Aufgelegt!

@hunziobelix - na gut ;-)

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OK - eine Band, die momentan in aller Munde ist, das Wörtchen "Hype" erspare ich mir mal. Im Grunde haben mich ein paar Tracks auf YT im Vorfeld nicht wirklich geflasht, trotzdem konnte ich bei einem Preis von € 5,00 neulich im Markt der Medien irgendwie nicht dran vorbei.

Generell ist es mit "klassischem" AOR - wozu ich in meinem musikalischen Kosmos u. a. mal Bands wie Journey, Boston und Loverboy zähle - bei mir so eine Sache: zu süß in den Melodien, vor allem die Produktionen seinerzeit waren schlicht derart auf Hochglanz getrimmt, dass es schon beinahe ein wenig weh tat. Dennoch: in Sachen Songwriting oftmals großes Kino - und so ab und an, ja, da kann, darf, ja da muss es auch genau das sein. Und ehrlich: wer auf Gitarren steht, die nicht nur "braten", sondern Melodien erschaffen, der kommt so komplett an diesem Genre einfach nicht vorbei.

Legt man nun "Amber Galactic" ein, dann erscheinen in meinem Kopf als optische Untermalung zur Musik unmittelbar zu den ersten Klängen des Openers "Midnight Flyer" vor dem inneren Auge bestimmte Bilder: Fame (die Serie), Föhnfrisueren der Spätsiebziger/Frühachtziger, Aerobicmädels (jaja....), Kinoklassiker von "Ferris macht blau" bis hin zu "Rocky"- und Sonnenschein! Dieses Stück beamt einen ohne Umwege in den "Gute-Laune-Kosmos"! Catchy, ohne zu cheesy zu sein, ein wunderbares Zusammenspiel von Keyboard und Gitarre, Gitarrensoli (!), die ich schlicht liebe, aber lange Zeit irgendwie verpönt waren: ebenso harmonisch wie schon nahezu virtuos - und nicht zuletzt: Melodien, Melodien, Melodien! Dazu eine eben nicht gebügelte Produktion Richtung Achtziger, eher 70er-lastig. Kurz: der Mitternachtsflieger transportiert ohne Umwege ein längst vergessen geglaubtes Genre absolut frisch und authentisch in die Neuzeit.

Die Sterne von Rio führen den im Uptempo eingeschlagenen Weg des Openers geradewegs weiter, nun eher im Midtempo: wer da nicht spätestens nach dem 2. Chorus das Ding noch nicht im Kopf hat, dem ist kaum zu helfen. Ein Ohrwurm vom Feinsten, erneut versehen mit allen klassischen Zutaten des für mich klassischen AOR, incl. weiblicher Chöre, die dem Ganzen ein wenig Funk- und Soulfeeling hinzfügen.

"Gemini" mit seinem irgendwie an einen Flipper erinnernden Kurzintro weicht keinen Milimeter von der bisherigen Linie ab: die Verses werden hierbei nett mit kleinen Schlenkern untermalt, man fühlt sich ein wenig an die ganz frühen Alben von Toto erinnert, ab dem Chorus kann man sich nicht so recht entscheiden, ob das Stück nun besser auf den Soundtrack zu "Footlose" oder "Flashdance" gepasst hätte.

Mit "Sad State of Affairs" öffnet man plötzlich ein wenig die "Stones-Ecke": die Gitarre am Anfang könnte schlicht auch von Keith Richards stammen. Im weiteren Verlauf biegt man nach diesem zunächst eher "ungwöhnlich" wirkenden Stilmitteln in die erneut unwiderstehlich Melodie/Chorus-Linie ein. Abgesehen von einem mit Pianopart versehenen Zwischenteil, der mich - aus welchen Gründen auch immer - an (alte) Magnum (die Serie, nicht die Band) erinnert stampft der Song knapp bis an die 5 Minuten-Grenze, erneut fallen die wunderschönen Harmonien der Gitarren auf - und doch ist "Sad..." ein ganz klitzekleiner qualitativer Abfall zu den ersten 3 Songs.

Das Verwenden von Frauennamen hat ja so seine Tradition im AOR: hier kommt nun "Jennie" und erneut ist man irgendwo zwischen Toto/Foreigner/Journey - keine Ahnung. In jedem Fall wieder mal in den späten 70ern/80ern. Wäre das Ding zu eben jener Zeit erschienen, dann wäre es wohl im Radio rauf und runtergedudelt worden. Ein Musikvideo dazu kann man sich irgendwie bestens vorstellen: nettes, attraktives Mädel mit entsprechend passender Föhnfrisur und Schlaghose, das in Sequenzen im Wechsel mit der Band gezeigt wird, die dann mal im Studio und mal auf einer Stadionbühne steht - oder meinetwegen auch in einem künstlicher erzeugten Regen (kann man wahlweise auch mit dem Mädel machen...). Kurz: rundum gelungen.

