Aufgelegt!

Kannst du versuchen, ein oder maximal zwei Alben von SAGA zum Einstieg zu empfehlen?
In deinem Listenwahn gibt es vier 10er und fünf 9er.
Vielleicht eins, was am repräsentativsten ist; muss ja nicht zwingend ein 10er sein.
Danke vorab.
 
Kannst du versuchen, ein oder maximal zwei Alben von SAGA zum Einstieg zu empfehlen?
In deinem Listenwahn gibt es vier 10er und fünf 9er.
Vielleicht eins, was am repräsentativsten ist; muss ja nicht zwingend ein 10er sein.
Danke vorab.

Wie schon so oft erwähnt: ich habe leider komische Ohren ;-). Als Fan der progressiven Phase sind die Alben 1 - 3 natürlich meine Oberfaves, speziell das Debut, aber auch "Silent Knight" schon eher 11er statt 10 in einer Punktevergabe.

Wenn ich mal versuche, mein Fanboydasein ein wenig zu relativieren, dann käme ich auf folgende 3 Scheibletten:
  • Silent Knight - bildet einen ersten, intensiven Brückenschlag von eher klassisch-progressiv in Richtung Hardrock.
  • World's apart - Wie schon angesprochen das "Hit"-Album.
  • The Security of Illusion - Das "Gitarrenalbum"
Als erster Kontakt ist wohl "World's apart" am geeignetesten, was im Übrigen auch immer ein toller Einstieg ist, ist das Livealbum "In Transit" (ich glaube, selbst wenn man es physisch haben möchte kann man das beim Großen Fluß zum immens kleinen Preis bekommen) ist außerdem sehr empfehlenswert, eine Art "Early Greatest Hits".

Wenn mann dann ein wenig wühlt und Gefallen an der Vielfalt der Musik finden mag, dann kommen durchaus "Generation 13" (das wohl ambitionierteste, aber auch schwer verdauliche Konzeptalbum), als auch die Spätwerke "Trust", "20/20" (beide waren noch mal echte Höhenflüge) oder auch "Full Circle" und "House of Cards" (neben "Security..." wohl das gitarrenlastigste Werk) infrage.

Spaß gemacht hat es im Übrigen, die "SAGA-Findungsphase" von @Erdbär im bandeigenen Faden zu verfolgen....vielleicht ist das auch ein guter Ansatzpunkt für Entdecker.
 
Klugzuscheißen wäre an dieser Stelle, dass das von Dir geschätzte "Don't be late" auf Album Nummer 3 zu finden ist
Ah, sieh mal einer an, wieder was gelernt;)

Das mit dem verlinken war nur als Anregung gedacht da dein Thread ja mittlerweile durchaus umfangreich geworden ist, ich selbst habe keine Ahnung wie Aufwendig sowas ist, von daher: mach wie du denkst :)
 
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Also ich würde World's Apart aufgrund der fiesen Electro Drums nicht zwingend als erstes empfehlen. Dann doch lieber gleich von vorne anfangen.
 
Unlängst ging es im "Musikalische Erkenntnis...."-Faden um das Kiss-Album "Music from the Elder". Hintergrund zusammengefasst: der geschätzte @Iron Ulf sprach von einem überaus vielseitigen Album, nachdem @Cypher ebenfalls ein großes Lob vorab für "Music..." verteilt hatte.

Nun ließ ich mich im gleichen Thread zu einem Vergleich zu einem Album hinreißen, welches ich als perfekte Symbiose aus verschiedenen Stilistiken ansehe: Queen's "A Night at the Opera", was wiederum den Herrn @Siebi auf den Plan rief, der nunmehr anmerkte, man könne Bands und Alben nicht vergleichen.

Ab davon, dass man dies auf verschiedene Arten und Weisen durchaus kann (der Sinn sei tatsächlich in Frage gestellt, aber hey, das ist hier ein NERD-Forum, oder etwa nicht?) habe ich mich dazu verleiten lassen, beide Alben zu vergleichen, natürlich rein aus meiner subjektiven Wahrnehmung heraus. Der Kernpunkt des Vergleichs ist durch @Iron Ulf 's Post klar umrissen, ich zitiere diesen daher hier einmal:

"Endlich sagt's mal jemand! Diese Mischung aus überkandidelter Sci-Fi-Rock-Oper, Porno-Soundtrack, mitunter regelrecht epischem Riffing und einer überraschenden intimen Zerbrechlichkeit in der Melodik, all dies bei maximaler Dichte in den orchestralen Arrangements, steht für mich bis heute meilenweit allein auf weiter Flur und stellt für mich ein epochales Werk des ambitionierten, oder sagen wir mal lieber, des überambitionierten Hardrocks dar. Schlimm verkanntes Album...!"

Oder: wie epochal ist epochal? Demzufolge:

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Ich möchte meine generelle Meinung über KISS (sowohl musikalisch-geschmacklich, als auch in Sachen Drumherum) mal zunächst außen vor lassen. Letztlich geht des darum, ein ALBUM unvoreingenommen zu beurteilen. Unter diesem Aspekt habe ich "Music from the Elder" zahlreiche Durchläufe gegönnt.

Eröffnet wird "Music from the Elder" mit einer einminütigen "Fanfare". Bei "Fanfare" denke ich im Rockbereich immer automatisch irgendwie an ELP und auch bei diesem Intro bestätigt sich meine Denke: eine Klarinette, ein Übergang in eine orchestrale Eröffnung. Definitiv nicht das, was man von einer Rockband wie KISS erwarten würde. Nett gemacht, auch mit einem klassisch melodramatischen Aufbau, wie es gut zu einem Intro für ein Konzeptalbum passt. Weckt durchaus eine Erwartungshaltung.

Wer nun im Anschluss einen Hardrockkracher à la KISS erwartet hatte, der wird durchaus enttäuscht: "Just a Boy" wirkt nach dem rein instrumentalen Intro vielmehr wie ein weiteres, nunmehr kurz einleitend vertextetes Zusatzintro. In sich eine rund zweieinhalbminütige Ballade, die für meine Ohren Elemente von nochmals ELP und The Who verbindet, ein wenig "Tommy" dürfte hier durchaus Pate gestanden haben. Auffällig ist die wunderschöne Gitarrenarbeit, die dem Stück trotz der für mich offensichtlichen Anlehnungen einen ganz eigenen Zauber verleiht. KISS wirken hier regelrecht zahm, was ihnen erstaunlich gut zu Gesicht steht. Anfangs wirkte das Ganze eher belanglos auf mich und ich war geneigt, es als "nur ganz nett" abzutun, nach einigen Durchläufen aber erschließt sich ein schönes Stück balladesker Musik, der das Zeug zum Ohrwurm hat. Positiv sei überdies anzumerken, dass ein Bombastfaktor durchaus vorhanden, aber nicht überzogen oder gar zu kitschig ausufert.

"Odyssey" setzt die orchestrale Grundausrichtung des Albums fort: Streicher, Bläser, ein wenig Waidmannsfeeling, ein theatralisches Stück Musik, das man erneut nicht in die Sparte "Hardrock" oder gar "Rock" einsortieren mag. Durchaus akkurat gemacht, durchaus denkbar, dass sich ein Herr de Feis hier später die ein oder andere Anleihe für seine späteren, weitaus härter ausstaffierten Hardrocksongs ähnlicher Bauart abgeschaut hat. Erneut sehr symphonisch, tatsächlich auch gesanglich sehr ansprechend und ein wunderschönes Solo. Mit KISS hat das meiner Ansicht nach eigentlich nicht viel zu tun - aber es ist schön gefällig und erneut nicht übermäßig aus dem Ruder gelaufen - dieses Gitarrensolo....

Ein wenig wirkt das Ganze bislang sogar ein bißchen wie ein Jim-Steinmann-Album ohne Meat Loaf - und, ja, eher zahnloser, was allerdings nicht negativ zu sehen ist, nur Härte ist einfach Fehlanzeige. Irrigerweise kann ich da auch bestimmte Parallelen zu Styx (!) erkennen, gerade, was diese Mischung aus orchestralen wie latent folkigen Elementen betrifft, die bisweilen eingesetzt werden. Um so erstaunlicher, dass Mr. Simmons in einem RH-Crossfire beim Anhören eines DT-Tracks mal sinngemäß sagte: "Klingt wie Styx und Saga, viel zu weich".

"Only you" eröffnet mit einem - Trommelwirbel - Gitarrenriff! Dieses Riff erinnert von der Schlichtheit ein wenig an "Now I'm here", wie auch der weitere Songaufbau. Wo der von mir zum Vergleich herangezogene Song indes Fahrt aufnimmt bleibt "Only you" im sehr gemäßigten Bereich und ist damit weitesgehend unspektakulär, daran ändert auch der Rush-Gedächtnis-Bass so ab 2:15 nicht viel. Hatte man sich an die Wohlfühlatmosphäre der bisherigen Songs gewöhnt, so klingt "Only you" eher zusammengesetzt und - ja, einfach unspektakulär. Der Versuch, dem Ganzen nach hinten raus noch mal einen Tritt in den Arsch zu verpassen ist ganz nett, rettet aber nicht vor der Einförmigkeit des Gesamten.

