Alles zum Thema "Sound": Mastering / Remastering etc.

...und da geht es schon los.
Seit Mitte der 90er gibt es den sogenannten Lautheitswahn...in den meisten Fällen (und für einige selbsternannte "Fachleute" diverser großer Studios) bedeutet "Remastering" leider nichts anderes als die alten Scheiben mit einer Summenkompression so laut zu machen, dass sie wie aktuelle Produktionen klingen...da die alten Mixe allerdings gar nicht darauf ausgelegt waren, sondern weitaus dynamischer abgemischt wurden als es teilweise heutzutage der Fall ist, bügelt man quasi mit einer extremen Lautstärke alles weg, was noch Spitzen hatte...und in vielen Fällen pumpt der Sound dann.
Ein gutes Remastering ist in erster Linie dafür verantwortlich, dass der EQ optimiert wird. Viele alte Produktionen wurden ja damals nicht wirklich gemastert, sondern einfach nur gemischt. Für die LP-Versionen hat der Cutting-Engineer dann quasi eigenmächtige Entscheidungen getroffen, um den gelieferten Sound zu optimieren, während auf den alten CDs quasi nur ein Flat-Transfer der ungemasterten Tapes zu hören ist.
 
Oh ja. Einfach lauter machen und einem das als Remaster verkaufen. Da hatte ich auch schon Einige Platten daheim, wo ich nur dachte "WTF?"

Grad dazu nochmal ne Frage aus dem KREATOR Thread.
Du meintest, ein Remix müsste nicht unbedingt sein, man könnte viel mit einem guten Remastering machen.
Jetzt ist bei RW zB beim Song "Calico Jack" am Anfang ja ein ziemliches Timing Problem, wo das Schlagzeug am Anfang zu schnell ist und dann verlangsamt wird.
Ist hier eine Anpassung des Timings auch per remastering möglich oder geht sowas dann nicht, ohne den kompletten Song zu zersägen?

Ein für mich perfekter Remix sind die ersten beiden ICED EARTH Scheiben; hier hat man, zu den schon tollen Originalpressungen, für mich nochmals die Scheiben aufgewertet.

Welche in meinen Augen dringend neu gemixed werden müssten, sind die erwähnte "Port Royal" und die "Secrets In A Weird World" von RAGE. Denke da könnte man bei Beiden noch viel Rausholen.

Und für den Laien, was heißt es denn, wenn zB wie bei der "Burnt Offerings" von ICED EARTH die Promo nicht gemastert ist?
Was ändert sich da noch zum Endprodukt hin?
Mich wundert das nämlich immer, wenn ich Platten sehe, wo ich weiß, dass die Band sie selbst aufgenommen und gemixed hat, aber dann zum "Mastern" zB an Dan Swanö weitergeben. Kann mir bis heute nix darunter vorstellen
 
Für mich als Laien: Was ist der Unterschied zwischen "mastern" und "mischen"?
Ich versuche das mal in einfachen Worten zu erklären.

Mischen: Bei einer Abmischung (oder einem Mix) werden sämtliche Spuren, die bei einer Musikproduktion aufgenommen werden, zu einem Stereomix zusammengefügt. Ein Drumkit nimmt man zum Beispiel mit mehreren Micros auf (Bassdrum, Snare, Toms, Becken etc.), dann kommt der Bass, die Gitarren, die Gesangsspuren etc...außerdem werden dort alle im Mix hörbaren Effekte (Hall, Delay auf der Stimme usw.) eingesetzt...so ein Arrangement beinhaltet im Schnitt 24-48 Spuren (im digitalen Zeitalter durchaus auch mehr) und die Kunst dabei ist, alle Spuren in ein gutes Verhältnis zu setzen, so dass der Gesamtsound am Ende stimmig klingt. Meist fehlt dann noch etwas Feinschliff (Höhen, Bässe, Stereobreite, Lautstärke etc.) auf dem Gesamtsound, darum muss man das Material am Ende noch...

