Anadolu Rock - Rockmusik (und mehr) aus der Türkei

Ebenfalls empfohlen wurde mir Cem Karaca und "Laila's Dream", da hatte es mir aber auch das Cover schon angetan.
Wenn ich das richtig sehe, sind es nur sechs Songs, je einmal auf türkisch und einmal auf englisch. Das gefällt mir bisher auch am besten, weil es eher in die psychedelische Richtung geht, das ist richtig groß.
Cem Karaca wurde 1945 geboren und verstarb 2004. Das erste Album datiert von 1973. Hach, da habe ich was zu entdecken. @Pavlos : auch hier: reinhören, das sollte Dir definitiv gefallen.

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Das Backcover: Da war es endgültig um mich geschehen:

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Cem Karaca war auch eine Zeitlang in Deutschland im Exil. Dabei ist auch ein deutschsprachiges Album entstanden.
Musikalisch sind dort neben dem Anadolu Rock auch starke Einflüsse aus dem Deutschrock der späten 70er zu hören.

 
Cem Karaca war auch eine Zeitlang in Deutschland im Exil. Dabei ist auch ein deutschsprachiges Album entstanden.
Musikalisch sind dort neben dem Anadolu Rock auch starke Einflüsse aus dem Deutschrock der späten 70er zu hören.

Das werde ich wohl unbedingt brauchen. Anscheinend war der Anadolu Rock schon auch sehr rebellisch, einige Protagonisten schienen es ja nicht sehr leicht gehabt zu haben. Sehr interessant und man sieht immer wieder, wie gut es ist, eigene Positionen zu hinterfragen. Ist halt doch alles vielfältiger und das scheint ja auch die zeitgenössische türkische Musik zu betreffen.
 
Cem Karaca war auch eine Zeitlang in Deutschland im Exil. Dabei ist auch ein deutschsprachiges Album entstanden.
Musikalisch sind dort neben dem Anadolu Rock auch starke Einflüsse aus dem Deutschrock der späten 70er zu hören.

Total Geschlaucht ist halt auch einfach ein mega Banger von einem Song.
 
Baris Manco ist bekannt, da hab ich sogar das "2023" (1975) Album hier - und mag es wirklich. Mancos Musik klingt instrumental ganz oft wie Musik aus meiner Heimat, da gibt es ganz viele Parallelen zwischen den beiden (Musik-)Kulturen. Der verlinkte Track glänz natürlich zusätzlich durch die Lyrics. Hammer. Cem Karaka kannte ich bisher nicht, das klingt ganz cool. Normalerweise bevorzuge ich es, wenn Künstler in ihrer Muttersprache statt Englisch singen, aber das hier klingt schräg as fuck and I like it. Die Fotos sind natürlich ein fantastischer Bonus. Nice.
 
Cem Karaca war auch eine Zeitlang in Deutschland im Exil. Dabei ist auch ein deutschsprachiges Album entstanden.
Musikalisch sind dort neben dem Anadolu Rock auch starke Einflüsse aus dem Deutschrock der späten 70er zu hören.

Danke für diesen Tipp. Ich höre den ersten Song und bin verliebt. Der deutsche Gesang mit dem Akzent hat einen ganz wunderbaren Charme (und der Inhalt stimmt nachdenklich). Mal sehen, ob ich die Platte irgendwo kriege. Sieht auf den ersten Blick ja schwierig aus.
 
Danke für diesen Tipp. Ich höre den ersten Song und bin verliebt. Der deutsche Gesang mit dem Akzent hat einen ganz wunderbaren Charme (und der Inhalt stimmt nachdenklich). Mal sehen, ob ich die Platte irgendwo kriege. Sieht auf den ersten Blick ja schwierig aus.

Es gibt wohl auch eine live-Variante. Ich habe mich da mal auf die Liste setzen lassen.
 
baba zula wurden bereits erwähnt, wie altin gün auch. erstere sollte mensch sich einmal live gönnen. allerdings braucht der/die geneigte metalnerd nen breiten tellerrand. sie haben einen hohen anteil DUB, neben traditioneller musik und elektronischem. auf der bühne, so erlebte ich es einige male, interpretieren sie scheinbar ihre eigenen stücke immer wieder neu, das sind teilweise intensive jam sessions, mit hang zum kompletten ausufern. sie weisen auch auf vorgänge in der türkischen gesellschaft hin, die es zu überdenken oder darauf hinzuweisen gibt (bspw. unabhängige berichtersattung/presse/ kunstfreiheit). bei den texten finde ich es schade, dass ich sie nicht verstehe, weil türkisch.

altin gün, mit hohem indie-anteil kenne ich nur von konserve, nie live gesehen.

baris manco, erkin koray und cem karaca sollen noch wichtigerweise etwähnt werden. herr karaca hat ja auch bei moĝollar gespielt.

bin gerade unterwegs und hab meinen plattenschrank leider nicht dabei, da gibts noch 2 bis 3 türkische (rock)bands, müsste ich zuhause rauskramen. ebenso ei ne ausgabe des TRUST mit einem türkei-special vor einigen monaten/jahren.
 
derdiyoklar ikilisi - Disko Folk
Ali Ekber Aydogan und Ihsan Güvercin halten auf dem Cover ein dreihalsiges Saiteninstrument (Saz & Gitarre ?) in ihren Händen, das hat mich damals die Platte kaufen lassen. Repetitive E-Saz Skalen, Flanger, Percussions und Diskobeat, dazu melancholisch-sehnsuchtsgetragener Gesang...the style of derdiyoklar has been called Elektrosaz...they were part of the Turkish-German subculture...so stehts im Booklet geschrieben. Wer sich über die kitschigen Synthie-Streicher hinweghören kann, wird mit einer eigenen Spielart des türkischen Psych-Pop(?)-Rock(?) bekannt werden. Als "unumstrittenen Pioniere der türkischen Hochzeitsmusik in Europa" werden sie bei Wikipedia bezeichnet.
 
