Aufgelegt!

Und dazu zwei Klassiker denen ich beiden 9,5 Punkte geben würde.
Schade das es diese Werke nur noch schwer auf CD zu erwerben gibt.
Da würde sich ein Re-Release geradezu anbieten.

Hm....ich tippe bei Deinen beiden 9,5ern auf Conception und Sabbath - liege ich richtig? Die Conception ist wirklich nicht mehr so ganz einfach zu bekommen, aber Saxon und Sabbath sollten doch noch problemlos zu ergattern sein...allerdings verfolge ich das auch nicht immer so.

Da mir Kamelot mittlerweile mit ihrem gescihtslosen Plastiksound völlig am A...vorbei gehen, freue ich mich sehr über die Conception Reunion!

Einer der sinnvollsten aller Reunions!! :jubel:. Was Kamelot betrifft geht es mir ähnlich, obwohl der Plastiksound hier immerhin noch durch einen sehr guten Gesang unterstützt wird. Dennoch: leider austauschbar, das neue Stück haut mich nicht so wirklich vom Hocker (Reißbrettsound irgendwie....), denke, genau wie "Haven" wird diese CD höchstens aus einer Laune heraus mal in meiner Sammlung landen, wenn es die zum Midprice geben sollte.
 
Und noch einer:

VandenPlas-ColourTemple.jpg

Das Debut der Pfälzer Proggies tönt in der Tat (auch) ein wenig nach Dream Theater: speziell "Soul Survives" weißt doch eine immense Artverwandschaft zu "Surrounded" auf. Grundsätzlich aber zieht sich ein Kopieren des Traumtheaters aber gottlob nicht durch das ganze Album - ganz im Gegenteil: "Colour Temple" ist eher im Metal beheimatet und webt progressive und orchestrale Einflüsse geschickt in den Gesamtsound ein.

Dabei rausgekommen ist ein reinrassiges 10-Punkte-Album - Punkt. "Father" (mit einem sehr netten, spannungsgeladenen Intro versehen) ist genau wie "Push" eher reinrassiger Metal mit großen Melodiebögen und harten Gitarren, die progressiven Zutaten sind hier reine Klangtupfer. "When the Wind blows" ist eher epischer Natur, vom Grundaufbau eher eine klassische Metal-Halbballade, toller Chorus, schöner Spannungsbogen im Songaufbau. "My Crying" bedient den kompakten Progrock/Metalbereich, auch hier ist wieder ein toller Refrain am Start. Das bereits erwähnte "Soul survives" ist großes Kino und tatsächlich eine Art Schwestersong von DT's "Surrounded": Gänsehaut garantiert. Hier passt dann tatsächlich der Begriff "Progmetal". "Anytime" ist die reinrassige Ballade des Albums, rund 7 Minuten lang und wirklich perfekt in Szene gesetzt, incl. "leidendem" Gitarrensolo. Bei "Judas" fällt einem aufgrund des Titels irgendwie spontan Helloween ein - und so weit ist man da tatsächlich auch gar nicht weg. Ein recht geradlinieger Uptempo-Metal-Song mit großartigem Refrain. In eine ähnliche Kerbe haut dann auch noch einmal "Back to me", ehe "How many Tears" (ja, von den Songtiteln her schon wieder eine Parallele zu Helloween...) noch einmal tatsächlich im ganz großen Stile tatsächlich Progmetal auf Halbballadenbasis bietet. Hier kann man sich einer Gänsehaut tatsächlich nicht entziehen, wer das Stück mal live miterlebt hat, der weiß, was ich hier meine. Allein der Gesang ist hier absolut überirdisch.

Vanden Plas bauen im Farbtempel auf Nachvollziehbarkeit, allen instrumentalen und gesanglichen Fähigkeiten zum Trotz. Das Können der Musiker ordnet sich dem Song unter, Breaks werden sinnvoll gesetzt, übermäßige Frickeleien spart man sich aus. Selbst die eher progmetallischen Longtracks (gleichermaßen die Highlights eines Albums, das in sich ein Highlight ist) leben eher von Aufbau und Atmosphäre als von übermäßigen instrumentalen Kabinettstückchen. Der Gesang von Andy Kuntz passt zum Bandsound, wirkt allerdings - wenn man hier irgendein Haar in der Suppe finden möchte - stellenweise ein wenig zu sehr um Höhenlagen bemüht. Das ist allerdings Mäkeln auf hohem Niveau.

Ich liebe diese Platte und würde mir wünschen, dass man sich im Hause VP nach den letzten beiden, doch sehr "ambitionierten" Alben zurückbesinnt auf die eher geradlinige und weniger überladene Version von Vanden Plas - denn das die Jungs Songs jenseits musicalorientiertem Prog schreiben können, das haben sie nicht nur mit "Colour Temple" unter Beweis gestellt.
 
Für den frühen Nachmittag und den x-ten Kampf mit der Excel-Liste:

Eloy-Colours.jpg

Die Eröffnung eines Albums mit sakralen Kirchgengesängen ist nicht unbedingt passend für jede Musikrichtung - zu Eloy passt es.

"Colours", ebenso eröffnet, stellt für Hardliner die letzte "wirklich" große Scheibe im Schaffen von Frank Bornemann und Co. dar. Wohl auch, weil (zunächst) letztmalig "wirkliche" Longtracks mit Krautrockcharakter und psychedelischen Elementen am Start waren. So mündet der angesprochene, "Horizons" betitelte Choral in "Illuminations", einem typischen Eloy-Track, der alle Elemente dieser Band in sich vereint: die spacig-krautrockigen Keys, die typischen Songaufbauten, in denen die Gitarre zunächst eine eher untergeordnete, dann aber eine durchaus dezent prägende Rolle einnimmt. "Giant" hüpft zeitlich auch noch einmal locker über die 6 Minuten-Hürde und macht sich garantiert prima auf einer Freiluftbühne. "Impressions" beweist, dass das Grundkonzept des Eloy-Sounds auch in nur knappen Dreiminütern funktioniert, ehe mit "Child Migration" (mit einer Spielzeit von 7:20 Minuten der längste Song des Albums) wieder ausufernder gerockt wird. Auffällig ist hier, dass Bornemann erstmals eher scharf schneidende, hardrockige Gitarrenriffs zum Einsatz bringt. Für mich der Höhepunkt auf "Colours".

"Gallery" ist wieder sehr kompakt gehalten und atmet Krautrock, ein wenig kann man an der Anlage dieses Stückes (mit schön spacigem Keyboard) erahnen, wo sich Herr Lucassen später bei seinen Ayreon-Werken bedient hat. Das folgende "Silhouette" indes wirkt mit seinem fast schon klassisch inszenierten Keyboardintro im Piano-Stil ein wenig wie ein Überbleibsel des SAGA-Debuts. Ab gut 1:30 ist dann aber klar: hier sind Eloy am Werk. Dennoch erlauben sich Bornemann & Co. hier, die pianogeführte Linie zum Ende des Stückes noch einmal einfließen zu lassen, was dem Werk denkbar gut zu Gesicht steht. Überhaupt halte ich "Silhouette" für einen unterschätzten Klassiker im Fundus der deutschen Urgesteine.

"Sunset" dürften Faith no More auch mal gut angehört haben, erinnert der Beginn doch frappierend an deren "Zombie Eaters" Beginn - allerdings führen Eloy natürlich den Song eher in ihrer ureigenen Art und Weise weiter. Ein schönes und ruhiges Instrumental, das irgendwie prima als Untermalung in einen Captain-Future-Soundtrack gepasst hätte - so weit das auch hergeholt sein mag. Eben jenes "Sunset" bildet auch den offiziellen Abschluss von Colours.

