Aufgelegt!

...und noch fix in die 70er:

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Ritchie Blackmore ist und bleibt für mich ein Gitarrengenie, das in einer ganz eigenen Liga spielt. Das hat nicht zwingend nur mit seinen technischen Fähigkeiten zu tun, sondern vielmehr mit der Art und Weise, wie er spielt: improvisationsfreudig auf dem Livesektor - und stets mit einem Feeling für den Song. Blackmore kann mit seiner Gitarre prägen, er bringt ein Feeling rüber, das den Hörer einfach in den Bann zu ziehen vermag - all dies abseits der hinlänglich bekannten Tatsache, dass er neben Jimi Hendrix und Jimmy Page (ja, und einigen anderen....Liste ggf. ergänzen um Clapton, Beck, Iommi und, und,, und...) sicherlich ein Pionier an der E-Gitarre war, der Generationen von Gitarristen inspiriert haben dürfte.

Die Rainbow-Alben mit Dio sind Extraklasse und gehören für mich persönlich zum Besten, was der Hardrockbereich zu bieten hat. Klar, es wäre jetzt ein Leichtes gewesen, das absolute Jahrhunderwerk "Rising" für meine Rezi zu nehmen - doch ist das Rainbow-Debut nicht minder spannend und bietet ein breites Spektrum verschiedenster Einflüsse, die letztlich auch aus Ritchies früherer Vergangenheit resultieren und seine persönlichen Vorlieben abseits des härteren Rocks widerspiegeln.

"Man on the Silver Mountain" - muss man über diesen Song noch irgend etwas sagen? Ich denke nein. Ein weiteres, eher simples Eingangsriff für die Ewigkeit vom Meister in Schwarz - dann dieser Einsatz "I'm a Wheel, I'm a Wheel, I can roll, I can feel..." - Ronnie James Dio, unerreichter Gottvater aller Hardrock- und Metalabarden. Mit "Self Portrait" wildert man stilistisch gar in Spätfünfziger/Frühsechziger Sounds, was ungemein gut gelingt, zumal das Zusammenspiel Blackmore/Dio hier erneut seine ganz eigene Magie entfaltet und man darauf verzichtet, dieses Experiment zu cheesy auszuführen, allein das ebenso typische wie gefühlvolle Solo von Blackmore verhindert dies.

"Black Sheep of the Family", ein Quatermass-Cover und ursprünglich überhaupt ein erstes Experiment für die Zusammenarbeit Dio/Blackmore auf Studiobasis, gelingt ebenfalls mit den bereits beim Vorgängertrack verwendeten Zutaten und reiht sich somit prima als Drittling auf dem Album ein. "Catch the Rainbow" ist dann der 2. Klassiker auf dem Album und eine Art Blaupause für eine episch gelagerte Hardrockballade. Sicherlich, ein wenig kitschig darf man das in der Tat auch finden, aber es gibt in ganz seltenen Fällen positiven Kitsch - und wenn man sich speziell in den Liveversionen dieses Songs tatsächlich verlieren kann und man einfach die gefühlvolle Gitarrenarbeit des Meisters in die Querverbindung mit dem erneut überirdischen Gesang des Herrn Dio einfach unwiderstehlich findet - dann ist es im Grunde tatsächlich mal völlig egal, ob Kitsch oder nicht: es ist SCHÖN!

Mit "Snake Charmer" eröffnet dann ein Boogierocksong, härtetechnisch ein wenig gepimpt. die B-Seite. Der Song gibt bereits ein wenig die Grundrichtung für spätere Großtaten vor, wirkt vor diesem Hintergrund einerseits ein wenig visionär, aber auch noch nicht komplett ausgereift, dafür ist dann mit "Temple of the King" wohl DIE Rainbow-Ballade überhaupt am Start. Blackmore verarbeitet hier erstmals (!) seine Vorliebe für die mittelalterliche Musik, die Melodien sind unwiderstehlich, man kommt um eine Gänsehaut nicht herum. "If you don't like Rock'n Roll" ist dann geanu ein solcher, ohne Wenn- und Aber. Ein echtes Gute-Laune-Stück, es in einem Deep-Purple-Kontext sicherlich niemals realisierbar gewesen. Mit "Sixteenth Century Greensleeves" folgt ein weiterer Stampfer in "Man-on-the-Silver-Mountain"-Manier, nicht ganz so bekannt und auch nicht ganz so zwingend wie sein "großer Bruder" - dennoch: garniert mit einem unwiderstehlichen Refrain schlicht und ergreifend ein weiterer Klassiker der Bandhistorie.

Fragt man heutzutage, ob man "Still I'm sad" nun eher mit den Yardbirds oder mit Rainbow verbindet, so wird der Regenbogen sicher die Nase vorn haben: auf dem Album noch als kurzes, wenn auch überaus effektives Rausschmeißer-Instrumental mit Kuhglocken-Untermalung vertreten konnte man seinerzeit sicher noch nicht erahnen, welches Livemonster hier später einmal von der Leine gelassen würde, wenn die Herren Dio und Blackmore die Bühne teilten.

Auf "Richtie Blackomore's Rainbow" nahm sich speziell Blackmore all die Freiheiten, die er aufgrund der eher funkig geprägten Phase bei seinem ehemaligen Brötchengeber nicht ausleben konnte und bastelte daraus "sein" Album - möglicherweise ist es so gut erklärt. Erstaunlich ist, dass hierbei ein äußerst homogenes Werk herausgekommen ist, sozusagen die erste Evolutionsstufe von Rainbow, die im Wesentlichen dennoch aus einem Guss wirkt, weil eben diese Magie Dio/Blackmore bereits bestens funktionierte.
 
Mit der Anthrax Scheibe hatte ich anfangs extreme Probleme. Ich mochte die Belladonna Scheibe sehr, ich liebte auch John Bush bei Armored Saint und da mir "Only" auch ziemlich gut gefiel dachte ich probiere es mal. Aber wie gesagt anfangs lief die Scheibe bis auf "Only" immer komplett an mir vorbei, nix blieb hängen und außerdem fand ich diesen an der Grunge angelehnte 90er Sound sehr "speziell".

Richtig reingekommen bin irgendwie erst als ich Twin Peaks gesehen habe und ich nach einen passenden Soundtrack suchte. Da "Black Lodge" passte wirklich perfekt. Ab da an erkannte ich erst wie großartig doch noch Nummern wie "Potter's Field", "Room For One More", "Invisible", "Hy Pro Glo" oder "This Is Not An Exit" auch sind. Inzwischen mag ich das ganze Album aber ich mich auch dazu sagen das aufgrund des oben von mir speziellen Sound, ich die Scheibe nicht immer kann.

Übrigens bin ich aber trotzdem froh das Belladonna wieder bei Anthrax ist und John Bush bei Armored Saint (wo er meiner Meinung nach immer am besten hingepasst hatte). Allerdings passiert es mir auch häufiger wenn ich plötzlich Lust auf Armored Saint habe, das ich plötzlich immer "Everything is perfect, everything is sick that's it" vor mich hin summe, bis ich merke: "Falsche Band".
Für mich scheint halt "Only" die John Bush Nummer schlechthin zu sein.
 
Genau diese Anthrax-Scheibe finde ich ebenso toll. Bush passt hier hin wie der berühmte Deckel aufs Töpfchen. Ich war skeptisch, da ich Milzbrand-Scheiben nach der zweiten weniger brauchbar fand uund finde und ich Armored Saint abgöttisch liebe. Aber - trotz einiger Stilelemnte, die ich weniger mag - ist auf "Sound Of White Noise" die Mischung genau richtig. Danach leider auch nie wieder erreicht und mit Joey gar nicht erst angehört.
 
Ganz wunderbar geschrieben, eine Scheibe die neben Rising und LLRnR mindestens genau so viel Beachtung verdient. Für mich ist es manchmal die Liebste...
 
Übrigens bin ich aber trotzdem froh das Belladonna wieder bei Anthrax ist und John Bush bei Armored Saint (wo er meiner Meinung nach immer am besten hingepasst hatte). Allerdings passiert es mir auch häufiger wenn ich plötzlich Lust auf Armored Saint habe, das ich plötzlich immer "Everything is perfect, everything is sick that's it" vor mich hin summe, bis ich merke: "Falsche Band".
Für mich scheint halt "Only" die John Bush Nummer schlechthin zu sein.