Offenbar dürften auch Simon & Garfunkel eine Rolle bei der Entstehung von "Music from the Elder" gespielt haben, denn "Under the Rose" hat einen unverkennbaren "Scarborough Fair"-Touch. Das hier zusätzlich eingesetzte Keyboard wirkt dabei eher befremdlich und raubt ein wenig die ansonsten eher latent folkige Atmospähre, die man andernfalls erzielt hätte. Es folgt dann ein recht opulenter, mehrstimmiger Gesangspart, der in eine Passage mündet, die mich erneut an ruhige Songs von Rush aus den 70ern denken lässt ("The Trees", "Closer to the Heart"). Diese Passagen wechseln sich zum Schluss hin noch mehrfach ab, das Gitarrensolo ist erneut sehr stimmig und passt gut in den Gesamtkontext. Müsste ich bis hierher ein Albumhighlight benennen, so wäre es tatsächlich dieses Stück - womöglich, weil es in Summe tatsächlich auch von den Herren Lee/Lifeson oder Peart stammen könnte, vom Chorus abgesehen, der sich aber überraschenderweise gut einfügt.

"Dark Light" erinnert mich an eine etwas härtere Version von Aerosmith - seltsamerweise kann ich mir hier einen Steven Tyler bestens am Gesang vorstellen, denn selbiger schwächelt hier tatsächlich ein wenig in den Verses. Im Refrain haut es die mehrstimmige Variante dann allerdings raus. Die Gitarren bekommen mehr Raum, doch ähnlich wie auch schon "Only you" bleibt am Ende einfach nur ein nettes Hardrockstück, das durchaus austauschbar ist. Waren die Soli bisher die Sahnestücke auf dem "Music from the Elder"-Kuchen, so ist man hier bemüht, ein Rockstarsolo mit zu viel Gegniedel einzubauen. Hätte man daraus mehr machen können? Eher nicht, das Ding ist - überflüssig....

Eine Welt ohne Helden - schöner Titel. Hier wird es gar ein wenig psychedelisch zu Beginn. Mit dem Gesang von Grace Jones wäre das Ding ein Hammer, ohne Frage. So plätschert das Stück leider weitesgehend vor sich hin. Nicht zuletzt aufgrund der erneut orchestralen Untermalung (viel mehr ist es hier nicht) kommen einem hier Soundtracks der 70er in den Sinn - dafür ist erneut ein Bilderbuchsolo enthalten, was am Ende eine doch eher mittelmäßige Ballade vor der Belanglosigkeit rettet.

"The Oath" ist eines meiner Lieblingslieder von Manowar - der Power von de Maio & Co können KISS mit ihrem Schwur nicht viel entgegensetzen - und doch gefällt hier eine schöne, unterschwellige Härte, unterlegt mit einem Rhytmus, den einer meiner Kumpels immmer gerne als "Galopper" bezeichnet. Das ist es auch, was das Teil durchaus ansprechend macht, dazu passt im Übrigen dann auch ein Rockstarsolo, zumal es nicht bis zum Erbrechen ausgedehnt, sondern geschickt platziert wird. Neben "Under the Rose" mein zweites Highlight - und ich bin mir sicher, Manowar und zig andere Metal-Heroen werden das Ding gut gehört haben, greift es doch ein sehr urtypisches Motiv des Heavy Metal in Form des erwähnten "Galoppers" auf. Ein wenig fiese Attitüde rundet das Ding ab.

Ein Herr namens "Mr. Blackwell" ist schräg - fast ein wenig funky, wenn man möchte. Nicht in dem Sinne, wie es später Faith no More waren, eher so ein wenig in Richtung Motown-Sound im Hardrockgewand. In Summe wirkt es ein wenig ungelenk, hat aber, wie man so schön sagt, seine Momente - wobei dieser Mittelpart, der wiederum ein klein wenig an den "Whola-lotta-Love"-Mittelteil ohne Stöhnen gemahnt durchaus überflüssig ist. Ansonsten: ich freue mich immer, wenn man einen Bass auch mal in den Vordergrund stellt und auch so ist das ein durchaus schönes Experiment, auch, wenn es im Ergebnis nicht ganz so stimmig ist, wie es sein könnte.

"Escape from the Island" - aber bitte ohne Text. Ein schönes Instrumentalgewichse, noch einmal kommen mir hier unweigerlich Rush in den Sinn. Kann ich mir sehr gut geben, hätte ich von KISS in dieser Form niemals erwartet.

Mit "I" klingen KISS plötzlich tatsächlich wieder nach KISS, kurz: eher uninspiriertes Klauen bei Vorlagen von Suzie Quatro bis The Sweet. Ein stampfender Hardrocker ohne nennenswerte High- oder Lowlights, genau die Sorte Song, die ich gerade von KISS unglaublich öde und langweilig finde. So auch hier. Klingt ein wenig wie der Versuch, die eigene Fanbase zumindest am Ende noch mit einem bandtypischen Song zu versöhnen - eiiiiiigentlich schade ;-).

Mein Fazit (und ich erlaube mir, hier ein wenig im wunderbaren Zitat von @Iron Ulf zu wildern): eine "überkandidelte Sci-Fi-Rock-Oper "sehe ich eher weniger. "Überkandidelt" würde in meiner Auslegung bedeuten, man wäre zu schwülstig oder zu kitschig - das trifft in meinen Ohren aus musikalischer Sicht nicht zu. Für eine zeitweise orchestral ausgerichtete Platte ist "Music from the Elder" wohltuend reduziert sogar, speziell dann, wenn man im Vergleich dazu aktuelle Veröffentlichung ähnlicher Bauweise heranziehen würde. Den Bombastfaktor von "War of the Worlds" oder auch "Bat out of Hell" erreicht man nicht - ebenso wie die Qualität der genannten Alben. Textlich ist es natürlich eine Sci-Fi-Rock-Oper.

"Porno-Soundtrack" - äh, nein. "Überraschende innere Zerbrechlichkeit" - JA. Ich muss zugeben, speziell die erste Hälfte des Albums, aber auch das wunderschöne "Under the Rose" punkten hier. Eine maximale Dichte der orchestralen Arrangements ist sicher noch mal eine andere Sache, "maximal" würde ich nicht sagen - eher: tatsächlich songdienlich. Das epische Riffing suche ich leider vergeblich, dafür ist das Album schlicht zu ruhig, mich erwischen eher die Soli, die wirklich fast durch die Bank wunderschön geraten sind. "Ambitioniert oder überambitioniert": Ersteres ja, Letzeres nein. "Überambitioniert" ist "The Source" von Ayreon, um mal subjektiv ein Beispiel heranzuziehen - höher, weiter, schneller. Diesen Versuch gehen KISS gar nicht, ich sehe es eher als das, was viele Bands in ihrer Laufbahn mal ausgestestet haben: einen anderen Weg und ich finde, der steht der Band tatsächlich über weite Strecken des Albums gut zu Gesicht. Wäre das Ding nicht unter dem KISS-Banner erschienen und vielleicht einfach ein paar Jahre eher, es hätte sicher seine Abnehmer gefunden und keine Häme, die wohl weitesgehend von der Presse bis hin zur eigenen Anhängerschaft über "Music from the Elder" ausgeschüttet wurde.

Epochal? NEIN. Ein gelungenes Album: doch, über weite Strecken, worüber ich selbst überrascht war. Die letzte Lauschung vor dem intensiven Auseinandersetzen für dieses "Review" liegt mindestens 25 Jahre zurück und erfolgte sicher auch unter anderen Gesichtspunkten, demzufolge kann ich hier nun eine frische Herangehensweise heranziehen. Wenn ich es jetzt mutmaßen dürfte: das Ding sollte sich in der planerischen Vorstellung der Band schon ein wenig in der Tradition der seinerzeit klassischen Konzeptalben wie eben "Tommy" bewegen, die instrumentalen Fähigkeiten der Mitglieder in diesem Zusammenhang stärker betonen und überdies orchestrale Elemente nutzen, wie es eben ein Steinmann sehr effektiv machte. Herausgekommen ist ein sehr gefälliges und für die Band ungewöhnliches Werk, das sogar mir als eher Kiss-Ablehnendem entgegen kommt. Ist mehr als ich erwartet hatte - sogar um Einiges mehr. Die Vorbilder indes erreicht es nicht, denn es ist schlicht nicht das Metier einer effektheischenden Hardrockband - und doch beweist "Music from the Elder", dass Simmons & Co. durchaus in der Lage sind, emotionale Songs zu schreiben, die man sicher so nicht von ihnen auf der Rechnung gehabt hätte.
 