"Domino" eröffnet mit einem Keyboardthema, das so ungemein klassisch an die schon so oft in diesem Review zitierten Zeiten gemahnt. Hier ist man so nah an Toto dran, dass man sich das Teil auch auf einem Album von eben jenen vorstellen kann. Die Grenze zum Poprock ist hier m.E. nach überchritten, was aber nicht im Mindesten stört: diese Musik ist auf Melodie ausgerichtet und das auf kompromissloseste Weise.

Nach "Jennie" kommen wir nun zu "Josephine" - nein, dieses Mal nicht die Tochter von Chris Rea ;-). Erinnert mich dieses Mal frappierend an Survivor (wobei ich hier nicht so tief drin bin in der Disographie - nur so vom Eingangsfeeling her), brillant: "Tried to get me some action - I was drunk and lost in a dream - I was asking the DJ to play - Edge of Seventeen" - Ohrwurm im Ohrwurm, da mich ab dieser Textzeile jedes Mal der Wunsch befällt, den Stevie-Nicks-Klassiker mal wieder zu hören. Was soll man sonst sagen? Grundsolide Arbeit im Rahmen der Zielsetzung: alles drin, was man braucht, Keyboard- und Gitarrensoli - man bleibt auf dem Gute-Laune-Dampfer.

Ist man seit dem "Midnight Flyer" eher im Midtempo unterwegs, so ist der "Space Whisperer" unmittelbar mal eher flotter und irgendwie auch rockiger. Garniert mit einem Chorus, der erneut an Soundtracks aus den 70/80er-Jahren erinnert (St.Elmos-Fire anyone) macht man auch hier nichts falsch, sondern vielmehr alles richtig: in meiner "Metal-Entdeckungsphase" hätte ich das Ding vielleicht schon "Soft-Metal" genannt - dazu teils schon progressive Elemente im Keyboardbereich und (erneut) ein Gitarrensolo, das schon Gänsehaut erzeugen kann.

Bei "Something mysterious" kommt einem sofort wieder Survivor in den Sinn. Mal abgesehen vom Text erinnert mich das Teil an "Burning Heart", ohne eine Kopie zu sein - das ist im Übrigen die Kunst, die das Nachtflugorchester in Perfektion beherrscht.

"Saturn in Velvet" sprengt dann locker die 7-Minuten-Marke: ein echter AOR-Epic der gelungensten Art. Ein klein wenig erinnert mich das Teil an "Infinite Fire" vom Flying Colors Debut. Man bekommt das Teil nicht aus dem Kopf, versehen mit zahlreichen Feinheiten, die es sich zu entdecken lohnt und erneut einer dieser schlicht brillanten Refrains. Ein würdiger Abschluss....

...wenn man nicht noch die Edition mit Bonustrack hat: da das Teil im Auto lief kam mir dann beim Hören der ersten Töne von eben Jenem in den Sinn: "Jetzt hat das Ding seinen Makel! Noch offensichtlicher kann man nicht bei den Stones klauen!" Allerdings: ein paar Töne weiter war dann klar: ist ein Cover - und zwar von "Just another Night" - halt von den Stones eben. Hätte es nicht gebraucht, aber es ist durchaus gelungen - und da es als Bonustrack fungiert: alles gut!

Ich habe nach dem merhmaligen (!) Genuss dieses Werkes (das ich momentan immer wieder mal zwischendurch auflegen muss - keine Ahnung, warum...) den Wunsch verspürt, mal meine Best-of's von Survivor und Journey aufzulegen - und habe die Dinger nach einmaligem Durchlauf umgehend wieder in den Plattenschrank zurückgestellt. Das mag ein wenig wie Blasphemie klingen, aber im Gegensatz zu "Amber Galactic" klingen die Dinger....ja, eben weichgespült, anders, gar ein wenig muffig.

Wenn also ein Album in der Lage ist, Nostalgie zu erzeugen, dabei unglaublich frisch, neu und unverbraucht klingt, man bei jedem Ton den Spaß hören kann, den die Band bei der Erstellung gehabt haben muss - dann ist das schon etwas überaus Eigenständiges, ja, fast schon Magisches. Das Kreuzen verschiedenster Elemente aus der Hochzeit dieser Musikrichtung, vermischt mit dezent eingestreuten, perfekt integrierten Soul- und Funkeinflüssen (wie auch seinerzeit üblich) ist derart perfekt geglückt, dass man nur eines machen kann: den Hut ziehen. Hinzu kommt, dass der Gesang von Björn Strid eher nach Joseph Williams als nach Jamie Jamison tönt (man möge mir auch diese "Gotteslästerung" verzeihen), was mir persönlich um Längen besser gefällt, als wenn es anders herum wäre: ist die Musik in sich eher ein Fluss der ein wenig "poliert" ist (in diesem Fall in äußerst positiver Form gemeint), dann ist es schön, wenn der Gesang ein wenig rauher ist und einen Kontrast setzen kann.

Kurz: ich hab es, das "NFO"-Virus. Selten habe ich € 5,00 so gern und nachhaltig investiert. Chapeau!
 