Natürlich habe ich jetzt nicht generell etwas gegen Joey Belladonna - nur gegen seinen eher, wie soll ich es ausdrücken - "sanften" Gesangsstil, der einer Thrashcombo nicht wirklich zuträglich ist. John Bush ist eine Naturgewalt, auch seine Live-Interpretationen der alten Anthrax-Klassiker werten diese in gesanglicher Hinsicht noch einmal extrem auf.

Sicherlich "passt" Belladonna auch irgendwie zu Anthrax, trotzdem wäre mir das ein- oder andere weitere Werk mit John Bush am Mikro durchaus willkommen gewesen, was ja sein Engangement bei Armored Saint (hier gibt es gesanglich keine Alternative, da bin ich voll bei Dir) nicht zwingend hätte einschränken müssen, da AS ja (leider) eher selten neue Alben veröffentlichen.

Generell ist es schon so, dass ich die 80er Platten von Anthrax durchaus gern mag, was auch das Debut mit einschließt, auf dem ja mit Neil Turbin noch ein 3. Sänger am Start ist. "Among the Living", "Spreading the Disease" und auch "State of Euphoria" sind "trotz" Belladonna gute Scheiben, gar keine Frage. "Persistence of Time" hat dann seine Momente, baut aber auch in Sachen Songwriting schon ein wenig ab, ist eher beliebig.
 
Ganz wunderbar geschrieben, eine Scheibe die neben Rising und LLRnR mindestens genau so viel Beachtung verdient. Für mich ist es manchmal die Liebste...

Danke für die Blumen :). "Rising" ist für mich persönlich das beste Album, das Blackmore je veröffentlicht hat, sogar vor allen Werken mit Deep Purple - was schon immens was heißen will :). Trotzdem hast Du Recht: in sich spielen alle 3 Alben mit Dio-Beteiligung in einer eigenen Liga, von den göttlichen Livealben einmal abgesehen, die sind das Zückerchen im Kaffee. Stimmungsabhängig ist bei mir auch immer mal eine andere vorn, zumal das Debut noch eine ganz andere "Bauweise" hat als die beiden folgenden Göttergaben.
 
Betrüblich, dass man keine Cover mehr hochladen kann...ist mir irgendwie was entgangen oder ist das ein vorübergehender Funktionsausfall....?

Sei es, wie es ist, dann eben über das Web - und zwar mit:

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Virgin Steele waren schnell eine Alternative zu Manowar für mich: zwar war die Musik etwas orchestraler, bisweilen im direkten Vergleich auch sanfter, dafür fehlte dieser "Brothers-of-true-Metal"-Scheiß, den man sich irgendwann permanent von einer der heutigen Lachnummern der Szene anhören musste.

"The Marriage of Heaven and Hell 1", erschienen im Jahre des Herrn 1994, ist definitiv zur späten Blütezeit der Band entstanden - die ja nun bedauerlicherweise auch schon geraume Zeit hinter Herrn DeFeis liegt. Der Metal ist stellenweise eher Hardrock, hat aber gewaltigen Wums und enorm formschöne Melodien. Hinzu kommt, dass DeFeis eine einfach beeindruckende Stimme hat, die - ähnlich wie die eines Blackie Lawless - schlichtweg geschaffen wurde, um Hardrockmusik zu veredeln.

Los geht es mit "I will come for you": toller Opener, spannungsgeladener Aufbau, diese leicht orchestrale Untermalung und ein eingängiger Refrain, der nicht aufdringlich ist und trotzdem enorme Klasse besitzt. Ein richtiggehend orchestraler Mittelteil, ohne Überfrachtung - was will man mehr? "Weeping of the Spirits" beginnt mit der Akustischen und geht dann schnell in ein flotteres Tempo, hier ist der Refrain noch einmal eine ganze Spur zwingender als beim Opener, jagt einem gar eine Gänsehaut über den Rücken. "Blood and Gasoline" ist klassisch aufgebauter Midtempo-Metal, erinnert an Priest. Fällt ein wenig ab im Vergleich zu den Vorgängern, macht aber dennoch eine gute Figur, weit mehr als üblicher Standard. "Self Crucifixion" eröffnet mit atmosphärischen Keys und glänzt erneut mit einem tollen Chorus, ohne die Stilelemente der vorherigen Tracks zu kopieren: eigenständig, eher eine Halbballade, nimmt im Verlauf des Songs ein wenig an Dramatik zu - und dann die Stimme und der Chorus: ein tolles Stück Musik.

"Last Supper" stampft mit schwerem, schleppenden Rhytmus los, ein wenig sabbath-like, baut sich dann zu einem epischen, fast 7minütigen Song mit zahlreichen Wendungen auf, das Gitarrensolo zum Ende hin würzt hier noch mal immens. Dazu kommt auch hier wieder ein unwiderstehlicher Refrain, der nicht mit zuviel Zuckerguss garniert ist, sondern auch an der richtigen Stelle wieder in Richtung des eher schweren Urthemas umschwenkt. Für das kommende Instrumental "Warrior's Lament" stand dann eher Richard Clayderman Pate: ist nicht so unbedingt zwingend, soll scheinbar ein wenig Atmosphäre aufbauen und spiegelt DeFeis' Vorliebe für klassiche Elemente wider. Hätte man nicht unbedingt gebraucht.

Mit "Trail of Tears" geht es dann eher wieder in den metallischen Midtempobereich - und das in einer Länge von fast wieder 7 Minuten. Wieder ein schöner Songaufbau, auch mit spannenden Ideen und Melodiewendungen, gerade so ab der Mitte des Stücks. Tatsächlich hat man hier einen schön dramatischen Song gebastelt, ohne im Pathos zu ersticken oder die Härte komplett zuzukleistern - genau der richtige Mittelweg. "The Raven Song" ist dann feiner, recht schnell startender Metal, der den klassischen Strukturen des Genres folgt, auch hier dürften Priest ein klein wenig Pate gestanden haben. Die Untermalung mit den Keys bringt ein wenig Eigenständigkeit, auch die Gesangslinien sind ein wenig aus der Norm, was positiv zu verstehen ist.

"Forever will I roam" erinnert mich direkt durch erneut akustischen Einstieg ein klein wenig an eine W.A.S.P.-Ballade. Genau wie den benannten Kollegen gelingt es DeFeis hier, das Thema Kitsch (von den Lyrics mal abgesehen...) weitesgehend zu umschiffen und die Härte trotz balladeskem Songgerüst nicht unter den Teppich zu kehren. Eine nette Ballade, nicht zwingend am Reißbrett entworfen - fein. "I wake up screaming" wird von einem nahezu durchäufigen Gitarrenthema durch die Verses getragen, das tatsächlich ein wenig zu nerven vermag, bis im Refrain dann eine Auflösung gleichrmaßen auch ERlöst. Eher unspektakulär im Konsens des Albums, zum Ende hin wird es dann aber durch ein spannendes Solo wieder spannender.

"Hour of Dust" ist dann die nächste Ballade und nicht so gelungen wie "Forever will I roam": das Ganze schleppt sich so ein wenig durch die Zeit und man fühlt sich ein wenig an Alice-Cooper-Standardballaden der "Poison"/"Hey Stoopid"-Ära erinnert. Kurz: nicht so unbedingt zwingend. "Blood of the Saints" atmet dann wieder klar den "Priest"-Spirit und entschädigt für den eher langweiligen Vorgänger. Ob "Life among the Ruins" auf dem recht durchwachsenen, gleichnamigen Vorgänger stehen sollte bleibt mal offen: Fakt ist, dass es hier noch einmal rund 6 Minuten lang spannend wird, eher metallisch - und ein weiterer, völlig göttlicher Refrain. Ein echter Knaller noch einmal zum Ende des Albums hin, schön energiegeladen.

Herrn Claydermann hatte ich ja schon einmal erwähnt, er kann auch noch mal als Referenz für das abschließende Instrumental "The Marriage of Heaven and Hell" herangezogen werden. Ein wenig ZU sehr gekleistert für meinen Geschmack, wenn auch nicht so völlig verzichtbar wie das Lamentieren des Kriegers.

Kurzum: es ist natürlich schwierig, über 14(!) Tracks ein Hammerniveau zu halten. DeFeis gelingt es aber auf dem ersten "Heiratsalbum" in bester Manier, zumindest rund 10 Songs mit dem Prädikat "sehr wertvoll" auszustatten. Schade ist, dass der Drumsound ein wenig unterpräsent ist und auch die Bässe in sich in der Produktion nicht so gut zur Geltung kommen - na ja, so recht gar nicht. Ein wenig mehr Tiefe hätte dem Ganzen also gut getan, zumal speziell eine Double-Base, gerade wie hier in weiten Teilen sehr effektvoll im Bereich der Songs eingesetzt, noch einmal einen schönen Schub an Power mit sich bringt.
 
