Behemoth

Ich hab die Nergal-Autobiographie auch gelesen und bin ziemlich beeindruckt von dem eisernen Willen dieses Mannes. Und genau darin liegt meiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg Behemoths. Nergal hat immer die Zügel straff gehalten und absolute Disziplin nicht nur eingefordert, sondern auch selbst an den Tag gelegt. Solange, bis er endlich die richtige Personenkonstellation um sich hatte, um echtes Teamwork zuzulassen und in höhere Erfolgssphären vorzustoßen. Die Band hat sich den Arsch aufgerissen, ist ohne Ende getourt, hat immer Edelklasse abgeliefert und Nergal hatte das Glück und die Intelligenz, sich mit den richtigen Leuten zu umgeben und die richtigen Geschäftsentscheidungen zu treffen, ohne sich von irgendwem in die Suppe spucken zu lassen.

Den Satanismus, den Behemoth zur Schau tragen, empfinde ich in seiner konsequent durchästhetisierten Form eher als verkaufsfördernd und entsprechend attraktiv für ein visuell orientiertes Publikum. Die Band sieht eben geil aus, die Videos sind durchgestylt, die Bühnenshow ist immer sehenswert - das ist allein schon als reines Spektakel anziehend. Und dennoch habe ich bei Behemoth nie das Gefühl, sie seien nicht authentisch.

Naja, und die Musik ist ja man auch ganz ok, nech...? :D
 
Ich glaube, die Band ist wegen ihres gerade um/seit Satanica unermüdlichen internationalen Tourens und dennoch regelmäßigen hochwertigen Releases so erfolgreich geworden. Auch wenn ich das wenigste von denen mag, wie auch bei Vader muss man ihnen deswegen Respekt zollen.
 
Hey, Leute in letzter Zeit sind ja zwei Bücher über Behemoth bzw. Nergal veröffentlicht worden, bzw. in englisch neu aufgelegt worden. Und dieses "Confessions of a heretic" kann ich nur jedem wärmstens empfehlen, selbst wenn man kein Die-Hard Behemoth Fan ist. Man erfährts so einige Anekdoten, Nergals Ansicht zu Frauen, Oralsex und seine Freundschaft zu Jon Nödtveidt. Auch kriegt man am Rande was zur politischen und sozio-kulturellen Situation Polens zur damaligen Zeit mit.

Nun meine Frage: Warum glaubt ihr, ist diese Band so gross geworden ? Ich will das gar nicht bewerten, aber dass eine Band wie In Flames mittlerweile megaerfolgreich ist, liegt beI der Neuausrichtung der Band und dem "modifizierten" Sound wohl auf der Hand. Behemoth spielen immer noch ziemlich harten Death Metal mit satanischer Attitüde. Daran anschliessend die Frage: Was glaubt ihr, ist die Band gerade WEGEN oder TROTZ Ihrer Verbindung zum Satanismus so gross geworden, um mal zwei entgegengesetzte Positionen zu nennen ?

Bei Behemoth wirkt wie selten bei einer Band jeder einzelne Aspekt genau durchdacht, hier wird offensichtlich nichts dem Zufall überlassen. Da hat jemand eine Vision und setzt sie kompromisslos um. Respekt. Das fängt bei der Musik an, geht weiter über das Merch und die (gerade für die Metalszene) extrem professionellen Videos.

Also ja: Der Erfolg der Band ist natürlich von vorn bis hinten verdient.

EDIT: Das Nörgel-Buch hab ich auch gelesen. Der Typ hat so ne positive Arroganz, die ich aber in seinem Fall nicht unangenehm oder unangebracht finde. Er ist von sich und dem was er tut überzeugt, und das sollte auch jeder sein, der Erfolg haben will. Das ist nix schlechtes. Eigenlob duftet.;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei Behemoth wirkt wie selten bei einer Band jeder einzelne Aspekt genau durchdacht, hier wird offensichtlich nichts dem Zufall überlassen. Da hat jemand eine Vision und setzt sie kompromisslos um. Respekt. Das fängt bei der Musik an, geht weiter über das Merch und die (gerade für die Metalszene) extrem professionellen Videos.

Also ja: Der Erfolg der Band ist natürlich von vorn bis hinten verdient.

In dem Zusammenhang ist, denke ich, noch wichtig, dass Nergal von Anfang an groß gedacht hat. Der wusste genau was er wollte und ihm war, wie auch den von @Lobi erwähnten Vader, scheißegal, dass er in Polen nicht gerade die optimalen Bedingungen vorfand, um von dort aus die Welt zu erobern.
 
