RageXX
Till Deaf Do Us Part
Kurz vor dem Wochenende:
Zugegeben: ohne Ronnie Romeros Engagement in der aktuellen Rainbow-Inkarnation wäre ich nie auf die Idee gekommen, mir diese Band anzuhören. Überzeugt durch die gesangliche Performance seinerzeit eben mit Rainbow auf der Loreley war es doch dann auch mal an der Zeit, sich seiner Hausband zu widmen - die er ja nun zwischenzeitlich wieder verlassen hat.
"Icons of the new Days", 2018 erschienen, ist demzufolge das letzte Album der spanischen Band mit dem kleinen Mann mit der großen Stimme und im traditionellen Hardrock/Metal verwurzelt - leider mit einigen eher unschönen Eskapaden Richtung Kirmesfraktion.
Der Opener "World gone mad" (schon irgendwie programmatisch für die heutige Zeit) erinnert vom Grundaufbau an - Überraschung - Dio. Der Einstieg mag ein klein wenig zu langatmig gewählt sein, der Chorus geht mir persönlich ein wenig zu sehr in Richtung Euro-Metal (allerdings noch weit, weit vor der Trallala-Grenze), ich kann mir aber gut vorstellen, dass das Ding gerade live regelrecht explodieren dürfte, die Keyboards hätte es nicht unbedingt gebraucht. Kurzum: dennoch solide Metalkunst, die Verses sind nicht von der Sorte "schon zigfach gehört" und der Songaufbau in sich spannend. Punktgewinn - starker Opener.
Beim folgenden Titeltrack ist es für mich persönlich dann tatsächlich ein wenig zu sehr Eurometal von der Stange, des Weiteren nerven die Bontempi-Sounds, die völlig deplaziert wirken. Der Chorus bremst eher unglücklich anstatt Gas zu geben - ein Minuspunkt für die gesamte Platte, da hilft auch der überirdische Gesang leider wenig. Durchschnitt.
Auch "Not in a Place like this" nerven zunächst sofort wieder diese seltsamen Keyboardspielereien, auch ist der Song stilistisch eine Fortsetzung seines unmittelbaren Vorgängers, erneut mit einem eurometaltypischen Chorus, in dem Keyboards, Drums und Gitarre eher zu einem Matsch verschwimmen. Ein Lowlight.
"Forevermore" prescht ganz nett nach vorn - aber wieder diese Keyboards, die an eine schlechte Version neuerer Stratovarius erinnern - Gott sei Dank verschwinden diese Sounds dann im ruhig gehaltenen Verse und erstmals nach dem Opener scheint es, als könne mich die Band am Ende doch erwischen. Anders als seine unmittelbaren beiden Vorgänger weiß "Forevermore" zu überraschen und (fast) zu überzeugen - wären da nicht wieder zu späterer Zeit diese unsäglichen Keys....
Endlich: ein Pianosound klassischer Prägung und kein Spielkonsolenkeyboard! "The Way I'll remember" erinnert tatsächlich eher positiv an Savatage. Auch überhaupt macht das Ding plötzlich Spaß, geht aus sicher heraus und entpuppt sich letztlich gar als erstes Highlight auf dem Album. Die eingangs präsente Savatage-Attitüde weicht eher einem Saxon-ähnlichen Aufbau, klingt "klassisch-britisch". Als Outro baut man das eingangs per Piano dargebotene Thema noch in leicht abgewandelter Form auf der akustischen Gitarre ein - stark.
"Fallin" ist nicht spektakulär, aber ein solider Song irgendwo in der Schnittmenge zwischen klassischem Hardrock und Metal, der Chorus ein wenig einfallslos, grundsätzlich aber solide Arbeit - und nun schon der 2. Song, der ohne dieses unsägliche Keyboardgedudel zu gefallen weiß. Gelungen.
Ein 8 Minuten-Song namens "King's Reborn" setzt das Album fort - und siehe da: das Ding ist GEIL! In besseren Zeiten konnten Manowar solche Songs schreiben - das Ding bahnt sich seinen Weg zunächst stampfend, die Strophen eher ruhiger, dann eine epische Bridge, die in einen Dio-ähnlichen Chorus mündet. Die schwarzen Lords bündeln hier eine Menge traditioneller Metalgeschichte zu einem homogenen Ganzen, der Gesang Romeros drückt das Ganze sehr extrem in Richtung Dio, die Gitarrenarbeit passt hier hervorragend, ist abwechslungsreich und verzichtet auf eher überflüssiges Gegniedel - kurz: songdienlich. Was soll ich sagen? Ein gelungenes Epos, keine Frage.