Mal in die jüngere Vergangenheit:

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Toto sind eine unglaublich vielschichtige Band mit einer sehr bewegten und teils wirklich traurigen Geschichte. In der Rockhistorie oberflächlich zumeist auf ihre Überhits wie "Roseanna", "Africa" und "Hold the Line" reduziert bietet Steve Lukathers Baby doch so viel mehr, wenn man sich in die Discographie fallen lässt: Blues, Rock, Hardrock, AOR, Progressive-Rock, teils gar Jazz- und Fusionelemente. Speziell live ist die Band bis heute eine Macht, was vor allem daran liegt, dass hier noch gerne und sehr gekonnt auf der Bühne improvisiert wird. Unnötig zu erwähnen, dass hier ausschließlich Könner ihres Fachs am Werk sind und waren, letztlich entstand die Band als Zusammenschluss der wohl beliebtesten Studiomusiker der 70er.

"XIV", also Album Nummer 14, ist weit mehr als eine Sammlung potentieller AOR-Perlen: das Werk ist vielseitig wie lange nicht seit dem gottgleichen "Kingdom of Desire"-Album, hinzu kommt, dass es mit Joseph Williams wieder mit meinem Lieblings-Toto-Vokalisten aufwartet. Gleich der Opener "Running out of Time" weckt eher Assoziationen mit Saga denn mit Toto: rund viereinhalb Minuten feinster Rockmusik, mit zahlreichen kleinen Feinheiten gespickt, getragen von der wunderbaren Gitarre von Steve Lukather. Mehr als gelungen. "Burn" ist episch, getragen - und natürlich perfekt gesungen von dem bereits erwähnten Williams. Eher stampfend, für die Verhältnisse der Band recht heavy und auch mit einem düsteren Anstrich versehen. Mit "Holy War" folgt dann ein Gute-Laune-Rocker, den man einfach von Toto erwartet: hierbei hat man allerdings keinen platten 08/15 Radiorocker vor sich, sondern ein fein ausgearbeitetes Stück Melodic-Rock mit einem schönen und eingängigen Chorus, garniert mit einfallsreichen Spielereien des Herrn Lukather an der Gitarre - hätte prima auf "The 7th One" gepasst, Chapeau.

"21st Century Blues" ist ein schöner, schwer getragener Blues mit allen Elementen, die diese Musikrichtung auszeichnet: ein dezent pumpender Basslauf, eine tolle Gitarrenarbeit nebst stimmigen Soli, die Keys dezent, mal untermalend, mal etwas präsenter - das Ganze abgerundet durch den Einsatz von Bläsern (nicht überpräsent oder nervig) und einigen gesanglichen Spielereien. Bisweilen wandert das Stück ein wenig in jazzige Gefilde ab. Muss man mögen - meines ist es definitiv. Mit "Orphan" folgt eine kleine, knapp viermünitige Hymne, hätte ebenfalls auch auf den frühen Werken eine sehr gute Figur abgegeben. Der Chorus ist eingängig-typisch Toto, einfach Wohlfühlmusik mit dem gewissen Etwas.

Mit "Unknown Soldier" streift man ein wenig gar Led-Zep-Gefilde, ohne das Stück der Toto-Wurzeln zu berauben, ein wenig ein kleiner Bruder von "Home of the Brave" vom "7th-One"-Album. Starke Gesangsleistung von Williams once again, eine schöne getragene Melodie. Ein wenig mag man sich auch an eine softere Version von Maidens "Paschendale" erinnert fühlen. Diese Art Musik steht Toto im Übrigen ganz hervorragend, das Stück ist ein echtes Highlight auf dem kompletten Album - und man will einfach zuhören. Ergreifend, emotional und einfach nur perfekt, besser geht kaum. Das folgende "The little Things" lässt einen dann wieder ein wenig durchatmen: eine relaxte Ballade, wie man sie von Toto einfach kennt und auch erwartet, latenter Michael-Jackson-Gedächtnisanstrich, hätte problemlos auch auf einem seiner Alben stehen können. Gottlob werden die Tränendrüsen nicht überstrapaziert.

"Chinatown" setzt die Relaxschiene fort, bietet ein wenig bluesig-jazziges im eher ruhigen Kontext und bricht nur zwischendurch mal ein wenig aus. Auch nicht unbedingt zwingend und aufgrund seiner ähnlichen Bauart eher deplaziert hinter "The little Things" - dennoch: schön anzuhören an einem ruhigen Abend, noch einmal Wohlfühlmusik. "All the Tears that shine" ist dann (leider) noch einmal sehr dezent und balladesk, nun wieder eher in der "klassischen" Toto-Balladenrichtung. Ist das Stück auch nicht unbedingt schlecht, so möchte man - so man Abwechslung sucht - doch lieber mal die Skip-Taste betätigen.

"Fortune" bietet dann eine etwas mehr als viereinhalbminütige, angejazzte Ballade. Musikalisch ganz weit vorne, aber eben noch einmal wieder diese eher ruhige und entspannte Version von Toto. Flotter wird es dann mit dem wieder eher epischen Rausschmeißer "Great Expectations": nicht ganz so gelungen wie "Unknown Soldier", aber dennoch eine musikalisch eher progressive Achterbahnfahrt, von getragen bis zu härteren Elementen ist alles vertreten und ja, das Ding macht Spaß, zumal auch hier gerade die progressiven Parts Spaß machen, so man Vergnügen an jazzigen Einsprengseln hat.

"XIV" ist ein rundes Toto-Album, stellenweise "designt" für die Zielgruppe der Band - und doch weit mehr als das. Die zahlreichen, eher ruhigen Stücke verleiten dazu, "XIV" primär zu den entspannten Momenten im Leben aufzulegen, dadurch geht die wirklich bärenstarke Seite der Scheibe ein wenig unter, was ein wenig schade ist: ein bißchen mehr Pep im Stile des Openers hätte dem Werk gut zu Gesicht gestanden. Dennoch kratzt man nicht im Mindesten am Mittelmaß, kein Stück geht als unmittelbarer Stinker durch. Vielmehr beweisen Toto auch nach all den Jahren noch, dass mit ihnen jederzeit zu rechnen ist - und dass sie es einfach verstehen, Songs auch jenseits aller Erwartungen in höchster Qualität und in zahlreichen Facetten zu erschaffen. Große Band, tolles Album.
 
Aus Deutschland kommen

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Sylvan verfolge ich seit ihrem Debutalbum. Mir gefällt die Verwandtschaft mit den britischen Kollegen von IQ, die sich sowohl am Gesang und auch den Gesangsmelodien festmacht, aber auch die instrumentale Fraktion kreuzt hier des Öfteren die Klingen mit den Neoproggern von der Insel.

Es ist nicht so einfach, ein Lieblingsalbum zu benennen, denn alle bisherigen Werke bieten hochkarätigen Progressive-Rock, in der jüngeren Vergangenheit teils auch mit gerne härteren bis gar metallischeren Einschüben versehen. "Foce of Gravity" bietet eine gute Schnittmenge, einem Einsteiger würde ich das Album durchaus gern empfehlen, wenn er die Band entdecken möchte.

Eingangs eine Anmerkung zum Gesang: Marco Glühmanns Vocals mögen nicht jedermanns Sache sein, doch sind ein wesentlicher Bestand des Bandsounds. Nicht immer komplett perfekt, dafür grundsätzlich emotional und am Limit, als Hörer kann man förmlich spüren, wie die Identifikation mit der Musik in den Gesang einfließt.

Los geht es mit dem Titelsong, eher getragen, düster, instrumental klassisch-progressiv, gesanglich mit der für diese Band üblichen Dramatik. Eher ungewöhnlich für eine Eröffnung, je öfter man aber in dieses Stück hinabtaucht, um so mehr nimmt es gefangen. Mit "Follow me" wird die Härteschraube angzogen, fast ein wenig metallisch. Vertrackte Songstruktur, teils gar hektisch, harte Riffs - ein Kontrast zum eher getragenen Opener. Der dritte Song auf dem Album nennt sich "Isle in me" und widerlegt all diejenigen, die Prog für verkopfte und seelenlose Musik halten: mehr Gefühl lässt sich unmöglich in ein Stück Musik packen! In rund 6 Minunten eine Art Selbstfindungsprozess in vertonter Form, phantastisch. Eine Referenz für eingängigen Prog.