Die bei mir laufende Re-Release-Version fährt mit "Wings of Vision" (hat erstaunlicherweise über die gesamte Spieldauer einen recht markanten "SAGA"-Touch) und "Silhouette" im Single Edit noch 2 Bonustracks auf. Ist "Wings of Vision" durchaus ein willkommener Farbtupfer, so ist es eigentlich ein Verbrechen, einen Longtrack zu kastrieren - so gesehen eben bei "Silhouette".

Über den Stil von Eloy im Gesamten und den recht deutschakzentlastigen und eher einsilbigen Gesangsstil von Frank Bornemann kann und wird man auch in vielen Jahren noch gerne und trefflich streiten. Wer sich damit anfreundet erhält im Falle von "Colours" ein schönes und abwechslungsreiches Krautrockalbum, das einfach Spaß macht. Macht man sich die Mühe, ein wenig einzutauchen, dann sind mit "Child Migration", "Silhouette", "Gallery" und auch "Illuminations" in jedem Fall 4 Stücke am Start, die ein wunderbares Fenster in eine musikalische Parallelwelt öffnen.
 
Abendschichtbeginn mit:

Arena-Visitor.jpg

Was soll man zu "The Visitor" noch so sagen? Ein Meisterwerk an Konzeptalbum! Unglaublich, dass die Platte nunmehr schon 20 Jahre auf dem Buckel hat und zum Jubiläum in Kürze von ARENA noch einmal komplett aufgeführt wird.

Das primär von Clive Nolan erdachte Konzept über eine Nahtoderfahrung in 14 Songs wirkt auch heute noch in sich völlig schlüssig - und die Songs ziehen einen wunderbar roten Faden durch das Album.

Bereits bei "A crack in the Ice" kann man die Bedrohlichkeit der Situation fühlen, in einen zugefrorenen See einzubrechen. Was dann folgt ist eine Reise durch die "Nahtodwelt" des Protagonisten. Alle Songs auf dem Album strahlen demzufolge eine teils bittersüße, teils bedrohliche, teils melancholische - nur eben keine pur fröhliche Stimmung aus. Ähnlich wie auch Fates Warnings "Pleasant Shade of Grey" sollte man daher an den "Besucher" auch eher so herangehen, dass man das ganze Album eher als einen Song, unterteilt in verschiendene Kapitel, interpretiert. So verbinden dann auch immer kürze Instrumentals oder nur Songsequenzen ("Elea", "Blood red Room", "Serenity") die einzelnen Stücke zu einem Ganzen. Dennoch funktionieren natürlich losgelöst aus diesem Gesamtkontext auch einzelne Songs hervorragend: sei es der bereits angesprochene Opener, das gigantische "The hanging Tree" (nein, solch eine Traurigkeit kann der düsterste Doom-Metal kaum erzeugen...), das brillante "Tears in the Rain" und natürlich der als Rausschmeißer fungierende Titeltrack.

Die Gitarrenarbeit von John Mitchell steht hier über allem, das songdienliche Zusammenspiel mit Clive Nolan an den Keyboards ergibt ebenso ein homogenes Ganzes wie auch ein gewisses Gegeneinander: selten klang Disharmonie so harmonisch. Paul Wrightsons Gesang ist phantastisch, über den Bass von John Jowitt braucht man keine Worte zu verlieren: einer meiner heimlichen Helden am Viersaiter. In wie weit hingegen Mick Pointer der Lars Ulrich des Prog ist sei zur Debatte gestellt: auf "The Visitor" ist sein Spiel einwandfrei, auch wenn natürlich Kabinettstückchen in Form von songdienlichen Fills (wie sie beispielsweise ein Fudge Smith oder ein Joanne James zuhauf in ihr Spiel einflechten) in Gänze fehlen. Grundsätzlich notwendig sind sie aber auf diesem Album auch nicht wirklich.

Kurzum: ein moderner Klassiker des Neoprog/Progrock - wie immer man will. "Zeitlos" trifft es recht gut. Auf die Liveinterpretation anno 2018 darf man gespannt sein, zumal Bassist und Sänger vom Line-Up des Albums abweichen.
 
Abendschichtbeginn mit:

Anhang anzeigen 182943

Was soll man zu "The Visitor" noch so sagen? Ein Meisterwerk an Konzeptalbum! Unglaublich, dass die Platte nunmehr schon 20 Jahre auf dem Buckel hat und zum Jubiläum in Kürze von ARENA noch einmal komplett aufgeführt wird.

Das primär von Clive Nolan erdachte Konzept über eine Nahtoderfahrung in 14 Songs wirkt auch heute noch in sich völlig schlüssig - und die Songs ziehen einen wunderbar roten Faden durch das Album.

Bereits bei "A crack in the Ice" kann man die Bedrohlichkeit der Situation fühlen, in einen zugefrorenen See einzubrechen. Was dann folgt ist eine Reise durch die "Nahtodwelt" des Protagonisten. Alle Songs auf dem Album strahlen demzufolge eine teils bittersüße, teils bedrohliche, teils melancholische - nur eben keine pur fröhliche Stimmung aus. Ähnlich wie auch Fates Warnings "Pleasant Shade of Grey" sollte man daher an den "Besucher" auch eher so herangehen, dass man das ganze Album eher als einen Song, unterteilt in verschiendene Kapitel, interpretiert. So verbinden dann auch immer kürze Instrumentals oder nur Songsequenzen ("Elea", "Blood red Room", "Serenity") die einzelnen Stücke zu einem Ganzen. Dennoch funktionieren natürlich losgelöst aus diesem Gesamtkontext auch einzelne Songs hervorragend: sei es der bereits angesprochene Opener, das gigantische "The hanging Tree" (nein, solch eine Traurigkeit kann der düsterste Doom-Metal kaum erzeugen...), das brillante "Tears in the Rain" und natürlich der als Rausschmeißer fungierende Titeltrack.

Die Gitarrenarbeit von John Mitchell steht hier über allem, das songdienliche Zusammenspiel mit Clive Nolan an den Keyboards ergibt ebenso ein homogenes Ganzes wie auch ein gewisses Gegeneinander: selten klang Disharmonie so harmonisch. Paul Wrightsons Gesang ist phantastisch, über den Bass von John Jowitt braucht man keine Worte zu verlieren: einer meiner heimlichen Helden am Viersaiter. In wie weit hingegen Mick Pointer der Lars Ulrich des Prog ist sei zur Debatte gestellt: auf "The Visitor" ist sein Spiel einwandfrei, auch wenn natürlich Kabinettstückchen in Form von songdienlichen Fills (wie sie beispielsweise ein Fudge Smith oder ein Joanne James zuhauf in ihr Spiel einflechten) in Gänze fehlen. Grundsätzlich notwendig sind sie aber auf diesem Album auch nicht wirklich.

Kurzum: ein moderner Klassiker des Neoprog/Progrock - wie immer man will. "Zeitlos" trifft es recht gut. Auf die Liveinterpretation anno 2018 darf man gespannt sein, zumal Bassist und Sänger vom Line-Up des Albums abweichen.

Yess, alles richtig gesagt. Das Teil ist ein moderner Klassiker. Der Auftritt damals im legendären Starclub in Oberhausen hatte was von Fankurven-Atmosphäre auf dem Bökelberg!
Ich denke noch heute gerne daran zurück :).
 