@RageXX , vielen herzlichen Dank. Sehr fein geschwungen deine tastenlüsterne Feder. Fazit. Ace Frehley ("Dark Light" , "Escape Fron The Island"), der all seine Songs nur mit Eric Carr im Ace In The Hole-Studio seines Hauses in Connecticut einspielte, ist scheinbar weniger deins. Der Rest mit Bob Kulick- und Stanley-Soli eher das Metier der treffenden Geschmacksknospen im RageXX-Format. Freut mich, dass sich ein "Kiss-ist-Piss"-Meinungshalter so ausführlich mit einem Album, das oft als "Stinker" bezeichnet wird, in dieser Art und Weise mit einer verlachten Band beschäftigt. Ein Musikfreund schreibt sein Empfinden und seine Verortung der Musik. Saustark! Das sind die Sachen, die ich so gerne lese. Chapeau!
 
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Die "Konkurrenz":

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"A Night at the Opera" ist ein Naturschauspiel - und das liegt nicht nur am allseits bekannten "Bohemian Rhapsody" - doch dazu später mehr, zumal es hier ohnehin ein wenig ist wie mit den berühmten Eulen die man nach Athen trägt....

In die Vollen: "Death on two Legs" erinnert mit diesem wunderbar schrägen, rein auf der Gitarre von May (no Keyboards bei Queen bis zu "The Game"!) intonierten Effekten im Intro unimttelbar an "Die Vögel" von Hitchcock. Das ging mir schon beim ersten Hören vor gefühlt 100 Jahren so - und das ist bis heute so geblieben. Und dann? Cut! Piano! Hä? Und dann? Ein schlicht geniales Solo, ab jeglicher Konventionen (zur damaligen Zeit), nicht geradlinig und gefühlvoll wie ein Gilmour, nicht bluesig-verspielt wie bei Page - einfach nur ein wenig Gitarre, schräg und ohne zu nerven und doch virtuos auf seine Art. Manche behaupten, der einzige Hardrocksong auf "A Night..." sei "Sweet Lady" - völliger Quatsch, "Death on two Legs" ist einer der vielseitigsten Hardrocksongs, der überhaupt je geschrieben wurde, trotz des markanten Piano-Themas und der Queen-typischen Chöre.

Dann ab in die 20er: Mit "Lazing on a Sunday Afternoon" überrascht man allerdings nur die Hörer, die "Sheer Heart Attack" nicht kennen, gab es doch dort mit "Bring back that Leroy Brown" schon ähnliche Ansätze. Mercury frönt seiner Vorliebe für eher schräge Sounds - und belässt es auch bei einer Minute damit. Lockert schön auf und bringt gleichermaßen ein klein wenig Humor mit ein.

Ach ja, Hardrock-Songs: die rauhe, an Rod Stewart erinnernde Stimme von Roger Taylor veredelt "I'm in Love with my Car". Wäre auch eigentlich "nur" ein Hardrock-Song, doch erneut verstehen es die "anderen Fab Four" hier mit Piano und der permanent präsenten Gitarre von May, sowie den bekannten Queen-Chören, dem Ganzen eine völlig eigene Dimension zu verleihen.

"You're my best Friend" rückt das wohl unterbewerteteste Mitglied der Band in den Focus: John Deacon, der dieses ebenfalls kurze Stück Popmusik mit dem ebenso einfachen wie schönen Text seiner Frau gewidmet hat. Auffällig schon hier, dass es May problemlos gelingt, den Sound einer Rockgitarre fast schon unauffällig, aber absolut effektiv in einem Popsong unterzubringen. Auf den ersten Blick ist "You're my best Friend" pures Easy-Listening, die Feinheiten (in den 80ern dann aufgepeppt für Hits wie "Radio GaGa" oder eben "A Kind of Magic") finden sich aber bei intensiverem Hören und fallen dann um so mehr ins Gewicht.

Ups - ein Folksong! Brian May rückt hier von seinen sonst eher hardrockigen Wurzeln ab und schreibt mal eben einen wirklich perfekten Lagerfeuersong. Live ohnehin eine Bank dürfte "39" zu den Queen-Hits zählen, die "offiziell" nie einer waren. Schon wieder kein Hardrock, so ein Driss - aber: ein echter Hit und stilistisch sind wir hier nun nach 2 x (Hard-)Rock, 1 x Pop und 1 x "20er-Jahre-Retro") schon wieder auf völlig anderem Terrain - und das überaus gelungen und mit einer völlig eigenen Note, die die Band dem Ganzen aufdrückt - es klingt unverkennbar nach Queen, gleich, was es ist.

"Sweet Lady" ist ein Hardrocksong, ohne Wenn- und Aber. Sicher eher im gemäßigten Bereich, bis hin zum furiosen Finale. Die Vielseitigkeit von Mays Gitarrenspiel ist das wohl Auffälligste an diesem Stück, überhaupt sind Queen ohne Freddie natürlich eigentlich nicht existent - ohne Brians "Red Special" aber ebenso wenig. Man kann über den Stellenwert des Songs selbst streiten, aber "Tie your Mother down" gab es ja dann auf dem Folgealbum - und eine Vielzahl an mächtigen Hardrocksongs auf den Vorgängeralben. Im Kontext des Albums ist die süße Lady hier gut aufgehoben und macht einen weiteren Farbtupfer.

Auch, wenn der "Good-old-fashioned-Loverboy" am Ende eher der Signature-Song für, ich möchte mal sagen, "Ragtime"-Sound, von Queen wurde, so ist "Seaside Rendezvous" ein unmittelbarer Vorläufer und die Weiterentwicklung dessen, was sich schon auf "Sheer Heart Attack" andeutete: Ausflüge in andere musikalische Welten. Erwähnenswert: alle "Effekte" in diesem Song, die beispielsweise ein Saxofon imitieren, entstammen den Stimmbändern von May und Mercury.

So - und jetzt: "The Prophet's Song". Der "Stargazer" von Queen, ein Epos, ein Hammer von einem Song, ein Stampfer, nicht in Worte zu fassen. Rund 8 Minuten Wahnsinn, nicht in Worte zu fassen. KEINE Band heutzutage kann so einen Song schreiben, nicht mal abklatschen kann sie ihn. Der A-Capella-Part in der Mitte gehört primär unter dem Kopfhörer genossen, ehe dieses gottverdammte Riff am Ende dessen den Prophetensong in ein wahres Hardrockmonster verwandelt, einen Mix aus Bluesrock und Elementen, die gar an Sabbath'sche Schwere erinnern.

Weiter im Text mit "Love of my Life": an der Harfe: Brian May! Live natürlich nicht, da muss dann die Akustische her. Neben "39" der zweite Hit, der irgendwie offiziell nie einer war, wer allerdings nicht spätestens bei der Live-Version dieser wunderschönen und gefühlvollen Ballade ein klein wenig Pipi in den Augen hat, der ist wohl musikalemotionalfrigide.

Dixieland-Sound! Und noch dazu mit Ukulele! "Good Company" ist ein Ohrwurm par Excellence, natürlich meilenweit entfernt vom Thema Rock oder Hardrock - und doch fügt sich auch dieser Brian-May-Song perfekt in "A Night at the Opera" ein.

Die Böhmische Rhapsodie bedarf, so glaube ich, schlicht keiner weiteren Erläuterung geschweige denn Wertung. In meiner persönlichen Welt ist zwar auf diesem Album der Untergangsprophetensong das Oberhighlight - und doch dürfte niemand bestreiten, welchen Stellenwert "Bho-Rhap" hat. Ich spare es mir, weiter darauf einzugehen, Fakt ist: bis HEUTE hat sich dieser Song nicht totgenudelt, er weiß zu faszinieren und zeigt auf, was man kompositorisch basteln kann, wenn man einfach mal alle Konventionen außer Acht lässt - und schlicht ineinander fließen lässt, was auf den ersten Blick nicht zusammen gehört. Was im Übrigen für das komplette Album gilt.

"God save the Queen" - schöner und erhabener als auf Mays Gitarre kann die Hymne Britanniens kaum ertönen. Einfach ein Abschluss, vielleicht gar als Hommage der Band an sich selbst für dieses epochale Meisterwerk namens "A Night at the Opera".

Luft holen: ein Review über Alben mit diesem musikhistorischen Stellenwert zu schreiben kann eigentlich grundsätzlich nur in die Buchse gehen. De facto: Queen haben auf "A Night at the Opera" einen Stilmix erschaffen, der bis dato absolut einzigartig war und es im in dieser gelungenen und homogenen Gesamtform bis heute ist - und jeden Song in jeder Stilistik mit einem Ohrwurmcharakter versehen. Mehr geht nicht. Mehr kann nicht gehen. Nicht mit Frickelorgien, nicht mit übermäßigem Bombast (den Queen in seiner gemäßigten Form - das sei nochmals betont - ohne jegliche Keyboards- oder Synthies erschaffen haben) - nicht mit Maskerade oder Blutspucken.

"A Night at the Opera" ist ein Statement für die Ewigkeit, ein Feuerwerk an Kreativität, ein Brechen mit Konventionen, ein Betonen einer völlig eigenständigen Interpretation von Musik, ein bis heute unumstößliches Denkmal dafür, wie sich mit Mut ein völlig eigenständiger Bandsound entwickelt, den man schlicht sofort zuordnen kann, gleich, welche musikalische Richtung hier gerade gespielt wird. War David Bowie das Rock-Chamäleon, so waren Queen (für mich waren Queen - sorry an Brian und Roger...) gleich eine Rotte von Vieren davon.
 