"Embedded" ist eher ein Stück Artpop: schöne, getragene Melodie, im Verse in gleicher Form wie im Chorus. Ein Wohlfühlsong, der in einer "gerechten" Radiowelt sogar Airplay gehabt hätte. Ein wenig U2-Flair, wenn auch mit eher angezogener Handbremse, wenn man so will gar "kommerziell" für diese Richtung an Musik, für die Band an sich jedoch keinesfalls unüblich.

Progressiv im "klassischen Sinne" wird es dann mit "Turn of the Tide": auch hier ein eher ruhiger Beginn, dann aber einige Wandlungen, hin in härtere Gefilde bis hin zu einem orchestralen Finale. Ein Stück, das erarbeitet werden möchte, dann aber dazu verleitet, es immer noch mal und noch mal zu hören. Gelungen.

"Form the Silence" bietet wieder große Emotionen, bleibt geradliniger als sein Vorgänger, hier ist die zur Mitte hin einsetzende "sanfte Härte" ein Stilelement, welches die Qualitäten des ansonsten eher ruhig gehaltenen Stückes aufpeppt. Der überaus eingängige Chorus wird mit jedem Mal ein wenig dramatischer, ein orchestralisches Finish verleiht dem Ganzen zudem einen Soundtrackcharakter.

"Midnight Sun": eine wunderbare Ballade, hier mit weiblicher Unterstützung an den Vocals. Unbeschreiblich schön, unbeschreiblich intensiv. Eher weniger "klassischer" Prog, vielmehr ArtPop, gar ein wenig vergleichbar mit ähnlich gearteten Stücken eines Steven Wilson, der auch gern bisweilen auf sängerische Unterstützung aus der Damenwelt setzt.

Das Kontrastprogramm folgt mit "King Porn": klassicher Prog, hier auch mit teils hartem Riffing und ein wenig Gefrickel in der Songmitte, Jazz- und Fusionelemente. Eine kleine Wundertüte an Musik.

"Episode 6" erinnert in einigen Passagen gar ein wenig an Loungemusik, relaxt, unaufgeregt, immer wieder unterlegt mit tollen Melodien und Spielereien, die diesen eingangs geschilderten Charakter wieder ein wenig aufbrechen. Schön anzuhören, emotional weit vorne.

"God of Rubbish" ist teils sogar mit punkigen Elementen versehen, knapp 4 Minuten Rock ohne nennenswerte, progressive Schlenker, dafür mit ordentlicher Energie ausgestattet, sowie einem Refrain, der schlicht Laune macht.

"Vapour Trail": Vierzehneinhalb Minuten Prog in allen Facetten! Eine kleines Meisterwerk, man kann es kaum anders sagen. Irgendwo zwischen IQ, Genesis und allem, was so landläufig dazugehört. Das erstaunliche daran: das Stück ist zu keiner Zeit langweilig, permanent geschieht etwas, irgendwo zwischen hart und zart. Stark!

Auffällig (und den meisten anderen Alben von Sylvan ebenfalls zu Eigen): Der Hörer wird regelrecht gefangen genommen vom Zusammenspiel Lyrics/Gesang und Musik. Die Vielseitigkeit der Musik wird hierbei stets in ein Melodiekostüm gekleidet, es ist niemals überfrachtet oder überfordernd, vielmehr möchte man die CD nicht mehr aus dem Player nehmen. Perfekte Musik für den Herbst, zumal die Grundstimmung meist einen melancholischen Grundcharakter hat.
 
Natürlich habe ich jetzt nicht generell etwas gegen Joey Belladonna - nur gegen seinen eher, wie soll ich es ausdrücken - "sanften" Gesangsstil, der einer Thrashcombo nicht wirklich zuträglich ist. John Bush ist eine Naturgewalt, auch seine Live-Interpretationen der alten Anthrax-Klassiker werten diese in gesanglicher Hinsicht noch einmal extrem auf.

Sicherlich "passt" Belladonna auch irgendwie zu Anthrax, trotzdem wäre mir das ein- oder andere weitere Werk mit John Bush am Mikro durchaus willkommen gewesen, was ja sein Engangement bei Armored Saint (hier gibt es gesanglich keine Alternative, da bin ich voll bei Dir) nicht zwingend hätte einschränken müssen, da AS ja (leider) eher selten neue Alben veröffentlichen.


John Bush gehört bei mir auch klar zu den stärksten Sänger im Metal (der hat einfach auch ein Organ) aber bis auf diese Anthrax Scheibe, sowie ein andere Songs von den beiden Nachfolgeralben (u.a. "Fueled" oder "Inside Out" finde ich noch klasse) hat die Bush Zeit bei Anthrax bei mir nicht so interessiert. Die Vorabsongs von der von vielen hochgelobte "We've Come for you All" Scheibe sagen mir z.B. überhaupt nicht zu. Irgendwie waren das nicht mehr die Anthrax die mir gefielen.

Und ich weiß noch sehr genau, wie ich die Rückkehr von Belladonna und dann den Vorabsong "Fight 'em 'till you Can't" abgefeiert hatte, das waren wieder "meine" Anthrax.;)

Allerdings kann ich auch die verstehen welche die John Bush Era bevorzugen, denn wie schon gesagt ein super Sänger ist er ja und auch die Alben scheinen ihre Fans zu haben aber ich finde die haben den Stil ein bisschen zu sehr den 90er angepasst.



Übrigens noch 2 tollen Review zu Virgin Steele & Toto:top:.

Die erste "Marriage" Scheibe von VS leg immer gern und häufig aus, zusammen mit der "Age Of Consent" mein Lieblingsalbum der Band. Und gerade die coole rockige Nummer "Blood & Gasoline" gefällt mir am meisten.

Und Toto gehen sowieso immer. Zwar hat die Band seit der "Kingdom Of Desire" keine wirklich schlechte oder mittelmäßige Scheibe veröffentlicht (das kann glaub ich auch ne Band wie Toto nicht) aber stimmt irgendwie ist die "XIV" rundeste Scheibe seit dem (obwohl bei mir im Moment noch die "Mindfields" ziemlich wächst). Lediglich der Sound der Scheibe, find ich für Toto Verhältnisse eigentlich total unüblich, etwas sagen wir mal "komisch".
 
Strohwitwer am Sonntag - na dann:

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Overhead sind eine finnische Progressive-Rock Band, deren erste Alben eher im "klassichen" Prog verwurzelt waren. Mit dem (noch) aktuellen Werk - immerhin aus dem Jahr 2012 - haben die Finnen dann einen leichten Turn in Richtung modernerer als auch härterer Gangart eingeschlagen. Die Gitarren braten mehr, die Keys klingen atmosphärischer, teils mit einem bestimmten New-Wave-Anstrich. Ein bißchen erinnert das Ganze an Jolly (noch so eine Band, von der mal fixestens wieder ein Album her muss), rein musikalisch ist das Ganze ein wenig eine Mischung aus Metal/New-Wave und Progressive Rock. Auffällig ist hierbei, wie spannend "klassische" Rock- und Metal Themen, sowie klassische-progressive Motive in einen modernen Kontext gesetzt werden.

Der Opener "Lost inside 2" beginnt atmosphärisch, ein wenig schleppend, es dauert aber auch nicht lange, bis hier die Metal-Axt geschwungen wird: zwischen eher ruhigen Passagen wird metallische Härte eingeflochten, die Keyboards schaffen zunächst eine Wohlfühlatmosphäre im Hintergrund, ehe später ein Keyboardsolo in Verbindung mit einer schnelleren Passage den Song nach vorne peitscht. Klar metallisch, wer Vergleiche zu früheren Werken der Band anstellt wird schon hier feststellen, dass man eine ordentliche Drehung in neue stilistische Welten gewagt hat.

"Berlin" erinnert an ein wenig an Dark-Wave im Progmetalgewand: der Songaufbau ist dem des Eröffnungstracks nicht unähnlich, doch ist hier ein reglerechter Ohrenschmeichler-Refrain am Start. Das erstaunliche an diesem mit knapp über 4 Minuten schön kompakt gehaltenen Song: im Zweifel kann man dazu ebenso tanzen wie headbangen. Auch die Krupps in ihrer 90er Phase kommen einem hier in den Sinn, ein progressiver Anteil hält sich hier in Grenzen. Im Übrigen absolut geil für Autofahrten, wenn man auf der Autobahn mal Platz hat :).