Noch mal was aus der jüngsten Releasecke:

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Ja - Rammstein. Man liebt sie oder man hasst sie. Für mich ist es eine Band, die - ungeachtet der unüberhörbaren "Laibach"-Anleihen - durchaus etwas völlig Eigenständiges kreiirt hat und somit die "Neue Deutsche Härte" (saublöder Begriff, aber ich verwende den einfach mal, weil ihn wohl viele kennen) quasi erschaffen hat: die einen spiel(t)en es nach oder verwendeten entsprechende Elemente weil sie beeindruckt waren, die Anderen, weil man am Liebsten ein Stück vom Kommerzkuchen haben wollte. Im Grunde waren auch schon Die Krupps seinerzeit in diesem Fahrwasser unterwegs - und das (in Form von Veröffentlichungen) vor Rammstein. Perfektioniert aber haben es die Berliner - und fürwahr, das "Bett in Flammen" ist und bleibt für mich einfach aus rein persönlichen Gründen bis heute eine kleine Erweckung.

Die Texte auf "Rammstein" im Folgenden zu interpretieren werde ich auf ein Minimum reduzieren - und diese Interpretationen entsprechen auch nur meiner persönlichen Wahrnehmung. Die Tatsache, dass die Band provozieren will gehört zum Gesamtkonstrukt Rammstein - dass die Provokationen stets aufs Neue gelingen spricht für sich: es ist das, was die Band nahezu perfektioniert hat.

Da hätten wir dann "Deutschland": Nach dem Anne-Clark-"Metropolis"-Gedächtniskeyboard (ja, es ist so offensichtlich geklaut, dass die Frau Clark über eine Klage nachdenken könnte - womöglich hat sie es aber auch erlaubt) zeigen sich Rammstein so nah in Richtung "klassischem" Metal wie wohl selten: das Ding knallt! Direkt mit dem Beginn des ersten Wortes der ersten Strophe ("Du") möchte man gedanklich weiterführen "Du hast" - kurz: man zitiert sich selbst, erkennt sofort, wem man hier nun lauscht - und doch ist sie da, diese Faszination "Rammstein" - welcome, old Friends!

"Radio" ist extrem auf Airplay getrimmt: hier kommen mit die eingangs genannten Krupps in den Sinn, aber auch "Engel" aus dem eigenen Fundus, ebenso wie Prong-Riffs aus den "Cleansing"/"Prove-you-wrong"-Zeiten. Wenn man mag: kommerziell. Also: auch nichts Neues, will man das denn aber eigentlich? Nö! Macht Laune! Fenster runter, Luftzug genießen - Scheiß auf Klimaanlage.

"Zeig Dich" ist für mich eines der Highlights auf der Platte. Uptempo, ein perfektes Zusammenspiel von Text und Musik! Ein Paradebeispiel wie mit simplen Mitteln ein perfekter, moderner Rock/Metal-Song gebaut werden kann.

Der "Ausländer" schreit einen irgendwie zu Beginn an: "Faster - harder - Scooter" - ok, dann kommt das Gitarrenriff. Versehen mit einer äußerst schrägen, textlichen "Thematik" (auf die einfach nur Lindemann & Co. kommen können). Der Chorus kackt ab, mir ist es ein wenig zu platt elektronisch - ein weiteres "Deutschland" oder "Zeig Dich" bleibt aus, was auf "Radio" prima passt geht hier in die Hose - muss man aber einfach einkalkulieren bei Rammstein, bleibt der Text, über den man schmunzeln mag, wenn man will - oder es einfach bleiben lässt.

"Sex" klingt schon platt - und ist es auch. Das Thema ist im Wesentlichen selbst auf der Rammstein-Schiene schlicht "ausgelutscht" (oh....). Kurz: kann man skippen, vermisst man nicht.

Mit "Puppe" baut man mal etwas eher Rammstein-untypisches zusammen, ohne dass man die Trademarks in Gänze vernachlässigt - und ja, der Text jagt einem hier einen Schauer über den Rücken. Der Song ist gelungen, Lindemanns Darbietung passt hier perfekt. Gelungen, wie ich finde, auch, wenn es definitiv nichts ist, was ich mir täglich zigfach geben könnte - im Albumrahmen aber dennoch ein weiteres Highlight - wenn man so will.

Die Thematik von "Was ich liebe" hatte man im Wesentlichen mit "Zerstören" schon mal um Längen besser umgesetzt. Der Songaufbau ist eher Rammstein-untypisch, mal nicht so dieses "Dudel-brat-Dudel"-Konzept (was man an dieser Stelle vielleicht eher erwartet hätte) - dennoch ist man erstaunt, wie lang viereinhalb Minuten werden können. Es passt insofern einfach nicht, als das Rammstein einfach nicht in der Lage sind (sein wollen - ehe ich hier was unterstelle) solchen Midtemposongs mit einem tatsächlich auch nicht schlecht tönenden Chorus ein überraschende Wendung oder ausbrechende Klangtupfer zu verpassen.

Der "Diamant" ist das "Ohne Dich" des neuen Albums: lyrisch ansprechend, musikalisch.....naja, Rammstein Baukasten halt. Hätte es nicht gebraucht - aber man wird ja noch auf eine weitere Single schielen dürfen ;-).

