Aufgelegt!

Gewisse Damen und Herren in diesen Foren hier liegen zu weiten Teilen in meiner geschmacklichen Schnittmenge. Das hat zur Folge, dass ich plötzlich von Dingen höre, die mir schlicht bislang entgangen sind. Mein Dank hier mal speziell an die Herren @Vauxdvihl und @CimmerianKodex, die mich treffsicher mit neuem "Stoff" versorgen. Hier hätten wir dann:

The_Butterfly_Effect_-_Final_Conversation_Of_Kings_Cover.jpg


Progressive Rock aus Australien. Kann ich (bekanntermaßen) mit Karnivool und Caligula's Horse eher weniger anfangen, so sind die in Europa wohl weitesgehend unbekannten Jungs von "The Butterfly Effect" durchaus meine Baustelle. Als Appetizer habe ich mir - nach einem "Unfall" auf YT und einer flammenden Fürsprache durch den Herrn @Vauxdvihl - ein paar Seiten vorher in diesem Thread zu finden - das bereits im Jahr 2008 erschienene Werk "Final Conversation of Kings" zugelegt - per Definition vom Alter her ein "Oldie" also schon.

Los geht's mit "Worlds on Fire": Das klingt mehr nach Muse als Muse selbst - wobei zu differenzieren wäre: nach "alten" Muse, das muss man ja heute dazu schreiben. Kurz: ein berührender Songaufbau, das Teil macht Entenpelle, wie es die Herren Bellamy, Wolstenholme und Howard schon seit zig Alben nicht mehr auf die Reihe bekommen. Rund 7 Minuten feinster Progressive-Rock mit dem Schwerpunkt auf Melodie und Emotion, zur Mitte hin nimmt das Teil mächtig Fahrt auf, dann wird es plötzlich immens ruhig: war es das? Nein! "The Butterfly Effect" machen einen regelrechten Epic aus diesem Opener, eine kleine Mini-Oper. Was für ein Stück Musik! Packender Progressive Rock mit dem Schwerpunkt auf der Melodie, bei aller Klasse keine überflüssigen Frickeleien - bockstark!

"Room without a View" klingt nach "Modern Prog" oder "Modern Art-Rock" - ist ja auch Hupe: wer nun erwartet hatte, die Muse-Schiene würde fortgesetzt, der sieht sich mit einer faustdicken Überraschung konfrontiert: ja, durchaus "zeitgemäß", in welcher Form denn nun auch immer, ein toller Chorus, ein Bass, den man wahrnimmt - schon allein deshalb, weil er einfach unglaublich variantenreich gespielt ist. Zum Ende hin kommt da schon noch ein ganz klitzekleines Muse-Feeling auf noch mal, was aber letztlich das Tüpfelchen auf dem berühmten "I" ist: großes Kino!

Mit "Final Conversation" knackt man nicht mal die Dreieinhalb Minuten - muss man auch nicht: ein eher schlicht wirkendes Stück Musik, das einen spätestens nach 3 Durchläufen einfach packt. Das bereits in den Vorgängern präsente Gespür für Melodien ist hier allgegenwärtig, für mich finden sich hier gar leichte Parallelen zu jüngeren Fates-Warning-Sahnestücken: würde man hier die Gitarren mehr braten lassen, dann käme man so grob in die Richtung "SOS" vom letzten FW-Output.

Waren die beiden Vorgängertracks in gewisser Weise artverwandt, so punktet "The Way" mit einer Art "Wüstenprog": ähnlich wie die Vorgänger in eher ruhigerem Fahrwasser gehalten ist Track 4 der Scheibe eher ein wenig psychedelisch und überdies mit teils ungewöhnlicher Instrumentierung unterlegt - tut dem Song gut! Fast viereinhalb Minuten Prog/Alternative-was-auch-immer Rock der feinsten Sorte.

"Window and the Watcher" hat Anleihen an Rush, koppelt diese aber mit einem Chorus, der wieder eher in die "Alternative"-Ecke passt: diese Übergänge so hin zu bekommen, das ist schon eine Sache für sich. Das Ding ist erneut keine Dreieinhalb Minuten lang und trotz einem auch eingängigen Chorus passiert hier unglaublich viel - töfte (habe ich dieses Wort bisher schon mal benutzt.....?)

Es geht weiter mit "....and the Promise of the Truth". Die Entwicklung geht wieder in Richtung der Songs 2 und 3, nicht gaaaanz so stark, aber dennoch prägnant irgendwie. Im Fluss des Albums genau richtig positioniert ein weiteres kleines "Artrock-Pop"-Stück mit hohem Wiedereknnungswert, auch hier setzen "The Butterfly Effect" mal wieder auf Blasinstrumente (Trompete), die aber weder nervt noch überpräsent ist, sondern einfach nur an der richtigen Stelle eingesetzt.

"In these Hands" zieht das Tempo ein wenig an - nicht den Härtegrad. Flott nach vorne, wieder mit so einem dezenten Rush-Anstrich. Erneut ein gutes Gespür für das Setzen "des richtigen Tracks an der richtigen Stelle" - super!

"7 Days" führt das Album weiter: zum ersten mal seit dem Opener wird die 5-Minuten-Grenze überschritten, hier ist man nah an Genrevertretern wie Tessaract oder meinetwegen auch Tool, die ja - ähnlich wie Dream Theater - immer gerne als Referenz herangezogen werden, wenn es um diese Art Musik geht. Der Refrain setzt dieses Mal eher weniger auf Harmonie, eher auf einen kurzen, dezenten Ausbruch - man hätte hier auch fette Schreie setzen können, die Tatsache, dass man darauf verzichtet macht es im Grunde aber spannender.

Auf 7 Tage folgt Regen ("Rain"): hier rifft es dann schon ganz nett, noisige Elemente mal in etwas verschärfter Form in Richtung Ende des Tracks. Man kann sich dem Ganzen nicht entziehen, gerade dieses Stück zieht mich neben dem Opener enorm in seinen Bann. Mag daran liegen, dass auch hier - wenn auch äußerst dezent eingestreut - noch einmal "alte" Muse aufblitzen.

Den Schlussakkord setzt "Sum of 1": hier öffnet man noch mal den Baukasten von "Room without a View" und "Final Conversation". Passt wunderbar.

Ist "The final Conversation of Kings" spektakulär? Nein! Ist es Metal? Nein? Ist es Prog - keine Ahnung :). Gutes muss aber auch nicht wirklich immer diese Attribute beinhalten. Das Album ist ganz wunderbar in einem Fluss gehalten, der Song ist der Star, das Gespür für Melodien ganz enorm - ein wenig "Tessarct / Tool / Wheel" light, verbunden mit dezent verwendeten Zutaten der "Großen": von Rush über Queen bis Muse. Möglicherweise könnte man Biffy Clyro als Vergleich heranziehen, mit denen ich mich in weiten Teilen noch ein wenig schwer tue - denn genau das Melodiegespür, was mir bei BC (zumindest aktuell) abgeht bringen "The Butterfly Effect" im Übermaß. Im Grunde hätte diese Band das Potential, groß zu werden (was sie offenbar in Australien/Neuseeland wohl auch zu sein scheinen: in Australien stieg "The Final Conversation of Kings" wohl auf Rang 3 der Albumcharts ein...).

Ein großes Album einer mehr als interessanten Band. Immer wieder schön, auf solche Dinge aufmerksam gemacht zu werden.