"An Afternoon of Sund and Moon" bricht dann zunächst ein wenig mit den Konventionen der ersten beiden Tracks: percussionartig geht es hier los, um dann sogar zunächst in noch ruhigere Gefilde abzutauchen - dann wechselt man in einen auch hier wieder sehr eingängigen Chorus. Auch hier sind die Keys wieder sehr waveartig gespielt, was dem Song - wie auch seinen Vorgängern - einen leicht poppigen Anstrich verleiht.

Mit "Aftermath" ist es dann zunächst vorbei mit den Anleihen an die Welt des Pops. Ein zunächst im Midtempo angesiedelter Progtrack modernerer Bauart, trotzdem fühlt man sich ein wenig an die 80er erinnert. Erneut setzt man auch hier auf Melodie und einen spannungsgeladenen Aufbau, der sich zum Ende des Stückes noch einmal regelrecht entlädt. Man hätte sich dieses Stück auf auf dem letzten Werk von Haken sehr gut vorstellen können.

Das folgende "Syriana" erinnert ein wenig an Jolly: ein schön vertracktes Songkonstrukt im Bereich der Verses, gespickt mit zahlreichen musikalischen Kabinettstückchen, durchaus progressiv zu nennen, der Refrain indes ist eher balladesk gehalten. Zur Mitte hin arbeitet man dann gar mit äußerst klassisch-progressiven bis psychedelischen Zutaten. Obwohl der Track nur über eine Laufzeit von etwas mehr als 4 Minuten verfügt passiert hier eine Menge, ohne, dass auch nur im Mindesten Langeweile aufkäme. Spannend.

"Grotte" (Songtitel des Jahres!) baut eingangs auf ein spannendes Zusammenspiel zwischen Bass und Schlagzeug, die Gitarre setzt ein, dann die Querflöte - und ab geht eine rein instrumentale Achterbahnfahrt vom Feinsten! Wer instrumentalen Prog mag kann hier nichts falsch machen, das Ganze gemeint ein wenig an eine modernisierte Fassung von Focus, zumal die bereits erwähnte Querflöte permanent mit im Spiel bleibt. Live wäre das sicher ganz großes Kino, auf Konserve ist es schon ein echter "Hinhörer".

Das soundtrackartige "Last Broadcast" verbreitet Weltuntergangsstimmung. Sehr psychedelisch, ruhig - auch hier ist die Querflöte wieder ein stilprägendes Zusatzelement. In über 6 Minuten baut sich ein Epos auf, das einen schlicht gefangen nimmt, mit jeder weiteren Minuten steigert sich das Ding in eine Art Endzeitballade (denke, so nennt man das heutzutage...), der Chorus ist hier wahrlich "krönend" eingesetzt - zum Finale hin steigert man sich in ein furioses instrumentales Gemetzel, in dem leidlich die Gitarre tatsächlich eher eine untergeordnete Rolle spielt. Geiles Teil.

"Alive" beginnt wie ein Popsong: ein gar fröhliches Keyboard, der Verse hat irgendwie etwas von (frühen) Sunrise Avenue und The Rasmus - eine Parallele, die sich auch im Chorus wiederfindet. Wäre bis dahin ein Reißer in jeder Alternative-Disco, hätte man von dem Ding ein Radio-Edit veröffentlicht, Overhead hätten tatsächlich die Chance auf Airplay gehabt. "Dummerweise" versaut man sich dann den "Kommerz" selbst: ab etwa der Mitte des Tracks geht es in einen sehr 80er-lastigen Part über, der dann überleitet in einen furios-progressiven Part mit allem, was das Proggerherz begehrt - zugegeben: spätestens ab dem Einsatz der E-Gitarre, die dann in den bekannt eingängigen Chorus mündet kann man sich einer Gänsehaut nicht erwehren.

Das abschließende "Angels & Demons" ist dann Jethro Tull/Focus für das moderne Zeitalter: der eher klassisch-progressivste Song auf dem Album, nebst Dramatik, Epik und allem, was dazugehört. Der bislang stets präsente, latente 80er Unterton weicht einer ungestümen musikalischen Reise, leidlich die Keyboards gemeinen noch ein wenig an diese Komponente - allerdings eher unterschwellig und eingewoben in einen gänzlich anderen Kontext.

"Of Sun and Moon" ist ein vergessenes kleines Meisterwerk - so traurig ist es ist. Gemeinhin erinnern Overhead grundsätzlich von der Mentalität her ein wenig an Haken, dieses Album könnte eine Art Schwesterwerk von "Affinity" sein. Schaut man sich den Hype um eher "langweiligere" Neo-Prog-Bands wie Karnivool oder Caligula's Horse an (die ich vom Gesang mal abgesehen kaum auseinanderhalten kann...), dann ist "Of Sun and Moon" eine wahre Wundertüte an Stimmungen und in Teilen des Albums ein wahres Musterbeispiel dafür, wie sich der Spirit verschiedenster, auch eingängiger, Musikstile in ein zeitgemäßes Gewand verpacken lässt.
 
Weils so schön ist:

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Im Grunde hatten Threshold mehrere Karrierestufen: hin vom Debut bis zum "Clone" eher ein Geheimtipp wurden die Hallen ab "Hypothetical" langsam voller, mit "March of Progress" zündete man eine weitere Stufe - und offensichtich hat das aktuelle Album sogar noch mal einen draufgesetzt. Erarbeiteter Erfolg nennt man das.

"Critical Mass" ist der Nachfolger von "Hypothetical" - und für mich persönlich keinen Deut schlechter als das entschieden mehr beachtete Vorgängerwerk. Mit "Phenomenon" hat man direkt einen Ohrenschmeichler par Excellence am Start, der Chorus nimmt unmittelbar gefangen, Mac singt regelrecht überirdisch, das "Frickeln" ist threshold-typisch keine Selbstdarstellung, sondern songdienlich installiert - Knaller. Mit "Choices" baut sich dann ein über 8 Minuten lang ein Monster an Progmetal auf: auffällig ist hier erstmalig das absolute Powerdrumming von Joanne James, der unglaubliche Akzente zu setzen vermag. Auch Richard West verlässt hier mal seine eher immer melodiös gestaltete Keyboardführung und tobt sich mal so richtig an seinem Instrument aus. Ab Minute Zweieinhalb knallt eines dieser typischen Metalriffs von Karl Groom in den Song und gibt ihm eine völlig neue Richtung - und öffnet damit die Welt in die melodiösere Ausrichtung Thresholds: Chorus mit Wiedererkennungswert, ruhigerer Verse, dann diese Gitarre und ein Chorus, bei dem einem schlicht die Spucke wegbleibt. "Choices" erinnert vom Songaufbau ein wenig an "The Ravages of Time" vom Vorgängeralbum, ist aber meines Erachtens nach sogar noch um Längen spannender, allein schon wegen der zahlreich eingebauten Wendungen, bis hin zu einer Art Kanongesang.

Mit "Falling away" folgt eine Halbballade: ruhiger Verse, sehr melodisch gesungen, ehe Mac mit Power in den Chorus geht - und mit ihm die Instrumentalfraktion. Auch hier ist das Drumming von Joanne James mal wieder ein echter Pluspunkt: trotz der Ruhe des Stückes stets der richtige Punch, unglaublich, wie dieser Mann an seinem Instrument agieren kann und viel mehr ist als ein reiner Taktgeber. Etwa nach viereinhalb Minuten wird dann aus der Ballade die angesprochene Halbballade - oder sagen wir: der Powerpart kommt voll zur Geltung, die Instrumentalfraktion tobt sich aus, ehe der Chorus letztmlalig und begleitet von einem tollen Solo den Song zum Ende bringt. Etwas ungewöhnlich ist der zeitweise Einsatz von Loops in "Falling away", ein Stilmittel, das Threshold ansonsten eher wenig bis gar nicht verwenden. Die Tatsache, dass es dennoch perfekt in den gängigen Threshold-Sound eingewoben wird spricht für sich und das stets perfekte Songwriting dieser Band.

"Fragmentation" ist unter Threshold-Jüngern durchaus umstritten: ich persönlich begrüße dieses "Experiment" sehr, sehen wir vom "Uh-Ah" zu fortschreitender Songdauer ab. Das Ding groovt, kommt dann in einen ruhigeren Part, um das Eingangsthema in Richtung Chorus wieder aufzugreifen, im Versebereich ein metallisches Riffing in Testament-Manier (die Vorliebe Grooms für dies Band ist bekannt....). Am Ende ein gelungenes Stück Musik, vielleicht nicht ganz das, was man so von Threshold gewohnt ist.