Mastern: Beim Mastering werden die letzten Eingriffe vor der Pressung getätigt. Hierbei hat man allerdings keine Einzelspuren mehr zur Verfügung, sondern nur den reinen Stereomix. Somit kann man weder einzelne Effekte auf den Instrumenten / der Stimme verändern, noch die Verhältnisse untereinander anpassen. Aufgabe des Mastering-Engineers ist quasi, den Stereomix mit einem Summen-Equalizer und diversen anderen Tools (Multibandkompression, Summenhall etc.) so anzupassen, dass er aktuellen (regulären) Hörgewohnheiten entspricht bzw. so angelegt wird, dass man beim Abhören des gemasterten Albums seine gewohnten Einstellungen an der heimischen Anlage (Höhen, Bässe etc.) nicht nachjustieren muss.

Remastering: Vom Prinzip her nichts anderes als Mastering. Es wird lediglich der Gesamtklang etwas optimiert, ohne dass das Album (im Idealfall) soundtechnisch verfälscht wird.

Remix: Hier werden alle Spuren erneut für einen überarbeiteten Mix neu in Szene gesetzt. Dies ist allerdings eher selten, da von vielen alten Scheiben gar keine Multitracks (Mehrspurbänder) mehr existieren.

Ich hoffe, das war einigermaßen verständlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh ja. Einfach lauter machen und einem das als Remaster verkaufen. Da hatte ich auch schon Einige Platten daheim, wo ich nur dachte "WTF?"

Grad dazu nochmal ne Frage aus dem KREATOR Thread.
Du meintest, ein Remix müsste nicht unbedingt sein, man könnte viel mit einem guten Remastering machen.
Jetzt ist bei RW zB beim Song "Calico Jack" am Anfang ja ein ziemliches Timing Problem, wo das Schlagzeug am Anfang zu schnell ist und dann verlangsamt wird.
Ist hier eine Anpassung des Timings auch per remastering möglich oder geht sowas dann nicht, ohne den kompletten Song zu zersägen?

Ein für mich perfekter Remix sind die ersten beiden ICED EARTH Scheiben; hier hat man, zu den schon tollen Originalpressungen, für mich nochmals die Scheiben aufgewertet.

Welche in meinen Augen dringend neu gemixed werden müssten, sind die erwähnte "Port Royal" und die "Secrets In A Weird World" von RAGE. Denke da könnte man bei Beiden noch viel Rausholen.

Und für den Laien, was heißt es denn, wenn zB wie bei der "Burnt Offerings" von ICED EARTH die Promo nicht gemastert ist?
Was ändert sich da noch zum Endprodukt hin?
Mich wundert das nämlich immer, wenn ich Platten sehe, wo ich weiß, dass die Band sie selbst aufgenommen und gemixed hat, aber dann zum "Mastern" zB an Dan Swanö weitergeben. Kann mir bis heute nix darunter vorstellen
Timingprobleme kann man teilweise mit Time-Stretching digital korrigieren, allerdings ist es eine Frage der Ästhetik und ich denke, dass man solche Dinge nicht machen sollte, denn im Original waren diese ja auch vorhanden...lediglich Tonschwankungen, Aussetzer oder Störgeräusche sind zu entfernen / zu korrigieren.

"Nicht gemastert" bedeutet, dass der letzte Schritt (der Feinschliff) fehlt. Ein guter Mix hat beispielsweise einen guten Dynamikumfang, so dass der Mastering-Engineer am Ende alle Optionen hat, den finalen Pegel festzusetzen. Speziell für Vinyl mastert ja ein guter Engineer ohnehin mit weitaus größerem Dynamikumfang und genau dafür braucht man einen guten Mix mit genug Headroom.
 
Was ist den eigentlich einfacher (falls man das so nennen kann) oder sinnvoller:
Ein Gutes Remaster von einer original CD oder vom original Vinyl?
Gibt's da Vor-/Nachteile beim jeweiligen Medium?
Ich mache beides. Einfacher ist natürlich ein Remaster von CD, da die Daten schon digital vorliegen und man sich nicht mit diversen Störgeräuschen etc. herumplagen muss. Das macht natürlich alles nur Sinn, wenn auf der CD ein Flat-Transfer vom Master vorliegt, bei dem nicht schonmal jemand beispielsweise mit einem Entrauscher (DeNoiser) oder anderen Tools herumgepfuscht hat.