Sehr, sehr schön geschrieben. Ich glaube, ich habe es schon mal erwähnt, aber "Final Conversation of Kings" ist für mich neben COGs "Sharing Space" die Scheibe, die meinen Australien-Wahn so richtig entzündet hat. Eine absolut makellose Scheibe mit einem einfach fantastischen Sänger. Clint Boge kann für mich wie kaum ein zweiter Emotionen transportieren. Von daher kann ich auch alle Alben & Bands mit ihm empfehlen,. Also neben den anderen beiden TBE-Alben und der EP (auch wichtig!), auch noch die beiden EPs mit LIKE THIEVES, das Album mit THOUSAND NEEDLES IN RED (gibt es nur digital) und die EP mit THE GIVING THINGS. Auch live war das anno 2009 bärenstark, wobei da die DVD "Effected" vielleicht sogar noch besser ist als die kleine Clubshow einst in Berlin. Viel Liebe also für diesen Beitrag. :)
 
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Noch so ein Forumstipp, dieses Mal von @CimmerianKodex. Die Gebrüder Troy und Jason Tipton, wohl federführend bei dieser Band (diesem Projekt?), sind offenbar mit zahlreichen Formationen unterwegs, von denen Zero Hour wohl die Bekannteste sein dürfte. Benannte Band steht eher für progressiven (US-)Power-Metal, den man dann letztlich auch von "A dying Planet" erwarten dürfte - aber wie das so ist mit Erwartungshaltungen.....

"Facing the Incurable" beinhaltet in Summe 6 Songs und kommt auf eine Laufzeit von rund 52 Minuten - Respekt! Allein diese Tatsache verspricht eher Ungewöhnliches, da Longtracks aktuell nicht unbedingt in Mode sind. Man könnte jetzt fragen: überlange EP oder ein Album? Eine weitere Frage, eine weitere Erwartungshaltung. Neben dem "etatmäßigen" Sänger Troy Tipton kommen auf dem Opener, sowie auf "Posioning the Well" Gastvokalisten (?) zum Einsatz, was auch gesanglich für Abwechslung spricht und eher für ein Projekt als für eine "richtige" Band spricht.

Der Eröffnungstrack "Resist" weckt indes eher weniger Erinnerungen an den von Zero Hour bekannte Progmetal: das Ding knallt schon eingangs ganz nett los, hat aber eher einen alternativ-progressiven Einschlag. Bereits nach kurzer Zeit manifestiert sich eher ein Vergleich zu den brillanten Enchant: Gastsänger (?) Paul Villarrreal liegt stimmlich nahe an Ted Leonard, der Gesang ist überdies, ebenso wie bei Enchant, eher "unaufgeregt" und unaufdringlich, Gitarren- und Rhytmusfraktion arbeiten hier mit ganz ähnlichen Mitteln. Hätte man mir das Ding als neuen Enchant-Song präsentiert, es wäre mir wohl kaum aufgefallen, abgesehen davon, dass man in Sachen Drumming hier eine Ecke härter agiert und der Song mit 14 Minuten um Einiges ausladender ist als dies im Regelfall bei Enchant der Fall ist. Wenn man auf diese Art Progressive-Rock (Metal, wer mag), steht, dann hat man ein echtes Kleinod in den Gehörgängen.

Der Titeltrack bietet erneut eine immense Laufzeit: über 10 Minuten! Das Intro erinnert ein wenig an Pink Floyd, ehe es dann in ruhiger Manier wieder in Richtung Enchant läuft. Die in "Resist" benannten Parallelen sind nach wie vor offensichtlich, allerdings gönnt man hier dem Song einen echten Aufbau: das Gitarrenthema ist ruhig und unaufgeregt, etwa ab der Mitte kommen hier "Spoken Words" mit rein, der Gesang erhält weibliche Unterstützung. Wer sich jetzt sorgt: das passt ganz wunderbar und hat nichts mit "Trällerelsenmetal" gemein - würde auch absolut nicht in den musikalischen Kontext passen. Nach gut fünfeinhalb Minuten folgt die nächste Schippe: die Gitarren braten mehr, es fließen erstmalig "richtig" Metal-Elemente ein, der Progmetal bahnt sich seinen Weg. Sinnfreie Frickelei erwartet man indes vergebens: weder überfrachtet, noch in Überlänge setzt man nach dieser etwa 2-mintügen Passage wieder passgenau in der "Floyd"-Welt auf. Das Teil ist eine superber Longtrack, eine Kreuzung aus durchaus alternativ zu nennenden Motiven in Verbindung mit psychedelischen Elementen und einem besten platzierten Metal-Einschub. Die im Opener noch "übermächtig" wirkenden Reminiszenzen an Enchant relativieren sich, "Facing...."navigiert sich ein einen eigenen Kosmos.

"Human Obsolescene" verlangt schon Einiges vom Hörer: mitnichten aufgrund der Tatsache, dass es hier megakompliziert oder instrumental aufgeregt zur Sache geht - ganz im Gegenteil. Vielmehr hat man es mit einer "Ballade" zu tun, von der Stimmung her gemahnt das Ganze ein wenig an Crippled Black Phoenix: nahezu 8 Minuten lang, sehr getragen, äußerst melancholisch, dabei eher geradlinig, die "Feinheiten" finden sich nach mehrmaligem Durchhören. Anfangs hatte ich durchaus so meine Schwieirigkeiten mit dem Ding, es ist definitiv zum nebenbei Hören gedacht. Die Tiefe, die in Musik und Lyrics steckt erschließt sich tatsächlich am Besten, wenn man dem Ding eine Chance unter dem Kopfhörer gibt. Ganz phantastisch: dieser getragene Part zum Ende hin, so ab Minute 5. Allein die Tatsache, dass das Ding eben nicht explodiert macht einen ganz speziellen Reiz aus. Im Großen und Ganzen stilistisch sehr floydig, eine ganz hervorragende und variantenreiche Gitarrenarbeit.

Mit "Posioning the Well" geht es wieder eher in den Uptempobereich: wieder und wieder diese Vergleiche an härtere Enchant...Anders als bei "Resist", wo man für den Chorus eben "nur" jenes Wort in Verbindung mit vervielfachtem Gesang verwendet hat (und damit einen sehr ansprechenden Effekt erzielt hat) baut "Poisoning...." - im Übrigen das 2. Stück mit "Gastsänger", dieses Mal ein Herr Erik Rosvold - auf einen wunderschönen Gänsehautchorus mit unmittelbar integrierter Bridge - toll gemacht. Mehrfach nimmt man das Tempo ein wenig heraus, verleiht dem Song damit eine entsprechende Spannung - natürlich kann man so Etwas auch auf knapp 4 Minuten runterkürzen, allerdings wäre das im speziell hier eine immense Kastration - allerdings könnte man mit einer geshorteten Fassung möglicherweise wirklich im breiter angelegen Mainstream punkten, denn hier ist man schon recht nah an "Modern Prog"/"Modern Artrock".

"Missing" kann man (rein musikalisch) als Hommage an David Bowie interpretieren: der "Major Tom" ist bei mir da - instrumental betrachtet - allgegenwärtig, akustische Gitarren, teils spacige Elemente über die Keyboards, eine wunderbare Melodie, die Vocals nahezu perfekt integriert, ein Spannungsaufbau vom Feinsten - und ein Gitarrensolo, wie man es gefühlvoller kaum spielen kann. Wie auch schon bei allen anderen Song von "Facing...:" weigert man sich auch hier konsequent, eine Abkürzung zu nehmen: der Song wird zelebriert bis ins Letzte, man baut ein, was man einbauen kann, bis hin zu erneut weiblichen Backings, die überaus dezent den sehnsuchtsvoll-melancholischen Charakter des Stückes bestens unterstreichen. Auffällig: selbst in Sachen Gesang packt Sänger Troy Tipton je Chorus immer eine Nuance mehr Gefühl/Sehnsucht als im vorausgegangen Refrain in das Ding - endet in einer Höhenlage, die schon beinahe an André Matos (R.I.P.) gemahnt.

