Dann lese nie die Romane von Rachel Bach - die sind nämlich nicht nur in der Übersetzung Scheiße. "Sternenschiff" ist ein Arztroman. Ohne Arzt. Ein Schwulst, den ich in der öffentlichen Bibliothek (gibt es bei uns Einige) gerne gegen Lem ausgetauscht habe.
Passend, habe gestern Lems Robotermärchen angefangen und mich sofort wieder verliebt.
Aber bitte, der Imperativ von lesen ist lies, nicht lese. Es regt mich schon seit Jahren immer wieder auf, das zu lesen. Davon abgesehen: Sind Arztromane nicht etwas für Senioren?^^
Zunächst mal: Ich habe weder dich, noch dein Niveau angegriffen. Habe auch genug Trash im Regal zu stehen, manchmal braucht man das.
Festa Extrem ist kein Einzelfall. Vor etwa 5 Jahren machten mehrere deutsche (Taschenbuch-)Verlage Sonderreihen dieser Richtung auf. Das ist insofern verwunderlich, als dass der Torture Porn-Zug zu dem Zeitpunkt ja schon seit mehreren Jahren abgefahren war, aber sei's drum. Da die Bücher ja keine ISBN besitzen und nur über den Direktbezug erwerbbar sind (also als sog. "Graue Literatur" gelten), haben zum Start öffentliche Bibliotheken damals mehrere Bände davon zugeschickt bekommen, mit der Bitte über eine Standing Order nachzudenken. Lange Rede, kurzer Sinn: Als einziger im Team mit hartem Magen und ohne Furcht vor Sondermüll wurde ich damit betraut mich da durchzulesen. Was soll ich sagen? Die Bücher waren inhaltlich nicht der Rede wert. Das einzig Brutale war die Übersetzung. Nicht so sehr wegen falscher Worte, sondern falscher Formulierungen (wahrscheinlich direkt aus dem Englischen ins Deutsche radegebrochen), Kommafehler etc. pp. Dazu billigste Verarbeitung in Satz, Klebung und Covergestaltung. Und das bei den nicht mal so günstigen Preisen. Eine Reihe zum Abgewöhnen und letztlich ein ziemlich durchschaubarer Rip Off. Denn das Versprechen hier "Verbotenes" zu bieten ist einfach lächerlich. Der Kram hat hier einfach keine Verlage gefunden, weil er zu plump war. Diese Vorspiegelung falscher Tatsachen erinnert mich an Horror-VHS und DVDs früher. Das Versprechen etwas unheimlich Exklusives, Hartes und Verbotenes zu bekommen, hat auch mich ein paar mal verleitet die Geld auf den (meist virtuellen) Tisch zu legen. Und dann wurde ich rechtmäßig bestraft mit einer DVD-R mit selbstkopierten Cover und einem Film, aufgenommen im heimischen Garten mit den Kumpels und 2 Litern Tomatensauce.
Jeder darf lesen was er will, aber solche Verlagskonzepte verdienen in dieser Form eignetlich keine Unterstützung. Zumal viele "reguläre" Thriller eher mehr denn weniger blutig sind.
Habe ich auch nicht so aufgefasst, war trotzdem irgendwo angefressen, da deine Bewertung meiner Meinung nach der Reihe nur bedingt gerecht wird. Es stimmt, es ist viel inhaltlicher Schund dabei, insebsondere wenn es wieder um irgendwelche ach so perversen Hillbillies geht, aber eben nicht ausschließlich. Jene Teile, die sich mit der Hölle befassen, haben durchaus eine kreative Leistung in sich, die ich zu würdigen bereit bin, auch wenn sie häufig an uninteressanten und platten Charakteren leiden oder ihr Potenzial sprachlich nur stellenweise ausschöpfen. Zudem ist die Aufmachung in meinen Augen nicht minderwertig und stabiler als viele andere Editionen, die meine Nachtschichten deutlich schlechter überstehen. Auch die von dir angesprochenen Fehler finde ich nicht in den Festa Büchern. In
Frauenzwinger waren es auf unter 400 Seiten zwei Tippfehler, alle Kommata richtig gesetzt und keine verschroben klingenden Direktübersetzungen. Auch das habe ich bei anderen Verlagshäusern schlechter erlebt. Ewiges Traume wird mir
Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Anaconda sein, beschissen und fehlerhaft übersetzt, eine wahre Augenqual.
Ok, war jetzt eigentlich nur ein Nebenschauplatz, darum nur soviel: Reclams Auftrag versteht sich darin Kultur und Literatur für alle und somit barrierefrei zugänglich zu machen. Darum wird billig produziert und der Preisvorteil an den Kunden weitergegeben. Ziel sind ja (hoffentlich) interessierte Leser, Schüler und Studenten, die Hemmschwelle auch mal was von Shakespeare mitzunehmen soll möglichst niedrig sein. Prachtausgaben gibt es bei Gefallen ja weiterhin. Dennoch sind Reclamhefte sehr sorgfältig kuratiert, besitzen meist Vor- und/oder Nachworte inkl. kurzer Einordnung und werden alle par Jahre mal auf den neuesten Stand gebracht. Dem gegenüber will dir Festa Extrem mit möglichst wenig Eigenaufwand Geld aus der Tasche ziehen. Denn deren Bücher sind Amazon-E-Books auf billigem Papier, mehr nicht.
Die Klassikerdebatte ist müßig und bei Thema über das wir uns unterhalten auch irgendwie weit hergeholt. Der "Klassiker"-Status entsteht durch die Wertung, die die Gesellschaft dem Werk gibt und wird natürlich von keiner Kommission festgelegt. Muss man nicht so sehen, kann man auf jeden Fall anzweifeln. Ein Werk wie z.B. "Jedermann" ist aber unbestreitbar mehr Klassiker als "Frauenzwinger". Auch hier: Alles gut, wenn man auf das eine nicht immer Bock hat und das andere ml braucht. Mich ärgert halt die "Scam"-Attitüde in der Selbstdarstellung und Vermarktung der Hardcore-Reihen, deren größtes Plus noch die tatsächlich pfiffige Idee war, druch Verknappung als graue Literatur den Ruch von Verbotenem zu erzeugen und die in allen anderen Belangen halt vollkommen lieblos dahingeschludert sind und trotzdem einen Vollpreis verlangen.
Wieder, ich sehe deine Kritik an der materiellen Beschaffenheit der Bücher nicht bestätigt, vielleicht wurden euch damals Billigvarianten zugeschickt, da diese gratis waren, oder ich habe sonst nur den billigsten Mist im Haus. In meinem Regal gehören sie zu den widerstandsfähigsten Büchern nach den Hardcovern, die teils auch dünne, anfällige Seiten haben. Die Preise sind, was die Fertigung angeht, annehmbar.
Auf die Klassikerdebatte kam ich nur, weil ich dazu kürzlich eine Vorlesung hörte. Der Prof. hatte sich mit der Genese des Klassikerbegriffs auseinandergesetzt und festgestellt, dass dieser ein ausschließlich von (zumeist raubkopierenden(andere Rechtslage im 19. Jahrhundert durch die Rechtsprechungen der Monarchien)) Verlagshäusern eingeführter Terminus war, der in einzig, wie der Ruch des Verbotenen, der Vermarktung diente. Ebenso wie ich mich frage, was an so einem Mumpitz wie Frauenzwinger extrem sein soll, fragte ich mich bei Moby Dick, was das Buch zu einem Klassiker machte. Daher kommt der Einwurf.