Aufgelegt!

Bruce hört man seine Lust am Singen an, die Produktion ist für mich ein Segen (grade im Vergleich zu späteren Maiden Alben), das Songwriting abwechslungsreich und spannend. Bis heute meine Lieblingsplatte der Briten. Auch wenn ich damit ein Exot bleibe. :cool:

Ich habe eine Menge Lieblingsplatten von Maiden - "BNW" gehört klar dazu. Völlig Recht hast Du mit dem Gesang (da wirkt so Einiges auf den Folgewerken eher...bemüht? Wie ein Job? Schwer zu sagen, aber eben nicht so mit Herzblut gemacht) und natürlich mit der Produktion. Hier war man noch geerdet unterwegs. Was immer Steve Harris für einen Narren an Kevin Shirley gefressen hat, für mich ruiniert dieser Mann bereits seit Dream Theaters "Awake" und zahlreichen Joe-Bonamassa-Werken produktionstechnisch so Einiges, was mit einer wärmeren und austarierteren Mischung wahnsinnig an Substanz gewinnen würde. Es klingt klinisch, kalt, ja, sogar oberflächlich - und passt somit so gar nicht zu Iron Maiden.
 
Noch eine Schippe drauf mit:

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Seinerzeit begeisterte mich der auf der RH-CD vertretene Track "The Illusionist": Dark/Death-Metal mit Melodie, die unter die Haut geht und teils cleanen Vocals im Wechsel mit, nennen wir es "Grunz" ;-). Dazu trotz der Kompaktheit des Songs ein sehr progressiv anmutender Mittelteil offensichtlich äußerst fähiger Musiker. Allein "The Illusionist" ist gefühlte 100 Male durch meinen CD-Player und meine Lauscher gelaufen, ehe ich mich dann letztlich doch entschieden habe, mit "Pitch Black Progress" das gesamte, dazugehörige Album zu erwerben....

....was ich nie bereut habe! "The Illusionist" ist sicher der auf den ersten Blick eingängiste Track des Werkes und kann vielleicht auch als "Hit" bezeichnet werden, wenn man so will, doch das komplette Album macht einfach unglaublich viel Spaß und passt trotz der düsteren Grundausrichtung auch wunderbar zu einer Autofahrt mit offenen Fenstern an einem sonnigen Tag. Im Wesentlichen bleibt die Rezeptur des bereits mehrfach angesprochenen "Illusionisten" bestehen: Growls im Wechsel mit cleanem Gesang (primär in den Refrains), komplexe, teils vertrackt anmutende Tracks, die aber stets mit einem echten Gänsehautrefrain veredelt werden und somit trotzdem nie vorhersehbar wirken.

Weitere persönliche Highlights: "Oscillation Point", eine Ballade (?), na ja, zumindest für diese Form von Musik - und "The kaledoscopic God": ein Epos, wie es Ayreon schreiben könnten, wenn Herr Lucassen mal eine Schippe an Härte drauflegen würde. Brillant, einfach brillant. Man fühlt sich wie in einer Ork-Schlacht.

Hervorzuheben ist der Gesang von Christian Alvestam, der die Band (leider) nach diesem Album verlassen hat. Der Wechsel zwischen Growls und cleanen Vocals vollzieht sich hier auf höchster Ebene, um den gleichen Effekt zu erzielen haben Scar Symmetry für ihre Folgewerke meines Wissens nach mehrere Sänger verpflichtet. Vergleichbar dazu fällt mir momentan höchstens Mikael Akerfeldt ein. Eine fette 9,5 für ein Album, das auch gut 12 Jahre nach seiner Veröffentlichung noch unglaublich zeitgemäß klingt.

Stimmt so nicht ganz: Auf dem Nachfolger "Holographic Universe" ist Alvestam auch noch zu hören. Und diese Platte ist für MICH die absolute Essenz von Scar Symmetry bzw. von poppigen MeloDeath generell. Solltest du dir unbedingt geben, besser gehts fast nicht!


https://www.youtube.com/watch?v=mebSi4PDC34
 
Stimmt so nicht ganz: Auf dem Nachfolger "Holographic Universe" ist Alvestam auch noch zu hören. Und diese Platte ist für MICH die absolute Essenz von Scar Symmetry bzw. von poppigen MeloDeath generell. Solltest du dir unbedingt geben, besser gehts fast nicht!

Habe schon Abbitte geleistet in Sachen Älvestan: Klar ist der auf dem Nachfolger zu "PBP" noch an Bord. Habe die "Holographic Universe" sogar - und werde mir diese garantiert in der kommenden Woche mal wieder ins Auto packen, wenn die längeren Fahrten wieder anstehen. Trotzdem vielen Dank noch mal für den Hinweis.
 
Mittagspause - und zum Kaffe und etwas Entspannung passt:

FatesWarning-FWX.jpg

Naja, so gaaanz entspannt ist das natürlich dann auch wieder nicht: "FWX" stand für mich lange, lange Zeit im Schatten des für mich übermächtigen Vorgängers "Disconnected". Ist Letzteres ein Album, das ich jederzeit mit auf die berühmte einsame Insel nehmen würde, so fühlte sich "FWX" eingangs - und nach so langer Wartezeit auf ein neues FW-Album - zunächst wie eine Enttäuschung an.