So -und nun das Finale - und ein letztes Wort zum Thema Erwartungshaltung: "Seperation Anxiety" ist ein instrumentaler Mindfuck, versehen mit den wohl metallischsten Elementen des Albums. Trotzdem passt es von der Grundstimmung in den Flow der Platte, da zwischen den "Ausbrüchen" eher "linear" musziert wird - und ich bekomme einfach diesen geilen Basslauf nicht aus dem Kopf! Warum machen das nicht mehr Bands heutzutage?

"Facing the Incurable" ist eine mutige Platte mit einer echten "Fuck you" Attitüde - und zwar insofern, als dass man einfach alle gängigen Konventionen in Sachen Spielzeiten außer Acht lässt. Rein vom Songwriting her ist man hier in Spähren unterwegs, in denen Bands wie Biffy Clyro mit ihren geshorteten Versionen teils ähnlich gearteter Songs überaus erfolgreich sind. Das liebevolle Austarieren aller Elemente innerhalb der Songs mit Spielzeiten von bis zu 14 Minuten unterstreicht den Anspruch, den man offenbar selbst an dieses Projekt hatte: einerseits passt das Album absolut ins Hier- und Jetzt, alternative Sounds treffen auf einer 70er Attitüde mit nur marginalem Metal-Einschlag, "progressiv" im Sinne von übermäßigen Kabinettstückchen ist "Facing..." zu keiner Zeit.

Am Ende erzeugt "Facing..." eine ganz eigene, emotionale Bandbreite, irgendwo zwischen melancholisch bis traurig, hin zu hoffnungsvoll, ja auch sehnsüchtig. Wer sich auf das Album einlässt wird mit einem phantastischen Stück zeitloser Rockmusik belohnt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Komme ich gerade nicht drumrum...

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Jolly's "Audio Guide to Happiness" besteht in Summe aus 2 Teilen und verwendete sogenannte "Binaurale Tonfolgen", die wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge glücklich machen sollen - nun, keine Ahnung, ob es an den "Binauralen Tönen" liegt, aber Jolly machen glücklich - und Jolly liebt uns! So steht es auch auf einer von mir auf einem Konzert seinerzeit erworbenen Tasse zu lesen :).

Was ein wenig strange anmuten mag, wenn man meinen Eingangstext liest, ist im Grunde genommen nichts weiter als eine kurzes Statement für eine überaus außergewöhnliche Progressive-Rock Band, bisweilen mit stärkerer Schlagseite in Richtung Metal. Vielfach ausschließlich mit "Modern Prog" in Verbindung gebracht kann ich hier neben zweiflesfrei vorhandenen Querverweisen in Richtung Tool & Co. ebenso poppige wie auch metallische und progressive Elemente klassischer Prägung erkennen, in sich sind Jolly eher ein Konstrukt für sich, denn es gelingt vortrefflich, all' diese Zutaten zu einem homogenen Ganzen zu formen. Melodien werden hierbei groß geschrieben, man kann - wenn man mag - Jolly auch wundebar beim Staubsaugen hören.

Wie eingangs erwähnt besteht der "Audio Guide...." aus 2 Teilen (in der Discographie der Band die Alben 2 und 3), mein Review beschränkt sich aus zwei Gründen zunächst auf Teil 1. Grund 1: es gefällt mir eine Spur besser als Teil 2. Grund 2: Zeit.

Eröffnet wird der musikalische Führer zum Glücklichsein mit einem 55sekündigen Intro, "Guidance One" betitelt. Eine futuristisch anmutende, weibliche Stimme lullt in spährischem Umfeld ein wenig ein und lädt zum "Gücklichsein" mit dieser Platte ein - so seltsam, so ungewöhnlich...

...denn "Ends where it starts" brät erstmal amtlich aus den Boxen! Groove ohne Ende, stampft mächtig nach vorn - und verfügt demzufolge über einen Härtegrad, den glattgebügelte, moderene Symphonic- und "Heavy"-Metal Acts kaum erreichen. Süßliche oder gar sphärische Keyboards sucht man hier vergeblich, dafür Widerhaken im Drumming wie in der Gitarrenarbeit, der Bass pumpt, setzt Akzente in den Verses und Bridges und darf auch wahrgenommen werden, der Gesang ist überaus passend mit einer alternativen Note versehen. All das veredeln Jolly mit einem wunderbaren Chorus, der dem Song die Krone aufs Haupt setzt - geil!

Ohne Pause geht es über in "Joy", getragen von einem durchaus poppig-eingängigem Klavierthema, unterlegt mit einem netten Basslauf und durchaus bratender Gitarre. Benanntes Pianaothema zieht sich in leichten Abwandlungen durch den gesamten Song, der Chorus geht ins Ohr, wer mag darf ihn süßlich nennen - nur: es passt einfach ganz hervorragend! In einer besseren Welt bekämen Jolly damit Airplay - wobei: zum Ende hin "versauen" sie sich diese Chance dann selbst, denn es geht dann - wenn auch in gemäßigter Form - für einen kleinen Moment in Richtung progressiver Elemente, die Keys werden spährischer und brechen das zunächst so eingängige Grundthema auf - nur, um letztich doch wieder in diesem Butterchorus zu enden.

"Pretty Darlin'" ist dann schon wieder was ganz Anderes: wenn Barmusik (wer es nicht glauben mag: hören!) so anstelle des ganzen Lounge-Zeux tönen würde, das wäre mal was Überraschendes. Hier ist man so ein wenig im Terrain von Queen unterwegs, wenn man die eher abgefahrenen Sachen der Ära "Sheer Heart Attack" bis "A Day at the Races" heranzieht. Allerdings legt man das Ganze gitarrentechnisch um Einiges tiefer - ebenso ungewöhnlich wie abgefahren in sich, dennoch bleibt auch hier eine gewisse Eingängigkeit - "kauzig" wird als Begriff bisweilen öfter bemüht für alles Mögliche - hier passt er perfekt.

"The Pattern" ist rund sechseinhalb Minuten lang und haut vollstens in die Kerbe aktuellerer Overhead. Neben Letztgenannten und eben Jolly fällt mir nicht ein Band ein, die Vergleichbares spielt. Ja, das ist wirklich "Modern Prog", aber es hat mal rein gar nichts zu tun mit anderen Bands, die man mit diesem Namen assoziiert. Nachdem ich das Ding seinerzeit auch live bestaunen durfte (das muss man wohl erstmal spielen können - der Wahn in Tüten!) war ich so von den Socken, dass ich das Teil wenigstens 1 x täglich hören musste. Es ist fast unmöglich, Anspruch, Eingängigkeit und Vielfältigkeit derart zu einen und das in einen Song zu packen, der am Ende sogar eine gewisse Agressivität versprüht - das ist endgeil! Frickelfetischisten sei ein Reinhören so ab Dreieinhalb Minuten empfohlen. Und ja, ich glaube, mittlerweile weiß man es: ich LIEBE es, wenn man den Bass wahrnimmt und auch als prägendes Instrument einsetzt.

