Ich hab vorhin zum ersten Mal seit mindestens 5, vielleicht sogar seit 10 Jahren meine "Ride The Lightining" LP wieder aufgelegt!
Für mich spielt beim Musikhören Nostalgie ja tatsächlich gar keine große Rolle (nicht selten finde ich neure Alben besser als oder zumindest genauso toll wie einstige Lieblingsalben, auch wenn das dann fast nie aus genau den Stilen ist, die ich als Teenager geliebt habe - da sind die Meisterwerke natürlich alle längst geschrieben).
Aber trotzdem habe ich mich kurz fast wieder wie 14 gefühlt (immerhin stimmen die beiden Ziffern...
). Beim erklingen der Rhythmusgitarren nach dem ruhigen Intro von "Fight Fire With Fire" haben sich mir gleich die Nackenhaare aufgestellt und die großartigen Gitarrenmelodien später im Song hatten fast eine noch krassere Wirkung!
Eigentlich unglaublich, wie weit entwickelt der Stil dieser sehr jungen Band damals bereits klang! Einerseits war Thrash Metal (zu dem ich aber eigentlich maximal eine Handvoll der Songs auf dem Album zählen würde, so richtig vielleicht sogar nur die beiden Seiten-Opener) damals ja eh noch ein sehr frisches Genre mit nur einer Handvoll Bands (mit Albumveröffentlichungen), andererseits hatten Metallica hier schon eine enorme stilistische Bandbreite und ziemlich ungewöhnliche, komplexe Songstrukturen mit vielen Steigerungen und starken Kontrasten innerhalb der Stücke. Auch die Produktion klingt selbst heute noch nicht "altbacken". Einzig das Schlagzeugspiel könnte teilweise ruhig abwechslungsreicher sein (vor allem in "For Whom The Bell Tolls" und "Escape" nerven mich die über weite Strecken einfallslosen, lahmen Standardrhythmen ziemlich), das wurde auf den folgenden Scheiben ja auch interesanter (hier gibt's aber auch schon ein paar originelle Momente wie z.B. in "Call Of Ktulu"). Aber die Songs an sich sind schon so ziemlich alle Volltreffer!
Meine persönliche Rangliste wäre wohl etwa so (bestimmt sieht das niemand sonst so):
- Call Of Ktulu (Hammer-Aufbau, düster und spannend bis zum Schluss, einzigartige Atmosphäre)
- Creeping Death (auch toller Aufbau und geile Riffs)
- Ride The Lightning (die unerwarteten Beschleunigungen im eigentlich schleppenden Stück finde ich immer noch großartig)
- Fade To Black (ich habe solche Halbballaden, bzw. Stücke, die ruhig anfangen und sich dann ekstatisch steigern, schon immer geliebt)
- Fight Fire With Fire (schön auf die Fresse, aber mit Klasse und fast magischen Gitarrenmelodien gegen Ende)
- For Whom The Bell Tolls (Abzüge wegen des Schlagzeugspiels beim Hauptteil, Aufbau des Songs ist ansonsten super)
- Escape (auch "normalerer" Heavy Metal steht der Band gut zu Gesicht, Schlagzeugspiel ist etwas eintönig, aber tolle Gitarrenmelodien)
- Trapped Under Ice (Immer noch gute Uptempo-Nummer mit geilen Riffs, für mich aber das Schlusslicht der Scheibe, da wenig überraschend im Verlauf)
Interessant fand ich immer, dass der Titelsong und "Gorgar" von HELLOWEEN exakt das gleiche Riff haben (wenn man Metal Archives glauben kann, ist "Gorgar" allerdings schon 1981 geschrieben, wenn auch erst 1985 veröffentlicht worden und somit viel älter als der Song von METALLICA - wobei wohl nicht so wahrscheinlich ist, dass Metallica den Song der damals noch GENTRY genannten deutschen Underground-Band kannten, zumal es davon wohl keine Veröffentlichung gibt) und in HELLOWEENS "Ride The Sky" unterscheidet sich das Hauptriff auch nur durch die Abfolge der langsamer angeschlagenen letzten vier Töne von dem aus "Trapped Under Ice", aber selbst der Teil ist ziemlich ähnlich.
Na ja, genug Nerdkram
, auf jeden Fall ist das natürlich zurecht ein Klassiker, auch wenn ich persönlich finde, dass HEATHEN und FLOTSAM AND JETSAM diesen Stil etwas später noch perfektioniert haben (aber erfunden haben ihn halt METALLICA).