Klar, "River wide, Ocean Deep" und auch das flotte "Stranger (with a familiar Face)" passten mehr oder minder auf Anhieb: Ersteres gefiel mit ungewöhnlichem Songaufbau, "Stranger...." drückte aufs Gaspedal. Trotzdem vermisste ich speziell die Longtracks, die auf "Disconnected" ein sowohl großes musikalisches als auch emotionales Potential besaßen. Und die anderen Songs waren zunächst so "unter ferner Liefen" - Alles in Allem auf die ersten Hörversuche hin eher nichtssagend für die Verhältnisse einer so großen Band.

Inspiriert durch die Live-Interpretation von "Wish" (Rausschmeißer auf "FWX") auf dem diesjährigen Konzert in der Turock habe ich mich nun mal immer wieder vermehrt mit "FWX" befasst - und was soll ich sagen? Alben können auch nach längerem Nichthören neu entdeckt werden, dieser FW-Dreher ist dafür das beste Beispiel. Zwischenzeitlich würde ich auf die 8 Punkte, die ich im FW-Thread mal für "FWX" vergeben habe spontan 1 - 1,5 Punkte draufpacken.

Warum? Einfache Erklärung: "FWX" ist keinen Deut weniger anrührend, als "Disconnected", die Songs teils aber mit anderen Stilmitteln gestrickt (nehmen wir noch mal "Wish" als Beispiel - manch einer würde es fast schon als Lounge-Musik bezeichnen), aber es ist dieses hochgradig speziell-emotionale Zusammenspiel von Musik und Lyrics. die sich bisweilen erst später erschließen: neben "Wish" (es ist so geil, soooo geil!) und den bereits eingangs angesprochenen 2 Tracks wäre da im Besonderen noch der Ohrenschmeichler "Another perfect Day" (auch hier beachte man die Lyrics), sowie "Simple Human" (eher etwas härtere Gangart), das regelrecht düstere "A handful of Doubt", aber auch der Opener "Left here", der seine Sperrigkeit bei jedem weiteren Durchlauf zugunsten eines AHA-Erlebnisses einfach verliert. Dann wäre da noch "Heal me": Kann man einen Gefühlszustand wie "bittersüß" (auch, wenn das Wort auf Deutsch einfach dämlich klingt...) besser in Musik verpacken?

"FWX" fehlt es sicher an der Härte früherer wie späterer Werke, aber grundsätzlich ein Wahnsinnsalbum einer Band, die nach wie vor ihresgleichen sucht in der Szene - wie oft habe ich das schon über FW geschrieben - und meine es mit jedem Mal ein wenig ernster. Von der Melancholie her, die das Grundgerüst des gesamten Albums trägt, hat es ein wenig den Charme, den ansonsten eher "echte" Spätwerke versprühen, aber die Songs....verdammt, Jim Matheos ist GOTT!
 
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Mittagspause - und zum Kaffe und etwas Entspannung passt:

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Naja, so gaaanz entspannt ist das natürlich dann auch wieder nicht: "FWX" stand für mich lange, lange Zeit im Schatten des für mich übermächtigen Vorgängers "Disconnected". Ist Letzteres ein Album, das ich jederzeit mit auf die berühmte einsame Insel nehmen würde, so fühlte sich "FWX" eingangs - und nach so langer Wartezeit auf ein neues FW-Album - zunächst wie eine Enttäuschung an.

Klar, "River wide, Ocean Deep" und auch das flotte "Stranger (with a familiar Face)" passten mehr oder minder auf Anhieb: Ersteres gefiel mit ungewöhnlichem Songaufbau, "Stranger...." drückte aufs Gaspedal. Trotzdem vermisste ich speziell die Longtracks, die auf "Disconnected" ein sowohl großes musikalisches als auch emotionales Potential besaßen. Und die anderen Songs waren zunächst so "unter ferner Liefen" - Alles in Allem auf die ersten Hörversuche hin eher nichtssagend für die Verhältnisse einer so großen Band.

Inspiriert durch die Live-Interpretation von "Wish" (Rausschmeißer auf "FWX") auf dem diesjährigen Konzert in der Turock habe ich mich nun mal immer wieder vermehrt mit "FWX" befasst - und was soll ich sagen? Alben können auch nach längerem Nichthören neu entdeckt werden, dieser FW-Dreher ist dafür das beste Beispiel. Zwischenzeitlich würde ich auf die 8 Punkte, die ich im FW-Thread mal für "FWX" vergeben habe spontan 1 - 1,5 Punkte draufpacken.

Warum? Einfache Erklärung: "FWX" ist keinen Deut weniger anrührend, als "Disconnected", die Songs teils aber mit anderen Stilmitteln gestrickt (nehmen wir noch mal "Wish" als Beispiel - manch einer würde es fast schon als Lounge-Musik bezeichnen), aber es ist dieses hochgradig speziell-emotionale Zusammenspiel von Musik und Lyrics. die sich bisweilen erst später erschließen: neben "Wish" (es ist so geil, soooo geil!) und den bereits eingangs angesprochenen 2 Tracks wäre da im Besonderen noch der Ohrenschmeichler "Another perfect Day" (auch hier beachte man die Lyrics), sowie "Simple Human" (eher etwas härtere Gangart), das regelrecht düstere "A handful of Doubt", aber auch der Opener "Left here", der seine Sperrigkeit bei jedem weiteren Durchlauf zugunsten eines AHA-Erlebnisses einfach verliert. Dann wäre da noch "Heal me": Kann man einen Gefühlszustand wie "bittersüß" (auch, wenn das Wort auf Deutsch einfach dämlich klingt...) besser in Musik verpacken?