Mit "Echoes of Life" folgen gute 9 Minuten epischer Progmetal: ruhiges Pianointro, dann dieser Gänsehautübergang in Sachen Bridge, dann gar psychedisches in Richtung Pink Floyd, als würde der Songtitel es gar vermuten lassen. Im weiteren Verlauf eine Vielzahl an Wendungen und Abwandlungen des Grundthemas, ein weiteres Paradebeispiel dafür, wie man Progmetal sowohl massenkompatibel, atmosphärisch und gleichsam spannend gestalten kann - stark.

Das folgende "Round and Round" ist eine weitere klassische Threshold-Halbballade: unterlegt von atmospährischen Keys singt sich Mac in bester Manier durch ein letztlich gängiges Threshold-Werk - wobei man allerdings tatsächlich sagen sollte, dass der Chorus hier tatsächlich eher weniger zwingend ist. Geht im Albumkontext ein wenig unter.

Eine Scharte, die man mit "Avalon" schnell auswetzt: man mag es gern kitschig nennen, gern auch kommerziell - und doch ist das Stück allein durch den sich permanent latent steigernden Härtegrad im Wesentlichen ein Gänsehautmoment. In Verbindung mit den mehr als passenden Lyrics, die überdies bar jeglichen Klischees für Balladen agieren (was Threshold im Regelfall immer sehr gut gelingt) ein starkes Stück, auch, wenn es noch entschieden stärkere Songs dieser Bauart von Threshold gibt.

Dann der Longrack für die Ewigkeit: Titeltrack "Critical Mass", unterteilt in 3 Teile...allein der Übergang von Part 1 in Part 2 durch das Powerriffing von Groom, dann dieser Chorus mit Gänsehautgarantie, dieses Finale zu Part 2 mit einfach gänsehautartigen Soli (teils wie Gilmour in Metal - unglaublich!), zwischenzeitlich unterlegt durch eine griffige Keyboardlinie - das balladeske Outro Part 3 in akustischer Form - dramatischer, melodischer, epischer und emotionaler kann man Progressive-Metal nicht spielen. Das Ding frisst Dich auf, kaut Dich durch und spuckt Dich aus - nur, damit man es danach noch mal auflegt. Einer meiner ganz persönlichen Lieblingstracks von Threshold, eigentlich 11 von 10 Punkten - schlichtweg geil!

Die Bonustracks, seinerzeit auf einer 2. CD verewigt: "Phenomenon" im kastrierten Radio-Edit ist nicht so unbedingt notwendig, "Do unto them" klingt keinen Deut schlechter als der Rest des Albums, auch hier fallen (ähnlich wie in "Falling away") die eher untypischen Drumloops auf. Vielleicht wäre es mir auf dem regulären Album gar lieber gewesen als das für Thresh-Verhältnisse eher unspektakuläre "Round an Round". Gilt in noch größerem Maße für "New Beginning": Riffing zu Beginn des Stückes erinnert frappierend an härtere Sabbath-Stücke der Tony-Martin-Ära, der Chorus fordert Mac so Einiges ab (will was heißen bei dem Mann - hier geht es in eher schon untypische Höhen), ein wenig aus dem üblichen Thresh-Kontext ausbrechend, aber dennoch äußerst atmosphärisch - alles andere als Ausschussware.

Fazit: Mit "Round and Round" hat sich ein kleiner "Stinker" eingeschlichen, dafür ist der Rest der Platte bockstark, allem voran der Wahnsinns-Titeltrack, der über Gebühr eingängige Opener und auch das Epos "Echoes of Life" gehören mit zum Stärksten, was Threshold je veröffentlicht haben - meiner bescheidenen Meinung nach ;-). Mit "Falling away" ist zudem eine meiner liebsten Halbballaden der Band am Start, "Fragmentation" ist für mich ein sehr gelungenes Experiment, das sich vor allem Live später seine Qualitäten so richtig entfalten sollte. Was dem Album im Vergleich zum direkten Vorgänger fehlen mag sind Überhämmer wie "Long Way Home" oder auch "Light and Space", für "Ravages..." hat man dafür gleich 2 ebenbürtige Songs am Start.

Auffällig speziell auf Albumlänge gesehen: das immens flexible, teils gar metal-untypische Drumming von Joanne James, ein Beispiel dafür, wie spannend Schlagzeugspiel ohne sichtbare Selbstdarstellung songdienlichst funktionieren kann. Irgendwo zwischen jazzig und vertrackt und trotzdem bestens eingewebt in den Bandsound.
 
Weils so schön ist:

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Im Grunde hatten Threshold mehrere Karrierestufen: hin vom Debut bis zum "Clone" eher ein Geheimtipp wurden die Hallen ab "Hypothetical" langsam voller, mit "March of Progress" zündete man eine weitere Stufe - und offensichtich hat das aktuelle Album sogar noch mal einen draufgesetzt. Erarbeiteter Erfolg nennt man das.

"Critical Mass" ist der Nachfolger von "Hypothetical" - und für mich persönlich keinen Deut schlechter als das entschieden mehr beachtete Vorgängerwerk. Mit "Phenomenon" hat man direkt einen Ohrenschmeichler par Excellence am Start, der Chorus nimmt unmittelbar gefangen, Mac singt regelrecht überirdisch, das "Frickeln" ist threshold-typisch keine Selbstdarstellung, sondern songdienlich installiert - Knaller. Mit "Choices" baut sich dann ein über 8 Minuten lang ein Monster an Progmetal auf: auffällig ist hier erstmalig das absolute Powerdrumming von Joanne James, der unglaubliche Akzente zu setzen vermag. Auch Richard West verlässt hier mal seine eher immer melodiös gestaltete Keyboardführung und tobt sich mal so richtig an seinem Instrument aus. Ab Minute Zweieinhalb knallt eines dieser typischen Metalriffs von Karl Groom in den Song und gibt ihm eine völlig neue Richtung - und öffnet damit die Welt in die melodiösere Ausrichtung Thresholds: Chorus mit Wiedererkennungswert, ruhigerer Verse, dann diese Gitarre und ein Chorus, bei dem einem schlicht die Spucke wegbleibt. "Choices" erinnert vom Songaufbau ein wenig an "The Ravages of Time" vom Vorgängeralbum, ist aber meines Erachtens nach sogar noch um Längen spannender, allein schon wegen der zahlreich eingebauten Wendungen, bis hin zu einer Art Kanongesang.

Mit "Falling away" folgt eine Halbballade: ruhiger Verse, sehr melodisch gesungen, ehe Mac mit Power in den Chorus geht - und mit ihm die Instrumentalfraktion. Auch hier ist das Drumming von Joanne James mal wieder ein echter Pluspunkt: trotz der Ruhe des Stückes stets der richtige Punch, unglaublich, wie dieser Mann an seinem Instrument agieren kann und viel mehr ist als ein reiner Taktgeber. Etwa nach viereinhalb Minuten wird dann aus der Ballade die angesprochene Halbballade - oder sagen wir: der Powerpart kommt voll zur Geltung, die Instrumentalfraktion tobt sich aus, ehe der Chorus letztmlalig und begleitet von einem tollen Solo den Song zum Ende bringt. Etwas ungewöhnlich ist der zeitweise Einsatz von Loops in "Falling away", ein Stilmittel, das Threshold ansonsten eher wenig bis gar nicht verwenden. Die Tatsache, dass es dennoch perfekt in den gängigen Threshold-Sound eingewoben wird spricht für sich und das stets perfekte Songwriting dieser Band.

"Fragmentation" ist unter Threshold-Jüngern durchaus umstritten: ich persönlich begrüße dieses "Experiment" sehr, sehen wir vom "Uh-Ah" zu fortschreitender Songdauer ab. Das Ding groovt, kommt dann in einen ruhigeren Part, um das Eingangsthema in Richtung Chorus wieder aufzugreifen, im Versebereich ein metallisches Riffing in Testament-Manier (die Vorliebe Grooms für dies Band ist bekannt....). Am Ende ein gelungenes Stück Musik, vielleicht nicht ganz das, was man so von Threshold gewohnt ist.

Mit "Echoes of Life" folgen gute 9 Minuten epischer Progmetal: ruhiges Pianointro, dann dieser Gänsehautübergang in Sachen Bridge, dann gar psychedisches in Richtung Pink Floyd, als würde der Songtitel es gar vermuten lassen. Im weiteren Verlauf eine Vielzahl an Wendungen und Abwandlungen des Grundthemas, ein weiteres Paradebeispiel dafür, wie man Progmetal sowohl massenkompatibel, atmosphärisch und gleichsam spannend gestalten kann - stark.