Aus Versehen einen Priest-Song aufs Album gepackt denkt man sich denn dann - mitnichten: der Gesang klingt wieder nach Romero. Da ich generell den klassischen, schneidenden Priest-Stil mag (regt wahlweise zum Bangen wie zum Fußwippen ein) mag ich das Ding mit Namen "Long Way from Home". Sehr gelungen, warum kommen diese Dinger nun erst zum Ende der Platte?
"The Edge of Darkness" hat diesen oriental-angehauchten Rainbow-Touch, der sich auch durch den ganzen Song zieht: ein paar nette Breaks sorgen dafür, dass das Ding nicht sofort als "zigfach gehört" abgestempelt wird - leider zerstört dieser typisch-platte EU-Chorus ein wenig den guten ersten Eindruck. Die Wendung aber nach diesem Chorus führt in nahezu progressive-Gefilde, so recht gelingen mag das aber nicht. Viel Gewusel um am Ende wieder da zu landen, wo das Ganze startete. Mit den Anlagen zu Beginn des Tracks hätte man daraus zweifelsfrei einen tollen Stampfer basteln können - so ist es irgendwie Alles und Nichts.
"Wait no Prayer for the Dying" klingt nach Annihilator und ist der härteste Song der Platte - schon geil! Killt jede Erwartungshaltung, die man bislang hatte - und seltsamerweise passt in dieser Kombination auch der Chorus sehr gut hinein - und das, obwohl auch der wieder ein wenig in die Eurometalecke zielt (na gut, es sind ja nun mal auch Spanier ;-)). Dennoch: das Ding ist geil, man bekommt es kaum aus dem Ohr - davon hätte es gern mehr sein dürfen.
Das abschließende "All I have left" ist ein großes Epos. Hier verbinden sich Elemente von Queen, (alten!) Manowar und Maiden zu einem tatsächlich homogenen Ganzen. Hier stimmt Vieles und wenig wird falsch gemacht, viel geiler kann man das nicht machen, das muss man einfach neidlos anerkennen. Ein 10-Punkte Song, ganz ohne Wenn und Aber.
Zur Bonus-CD:
Mit "Only", "Tears of the Dragon" und "Innuendo" wagen sich die schwarzen Lords an gleich 3 meiner ganz persönlichen Lieblingssongs. "Passabel" kann man attestieren, die alte Weisheit, dass ein gutes Orginal selten für ein wirklich gutes Cover taugt bewahrheitet sich aber dennoch. Trotz aller stimmlichen Qualität scheitert Romero am Ende an den Größen Bush, Dickinson und Mercury, instrumental ist hier alles weitesgehend an den Originalen. Eine nette Verbeugung und doch möchte man unmittelbar nach dem Durchlauf der 3 Songs lieber wieder auf die unwiderstehlichen Originale umschwenken. "Edge of the Blade" (Journey) kann man dann direkt zur Gruppe der vorgenannten Tracks dazu addieren, die beiden Eigenkompositionen laufen zu einem Ohr rein und zum anderen wieder raus - nicht gut, nicht schlecht.
"Icons of the new Days" wirkt in sich stilistisch ein wenig orientierungslos über die Gesamtlaufzeit. Bietet der Opener tatsächlich solide Eurometalkost, so muten die Songs bis einschließlich "Forevermore" wie eine Stratovarius-meets-Sonata-Arctica-ohne-Kastratengesang-mit-furchtbaren-Keyboards an. Ab dort geht es im Wesentlichen aufwärts, die Spielwiese wird breiter und die Band entfaltet sich auf einem völlig anderen Level, was nur beim überambitioniert wirkenden "The Edge of Darkness" ein wenig ins Beinkleid geht. Ab und an wäre "weniger Malmsteen - mehr Blackmore" vor allem den getragenen Songs ein wenig dienlicher, ein kleinerer Schönheitsfehler, der aber zu verschmerzen ist.
Romeros Gesang ist sehr gut, kein Wunder, dass der "Meister" ihn seinerzeit verpflichtet hat. Zu den ganz Großen (s. auch Anmerkung zu den Bonustracks) reicht es vielleicht nicht, aber der Mann ist kein Stück austauschbar und schafft es, speziell den beiden Epen des Albums noch mehr Tiefe zu verleihen. Es dürfte mehr als schwierig sein, das kleine Sangeswunder zu ersetzen.
Sollte die Enwicklung der Lords of Black eher in Richtung der 2. Albumhälfte tendieren bleibt es spannend - eine Entwicklung im Rahmen der Tracks 2 - 4 könnte da schon eher in der Battle-Beast-meets-Sabaton-Ecke münden - wäre schade drum.
