurde, auf der zweiten gibt es noch Auschnitte aus den Shows in New York und Manchester. Aber, und das war mein Kaufanreiz: das ganze kam in einer saugeilen Messenger-Bag in ca. LP-Format. Darin waren gleich drei Doppel-LPs in schöner Aufmachung mit wertigen, toll bebilderten Innersleeves!!! Und zwar neben dem Santiago-Auftritt auch die kompletten Shows aus New York und Manchester!! Daneben noch ein Fetzen vom originalen Backdrop damals, ein Backstagepass am Bendel und, sehr geil, ein spezielles Local Crew-Shirt (das mir hoffentlich irgendwann mal wieder passt)!!! Wow! Die Tasche nehme ich übrigens seit jeher mit auf Plattenbörsen, Flohmärkten etc., habe sie einige Jahre als Plattentasche für die Radioshow, die ich 13 Jahre lang bis zum Umzug mitmachte, benutzt, für DJ-Sessions und heute dient sie mir als Tasche für den Proberaum, wenn es selbst an‘s Krach machen geht – ich liebe das Teil total!

Ok, die Platten: die eigentliche ist eben ein Mitschnitt vor einer schön aufgeheizten Meute in Santiago, Chile vom 9. April 2011, in rotem Cover gehalten. Kann man auf der schönen DVD gut verfolgen, wie steil man in Lateinamerika geht. Die hat als Bonus noch Show-Ausschnitte aus NY und Manchester, sowie drei Interviews. Von den 17 Songs, in ordentlich rauh-authentischer Qualität, sind neben den üblichen Klassikern auch mit „Get Back In Line“, „One Night Stand, „Rock Out“, „The Thousand Names Of God“, „I Know How To Die“ und „In The Name Of Tragedy“ auch Kracher aller bis dato Webb-Alben drauf. Neben einigen wie immer schönen Ansagen (v.a. Phil und sein „Louder“ Spielchen kommen cool) schimmert ein wieder verstärkter Rock‘n‘Roll-Faktor durch. Ok, Gitarren- und Drumsoli brauch ich nur seltenst. Aber warum soll gerade Phil Campbell nicht auch immer mehr aus dem Schatten raus treten und als der großartige Klampfer, der er ist, wahrgenommen werden?! Ich konnte auf den letzten Touren mit leben. Aber, wie schon angedeutet, Lemmy‘s Stimme klingt auf allen drei Shows bereits angeschlagener und ich habe das Gefühl, es fiel ihm immer schwerer zu Luft durch die Doppelbelastung zu kommen… Da das alles jetzt zwar schön als Fan, aber auch nicht super spektakulär ist, nur soviel noch: natürlich rult das Grande Finale mit „Killed By Death“, Ace Of Spades“ und „Overkill“ inkl. Schöner Schlussrede mit „Don‘t forget us...“ vom Meister, auch noch 2011! Kuriosum: Auf der LP-Version steht als Opener „We Are Motörhead“, aber tatsächlich startet die Show hier grandios mit „Iron Fist“, während die beiden anderen mit WAM beginnen. Die andern beiden Shows haben fast die allergleiche Setlist, drum im Schnellgang: die in grün aber ansonsten mit dem gleichen Sleeve aufgemachte Show aus New York vom 28.2.2011 ist ein wenig kräftiger, finde ich, aber Chile hat das coolere Publikum! Bei KBD kommen noch Todd Youth und Doro (haja) zum Support. Wie beim Vorgänger: gerade die Abmoderation inkl. Bandvorstellung vor „Overkill“ lässt mich die Fäuste recken, die hier ist noch geiler! Die blaue (gleiches Artwork) aus Manchester hat ne Show vom 16.11.2010, dem relativen Tourstart. Ansonsten selbes Spiel. Nur trällert bei KBD diesmal Nina C. Alice von Skew Siskin mit. Und, es sind zwei Songs mehr drauf: „Be My Baby“ und „Born To Raise Hell“ mit Michael Monroe am Start! Auch hier ist der Start mit „We Are Motörhead“ super und kommt nochmal besser als mit dem ebenfalls von mir geliebten „Dr. Rock“ von BMTD. Und eben das Finale wieder: ich könnte „Overkill“ in einer Million Versionen hören! Hier zum Tourauftakt klingt Lemmy noch kräftiger und der Bass ist auch lauter rein gemixt als auf den beiden anderen, aber bei „Overkill“ lässt seine Kraft dannmerklich nach, gibt hier auch keine Abmoderation von der Band. Muss jeder natürlich selbst wissen, ob er alle drei braucht, aber ich bin froh drum! Das eigentliche Album, also Santiago, hat sich in den USA übrigens in der Woche 7000mal verkauft und erklimmte Platz 94 der Billboard 200 Charts.