Mit "Storytime" gönnt man dem geneigten Hörer eine Verschnaufpause: eine alternativ angehauchte Ballade, erneut wunderschön eingängig gehalten, absolut "unpeinlich", gesanglich erstaunlich facettenreich. Ja, das macht dann tatsächlich "glücklich" (um ein Lächeln kommt man nicht herum....oder man läuft ausschließlich als Eisklotz durchs Leben). Hat man bei "Pretty Darlin'" an einzelnen Stellen ein klein wenig auf den Gitarrensound von Brian May geschielt, so gönnt man sich hier in den spärlich eingestreuten Parts ein klein wenig Pink Floyd. Erstaunlich ist: bis auf diese kleinen, effektiv platzierten Sprengsel käme man nicht auf einen Vergleich. Bedingt durch einen ganz leicht ansteigenden Songaufbau, der in einem Queen-ählichen Chor im letzten Refrain mündet kann man schon von einer Ballade sprechen, die alles ist - aber nicht von der Stange.

Die "B"-Seite - wenn man so mag - wird erneut von einem kurzen Zwischenspiel ähnlich der "Guidance One" eröffnet - seltsamerweise "Guidance Two" betitet....*kopfkratz". Eine kleine Spielerei, mehr nicht.

"Still a Dream" ist epischer, moderner Prog, stilistisch in der Nähe von "The Pattern": hat man bei Letztgenanntem eher den flotten Ansatz gewählt, so ist "Still a Dream" eher eine Walze, speziell im ersten Teil recht heavy bis etwa zum Mittelteil: hier wechselt es in eine regelrecht entspannte Phase, gesanglich gemahnt das dann sogar ein wenig an Haken (wer mag darf alte Yes nennen), was den Gesang betrifft, das Ganze läuft dann auf einer sehr entspannten Schiene aus - untermalt mit elektronischen Elementen.

Mit "Radiae" biegt man dann - passend zum Ausklang des Vorgängertracks - in ruhige Gefilde ein. Das Elektronische vom Rest von "Still..." verschwindet, dieses entspannte Feeling bleibt bestehen - ein Strandsong. "Radiae" verfolgt den Ansatz von Storytime - bis dann nach 3 Minuten die Gitarre eher an Heftigkeit gewinnt und dem Stück einen kurzen, recht harten Ausbruch gönnt.

"Where everything's perfect" hat etwas Jazziges - allein diese Keyboards. Hier kommt ein wenig Satzgesang zum Einsatz und das Ganze entwickelt sich in eine psychedelische Richtung - erstaunlicherweise bringen Jolly dann selbst hier eingängige Gesangsmelodien unter! Im weiteren Verlauf dürfen dann auch härtere Einschübe nicht fehlen - und zum Schlusspart gewinnt man schon so den Eindruck: so richtig "perfect" scheint es nicht zu sein - atmet zu diesem Moment ein wenig Bigelf-Flair, schön disharmonisch. In Gänze ein beeindruckendes Stück Musik, in sich mutig - und ja, doch sehr eigenständig.

Der eigentliche Rausschmeißer "Dorothy's Lament" ist dann recht düster: man verzichtet auf Elemente metallischer Prägung in Gänze, eine Ballade ist das aber bei Weitem nicht. Das wohl ungewöhnlichste Stück zum Schluss, und ich gebe zu: so recht warm geworden bin ich damit bislang tatsächlich nicht, obwohl es auch Momente gibt, wo es mir einfach gut gefällt....

GANZ zum Schluss: 7 Sekunden "Intermission" im Stil der "Guidance One" bzw. "Guidance Two" mit der Mitteilung: Teil 1 ist beendet - so weit, so gut.

"The Audio Guide to Happniss - Part 1" ist phantastisch. Eine Band, die über den Tellerrand schaut, mixt und verknüpft, wonach ihr gerade ist - und ein Ergebnis dabei erzielt, das mit Langzeitwirkung hörenswert ist. Im Jahr 2011 veröffentlicht hat "The Audio Guide..." nichts von seiner Faszination eingebüßt, klingt absolut frisch und unverbraucht - und eigenständig! Einen direkten Vergleich - von den letzten beiden Overhead-Werken abgesehen - finde ich da nicht wirklich. Da sei der "Ausfall" namens "Dorothy's Lament" verziehen....
 
Mal eine Frage in die kompetente Runde: Mittlerweile habe ich ja hier so Einiges an Reviews angesammelt - so der Grundgedanke einer "Inhaltsangabe" treibt mich seither um, im Idealfall natürlich auf der ersten Seite meines Threads gesetzt. Wie ich die Verlinkungen dann hinbekomme, das ist schon klar - aber: kann ich "vorne" (also noch vor dem Warrior-Soul-Review) noch einen neuen Post setzen....?
 
Ein Posting einfügen kannst du mWn nicht, aber du kannst ja das Eingangsposting editieren, Warrior Soul nach unten schieben und darüber die Inhaltsangabe machen.
 
Ein Posting einfügen kannst du mWn nicht, aber du kannst ja das Eingangsposting editieren, Warrior Soul nach unten schieben und darüber die Inhaltsangabe machen.

Der Perfektionist in mir hatte auf eine andere Lösung gehofft. Somit bestätigst Du mir denn, was ich "befürchtet habe" - aber dennoch lieben Dank. Werde mich da mal dran machen....
 
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Noch so ein Forumstipp, dieses Mal von @CimmerianKodex. Die Gebrüder Troy und Jason Tipton, wohl federführend bei dieser Band (diesem Projekt?), sind offenbar mit zahlreichen Formationen unterwegs, von denen Zero Hour wohl die Bekannteste sein dürfte. Benannte Band steht eher für progressiven (US-)Power-Metal, den man dann letztlich auch von "A dying Planet" erwarten dürfte - aber wie das so ist mit Erwartungshaltungen.....

"Facing the Incurable" beinhaltet in Summe 6 Songs und kommt auf eine Laufzeit von rund 52 Minuten - Respekt! Allein diese Tatsache verspricht eher Ungewöhnliches, da Longtracks aktuell nicht unbedingt in Mode sind. Man könnte jetzt fragen: überlange EP oder ein Album? Eine weitere Frage, eine weitere Erwartungshaltung. Neben dem "etatmäßigen" Sänger Troy Tipton kommen auf dem Opener, sowie auf "Posioning the Well" Gastvokalisten (?) zum Einsatz, was auch gesanglich für Abwechslung spricht und eher für ein Projekt als für eine "richtige" Band spricht.

Der Eröffnungstrack "Resist" weckt indes eher weniger Erinnerungen an den von Zero Hour bekannte Progmetal: das Ding knallt schon eingangs ganz nett los, hat aber eher einen alternativ-progressiven Einschlag. Bereits nach kurzer Zeit manifestiert sich eher ein Vergleich zu den brillanten Enchant: Gastsänger (?) Paul Villarrreal liegt stimmlich nahe an Ted Leonard, der Gesang ist überdies, ebenso wie bei Enchant, eher "unaufgeregt" und unaufdringlich, Gitarren- und Rhytmusfraktion arbeiten hier mit ganz ähnlichen Mitteln. Hätte man mir das Ding als neuen Enchant-Song präsentiert, es wäre mir wohl kaum aufgefallen, abgesehen davon, dass man in Sachen Drumming hier eine Ecke härter agiert und der Song mit 14 Minuten um Einiges ausladender ist als dies im Regelfall bei Enchant der Fall ist. Wenn man auf diese Art Progressive-Rock (Metal, wer mag), steht, dann hat man ein echtes Kleinod in den Gehörgängen.