Abendschichtbeginn mit:

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Was soll man zu "The Visitor" noch so sagen? Ein Meisterwerk an Konzeptalbum! Unglaublich, dass die Platte nunmehr schon 20 Jahre auf dem Buckel hat und zum Jubiläum in Kürze von ARENA noch einmal komplett aufgeführt wird.

Das primär von Clive Nolan erdachte Konzept über eine Nahtoderfahrung in 14 Songs wirkt auch heute noch in sich völlig schlüssig - und die Songs ziehen einen wunderbar roten Faden durch das Album.

Bereits bei "A crack in the Ice" kann man die Bedrohlichkeit der Situation fühlen, in einen zugefrorenen See einzubrechen. Was dann folgt ist eine Reise durch die "Nahtodwelt" des Protagonisten. Alle Songs auf dem Album strahlen demzufolge eine teils bittersüße, teils bedrohliche, teils melancholische - nur eben keine pur fröhliche Stimmung aus. Ähnlich wie auch Fates Warnings "Pleasant Shade of Grey" sollte man daher an den "Besucher" auch eher so herangehen, dass man das ganze Album eher als einen Song, unterteilt in verschiendene Kapitel, interpretiert. So verbinden dann auch immer kürze Instrumentals oder nur Songsequenzen ("Elea", "Blood red Room", "Serenity") die einzelnen Stücke zu einem Ganzen. Dennoch funktionieren natürlich losgelöst aus diesem Gesamtkontext auch einzelne Songs hervorragend: sei es der bereits angesprochene Opener, das gigantische "The hanging Tree" (nein, solch eine Traurigkeit kann der düsterste Doom-Metal kaum erzeugen...), das brillante "Tears in the Rain" und natürlich der als Rausschmeißer fungierende Titeltrack.

Die Gitarrenarbeit von John Mitchell steht hier über allem, das songdienliche Zusammenspiel mit Clive Nolan an den Keyboards ergibt ebenso ein homogenes Ganzes wie auch ein gewisses Gegeneinander: selten klang Disharmonie so harmonisch. Paul Wrightsons Gesang ist phantastisch, über den Bass von John Jowitt braucht man keine Worte zu verlieren: einer meiner heimlichen Helden am Viersaiter. In wie weit hingegen Mick Pointer der Lars Ulrich des Prog ist sei zur Debatte gestellt: auf "The Visitor" ist sein Spiel einwandfrei, auch wenn natürlich Kabinettstückchen in Form von songdienlichen Fills (wie sie beispielsweise ein Fudge Smith oder ein Joanne James zuhauf in ihr Spiel einflechten) in Gänze fehlen. Grundsätzlich notwendig sind sie aber auf diesem Album auch nicht wirklich.

Kurzum: ein moderner Klassiker des Neoprog/Progrock - wie immer man will. "Zeitlos" trifft es recht gut. Auf die Liveinterpretation anno 2018 darf man gespannt sein, zumal Bassist und Sänger vom Line-Up des Albums abweichen.

Oh, das ist auch eine Platte die ich schon seit Jahren auf meiner To-Do Liste habe. Danke fürs erinnern.

Edit: Herrliche Reviews aus einem breiten stilistischem Feld! Danke dafür! Mach unbedingt weiter! :verehr::verehr:
 
Ich liebe The Visitor, ganz großes Album! Klar die beste von Arena.
Den Re-Issue auf Vinyl muss ich mir unbedingt noch holen, allein das Cover...boah ey :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum Aufwachen für ein paar Stunden Büroarbeit am sonnigen Sonntag:

Annihilator-Remains.jpg

An diesem Album von Jeff Waters (eigentlich ist es eher eine Art Soloalbum - selbst die Drums sind gesampelt) scheiden sich die Geister, die meisten erachten es als absoluten Tiefpunkt der Discographie, zumal der Meister sich hier überdies "erdreistete", mit elektronischen Spielereien zu experimentieren.

Grundsätzlich sehe ich das in Gänze anders: "Remains" ist sicherlich kein "klassisches" Annihilator-Album im Sinne "Thrash Metal" und es ist auch sicher nicht mit den Großtaten der absoluten Frühphase vergleichbar, aber letzten Endes ist "Remains" ein frisches Statement zu einer Zeit, in der die meisten Bands des Genres auch mit stylistischen Probeläufen aktiv waren.

Macht man sich einfach mal frei von "So muss Annihilator klingen", dann bekommt man ein spannendes Album geboten. Experimentiell, ganz sicher, aber nicht wirklich schlecht: Das Opening Triple "Murder", "Sexecution" und "No Love" bietet modern angehauchten Metal der in der Tat äußerst offensichtliche Querverweise in Richtung Rammstein & Co. aufweist. Dennoch erzeugen diese Tracks eine in sich völlig eigene Atmosphäre, die auf den ersten Blick nicht zu Annhilator passen mag, losgelöst von dieser Erwartungshaltung aber erhält man feine, moderne Rockmusik.

"Never" schwächelt böse, plätschert nur so vor sich hin: im Grunde ein uninspiriertes Gedudel, irgendwie zusammengesetzt. "Human Remains" indes ist dann tatsächlich Annihilator pur in der eher Heavy-Metal-ausgerichteten Spielweise. Kein Überknaller, aber auch nicht wirklich schlecht - kurz: Durchschnitt. "Dead Wrong" erinnert ein wenig an Panteras "Walk". Hier finden sich keine elektronischen Spielereien mehr, im Wesentlichen haben wir hier "Modern Metal" - eben in Pantera-Manier. Mit "Wind" folgt eine der geilsten Halbballaden, die Waters je geschrieben hat - basta ;-). Noch heute erinnere ich mich gern daran, dass ich nach zigfachem Betteln den DJ unserer damals öfters frequentierten Metal-Disse davon überzeugen konnte, das Ding mal aufzulegen - und die Tanzfläche war voll und die Nachfrage der Besucher am DJ-Pult danach groß. "Tricks and Traps" ist typisches Annhilator-Futter: geiler, schleppender Songaufbau - und dann nichts weiter als klassischer Thrash-Metal. Auch das Ding hätte auf "Alice..." oder "Never..." stehen können. "I want" greift eher die "Set the World...."-Phase auf: Annihilator goes Priest, kam ja auf anderen Alben auch des Öfteren vor. Auch hier in Sachen "Moderne" Fehlanzeige. "Reaction": nochmal typisch Annihilator, wieder mit einer Portion Härte mehr. Das abschließende und gänzlich instrumentale "Bastiage" erinnert irgendwie an eine relaxte Version von White Zombie. Nichts Herausragendes, aber mir persönlich gefällt die Idee.

Grundsätzlich muss man natürlich den Gesang von Jeff Waters mögen, der in sich natürlich eher limitiert ist. Andererseits muss man auch die Gitarrenarbeit von Jeff Waters mögen - ich persönlich bin ein Riesenfan davon. Was bleibt dann am Ende? Ein etwas "anderes" Annihilator-Album, das meiner Meinung nach um einige Längen besser ist als sein Ruf und speziell im Mittelteil mit den genannten "Wind" und "Tricks and Traps" gar zwei echte Highlights der Bandbio auffährt, die auf jeder Best-of eine gute Figur machen würden. Selbstverständlich ist "Remains" weit von einem Klassikerstatus entfernt, wer sich aber in Ruhe auf das Album einlässt, der findet eine erstaunlich stilistische Vielfalt vor, die man ansonsten auf keinem Annihilator-Album findet.
 