Zugegeben: ohne Ronnie Romeros Engagement in der aktuellen Rainbow-Inkarnation wäre ich nie auf die Idee gekommen, mir diese Band anzuhören. Überzeugt durch die gesangliche Performance seinerzeit eben mit Rainbow auf der Loreley war es doch dann auch mal an der Zeit, sich seiner Hausband zu widmen - die er ja nun zwischenzeitlich wieder verlassen hat.
"Icons of the new Days", 2018 erschienen, ist demzufolge das letzte Album der spanischen Band mit dem kleinen Mann mit der großen Stimme und im traditionellen Hardrock/Metal verwurzelt - leider mit einigen eher unschönen Eskapaden Richtung Kirmesfraktion.
Der Opener "World gone mad" (schon irgendwie programmatisch für die heutige Zeit) erinnert vom Grundaufbau an - Überraschung - Dio. Der Einstieg mag ein klein wenig zu langatmig gewählt sein, der Chorus geht mir persönlich ein wenig zu sehr in Richtung Euro-Metal (allerdings noch weit, weit vor der Trallala-Grenze), ich kann mir aber gut vorstellen, dass das Ding gerade live regelrecht explodieren dürfte, die Keyboards hätte es nicht unbedingt gebraucht. Kurzum: dennoch solide Metalkunst, die Verses sind nicht von der Sorte "schon zigfach gehört" und der Songaufbau in sich spannend. Punktgewinn - starker Opener.
Beim folgenden Titeltrack ist es für mich persönlich dann tatsächlich ein wenig zu sehr Eurometal von der Stange, des Weiteren nerven die Bontempi-Sounds, die völlig deplaziert wirken. Der Chorus bremst eher unglücklich anstatt Gas zu geben - ein Minuspunkt für die gesamte Platte, da hilft auch der überirdische Gesang leider wenig. Durchschnitt.
Auch "Not in a Place like this" nerven zunächst sofort wieder diese seltsamen Keyboardspielereien, auch ist der Song stilistisch eine Fortsetzung seines unmittelbaren Vorgängers, erneut mit einem eurometaltypischen Chorus, in dem Keyboards, Drums und Gitarre eher zu einem Matsch verschwimmen. Ein Lowlight.
"Forevermore" prescht ganz nett nach vorn - aber wieder diese Keyboards, die an eine schlechte Version neuerer Stratovarius erinnern - Gott sei Dank verschwinden diese Sounds dann im ruhig gehaltenen Verse und erstmals nach dem Opener scheint es, als könne mich die Band am Ende doch erwischen. Anders als seine unmittelbaren beiden Vorgänger weiß "Forevermore" zu überraschen und (fast) zu überzeugen - wären da nicht wieder zu späterer Zeit diese unsäglichen Keys....
Endlich: ein Pianosound klassischer Prägung und kein Spielkonsolenkeyboard! "The Way I'll remember" erinnert tatsächlich eher positiv an Savatage. Auch überhaupt macht das Ding plötzlich Spaß, geht aus sicher heraus und entpuppt sich letztlich gar als erstes Highlight auf dem Album. Die eingangs präsente Savatage-Attitüde weicht eher einem Saxon-ähnlichen Aufbau, klingt "klassisch-britisch". Als Outro baut man das eingangs per Piano dargebotene Thema noch in leicht abgewandelter Form auf der akustischen Gitarre ein - stark.
"Fallin" ist nicht spektakulär, aber ein solider Song irgendwo in der Schnittmenge zwischen klassischem Hardrock und Metal, der Chorus ein wenig einfallslos, grundsätzlich aber solide Arbeit - und nun schon der 2. Song, der ohne dieses unsägliche Keyboardgedudel zu gefallen weiß. Gelungen.
Ein 8 Minuten-Song namens "King's Reborn" setzt das Album fort - und siehe da: das Ding ist GEIL! In besseren Zeiten konnten Manowar solche Songs schreiben - das Ding bahnt sich seinen Weg zunächst stampfend, die Strophen eher ruhiger, dann eine epische Bridge, die in einen Dio-ähnlichen Chorus mündet. Die schwarzen Lords bündeln hier eine Menge traditioneller Metalgeschichte zu einem homogenen Ganzen, der Gesang Romeros drückt das Ganze sehr extrem in Richtung Dio, die Gitarrenarbeit passt hier hervorragend, ist abwechslungsreich und verzichtet auf eher überflüssiges Gegniedel - kurz: songdienlich. Was soll ich sagen? Ein gelungenes Epos, keine Frage.