Ein "Klassiker?"

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Korn? Limp Bizzkit? "Glory to the Brave" war der Beginn vom Ende ihrer Regentschaft!

Inspiriert durch den 90er-Battle und meine auch in der Vergangenheit getroffenen Äußerungen zum fallenden Hammer habe ich mir denn mal gedacht: leg doch mal "Glory to the Brave" mal wieder auf. Ist eine ganze Weile her - und beim letzten Mal hat's Dich nicht mehr so recht packen wollen. Und generell packen mich Hammerfall heute eh nicht mehr - also, was war oder mehr gesagt ist (noch) dran an diesem Album, das den Nu- und Alternative-Metal "tötete"?

Los geht's mit "The Dragon lies bleeding". Wow! Schnörkellos und auf die 12, ganz ohne Keyboards, einfach straighter Metal. Der Gesang wirkt ein klein wenig schwachbrüstig, aber nicht jeden Tag fällt ein Bruce Dickinson aus den Wolken - abgesehen davon passt das eher reduziert-klare Organ von Joacim Cans recht gut zur Musik. Mal ab vom Gesang: hätte so nicht besser die letzte Manowar klingen sollen? Doch, irgendwie schon. Gerade, wenn ich meine "so richtig Bock auf trve Metal-Phase" habe, dann ist das genau die Art von Song, die ich mag - bis heute so geblieben.

"The Metal Age" - ok, Klischee in Sachen Titel die 2. Kaum zu leugnender Accept-Einschlag - doch leider fehlt die Reibeisenstimme von "uns UDO". Auf die Dauer ist dieser Mix aus eher durchgängigem Geriffe und dem hier einfach zu zahm wirkenden Gesang, trotz bisweilen ein wenig in die Höhe geschrauber Vocals, einfach zu eintönig. Dazu diese seltsame, eher ruhige, irgendwie "heimelige" Bridge vor dem Solo - ne. Schon noch nett, mehr aber irgendwie auch nicht, zumal es nach dem Solo auch eher bemüht wirkt, dem Song noch irgendwie eine spannende Wendung zu geben, ehe man wieder in Richtung Refrain abbiegt.

Dann fällt der Hammer (naja, sollte er in verschiedenen, wortgedrehten Formen auf den kommenden Alben noch öfter): die "erste" Bandhymne hat eigentlich alles, was epischer Metal ohne zu viel Epik braucht - und doch haben wir hier den 3. Song mit Double-Base in Folge, es galoppiert so durch die Gegend, nicht gerade ein Knaller, auch das Gitarrengefiedel ist eben sehr metallisch, allerdings nicht sehr metallisch-einfallsreich (Richard Schwarzmehr würde dazu sicher was Passendes einfallen), dazu dieser Mönchschor....nochmal durchaus nett und doch bei Weitem nicht auf dem Niveau einer Blind Guardian, die rund 2 Jahre zuvor diesbezüglich Maßstäbe gesetzt hatte.

Mit "I believe" kommt dann Ballade 1. Ok, eine Rock- oder Metal-Ballade klingt im günstigsten Fall wie "Holiday" von den Scorpions und im geilsten Fall wie "Innocent" von Threshold. Beides erfüllt "I believe" nicht. Die Keys wirken befremdlich und klauen eigentlich metallischen Charakter. Heute gehört bleibt nicht mal "nett" übrig, sonder nur ein Achselzucken....

Covern ist immer so eine Sache....Warlord covern eine sehr brisante Sache, schon allein von wegen des Drumming des Thunderchilds. Aber man darf Hammerfall attestieren, dass sie das Kind der Verdammnis wirklich gut und mit Herzblut rausgerotzt haben, eine echte Frischzellenkur. Das Cover unterstreicht aber auch die Defizite im eigenen Songwriting, die ab dem 2. Song schlicht unübersehbar sind.

"Steel meets Steel" - ach so, gähn....klingt auch schon wieder irgendwie wie ein Mix aus "The Metal Age" und "Hammerfall". Trve as Fuck, aber irgendwie auch öde as Fuck, so langsam fällt auf, das Cans durchaus singen kann, aber die Klangfarbe seiner Stimme auf Albumlänge einfach nicht so recht in den Metal passen mag. Mal überlegen, wie Jon Oliva klingen würde oder Warrel Dane....

Mit "Stone Cold" dann eine kleine Überraschung: ein wenig vergniedelt am Anfang, aber das darf sein und so gerade zur rechten Zeit noch abgebogen in Sachen "Riffing ohne Gniedeln". Hier passt sogar der Gesang, nur die Dopplung desselbigen versaut es hier. Im Refrain kommt dann wieder diese Assoziation in Richtung Accept - ist aber ok. Das Ding hört sich noch heute gut an für mich, klingt nicht so nach Reißbrettentwurf mit Double-Base, ein feiner Stampfer.

Mit "Unchained" wird dann das eben jenes angesprochene Reißbrett wieder ausgepackt. Erneut fällt auf, dass Cans Vocals hier einfach schwach sind, natürlich sind die "Brothers-of-Metal-Gedächtnis-Texte" hier schon ok, passt halt. Eine (weitere) Hommage an Manowar, ohne deren frühe Klasse zu erreichen - ok, die Klasse ab "Triumph of Steel" indes wurde schon locker übertroffen, dafür brauchte es jetzt nicht so viel...

Uff - "Glory to the Brave". Also....ich weiß nicht. Ab Richtung 2 Promille ist und bleibt das Teil eine Bank und die Hemmschwelle zum Mitsingen sinkt in gleicher Form wie für Warlocks "Für immer" (was aber bedeutend mehr Charme hat), zum puren Hören im nüchternen Zustand ist es mir einfach zu viel vertontes Pathos. Ja, ich weiß, muss so, aber geht doch auch anders.....

Ok, man kann "Glory to the Brave" auch heute noch hören, an bestimmten Tagen ist mir auch danach, genau so ein Zeug einmal durchlaufen zu lassen - auch, wenn diese Tage seltener werden. Anders als ein Motörhead-Album (ich ziehe jetzt mal nur diesen Vergleich, auch andere Bands wären da denkbar) hat es aber nicht diesen "Zeitlos-Faktor", es war zu seiner Zeit aus verschiedenen Gründen eine Granate, nun ist es aber schlicht abgenutzt und vielleicht sieht man bestimmte Faktoren anders - wohl zum Einen, weil man sich selbst natürlich ein wenig verändert (obwohl mich andere Alben aus den 90ern und natürlich auch der Zeit davon unzweifelhaft bis heute in unveränderter Form zu fesseln vermögen) , wohl auch aber, weil "Glory..." einfach nur geschickt aufwärmt(e), was viele vermissten, obwohl es durchaus da war - nur eben nicht bei Nuclear Blast.

Zugute halten muss man dem schmalen Oscar und seinen Mannen, dass "Glory...." tatsächlich vom Songrwiting her noch auf ein weitesgehend nicht weichgespültes Fundament gebaut wurde und trotz der offensichtlichen Anleihen an die "Großen" des Metal durchaus einen gewissen Charme beibehalten hat. Das einzige mir bekannte Hammerfall-Album, was dies geschafft hat in meiner Welt. Wertung? Ich wäre bei knapp 7 Punkten heutzutage und jetzt verschwindet die CD auch erstmal wieder im Regal....
 
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Freut mich, das sich ein "Kiss-ist-Piss"-Meinungshalter so ausführlich mit einem Album, das oft als "Stinker" bezeichnet wird, in dieser Art und Weise mit einer verlachten Band beschäftigt.

Das Gute an einem Album, das Viele als "Stinker" bezeichnen ist oft auch, dass es für Menschen, die (primär) mit dem "Standardwerk" einer Band eher weniger anfangen können durchaus Türen zu öffenen vermag. "Kiss-ist-Piss" - naja, so ab und an habe ich meine schlechten Tage, da muss das mal raus. Tatsächlich ist es aber nur so, dass es eben eine der "großen" Bands ist, deren "Legendenstatus" ich eher weniger nachvollziehen kann, aber das hatten wir ja schon und muss gar nicht noch mal ausgebreitet werden.

Das Schöne und gleichzeitig Interessante an diesem Forum ist es, dass man beispielsweise durch solche "Musikalischen Erkenntnisse des Tages" am Ende gar neugierig auf das Album einer Band wird, die man eigentlich in einem Ordner unter "abgehakt" abgeheftet hat. In diesem ganz speziellen Fall hat es sich gelohnt - und es empfiehlt sich immer offen zu bleiben.

Mal schauen, wenn WATAIN irgendwann mal ein Akustikalbum raushauen erwärme ich mich am Ende auch noch für Black Metal....
 