Der Titeltrack bietet erneut eine immense Laufzeit: über 10 Minuten! Das Intro erinnert ein wenig an Pink Floyd, ehe es dann in ruhiger Manier wieder in Richtung Enchant läuft. Die in "Resist" benannten Parallelen sind nach wie vor offensichtlich, allerdings gönnt man hier dem Song einen echten Aufbau: das Gitarrenthema ist ruhig und unaufgeregt, etwa ab der Mitte kommen hier "Spoken Words" mit rein, der Gesang erhält weibliche Unterstützung. Wer sich jetzt sorgt: das passt ganz wunderbar und hat nichts mit "Trällerelsenmetal" gemein - würde auch absolut nicht in den musikalischen Kontext passen. Nach gut fünfeinhalb Minuten folgt die nächste Schippe: die Gitarren braten mehr, es fließen erstmalig "richtig" Metal-Elemente ein, der Progmetal bahnt sich seinen Weg. Sinnfreie Frickelei erwartet man indes vergebens: weder überfrachtet, noch in Überlänge setzt man nach dieser etwa 2-mintügen Passage wieder passgenau in der "Floyd"-Welt auf. Das Teil ist eine superber Longtrack, eine Kreuzung aus durchaus alternativ zu nennenden Motiven in Verbindung mit psychedelischen Elementen und einem besten platzierten Metal-Einschub. Die im Opener noch "übermächtig" wirkenden Reminiszenzen an Enchant relativieren sich, "Facing...."navigiert sich ein einen eigenen Kosmos.

"Human Obsolescene" verlangt schon Einiges vom Hörer: mitnichten aufgrund der Tatsache, dass es hier megakompliziert oder instrumental aufgeregt zur Sache geht - ganz im Gegenteil. Vielmehr hat man es mit einer "Ballade" zu tun, von der Stimmung her gemahnt das Ganze ein wenig an Crippled Black Phoenix: nahezu 8 Minuten lang, sehr getragen, äußerst melancholisch, dabei eher geradlinig, die "Feinheiten" finden sich nach mehrmaligem Durchhören. Anfangs hatte ich durchaus so meine Schwieirigkeiten mit dem Ding, es ist definitiv zum nebenbei Hören gedacht. Die Tiefe, die in Musik und Lyrics steckt erschließt sich tatsächlich am Besten, wenn man dem Ding eine Chance unter dem Kopfhörer gibt. Ganz phantastisch: dieser getragene Part zum Ende hin, so ab Minute 5. Allein die Tatsache, dass das Ding eben nicht explodiert macht einen ganz speziellen Reiz aus. Im Großen und Ganzen stilistisch sehr floydig, eine ganz hervorragende und variantenreiche Gitarrenarbeit.

Mit "Posioning the Well" geht es wieder eher in den Uptempobereich: wieder und wieder diese Vergleiche an härtere Enchant...Anders als bei "Resist", wo man für den Chorus eben "nur" jenes Wort in Verbindung mit vervielfachtem Gesang verwendet hat (und damit einen sehr ansprechenden Effekt erzielt hat) baut "Poisoning...." - im Übrigen das 2. Stück mit "Gastsänger", dieses Mal ein Herr Erik Rosvold - auf einen wunderschönen Gänsehautchorus mit unmittelbar integrierter Bridge - toll gemacht. Mehrfach nimmt man das Tempo ein wenig heraus, verleiht dem Song damit eine entsprechende Spannung - natürlich kann man so Etwas auch auf knapp 4 Minuten runterkürzen, allerdings wäre das im speziell hier eine immense Kastration - allerdings könnte man mit einer geshorteten Fassung möglicherweise wirklich im breiter angelegen Mainstream punkten, denn hier ist man schon recht nah an "Modern Prog"/"Modern Artrock".

"Missing" kann man (rein musikalisch) als Hommage an David Bowie interpretieren: der "Major Tom" ist bei mir da - instrumental betrachtet - allgegenwärtig, akustische Gitarren, teils spacige Elemente über die Keyboards, eine wunderbare Melodie, die Vocals nahezu perfekt integriert, ein Spannungsaufbau vom Feinsten - und ein Gitarrensolo, wie man es gefühlvoller kaum spielen kann. Wie auch schon bei allen anderen Song von "Facing...:" weigert man sich auch hier konsequent, eine Abkürzung zu nehmen: der Song wird zelebriert bis ins Letzte, man baut ein, was man einbauen kann, bis hin zu erneut weiblichen Backings, die überaus dezent den sehnsuchtsvoll-melancholischen Charakter des Stückes bestens unterstreichen. Auffällig: selbst in Sachen Gesang packt Sänger Troy Tipton je Chorus immer eine Nuance mehr Gefühl/Sehnsucht als im vorausgegangen Refrain in das Ding - endet in einer Höhenlage, die schon beinahe an André Matos (R.I.P.) gemahnt.

So -und nun das Finale - und ein letztes Wort zum Thema Erwartungshaltung: "Seperation Anxiety" ist ein instrumentaler Mindfuck, versehen mit den wohl metallischsten Elementen des Albums. Trotzdem passt es von der Grundstimmung in den Flow der Platte, da zwischen den "Ausbrüchen" eher "linear" musziert wird - und ich bekomme einfach diesen geilen Basslauf nicht aus dem Kopf! Warum machen das nicht mehr Bands heutzutage?

"Facing the Incurable" ist eine mutige Platte mit einer echten "Fuck you" Attitüde - und zwar insofern, als dass man einfach alle gängigen Konventionen in Sachen Spielzeiten außer Acht lässt. Rein vom Songwriting her ist man hier in Spähren unterwegs, in denen Bands wie Biffy Clyro mit ihren geshorteten Versionen teils ähnlich gearteter Songs überaus erfolgreich sind. Das liebevolle Austarieren aller Elemente innerhalb der Songs mit Spielzeiten von bis zu 14 Minuten unterstreicht den Anspruch, den man offenbar selbst an dieses Projekt hatte: einerseits passt das Album absolut ins Hier- und Jetzt, alternative Sounds treffen auf einer 70er Attitüde mit nur marginalem Metal-Einschlag, "progressiv" im Sinne von übermäßigen Kabinettstückchen ist "Facing..." zu keiner Zeit.

Am Ende erzeugt "Facing..." eine ganz eigene, emotionale Bandbreite, irgendwo zwischen melancholisch bis traurig, hin zu hoffnungsvoll, ja auch sehnsüchtig. Wer sich auf das Album einlässt wird mit einem phantastischen Stück zeitloser Rockmusik belohnt.

Härtere ENCHANT mit einem Schuss FLOYD - Jau, das passt sehr gut!
Auf jeden Fall macht das Teil eine Menge Laune und nutzt sich keinen Millimeter ab.
Laut der Facebook Seite arbeitet man schon intensiv an einem Nachfolger :-).
 
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Noch so ein Forumstipp, dieses Mal von @CimmerianKodex. Die Gebrüder Troy und Jason Tipton, wohl federführend bei dieser Band (diesem Projekt?), sind offenbar mit zahlreichen Formationen unterwegs, von denen Zero Hour wohl die Bekannteste sein dürfte. Benannte Band steht eher für progressiven (US-)Power-Metal, den man dann letztlich auch von "A dying Planet" erwarten dürfte - aber wie das so ist mit Erwartungshaltungen.....

"Facing the Incurable" beinhaltet in Summe 6 Songs und kommt auf eine Laufzeit von rund 52 Minuten - Respekt! Allein diese Tatsache verspricht eher Ungewöhnliches, da Longtracks aktuell nicht unbedingt in Mode sind. Man könnte jetzt fragen: überlange EP oder ein Album? Eine weitere Frage, eine weitere Erwartungshaltung. Neben dem "etatmäßigen" Sänger Troy Tipton kommen auf dem Opener, sowie auf "Posioning the Well" Gastvokalisten (?) zum Einsatz, was auch gesanglich für Abwechslung spricht und eher für ein Projekt als für eine "richtige" Band spricht.