Wenn man von Vinyl mastert, muss man einiges beachten. Zuerst einmal braucht man ordentliches Equipment, um die Platte so abzutasten, dass man alles nur Mögliche an Audioinformation sauber digitalisieren kann. Abtaster ab 300 Euro und mehr sowie ein quarz-gesteuerter Direktantrieb sind meine Hilfsmittel, um Vinyl zu digitalisieren, insofern keine Mastertapes mehr vorliegen oder diverse CD-Versionen unbrauchbar sind, um damit professionell arbeiten zu können.

Platten werden bei mir grundsätzlich vor der Digitalisierung gewaschen. Außerdem muss man genau aufpassen, dass das Loch genau in der Mitte ist, denn es gibt auch leider viele Off-Center-Pressungen (bei denen beim Pressen die Matritze verruscht ist), was sich in einem jaulenden Sound bemerkbar macht. Ich selbst habe ein eigenes System entwickelt, um diese Platten dennoch sauber zu digitalisieren.

Beim Herausfiltern der Störgeräusche gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder voll-automatische Tools (mit diversen Qualitätsabstrichen) oder eben akribisches Arbeiten mit Kopfhörern und viel Geduld (meine Variante). Da können für eine Platte inklusive Digitalisierung, Audio-Cleaning und Mastering schon mal 1-2 Arbeitstage vergehen, wenn man das wirklich ordentlich machen will...aber kein Weg ist zu weit für ein bestmögliches Ergebnis.
 
Nachdem jetzt bereits in diversen anderen Threads Fragen zum Sound diskutiert wurden, erstelle ich auf Wunsch eines anderen Users einfach mal ein neues Thema.

Finde deine Beiträge zum Thema hier und im NWN immer höchst gelungen.

Die Redaktion sollte dir mal eine Kolumne im Heft einräumen. So a la - welche Pressung eines Albums ist die lohnenswerteste und warum.

Fände ich spannend.
 
Finde deine Beiträge zum Thema hier und im NWN immer höchst gelungen.

Die Redaktion sollte dir mal eine Kolumne im Heft einräumen. So a la - welche Pressung eines Albums ist die lohnenswerteste und warum.

Fände ich spannend.
Ja, das wäre in der Tat mal eine Sache...ich hatte ja unter anderem auch mal ein sehr ausführliches Essay über die ersten 3 BATHORY-Alben verfasst...aber es ist doch auch gut, hier im Forum gleich Fragen zu beantworten...:)
 
Welche Scheiben fallen Euch denn so ein, wo das original Vinyl um Längen Besser klingt als spätere CD Versionen?
 
Ich freue mich auf gute Remasters von vielen Platten, die um und nach der Jahrtausendwende erschienen sind. Der Sound hat mir lange Zeit den Spaß an neuer Musik genommen, das ist, ich habe es an anderer Stelle schon mal erwähnt, meiner Meinung nach, in den letzten Jahren aber deutlich besser geworden; auch auf den ersten Blick ziemlich laute Masterings klingen häufig deutlich differenzierter. Vielleicht populärstes Beispiel: Slayer - Repentless.
 
Ich habe vor geraumer Zeit mal ein paar mir vorliegende Versionen der ersten drei BATHORY-Alben verglichen und bin zu folgendem Urteil gekommen:

Die 1990er Versionen von "Bathory", "The Return..." und "Under The Sign Of The Black Mark" klingen im Vergleich zu den Original-LPs schon verdammt anders, aber die 2003er „Remasters“, die angeblich laut Quorthon von den Original-Mastertapes neu überspielt und aufbereitet worden sein sollen, sind richtig mies...unglaublich !!!

Fakt ist, dass für die 2003er Releases lediglich die 1990er CD-Versionen gerippt und nochmal ein wenig verschlimmertbessert wurden. Hier ein paar schlagkräftige Argumente:

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BATHORY (1984)

Dieses Album lag mir als Originalpressung von BLACK MARK (BMLP 666-1, white goat), als 1990er CD und als 2003er Rerelease (CD) vor. Leider kann ich nichts zu den BANZAI, COMBAT oder UNDER ONE FLAG-Versionen sagen, denke aber, dass speziell die UNDER ONE FLAG-Pressung mit Sicherheit klarer und brillanter klingen könnte (ähnlich wie bei "The Return...", aber dazu später).