Aus Versehen einen Priest-Song aufs Album gepackt denkt man sich denn dann - mitnichten: der Gesang klingt wieder nach Romero. Da ich generell den klassischen, schneidenden Priest-Stil mag (regt wahlweise zum Bangen wie zum Fußwippen ein) mag ich das Ding mit Namen "Long Way from Home". Sehr gelungen, warum kommen diese Dinger nun erst zum Ende der Platte?
"The Edge of Darkness" hat diesen oriental-angehauchten Rainbow-Touch, der sich auch durch den ganzen Song zieht: ein paar nette Breaks sorgen dafür, dass das Ding nicht sofort als "zigfach gehört" abgestempelt wird - leider zerstört dieser typisch-platte EU-Chorus ein wenig den guten ersten Eindruck. Die Wendung aber nach diesem Chorus führt in nahezu progressive-Gefilde, so recht gelingen mag das aber nicht. Viel Gewusel um am Ende wieder da zu landen, wo das Ganze startete. Mit den Anlagen zu Beginn des Tracks hätte man daraus zweifelsfrei einen tollen Stampfer basteln können - so ist es irgendwie Alles und Nichts.
"Wait no Prayer for the Dying" klingt nach Annihilator und ist der härteste Song der Platte - schon geil! Killt jede Erwartungshaltung, die man bislang hatte - und seltsamerweise passt in dieser Kombination auch der Chorus sehr gut hinein - und das, obwohl auch der wieder ein wenig in die Eurometalecke zielt (na gut, es sind ja nun mal auch Spanier ;-)). Dennoch: das Ding ist geil, man bekommt es kaum aus dem Ohr - davon hätte es gern mehr sein dürfen.
Das abschließende "All I have left" ist ein großes Epos. Hier verbinden sich Elemente von Queen, (alten!) Manowar und Maiden zu einem tatsächlich homogenen Ganzen. Hier stimmt Vieles und wenig wird falsch gemacht, viel geiler kann man das nicht machen, das muss man einfach neidlos anerkennen. Ein 10-Punkte Song, ganz ohne Wenn und Aber.
Zur Bonus-CD:
Mit "Only", "Tears of the Dragon" und "Innuendo" wagen sich die schwarzen Lords an gleich 3 meiner ganz persönlichen Lieblingssongs. "Passabel" kann man attestieren, die alte Weisheit, dass ein gutes Orginal selten für ein wirklich gutes Cover taugt bewahrheitet sich aber dennoch. Trotz aller stimmlichen Qualität scheitert Romero am Ende an den Größen Bush, Dickinson und Mercury, instrumental ist hier alles weitesgehend an den Originalen. Eine nette Verbeugung und doch möchte man unmittelbar nach dem Durchlauf der 3 Songs lieber wieder auf die unwiderstehlichen Originale umschwenken. "Edge of the Blade" (Journey) kann man dann direkt zur Gruppe der vorgenannten Tracks dazu addieren, die beiden Eigenkompositionen laufen zu einem Ohr rein und zum anderen wieder raus - nicht gut, nicht schlecht.
"Icons of the new Days" wirkt in sich stilistisch ein wenig orientierungslos über die Gesamtlaufzeit. Bietet der Opener tatsächlich solide Eurometalkost, so muten die Songs bis einschließlich "Forevermore" wie eine Stratovarius-meets-Sonata-Arctica-ohne-Kastratengesang-mit-furchtbaren-Keyboards an. Ab dort geht es im Wesentlichen aufwärts, die Spielwiese wird breiter und die Band entfaltet sich auf einem völlig anderen Level, was nur beim überambitioniert wirkenden "The Edge of Darkness" ein wenig ins Beinkleid geht. Ab und an wäre "weniger Malmsteen - mehr Blackmore" vor allem den getragenen Songs ein wenig dienlicher, ein kleinerer Schönheitsfehler, der aber zu verschmerzen ist.
Romeros Gesang ist sehr gut, kein Wunder, dass der "Meister" ihn seinerzeit verpflichtet hat. Zu den ganz Großen (s. auch Anmerkung zu den Bonustracks) reicht es vielleicht nicht, aber der Mann ist kein Stück austauschbar und schafft es, speziell den beiden Epen des Albums noch mehr Tiefe zu verleihen. Es dürfte mehr als schwierig sein, das kleine Sangeswunder zu ersetzen.
Sollte die Enwicklung der Lords of Black eher in Richtung der 2. Albumhälfte tendieren bleibt es spannend - eine Entwicklung im Rahmen der Tracks 2 - 4 könnte da schon eher in der Battle-Beast-meets-Sabaton-Ecke münden - wäre schade drum.
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