Ich lege "Glory To The Brave" auch nur noch ab und zu aus Gründen der Nostalgie auf.
Aber ich finde das Album immernoch ganz gut, würde wohl 7,5 Punkte geben.
"Stone Cold" finde ich neben "I Believe" die schwächste Nummer, und dass "Child Of The Damned" ein Cover ist, habe ich erst Jahre später entdeckt...
Ansonsten wie immer lesenswert! :)
 
Die "Konkurrenz":

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"A Night at the Opera" ist ein Naturschauspiel - und das liegt nicht nur am allseits bekannten "Bohemian Rhapsody" - doch dazu später mehr, zumal es hier ohnehin ein wenig ist wie mit den berühmten Eulen die man nach Athen trägt....

In die Vollen: "Death on two Legs" erinnert mit diesem wunderbar schrägen, rein auf der Gitarre von May (no Keyboards bei Queen bis zu "The Game"!) intonierten Effekten im Intro unimttelbar an "Die Vögel" von Hitchcock. Das ging mir schon beim ersten Hören vor gefühlt 100 Jahren so - und das ist bis heute so geblieben. Und dann? Cut! Piano! Hä? Und dann? Ein schlicht geniales Solo, ab jeglicher Konventionen (zur damaligen Zeit), nicht geradlinig und gefühlvoll wie ein Gilmour, nicht bluesig-verspielt wie bei Page - einfach nur ein wenig Gitarre, schräg und ohne zu nerven und doch virtuos auf seine Art. Manche behaupten, der einzige Hardrocksong auf "A Night..." sei "Sweet Lady" - völliger Quatsch, "Death on two Legs" ist einer der vielseitigsten Hardrocksongs, der überhaupt je geschrieben wurde, trotz des markanten Piano-Themas und der Queen-typischen Chöre.

Dann ab in die 20er: Mit "Lazing on a Sunday Afternoon" überrascht man allerdings nur die Hörer, die "Sheer Heart Attack" nicht kennen, gab es doch dort mit "Bring back that Leroy Brown" schon ähnliche Ansätze. Mercury frönt seiner Vorliebe für eher schräge Sounds - und belässt es auch bei einer Minute damit. Lockert schön auf und bringt gleichermaßen ein klein wenig Humor mit ein.

Ach ja, Hardrock-Songs: die rauhe, an Rod Stewart erinnernde Stimme von Roger Taylor veredelt "I'm in Love with my Car". Wäre auch eigentlich "nur" ein Hardrock-Song, doch erneut verstehen es die "anderen Fab Four" hier mit Piano und der permanent präsenten Gitarre von May, sowie den bekannten Queen-Chören, dem Ganzen eine völlig eigene Dimension zu verleihen.

"You're my best Friend" rückt das wohl unterbewerteteste Mitglied der Band in den Focus: John Deacon, der dieses ebenfalls kurze Stück Popmusik mit dem ebenso einfachen wie schönen Text seiner Frau gewidmet hat. Auffällig schon hier, dass es May problemlos gelingt, den Sound einer Rockgitarre fast schon unauffällig, aber absolut effektiv in einem Popsong unterzubringen. Auf den ersten Blick ist "You're my best Friend" pures Easy-Listening, die Feinheiten (in den 80ern dann aufgepeppt für Hits wie "Radio GaGa" oder eben "A Kind of Magic") finden sich aber bei intensiverem Hören und fallen dann um so mehr ins Gewicht.

Ups - ein Folksong! Brian May rückt hier von seinen sonst eher hardrockigen Wurzeln ab und schreibt mal eben einen wirklich perfekten Lagerfeuersong. Live ohnehin eine Bank dürfte "39" zu den Queen-Hits zählen, die "offiziell" nie einer waren. Schon wieder kein Hardrock, so ein Driss - aber: ein echter Hit und stilistisch sind wir hier nun nach 2 x (Hard-)Rock, 1 x Pop und 1 x "20er-Jahre-Retro") schon wieder auf völlig anderem Terrain - und das überaus gelungen und mit einer völlig eigenen Note, die die Band dem Ganzen aufdrückt - es klingt unverkennbar nach Queen, gleich, was es ist.

"Sweet Lady" ist ein Hardrocksong, ohne Wenn- und Aber. Sicher eher im gemäßigten Bereich, bis hin zum furiosen Finale. Die Vielseitigkeit von Mays Gitarrenspiel ist das wohl Auffälligste an diesem Stück, überhaupt sind Queen ohne Freddie natürlich eigentlich nicht existent - ohne Brians "Red Special" aber ebenso wenig. Man kann über den Stellenwert des Songs selbst streiten, aber "Tie your Mother down" gab es ja dann auf dem Folgealbum - und eine Vielzahl an mächtigen Hardrocksongs auf den Vorgängeralben. Im Kontext des Albums ist die süße Lady hier gut aufgehoben und macht einen weiteren Farbtupfer.

Auch, wenn der "Good-old-fashioned-Loverboy" am Ende eher der Signature-Song für, ich möchte mal sagen, "Ragtime"-Sound, von Queen wurde, so ist "Seaside Rendezvous" ein unmittelbarer Vorläufer und die Weiterentwicklung dessen, was sich schon auf "Sheer Heart Attack" andeutete: Ausflüge in andere musikalische Welten. Erwähnenswert: alle "Effekte" in diesem Song, die beispielsweise ein Saxofon imitieren, entstammen den Stimmbändern von May und Mercury.

So - und jetzt: "The Prophet's Song". Der "Stargazer" von Queen, ein Epos, ein Hammer von einem Song, ein Stampfer, nicht in Worte zu fassen. Rund 8 Minuten Wahnsinn, nicht in Worte zu fassen. KEINE Band heutzutage kann so einen Song schreiben, nicht mal abklatschen kann sie ihn. Der A-Capella-Part in der Mitte gehört primär unter dem Kopfhörer genossen, ehe dieses gottverdammte Riff am Ende dessen den Prophetensong in ein wahres Hardrockmonster verwandelt, einen Mix aus Bluesrock und Elementen, die gar an Sabbath'sche Schwere erinnern.

Weiter im Text mit "Love of my Life": an der Harfe: Brian May! Live natürlich nicht, da muss dann die Akustische her. Neben "39" der zweite Hit, der irgendwie offiziell nie einer war, wer allerdings nicht spätestens bei der Live-Version dieser wunderschönen und gefühlvollen Ballade ein klein wenig Pipi in den Augen hat, der ist wohl musikalemotionalfrigide.

Dixieland-Sound! Und noch dazu mit Ukulele! "Good Company" ist ein Ohrwurm par Excellence, natürlich meilenweit entfernt vom Thema Rock oder Hardrock - und doch fügt sich auch dieser Brian-May-Song perfekt in "A Night at the Opera" ein.

Die Böhmische Rhapsodie bedarf, so glaube ich, schlicht keiner weiteren Erläuterung geschweige denn Wertung. In meiner persönlichen Welt ist zwar auf diesem Album der Untergangsprophetensong das Oberhighlight - und doch dürfte niemand bestreiten, welchen Stellenwert "Bho-Rhap" hat. Ich spare es mir, weiter darauf einzugehen, Fakt ist: bis HEUTE hat sich dieser Song nicht totgenudelt, er weiß zu faszinieren und zeigt auf, was man kompositorisch basteln kann, wenn man einfach mal alle Konventionen außer Acht lässt - und schlicht ineinander fließen lässt, was auf den ersten Blick nicht zusammen gehört. Was im Übrigen für das komplette Album gilt.

"God save the Queen" - schöner und erhabener als auf Mays Gitarre kann die Hymne Britanniens kaum ertönen. Einfach ein Abschluss, vielleicht gar als Hommage der Band an sich selbst für dieses epochale Meisterwerk namens "A Night at the Opera".

Luft holen: ein Review über Alben mit diesem musikhistorischen Stellenwert zu schreiben kann eigentlich grundsätzlich nur in die Buchse gehen. De facto: Queen haben auf "A Night at the Opera" einen Stilmix erschaffen, der bis dato absolut einzigartig war und es im in dieser gelungenen und homogenen Gesamtform bis heute ist - und jeden Song in jeder Stilistik mit einem Ohrwurmcharakter versehen. Mehr geht nicht. Mehr kann nicht gehen. Nicht mit Frickelorgien, nicht mit übermäßigem Bombast (den Queen in seiner gemäßigten Form - das sei nochmals betont - ohne jegliche Keyboards- oder Synthies erschaffen haben) - nicht mit Maskerade oder Blutspucken.

"A Night at the Opera" ist ein Statement für die Ewigkeit, ein Feuerwerk an Kreativität, ein Brechen mit Konventionen, ein Betonen einer völlig eigenständigen Interpretation von Musik, ein bis heute unumstößliches Denkmal dafür, wie sich mit Mut ein völlig eigenständiger Bandsound entwickelt, den man schlicht sofort zuordnen kann, gleich, welche musikalische Richtung hier gerade gespielt wird. War David Bowie das Rock-Chamäleon, so waren Queen (für mich waren Queen - sorry an Brian und Roger...) gleich eine Rotte von Vieren davon.

Wahsinns Review eines Ultraklassikers:jubel::jubel::jubel:
Du hast völlig recht, mehr geht nicht.
Das ist alles dermaßen over the top, ohne nur im Ansatz too much zu sein.
Muss man so auch erst hin mal hinbekommen.
Taylor, May, Mercury und Deacon haben mit der "Opera" ihr eigenes Monument erschaffen.
 