Der Eröffnungstrack "Resist" weckt indes eher weniger Erinnerungen an den von Zero Hour bekannte Progmetal: das Ding knallt schon eingangs ganz nett los, hat aber eher einen alternativ-progressiven Einschlag. Bereits nach kurzer Zeit manifestiert sich eher ein Vergleich zu den brillanten Enchant: Gastsänger (?) Paul Villarrreal liegt stimmlich nahe an Ted Leonard, der Gesang ist überdies, ebenso wie bei Enchant, eher "unaufgeregt" und unaufdringlich, Gitarren- und Rhytmusfraktion arbeiten hier mit ganz ähnlichen Mitteln. Hätte man mir das Ding als neuen Enchant-Song präsentiert, es wäre mir wohl kaum aufgefallen, abgesehen davon, dass man in Sachen Drumming hier eine Ecke härter agiert und der Song mit 14 Minuten um Einiges ausladender ist als dies im Regelfall bei Enchant der Fall ist. Wenn man auf diese Art Progressive-Rock (Metal, wer mag), steht, dann hat man ein echtes Kleinod in den Gehörgängen.

Der Titeltrack bietet erneut eine immense Laufzeit: über 10 Minuten! Das Intro erinnert ein wenig an Pink Floyd, ehe es dann in ruhiger Manier wieder in Richtung Enchant läuft. Die in "Resist" benannten Parallelen sind nach wie vor offensichtlich, allerdings gönnt man hier dem Song einen echten Aufbau: das Gitarrenthema ist ruhig und unaufgeregt, etwa ab der Mitte kommen hier "Spoken Words" mit rein, der Gesang erhält weibliche Unterstützung. Wer sich jetzt sorgt: das passt ganz wunderbar und hat nichts mit "Trällerelsenmetal" gemein - würde auch absolut nicht in den musikalischen Kontext passen. Nach gut fünfeinhalb Minuten folgt die nächste Schippe: die Gitarren braten mehr, es fließen erstmalig "richtig" Metal-Elemente ein, der Progmetal bahnt sich seinen Weg. Sinnfreie Frickelei erwartet man indes vergebens: weder überfrachtet, noch in Überlänge setzt man nach dieser etwa 2-mintügen Passage wieder passgenau in der "Floyd"-Welt auf. Das Teil ist eine superber Longtrack, eine Kreuzung aus durchaus alternativ zu nennenden Motiven in Verbindung mit psychedelischen Elementen und einem besten platzierten Metal-Einschub. Die im Opener noch "übermächtig" wirkenden Reminiszenzen an Enchant relativieren sich, "Facing...."navigiert sich ein einen eigenen Kosmos.

"Human Obsolescene" verlangt schon Einiges vom Hörer: mitnichten aufgrund der Tatsache, dass es hier megakompliziert oder instrumental aufgeregt zur Sache geht - ganz im Gegenteil. Vielmehr hat man es mit einer "Ballade" zu tun, von der Stimmung her gemahnt das Ganze ein wenig an Crippled Black Phoenix: nahezu 8 Minuten lang, sehr getragen, äußerst melancholisch, dabei eher geradlinig, die "Feinheiten" finden sich nach mehrmaligem Durchhören. Anfangs hatte ich durchaus so meine Schwieirigkeiten mit dem Ding, es ist definitiv zum nebenbei Hören gedacht. Die Tiefe, die in Musik und Lyrics steckt erschließt sich tatsächlich am Besten, wenn man dem Ding eine Chance unter dem Kopfhörer gibt. Ganz phantastisch: dieser getragene Part zum Ende hin, so ab Minute 5. Allein die Tatsache, dass das Ding eben nicht explodiert macht einen ganz speziellen Reiz aus. Im Großen und Ganzen stilistisch sehr floydig, eine ganz hervorragende und variantenreiche Gitarrenarbeit.

Mit "Posioning the Well" geht es wieder eher in den Uptempobereich: wieder und wieder diese Vergleiche an härtere Enchant...Anders als bei "Resist", wo man für den Chorus eben "nur" jenes Wort in Verbindung mit vervielfachtem Gesang verwendet hat (und damit einen sehr ansprechenden Effekt erzielt hat) baut "Poisoning...." - im Übrigen das 2. Stück mit "Gastsänger", dieses Mal ein Herr Erik Rosvold - auf einen wunderschönen Gänsehautchorus mit unmittelbar integrierter Bridge - toll gemacht. Mehrfach nimmt man das Tempo ein wenig heraus, verleiht dem Song damit eine entsprechende Spannung - natürlich kann man so Etwas auch auf knapp 4 Minuten runterkürzen, allerdings wäre das im speziell hier eine immense Kastration - allerdings könnte man mit einer geshorteten Fassung möglicherweise wirklich im breiter angelegen Mainstream punkten, denn hier ist man schon recht nah an "Modern Prog"/"Modern Artrock".

"Missing" kann man (rein musikalisch) als Hommage an David Bowie interpretieren: der "Major Tom" ist bei mir da - instrumental betrachtet - allgegenwärtig, akustische Gitarren, teils spacige Elemente über die Keyboards, eine wunderbare Melodie, die Vocals nahezu perfekt integriert, ein Spannungsaufbau vom Feinsten - und ein Gitarrensolo, wie man es gefühlvoller kaum spielen kann. Wie auch schon bei allen anderen Song von "Facing...:" weigert man sich auch hier konsequent, eine Abkürzung zu nehmen: der Song wird zelebriert bis ins Letzte, man baut ein, was man einbauen kann, bis hin zu erneut weiblichen Backings, die überaus dezent den sehnsuchtsvoll-melancholischen Charakter des Stückes bestens unterstreichen. Auffällig: selbst in Sachen Gesang packt Sänger Troy Tipton je Chorus immer eine Nuance mehr Gefühl/Sehnsucht als im vorausgegangen Refrain in das Ding - endet in einer Höhenlage, die schon beinahe an André Matos (R.I.P.) gemahnt.

So -und nun das Finale - und ein letztes Wort zum Thema Erwartungshaltung: "Seperation Anxiety" ist ein instrumentaler Mindfuck, versehen mit den wohl metallischsten Elementen des Albums. Trotzdem passt es von der Grundstimmung in den Flow der Platte, da zwischen den "Ausbrüchen" eher "linear" musziert wird - und ich bekomme einfach diesen geilen Basslauf nicht aus dem Kopf! Warum machen das nicht mehr Bands heutzutage?

"Facing the Incurable" ist eine mutige Platte mit einer echten "Fuck you" Attitüde - und zwar insofern, als dass man einfach alle gängigen Konventionen in Sachen Spielzeiten außer Acht lässt. Rein vom Songwriting her ist man hier in Spähren unterwegs, in denen Bands wie Biffy Clyro mit ihren geshorteten Versionen teils ähnlich gearteter Songs überaus erfolgreich sind. Das liebevolle Austarieren aller Elemente innerhalb der Songs mit Spielzeiten von bis zu 14 Minuten unterstreicht den Anspruch, den man offenbar selbst an dieses Projekt hatte: einerseits passt das Album absolut ins Hier- und Jetzt, alternative Sounds treffen auf einer 70er Attitüde mit nur marginalem Metal-Einschlag, "progressiv" im Sinne von übermäßigen Kabinettstückchen ist "Facing..." zu keiner Zeit.

Am Ende erzeugt "Facing..." eine ganz eigene, emotionale Bandbreite, irgendwo zwischen melancholisch bis traurig, hin zu hoffnungsvoll, ja auch sehnsüchtig. Wer sich auf das Album einlässt wird mit einem phantastischen Stück zeitloser Rockmusik belohnt.