Beginnen wir mal mit ein paar lustigen Details (Vergleich Original-LP 1984 und 1990er CD):

1) Das Intro beginnt auf der CD ein paar Millisekunden zu spät (harter Schnitt) und wird außerdem eingeblendet. Auf der Original-LP von 1984 gibt es kein Fade-In, sondern der erste Glockenschlag ist in voller Lautstärke zu hören.

02) Das Outro ist eine gute halbe Minute kürzer als auf der Original-LP und klingt auch komplett anders als das, welches für die 1984er Version genommen wurde. Ich nehme an, dass für alle 1990er CD-Releases lediglich eine Version des Outros aufbereitet wurde, um diese bei jedem Album anzufügen. Auf den Originalplatten unterscheiden sich die Outros in Länge, Mix und Gesamtsound erheblich voneinander !!!

03) Die 1990er CD-Version wurde mit zusätzlichem Hall und Stereoverbreiterungseffekten versehen !!! Außerdem wurde das Höhen- und obere Mittenspektrum angehoben, um der Aufnahme mehr Klarheit und Brillanz zu verleihen, was allerdings aufgrund der zusätzlichen Effekte beim Masteringprozess nach hinten losgeht – somit klingt alles nach Fliesenwand und Schwimmbad.

04) Die 1990er Version beinhaltet nicht die originalen Pausenlängen, sondern wurde editiert. Auf der 1984 Pressung auf BLACK MARK (eventuell auch BANZAI, COMBAT und UNDER ONE FLAG ???) sind die Pausen um einiges länger und zwischen den Songs kann man deutlich das Brummen und Rauschen des Mastertapes vernehmen, welches mitunter bis zu 10 Sekunden hörbar ist !!!

Soweit die Fakten. Hiermit dürfte auch klar sein, dass alle Pressungen des Debutalbums, welche ab 1990 gemacht wurden, nicht dem Originalsound der 1984er Veröffentlichung entsprechen. Das gilt sowohl für alle CD-Pressungen, als auch sämtliche Vinylneuauflagen oder Kassettenversionen ab 1990. Hierfür wurden ausschließlich die sogenannten Remasters verwendet, bis man sich im Jahre 2003 erneut an das Material setzte, um es noch schlimmer zu gestalten.
Als Boss und Quorthon 2003 verkündeten, dass der komplette Backkatalog von BATHORY einem komplett neuen Mastering unterzogen werden soll, war die Freude groß. Man behauptete lauthals, dass die Original-Mastertapes neu überspielt und nach aktuellem Standard gemastert würden, um alle Alben auf Vinyl und CD neu aufzulegen. Es bedurfte keiner 5 Hörminuten um festzustellen, dass es sich dabei um eine bodenlose Behauptung handelte, denn die 2003er Versionen sind nahezu identisch mit den CD-Releases von 1990.
Hier einige Fakten:

01) Schnitt und Fade-In des Intros sind exakt gleich wie auf der 1990er Version.
02) Outro ist genauso kurz (und die gleiche Version, allerdings nicht die Originalversion wie auf der 1984er LP) wie auf der 1990er CD.
03) Zusätzlicher Hall und Stereoverbreiterungseffekte sind im gleichen Maße vorhanden.

Um das ganze etwas „moderner“ klingen zu lassen, wurde, ausgehend vom 1990er Remaster, lediglich eine leichte Frequenzkorrektur vorgenommen, der finale Pegel nach oben getrieben (um Lautheit zu erzeugen) und ein unüberhörbarer Denoiser eingesetzt, der stellenweise (vorwiegend bei leisen Passagen) so starke Artefakte hinterlässt, dass man das Gefühl hat, man würde die Musik unter Wasser hören.
Somit erübrigen sich weitere Ausführungen über das sogenannte „neue Mastering von den Originalbändern“. Hier wurde lediglich verschlimmbessert, was 1990 schon versaut wurde.