"Weit weg" - ja. Bitte damit. Denn. Das. ist. schlicht. öde. Sie auch: "Was ich liebe".

"Tattoo": Klassische Rammstein-Marschmusik. Gibt es zuhauf - sowohl besser, als auch schlechter. Fällt nicht negativ auf, macht auch nach den beiden eher getragenen Songs davor noch mal "wach" - gute Durchschnittskost.

Was auf "Puppe" sehr imposant gelingt, funktioniert auf dem das Album beschließenden "Hallomann" nur noch bedingt. Was den textlichen Part in Verbindung mit der Musik betrifft: Falco hat das mit "Jeanny" irgendwie besser hinbekommen. Musikalisch aber ist der Song für Rammstein-Verhältnisse schon beinahe abwechslungsreich und bietet einige eher untypische Gitarrenspielereien.

Was bleibt? "Deutschland", "Zeig Dich" und "Puppe" sind für mich echte Knaller! Es wäre vermessen zu erwarten, ein solches Niveau über Albumdistanz zu halten. Hinzu kommt, dass sich bestimmte textlich-typische Rammstein-Themen einfach ebenso abgenutzt haben wie einige musikalisch-typische Rammstein-Merkmale.

Wer Rammstein mag bekommt ein solides Album - und ab und an "muss es eben Rammstein sein" - wenn, dann bitte das Original, mit dem kompletten Rest kann ich persönlich nichts anfangen. Ob ich mir die nächste "Rammstein" kaufen werde - so sie denn erscheinen wird? Keine Ahnung, die Versuchung wird aber groß sein...
 
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@hunziobelix - na gut ;-)

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OK - eine Band, die momentan in aller Munde ist, das Wörtchen "Hype" erspare ich mir mal. Im Grunde haben mich ein paar Tracks auf YT im Vorfeld nicht wirklich geflasht, trotzdem konnte ich bei einem Preis von € 5,00 neulich im Markt der Medien irgendwie nicht dran vorbei.

Generell ist es mit "klassischem" AOR - wozu ich in meinem musikalischen Kosmos u. a. mal Bands wie Journey, Boston und Loverboy zähle - bei mir so eine Sache: zu süß in den Melodien, vor allem die Produktionen seinerzeit waren schlicht derart auf Hochglanz getrimmt, dass es schon beinahe ein wenig weh tat. Dennoch: in Sachen Songwriting oftmals großes Kino - und so ab und an, ja, da kann, darf, ja da muss es auch genau das sein. Und ehrlich: wer auf Gitarren steht, die nicht nur "braten", sondern Melodien erschaffen, der kommt so komplett an diesem Genre einfach nicht vorbei.

Legt man nun "Amber Galactic" ein, dann erscheinen in meinem Kopf als optische Untermalung zur Musik unmittelbar zu den ersten Klängen des Openers "Midnight Flyer" vor dem inneren Auge bestimmte Bilder: Fame (die Serie), Föhnfrisueren der Spätsiebziger/Frühachtziger, Aerobicmädels (jaja....), Kinoklassiker von "Ferris macht blau" bis hin zu "Rocky"- und Sonnenschein! Dieses Stück beamt einen ohne Umwege in den "Gute-Laune-Kosmos"! Catchy, ohne zu cheesy zu sein, ein wunderbares Zusammenspiel von Keyboard und Gitarre, Gitarrensoli (!), die ich schlicht liebe, aber lange Zeit irgendwie verpönt waren: ebenso harmonisch wie schon nahezu virtuos - und nicht zuletzt: Melodien, Melodien, Melodien! Dazu eine eben nicht gebügelte Produktion Richtung Achtziger, eher 70er-lastig. Kurz: der Mitternachtsflieger transportiert ohne Umwege ein längst vergessen geglaubtes Genre absolut frisch und authentisch in die Neuzeit.

Die Sterne von Rio führen den im Uptempo eingeschlagenen Weg des Openers geradewegs weiter, nun eher im Midtempo: wer da nicht spätestens nach dem 2. Chorus das Ding noch nicht im Kopf hat, dem ist kaum zu helfen. Ein Ohrwurm vom Feinsten, erneut versehen mit allen klassischen Zutaten des für mich klassischen AOR, incl. weiblicher Chöre, die dem Ganzen ein wenig Funk- und Soulfeeling hinzfügen.

"Gemini" mit seinem irgendwie an einen Flipper erinnernden Kurzintro weicht keinen Milimeter von der bisherigen Linie ab: die Verses werden hierbei nett mit kleinen Schlenkern untermalt, man fühlt sich ein wenig an die ganz frühen Alben von Toto erinnert, ab dem Chorus kann man sich nicht so recht entscheiden, ob das Stück nun besser auf den Soundtrack zu "Footlose" oder "Flashdance" gepasst hätte.