"FWX" fehlt es sicher an der Härte früherer wie späterer Werke, aber grundsätzlich ein Wahnsinnsalbum einer Band, die nach wie vor ihresgleichen sucht in der Szene - wie oft habe ich das schon über FW geschrieben - und meine es mit jedem Mal ein wenig ernster. Von der Melancholie her, die das Grundgerüst des gesamten Albums trägt, hat es ein wenig den Charme, den ansonsten eher "echte" Spätwerke versprühen, aber die Songs....verdammt, Jim Matheos ist GOTT!

Tolles und vor allem sehr einfühlsames Review.
Die "FWX" ist für mich neben der "Inside Out" eh das unterbewerteste FW Album ever.
Und das apokalyptische Cover passt hervorragend zum Sound und den Texten des Albums.
Ein Gesamtkunstwerk eben!
Zusammen mit " A Pleasant Shade of Gray" und der von Dir bereits genannten "Disconnected", stellt "FWX" den Schlusspunkt einer Art Trilogie dar.
Ab da wurden Keyboards, Loops und Sound Effekte ja quasi aus dem eigenen Musik Kosmos gestrichen und der Härtegrad wieder angezogen.
Schade finde ich, dass Kevin Moore nie als fester Keyboarder integriert wurde.
 
Schade finde ich, dass Kevin Moore nie als fester Keyboarder integriert wurde.

Der olle Eigenbrödler wollte das bestimmt nie. Halte ihn für einen ganz Großen und sein Spiel und seine Ideen für entschieden innovativer als die eines Jordan Rudess. Hat nichts mit dem Können zu tun, aber der Horizont von Moore und seine Art, Sounds zu erschaffen finde ich unglaublich spannend.
 
Der olle Eigenbrödler wollte das bestimmt nie. Halte ihn für einen ganz Großen und sein Spiel und seine Ideen für entschieden innovativer als die eines Jordan Rudess. Hat nichts mit dem Können zu tun, aber der Horizont von Moore und seine Art, Sounds zu erschaffen finde ich unglaublich spannend.

Stimmt, der Knabe ist ein echter Kauz. Von seiner Art her Matheos nicht unähnlich :).
 
Eine eher bürolastige Woche neigt sich dem Ende zu. Angefixt durch @CimmerianKodex gibt es jetzt:

Sorcerer-CrowningofFireKing.jpg

Schöner, schwerer "old-schooliger" Metal, als Referenz wären da mal Werke von Dio/"Rainbow"-Dio"/"Sabbath-Dio" zu nennen, außerdem erinnert mich die Mucke aber auch sehr an eine härtere Variante der Black-Sabbath-Alben mit Tony Martin, zumal auch die Gesangslinien sehr nach Letzterem klingen - Klugscheißer indes dürften nun anführen, dass die Gesangslinien von Dio und Tony Martin zu Sabbath-Zeiten nun auch recht ähnlich waren ;-).

Als "alter Sack" tue ich mich ja grundsätzlich mit neuem Stoff erstmal etwas schwer, allerdings machen es einem Sorcerer doch eher einfach: Der schön stampfende, und mit einem feinen Refrain ausgestattete Opener "Sirens" überzeugt schon einmal. es folgt mit "Ship of Doom" ein schönes, ebenfalls im Midtempo gehaltenes und mit Tony-Iommi-Gedächtnisriff garniertes Metal-Epos - und so setzt es sich im Grunde durch das ganze Album fort.

Hört man "The Crowning of the Fire King" nur so nebenher, so entgehen einem zahlreiche Feinheiten innerhalb der vom Tempo her doch recht gleichförmig gehaltenen Songs. Das wäre dann auch der Kritikpunkt am Album: alle Titel stampfen im Midtempo und sabbath'scher Schwere vor sich hin, einen flotten Ausreißer, wie man sie auf den als Referenz benannten Sabbath-Alben findet ("Jerusalem", "Heaven in Black", "When Death calls") fehlen hier in Gänze. Somit "zwingt" die Band eigentlich zum konzentrierten Zuhören, weil eben die genannte Abwechslung einerseits ausbleibt, andererseits aber JEDER Song für sich viel zu liebevoll ausgearbeitet ist, um sich nicht mit ihm zu beschäftigen.

Mein persönliches Highlight ist neben dem Opener und dem eingangs erwähnten "Ship of Doom" außerdem "Unbearable Sorrow" - - ich liebe dieses schwere, eher einfach gehaltene Riff im Songaufbau am Anfang - denn hier treiben die Schweden ihre Form des Songwritings auf den Höhepunkt. Grundsätzlich ist es allerdings schwierig, bei dem durchweg hochkarätigen Material einen Song hervorzuheben, man spürt bei jedem Stück, wie viel Detailverliebtheit hier in das Songwriting gesteckt wurde. Allein die Gitarren sind hier unglaublich vielseitig mit zahlreichen Leads und Soli vertreten, die einfach perfekt in die kleinen Gesamtkunstwerke eingebettet werden.