Vol. 2, also nochmal ne hübsch aufgemachte Doppel-LP für das geplagte Regal, ist ein Jahr später erschienen, aber von derselben Tour, diesmal vom Wacken-Auftritt vom 6.8.2011. Auch hier lohnt das Package der 2 DVDs plus 2 CDs mit je der gesamten Wacken-Show und Bonusmaterial vom Rock In Rio und Sonisphere UK oder gar die Earbook-2erBlueray/DoppelCd! Auf der Doppel-LP (hier mal nur eine) gibt es eben die gesamte Wacken-Show mit 17 Songs, nahezu die gleiche Setlist wie Santiago, also „Iron Fist“ als Starter, allerdings dafür mit „Bomber“ statt „I Got Mine“, das passt!! Ansonsten geiler, würdiger Auftritt, wie das Bildmaterial mal wieder zeigt. Der Sound ist gut, Lemmy allerdings nochmal ein wenig geschlauchter von der Stimme her, Tour dann doch zu lange wohl. Für „Overkill“ am Ende gibt er aber nochmal alles. Bei BBD noch 2 knapp bekleidete furchtbar schlechte Feuerschwenkerinnen (?), nunja. Alles in allem zwar die verzichtbarste offizielle Live-LP der Band, aber geht schon in Ordnung.

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Zuletzt bearbeitet:
Noch kurz meine 2 Cents zu den beiden The Wörld Is Ours Live Alben.
Ich kenne und besitze nur den ersten Teil. Keine Ahnung, was die Band, das Management, das Label da geritten hat... für mich der verzichtbarste MotörOutput überhaupt. Qualitativ ist das okay. Die ersten 17 Songs, das Konzert in Santiago de Chile, ist okay. Vom Sound ein besserer Bootleg. Das hätte auf eine CD gepasst, und fertsch.
Die Songs 18-20 live in New York mitgeschnitten sind titelseitig Dopplungen von der Chile-Setlist. Lemmy klingt etwas fitter, bissiger. Dafür grölt Doro bei Killed By Death rein... nix gegen Doro, aber ich brauche bei KBD KEINE Gastvocals. Von niemand.
Zum Schluss noch 6 Songs aus Manchester. Wieder 3 Dopplungen zu Chile. Be My Baby ist ganz ok. We Are Motörhead wurde 8 Jahre zuvor bei der Live At Brixton Academy besser gezockt. Und bei Born To Raise Hell meint Michael Monroe Ice T und Whitfield Crane machen zu müssen. Okay.

Man merkt bereits 2011, dass Lemmy live stimmlich nicht mehr ganz auf der Höhe war. Mit dem Bass konnte er dafür noch problemlos mithalten.

Meinungen zu Vol.2 dieses Live-Album Pakets? Braucht man das? Ist der Sound besser als beim ersten Teil? Lemmy's Performance?
habe tatsächlich deine Worte nicht vor meinem Artikel gelesen, drum sorry wenn es inhaltliche Dopplungen nun gibt! Nein, Teil 2 braucht man auch nicht zwingend, wie die hier auch. Aber als Fan geht das schon ok insgesamt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Anm.: Ich hoffe, es ist in Ordnung wenn ich den Post etwas früher von der Leine lasse!

Aftershock (2013)


'I know I got to live, I know I got to die'
Ende 2011 schien die Welt noch in Ordnung. Die Folgen des Klimawandels schienen noch weit entfernt, in den USA bereitete sich Barack Obama darauf vor, eine zweite Amtszeit zu erlangen, in Syrien war es zwar schon zu vereinzelten Konflikten gekommen, aber diese schienen regional begrenzt. Von einem "Rechtsruck" war in Europa noch keine Rede, der Name "IS" war höchstens Nahost-Experten ein Begriff, und vor allem... MOTÖRHEAD spielten noch eine Wintertour in Deutschland. Auf eines konnte man sich damals nämlich noch verlassen: Spätestens alle zwei Jahre erschien ein neues MOTÖRHEAD-Album und kurz vor Weihnachten war die Band damit in Europa unterwegs. Insofern gingen mir an diesem November-Abend vor über 7 Jahren keine der folgenden Gedanken durch den Kopf: Wird es mein letztes MOTÖRHEAD-Konzert sein? Wie lange wir Lemmy noch durchhalten? Kommt noch ein Album? Natürlich wird es nicht das letzte Konzert sein, natürlich wird Lemmy noch mindestens 10 Jahre durchhalten und natürlich wird spätestens im Herbst 2012 das neue Album erscheinen!