Mit "Sad State of Affairs" öffnet man plötzlich ein wenig die "Stones-Ecke": die Gitarre am Anfang könnte schlicht auch von Keith Richards stammen. Im weiteren Verlauf biegt man nach diesem zunächst eher "ungwöhnlich" wirkenden Stilmitteln in die erneut unwiderstehlich Melodie/Chorus-Linie ein. Abgesehen von einem mit Pianopart versehenen Zwischenteil, der mich - aus welchen Gründen auch immer - an (alte) Magnum (die Serie, nicht die Band) erinnert stampft der Song knapp bis an die 5 Minuten-Grenze, erneut fallen die wunderschönen Harmonien der Gitarren auf - und doch ist "Sad..." ein ganz klitzekleiner qualitativer Abfall zu den ersten 3 Songs.

Das Verwenden von Frauennamen hat ja so seine Tradition im AOR: hier kommt nun "Jennie" und erneut ist man irgendwo zwischen Toto/Foreigner/Journey - keine Ahnung. In jedem Fall wieder mal in den späten 70ern/80ern. Wäre das Ding zu eben jener Zeit erschienen, dann wäre es wohl im Radio rauf und runtergedudelt worden. Ein Musikvideo dazu kann man sich irgendwie bestens vorstellen: nettes, attraktives Mädel mit entsprechend passender Föhnfrisur und Schlaghose, das in Sequenzen im Wechsel mit der Band gezeigt wird, die dann mal im Studio und mal auf einer Stadionbühne steht - oder meinetwegen auch in einem künstlicher erzeugten Regen (kann man wahlweise auch mit dem Mädel machen...). Kurz: rundum gelungen.

"Domino" eröffnet mit einem Keyboardthema, das so ungemein klassisch an die schon so oft in diesem Review zitierten Zeiten gemahnt. Hier ist man so nah an Toto dran, dass man sich das Teil auch auf einem Album von eben jenen vorstellen kann. Die Grenze zum Poprock ist hier m.E. nach überchritten, was aber nicht im Mindesten stört: diese Musik ist auf Melodie ausgerichtet und das auf kompromissloseste Weise.

Nach "Jennie" kommen wir nun zu "Josephine" - nein, dieses Mal nicht die Tochter von Chris Rea ;-). Erinnert mich dieses Mal frappierend an Survivor (wobei ich hier nicht so tief drin bin in der Disographie - nur so vom Eingangsfeeling her), brillant: "Tried to get me some action - I was drunk and lost in a dream - I was asking the DJ to play - Edge of Seventeen" - Ohrwurm im Ohrwurm, da mich ab dieser Textzeile jedes Mal der Wunsch befällt, den Stevie-Nicks-Klassiker mal wieder zu hören. Was soll man sonst sagen? Grundsolide Arbeit im Rahmen der Zielsetzung: alles drin, was man braucht, Keyboard- und Gitarrensoli - man bleibt auf dem Gute-Laune-Dampfer.

Ist man seit dem "Midnight Flyer" eher im Midtempo unterwegs, so ist der "Space Whisperer" unmittelbar mal eher flotter und irgendwie auch rockiger. Garniert mit einem Chorus, der erneut an Soundtracks aus den 70/80er-Jahren erinnert (St.Elmos-Fire anyone) macht man auch hier nichts falsch, sondern vielmehr alles richtig: in meiner "Metal-Entdeckungsphase" hätte ich das Ding vielleicht schon "Soft-Metal" genannt - dazu teils schon progressive Elemente im Keyboardbereich und (erneut) ein Gitarrensolo, das schon Gänsehaut erzeugen kann.

Bei "Something mysterious" kommt einem sofort wieder Survivor in den Sinn. Mal abgesehen vom Text erinnert mich das Teil an "Burning Heart", ohne eine Kopie zu sein - das ist im Übrigen die Kunst, die das Nachtflugorchester in Perfektion beherrscht.

"Saturn in Velvet" sprengt dann locker die 7-Minuten-Marke: ein echter AOR-Epic der gelungensten Art. Ein klein wenig erinnert mich das Teil an "Infinite Fire" vom Flying Colors Debut. Man bekommt das Teil nicht aus dem Kopf, versehen mit zahlreichen Feinheiten, die es sich zu entdecken lohnt und erneut einer dieser schlicht brillanten Refrains. Ein würdiger Abschluss....

...wenn man nicht noch die Edition mit Bonustrack hat: da das Teil im Auto lief kam mir dann beim Hören der ersten Töne von eben Jenem in den Sinn: "Jetzt hat das Ding seinen Makel! Noch offensichtlicher kann man nicht bei den Stones klauen!" Allerdings: ein paar Töne weiter war dann klar: ist ein Cover - und zwar von "Just another Night" - halt von den Stones eben. Hätte es nicht gebraucht, aber es ist durchaus gelungen - und da es als Bonustrack fungiert: alles gut!

Ich habe nach dem merhmaligen (!) Genuss dieses Werkes (das ich momentan immer wieder mal zwischendurch auflegen muss - keine Ahnung, warum...) den Wunsch verspürt, mal meine Best-of's von Survivor und Journey aufzulegen - und habe die Dinger nach einmaligem Durchlauf umgehend wieder in den Plattenschrank zurückgestellt. Das mag ein wenig wie Blasphemie klingen, aber im Gegensatz zu "Amber Galactic" klingen die Dinger....ja, eben weichgespült, anders, gar ein wenig muffig.