Kurzum: es dürfte schwierig sein, innerhalb dieses Genres ein besseres Album zu machen. Lediglich das bereits angesprochene, durchgängige Tempo kann auf Albumdauer ein wenig ermüden. Schön, dass es auch heutzutage noch solche Musik gibt. Für den Nachfolger würde ich persönlich mir nur eines wünschen: 1, 2 Songs, die die Epik ein wenig aufbrechen und das Gaspedal mal ein wenig durchtreten, ansonsten: eine Hammerscheibe!
 
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...und damit es mal ein wenig flotter wird:

chroming_rose-pressure_a.jpg

Wie viele seinerzeit eher klassisch ausgerichtete Bands "modernisierten" auch Chroming Rose ihren auf den Vorgängeralben eher helloweenlastigen Sound zugunsten einer Art Frischzellenkur: weniger Tralllala, mehr US-Metal-Prägung hieß das Rezept auf "Pressure" - und es funktionierte phantastisch!

Bereits der Opener "Under Pressure" stampft mächtig heavy aus den Boxen und weckt Assoziationen an Metal Church, mit "Skyline of the World" (mächtig schnell!) geht es eher in Richtung Vicious Rumors statt sich an den Erfolgstaten der Kürbisse zu orientieren. Erstaunlich gut integriert werden im Zuge der Neuausrichtung die dennoch "teutonischen" Zutaten, die sich im erwähnten "Skyline..." durchaus noch bemerkbar machen.

"The Snake" fällt ein wenig aus dem Rahmen und erinnert in Sachen Chorus ein wenig überdeutlich an das ebenfalls um die zeitliche Kante erschienene "Games People Play" Werk von Pink Cream 69. Überhaupt wirkt "Pressure" wie eine härtere Variante des genannten Albums der Karlsruher, strahlt aber aufgrund des sehr giftigen Gesangs von Gerd Salewski und des schön schneidenden Gitarrensounds genug eigene Identität aus.

Das Erstaunliche an "Pressure" ist, dass es der Band gelungen ist, einen Haufen erstklassiger Metal-Hymnen zu basteln, die ohne Peinlichkeiten, dafür aber mit hohem Ohrwurmfaktor und Wiedererkennungswert glänznen: "Under Pressure", "Metamorphic Dreamer", "They want more" - und natürlich "They will always find a Reason", alle Songs eint ein Chorus mit hohem Wiedererkennungswert, die Songs dürften im Livekontext bestens funktionieren.

Für die heutige Zeit , in der "Retro" en Vogue ist, wäre ein Album im "Pressure"-Sound eigentlich mal eine wohlwollende Abwechslung, denn in dieser Form wurde "klassischer" Metal dann doch eher weniger weiter entwickelt. Somit eignet sich "Pressure" sowohl für den qualitätsbewußten Traditionalisten als auch für den Metaller, der gerne mal ein wenig über den Tellerrand schaut. Schön auch die Tatsache, dass "Pressure" in Sachen Härtegrad im Vergleich zu seinen Vorgängern trotz "Soundmodernisierung" keine Abstriche macht, auch, wenn das Grundtempo der Songs auf Albumlänge ein wenig reduziert wurde: weg vom Speed/Heavymetal in Richtung Midtempo. Abschließend bliebe zu erwähnen, dass die Produktion von Flemming Rasmussen dem Sound von "Pressure" spürbar gut tut.
 
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Eine eher bürolastige Woche neigt sich dem Ende zu. Angefixt durch @CimmerianKodex gibt es jetzt:

Anhang anzeigen 181973

Schöner, schwerer "old-schooliger" Metal, als Referenz wären da mal Werke von Dio/"Rainbow"-Dio"/"Sabbath-Dio" zu nennen, außerdem erinnert mich die Mucke aber auch sehr an eine härtere Variante der Black-Sabbath-Alben mit Tony Martin, zumal auch die Gesangslinien sehr nach Letzterem klingen - Klugscheißer indes dürften nun anführen, dass die Gesangslinien von Dio und Tony Martin zu Sabbath-Zeiten nun auch recht ähnlich waren ;-).

Als "alter Sack" tue ich mich ja grundsätzlich mit neuem Stoff erstmal etwas schwer, allerdings machen es einem Sorcerer doch eher einfach: Der schön stampfende, und mit einem feinen Refrain ausgestattete Opener "Sirens" überzeugt schon einmal. es folgt mit "Ship of Doom" ein schönes, ebenfalls im Midtempo gehaltenes und mit Tony-Iommi-Gedächtnisriff garniertes Metal-Epos - und so setzt es sich im Grunde durch das ganze Album fort.

Hört man "The Crowning of the Fire King" nur so nebenher, so entgehen einem zahlreiche Feinheiten innerhalb der vom Tempo her doch recht gleichförmig gehaltenen Songs. Das wäre dann auch der Kritikpunkt am Album: alle Titel stampfen im Midtempo und sabbath'scher Schwere vor sich hin, einen flotten Ausreißer, wie man sie auf den als Referenz benannten Sabbath-Alben findet ("Jerusalem", "Heaven in Black", "When Death calls") fehlen hier in Gänze. Somit "zwingt" die Band eigentlich zum konzentrierten Zuhören, weil eben die genannte Abwechslung einerseits ausbleibt, andererseits aber JEDER Song für sich viel zu liebevoll ausgearbeitet ist, um sich nicht mit ihm zu beschäftigen.