Ich will das gar nicht bewerten, aber dass eine Band wie In Flames mittlerweile megaerfolgreich ist, liegt beI der Neuausrichtung der Band und dem "modifizierten" Sound wohl auf der Hand.

o_O ????? Die sind Erfolgreich??????? Echt jetzt? Ich dachte immer, die hört eh kein Schwein mehr. Ist wohl irgendwie an mir vorbeigegangen.:hmmja:
 
Ich hab die Nergal-Autobiographie auch gelesen und bin ziemlich beeindruckt von dem eisernen Willen dieses Mannes. Und genau darin liegt meiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg Behemoths. Nergal hat immer die Zügel straff gehalten und absolute Disziplin nicht nur eingefordert, sondern auch selbst an den Tag gelegt. Solange, bis er endlich die richtige Personenkonstellation um sich hatte, um echtes Teamwork zuzulassen und in höhere Erfolgssphären vorzustoßen. Die Band hat sich den Arsch aufgerissen, ist ohne Ende getourt, hat immer Edelklasse abgeliefert und Nergal hatte das Glück und die Intelligenz, sich mit den richtigen Leuten zu umgeben und die richtigen Geschäftsentscheidungen zu treffen, ohne sich von irgendwem in die Suppe spucken zu lassen.

Den Satanismus, den Behemoth zur Schau tragen, empfinde ich in seiner konsequent durchästhetisierten Form eher als verkaufsfördernd und entsprechend attraktiv für ein visuell orientiertes Publikum. Die Band sieht eben geil aus, die Videos sind durchgestylt, die Bühnenshow ist immer sehenswert - das ist allein schon als reines Spektakel anziehend. Und dennoch habe ich bei Behemoth nie das Gefühl, sie seien nicht authentisch.

Naja, und die Musik ist ja man auch ganz ok, nech...? :D
Perfekt auf den Punkt gebracht. Meines Erachtens hat Nergal das richtige Gespür für das Business, ohne gleichzeit an "Glaubwüdigkeit" einzubüßen. Der könnte auch ein Markenlabel für satanisches Herrenparfüm oder ne Modekollektion bei H&M rausbringen und trotzdem authentischen Death Metal produzieren. Er ist diesbezüglich sogar eine Ausnahmeerscheinung im Heavy -Metal -Zirkus: keine Trveness-Gezicke, keine plakativen Metal-Status-Symbole etc. pp., und trotzdem nimmt man ihm seine Einstellung ohne Wenn und Aber ab.
 
Bezüglich der satanischen Attitüde stelle ich hier mal die These auf, dass anfänglich, gerade im Black/Death Metal Kontext Satanismus ein Verkaufsargument ist. Die Frage ist nur, was passiert, wenn eine Band richtig gross werden will und diesen Satanismus auch dann noch propagiert. Dann könnte es einem noch grösseren kommerziellen Erfolg im Weg stehen: Radios spielen die Musik Nicht, das TV (gut, heute nicht mehr so relevant) strahlt eventeull die Clips nicht aus, grosse Tageszeitungen berichten allein schon wegen der Verbindung zum Satanismus über die Band nicht-manches trifft auf Behemoth zu, manches nicht. Was ich damit meine:ich glaube nicht, dass eine "satanische" Band so gross werden könnte wie Metallica, selbst wenn die Musik ähnlich (massenkompatibel) wäre. Gut, heute werden die Bands eh nicht mehr so gross, aber um ein aktuelleres Beispiel zu nennen: Wären Nightwish Satanisten und würden dies auch offen propagieren, hätten sie nicht den Status, glaube ich. Jetzt kann man zwar mit Marilyn Manson argumentieren, der ja Church of Satan-Mitglied ist, aber der Vergleich würde hinken, denn der hat da ja nie wirklich propagiert, die meisten Marilyn Manson Fans wissen von dieser Verbindung zum Satanismus ja gar nichts....

Manson ist ein Show-Satanist. Was nicht heissen soll, dass seine Überzeugungen unecht sind. Aber er hat dieses Show-Element, dass bei den Amis sehr gut ankommt. Wie Halloween. Darüber funktioniert er in der Masse.