Wenn also ein Album in der Lage ist, Nostalgie zu erzeugen, dabei unglaublich frisch, neu und unverbraucht klingt, man bei jedem Ton den Spaß hören kann, den die Band bei der Erstellung gehabt haben muss - dann ist das schon etwas überaus Eigenständiges, ja, fast schon Magisches. Das Kreuzen verschiedenster Elemente aus der Hochzeit dieser Musikrichtung, vermischt mit dezent eingestreuten, perfekt integrierten Soul- und Funkeinflüssen (wie auch seinerzeit üblich) ist derart perfekt geglückt, dass man nur eines machen kann: den Hut ziehen. Hinzu kommt, dass der Gesang von Björn Strid eher nach Joseph Williams als nach Jamie Jamison tönt (man möge mir auch diese "Gotteslästerung" verzeihen), was mir persönlich um Längen besser gefällt, als wenn es anders herum wäre: ist die Musik in sich eher ein Fluss der ein wenig "poliert" ist (in diesem Fall in äußerst positiver Form gemeint), dann ist es schön, wenn der Gesang ein wenig rauher ist und einen Kontrast setzen kann.

Kurz: ich hab es, das "NFO"-Virus. Selten habe ich € 5,00 so gern und nachhaltig investiert. Chapeau!
Schönes Review zur (leider) schwächsten Platte des Orchesters :top:
 
Gewisse Damen und Herren in diesen Foren hier liegen zu weiten Teilen in meiner geschmacklichen Schnittmenge. Das hat zur Folge, dass ich plötzlich von Dingen höre, die mir schlicht bislang entgangen sind. Mein Dank hier mal speziell an die Herren @Vauxdvihl und @CimmerianKodex, die mich treffsicher mit neuem "Stoff" versorgen. Hier hätten wir dann:

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Progressive Rock aus Australien. Kann ich (bekanntermaßen) mit Karnivool und Caligula's Horse eher weniger anfangen, so sind die in Europa wohl weitesgehend unbekannten Jungs von "The Butterfly Effect" durchaus meine Baustelle. Als Appetizer habe ich mir - nach einem "Unfall" auf YT und einer flammenden Fürsprache durch den Herrn @Vauxdvihl - ein paar Seiten vorher in diesem Thread zu finden - das bereits im Jahr 2008 erschienene Werk "Final Conversation of Kings" zugelegt - per Definition vom Alter her ein "Oldie" also schon.

Los geht's mit "Worlds on Fire": Das klingt mehr nach Muse als Muse selbst - wobei zu differenzieren wäre: nach "alten" Muse, das muss man ja heute dazu schreiben. Kurz: ein berührender Songaufbau, das Teil macht Entenpelle, wie es die Herren Bellamy, Wolstenholme und Howard schon seit zig Alben nicht mehr auf die Reihe bekommen. Rund 7 Minuten feinster Progressive-Rock mit dem Schwerpunkt auf Melodie und Emotion, zur Mitte hin nimmt das Teil mächtig Fahrt auf, dann wird es plötzlich immens ruhig: war es das? Nein! "The Butterfly Effect" machen einen regelrechten Epic aus diesem Opener, eine kleine Mini-Oper. Was für ein Stück Musik! Packender Progressive Rock mit dem Schwerpunkt auf der Melodie, bei aller Klasse keine überflüssigen Frickeleien - bockstark!

"Room without a View" klingt nach "Modern Prog" oder "Modern Art-Rock" - ist ja auch Hupe: wer nun erwartet hatte, die Muse-Schiene würde fortgesetzt, der sieht sich mit einer faustdicken Überraschung konfrontiert: ja, durchaus "zeitgemäß", in welcher Form denn nun auch immer, ein toller Chorus, ein Bass, den man wahrnimmt - schon allein deshalb, weil er einfach unglaublich variantenreich gespielt ist. Zum Ende hin kommt da schon noch ein ganz klitzekleines Muse-Feeling auf noch mal, was aber letztlich das Tüpfelchen auf dem berühmten "I" ist: großes Kino!

Mit "Final Conversation" knackt man nicht mal die Dreieinhalb Minuten - muss man auch nicht: ein eher schlicht wirkendes Stück Musik, das einen spätestens nach 3 Durchläufen einfach packt. Das bereits in den Vorgängern präsente Gespür für Melodien ist hier allgegenwärtig, für mich finden sich hier gar leichte Parallelen zu jüngeren Fates-Warning-Sahnestücken: würde man hier die Gitarren mehr braten lassen, dann käme man so grob in die Richtung "SOS" vom letzten FW-Output.

Waren die beiden Vorgängertracks in gewisser Weise artverwandt, so punktet "The Way" mit einer Art "Wüstenprog": ähnlich wie die Vorgänger in eher ruhigerem Fahrwasser gehalten ist Track 4 der Scheibe eher ein wenig psychedelisch und überdies mit teils ungewöhnlicher Instrumentierung unterlegt - tut dem Song gut! Fast viereinhalb Minuten Prog/Alternative-was-auch-immer Rock der feinsten Sorte.

