Das ist aber tatsächlich ein Stilmittel, den eigenen Standpunkt zu unterstreichen. Sicher kann man sich darüber ereifern; wenn aber sowieso klar ist, mit welcher Textform man es zu tun hat, ist dies überflüssig, da übliches und etabliertes Stilmittel. Kann man nutzen; muss man nicht, wenn man es nicht mag. Ich finde, dass man hier dann in den Bereich der Erbsenzählerei kommt. Sowieso, da der Hörer am Ende selbst urteilt.
Natürlich ist das Erbsenzählerei oder einfach ein Semantikexzess, das ist mir schon klar. Die Diskussion führe ich, seit ich im Internet über Musik rede. Schon im seligen Helloween-Forum hatten wir das Thema: "No, Hansen isn't better than Deris, you just like him more." - Wie gesagt, war es auch kein Angriff auf Wolf, SMM oder irgend einen Jubler hier im Thread. Ich hab einfach nur gesagt, dass extrem viel und extrem krasser Jubel auf einmal, manchmal kontraproduktiv ist, weil es auf zum Beispiel auf mich agitativ statt deskriptiv wirkt. Ist aber egal, der Punkt ist gemacht, manche finden ihn bedenkenswert, andere überflüssig. Passt soweit.
Ich bin mir sicher, dass wir uns beim KIT oder sonstwo im realen Leben erquicklich streiten, gemeinsam Bier trinken, lachen und danach alle Manowar-Shirts nach 1990 verbrennen würden. Denn manchmal ist es im April arschkalt, und Feuer erwärmt nicht nur die Seele.
Wolf, wenn ich nicht seit inzwischen etlichen Jahren wüsste, wie du gerne deine Diskussionen führst, und daher meinen würde, dass das Gesagte wirklich so krass meinst, wie du es formulierst, wäre ich vielleicht beleidigt, denn einige Schuhe, die du mir anziehen magst, sind definitiv zu eng für mich. So bin ich es aber definitiv nicht. Wir haben es aus beiden Perspektiven thematisiert, jeder Augenzeuge und Katastrophenterrorist kann sich selbst sein Bild machen, und ich glaube, dass wir uns wechselseitig zugestehen können, dass wir es - wie alle hier - gut und ehrlich mit der Mucke meinen, und dem, was wir über sie schreiben.
Hmmm, aber meinst du denn nicht, dass gerade das Deaf Forever an zahllosen Stellen ganz ausdrücklich und unmissverständlich klar macht, dass man überhaupt nicht auf einen objektivierten, entpersonalisierten und entemotionalisierten Umgang mit Musik aus ist? Es ist doch quasi die corporate identity des Magazins, zu sagen: "Hier gibt es die unverwässerte Maniac-Perspektive mit allem, was dazugehört!" Zumindest für mich ist das kaum zu übersehen... und letztlich auch ein entscheidender Grund, weswegen mit das Heft ungleich besser gefällt als alle anderen Kiosk-Magazine.
Richtig. Eben deshalb verstehe ich ja nicht, warum man, wenn man sich seiner unverwässerten Maniac-Perspektive bewusst ist und zu seiner bedingungslosen Subjektivität steht, gerne zu objektivierenden Formulierungen greift. Siehe oben, in der Antwort an Lobi. Dann sag ich doch gar nicht, "Das ist das beste Album überhaupt.", sondern ich sage: "Für mich geht da nichts drüber." - Offenbar verstehen viele nicht so recht, worauf ich hinaus will, oder sie halten das für Erbsenzählerei. Kann man natürlich so sehen, verstehe ich schon, weil nicht jeder mit der Goldwaage durch die Seiten surft. Ich empfinde den Unterschied zwischen den beiden Formulierungen aber leider als viel krasser als die meisten, weil für mich die erste Formulierung impliziert, dass der Schreiber sagt: "Ich habe Recht, das kann man nicht anders sehen.", während der zweite sagt: "Ich seh das so, egal, was andere denken." - Das ist alles, worum es mir geht. Das ist ja nicht schlimm, sondern nur eine subtile Nuance. Ersters strahlt für mich sogar eine größere Unsicherheit der Rezension aus, weil der Rezensent sich durch die Objektivierung eine Bestätigung durch die (fiktive) Wahrheit abholt, während zweiteres die Subjektivität anerkennt, und somit selbstbewusster und doch weniger belehrend wirkt. Es liegt mir im übrigen fern, generell den Rezensionsstil von irgend jemandem zu kritisieren. Das ist ein Einzelphänomen, das mir halt zur Zeit bei einigen Bands sehr auffällt, und das mir ein bisschen die Lust genommen hat, die Bands zu hören. Das war auch der Grund, warum es hier im Thread Thema wurde: Ob nicht etwas weniger Überschwang in der Rezeption für die Bands besser wäre. That's it.
So der so, danke allen für die Geduld und für den Versuch, mein kleines semantisches Problemchen - mehr ist es nicht - zu verstehen.