Bei Behemoth ist das anders. Aber man sollte das Buch gelesen haben, um zu begreifen das Satanismus nicht gleich Satanismus ist. Für manche ist "Satanismus" Teufelsanbetung, für andere einfach "Gegen Kirche", für andere purer Hedonismus. Nörgel würde ich eher in der letzten Kategorie verorten. Und das reicht ja auch häufig schon, um sich mit Lustfeindlichen Institutionen wie der (katholische) Kirche anzulegen. Sein "Satanismus" scheint auch eher intellektueller Natur zu sein, er tut im Grunde etwas (Lust am Leben) was vollkommen normal sein sollte, aber in der verqueren Logik der katholischen Kirche als "Sünde" gilt. Und in der Beziehung steht er natürlich (zu Recht) mit dieser Institution auf Kriegsfuß.

Das "Lustige" ist dabei: Er bleibt damit aber trotzdem dem System Kirche verhaftet, in dem er einfach die "Gegenseite" mimt, sich aber dennoch weiter (bewusst oder unbewusst) mit ihr in Beziehung setzt. Das tun ja viele Black Metal-Bands. So auch Behemoth. Sie verwenden oftmals eine ähnliche Symbolik, provozieren so, bleiben damit aber im Endeffekt dem "Spiel" verhaftet. Ist letztendlich auch ein bisschen unreif das Ganze, aber der Gute ist ja noch jung.;)
 
Ich glaub, Dimmu Borgir und Cradle of Filth wären passendere Vergleiche als Venom. Beide bombastisch erfolgreich, aber bei weitem nicht mehr so konsequent brutal wie Behemoth.
 
Ich hab gerade nachgeschaut, dass letzte Album was ich mir geholt hab, war "Satanica". Welches nachfolgende Album sollte ich mir holen, wenn ich die "neuen" BEHEMOTH kennen lernen will? Sprich welches ist das Beste.:)

Bitte keine Hörbeispiele. ;)
 
ach ja, ich merke gerade (auch anhand der Akzentuierung mancher Beiträge) meine Thread-titel ist falsch formuliert. Mir geht es nicht um die Frage, ob Behemoth diesen Status
MORALISCH verdient haben, sondern ob er anhand der herrschenden Marktmechanismen erklärbar und logisch ist.
Ich würde den Erfolg insofern erklären, als dass Nergal in der Lage war und ist, seine musikalischen Vorstellungen mit einer Esoterik zu ummanteln, die auch für den Mainstream interessant ist, da sie einerseits Radikalität vorlebt, andererseits jedoch so abstrakt bleibt, dass man ihm konkrete "Verfehlungen" (die es in dem Genre durchaus gibt und in erster Linie im Sinne eines Absatzmarktes verstanden werden muss) nicht anlasten kann. Bedeutet in concreto: ich kann mich zwar mit Rob Darken treffen und ein Burzum-Shirt tragen, Kirchen abfackeln oder anderer Kinder- bzw. Nazikram sind jedoch tabu.
 
Ich würde den Erfolg insofern erklären, als dass Nergal in der Lage war und ist, seine musikalischen Vorstellungen mit einer Esoterik zu ummanteln, die auch für den Mainstream interessant ist, da sie einerseits Radikalität vorlebt, andererseits jedoch so abstrakt bleibt, dass man ihm konkrete "Verfehlungen" (die es in dem Genre durchaus gibt und in erster Linie im Sinne eines Absatzmarktes verstanden werden muss) nicht anlasten kann. Bedeutet in concreto: ich kann mich zwar mit Rob Darken treffen und ein Burzum-Shirt tragen, Kirchen abfackeln oder anderer Kinder- bzw. Nazikram sind jedoch tabu.

Vielleicht ist er aber einfach nur cleverer als Vikernes und Co.
 
Ich würde den Erfolg insofern erklären, als dass Nergal in der Lage war und ist, seine musikalischen Vorstellungen mit einer Esoterik zu ummanteln, die auch für den Mainstream interessant ist, da sie einerseits Radikalität vorlebt, andererseits jedoch so abstrakt bleibt, dass man ihm konkrete "Verfehlungen" (die es in dem Genre durchaus gibt und in erster Linie im Sinne eines Absatzmarktes verstanden werden muss) nicht anlasten kann. Bedeutet in concreto: ich kann mich zwar mit Rob Darken treffen und ein Burzum-Shirt tragen, Kirchen abfackeln oder anderer Kinder- bzw. Nazikram sind jedoch tabu.

Was Nergals okkulte Neigungen und Überzeugungen angeht (leider sind die diesbezüglichen Passagen in dem Buch nicht ganz so üppig), so hat er wohl, wie so viele andere gesellschaftlich "erfolgreiche" Okkultisten und Esoteriker, sehr früh verinnerlicht, dass Stil mindestens so wichtig ist wie Substanz und dass sich Schein und Sein nicht zwangsläufig trennen müssen.
 
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