"Window and the Watcher" hat Anleihen an Rush, koppelt diese aber mit einem Chorus, der wieder eher in die "Alternative"-Ecke passt: diese Übergänge so hin zu bekommen, das ist schon eine Sache für sich. Das Ding ist erneut keine Dreieinhalb Minuten lang und trotz einem auch eingängigen Chorus passiert hier unglaublich viel - töfte (habe ich dieses Wort bisher schon mal benutzt.....?)

Es geht weiter mit "....and the Promise of the Truth". Die Entwicklung geht wieder in Richtung der Songs 2 und 3, nicht gaaaanz so stark, aber dennoch prägnant irgendwie. Im Fluss des Albums genau richtig positioniert ein weiteres kleines "Artrock-Pop"-Stück mit hohem Wiedereknnungswert, auch hier setzen "The Butterfly Effect" mal wieder auf Blasinstrumente (Trompete), die aber weder nervt noch überpräsent ist, sondern einfach nur an der richtigen Stelle eingesetzt.

"In these Hands" zieht das Tempo ein wenig an - nicht den Härtegrad. Flott nach vorne, wieder mit so einem dezenten Rush-Anstrich. Erneut ein gutes Gespür für das Setzen "des richtigen Tracks an der richtigen Stelle" - super!

"7 Days" führt das Album weiter: zum ersten mal seit dem Opener wird die 5-Minuten-Grenze überschritten, hier ist man nah an Genrevertretern wie Tessaract oder meinetwegen auch Tool, die ja - ähnlich wie Dream Theater - immer gerne als Referenz herangezogen werden, wenn es um diese Art Musik geht. Der Refrain setzt dieses Mal eher weniger auf Harmonie, eher auf einen kurzen, dezenten Ausbruch - man hätte hier auch fette Schreie setzen können, die Tatsache, dass man darauf verzichtet macht es im Grunde aber spannender.

Auf 7 Tage folgt Regen ("Rain"): hier rifft es dann schon ganz nett, noisige Elemente mal in etwas verschärfter Form in Richtung Ende des Tracks. Man kann sich dem Ganzen nicht entziehen, gerade dieses Stück zieht mich neben dem Opener enorm in seinen Bann. Mag daran liegen, dass auch hier - wenn auch äußerst dezent eingestreut - noch einmal "alte" Muse aufblitzen.

Den Schlussakkord setzt "Sum of 1": hier öffnet man noch mal den Baukasten von "Room without a View" und "Final Conversation". Passt wunderbar.

Ist "The final Conversation of Kings" spektakulär? Nein! Ist es Metal? Nein? Ist es Prog - keine Ahnung :). Gutes muss aber auch nicht wirklich immer diese Attribute beinhalten. Das Album ist ganz wunderbar in einem Fluss gehalten, der Song ist der Star, das Gespür für Melodien ganz enorm - ein wenig "Tessarct / Tool / Wheel" light, verbunden mit dezent verwendeten Zutaten der "Großen": von Rush über Queen bis Muse. Möglicherweise könnte man Biffy Clyro als Vergleich heranziehen, mit denen ich mich in weiten Teilen noch ein wenig schwer tue - denn genau das Melodiegespür, was mir bei BC (zumindest aktuell) abgeht bringen "The Butterfly Effect" im Übermaß. Im Grunde hätte diese Band das Potential, groß zu werden (was sie offenbar in Australien/Neuseeland wohl auch zu sein scheinen: in Australien stieg "The Final Conversation of Kings" wohl auf Rang 3 der Albumcharts ein...).

Ein großes Album einer mehr als interessanten Band. Immer wieder schön, auf solche Dinge aufmerksam gemacht zu werden.
 
Machen wir noch einen:

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Vorweg: es möge nun nicht in eine Diskussion über die Onkelz ausarten! Es ist durchaus klar erkennbar, dass die Band hier eher eine "geringe Lobby" hat - für mich aus musikalischer Sicht nicht nachvollziehbar, denn der Sprung von Motörhead, Rose Tattoo oder AC/DC zu den Frankfurtern ist nicht der Weiteste. Zudem ist Gonzo schlicht und ergreifend ein überaus begnadeter Gitarrist - und der Herr Weidner (stehe man zu ihm wie man wolle) ein guter Songwriter, der durchaus in der Lage ist, Lyrik zu verpacken. Die Diskussion über "Rechts" oder "Nicht Rechts" sollte längst ad acta gelegt sein, über die Hintergründe der Eskapaden von Kevin wird nur er selbst die Wahrheit kennen - ich habe mich mit den "späteren" Interviews hierzu nicht mehr in der Tiefe befasst und nicht mehr befassen wollen.