Die "Konkurrenz":

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"A Night at the Opera" ist ein Naturschauspiel - und das liegt nicht nur am allseits bekannten "Bohemian Rhapsody" - doch dazu später mehr, zumal es hier ohnehin ein wenig ist wie mit den berühmten Eulen die man nach Athen trägt....

In die Vollen: "Death on two Legs" erinnert mit diesem wunderbar schrägen, rein auf der Gitarre von May (no Keyboards bei Queen bis zu "The Game"!) intonierten Effekten im Intro unimttelbar an "Die Vögel" von Hitchcock. Das ging mir schon beim ersten Hören vor gefühlt 100 Jahren so - und das ist bis heute so geblieben. Und dann? Cut! Piano! Hä? Und dann? Ein schlicht geniales Solo, ab jeglicher Konventionen (zur damaligen Zeit), nicht geradlinig und gefühlvoll wie ein Gilmour, nicht bluesig-verspielt wie bei Page - einfach nur ein wenig Gitarre, schräg und ohne zu nerven und doch virtuos auf seine Art. Manche behaupten, der einzige Hardrocksong auf "A Night..." sei "Sweet Lady" - völliger Quatsch, "Death on two Legs" ist einer der vielseitigsten Hardrocksongs, der überhaupt je geschrieben wurde, trotz des markanten Piano-Themas und der Queen-typischen Chöre.

Dann ab in die 20er: Mit "Lazing on a Sunday Afternoon" überrascht man allerdings nur die Hörer, die "Sheer Heart Attack" nicht kennen, gab es doch dort mit "Bring back that Leroy Brown" schon ähnliche Ansätze. Mercury frönt seiner Vorliebe für eher schräge Sounds - und belässt es auch bei einer Minute damit. Lockert schön auf und bringt gleichermaßen ein klein wenig Humor mit ein.

Ach ja, Hardrock-Songs: die rauhe, an Rod Stewart erinnernde Stimme von Roger Taylor veredelt "I'm in Love with my Car". Wäre auch eigentlich "nur" ein Hardrock-Song, doch erneut verstehen es die "anderen Fab Four" hier mit Piano und der permanent präsenten Gitarre von May, sowie den bekannten Queen-Chören, dem Ganzen eine völlig eigene Dimension zu verleihen.

"You're my best Friend" rückt das wohl unterbewerteteste Mitglied der Band in den Focus: John Deacon, der dieses ebenfalls kurze Stück Popmusik mit dem ebenso einfachen wie schönen Text seiner Frau gewidmet hat. Auffällig schon hier, dass es May problemlos gelingt, den Sound einer Rockgitarre fast schon unauffällig, aber absolut effektiv in einem Popsong unterzubringen. Auf den ersten Blick ist "You're my best Friend" pures Easy-Listening, die Feinheiten (in den 80ern dann aufgepeppt für Hits wie "Radio GaGa" oder eben "A Kind of Magic") finden sich aber bei intensiverem Hören und fallen dann um so mehr ins Gewicht.

Ups - ein Folksong! Brian May rückt hier von seinen sonst eher hardrockigen Wurzeln ab und schreibt mal eben einen wirklich perfekten Lagerfeuersong. Live ohnehin eine Bank dürfte "39" zu den Queen-Hits zählen, die "offiziell" nie einer waren. Schon wieder kein Hardrock, so ein Driss - aber: ein echter Hit und stilistisch sind wir hier nun nach 2 x (Hard-)Rock, 1 x Pop und 1 x "20er-Jahre-Retro") schon wieder auf völlig anderem Terrain - und das überaus gelungen und mit einer völlig eigenen Note, die die Band dem Ganzen aufdrückt - es klingt unverkennbar nach Queen, gleich, was es ist.

"Sweet Lady" ist ein Hardrocksong, ohne Wenn- und Aber. Sicher eher im gemäßigten Bereich, bis hin zum furiosen Finale. Die Vielseitigkeit von Mays Gitarrenspiel ist das wohl Auffälligste an diesem Stück, überhaupt sind Queen ohne Freddie natürlich eigentlich nicht existent - ohne Brians "Red Special" aber ebenso wenig. Man kann über den Stellenwert des Songs selbst streiten, aber "Tie your Mother down" gab es ja dann auf dem Folgealbum - und eine Vielzahl an mächtigen Hardrocksongs auf den Vorgängeralben. Im Kontext des Albums ist die süße Lady hier gut aufgehoben und macht einen weiteren Farbtupfer.

Auch, wenn der "Good-old-fashioned-Loverboy" am Ende eher der Signature-Song für, ich möchte mal sagen, "Ragtime"-Sound, von Queen wurde, so ist "Seaside Rendezvous" ein unmittelbarer Vorläufer und die Weiterentwicklung dessen, was sich schon auf "Sheer Heart Attack" andeutete: Ausflüge in andere musikalische Welten. Erwähnenswert: alle "Effekte" in diesem Song, die beispielsweise ein Saxofon imitieren, entstammen den Stimmbändern von May und Mercury.

So - und jetzt: "The Prophet's Song". Der "Stargazer" von Queen, ein Epos, ein Hammer von einem Song, ein Stampfer, nicht in Worte zu fassen. Rund 8 Minuten Wahnsinn, nicht in Worte zu fassen. KEINE Band heutzutage kann so einen Song schreiben, nicht mal abklatschen kann sie ihn. Der A-Capella-Part in der Mitte gehört primär unter dem Kopfhörer genossen, ehe dieses gottverdammte Riff am Ende dessen den Prophetensong in ein wahres Hardrockmonster verwandelt, einen Mix aus Bluesrock und Elementen, die gar an Sabbath'sche Schwere erinnern.

Weiter im Text mit "Love of my Life": an der Harfe: Brian May! Live natürlich nicht, da muss dann die Akustische her. Neben "39" der zweite Hit, der irgendwie offiziell nie einer war, wer allerdings nicht spätestens bei der Live-Version dieser wunderschönen und gefühlvollen Ballade ein klein wenig Pipi in den Augen hat, der ist wohl musikalemotionalfrigide.

Dixieland-Sound! Und noch dazu mit Ukulele! "Good Company" ist ein Ohrwurm par Excellence, natürlich meilenweit entfernt vom Thema Rock oder Hardrock - und doch fügt sich auch dieser Brian-May-Song perfekt in "A Night at the Opera" ein.

Die Böhmische Rhapsodie bedarf, so glaube ich, schlicht keiner weiteren Erläuterung geschweige denn Wertung. In meiner persönlichen Welt ist zwar auf diesem Album der Untergangsprophetensong das Oberhighlight - und doch dürfte niemand bestreiten, welchen Stellenwert "Bho-Rhap" hat. Ich spare es mir, weiter darauf einzugehen, Fakt ist: bis HEUTE hat sich dieser Song nicht totgenudelt, er weiß zu faszinieren und zeigt auf, was man kompositorisch basteln kann, wenn man einfach mal alle Konventionen außer Acht lässt - und schlicht ineinander fließen lässt, was auf den ersten Blick nicht zusammen gehört. Was im Übrigen für das komplette Album gilt.

"God save the Queen" - schöner und erhabener als auf Mays Gitarre kann die Hymne Britanniens kaum ertönen. Einfach ein Abschluss, vielleicht gar als Hommage der Band an sich selbst für dieses epochale Meisterwerk namens "A Night at the Opera".

Luft holen: ein Review über Alben mit diesem musikhistorischen Stellenwert zu schreiben kann eigentlich grundsätzlich nur in die Buchse gehen. De facto: Queen haben auf "A Night at the Opera" einen Stilmix erschaffen, der bis dato absolut einzigartig war und es im in dieser gelungenen und homogenen Gesamtform bis heute ist - und jeden Song in jeder Stilistik mit einem Ohrwurmcharakter versehen. Mehr geht nicht. Mehr kann nicht gehen. Nicht mit Frickelorgien, nicht mit übermäßigem Bombast (den Queen in seiner gemäßigten Form - das sei nochmals betont - ohne jegliche Keyboards- oder Synthies erschaffen haben) - nicht mit Maskerade oder Blutspucken.

"A Night at the Opera" ist ein Statement für die Ewigkeit, ein Feuerwerk an Kreativität, ein Brechen mit Konventionen, ein Betonen einer völlig eigenständigen Interpretation von Musik, ein bis heute unumstößliches Denkmal dafür, wie sich mit Mut ein völlig eigenständiger Bandsound entwickelt, den man schlicht sofort zuordnen kann, gleich, welche musikalische Richtung hier gerade gespielt wird. War David Bowie das Rock-Chamäleon, so waren Queen (für mich waren Queen - sorry an Brian und Roger...) gleich eine Rotte von Vieren davon.

Dieses Meisterwerk wäre meine ERSTE WAHL als einsame Insel Scheibe.Es gibt kaum was Besseres.
 
Für und Wider? Ein Album, das es mir nicht leicht gemacht hat...

