Beyond the Gates Festival, Bergen (Norwegen), 23.08.2018 - 25.08.2018

Dr. Zoid

Till Deaf Do Us Part
Im norwegischen Bergen findet nächstes Jahr zum siebten Mal das Beyond the Gates Festival statt.

Dafür, dass man als reine Black-/Death-Veranstaltung angefangen hat, ist das Line Up im nächsten Jahr erfreulich abwechslungsreich und weiß jetzt bereits mit einigen richtigen fetten Knallern zu begeistern.

Bislang bestätigt:

Tormentor (HUN): reunion show (!)
Mysticum
Enslaved (performs Frost in its entirety)
Malokarpatan
Hällas
Eternal Champion
Portrait
One Tail, One Head
Sinmara
Bölzer
Grave Pleasures
Blood Incantation
Mare

https://www.facebook.com/beyondthegatesbergen

Abgesehen von der Tatsache, dass Norwegen nun nicht gerade das günstigste Fleckchen Erde ist, wüsste ich nicht, was gegen einen Besuch im nächsten Jahr spricht.

Es wäre aber toll, wenn Leute, die das Festival schon einmal besucht haben, hier ihre Eindrücke schildern könnten. Leider ist seitens der Veranstalter nicht wirklich viel zu erfahren. Eine FAQ-Liste suche ich jedenfalls vergeblich.

Ich habe gesehen, dass @migehellcat und @Felix Unfreundlich (einen Festivalbericht für's DF hattest du nicht geschrieben, oder?) dieses Jahr vor Ort waren. Also: Wie war's?

Was mich z.B. interessieren würde: Für wieviele Besucher ist das Festival ausgelegt? Gibt es so etwas wie eine Warm-Up-Show am Tag vor dem offiziellen Festivalbeginn? Was hat es mit dem ominösen VIP-Bereich auf sich?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, ich war letztes Jahr da, aber die strenge Platzdiktatur hat einen Bericht verhindert. In jedem Fall werd ich dieses Jahr wieder hinmachen (Urlaub ist bewilligt, Flüge werden in absehbarer Zeit gebucht)

Das ganze geht drei Tage lang. Die Hauptlocation ist direkt am Wasser an einer Landzunge, man hat während des Pausenbierchens einen tollen Ausblick. Ab etwa 18 Uhr spielen die Bands, wobei es an den Tagen zwei und drei noch Aufwärmprogramm in einer Metalkneipe gibt (die Bands sind da genauso hochklassig wie im regulären Programm, aber undergroundiger, letztes Jahr u.a. 13th Moon und Vircolac), das geht dann gegen 15 Uhr los. Alles in allem ist das Festival für ein paar hundert Leute ausgelegt, und erfahrungsgemäß kommen auch nicht mehr, letztes Jahr war es auch nicht ausverkauft, glaube ich. Es gab letztes Jahr noch ein tolles Rahmenprogramm mit Cover- und Bandfotoausstellungen, Metalquiz etc. pp. Der ominöse VIP-Bereich bietet einerseits eine Aftershowparty vor Ort (aber in der Kneipe ist auch eine, und die ist eh besser) und - und jetzt wird es interessant - billigeres Bier. Das 0,4 kostet im regulären Bereich irgendwas um 8,50, im VIP nur 6 (mal grob in Euro umgeschlagen, ich hab die Kronenpreise auch nicht mehr im Kopf). Ach ja, an beiden Ständen könnt ihr mit EC-Karte zahlen.

Was ist noch zu sagen: Das Publikum ist recht international, der Sound war in beiden Location okay bis wirklich gut (bis auf Vircolac, die es tatsächlich hinbekommen haben, die Gitarre so laut zu machen, dass das Schlagzeug untergegangen ist - kein Witz), die Hauptlocation ist recht weitläufig und ganz hübsch, die Shows in der Kneipe dagegen in einem recht abgeranzten Keller. Merch ist ein bisschen teurer als bei uns, alles andere ist viel teurer als bei uns. Bergen lohnt sich auch aus touristischer Sicht, und da das Programm ja erst recht spät losgeht, kann man das ja auch locker verbinden (ich hab mir trotzdem vorgenommen, ein paar Tage früher anzureisen). Und wer was ordentliches essen will, der geht auf den Fischmarkt. Noch Fragen?
 
@Felix Unfreundlich: Super, vielen Dank für deine ausführliche und hilfreiche Antwort! Das klingt auch vom Ambiente / Rahmenprogramm nach einer runden Sache. Ich denke, da werde ich nächstes Jahr vor Ort sein. :)
 
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Mare neu dazu (quasi als Festival-Bonus):

"We have some rather spectacular news for you! Nidrosian Black Metal masters MARE will do a very exclusive concert at Beyond the Gates 2018, their only show next year! The event will take place at the mysteriious Hulen after midnight Thursday the 23rd of August (technically Friday the 24th, but never mind). Hulen translates into ‘The Cave’ as its literally a venue inside a cave! To be able to create the true magic that comes with a Mare concert we have opted to stage this show in an intimate venue at witching hour that serves Mare's purpose properly. This will be a celebration of 13 years of Nidrosian Black Sorcerous Art.