Das folgende "Round and Round" ist eine weitere klassische Threshold-Halbballade: unterlegt von atmospährischen Keys singt sich Mac in bester Manier durch ein letztlich gängiges Threshold-Werk - wobei man allerdings tatsächlich sagen sollte, dass der Chorus hier tatsächlich eher weniger zwingend ist. Geht im Albumkontext ein wenig unter.

Eine Scharte, die man mit "Avalon" schnell auswetzt: man mag es gern kitschig nennen, gern auch kommerziell - und doch ist das Stück allein durch den sich permanent latent steigernden Härtegrad im Wesentlichen ein Gänsehautmoment. In Verbindung mit den mehr als passenden Lyrics, die überdies bar jeglichen Klischees für Balladen agieren (was Threshold im Regelfall immer sehr gut gelingt) ein starkes Stück, auch, wenn es noch entschieden stärkere Songs dieser Bauart von Threshold gibt.

Dann der Longrack für die Ewigkeit: Titeltrack "Critical Mass", unterteilt in 3 Teile...allein der Übergang von Part 1 in Part 2 durch das Powerriffing von Groom, dann dieser Chorus mit Gänsehautgarantie, dieses Finale zu Part 2 mit einfach gänsehautartigen Soli (teils wie Gilmour in Metal - unglaublich!), zwischenzeitlich unterlegt durch eine griffige Keyboardlinie - das balladeske Outro Part 3 in akustischer Form - dramatischer, melodischer, epischer und emotionaler kann man Progressive-Metal nicht spielen. Das Ding frisst Dich auf, kaut Dich durch und spuckt Dich aus - nur, damit man es danach noch mal auflegt. Einer meiner ganz persönlichen Lieblingstracks von Threshold, eigentlich 11 von 10 Punkten - schlichtweg geil!

Die Bonustracks, seinerzeit auf einer 2. CD verewigt: "Phenomenon" im kastrierten Radio-Edit ist nicht so unbedingt notwendig, "Do unto them" klingt keinen Deut schlechter als der Rest des Albums, auch hier fallen (ähnlich wie in "Falling away") die eher untypischen Drumloops auf. Vielleicht wäre es mir auf dem regulären Album gar lieber gewesen als das für Thresh-Verhältnisse eher unspektakuläre "Round an Round". Gilt in noch größerem Maße für "New Beginning": Riffing zu Beginn des Stückes erinnert frappierend an härtere Sabbath-Stücke der Tony-Martin-Ära, der Chorus fordert Mac so Einiges ab (will was heißen bei dem Mann - hier geht es in eher schon untypische Höhen), ein wenig aus dem üblichen Thresh-Kontext ausbrechend, aber dennoch äußerst atmosphärisch - alles andere als Ausschussware.

Fazit: Mit "Round and Round" hat sich ein kleiner "Stinker" eingeschlichen, dafür ist der Rest der Platte bockstark, allem voran der Wahnsinns-Titeltrack, der über Gebühr eingängige Opener und auch das Epos "Echoes of Life" gehören mit zum Stärksten, was Threshold je veröffentlicht haben - meiner bescheidenen Meinung nach ;-). Mit "Falling away" ist zudem eine meiner liebsten Halbballaden der Band am Start, "Fragmentation" ist für mich ein sehr gelungenes Experiment, das sich vor allem Live später seine Qualitäten so richtig entfalten sollte. Was dem Album im Vergleich zum direkten Vorgänger fehlen mag sind Überhämmer wie "Long Way Home" oder auch "Light and Space", für "Ravages..." hat man dafür gleich 2 ebenbürtige Songs am Start.

Auffällig speziell auf Albumlänge gesehen: das immens flexible, teils gar metal-untypische Drumming von Joanne James, ein Beispiel dafür, wie spannend Schlagzeugspiel ohne sichtbare Selbstdarstellung songdienlichst funktionieren kann. Irgendwo zwischen jazzig und vertrackt und trotzdem bestens eingewebt in den Bandsound.

Mal wieder eine sehr schöne Rezension von Dir :).
"Critical Mass" ist ein unsterblicher Klassiker im Kanon der Band, den ich komischerweise viel zu selten auflege.
Höre mehr den Vorgänger und Nachfolger. Warum auch immer.
Sollte ich mal ändern, wandert gleich direkt in den Schacht!
 
Mal zurück in der Zeit mit:

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Samsons Drittwerk ist ein Sammelsurium an tollen Songs und läuft problemlos am Stück durch! Seinerzeit bin ich auf die Band aufmerksam geworden, weil Bruce Dickinson auf seiner sehenswerten "Dive! Dive! Dive"-Live-VHS auch den Opener dieses Albums "Riding with the Angels", dargeboten hat.

Seinerzeit war dann das entsprechende Samson-Album nur zu horrenden Preisen über "sonstwo" erhältlich. Dann folgen später Neuauflagen, die über Hellion zu beziehen waren - und so kam ich dann kurzfristig doch noch an dieses Kleinod, irgendwo zwischen NWOBHM und Hardrock der härteren Gangart.

"Riding with the Angels", bereits angesprochen, ist ein genialer Opener, eine regelrechte Hymne in bester NWOBHM-Tradition. Wunderbar roh auch vom Sound her dargeboten - und natürlich mit dem schon damals gottgleichen Gesang von Bruce Bruce (wie er sich schon seinerzeit nannte). Nun macht eine Schwalbe bekanntlich keinen Sommer, doch auch das folgende "Earth Mother" (erneut mit überirdischem Gesang und geiler Gitarrenarbeit) macht hier keine Gefangenen. Vielmehr wirkt es von der Struktur her ein wenig wie eine prähistorische Version von Priest Großtaten wie "Desert Plains".

"Nice Girl" ist irgendwo zwischen rockig und punkig, typisch britischer Hardrock dieser Zeit, modernisierter und "verhärteter" Rock'n Roll, mit etwas über 3 Minuten kompakt. Gut gelungen und ein neuer Klangtupfer. "Blood Lust" schleppt sich dann im Postiven Sinne als vierter Track über die 6 Minuten-Grenze: getragener Bluesrock mit Sabbath-Einschlag - und Screams von "Uns Bruce". Stark und erneut eine Wendung in der Stilikstik des Albums.

"Go to Hell" versprüht "Radar-Love"-Feeling: ungezügelter Rock'n Roll, schön roh dargeboten, perfekt gesungen, live eine Einladung zum Pogen. Mit "Bright Lights" setzt es sich rockig fort, der Chorus macht hier richtig was her, wie ich finde. Kann man sich ebenfalls wunderbar in einem Club live vorstellen, macht Spaß.

Weiter geht es mit "Once bitten", sowohl textlich als auch musikalisch eine Reminiszenz an Led Zeppelin. Gelungen und erneut ein neuer klanglicher Farbtupfer auf dem Album. "Grime Crime" ist Boogierock der härteren Seite, macht ebenfalls Spaß, fällt vielleicht ein wenig ab im Gesamtbild von "Shok Tactics".

"Communion" erinnert dann tatsächlich an Maiden, man könnte es ich auf einem Album der Jungfrauen problemlos vorstellen, hier ist auch der Gesang von Bruce schon in der getragenen Version vorhanden, die später so charakteristisch für seine "Arbeit" bei Maiden sein sollte. Balladesk, getragen, ein echtes Highlight als Rausschmeißer, gekrönt von der gefühlvollen Gitarrenarbeit des Herrn Samson himself.

"Shock Tactics" ist ein ebenso kurzweiliges wie vielseitiges Album und deckt ein breites Spektrum im Bereich der Rock- und frühen Metalmusik ab. Durchaus schade, dass Bruce nicht in 2 Bands agieren konnte seinerzeit, zumal er auf diesem Album auch gesanglich eine ganz andere Seite von sich zeigen konnte. Parallelen zu Maiden waren hier - vom Schlusstrack abgesehen - so nicht vorhanden, dennoch waren Samson mit diesem Album nicht minder "wild" und fordernd, als es Maiden zu ihrer Zeit mit DiAnno und den ersten Alben mit Bruce waren.
 
Schöne Erinnerung, dass ich mir die Toto noch kaufen sollte. Die ist ja sogar sehr günstig. Sehr feines Teil.
Virgin Steele mochte ich damals auch noch, allerdings ist die Band bei mir ganz schlecht gealtert. Das liegt nicht nur an den mächtig furzenden Alben der Neuzeit, sondern auch daran, dass meine Manowar-Aversion im Alter sich noch weiter verstärkt hat. Die Ausnahme war der emotionale RTB-Auftritt beim KIT.
Bei Samson greife ich am häufigsten zu "Before The Storm". Nicky Moore kann gaz viel und 'Youg Idea' ist unszerblich.