Ganz tolle Platte. Total unkonventionel, auch für das Prog Metal Genre.
Was ich mich allerdings wieder Frage, warum man das Album nicht unter dem CYNTHESIS Banner rausgebracht hat. Besetzung fast gleich, Mucke fast gleich. Brauch es hierzu wirklich noch eine neue Band?
Das Teil hätte für mich auch locker als Drittes CYNTHESIS Album durchgehen können.
Ach ja, das neue Album ist in der Mache und soll noch in diesem Jahr fertig werden.
 
Ganz tolle Platte. Total unkonventionel, auch für das Prog Metal Genre.
Was ich mich allerdings wieder Frage, warum man das Album nicht unter dem CYNTHESIS Banner rausgebracht hat. Besetzung fast gleich, Mucke fast gleich. Brauch es hierzu wirklich noch eine neue Band?
Das Teil hätte für mich auch locker als Drittes CYNTHESIS Album durchgehen können.
Ach ja, das neue Album ist in der Mache und soll noch in diesem Jahr fertig werden.

Du hast schon nicht unrecht, lieber @rapanzel.

Wobei A DYING PLANET in Nuancen schon härter als CYNTHESIS agieren.
 
Du hast schon nicht unrecht, lieber @rapanzel.

Wobei A DYING PLANET in Nuancen schon härter als CYNTHESIS agieren.
Findest Du? Sehe ich genau umgekehrt; grad die letzte CYNTHESIS hat für mich auf Dauer einen deutlich härteren Einschlag, während ADP mehr im Prog Rock verwachsen sind, mit gelegentlichen ausbrüchen.
Egal, sind Beide geil und sollte man kennen. ZH sowieso!
 
...und vor dem Zu-Bett-gehen wäre da noch:

Anhang anzeigen 180099

Gibt es ein 10-Punkte-Album von Megadeth? Simple Antwort für mich: JA! Es heißt "Rust in Peace" und ist keinen Deut schlechter als die oft viel zitierten Klassiker des Thrash-Metal, auf deren Aufzählung anhand von Beispielen ich an dieser Stelle einfach mal verzichte.

Meine erste Berührung mit Megadeth waren einzelne Tracks des "Countdown to Extinction"-Albums (wohl die, die ein Jeder kennt....), auch einzelne Tracks der Vorgängerwerke waren mir nicht unbekannt und durchaus auch in meiner Geschmackskerbe, "Rust in Peace" spielte aber dann als erstes komplettes Album der Thrasher eine Rolle für mich - und was für eine!

Das 4. Album von Dave Mustaine und Co. glänzt mit Spitzenbesetzung (u. a. Marty Friedmann an der Gitarre) und einem Songwriting zwischen vertrackt und eingängig - und natürlich HEAVY.

"Holy Wars..." - was für ein Einstieg! Instrumental eine Achterbahnfahrt, dennoch permanent nachvollziehbar, gesteigert vom anschließenden "Hangar 18", einem der Tracks, die in der "Bibel der 1000 besten Thrash-Metal-Songs" definitiv unter den Top 20 zu finden sein müssten. Und so geht es Schlag auf Schlag, ohne dass die Platte auch nur im Mindesten schwächeln würde. Mit "Five Magics" und "Tornado of Souls" drängen sich förmlich 2 weitere Songs auf, die aus der Masse der ohnehin hochkarätigen Songs auf dem Album herausstechen.

Auffällig ist, dass Megadeth auf einem hohen technischen Niveau spielen und somit einen Quantensprung zum eher "leichter gestrickten" Vorgängeralbum "So far, so good, so what..." vollziehen. Die Musiker lassen die Sau raus und ich hätte gerne zur Entstehung des Albums mal Mäuschen im Studio gespielt, als die Songs ausgearbeitet wurden.

Mein persönliches Lieblingsalbum der Band, nie wieder erreicht, auch, wenn durchaus noch Gutes folgen sollte. "Rust in Peace" aber ist ein Meilenstein, den nicht einmal der näselnde Gesang von Dave Mustaine in irgendeiner Form ruinieren kann - ganz im Gegenteil: kurioserweise passt genau dieser Gesang hier wie die berühmte Faust aufs Auge.
Auch wenn schon huntertmal gesagt, lasst die Finger vom Remaster und holt Euch entweder die Originalpressung oder eine der Japanpressungen bis 1994. Da ist nix verändert, neu aufgenommen oder sonst wie verunstaltet worden!
 
Auch wenn schon huntertmal gesagt, lasst die Finger vom Remaster und holt Euch entweder die Originalpressung oder eine der Japanpressungen bis 1994. Da ist nix verändert, neu aufgenommen oder sonst wie verunstaltet worden!

LP ist eine Originalpressung von 1990, die CD habe ich später nachgekauft auf einer Plattenbörse. Kurz: nix Remastertes. Da habe ich dann ja mal Glück gehabt.
 
Mal wieder was Neueres:

Queensr%C3%BFche_-_The_Verdict.png

Im QR-Thread hatte ich eingangs geschrieben, dass ich die teils dort vorgetragenen Lobgesänge auf den jüngsten Output der Band einfach (noch) nicht teilen konnte. Bis heute finde ich den steinigen Werdegang von Queensryche ein wenig schmerzhaft, die Zeiten nach den Klassikern (zu denen jedes Album bis hin zu "Promised Land" gezählt sei) haben es wirklich geschafft, mir die Band zu verleiden - wenn auch nur zwischenzeitlich.

Nach dem Split mit Geoff dann eben die Selbstbetitelte und Condition Hüman: ja, klang durchaus schon wieder um Längen besser und vor allem klang es nach Metal - und doch blieb da immer ein wenig die Sehnsucht nach den alten Zeiten und den Großtaten, zu denen Queensryche - wenn auch in mehrheitlich anderer Besetzung - fähig waren.

Möglicherweise haben mich die arg überschwänglichen Kommentare im Forum ebenso wie die doch überaus wohlwollenden Kommentare der Fachpresse Größeres vermuten lassen - somit blieb lange Zeit erstmal irgendwie eine Enttäuschung über "The Verdict". Mein Fazit fällt nun nach zahlreichen Hördurchgängen wie folgt aus:

"Blood of the Levant" als Opener zu verwenden ist eine gute Idee: so hart an ihrer US-metallischen Vergangenheit haben Queensryche sehr lange nicht agiert. Das Stück geht nach vorne, verfügt trotz kurzer Spielzeit über zahlreiche Wendungen - und bleibt im Ohr! Gekonnterweise umschifft man sämtliche Kitschklippen und liefert ein solides Stück US-Metal, das ich einfach so nicht erwartet hätte.

Mit "Man the Machine" bleibt man der bereits eingeschlagenen Linie treu, überdies klingt es ein wenig nach den Queensryche der "OM"-Phase, die Gitarrenharmonien sind wunderbar, fallen aber zunächst mal nicht so sehr auf. Hat man sich ein wenig öfter durch den Song gearbeitet, dann ist eben dieser ein echtes Kleinod und mit das Beste, was seit den "goldenen Zeiten" veröffentlicht wurde. Hinzu kommt ein wirklich "knalliger" Refrain, der auch tatsächlich den Höhepunkt des Songs darstellt. Hier muss man sich nicht vorm teils vielgelobten Nachwuchs verstecken, Queensryche können es noch!