Mein persönliches Highlight ist neben dem Opener und dem eingangs erwähnten "Ship of Doom" außerdem "Unbearable Sorrow" - - ich liebe dieses schwere, eher einfach gehaltene Riff im Songaufbau am Anfang - denn hier treiben die Schweden ihre Form des Songwritings auf den Höhepunkt. Grundsätzlich ist es allerdings schwierig, bei dem durchweg hochkarätigen Material einen Song hervorzuheben, man spürt bei jedem Stück, wie viel Detailverliebtheit hier in das Songwriting gesteckt wurde. Allein die Gitarren sind hier unglaublich vielseitig mit zahlreichen Leads und Soli vertreten, die einfach perfekt in die kleinen Gesamtkunstwerke eingebettet werden.

Kurzum: es dürfte schwierig sein, innerhalb dieses Genres ein besseres Album zu machen. Lediglich das bereits angesprochene, durchgängige Tempo kann auf Albumdauer ein wenig ermüden. Schön, dass es auch heutzutage noch solche Musik gibt. Für den Nachfolger würde ich persönlich mir nur eines wünschen: 1, 2 Songs, die die Epik ein wenig aufbrechen und das Gaspedal mal ein wenig durchtreten, ansonsten: eine Hammerscheibe!


Hast Du inzwischen den direkten Vorgänger "In the Shadow of the Inverted Cross" Dein Ohr geliehen?
Die gefällt mir noch um einiges mehr als "TCotFK"
 
Ein wenig Livefeeling mit:

Threshold-Concert-in-Paris.jpg

Neben den regulären Thresh-Livealben "European Journey" (mit Damian) und "Critical Energy" (mit Mac) und der EP "Livedelica" (mit Glynn) gibt es noch 2 halboffizielle Live-Veröffentlichungen in Form von "Surface to Stage" - und eben "Concert in Paris". Letzteres wurde auf der "Hypothetical"-Tour mitgeschnitten, schön roh belassen und stellt somit ein tolles Zeitdokument für Threshold zur damaligen Phase dar.

Die Clubs waren seinerzeit noch nicht so gut gefüllt, Threshold waren zu Beginn der 0er Jahre noch mehr eine Band zum Anfassen als sie es heute ohnehin noch sind. Neben den Langzeitt-Protagonisten Karl Groom (guit) und Richard West (Keys) bestand die Besetzung außerdem aus Jon Jeary am Bass und Nick Midson an der 2. Gitarre, Joanne James war noch "der Neue" an den Drums.

Die Setlist beinhaltet aus heutiger Sicht eine Vielzahl an Klassikeren: "Long Way Home"(Hammerversion!), "Light and Space", "Devoted" (um Längen druckvoller und härter als die Studioversion, außerdem mit perfekten zusätzlichen Drumfills von Joanne James) und natürlich das unverwüstliche "Paradox". Dazu kommt eine absolute Gänsehautversion von "Change" - diese Band weiß nicht nur, wie man Balladen schreibt, sie verfügt auch über die Eigenschaft, diese perfekt auf einer Bühne umzusetzen. Grooms schweres Riffing verhindert jegliches Abdriften in Kitschregionen. Wäre mal wieder ein echter Anwärter zum Spielen auf der kommenden Tour. Nicht unerwähnt lassen sollte man außerdem, die absolut oberamtliche Liveversion von "The Ravages of Time" - leider auch nie auf einer regulären Thresh-Livescheibe vertreten. Allein das Drumming: Joanne James verpasst Dir mit jedem Punch derart einen in die Fresse, dass es fast schon physisch schmerzt - heavy auf einer völlig anderen Ebene ;-).

Threshold spielen (selbstverständlich!) weitesgehend fehlerfrei und sind mit Spaß und Enthusiasmus bei der Sache, Mac ist bestens bei Stimme und ganz offensichtlich auch noch äußerst motiviert.

Kurzum: ein schöner und sehr authentischer Auftritt meiner Lieblingsbriten, der überdies (leider) unterstreicht, wie essenziell eine 2. Gitarre für den Threshold-Sound ist.
 
Frankokanadischer Progmetal mit:

SouthernCross-Downbelow.jpg

Es gibt Musikrichtungen, denen kann man nicht mehr wirklich viel Neues hinzufügen. Abgesehen davon, dass dies von Jahr zu Jahr für mehr Sparten gilt bleibt die Erkenntnis: innerhalb dieser Sparten lässt sich dennoch gutes Songmaterial basteln.

Über "Southern Cross" bin ich mal gestolpert, weil ich ich in der Schnittmenge US-Metal/Progressive-Metal eine "neue" Band suchte. Ist nun auch schon gute 9 (!) Jahre her in diesem Fall.

Seinerzeit über JFK bezogen habe ich die CD zunächst nur so 1, 2 x aufgelegt, ohne ihr die nötige Aufmerksamkeit zu gönnen. Mittlerweile hat man aber auf dem PC ein musikalisches Paralleluniversum gegründet, auf dem sich eben auch jenes Album befindet. "Southern Cross" spielen im Wesentlichen klassischen US-Progmetal, wobei die Betonung auf "Metal" liegt. Man legt hierbei keinen Wert auf Überlänge (diese beginnt für mich in dieser Sparte ab 7 Minuten ;-)), sondern offenbar darauf, dass es knallt - und auf durchaus griffige Refrains.