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Sorcerer hatte ich auf Empfehlung erst vor nicht all zu langer Zeit kennen gelernt und die beiden Vorgängeralben haben mich schlicht überzeugt und einen Nerv bei mir getroffen. In meiner Rezi zur Krönung des Feuerkönigs hatte ich dann auch hier in meinem Faden angemerkt, ein mal etwas flotterer Song wäre das Einzige, was ich mir so zur Auflockerung mal wünschen würde. Prompt erfüllte mir die Band mit dem Vorabsong "The Hammer of the Witches" diesen Wunsch - und doch hat mich das Teil irgendwie nicht so recht aus den Schuhen hauen können, was sich zwischenzeitlich indes verändert hat und mich eigentlich nur in meiner ursprünglichen Sichtweise bestätigt: nichts vorab auf YT anhören!

Eben jenes "The Hammer of the Witches" ertönt nach einem recht atmosphärischen (nicht zwingend notwendigem...) Intro und eröffnet somit das Lamentieren der Unschuldigen. Es wäre untertrieben zu sagen, ich hätte mittlerweile meinen Frieden mit dem Teil gemacht: ich mag es! Tatsächlich klingt es wie eine härtere Version der Black-Sabbath mit Tony Martin. Dazu einige instrumentale Kabinettstückchen, die dem Song ihre Farbtupfer verleihen und ihn aus der breiten Masse ähnlich gearteten Materials hervorheben. Ganz starkes Ding.

Der Titelsong bietet im Grunde durchaus das, was auch die beiden Vorgängeralben boten: epischen Doom. Möglicherweise ist jetzt mit Steinigungen zu rechnen, doch ist für mich hier zuviel Bombast an Bord, die knapp 9 Minuten (auf den Vorgängern noch durchaus abwechslungsreich gefüllt) gleiten all zu oft ab in Bombast und Tiefen, die es nicht zwingend gebraucht hätte. Da hilft auch der tadellose Gesang nicht, selbst wenn hier sogar Growls noch mal eine Extraportion an Abwechslung einbauen. Aber: der Refrain ist mir zu kitschig geraten, er klebt einfach ein wenig. Die Zwischensequenzen sind prima gesetzt, die Soli große Klasse, doch sobald dieser Refrain auftaucht ist Sense bei mir. Und ausgerechnet dieser Refrain wird dann am Ende auch noch auf Länge sehr ausgewalzt, im Grunde erinnert mich das Ding in diesem Zusemmenhang an das unsägliche "When the Eagle cries" von Iced Earth: das ist zwar kürzer, aber irgendwie findet man da trotzdem kein Ende. Kurz: der Ansatz ist gelungen, aber das Kaugummi mit Himbeergeschmack schlicht nicht von der Hand zu weisen.

Mit "Insistoris" folgt dann ein Stück, das perfekt auf "TYR" oder "Headless Cross" gepasst hätte: ein melodischer Rocker, tief gestimmte Klampfen, die dem Ganzen eine entsprechende Bedrohung verpassen, für mich ein echter Hit - und es wirkt wie aus der Zeit gefallen, denn kaum Jemand macht noch derartige Songs. Hier ist der Refrain weder zu ausgewalzt noch zu cheesy: alles passt prima zusammen, knapp 5 Minuten beste Doom-Metal-Unterhaltung der melodiösen Sorte. Stark.

"Where Spirits die" bietet letztlich wieder das, was mir auch auf den Vorgängeralben schon gefallen hat: großartigen Doom, hier mit eher balldeskem Anstrich! Auch hier fühlt man sich wieder ohne Umschweife an die "Martin-Sabbath" (jaja, ich wiederhole mich - aber ist halt so) erinnert, nur eben in ausladenderer Form und instrumental noch mal verspielter (im Positiven dieses Mal), hier kommt man zwischenzeitlich um eine Gänsehaut nicht herum. Gelungen.

Eine Akustische leitet "Deliverance" ein. Und die bleibt auch da. Heldenepos-Balladen-Metal, den man so in der Form auf den Vorgänger nicht finden konnte. Durchaus gut gemacht für diese Art von Musik, auch hier passt der Refrain, schon fein - nur eben nicht mehr so meins.

Aber dann: "Age of the Damned" leitet die "klassischen" Sorcerer ein. Auch hier ist unmittelbar auffällig, dass man sich bemüht, die "undergroundigen" Elemente, die die beiden Vorgänger doch stark prägte, zugunsten von den bereits mehrfach zitierten Melodien aufzulockern, die mir persönlich ein klein wenig zu nah an "Pathosbombast" heranreichen. Gottlob verliert man sich in diesem Experimentieren aber nicht zu sehr, die Band bleibt sich treu, bietet letztlich rund 8 Minuten Doom vom Feinsten, der Refrain sitzt, und auf das Verspielte, was mir an diesem Haufen so gut gefällt kommt hier nicht zu kurz. Fein.

"Condemned" ist nach "Insistoris" mein zweites Highlight auf "The Lamenting of the Innocent". Ein wenig erinnert mich das Ganze an "Heaven in Black" vom TYR-Album, nur ausladender, hier im positiven Sinne pathetisch und allein die immer perfekt gesetzten Akzente und Wendungen innerhalb des Stücks (balleadesker Beginn, starker Aufbau in Richtung instrumentaler Eskalation). Mit so einem Teil kann man mich bestens packen, zumal der Refrain mich ein klein wenig an die Bauart von Threshold-Refrains erinnert, was diesen sonst eher bombastisch-pathetischen Charakter anderer Songs auf der Platte wohlwollend auflockert. Ganz bockstarkes Teil.

Nanau? Mönchschöre? Ei gar zu Beginn von "Dance with the Devil" wähne ich mich gar in einer Spätneunziger/Früh-Nuller-Phase von Tristania. Damit kann man viel verkehrt machen oder eben ganz viel richtig. "Dance...." sägt, stampft, vernichtet, lockert an der richtigen Stelle, fährt die Bridge zum Chorus episch, aber absolut unpeinlich - und eben jener Mönchschor ist hier das Salz in der Suppe! Ein 3. Highlight, zumal Sorcerer über die gesamte Dauer des Songs die Stimmungen im Stück perfekt variieren, hier nichts in die Länge ziehen, sondern über 8 Minuten einfach perfekt mit Musik füllen. Das Ding ist wunderbar heavy und melodiös - und wenn hier durchgängig gegrowlt würde, dann wäre man tatsächlich im (besseren) Gothic-Metal-Bereich.

"Path to Perdition" setzt da noch einen drauf in Sachen Bombast: sphärische Gitarre zu Beginn, hat ein wenig was von "Bijou" von Queen (ja, tatsächlich), arg orchestrale Untermalung. Letzteres ist oftmals für mich ein Grund, Musik auszuschalten, weil es bei den meisten Versuchen doch eher kleistert und künstlich klingt - hier nicht, zumal das Ganze auch nicht all zu sehr in Richtung Peinlichkeit driftet, sondern, ganz im Gegentum, hier unterstreichen die Keys auf beeindruckende Art und Weise einen ohnehin starken Song, der jetzt in meinen Ohren nicht mehr "klassischer" Doom ist, wohl aber überaus gelungener Heavy Metal - und das ist ja selten genug geworden. Kurz: Sorcerer verbinden hier erneut ihr Gespür für Melodien mit Elementen, an denen die meisten Bands eher gescheitert wären, "Path..." ist schlüssig, durchdacht, liebevoll ausgearbeitet und - wie auch schon sein Vorgänger - toll.

Am Ende wartet das Höllenfeuer: hier noch mal klare Anleihen an Martin-Sabbath, irgendwie erinnern mich sowohl Atmosphäre als auch Bauart dieser Halbballade an "Feels good to me", mit einem Tacken mehr Wums. Noch mal ein klein wenig Heldenepos - aber Sorcerer dürfen das einfach.

Tja, was soll man am Ende sagen? Ausgerechnet der von vielen gelobte Titeltrack haut mich nicht recht aus den Schuhen und ist der einzige Song mit Kaugummipotential. Instrumental macht man alles richtig und doch wirkt es in Summe ein wenig vielseitiger und angepasster, was der Band aber im Wesentlichen gut zu Gesicht steht. Vor allem der 2. Teil des Albums (ab "Condemnded") ist mal mächtig fein geraten, dazu der Opener, der mir mittlerweile doch gut reinläuft.

Doch, "Lamenting of the Innocent" ist rund geworden und letztlich auch vielseitiger als seine beiden unmittelbaren Vorgängern. In Sachen Metalalbum auf jeden Fall auf Kurs in diesem Jahr, ganz ohne Frage.
 
Für und Wider? Ein Album, das es mir nicht leicht gemacht hat...

sorcerer-lamenting-of-the-innocent-cover-400x400.jpg


Sorcerer hatte ich auf Empfehlung erst vor nicht all zu langer Zeit kennen gelernt und die beiden Vorgängeralben haben mich schlicht überzeugt und einen Nerv bei mir getroffen. In meiner Rezi zur Krönung des Feuerkönigs hatte ich dann auch hier in meinem Faden angemerkt, ein mal etwas flotterer Song wäre das Einzige, was ich mir so zur Auflockerung mal wünschen würde. Prompt erfüllte mir die Band mit dem Vorabsong "The Hammer of the Witches" diesen Wunsch - und doch hat mich das Teil irgendwie nicht so recht aus den Schuhen hauen können, was sich zwischenzeitlich indes verändert hat und mich eigentlich nur in meiner ursprünglichen Sichtweise bestätigt: nichts vorab auf YT anhören!