Etwas epischer in den Tag mit:

Savatage-WakeofMagellan.jpg

Savatage haben bis heute keinen wirklichen "Nachfolger" in der Metalwelt gefunden, wie ich finde. Für sich ist fast jedes Album der Band ein Kleinod: liebevoll in Szene gesetzt und "trotz" des eher musicalorientierten Producers Paul O'Neill (im Grunde sozusagen eine Art inoffizielles Bandmitglied) geht die Grundhärte nie verloren. Dafür sorgt schon das Gespann Jon Oliva/O'Neill, das auch bei der Produktion auf einen allzu cleanen Sound verzichtet und die Gitarren ordentlich braten lässt.

"The Wake of Magellan" geht im Kontext der "wahren" Klassikeralben immer ein wenig unter, was ich persönlich schade finde, sind doch alle Trademarks der Band weitesgehend an Bord: griffige Songs, tolle Gitarren, prägnanter Gesang (in kaum einer anderen Band sind die Gesangslinien derart raffiniert ausgearbeitet) und ein über weite Strecken kurzweiliges Album, in dem die Inhalte der Texte perfekt mit der Musik harmonieren.

Hinzu kommt, dass das Konzept, das hinter "Wake" steckt um einiges komplexer ausgearbeitet ist als dies z.B. bei "Streets" oder "Dead Winter dead" der Fall ist. In sich erzählt das Album einzelne Geschichten innerhalb einer Rahmenhandlung, in der der Protagonist sich eigentlich das Leben nehmen möchte. Erwartet man zunächst anhand des Covers eher die Vertonung von Magellans Entdeckungsreisen, so wird man stattdessen mit einer Storyline überrascht, die im Hier und Jetzt spielt.

Die Songs? Das Intro instrumentale "The Ocean" leitet in das mit Lyrics versehene zweite Intro "Welcome" über. Vielleicht stand hier seinerzeit schon die Überlegung einer speäteren Umsetzung des Werkes im Rahmen eines Musicals im Raum - man weiß es nicht. Grundsätzlich aber eine vielleicht etwas zu opulent geratene Eröffnung in Summe gesehen. "Turns to me" ist dann direkt feinster Savatage-Stoff: episch, ausladend - eine vertonte Geschichte in sich, ehe mit "Morning Sun" ein eingängiger Sava-Rocker folgt, der - einmal gehört - nicht mehr so recht aus den Gehörgängen verschwinden mag. Wie auch schon "Morning Sun" wirft auch "Another Way" die eher opulenten Musical-Trademarks über Bord und flechtet diese nur noch dezent ein: dazu eines von 2 Stücken auf "Magellan", die vom Gesang Jon Olivas veredelt werden. "Blackjack Guillotine" führt diesen Weg fort, obwohl man eingangs den Eindruck gewinnen mag, jetzt geht es eher Richtung Trans-Siberian-Orchestra: ein schön bratendes Gitarrenriff aber revidiert dies umgehend. "Paragons of Innocence" wirkt ein wenig unspektakulär - allerdings nur am Anfang: hier darf Jon Oliva noch einmal seine Stimmbänder in der für ihn unnachahmlichen Weise strapazieren. Überraschend ein nahezu "gerapter" Part im Mittelteil, der erstaunlich gut in den Gesamtkontext passt. "Complaint the System" ist irgendwie seltsam: eingeleitet mit einem Piano-Intro nerven hier ein wenig die seltsam anmutenden Chorussequenzen, ansonsten ein kompakter Rocker, der unter dem üblichen Sava-Niveau durchs Ziel geht, dazu ein irgendwie nerviges Finale. "Underture" ist ein Instrumental: nicht übermäßig aufregend. Mit dem Titelsong segeln Savatage dann wieder auf Kurs: eine schöne, melodiöse und ausladende Komposition. Hier ist man nah am Bombast alter Queen oder Meatl-Loaf-Werke. Zum Ende hin gibt es den für die Spätphase der Band öfter genutzten Satzgesang in Form eines Kanons - und das passt speziell hier wie die berühmte Faust aufs Auge. "Anymore" steht in der Tradition der großen Sava-Balladen, erreicht allerdings nicht das Niveau der Klassiker, dennoch würden sich die meisten Songwriter sicher einen Arm abhacken, um so ein Ding auf die Reihe zu bekommen. "The Storm" vertont instrumental einen ebensolchen in all seinen Facetten: von ruhig über aufgewühlt bis hin zum Auge des Sturms und dessen Abflauen. "The Hourglass" ist dann noch einmal Epik pur: "Mini-Metal-Oper" passt hier wunderbar. Auch hier kommt noch einmal der Satzgesang zum Einsatz.

Grundsätzlich wirkt "Magellan" ein wenig wie ein direkter Vorgänger zum Trans-Siberian-Orchester: der Metalanteil ist wohl auf keinem Sava-Album so gering wie hier, im Umkehrschluss ist wohl kein TSO-Album so hart wie eben "Magellan". Es bleibt dennoch die Tatsache, dass man hier den Kitsch des TSO noch nicht in konzentrierter Form vorfindet, der Bombast, wenn man ihn mal so nennen will, wird noch sehr effektiv eingesetzt und kleistert nicht alles zu. Überdies gelingt in den großen Momenten des Albums ("Turns to me", "Morning Sun", "Another Way", "Paragons of Innocence", "Blackjack Guillotine", "The Wake of Magellan", "The Hourglass") das Kunststück, den Hörer auf ein Schiff zu entführen, auf dem man eben jenen Geschichten lauscht, die in den Songs erzählt werden. Leider verhindern eher mittelmäßige Ausfälle im Verlauf des Albums dass diese Atmosphäre über die komplette Laufzeit gehalten wird. Ein wenig mehr Jon Oliva und ein bißchen weniger Paul O'Neill hätten überdies sicherlich noch ein wenig mehr Härte in die Sache gebracht. So bleiben viele tolle Songs und ein interessantes Konzept, für ein Überfliegeralbum aber reicht es dieses Mal nicht. Dennoch: ich wüsste nicht, wann in den letzten 20 Jahren ein orchestrales Album dieser Ausrichtung und Qualität entstanden wäre.
 
Zuletzt bearbeitet:
Lange her...muss mal wieder Leben rein ;-). So momentan beim Aufarbeiten für das Büro mal was in Live:

Armored Saint-Carpe Noctum.jpg

Gottverdammt! Armored Saint und live! Was freu ich mich auf den November, denn da geht es in die Turock! Warum das Livealbum jetzt gerade?

"Carpe Noctum" wirkt sehr live und deckt mit vergleichsweise wenigen Songs die Bandbreite der Band sehr gut ab, dass ausgerechnet "Aftermath" auch noch drauf ist krönt die Sache natürlich.

Diese Band ist eine absolute Ausnahmeerscheinung, selbst im gut bestückten Feld des US-Metal. Natürlich fehlt in der Discographie ein "Black Album" und ein entsprechender Pressehype, so dass AS tatsächlich noch so etwas wie Underground sind, wenn auch ein gehobener Underground. Auch hat es sich die Band nie nehmen lassen, mal eher metal-untypische Songs auf ihren Alben zu platzierem, dies war aber stets so dosiert, dass es den Kontext des Gesamtwerkes nicht gestört hat - und es gibt nicht ein schwaches AS-Album - trotz oder auch vielleicht eben aufgrund dieser Tatsache. Darüber hinaus sind die gepanzerten Heiligen ein absolutes Paradebeispiel dafür, wie man im Metal teils "catchy" sein kann, ohne in Peinlichkeiten auf "Kirmesniveau" abzudriften.

Möge eines Tages Jemand meine Gebete nach einer Doppelheadlinertour zusammen mit Metal Church erhören, denn das wäre mal ein Superpackage von 2 Truppen, die auch noch perfekt zusammen passen würden.
 