Die Basis von "Southern Cross" ist demzufolge eher klassischer US-Metal in der Tradition von Metal Church, Armored Saint und Konsorten, in Sachen Progressive Metal ähnlicher Prägung würde ich eher Symphony X als Dream Theater zum Vergleich heranziehen. Als Anspieltipp sei benannt:


Das Album lässt sich aufgrund der sich in Grenzen haltenden Frickelei auch wunderbar nebenher hören. Man geht nicht allzu verkopft zu Werke, trotzdem ist die Virtosität der Instrumentalisten allgegenwärtig, der Gesang ist angenehm, wenn auch nicht übermäßig eigenständig, bisweilen werden auch schon mal Growls eingestreut.

Kurzum: für Freunde von US-Metal mit progressivem Einschlag ein kleiner Geheimtipp. Denke, hätte es das DF schon anno 2009 gegeben, dann hätte es gut ins "Beuteschema" gepasst.
 
Wow, du legst ja hier ein ganz schönes Tempo vor:) Die Brave New World von Maiden finde ich auch super, meiner Meinung nach die Beste seit Seventh Son..., ich mag sogar The Nomad;)
Ansonsten werde ich mich glaub ich mal definitiv näher mit Sorcerer beschäftigen...
 
Nix wie Bürokram heute - Zeit, dabei ein wenig Musik aufzulegen:

Saxon-SolidBallofRock.jpg

"Solid Ball of Rock" war mein Einstieg in den Saxon-Kosmos - beileibe nicht der schlechteste Eingang in die Welt von Biff und seinen Angelsachsen.

Über die Ausrichtung von Saxon große Worte zu verlieren wäre sicherlich an dieser Stelle absolut überflüssig: die wohl neben Priest und Maiden wichtigste Band aus dem Vereinigten Königreich spielt schlicht und ergreifend Metal britischer Prägung - und "Solid Ball of Rock" bietet alle wesentlichen Trademarks der Band.

Für mich persönlich ist einer "Solid..." ein Klassiker in der Discographie: Der Opener "Solid Ball of Rock" längst ein Klassiker, "Altar of the Gods" ein schneller Rocker, mit "Requiem" folgt eine Hymne an alle verstorbenen Rockstars (ja, von denen gab es auch anno 1990 schon eine Menge), wunderbar getragen, noch heute oft im Liverepertoire zu finden. "Lights in the Sky" zieht das Tempo wieder an und galoppiert in bester Britmetal (wow! Gibt es den Begriff schon?) nach vorn, wirkt ein wenig, wie ein aufpoliertes Überbleibsel des Vorgängeralbums "Destiny". "I just can't get enough" ist nochmals eine Hymne in bester Saxon-Tradition, hier scheint die Vorliebe der Band für 60er Jahre Rocksounds im härteren Gewand durch. "Baptism of Fire" lehnt sich ein wenig an kürzeren Tracks der eisernen Jungfrauen an, "Ain't gonna take it" stampft eher ein wenig unspektakulär durch die Gegend: wenn es einen Filler auf "Solid..." gibt, dann ist dieser Song am ehesten ein Anwärter auf diesen Titel. "I'm on Fire" ist dann - ähnlich wie "I just can't get enough" nochmals eine Verbeugung vor den Sounds der 60er in härterem Gewand, im Übrigen kann man sich hier auch vorstellen, dass der Song in leicht anderem Arrangement von AC/DC kommen könnte. "Refugee" mit seinem Opening Part "Overture in B-Minor" ist dann Saxon-Epik pur im Balladengewand: auch, wenn Biff & Co. sicherlich in diesem Bereich noch bessere Referenzen geglückt sind, so zählt "Refugee" doch zu den klar repräsentativ guten Songs dieser Machart. Mit "Bavarian Rhapsody" darf sich Nibbs Carter etwas mehr als 1 Minute am Bass austoben, ehe eben jenes Solo in den Rausschmeißer "Crash Drive", einen typischen Saxon-Rocker überleitet.

"Solid Ball of Rock" bietet alles, was Saxon ausmacht: starkes Songwriting, die (nahezu) gesamte Bandbreite des bandeigenen Sounds, Epik, Stampfendes und Rockiges bis Metallisches. Ein Metalalbum, wie es sein sollte.
 
Nix wie Bürokram heute - Zeit, dabei ein wenig Musik aufzulegen:

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"Solid Ball of Rock" war mein Einstieg in den Saxon-Kosmos - beileibe nicht der schlechteste Eingang in die Welt von Biff und seinen Angelsachsen.

Über die Ausrichtung von Saxon große Worte zu verlieren wäre sicherlich an dieser Stelle absolut überflüssig: die wohl neben Priest und Maiden wichtigste Band aus dem Vereinigten Königreich spielt schlicht und ergreifend Metal britischer Prägung - und "Solid Ball of Rock" bietet alle wesentlichen Trademarks der Band.