Und die folgenden zwei Stunden sollten an dieser Haltung keine Zweifel aufkommen lassen. Die Band war in grandioser Form und haute zu meiner großen Freue eine Perle nach der anderen raus: "I'll Be Your Sister", "Damage Case", "The One To Sing The Blues", "Orgasmatron", "The Chase Is Better Than The Catch", "Iron Fist", "Bomber". Ich konnte meinen Ohren kaum trauen! Ich war mir an diesem Abend sicher, meinen bisher besten MOTÖRHEAD-Gig erlebt zu haben. Nein, einen der besten Konzerte meines Lebens! Während stickige, überfüllte Hallen für mich sonst meist eine Qual sind, fühlte ich mich hier bestens aufgehoben, mit einem Gefühl der Vertrautheit ausgestattet und konnte den gesamten Auftritt genießen. Ich verausgabte mich bei "Overkill" bis zur Erschöpfung... nie wäre mir in diesem Augenblick der Gedanke gekommen, dass ich dies gerade zum letzten Mal in meinem Leben tun würde.

10 Monate später erschien nicht wie erwartet ein neues MOTÖRHEAD-Album. Immerhin fand erneut eine Tour zur Weihnachtszeit statt, aber diesmal schaffte ich es leider nicht eines der Konzerte zu besuchen. Aber gut, es wird ja noch reichlich Gelegenheit dazu geben, oder? Der Spruch "Lemmy ist unsterblich" klang objektiv betrachtet natürlich wie eine naive Floskel. Jeder wusste, dass der Lebensstil irgendwann seinen Tribut fordern würde. Aber für MOTÖRHEAD-Fans war es, glaube ich, keine banale Floskel. Es war eher eine Art Glaubensbekenntnis und ich selbst habe gegen jede Vernunft zu einem gewissen Grad daran geglaubt, dass ihm Drogen, Alkohol und das Alter weniger anhaben können als anderen. Wenn Lemmy es nicht schafft, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, wer dann?

Doch im August 2013 wurden einem unweigerlich der Ernst der Situation ins Gedächtnis gerufen: Lemmy musste das Konzert auf dem Wacken Open Air aus gesundheitlichen Problemen abbrechen, weitere Konzert-Abbrüche sollten in den kommenden Monaten folgen. Ende 2013 fand zum ersten Mal seit langer Zeit keine Tour in Europa statt. Auf diese beunruhigenden Neuigkeiten antworteten Lemmy und MOTÖRHEAD jedoch auf die einzig konsequente Art: Nicht mit selbstmitleidigen Facebook-Statements, ohne Gejammer und Trauerstimmung. Sondern indem sie ein neues Album veröffentlichten. Vollgepackt mit 14 Tracks war Aftershock, als es Ende Oktober 2013 erschien, eines sicher nicht: Ein Schwanengesang. Der Warpig auf dem Cover sah zwar mitgenommen aus, erhob sich aber bereits wieder aus dem Staub und fletschte die Zähne! Die Motoren liefen noch, wie bereits der harte Opener "Heartbreaker" unter Beweis stellt. Lemmy klingt im Vergleich zu The Wörld Is Yöurs tatsächlich etwas angeschlagen, aber was heißt das schon, wenn man mit 67 und den damaligen Umständen entsprechend noch so kraftvoll performt wie auf "End Of Time", "Queen Of The Damned" oder "Paralyzed"?

Aftershock bedeutet "Nachbeben". Ich muss zugeben, dass für mich weniger das Album selbst ein musikalsches Erdbeben auslöste. Ich sehe es eher umgekehrt: Auf Aftershock "beben" vor allem die unglaublich starken und intensiven Jahre 2003-2013 nach, MOTÖRHEADs dritter Frühling. Man muss sich nur die Stagefright-DVD anschauen um mit offenem Mund zu erkennen, dass Lemmy, Phil und Mikkey um 2005 auf dem absoluten Zenit standen. Nie war diese Besetzung lauter, schneller und vitaler. Danach folgten immer noch drei durchgehend starke, kraftvolle Alben, die nicht nach der Band eines 65-Jährigen klangen. Auf Aftershock am der rasende Zug zum ersten Mal etwas ins Stocken, eingeholt von den unvermeidlichen Folgen eines allen Naturgesetzen trotzenden Lebensstils. Nicht alle Songs überzeugen, gerade auf den hardrockiger ausgerichteten Stücke wie "Keep Your Powder Dry" und "Silence When You Speak To Me" kling die Band etwas ausgebremst. Und doch schafft es die Band auch diesmal wieder, ihren Mindesstandard von drei bis fünf Oberkrachern zu halten: Auf "Lost Woman Blues" klingt sie gefühlvoll wie nie, auf "Queen Of The Damned" punkig wie nie, auf "End Of Time" und "Paralyzed" speedmetallisch wie nie. Selbst angeschlagen strafen MOTÖRHEAD all jene Lügen, die immer noch den ausgelutschtsten, einfältigsten Kommentar aller Zeiten hervorkramen: "Jedes MOTÖRHEAD-Album klingt gleich."