Vielen Dank für diesen sehr schönen Thread.
 
Ist wirklich einer der schönsten Threads hier. Musikalisch gibt es eh große Überschneidungen, aber auch die Mühe, die Du Dir machst, @RageXX , macht Spaß. Erinnert ein bisschen an die Reviewthreads vom @Sentinel . Ich lese hier gerne mit, auch wenn ich selten was dazu schreibe.
 
Ein wahrlich meisterliches Spätwerk von:

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Im Rush-Forum habe ich mal fallen lassen, dass es trotz aller Klasse der Kanadier für mich keine "definitives" 10-Punkte Werk des Dreiers gibt. Im Wesentlichen stimmt das, allerdings relativiert sich das von Zeit zu Zeit auch schon mal.

Ein Album, das definitiv den "Test of Time" bestanden hat ist in jedem Fall "Clockwork Angels". Zum Einen ist es das härteste Werk von Rush überhaupt - zumindest meiner Ansicht nach - des Weiteren ist die Gleichförmigkeit der (auf anderen Alben stets auf hohem Niveau stehenden) Songs hier nicht so präsent, vielmehr ist hier im Durchhören eine Abwechslung geboten, die ich seit dem legendären "2112" vermisst habe.

Das Erstaunliche ist: obwohl Rush wohl gewusst haben dürften, dass "Clockwork Angels" wohl (vorläufig) ihr letztes Werk werden dürfte wirkt das Album hungrig, offensiv und nicht zu einer Sekunde hat man den Eindruck, dass hier ein Rockdino ein halbgares Alterswerk zur Erfüllung vertraglicher Pflichten abliefert.

"Caravan" besticht bereits mit einer immensen Mischung aus Frickeligkeit und einem megaeingängigen Chorus, für Rush-Verhältnisse regelrecht ungezügelt nach vorne raus, "härter" kann man Progressive-Rock kaum spielen, hier ist man stehts hart an einer metallischen Grenze, gleiches gilt für das folgende "BU2B", 70er Rush-Sound, in die Moderne gehievt - einfach unwiderstehlich. Das namensgebende "Clockwork Angels" verdichtet diesen Eindruck noch einmal, es wirkt wie ein Überbleibsel aus einer Spätsiebziger-Session, schlägt von Harmonieren her eine schöne Brücke in die frühen 80er - und ist mit siebeneinhalb Minuten mal wieder ein kleines Epos, scheuten die Kanadier doch eine ganze Zeit lang Songs weit jenseits der 5-Minuten-Grenze.

"The Anarchist" greift vom Aufbau her gar ganz tief in die Inspirationsquellen von Rush: irgendwie wirkt das Grundthema im Rhythm'n & Blues verwurzelt (remember: "Feedback"-EP), dann aber geht es letztlich doch arg metallisch zu Werke, tolle, teils orientalisch anmutende Elemente zum Ende des Songs hin - und noch einmal knapp 7 Minuten.

Halten wir mal weiterhin fest: bis zu diesem Punkt haben wir noch nichts wirklich balladeskes vernommen, die alten Herren geben permanent Gas, ohne zu langweilen oder nennenswerte Wiederholungen in ihre Album einzubauen - stark! "Carnies " setzt diesen Trend fort, glänzt mit fies anmutender, arg metallischer Gitarre, der Chorus indes trägt sich dann im späteren Verlauf fluffig durch den Song, auch wenn Geddy Lee hier in Sachen Vocals zwischenzeitlich für seine aktuellen Verhältnisse gar ein wenig zu hoch hinaus will - ist aber kein nennenswerter Makel.

Der "Halo Effekt" atmet wieder klar den Spirit der 70er, ist dann auch eine erste Verschnaufpause mit akustischen Gitarren und einem erneut schönen Refrain, Highlight sind die effektiv eingesetzten Streicher - viel schöner kann man 3 Minuten nicht genießen, ehe "Seven Cities of Gold" wieder in die rockige Kerbe schlägt: Lees Basslinie eröffnet in unnachahmlicher Form, trägt sich auch sehr gut hörbar durch den kompletten Song, im Wesentlichen ein klassischer Rush-Song, wieder rockiger, ohne die Wildheit der ersten Albumtracks zu zitieren.

Mit "The Wreckers" wird es dann wieder eine Zeitreise zu den Wurzeln des Rock'n Roll - zumindest eingangs. Danach wechselt es sich schnell auf eine akustische Gitarre und entwickelt sich im weiteren Verlauf zu einem weiteren, typischen Rush-Song der eher poppigen (naja, so man diesen Begriff im Zusammenhang mit Rush denn verwenden darf...), in dem letztlich dann wieder die E-Gitarre ihren Part bekommt. Gelungen und mit Wohlfühlfaktor, ein schönes, warmes Stück Rockmusik.

"Headlong Flight" ist ein Meisterwerk - nicht mehr und nicht weniger. Erneut schaffen es Rush, den wilden Spirit ihrer 70er Phase in die Neuzeit zu transportieren. Hier geht es teils regelrecht metallisch zu Werke und "Headlong Flight" ist definitiv mit dem höchsten Frickelfaktor des Albums gesegnet, verfügt darüber hinaus über einen genialen Chorus und fetzt nahezu über die gesamte Spieldauer von fast siebeneinhalb Minuten mächtig nach vorn. Genial!

"BU2B2" ist ein mit Streichern unterlegtes, eineinhabminüges Intermezzo mit entsprechendem Spannungsaufbau, das Bindeglied zum folgenden "Wish them well": hier klingt die Band tatsächlich ein wenig nach 80er Jahre Rush, die Melodieführung erinnert an "Signals"-Zeiten. Für Rush-Verhältnisse nahezu geradlinig, ein nahezu hymnischer Chorus - erstaunlich ist, dass einem nach weiterem Fortschreiten irgendwie ganz erstaunliche Parallelen zum Grunge-Sound in den Kopf kommen - was mal definitiv nicht negativ gemeint ist.

Das finale "The Garden" ist episch, balladesk - und einfach schön. Für große Gänsehautmomente waren Rush nicht immer Garanten, "The Garden" (erneut mit Unterstützung von Streichern) aber trifft einen äußerst positiven Geschmacksnerv und ist - einfach schön. 7 Minuten Wohlfühlfaktor zum Rauswurf - toll!

Ein Spätwerk, mit dem man erhobenen Hauptes abtreten kann. Rush bündeln auf diesem Konzeptalbum alle Stärken und spielen sie nahezu in Perfektion aus, kein Song verleitet zum skippen, in sich ist das Album musikalisch dicht und trotz aller Fähigkeiten der 3 Protagonisten (Neal Peart leistet erneut Übermenschliches - das zu jedem Song zu schreiben hätte die Rezi ja noch länger gemacht....) stets songdienlich und auf den Punkt, keinerlei Selbstdarstellung. Die wesentlichen Stärken der Frühphase werden in die Neuzeit transportiert, ohne auch nur im Ansatz angestaubt zu wirken, die teils verwendeten Streicher kleistern nichts zu, sondern runden ab und unterstreichen eher den Konzeptcharakter - und wie eingangs bereits erwähnt: Rush wirken auf diesem Album regelrecht hungrig und agieren eher wie eine junge Band - großes Album.
 
Virgin Steele mochte ich damals auch noch, allerdings ist die Band bei mir ganz schlecht gealtert. Das liegt nicht nur an den mächtig furzenden Alben der Neuzeit, sondern auch daran, dass meine Manowar-Aversion im Alter sich noch weiter verstärkt hat. Die Ausnahme war der emotionale RTB-Auftritt beim KIT.

Ich habe es aufgegeben, mir die neueren Alben von VS überhaupt anzuhören. Es würde mich trotzdem sehr reizen, mal ein Konzert der Band zu besuchen - Songauswahl dann bitte maximal bis zur "Invicuts".

Das mit der Manowar-Aversion kenne ich - wobei die Parallelen zwischen beiden Bands durchaus auch hinsichtlich der negativen Entwicklung da ist. Unterschied ist im Wesentlichen, dass die einen trotzdem noch Hallen trotz übler Alben und Ticketpreisen von € 90,00 (!!!) füllen, wohingegen die anderen einfach in der Bedeutungslosigkeit versinken - trotz angekündigtem Großprojekt zum Bandjubläum.
 
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