Für mich persönlich ist einer "Solid..." ein Klassiker in der Discographie: Der Opener "Solid Ball of Rock" längst ein Klassiker, "Altar of the Gods" ein schneller Rocker, mit "Requiem" folgt eine Hymne an alle verstorbenen Rockstars (ja, von denen gab es auch anno 1990 schon eine Menge), wunderbar getragen, noch heute oft im Liverepertoire zu finden. "Lights in the Sky" zieht das Tempo wieder an und galoppiert in bester Britmetal (wow! Gibt es den Begriff schon?) nach vorn, wirkt ein wenig, wie ein aufpoliertes Überbleibsel des Vorgängeralbums "Destiny". "I just can't get enough" ist nochmals eine Hymne in bester Saxon-Tradition, hier scheint die Vorliebe der Band für 60er Jahre Rocksounds im härteren Gewand durch. "Baptism of Fire" lehnt sich ein wenig an kürzeren Tracks der eisernen Jungfrauen an, "Ain't gonna take it" stampft eher ein wenig unspektakulär durch die Gegend: wenn es einen Filler auf "Solid..." gibt, dann ist dieser Song am ehesten ein Anwärter auf diesen Titel. "I'm on Fire" ist dann - ähnlich wie "I just can't get enough" nochmals eine Verbeugung vor den Sounds der 60er in härterem Gewand, im Übrigen kann man sich hier auch vorstellen, dass der Song in leicht anderem Arrangement von AC/DC kommen könnte. "Refugee" mit seinem Opening Part "Overture in B-Minor" ist dann Saxon-Epik pur im Balladengewand: auch, wenn Biff & Co. sicherlich in diesem Bereich noch bessere Referenzen geglückt sind, so zählt "Refugee" doch zu den klar repräsentativ guten Songs dieser Machart. Mit "Bavarian Rhapsody" darf sich Nibbs Carter etwas mehr als 1 Minute am Bass austoben, ehe eben jenes Solo in den Rausschmeißer "Crash Drive", einen typischen Saxon-Rocker überleitet.

"Solid Ball of Rock" bietet alles, was Saxon ausmacht: starkes Songwriting, die (nahezu) gesamte Bandbreite des bandeigenen Sounds, Epik, Stampfendes und Rockiges bis Metallisches. Ein Metalalbum, wie es sein sollte.
Auch wenn ich damit alleine bin: bestes Saxon-Album ever!!!
 
Machen wir noch einen mit:

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Ein Intro direkt aus der Hölle: "The Gates of Hell" eröffnet instrumental mystisch um dann in einen der besten späten Sabbath-Tracks zu münden: "Headless Cross"! Was für eine Stück Musik! Schwer, schleppend, der Bass pumpt, das Schlagzeug ebenso einfach wie effektiv, Iommis geniales und für ihn ach-so-typisches Riffing - dazu der Gesang von Tony Martin, der neben Dio wohl "kompletteste" Sänger den Sabbath je zu bieten hatten - Ozzykult hin, Ozzykult her.

"Devil and Daughter" legt einen Zahn zu, die Keyboards von Geoff Nicholls untermalen hier ein wenig im Spätachtziger Style, ohne, dass das Ganze in irgendeiner Form in Richtung AOR ausartet: zu düster bleibt die Grundfarbe des Songs.

"When Death calls" - einer meiner persönlichen Alltime-Faves. Schwere Epik pur, eingangs scheint es ein wenig, als setze man hier "Headless Cross" einfach fort. Doch "When..." entwickelt sich vom balladesken Stampfer hin zu einem wahren Hardrockmonster: nach etwa dreineinhalb Minuten knallt es los, die Geschwindigkeit wird angezogen, diese gesungene Bridge! Was für eine Blaupause für alle Doomer, die sich später - ob nun härter oder sanfter - an dieser Ausrichtung orientiert haben. Über allem dann noch das wahnsinnige Gastgitarrensolo von Brian May, sofort unverkennbar - besser geht einfach nicht!

"Kill in the Spirt World" eröffnet sozusagen die B-Seite und löst das auf Seite A gegebene Versprechen auf ein Jahrhundertalbum zunächst nur teilweise ein: Der Strophenpart scheint zu sehr in Richtung damaligem US-Markt konzipiert. Chorus und Mittelteil, sowie ein tolles Solo des Meisters holen das Ding dann aber locker aus dem Mittelmaß. Dennoch: nicht mehr so zwingend wie Seite A, um im Muster zu bleiben, aber dennoch sehr stark.

"Call of the Wild" erinnert vom Eingangsriff tatsächlich ein wenig an Magnums "Pray for the Day". Beachtet man, dass beide genannten Songs zur mehr oder minder gleichen Zeit entstanden sind, dann ist das schon ein erstaunlicher Zufall, geklaut hat man hier sicherlich nicht - weder der Herr Iommi, noch der Herr Clarkin. Auch löst sich diese Parallele schnell auf, entwickeln sich doch beide Songs in völlig unterschiedliche Richtungen. Trotz netter Keyboardspielereien von Nicholls bleibt aber "Call of the Wild" doch auch nicht unbedingt ein Highlight des Albums. Es plätschert ein wenig vor sich hin.

Mit "Black Moon" biegt das Album auf die Zielgerade ab: netter Midtempoeinstieg - und so bleibt es auch. Grundsätzlich flotter als der "Standard"-Sabbath-Sound, aber leider nicht zwingend. Ein wenig beliebig.

Der Rausschmeißer "Nightwing" ist dann noch einmal großes Iommi-Kino: irgendwo zwischen balladesk und episch, kein zweites "Headless Cross" und natürlich auch kein zweites "When Death calls", aber solide.