Ein Bürotag mit noch unbekannter Länge - Zeit, den Thread mal ein wenig weiter zu füllen:

EternityX-TheEdge.jpg

Das Thema "Klassiker" wird ja nun gerade im Heftthread 24 heftigst debattiert - auch in Verbindung mit möglichen "künftigen" Klassikern. Dabei ist es eigentlich recht einfach: es gibt Klassiker, die als solche gelten, weil sich eine Vielzahl von Hörern darauf einigen kann - und es gibt ganz persönliche Klassiker.

"The Edge" von Eternity X ist definitiv einer meiner persönlichen Klassiker! Hierbei handelt es sich um ein Konzeptalbum, im Konsens ist die musikalische Ausrichtung US-Metal mit progressivem Einschub - je nach Sichtweise mag man es US-Progressive-Power-Metal nennen. Wenn man grob Vergleiche zu bekannteren Acts ziehen möchte, so böten sich frühe Queensryche an, in etwa bis zum "Mindcrime"-Album, aber auch ein wenig Savatage (bis zur "Streets...") wären eine Referenz, denn grundsätzlich ist der Sound der Gitarren hier noch recht roh und im Wesentlichen präsenter als die Keyboards, die nur selten primär das Kommando übernehmen. Wer mag darf noch ein wenig Virgin Steele und Elemente von Sypmhony X und Shadow Gallery hinzufügen, ganz sicher wären auch frühe Queen ebenso ein Einfluss wie die Kompositionen eines Jim Steinmann.

Gleich der Opener "The Edge...Introduction" leitet mit über 6 Minuten ein in ein Werk, das vor Ideen, Melodien und Wendungen nur so strotzt: auffällig ist schon hier, dass Melodie groß geschrieben wird, der Chorus ist eingängig, die Gesangslinien sehr harmonisch, die Gitarrenarbeit songdienlich. Und diese Mischung zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album: eine Aneinanderreihung von Songperlen, jeweils bis ins Detail ausgearbeitet. So folgen denn "Fly away" und auch "The Confession" dieser Marschrichtung - und jedes Stück für sich ist ein Kleinod, anders kann man es nicht ausdrücken. Der Gesang von Keith Sudano ist ebenso emotional wie schneidend in den entscheidenden Momenten, die Gitarren mal heavy, mal harmonisch. Mit "The Confession" sind wir nah an Shadow Gallery zu ihren besten Momenten: Heavy und doch bombastisch, immer mit dem Dreh in die härtere Richtung zur rechten Zeit - und ein Chorus, der trotz fast 7 Minuten Spielzeit mal wieder im Ohr kleben bleibt.

"The Edge...The looking Glass" drückt ein wenig mehr aufs Gaspedal und bringt durch einen wirklich schrägen Choreinsatz im Verlauf des Stückes ein echtes Alleinstellungsmerkmal, so etwas hört man nicht oft: den einen mag es gar stören, im Kontext des Stückes passt es. Möglicherweise ist es für Freunde von King Diamond sogar ein Knaller - wer weiß? "A Day in Verse" ist eine Ballade mit über 8 Minuten Länge - ausladend, episch, vor allem aber berührend. Kleiner Tipp: im Dunkel unter dem Kopfhörer und man ist mal für 8 Minuten "weg" :).

"Imaginarium" ist das Herzstück des Albums: ein Haufen an Wendungen, schneidende Metalgitarren gepaart mit epischen Einsätzen wie man es besser kaum machen kann. mit "The Edge...Existence Chapter..." folgt ein mit rund 5 Miunten eher kompakter Rocker, ehe mit "The Edge of Madness" ein absolutes Highlight in Sachen Metal das Album fortsetzt: was für eine in Szene gesetzte Dramatik, was für eine irrwitzige Achterbahnfart. "Rejection" ist ein eher metallastiger Dreiminüter mit einem Haufen tatsächlich überaus songdienlich gesetzter Breaks und dann - das eigentliche Finale: "Baptized by Fire"! Besser geht es einfach nicht, unmöglich! Dieses Stück ist erhaben und eine Referenz in Sachen progressivem Powermetal, wahrscheinlich das beste Stück, das Shadow Gallery nie geschrieben haben.

"The Edge..Legacy" greift das Thema des Openers auf, so dass diese Stücke in sich das Gesamtwerk einrahmen. Noch einmal ein feines Stück zwischen balladesk und episch am Ende.

"The Edge" in seiner Gesamtheit steht für mich nahezu auf einer Stufe mit Shadow Gallerys "Tyranny" und ist auch in absoluter Schlagdistanz zu Queensryches "OM". Jedes Stück dieses Konzeptwerkes funktioniert auch für sich, lässt man sich auf das komplette Album ein, so ist der rote Faden ersichtlich und bereitet in Summe noch mehr Vergnügen als das Hören der einzelnen Tracks. Manko ist leider die Produktion (wie so oft...), hätte hier ein Paul O'Neill oder ein Roy Z an den Reglern gesessen und die Band wäre mit einem entsprechenden Budget ausgestattet gewesen hätte man sicher noch mehr aus diesem Album holen können, rein klanglich versteht sich - denn die Musik ist gänzlich über jeden Zweifel erhaben.
 
Lange her...muss mal wieder Leben rein ;-). So momentan beim Aufarbeiten für das Büro mal was in Live:

Anhang anzeigen 193023

Gottverdammt! Armored Saint und live! Was freu ich mich auf den November, denn da geht es in die Turock! Warum das Livealbum jetzt gerade?

"Carpe Noctum" wirkt sehr live und deckt mit vergleichsweise wenigen Songs die Bandbreite der Band sehr gut ab, dass ausgerechnet "Aftermath" auch noch drauf ist krönt die Sache natürlich.

Diese Band ist eine absolute Ausnahmeerscheinung, selbst im gut bestückten Feld des US-Metal. Natürlich fehlt in der Discographie ein "Black Album" und ein entsprechender Pressehype, so dass AS tatsächlich noch so etwas wie Underground sind, wenn auch ein gehobener Underground. Auch hat es sich die Band nie nehmen lassen, mal eher metal-untypische Songs auf ihren Alben zu platzierem, dies war aber stets so dosiert, dass es den Kontext des Gesamtwerkes nicht gestört hat - und es gibt nicht ein schwaches AS-Album - trotz oder auch vielleicht eben aufgrund dieser Tatsache. Darüber hinaus sind die gepanzerten Heiligen ein absolutes Paradebeispiel dafür, wie man im Metal teils "catchy" sein kann, ohne in Peinlichkeiten auf "Kirmesniveau" abzudriften.

Ich finde in einer gerechten Metalwelt wäre "Symbol Of Salvation" sowas wie das "Black Album" der Band. Ich hatte die Scheibe erst gestern wieder gehört und bin danach wieder zu dem gleichen Schluss gekommen (wie schon damals bei meinem Erstdurchgang): Durch das Teil müsste die Band eigentlich kommerziell gesehen, viel bekannter sein.
Das Album hatte endlich einen Sound mit dem die Band eigentlich bei den ganz Großen mitreden konnten (der Sound der Vorgängerscheiben war zwar auch gut aber halt auch etwas "limitiert"), dann finden sich gerade auf diesem Album die meisten "Ohrwürmer" die gleich ins Ohr gehen (eigentlich fast durchweg) und trotzdem klingt die Band dadurch immer noch nach sich selbst, bloß halt etwas "größer".