Zu irgendeinem Album hat Todd mal angemerkt, es wären Alice-in-Chains-Einflüsse verarbeitet worden. Auch, wenn dies glaube ich für "Condition Hüman" aufgeführt wurde, so ist "Light Years" im Grunde ein Beleg dafür, dass man genau dies macht im QR-Camp: "Light Years" beginnt mit einem alternativen Touch, der sich auch tatsächlich durch das komplette Stück arbeitet, der Refrain und die Gitarrenarbeit sind aber derart typisch QR, dass man hier einen idealen Crossover hinbekommt - vielleicht das, was sich Herr Tate für "Hear in the Now Frontier" vorgestellt hatte, es aber nie umgesetzt bekam. Gleich wie: wie schon seine Vorgänger ist auf "The Verdict" ist auch "Light Years" ein Ohrenschmeichler ohne jegliche Kitschanleihen, die Gitarren sind ein Traum - ebenso wie Todds hoher Schrei zum Ende des Songs hin.

Auch "Inside out" trägt eingangs diesen leicht "grungigen" Ansatz in sich (nun, Queensryche kommen nun mal auch aus Seattle....), allerdings biegt man hier ebenso wie beim Vorgängertrack zum Chorus hin in eine eher metallische Ecke ab: das Tempo zieht an, der Chorus ist erneut unwiderstehlich, die Gitarren sind ebenso harmonisch wie flexibel an den Stellen, wo sie eben genau dies sein müssen - kurz: gelungen, auch, wenn mir "Light Years" im direkten Vergleich ein klein wenig besser gefällt.

"Propaganda Fashion" galoppiert amtlich nach vorn, so recht nach klassischem Metal mag es hier nicht klingen - aber trotzdem nach Queensryche. Klingt ein wenig paradox, anders kann ich das gerade aber nicht in Worte fassen. Das Ding ist durchaus gefällig - mehr aber auch nicht. Was bei "Blood of the Levant" und "Man the Machine" auf grandiose Weise gelang - also der Transport des klassischen QR-Spirits in die Neuzeit - wirkt auf "Propaganda Fashion" eher ein wenig wirr und orientierungslos, hier kann dann auch der Chorus nur bedingt die Mittelklasse umschiffen.

Das folgende "Dark Reverie" gemahnt klar an die Empire-Phase, allerdings ohne deren Klasse zu erreichen. Nach "Propaganda Fashion" ist auch hier eher Durchschnitt angesagt, obwohl die Grundvoraussetzungen für einen "typischen" Queensryche-Song durchaus da sind. Die Keyboards indes wirken hier seltsam deplatziert, natürlich noch weit weg von jeglichem Kirmesmetal-Niveau, aber doch....irritierend.

"Bent" - wow! Ich gebe zu, soviel Queensryche hätte ich Queensryche gar nicht mehr zugetraut. In rund 6 Minuten wälzt man sich durch einen phantastischen Metalsong, bei dem die technischen Finessen (ja, Progmetal) mehr als offensichtlich zu Tage treten. Der Gesang von Todd ist phantastisch, nahezu eine Hommage an den jungen Geoff Tate. Als ich das Album neu hatte habe ich nach dem Erstdurchlauf bestimmt 5 x "Bent" hintereinader gehört. Es hätten gern noch 2, 3 weitere Songs dieses Kalibers auf "The Verdict" stehen dürfen.

Mit "Inner Unrest" senkt man das Niveau wieder ein wenig: auch hier würde ich sagen, eher unspektakulär, aber auch nicht wirklich schlecht. Der Chorus ist erneut schön eingängig, der Spannungsaufbau innerhalb des Tracks funktioniert gut und auch die Gitarren weisen hier ganz klar auf "Queensryche - Das Original" hin. "Unspektaklär", um das eingangs verwendete Adjektiv noch einmal aufzugreifen, eher in sofern, als dass der knappe Vierminüter am Ende doch keinen bleibenden Eindruck hinterläßt, sich aber in die Liste der fein komponierten Songs mit unüberhörbarem Queensryche-Touch einreiht.

"Launder the Conscience" tönt sehr nach early Queensryche, man geht weit zurück in Richtung klassischem US-Metal - und das gelingt erneut! Ein feiner US-Metal-Song mit netten Wendungen, Screams (!) und dem für Queensryche einfach urtypischen Sound. Schon groß, schon fein. Im Grunde hätte das Ding auch als Opener der Platte eine gute Figur gemacht.

Das abschließende "Portrait" hätte tatsächlich sowohl auf "Empire" als auch auf "Promised Land" gepasst: ein wenig psychedlisch ausgestaltet treten hier die zweifelsfrei in Nuancen immer vertretenen Pink-Floyd-Einflüsse der Band auf. Dennoch: es zieht sich ein wenig wie Kaugummi - und das, obwohl diese Art des Songwritings normalerweise durchaus zu meinen favorisierten Baustellen zählt.

Kann ich also die Lobgesänge auf "The Verdict" teilen? Im Wesentlichen JA! Wäre "The Verdict" als Nachfolger von "Empire" erschienen, so hätte man wohl davon sprechen können, dass die Band ihr Niveau gehalten hat - wenn auch mit leichten Abstrichen. Überraschend sind die Ausflüge in die "echte "Frühphase, die beiden Opener als auch "Launder the Conscience" hätten durchaus ihre Daseinsberechtigung auf "The Warning" gehabt.

Ein Album voller Hits? Ja, auch irgendwie. Queensryche haben sehr viel Wert auf die Refrains und die Harmonien gelegt, selbst das mit feinen Widerhaken versehene "Bent" belegt dies eindrucksvoll. Ein wenig mehr Mut in diese Richtung hätte dem Album gut getan, andererseits ist es auf diese Art auch eine Möglichkeit, möglichst viele alte Fans abzuholen, was ja offenbar auch gelungen sein dürfte. Abgesehen von den seltsamen Keys in "Dark Reverie" (in dem Moment, wo die einsetzen stellen sich mir stets die Nackenhaare kurz auf) ist "The Verdict" (mittlerweile bei Amazon für € 5.99 erhältlich) mehr als gelungen und weit mehr, als man eigentlich erwarten konnte. Im direkten Vergleich zum Sweet-Oblivion-Projekt mit Geoff gewinnt das "Original" - auch, wenn hier nicht mehr allzuviel "Original" in Form der Besetzung zu finden ist. Dennoch klingt "The Verdict" so, wie Queensryche im Wesentlichen klingen sollten - und gesanglich merkt man Todd an, dass die Sache eine Herzensangelegenheit zu sein scheint.

Zum Drumming: wenn man genau hinhört, dann erkennt man durchaus, dass Mr. Rockenfield hier "ersetzt" wurde - was aber dem Album und den Songs in keinster Weise schadet. Auch hier hat Todd einen guten Job gemacht, wie ich finde. Kurz: das Original bleibt das Original und kann auch ganz hervorragend "Original". Wie sollte ein Queensryche-Album anno 2019 klingen, wenn nicht wie "The Verdict"?
 
Zuletzt bearbeitet:
Dein Review ist wie immer klasse.Kenne die Scheibe nicht,aber deine Kommentare sagen sehr viel aus.Toll,bin immer wieder schwer beeindruckt.Danke.:feierei:
 
Wann geht es denn hier endlich mal weiter, Herr @RageXX
*grummel*

Momentan leider wenig Zeit...finde ich selbst schade. Dieses Jahr hat im Übrigen eine Menge toller Platten gebracht...ich denke, das kommende Review könnte die aktuelle Scheibe von Lunar Shadow oder die Stone Leaders werden. Spät dran bin ich wohl auch mit der neuen Metal Church, die mich positivst überrascht hat...und aus "meiner" Klassikerecke ist aktuell Ark ziemlich angesagt...
 
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