Ich finde Aftershock nicht so stark wie seine vier Vorgänger, ja ich hatte am Amfang sogar regelrechte Zugangsschwierigkeiten zu dem Album. Lange habe ich es als das Final Frontier von MOTÖRHEAD angesehen, da Letzteres bis heute eines der wenigen Alben einer Lieblingsband darstellt, zu dem ich einfach keine emotionale Verbindung aufbauen konnte und kann. Gleichzeitig habe ich beim Schreiben dieses Reviews gemerkt, wie kämpferisch und abwechslungsreich Aftershock teilweise klingt. Was andere Bands umgehauen hätte, reichte bei MOTÖRHEAD höchstens für kleine Turbulenzen. Außerdem war Aftershock nicht das Ende. Ein Jahr später stand die Band im Winter wieder auf deutschen Bühnen. Für einen kurzen Augenblick war die Welt wieder in Ordnung.
Hey @The Sleeping Tyrant, danke für das sehr tolle und schöne Review, very very well done!! Ich teile deine Einschätzung ein gutes Stück gar. Auch bei mir hat sie nicht gleich voll gezündet und landet auf dem finalen Platz der Webb-Alben, die ich dennoch alle sehr liebe! Wobei: sie schiebt sich grade vor TWIY, wenn ich sie so eben höre. Und auch ich fand und finde das der Main Man bereits deutlich an stimmlicherPower eingebüßt hat, was das laute Knurren angeht. Dafür gefällt mir die definitiv zerbrechlich wirkendere Stimme auf andere Art sehr gut. Den Sound finde ich sehr gelungen. Ich habe mir damals gleich via Nuclear Blast die auf 1000 limitierte bernsteinfarbene LP gekauft. Schönes, wenn mir auch ein wenig zu hell gehaltenes Cover, v.a. tolles Foto auf der Gatefold-Innenseite, dass allerdings stark nachbearbeitet wurde. Ebenfalls wieder klasse die Zeichnungen von Lemmy über das Innersleeve verteilt, ich hoffe die kommen mal als gesammelte Werke raus - allerdings wären hierbei seine Linernotes toll gewesen... Ebenfalls gleich mitgemacht habe ich bei einer Aktion des UK Classic Rock Magazines: gegen Preorder konnte man für eine Sonderedition seinen Namen auf einem Riesenposter verewigen lassen - das macht mich schon ein wenig stolz, den da unter den vielen, vielen zu lesen, so über das Warpig gelegt;). Dazu noch einen geiles "Aftershock"-Poster wo hinten ein Amp samt Warpig mit "Motörhead Forever" thront, also noch schönere Seite! Es gibt zusätzlich noch nen tollen Warpig-Autosticker in silber (der wartet allerdings noch auf die richtige Karre). Die Ausgabe ist der Band logo gewidmet, schön das ganze. ein Drittel über Aftershock mit neuen Interviews etc., dann folgt ne tolle, lange Motör-History in 5 Teilen samt superber Bilder!! Großes Kino, das alles. Die beiliegende CD kommt im speziellen Digipack. Allerdings habe ich mich später sehr über die nachgewürgte Tour-Editionmit der 2. CD mit zwovierzehner Live-Aufnahmen geärgert, nunja. Die Version mit der kurzen Live-DVD wurde bereits genannt. Schön hart rockend und bollernd gibt sich die Band hier, der Sound ist abermals klasse, trocken, hart und glasklar. Diesmal gleich 14 Trax drauf, wow. Neben dem schönen, typischen Opener "Heartbreaker" gefallen mir noch sehr gut das mit Kneipen-Piano rockende "Crying Shame" (übrigens als einzige Single, jedoch nur wieder rare Promo-CD mit Album und Radio Edit), das geil punkende "Queen Of The Damned", der "Lost Woman Blues", der schön und fragil gesungene Blueser "Dust And Glass", der ihnen ausgezeichnet stehende Hardrocker "Keep Your Powders Dry", die drei Stomper "Paralyzed", "Going To Mexico" (aha) und "EndOf Time", das tolle Solo in "Silence When You speak To Me" (Phil, Alter!) und wegen meinen geliebten Songs mit Harmony-Pre-Chrous und -Refrain auch "End Of Time". Also ne ganze Menge im Endeffekt. Eh kein schwacher Song dabei, alle ham was. Die Ausrichtung seit der Motörizer auch wieder mehr Rock statt Härte, die dennoch zur Genüge da ist. Im Endeffekt: auch wenn meine Liebe ebenfalls noch uneingeschränkt Maiden gilt: Motörhead, the best band in the world, basta! Und die vielen, vielen Experimente, die die Band seit langer Zeit bereits am Start hatte, strafen genau alle Lügner mti diesem "alle Songs klingen gleich"-Geschwafel, wie du trefflich anmerkst!
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