Eben jenes "The Hammer of the Witches" ertönt nach einem recht atmosphärischen (nicht zwingend notwendigem...) Intro und eröffnet somit das Lamentieren der Unschuldigen. Es wäre untertrieben zu sagen, ich hätte mittlerweile meinen Frieden mit dem Teil gemacht: ich mag es! Tatsächlich klingt es wie eine härtere Version der Black-Sabbath mit Tony Martin. Dazu einige instrumentale Kabinettstückchen, die dem Song ihre Farbtupfer verleihen und ihn aus der breiten Masse ähnlich gearteten Materials hervorheben. Ganz starkes Ding.

Der Titelsong bietet im Grunde durchaus das, was auch die beiden Vorgängeralben boten: epischen Doom. Möglicherweise ist jetzt mit Steinigungen zu rechnen, doch ist für mich hier zuviel Bombast an Bord, die knapp 9 Minuten (auf den Vorgängern noch durchaus abwechslungsreich gefüllt) gleiten all zu oft ab in Bombast und Tiefen, die es nicht zwingend gebraucht hätte. Da hilft auch der tadellose Gesang nicht, selbst wenn hier sogar Growls noch mal eine Extraportion an Abwechslung einbauen. Aber: der Refrain ist mir zu kitschig geraten, er klebt einfach ein wenig. Die Zwischensequenzen sind prima gesetzt, die Soli große Klasse, doch sobald dieser Refrain auftaucht ist Sense bei mir. Und ausgerechnet dieser Refrain wird dann am Ende auch noch auf Länge sehr ausgewalzt, im Grunde erinnert mich das Ding in diesem Zusemmenhang an das unsägliche "When the Eagle cries" von Iced Earth: das ist zwar kürzer, aber irgendwie findet man da trotzdem kein Ende. Kurz: der Ansatz ist gelungen, aber das Kaugummi mit Himbeergeschmack schlicht nicht von der Hand zu weisen.

Mit "Insistoris" folgt dann ein Stück, das perfekt auf "TYR" oder "Headless Cross" gepasst hätte: ein melodischer Rocker, tief gestimmte Klampfen, die dem Ganzen eine entsprechende Bedrohung verpassen, für mich ein echter Hit - und es wirkt wie aus der Zeit gefallen, denn kaum Jemand macht noch derartige Songs. Hier ist der Refrain weder zu ausgewalzt noch zu cheesy: alles passt prima zusammen, knapp 5 Minuten beste Doom-Metal-Unterhaltung der melodiösen Sorte. Stark.

"Where Spirits die" bietet letztlich wieder das, was mir auch auf den Vorgängeralben schon gefallen hat: großartigen Doom, hier mit eher balldeskem Anstrich! Auch hier fühlt man sich wieder ohne Umschweife an die "Martin-Sabbath" (jaja, ich wiederhole mich - aber ist halt so) erinnert, nur eben in ausladenderer Form und instrumental noch mal verspielter (im Positiven dieses Mal), hier kommt man zwischenzeitlich um eine Gänsehaut nicht herum. Gelungen.

Eine Akustische leitet "Deliverance" ein. Und die bleibt auch da. Heldenepos-Balladen-Metal, den man so in der Form auf den Vorgänger nicht finden konnte. Durchaus gut gemacht für diese Art von Musik, auch hier passt der Refrain, schon fein - nur eben nicht mehr so meins.

Aber dann: "Age of the Damned" leitet die "klassischen" Sorcerer ein. Auch hier ist unmittelbar auffällig, dass man sich bemüht, die "undergroundigen" Elemente, die die beiden Vorgänger doch stark prägte, zugunsten von den bereits mehrfach zitierten Melodien aufzulockern, die mir persönlich ein klein wenig zu nah an "Pathosbombast" heranreichen. Gottlob verliert man sich in diesem Experimentieren aber nicht zu sehr, die Band bleibt sich treu, bietet letztlich rund 8 Minuten Doom vom Feinsten, der Refrain sitzt, und auf das Verspielte, was mir an diesem Haufen so gut gefällt kommt hier nicht zu kurz. Fein.

"Condemned" ist nach "Insistoris" mein zweites Highlight auf "The Lamenting of the Innocent". Ein wenig erinnert mich das Ganze an "Heaven in Black" vom TYR-Album, nur ausladender, hier im positiven Sinne pathetisch und allein die immer perfekt gesetzten Akzente und Wendungen innerhalb des Stücks (balleadesker Beginn, starker Aufbau in Richtung instrumentaler Eskalation). Mit so einem Teil kann man mich bestens packen, zumal der Refrain mich ein klein wenig an die Bauart von Threshold-Refrains erinnert, was diesen sonst eher bombastisch-pathetischen Charakter anderer Songs auf der Platte wohlwollend auflockert. Ganz bockstarkes Teil.

Nanau? Mönchschöre? Ei gar zu Beginn von "Dance with the Devil" wähne ich mich gar in einer Spätneunziger/Früh-Nuller-Phase von Tristania. Damit kann man viel verkehrt machen oder eben ganz viel richtig. "Dance...." sägt, stampft, vernichtet, lockert an der richtigen Stelle, fährt die Bridge zum Chorus episch, aber absolut unpeinlich - und eben jener Mönchschor ist hier das Salz in der Suppe! Ein 3. Highlight, zumal Sorcerer über die gesamte Dauer des Songs die Stimmungen im Stück perfekt variieren, hier nichts in die Länge ziehen, sondern über 8 Minuten einfach perfekt mit Musik füllen. Das Ding ist wunderbar heavy und melodiös - und wenn hier durchgängig gegrowlt würde, dann wäre man tatsächlich im (besseren) Gothic-Metal-Bereich.

"Path to Perdition" setzt da noch einen drauf in Sachen Bombast: sphärische Gitarre zu Beginn, hat ein wenig was von "Bijou" von Queen (ja, tatsächlich), arg orchestrale Untermalung. Letzteres ist oftmals für mich ein Grund, Musik auszuschalten, weil es bei den meisten Versuchen doch eher kleistert und künstlich klingt - hier nicht, zumal das Ganze auch nicht all zu sehr in Richtung Peinlichkeit driftet, sondern, ganz im Gegentum, hier unterstreichen die Keys auf beeindruckende Art und Weise einen ohnehin starken Song, der jetzt in meinen Ohren nicht mehr "klassischer" Doom ist, wohl aber überaus gelungener Heavy Metal - und das ist ja selten genug geworden. Kurz: Sorcerer verbinden hier erneut ihr Gespür für Melodien mit Elementen, an denen die meisten Bands eher gescheitert wären, "Path..." ist schlüssig, durchdacht, liebevoll ausgearbeitet und - wie auch schon sein Vorgänger - toll.

Am Ende wartet das Höllenfeuer: hier noch mal klare Anleihen an Martin-Sabbath, irgendwie erinnern mich sowohl Atmosphäre als auch Bauart dieser Halbballade an "Feels good to me", mit einem Tacken mehr Wums. Noch mal ein klein wenig Heldenepos - aber Sorcerer dürfen das einfach.

Tja, was soll man am Ende sagen? Ausgerechnet der von vielen gelobte Titeltrack haut mich nicht recht aus den Schuhen und ist der einzige Song mit Kaugummipotential. Instrumental macht man alles richtig und doch wirkt es in Summe ein wenig vielseitiger und angepasster, was der Band aber im Wesentlichen gut zu Gesicht steht. Vor allem der 2. Teil des Albums (ab "Condemnded") ist mal mächtig fein geraten, dazu der Opener, der mir mittlerweile doch gut reinläuft.

Doch, "Lamenting of the Innocent" ist rund geworden und letztlich auch vielseitiger als seine beiden unmittelbaren Vorgängern. In Sachen Metalalbum auf jeden Fall auf Kurs in diesem Jahr, ganz ohne Frage.

Bisher habe ich mich nach den sehr durchwachsenen Kritiken nicht getraut. hier näher hier rein zu hören.
Aber im Herbst steigt bei mir traditionell die Lust auf episches und doomiges Zeug.
Mal sehen...
 
Bisher habe ich mich nach den sehr durchwachsenen Kritiken nicht getraut. hier näher hier rein zu hören.
Aber im Herbst steigt bei mir traditionell die Lust auf episches und doomiges Zeug.
Mal sehen...

Anfangs war ich regelrecht enttäuscht, mittlerweile mag ich das Album wirklich gern, auch, wenn ich die Vorgänger etwas gelungener finde. Ist ohnehin so, dass ich gerade in diesem Jahr alles wohl etwas öfter hören muss, keine Ahnung warum das so ist. Ich denke, für Dich dürfte es auf jeden Fall interessant sein.
 
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