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THE RETURN (1985):

Mir lagen die LP-Versionen von BLACK MARK (BMLP 666-II), UNDER ONE FLAG (FLAG 9) sowie die CD-Veröffentlichungen von 1990 und 2003 vor.
Auch hier sind die Unterschiede zwischen allen von mir getesteten Versionen mehr als deutlich. Beginnen wir mit den beiden unterschiedlichen Vinylpressungen:

01) Die UNDER ONE FLAG-LP klingt im Gegensatz zur BLACK MARK-LP sehr brillant. Die schwedische Pressung klingt etwas muffiger (so wie viele Schwedenplatten aus den 70er und 80er Jahren). Entweder waren die Presswerke nicht auf dem neuesten Stand und arbeiteten mit veralteten Anlagen oder die verwendeten Bandmaschinen zum Übertragen der Masters waren mangelhaft gewartet.
02) Der Titel „Possessed“ hat nach ca. einer halben Minute auf der UNDER ONE FLAG-Pressung ein deutlich-hörbares Dropout, welches auf der BLACK MARK-Platte nicht enthalten ist. Das könnte mit einem beschädigten oder fehlerhaften Mastertape begründet werden, welches damals für die FLAG-Pressung verwendet wurde.
Leider weiß ich nicht, ob das Dropout lediglich auf der UNDER ONE FLAG-Pressung zu hören ist oder auch andere Versionen (BANZAI, COMBAT) davon betroffen sind.

Kommen wir nun zur CD-Version von 1990.
Ähnlich wie beim Debutalbum wurden auch hier zusätzliche Effekte wie Hall oder Stereoverbreiterung beim Mastering angewendet und auch das Höhen- und obere Mittenspektrum erweitert. Das Resultat ist demzufolge gleich wie auf „Bathory“.
Der Song „The Wind Of Mayhem“ hat gegen Ende ein Dropout auf dem rechten Kanal (eher eine Lautstärkeschwankung), welcher auf den beiden LP-Versionen nicht enthalten sind.

Die 2003er Remasters wurden dann offensichtlich auch wieder von den 1990er Versionen aufbereitet, nicht von den Originaltapes, denn sowohl der Anteil der zusätzlichen Effekte ist identisch, als auch die soeben beschriebene Tonschwankung im Song „Winds Of Mayhem“. Lediglich ein weiterer Frequenzangleich und die Anhebung der Gesamtlautstärke wurden auch hier als „neues Mastering“ verkauft.

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UNDER THE SIGN OF THE BLACK MARK (1987)

Meine Vergleiche stützen sich auf die LP-Version von UNDER ONE FLAG (FLAG 11) und beide CD-Releases von 1990 und 2003. Gern hätte ich auch die Originalpressung aus Schweden (BMLP 666-3) mit in meine Ausführungen einbezogen, aber diese Version scheint ultrarar zu sein. Ich kenne keinen, der diese Pressung besitzt und ich selbst habe sie auch noch nie gesehen. Weiterhin kann ich leider keine Angaben zur Qualität der NEW RENAISSANCE, COMBAT oder BANZAI-Pressungen machen, nehme aber stark an, dass sie sich nicht allzu gravierend von der UNDER ONE FLAG-LP unterscheiden sollten. Die HELLION-Version lasse ich mal unbeachtet, da diese mit großer Sicherheit von der 1990er CD stammt.

Auch bei diesem Album gibt es einige Soundunterschiede, speziell zwischen der mit vorliegenden Vinylversion und den CD-Auflagen.

01) Die UNDER ONE FLAG-LP klingt brillant und ausgewogen, während die CD-Version einen etwas pumpenden Sound hat.

