Sollten wir danach nur noch die Wahl haben zwischen Wacken und Rock am Ring, zwischen Maiden, Rammstein und den Onkelz, zwischen Stadion- und Großhallentourneen, EMP und Nuclear Blast, der Springer Hammer als einziger Lektüre, dann wäre das, zumindest für mich, nicht mehr die Metalwelt die ich so schätze, die mich geprägt und sozialisiert hat, die ich mit großer Freude supporte und die ja auch zu ganz ganz großen Teilen hier stattfindet.
Ich denke nicht, dass es soweit kommen wird. Klar ist, dass viele Organe insbesondere der Undergroundkultur mehr als nur einen leichten Schuss vor den Bug bekommen haben und ordentlich am Straucheln sind gerade. Doch die Vorstellung, dass Metal, Musik, das Kreativsegment im Allgemeinen nach der Krise nur noch in Form der Big Player stattfinden würde, das ist mir dann doch zu viel der fatalistischen Schwarzmalerei (kein Angriff an Dich!). Und bestimmt wird so Mancher nach der Krise vor den Scherben seiner Existenz liegen, wenn er es nicht bereits jetzt tut.
Diese Krise ist vermutlich die wohl größte Bewährungsprobe seit Anno Rübezahl, und doch denke ich nicht, dass wir nach ihr bis an unser Lebensende vor Trümmern und verbrannter Erde stehen werden. Ich meine das wirklich nicht zynisch, aber ich gehe fest davon aus, dass ein Großteil derer, der hier lebend rauskommt, weitermachen wird, wenn auch möglicherweise zunächst auf kleinerer Ebene. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass jeder freiberufliche Fotograf, jeder Musikredakteur, jeder Musiker, jeder Veranstalter, jeder Kleinlabelinhaber usw. sich in Zukunft nur noch ausschließlich an das (vermeintlich) sichere Seil eines geregelten Einkommens klammern wird (aktuell wahrscheinlich durchaus, es gibt ja sonst nichts zu tun), denn dafür gibt es in der Szene einfach zu viele Sturschädel, Unverbesserliche und Überzeugungstäter.
So liegt es in der Tat an uns Szene-Spackos (©
@Iron Ulf), unser kleines Universum mit Leben, Energie, Kreativität und Leidenschaft zu füllen - nach der Krise, und eigentlich bereits jetzt schon, jeder natürlich nur so gut er kann, und wenn auch nur (vorbereitend) im stillen Kämmerlein. Sowohl natürlich auch: Solidarität. Du lebst es ja prima vor mit Deiner Verköstigungsaktion!
Denn eines ist sicher, und ich mag das eigentlich nur ungern als tänzerischen Tagtraum erachten: Wenn die Energien von Kreativen, Kunst-Vertriebskanälen und Supportern koalieren, dann entsteht immer etwas Magisches, etwas Besonderes, etwas Unzerstörbares. Das kann und wird ein Virus niemals kaputt kriegen.
Es wird sicher eine Weile dauern, bis sämtliche Strukturen, die derzeit angeschlagen bis zerstört sind, wieder auf Normalbetrieb laufen werden - ob so wie vor der Krise oder gar auf eine andere, neue, vielleicht gar wunderbare Art und Weise, die sich jetzt noch niemand vorzustellen vermag. Aber an jedem noch so langen Tunnel wartet am Ende das Licht - und ich gebe zu, ich freue mich schon ein kleines bisschen auf diesen Tag oder Moment in der (ob nahen, ob fernen) Zukunft, an/in dem sich all diese Energien ihren Fesseln entreißen werden...!