Schade das es der Band nicht gelang größer zu werden, gegönnt hätte ich es Ihnen. Verständlich dann auch das die Band sich danach erstmal auflöste, da die anscheinend auch damit gerechnet hatte, das es der "große Durchbruch" kommt.

Dieses Livealbum hab ich leider noch nicht, muss ich mir aber unbedingt noch holen. Schließlich war ich auf dem Aschaffenburg Gig, der ja zur Hälfte mit drauf ist. Allerdings verstehe ich wirklich nicht wieso die Tracklist des Albums so kurz ist? Die Setlist des Gigs war super, umso unverständlicher davon maximal ein Drittel zu nehmen.o_O
 
Mal weiter mit:

Magnum-Wings-of-Heaven.jpg

"Wings of Heaven" war mein erstes Magnum-Album - und daher nimmt es natürlich einen besonderen Stellenwert ein, denn wie schon einmal angemerkt in diesem Thread: ein erster Berührungspunkt ist meistens entscheidend, ob man den Weg mit der Band gemeinsam weiter geht.

Los geht es mit "Days of no Trust", hardrockig, melodisch - und mit einem tollen Text versehen. Ein schöner Opener, ein Song, den ich noch heute gern höre. Mit "Wild Swan" kehrt dann ein wenig mehr Epik ein. Kritiker bemängeln bisweilen die hier eher kitschigen Lyrics - kann man so sehen, man kann aber auch sagen: die Lyrics harmonieren perfekt mit der Musik, für mich ist es eines der stärkeren Magnum-Stücke und überdies auch eine Fortentwicklung im Rahmen des Albums, das eine Gleichförmigkeit unmittelbar unterbindet - kurz: ich mag das Ding. "Start talking Love" ist dann eher so die Kathegorie "Magnum-Radio-Rock", eher kompakt, nicht unbedingt eine Highlight im Schaffen von Tony Clarkin und seinen Mitstreitern. "One Step away" ist da schon eher ein kleines AOR-Juwel und geht im Kontext des Bandschaffens ein wenig unter. Die Unart, das Sück am Ende auszublenden stört ein wenig, ansonsten: für mich gelungener als "Start talking Love", welches recht offensichtlich auf Airplay schielt - das es dann am Ende doch nicht gab.

"It must have been Love" möchte ich mal als Schema-F-Ballade aus Clarkins Feder beschreiben. Sehr getragen - und ja, ein wenig kitschig, darf man ruhig so sagen, denke ich. Im direkten Vergleich mit anderen ähnlich gelagerten Balladen von Magnum (nehmen wir mal "When the World comes down" vom Vigilante-Album) zieht man hier den Kürzeren, eine Gänsehaut, wie beispielsweise "The last Dance" oder "Les Morts dansant" will sich hier nicht einstellen.

Die B-Seite wird eröffnet mit "Differnt Worlds", einem weiteren kompakten Hardrocksong ohne weitere Anbiederungen an den damals angesagten Mainstream, gut gemacht. Hier gilt für mich das gleiche, was auch schon für "One Step away" gilt: gerne übersehen, aber ein starkes Stück Musik. "Pray for the Day", das "Mauerfall"-Stück des Albums: intensiv und episch, ohne überladen zu wirken, textlich berührend, speziell wenn man den seinerzeit noch vorhandenen Kontext zur geteilten BRD bemüht. Live ohnehin nach wie vor ein Garant für eine Gänsehaut. Tja, und dann...."Don't wake the Lion"! Kann man epischen Hardrock besser machen? Clarkins textliche Vorliebe für Geschichten rund um Kriege (vgl. auch "Les Morts dansant", "On Christmas Day") ist hier in perfekter Manier umgesetzt. Zeitlos brillant entführt einen "Don't wake..." in eine rund 10minütige Reise rund um den Ausbruch eines Krieges, geschildert auch aus der Sicht der Zivilbevölkerung. Die Bedrohlichkeit eines solchen Szenarios bleibt permanent spürbar, es baut sich eine Spannung auf, die sich zum Ende dieses Meisterwerkes entlädt. Über allem thront die einzigartige Stimme von Bob Catley, der den Song förmlich tragen kann - und der die Lyrics in der ihm ureigenen Form äußerst emotional transportiert.

Was bleibt? Vor dem (fast) kompletten US-AOR-Experiment "Goodnight L.A." ein Album, das die Stärken von Magnum noch einmal bündelt und mit "It must have been Love" und "Start talking Love" zwei eher belanglose Stücke. Der Rest des Albums überzeugt und ist bis heute zeitlos, mit "Don't wake the Lion" hat man neben "How far Jerusalem" ein zweites Epos für die Ewigkeit komponiert. Hört man das "Wings of Heaven" heute durch, so fällt im Vergleich mit "modernen" Magnum durchaus auf, wie sich das Songwriting verändert hat, denn tatsächlich klingt "Wings..." ganz anders als beispielsweise "The Visitation" - dennoch sind beide Alben für sich eine Referenz in Sachen melodischen Hardrocks.
 
Ich finde in einer gerechten Metalwelt wäre "Symbol Of Salvation" sowas wie das "Black Album" der Band. Ich hatte die Scheibe erst gestern wieder gehört und bin danach wieder zu dem gleichen Schluss gekommen (wie schon damals bei meinem Erstdurchgang): Durch das Teil müsste die Band eigentlich kommerziell gesehen, viel bekannter sein.

Könnte ich so unterschreiben :). Da, wo Metallica seinerzeit in Richtung Kommerz steuerten haben Armored Saint viel raffinierter gearbeitet. So ist z.B. "Last Train Home" eine Hymne - nur eben keine, die airplaytauglich war, vom reinen Songwriting her aber weit über allem auf dem "Black Album" steht - rein subjektiv versteht sich. Mit "Reign of Fire" hatte man natürlich keine Konkurrenz zu einem "Enter Sandman" - dafür aber unverfälschten US-Metal. Und, um noch einen Track rauszupicken: "Tribal Dance" ist eine Waffe - auch wieder eingängig, aber eben weniger massenkompatibel. Und es fehlen in der Musiklandschaft auf breiter Ebene leider damals wie heute DJ's oder Radioredakteure, die so etwas mal honorieren und einfach spielen.
 
...mal was Neues:

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Was soll man da jetzt so sagen? Das Vorgängerwerk ist für mich eines der unterschätztesten Neoprogalben ever - aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andernmal erzählt werden. Relevant ist in diesem Zusammenhang natürlich, dass sich eine gewisse Erwartungshaltung aufbaut - die nach den ersten 2, 3 Durchgängen seitens des neuen Werks von John Mitchell und Co. logischerweise nicht erfüllen kann.

Nun sind wir aber ein wenig weiter: Album läuft öfter im Auto und ich habe es einfach liebgewonnen. Bei allem (momentan berechtigen) Hype um melodiebezogenen Hardrock (ja, ich meine das Night-Flight-Orchestra ;-)) fallen dann Juwelen wie "Radio Voltaire" unter den Tisch. Gehen wir es mal Track für Track durch:

"Radio Voltaire": Geil! Ja, es dauert einen Moment, dann zündet es und zwar ganz gewaltig. Melodien, Harmonien - kompakter Progressiverock ohne großes Aufhebens, songdienlich bis zum Geht-nicht-mehr. Ein getragener Opener, geht zunächst ein wenig unter, weil eher "ruhige" Stücke im Regelfall ja nicht unbedingt als Eröffnung taugen. Kurz: Tolles Stück an falscher Stelle.