Aus heutiger Sicht: für mich sind die Onkelz nur noch ein Geldmaschine - und natürlich muss man für das Alter vorsorgen ;-). Die Tatsache, dass man es aufgrund einer nun mal zahlreich vorhandenen Fangemeinde problemlos schafft, Hallen wie Festivals auszuverkaufen - warum nicht nutzen, gleich, was man dazu früher einmal gesagt hat? Steht ja letztlich auf einem anderen Blatt *hüstel*. Wenn es den Herren auch noch echtes Vergnügen bereitet: dann in Gottes Namen, für mich sind es im Grunde 2 Bands (meinetwegen 2 Karriereabschnitte) und ich muss immer noch ein wenig lächeln, wenn heute alte wie neue Fans zu den "neuen" Events pilgern - das ist für mich vorbei: es gibt Dinge, die kann man nicht "aufwärmen".

"Danket dem Herren" ist eine dieser typischen Onkelz-Bandhymnen: natürlich eine Selbstbeweihräucherung mit einem Augenzwinkern , aber das Ding macht schlicht Laune - und es ist wie gemacht dazu, live gespielt zu werden. Ein Kalkül, das sicherlich beim Komponieren solcher Songs stets im Hinterkopf der Band spukte - warum denn auch nicht? Man hat sich keinem Zeitgeist anbiedern müssen um erfolgreich zu sein - der Onkelz-Sound (auch, wenn er nicht wirklich innovativ genannt werden kann - musste er auch nicht) war durchaus eingängig - verbogen hat man sich tatsächlich nie!

"Nichts ist so hart wie das Leben" - eine wohl wahre Erkenntnis :). Geht schön nach vorne, rockt ordentlich, gibt Gas - schlicht: Gute-Laune-Hardrock der härteren Gangart. Bis heute gern aufgelegt.

Mit "Wie tief willst Du noch sinken" hielt der Blues Einzug in den Onkelz-Kosmos - und das überaus gelungen! Tiefergelegt, fein gespielt, mit Groove, der Chorus auf den Punkt - habe ich mir damals gern direkt auf einen Sampler hinter Motörhead's "You better run" gemischt.

Musikalisch groß: Die "Anti-Hosen-Ärzte"-Hymne. Das Ding knallt, das Album bleibt im Fluss. Man hätte auf Worte wie "Hassen" in dem Zusammenhang gern verzichten können - nun, eben Onkelz.

Es folgt "Zu nah an der Wahrheit" - eine Ballade. Böse Zungen könnten nun munkeln, dass das Ding "kommerziell" sein soll - auf dem Album in sich ist es auch eher ein Downer, denn - vom wie üblich pathetischen Text mal ab - ist das eigentlich nicht so unbedingt das, was man von den Onkelz hören möchte.

Presseabrechnung mit "Meister der Lügen" - also schon seinerzeit "Fake News"? OK, mal nicht in die Tiefe, das Ding rockt ohne Ende und kehrt im Kontext des Albums problemlos auf die Hardrockschiene zurück.

"Kirche" ist mein ganz persönlicher Lieblings-Onkelz-Song - und ein Beweis dafür, dass man nach dem Blues-Exkurs "Wie tief willst Du noch sinken" noch weitere Stilelemente in den Onkelz-Sound integrieren konnte: irgendwie ungewöhnlich, irgendwie geil.

Mit "Flammen" geht es dann wieder auf die fixe Schiene: rund 4 Minuten Vollgasrock im Onkelz-Signature-Sound. Gelungen.

"Koma" ist ein sehr persönlicher Text von Weidner, so fern ich mich erinnern kann. Dieser beweist, dass man tatsächlich auch lyrisch auf einem gänzlich anderen Niveau agieren kann/konnte, als man dies gemeinhin von den Onkelz erwartete. Auch eine Ballade, getragen, nachdenklich schon irgendwie.

Wer noch nie zu "Auf gute Freunde" einen gehoben hat - selbst schuld ;-). Eine Hymne an das Leben - und auch wieder nicht. Musikalisch so ein wenig die Schiene "Erinnerungen" - und das in gut geölten Bahnen.

"Regen" ist das wohl ungewöhnlichste Stück der Onkelz, bezeichnenderweise auch von Weidner intoniert. Ein wenig "Butcher-and-fast-Eddie"-Vibe und mit fast 9 Minuten überaus lang.

"Zeit zu gehen" ist eher ein unspektakulärer Rocker, Onkelz von der Stange - nur ein bißchen zahnlos im Vergleich zu den sonstigen härteren Songs der Platte.

Was einem die "Botschaft für Paranoide" am Ende nun sagen sollte? Schwer zu sagen, aber man hätte sie auch locker weglassen können :).

Kurz: "E.I.N.S" ist die für mich wohl homogenste Onkelz-Scheibe, ein Album, das ich heute noch gerne auflege.
 
Die ONKELZ haben bei mir irgendwie nie gezündet,obwohls ja eigentlich MEINE Musik wäre.Muss ich wiedermal ein Ohr riskieren.

Bei RAMMSTEIN bin ich bei Dir,gerade "Ausländer" ist effektiv ein Kackstück.

Die anderen zwei Scheiben kenne ich nicht,aber die Reviews machen irgendwie Appetit darauf.

@RageXX Danke für die Mühe.Toll geschrieben!!!
 
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