Am einfachsten lässt sich das folgendermaßen beschreiben: Jeder von uns hat sicherlich irgendwann in seinem Leben mal etwas mit Kassetten und einem dazugehörigen Deck zu tun gehabt und stand speziell bei Originaltapes vor der Frage, ob diese mit DOLBY B oder ohne abgespielt werden sollen, um einen bestmöglichen Sound bei der Wiedergabe zu erzielen. Spielt man eine Kassette mit diesem Rauschverminderungssystem ab, welche allerdings nicht mit diesem aufgenommen wurde, fängt die Wiedergabe an, leicht zu pumpen und ein Teil des Höhenspektrums wird quasi weggedrückt, um nur etwas deutlicher aufzuflackern, wenn ein stärkeres Signal, wie beispielsweise ein Crashbecken, zu hören ist. Alles klingt etwas muffiger und dumpfer und Laustärkeschwankungen sind aufgrund dieser Methode mehr als logisch.

Genau dieser Fall liegt bei der 1990er CD-Version vor. Scheinbar wurde das Mastertape damals beim Überspielen versehentlich mit einem Rauschverminderungssystem abgespielt, welches ursprünglich gar nicht beim Schnitt verwendet wurde. Der allgemeine Grund hierfür könnte theoretisch sein, dass die Originalaufnahmen stark verrauscht waren und man versucht hat, dieses einzudämmen. Allerdings habe ich die Aufnahmen auf der UNDER ONE FLAG-LP genauestens unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass das Grundrauschen so minimal ist, dass es in keinster Weise das dargebotene musikalische Material beeinträchtigt.

02) Das Material auf CD ist mit zahlreichen kleinen Dropouts und Lautstärkeschwankungen übersäht.

Während die UNDER ONE FLAG-LP hervorragend klingt und ich bis heute (auch nach mehrmaligem Hören) keine gravierenden Sounddefizite feststellen konnte, leidet die 1990er CD-Version unter massiven Fehlern, die sich bei genauer Analyse mit Kopfhörern enttarnen.

04) Der rechte Kanal der 1990er CD-Version klingt dumpfer und leiser als der linke Kanal.

Während die UNDER ONE FLAG-LP einen sehr ausgewogenen und klaren Stereosound hat, könnte man annehmen, dass aufgrund der Unreinheiten im Gesamtbild für das 1990er Mastering gar kein Originalband mehr vorlag, sondern die Aufnahmen hierfür entweder von einer fehlerhaften Kopie des Masters stammen oder am Ende sogar lediglich von einer regulären Kompaktkassette übernommen wurden. Die zweite Theorie würde auch die zahlreichen Dropouts und Lautstärkeschwankungen bestätigen, die auf der CD-Version enthalten sind, aber das ist nur eine unfundierte Annahme meinerseits.

Für die 2003er Remasters wurden auch in diesem Falle lediglich die 1990er Versionen überarbeitet und keine neuen Kopien von angeblichen Mastertapes angefertigt und aufbereitet. Ergebnis ist ein lauteres Gesamtbild mit einigen Frequenzkorrekturen (in jedem Falle zu Lasten des Originalsounds der LP, ähnlich wie bei den ersten beiden Alben), welches allerdings die massiven Sounddefizite der 1990er CD-Auflage nicht vertuschen kann.

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Fazit: Bis heute gibt es keine CD-Versionen der ersten 3 Alben, die auch nur ansatzweise die Qualität der Originalaufnahmen reproduzieren !!! Oder haben NEW RENAISSANCE oder COMBAT in den 80er Jahren schon BATHORY-CDs veröffentlicht ??? Mir sind nur die 1990er BLACK MARK-Versionen als erste digitale Releases bekannt...
Logisch ist somit auch, dass ebenfalls alle Re-Releases auf Vinyl ab 1990 (bis heute) nicht den Originalsound der Erstauflagen / Erstpressungen enthalten, sondern von fehlerhaftem und schlampig-nachbearbeitetem Quellmaterial stammen.

Neben den Vinyl-Originalpressungen von 1984–1987 gibt es alternativ auch noch Kassettenversionen von COMBAT und BANZAI, die aufgrund des Herstellungsdatums ebenfalls den unverfälschten Sound beinhalten, deren Qualität mir allerdings nicht bekannt ist.
 
Oh fällt mir noch ein, Metallica - Death Magnetic. Auf meiner 2-LP hörbar da nicht so komplett scheiße übersteuert, auf CD unhörbar für mich.
 
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