"The dead Club": Jo, modern irgendwie und mit einem unüberhörbaren "It-Bites"-Flair. Hier brät die Gitarre amtlich, unnötig zu erwähnen, dass ein toller Chorus das ganze krönt. Es passiert unglaublich viel in diesen knapp 4 Minuten - hat man sich aber einmal eingefunden, dann lässt einen diese Mischung aus eingängig und irgendwie vertrackt nicht los. So hätten Coldplay mal klingen können wenn sie sich nicht in eine völlig blamable Richtung manövriert hätten.

"Idlewild": Schon wieder ruhig, balladesk, intensiv gesungen von John Mitchell. Es ist einfach eine schöne Ballade, ohne aufdringlich oder kitschig zu wirken, ich denke, Toto könnten hier mal Pate gestanden haben.

"I don't know why": Hat mit Prog so rein gar nichts zu tun, ist einfach ein netter Uptemporocker, der sich nicht vor dem NFO verstecken muss. Das Ding ist catchy as fuck und hat sogar im Refrain eine Beatles-Attitüde.

"I won't break so easily anymore": Uff - was für ein Songtitel....hier wird es jetzt eher wieder ein wenig proggy. Nach einem spacigen Intro (diese Vorliebe hat Herr Mitchell ja auch auf seinen "Lonely-Robot-Alben kultiviert) folgt das erste Stück, das auch im Kontext auf "Picture", den übermächtigen Vorgänger gepasst hätte. Eingebettet in ein progressives Grundgerüst hat sich hier ein dennoch überaus eingängiges Songjuwel versteckt. Ein Highlight.

"Temple Tudor": Balladesk und akustisch, sehr entspannt. Eine schöne Melodie, intensiver Gesang - es geht unter die Haut. Grundsätzlich ein einfacher Songaufbau, eigentlich ein Singer/Songwriter-Stück.

"Out of Time": Versprüht von vornherein ein wenig das Flair der Kollegen von Transatlantic, ist nur wesentlich kompakter gehalten. Vom Flair her ein Sommersong - erneut ein toller Chorus, der im Ohr bleibt.

"Warmth of the Sun": Ein kurzes Zwischenspiel, kann man als Song so nicht werten. Bringt aber im Albumkontext eine nette Überleitung zu....

"Grey Shapes on conrete Fields": Noch einmal KINO wie erwartet, nochmal ein Stück, das auch auf dem Debut hätte stehen können: ein Wahnsinnschorus, ein wenig verschachtelt ohne zu überfrachten - brillante instrumentale Arbeit. Das 2. echte Hightlight.

"Keep the Faith": Noch eine Ballade - schön gemacht, wieder ein wenig Beatles-Flair. Es ist schön - es ist emotional - und vielleicht mag es der ein- oder andere kitschig nennen. Ich sage: ein tolles Stück mit - ja - Airplaypotential. Um Längen spannender als all das, mit dem man sich so rumquälen muss im Radio.

"The silent Fighter Pilot": Eine Powerballade, die vom Spannungsaufbau lebt - und einmal mehr vom absolut brillanten Gitarrenspiel des John Mitchell. Ein tolles Stück Musik mit Gänsehautfaktor, auf das man sich einlassen sollte.

Zusammengefasst: "Radio Voltaire" ist eine kleine Wundertüte und folgt anders als das Erstwerk nicht zwingend einem speziellen Schema. Als Vergleich fällt mir so spontan das erste "Flying Colors"-Album ein, das einen ähnlichen Ansatz verfolgte. Grundsätzlich ist es mir ein bißchen zu ruhig an einigen Stellen, aber das ist reine Geschmackssache. Im Großen und Ganzen sind die Songs über jeden Zweifel erhaben - und das Zusammenspiel von John Beck an den Keys (alles, nur nicht konventionell) und die einzigartige Gitarrenarbeit sowie der Gesang von John Mitchell sorgt doch dafür, dass man mehr als nur ein Alleinstellungsmerkmal aufweisen kann. Nach dem neuen ARENA-Werk nun ein zweites Referenzwerk des Jahres 2018 mit der Beteiligung von John Mitchell.
 
Ein Bürotag mit noch unbekannter Länge - Zeit, den Thread mal ein wenig weiter zu füllen:

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Das Thema "Klassiker" wird ja nun gerade im Heftthread 24 heftigst debattiert - auch in Verbindung mit möglichen "künftigen" Klassikern. Dabei ist es eigentlich recht einfach: es gibt Klassiker, die als solche gelten, weil sich eine Vielzahl von Hörern darauf einigen kann - und es gibt ganz persönliche Klassiker.

"The Edge" von Eternity X ist definitiv einer meiner persönlichen Klassiker! Hierbei handelt es sich um ein Konzeptalbum, im Konsens ist die musikalische Ausrichtung US-Metal mit progressivem Einschub - je nach Sichtweise mag man es US-Progressive-Power-Metal nennen. Wenn man grob Vergleiche zu bekannteren Acts ziehen möchte, so böten sich frühe Queensryche an, in etwa bis zum "Mindcrime"-Album, aber auch ein wenig Savatage (bis zur "Streets...") wären eine Referenz, denn grundsätzlich ist der Sound der Gitarren hier noch recht roh und im Wesentlichen präsenter als die Keyboards, die nur selten primär das Kommando übernehmen. Wer mag darf noch ein wenig Virgin Steele und Elemente von Sypmhony X und Shadow Gallery hinzufügen, ganz sicher wären auch frühe Queen ebenso ein Einfluss wie die Kompositionen eines Jim Steinmann.

Gleich der Opener "The Edge...Introduction" leitet mit über 6 Minuten ein in ein Werk, das vor Ideen, Melodien und Wendungen nur so strotzt: auffällig ist schon hier, dass Melodie groß geschrieben wird, der Chorus ist eingängig, die Gesangslinien sehr harmonisch, die Gitarrenarbeit songdienlich. Und diese Mischung zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album: eine Aneinanderreihung von Songperlen, jeweils bis ins Detail ausgearbeitet. So folgen denn "Fly away" und auch "The Confession" dieser Marschrichtung - und jedes Stück für sich ist ein Kleinod, anders kann man es nicht ausdrücken. Der Gesang von Keith Sudano ist ebenso emotional wie schneidend in den entscheidenden Momenten, die Gitarren mal heavy, mal harmonisch. Mit "The Confession" sind wir nah an Shadow Gallery zu ihren besten Momenten: Heavy und doch bombastisch, immer mit dem Dreh in die härtere Richtung zur rechten Zeit - und ein Chorus, der trotz fast 7 Minuten Spielzeit mal wieder im Ohr kleben bleibt.

"The Edge...The looking Glass" drückt ein wenig mehr aufs Gaspedal und bringt durch einen wirklich schrägen Choreinsatz im Verlauf des Stückes ein echtes Alleinstellungsmerkmal, so etwas hört man nicht oft: den einen mag es gar stören, im Kontext des Stückes passt es. Möglicherweise ist es für Freunde von King Diamond sogar ein Knaller - wer weiß? "A Day in Verse" ist eine Ballade mit über 8 Minuten Länge - ausladend, episch, vor allem aber berührend. Kleiner Tipp: im Dunkel unter dem Kopfhörer und man ist mal für 8 Minuten "weg" :).

"Imaginarium" ist das Herzstück des Albums: ein Haufen an Wendungen, schneidende Metalgitarren gepaart mit epischen Einsätzen wie man es besser kaum machen kann. mit "The Edge...Existence Chapter..." folgt ein mit rund 5 Miunten eher kompakter Rocker, ehe mit "The Edge of Madness" ein absolutes Highlight in Sachen Metal das Album fortsetzt: was für eine in Szene gesetzte Dramatik, was für eine irrwitzige Achterbahnfart. "Rejection" ist ein eher metallastiger Dreiminüter mit einem Haufen tatsächlich überaus songdienlich gesetzter Breaks und dann - das eigentliche Finale: "Baptized by Fire"! Besser geht es einfach nicht, unmöglich! Dieses Stück ist erhaben und eine Referenz in Sachen progressivem Powermetal, wahrscheinlich das beste Stück, das Shadow Gallery nie geschrieben haben.