So, jetzt ein bisschen Ausführlicher...
Ich wollte eigentlich nur zum Konzert von Bruce Dickinson und hatte etwas früher frei, so dass ich ausnahmsweise mal Zeit zum Verbummeln hatte. Ich hatte die Keupstraße gesehen und wollte eigentlich nur mal ein bisschen schauen, ist ja leider auch ein geschichtsträchtiger Ort.
Und es war wirklich faszinierend: Imbisse, Restaurants, unfassbar viele Juweliere, die ausschließlich Goldschmuck präsentierten. Und die Konditoreien hatten kosweise Gebäck, Kuchen und Pistaziendesserts im Schaufenster. Ich liebe so etwas einfach, war wie ein Kurzurlaub. Auf dem Hinweg fiel mir das Musik- und Büchergeschäft auf der anderen Seite schon auf, weil das auch die Straße ein wenig mit beschallte, allerdings mit recht klassischer türkischer Folkmusik (was ich darunter halt so kenne). Ich dachte, da muss ich mal reinschauen, hatte dann aber auf dem Rückweg doch Manschetten, weil ich mich auf einmal etwas deplatziert fühlte. Andererseits: warum nicht mal schauen, was die so haben? Also bin ich rein.
Es war tatsächlich ziemlich zugestellt und krosig, aber der junge Typ hinterm Tresen kam direkt freundlich auf mich zu und fragte, ob er helfen könne. Ich meinte, dass ich gerne so psychedelische und alte progressive Sachen höre und ließ meinen Trumpf direkt fallen: erkenn Koray! Da ging er zum Regal und zeigte mir erstmal an die zehn verschiedene Alben von ihm. Da habe ich drei eingesackt. Dann habe ich mal nach Sachen aus diesem Thread gefragt, unter anderem nach Dedublüman. Da rief er jemanden an, der zwei Minuten später da war und meinte, dass es von Dedublüman keine Vinyle gibt, die meisten Sachen aus diesem Thread kannte er aber und hat mir als ähnlich wie Dedublüman "Yüzyüzeyken Konusuruz mit "Akustik Travma" empfohlen.
Und das war das, was ich so toll fand: mir (und der ganzen Straße ;) ) wurden direkt Tipps vorgespielt.
Habe ziemlich zugeschlagen und Alben von Adamlar, Paris Manco und Dem Karaca mitgenommen. Eine Pentagram (die türkische Black Metal Band) habe ich auch noch eingetütet. Die Platten waren schon teuer, so zwischen 20 und 30 Euro, eine habe ich dann geschenkt bekommen. Alles türkische Pressungen, mal schauen, was die so können. Edit: es scheint mehrheitlich eine türkische Firma zu sein, die Vinyl scheinen aber in Deutschland gepresst zu werden.
Ich mag so etwas, weil es ungeplant war. erlebt man irgendwie selten in Zeiten des Internets.



Läuft gerade und gefällt mir sehr gut. Ich mag die latente Melancholie, der türkischer Musik, die ich so kenne, innewohnt.

Schöner Bericht, danke dafür. Yüzyüzeyken Konuşuruz sind eine gute Wahl, die mag ich auch gerne. Und die latente Melancholie in der türkischen Musik ist genau das, was mich so sehr anspricht. :)
 
Zu Cem Karaca:

Sein wohl bekanntester Song ist das todtraurige ‘Çok Yorgunum’ (‘Ich bin sehr müde’):


Ein weiterer großer Hit vom gleichen Album, basierend auf einem Gedicht von Nâzım Hikmet, einem der bedeutendsten türkischen Dichter, der mit Verfolgung, Publikationsverbot und Exil zu kämpfen hatte:


Ein weiterer Song, den so ziemlich jeder in der Türkei mitsingen kann und mitsingt, wenn er irgendwo läuft. Wurde auch Dutzende Male gecovert:


Und so klang er in den 90ern:

 
Danke für diesen Tipp. Ich höre den ersten Song und bin verliebt. Der deutsche Gesang mit dem Akzent hat einen ganz wunderbaren Charme (und der Inhalt stimmt nachdenklich). Mal sehen, ob ich die Platte irgendwo kriege. Sieht auf den ersten Blick ja schwierig aus.
Meine Platte ist schon angekommen. Ist die Liveversion, 34,33 englische Pfund habe ich inklusive Porto bezahlt, weißes Vinyl. Sieht alles top aus, komme nur leider heute nicht zum Hören. Scheint aber alles in guter Qualität zu sein.
Edit: es ist sogar ein zweisprachiges (deutsch und türkisch) Beiblatt eingelegt zur Geschichte des Künstlers und des Albums.
 
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