Sagen wir so: wäre der Band nicht ab "Call of the Wild" ein wenig die Luft ausgegangen, "Headless Cross" wäre ein heißer Anwärter auf einen "echten" Überklassiker. Dennoch rettet die hohe Qualität aller beteiligten Musiker (Cozy Powell, Geoff Nicholls ) selbst die "Lowlights" der B-Seite recht souverän durchs Ziel, um mit "Nightwing" noch einmal wirklich versöhnlich zu stimmen. Manchmal male ich mir aus, wie das Werk in Summe mit einem Dio an den Vocals und mit einer Martin-Birch-Produktion geklungen hätte...
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit viel Vorfreude auf die Reunion:

Conception-Flow.jpg

Was für ein gottverdammt GEILES Album! Wer grundsätzlich Krach in seiner Musik benötigt, der wird bei diesem Kleinod sicher nicht fündig werden - wer aber auf Melodie und Emotion steht, dem kann fast nichts Besseres passieren, als das letzte offiziell veröffentlichte Conception-Album!

"Flow" ist im weitesten Sinne Progressive-Rock. Die Entwicklung der Band weg von den metallisch, ja teils gar thrashigen Wurzeln ist hier in vollem Umfang spürbar: Khan, Tore Ostby und seine Mitstreiter setzten auf starke Melodien und spielen ihre Stärken hier auf ganzer Ebene aus - und die lauten: virtuoses Gitarrenspiel (Ostby) und perfekt inszenierter Gänsehautgesang (nein, selbst in den besten Kamelot-Momenten hat Khan dieses Niveau nie wieder abrufen - dürfen (?)). Allein der Opener "Gethsemane" mit seiner Mischung aus Leichtigkeit, verpackt in ein vertracktes Riffing, das sich durch den kompletten Song zieht, dazu diese Stimme - unwiderstehlich!

Weiter geht es mit "Angel (Come walk with me)": wieder so ein dezent-progressives Hardrockjuwel mit tollem Chorus und Khans unverwechselbarem Gesang, mit "A virtual Lovestory" folgt ein weiteres, etwas mehr vom Bassriffing getragenes Werk, wobei die Vocals im Chorus verzerrt werden, was aber absolut in den Songkontext passt, speziell, wenn man den Text berücksichtigt: hier darf etwas "Moderne" einfließen.

"Flow" ist etwas für heruntergekurbelte Fensterscheiben an einem lauen Sommerabend: unglaublich, wie die Leichtigkeit des Stücks sich trägt, ein unwiderstehlicher Chorus, der perfekt eingebaut ist. Und dann ist es da, das absolute Highlight der Platte, eine Sternstunde des melodischen Progs, ach, welches Superlativ fällt mir da nicht noch für "Cry" ein: Eine Ballade, die ihresgleichen sucht, der Schmerz in den überaus schön formulierten Lyrics ist förmlich greifbar. Zum Ende hin bahnt sich dann ein schnellerer Part seinen Weg und vollendet eines der schönsten je geschriebenen Lieder dieser Erde.

"Reach out" ist kalt und technisch gehalten, mit Loops verziert und ein Experiment im Kontext der Platte. Warum kling das Ding trotzdem nach Conception? Einfach: Ostbys Gitarrenarbeit! So kann man den in diesem Stück in den Strophen eher unspektakulären Gesang von Khan gern verzeihen, auch entschuldigt der eingängige Chorus ein Vielfaches.

Mit "Tell me when I'm gone" lebt erneut von der unglaublich facettenreichen Gitarrenarbeit Ostbys - im Grunde kann man diesen Satz für jedes Stück auf "Flow" anwenden. "Hold on" wurde überdies von irgendeinem Scherzkeks über YT sogar unlängst als neuer Kahn-Solo-Song "verkauft", was natürlich völliger Blödsinn ist. Als reinrassige Ballade mit minimalistischen Stilmitteln in Szene gesetzt ist "Hold on" eine tolle Ballade, die ein wenig an "Dust in the Wind" erinnert, wenn auch eine gänzlich andere Thematik behandelt wird. Fernab jeglicher Reißbrettdramatik für Hardrockballaden trägt die wunderbare Stimme von Khan einen weiteren emotionalen Höhepunkt von "Flow".

"Cardinal Sin" setzt die "anmordernisierte" Hardrockvariante des gesamten Albums inclusive einem überaus genialen Refrain fort, ehe "Would it be the Same" tatsächlich sehr nach "klassischen" Conception im Sinne der Vorgängeralben tönt.

In wie weit eine Neuausrichtung mit "Flow" wirklich angepeilt war ist eine für mich offene Frage. Dass dabei ein unglaublich intensives, mit ungewöhnlichen Ohrwürmern und Gänsehautmomenten gespicktes Hardrockalbum mit progressivem Einschlag entstanden ist steht für mich demgegenüber völlig außer Frage. Ganz, ganz, GANZ großes Songwritingkino einer stets völlig unterschätzen Band. Welcome back - ich hoffe, auch live!
 
Sehr schöne Reviews mal wieder Herr @RageXX :)
Und dazu zwei Klassiker denen ich beiden 9,5 Punkte geben würde.
Schade das es diese Werke nur noch schwer auf CD zu erwerben gibt.
Da würde sich ein Re-Release geradezu anbieten.

Da mir Kamelot mittlerweile mit ihrem gescihtslosen Plastiksound völlig am A...vorbei gehen, freue ich mich sehr über die Conception Reunion!
 
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