"The Edge..Legacy" greift das Thema des Openers auf, so dass diese Stücke in sich das Gesamtwerk einrahmen. Noch einmal ein feines Stück zwischen balladesk und episch am Ende.

"The Edge" in seiner Gesamtheit steht für mich nahezu auf einer Stufe mit Shadow Gallerys "Tyranny" und ist auch in absoluter Schlagdistanz zu Queensryches "OM". Jedes Stück dieses Konzeptwerkes funktioniert auch für sich, lässt man sich auf das komplette Album ein, so ist der rote Faden ersichtlich und bereitet in Summe noch mehr Vergnügen als das Hören der einzelnen Tracks. Manko ist leider die Produktion (wie so oft...), hätte hier ein Paul O'Neill oder ein Roy Z an den Reglern gesessen und die Band wäre mit einem entsprechenden Budget ausgestattet gewesen hätte man sicher noch mehr aus diesem Album holen können, rein klanglich versteht sich - denn die Musik ist gänzlich über jeden Zweifel erhaben.

Alles richtig gesagt zu diesem völlig unterschätzen Meisterwerk des progressiven Metal!
Muss ich unbedingt mal wieder auflegen :).
 
Mal etwas härter....

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Tristanias "Beyond the Veil" hat seinerzeit einen Nerv bei mir getroffen - ist nun auch schon fast 20 Jahre her ;-). Mein Ausflug in die eher deathmetallischen Gefilde halten sich in argen Grenzen, teils zu zielloses Geknüppel, das ich eher als anstrengend empfinde. Doch dann gab (und gibt) es ja immer noch die Möglichkeit, dieses Genre auch ein wenig "weichzuspülen" - sagen wir Scar Symmetry, Opeth, Tristania, frühe After Forever - und da sind wir dann wieder :).

"Beyond the Veil" kommt daher wie eine Art "Phantom der Oper" im Metalgewand. Die Drums sind fett getriggert, was hier erstaunlicherweise gut zur Musik passt, technisch, kalt...und böse, trotz der oftmals eingesetzten Keyboards. Die Grenze zum Kitsch wird gestreift, aber nie überschritten. Das Songwriting von Morten Veland (der die Band später verließ) ist komplex und eingängig zugleich, Growls und der cleane weibliche Gesang halten sich eine passable Waage. Hinzu kommt, dass diese Art Musik Ende der 90er bei weitem nicht so überlaufen war, wie dies später der Fall sein sollte. Kommerzieller Gothic-Death-Metal? Wie auch immer....

Highlight: "Opus Relinque"! Eine Achterbahnfahrt par Excellence. Alle anderen Songs bewegen sich mehr oder minder auf einer qualitativ hohen Ebene, aus heutiger Sicht könnte man böswillig aber auch sagen: sie sind austauschbar. Dies war letztlich auch für mich der ausschlaggebende Grund, sowohl Tristania als auch die später von Veland gegründeten Band "Sirenia" nicht weiter zu verfolgen, denn im Prinzip war mit "Beyond the Veil" alles gesagt - und sowohl Tristania selbst als auch Sirenia haben dann mehr oder minder immer Zitate aufgegriffen, die auf "BtV" schon vorhanden waren - nur dort zumeist besser. Einzelne Songs der Post "BtV"-Phase gelten hier als Ausnahme.

Noch heute ist aber "Beyond...." ein gern gesehener Gast in meinem CD-Player und das nicht nur aus nostalgischen Gründen. Für mich persönlich kann man diese Art Musik kaum besser inszenieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und eine vergessene US-Metal-Perle noch:

BlackSymphony-st.jpg

Seinerzeit über Rising-Sun-Records erschienen ist das Debut von Black Symphony bis heute eine der stärksten vergessenen US-Metal-Juwelen für mich. Es ist einfach erstaunlich, wie eingängig und gleichzeitig komplex diese Band auf ihrem selbstbetitelten Album zu Werke geht. Dazu kommt, dass man wirklich einen Signature-Sound auffährt, zumindest fiele mir keine vergleichbare Band ein.

Da wäre der Opener in Form von "Never": eingängiger geht gar nicht - und zwar nicht nur der Chorus, sondern das ganze Stück in sich, es macht einfach keine Gefangenen. Dieser Mix aus harten Gitarren in Verbindung mit einem einfachen Pianolauf und den aggressiven Vocals von Mike Pierce, dessen Stimme ein wenig an Blackie Lawless erinnert ist einfach unwiderstehlich - im Grunde ein echter Hit! Mit "Breathe" wird es ein wenig offensichtlich progressiver im kompakten Songgewand, das Lied strahlt etwas relaxtes aus, getragen von einem gleichförmigen Riffing im Hintergrund. Diese Linie wird mit "End your Life" nahtlos forgesetzt, ehe mit "Are you crying" eine "Ballade" folgt - wobei hier kein Herzschmerz gemeint ist, sondern eher eine fiese Form dieser Spielart - ja, sowas gibt es, zumindest kann ich es gerade nicht besser in Worte fassen. "The Poor/The Edge" ist dann tatsächlich das "Symphony" in "Black Symphony: verspielter, weniger geradlinig als die bisherigen Tracks, Breaks, Bridges - in sich spannend und mit einer Spielzeit von weit über 6 Minuten ein kleines Epos. "The Wind" ist mit einem leicht orientalischen Touch versehen und geht gut nach vorne los, das anschließende "Listen" ist ähnlich wie der Opener noch einmal ein echter Hit: eingäng, hart, mit zahlreichen klassischen US-Metal-Zutaten gespickt, ganz stark. "Period of Mourning" ist die Ruhe vor dem Sturm: Midtempo mit einer schönen Melodieführung, sehr kurz gehalten, keine 3 Minuten lang - und doch mehr als abwechslungsreich.

Das Beste kommt (oftmals) am Schluss, so auch hier: das Album endet mit der beinahe 12 Minuten langen "Black Symphony" - und hier zieht die Band alle Register: ein ganz ruhiger Songaufbau steigert sich mehr und mehr in eine wahre Sinfonie. Die aus den eher kurzen Stücken schon geläufigen Bausteine werden hier in den Kontext einer wahren Metalsinfonie eingebaut, vielleicht das, was sich Herr DeFeis stets vorgestellt hat, in dieser Form aber nie realisieren konnte. "The black Symphony" ist Metal, tatsächlich symphonisch, unglaublich abwechslungsreich, progressiv - ein wirkliches Masterpiece, das sich hinter einem "Ancient Mariner" in keinster Weise verstecken muss.

Tja, und da schlage ich noch mal kurz den Bogen zum Heftthread und den jungen Bands: so eine Eigenständigkeit findet sich nicht. Natürlich ist die US-Metal-Schlagseite und der Einfluss der Vicious Rumors hier allgegenwärtig, Gitarrist Rick Plester und seine Mannschaft formen daraus aber etwas komplett Eigenständiges - und Fesselndes. Noch heute wirkt dieses Album nicht zuletzt auch aufgrund des Mixes von Max Norman unglaublich frisch und zeitgemäß - also konkret das Gegenteil von Retro. Zeitlos.
 
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