Visitors with a three day festival pass will be granted free entry after the first come, first served principle (capacity 300). This show will not conflict with any of the other gigs scheduled for Beyond the Gates. It will take place after the last band finish at USF."
 
Neu dazu Taake, Attic, Spectral Voice und Wrathprayer:

"People of the earth, it’s been a while. But we’re very pleased to be back with full force. To kick of the new year, we have assembled a handful of band we hope and believe will knock you sideways.

First off, we’re incredibly excited to welcome Bergen’s own TAAKE to the festival for the very first time. 2018 marks 20 years since the band recorded their seminal debut album, “Nattestid”, and yes – you’ve guessed it – Taake will perform this classic album in its entirety at the upcoming Beyond the Gates festival. That’s a treat you simply cannot miss. Taake has been a driving force in the Bergen scene for many years and this will most certainly be one for the books.

Moving on to Germany: ATTIC has been around for close to ten years, and built quite a following since the Attic demo in 2012. 2017 saw them perfect their King Diamond/Mercyful Fate inspired style and as several of our other bands this year, they've been frequenting the best of-lists with their sophomore full length ”Sanctimonious”, and we're pretty damned proud they finally found their way to Bergen. About time!

Given that we’ve already announced Blood Incantation, it would be a shame to leave out the equally brilliant SPECTRAL VOICE. The two bands share several members, but both has a very different approach to their earth shattering death metal. “Eroded Corridors of Unbeing” is dark and doomy death metal that will leave you gasping for air. All good in other words.

Finally, a gem from the other side of our vast planet. The mighty WRATHPRAYER returns to Europe for the first time in six years with their chaotic, cavernous, Satanic Death Metal! With strong influences from bands like Teitanblood, Portal and Archgoat, to name a few, the band turned quite a few heads with their debut back in 2012! “The Sun of Moloch” was hyped all across the underground but after only one gig in Europe it got relatively silent up until now. Last year’s split with Force of Darkness shows a band back in top of their game and easily stands as one of the highlights of 2017! Finally we can welcome the South American occultists back to Europe, first time in Norway! WELCOME DEATH!"
 
Zurück von einem großartigen Festival in einer wunderschönen Stadt. Mehr zum ganzen Drumherum folgt später. Kommen wir erstmal zum wichtigsten - zur Musik:

Donnerstag:

Los ging‘s für mich mit Sinmara, die ich mir vom Balkon aus angeschaut habe. Die düster-dissonante Atmosphäre wurde von einer stimmungsvollen Lightshow untermalt. Minute um Minute wurde Spannung aufgebaut. Nur entlud sich diese leider kaum. Immer wenn ich mir ein auflösendes Riff erhofft hatte, kam einfach nur noch mehr Spannung. So empfand ich es zum Ende hin als etwas eintönig.

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Apropos geile Riffs: Von denen haben Malokarpatan in einem Song mehr als so manche Band in ihrer gesamten Karriere. Wenn ich mich nicht irre, wurde ich diesmal Zeuge von Malokarpatan Mark IV: Das Lineup wird nun von einem neuen zweiten Gitarristen ergänzt. Eine sehr begrüßenswerte Entscheidung, da insbesondere die Songs von Nordkarpatenland nunmal für zwei Gitarren arrangiert sind. Auch wenn Malo-Die-Hards jetzt vielleicht zusammenzucken: Mit einem so vollen Sound und so tight (huch!) habe ich die Band zuvor noch nicht erlebt. Trotzdem blieb alles, was die Jungs so liebenswert macht, erhalten: Dieses unbeholfen-verpeilte Auftreten ist einfach in jedem Moment weiterhin präsent. So wurde z.B. der angekündigte „last song“ standesgemäß mangels Zeit wieder mal nicht gespielt. Der neue Sänger löst sich immer weiter von seinem unvergleichlichen Vorgänger und hat zum Ende hin sogar dessen „big sunglasses“ abgesetzt (doppel-huch!). Die Publikumsreaktion war - soweit ich das von vorne beurteilen konnte - regelrecht euphorisch: Manche markanten Gitarrenleads wurden sogar Maiden-mäßig mitge-oh-oht. Hammer! Ich bin den Rotweinrabauken jedenfalls weiterhin mit Haut und Haaren verfallen und freue mich jetzt schon tierisch auf mein nächstes Live-Erlebnis im Rahmen des HoH. Mit einer neuen Platte ist laut Mastermind Adam übrigens Ende 2019 zu rechnen. Die Demos hierfür sind schon im Kasten.

Nachdem ich in Bergen aufgrund einer ordentlichen Verspätung inklusive Flugzeugwechsels erst sehr viel später als geplant lande, hetze ich zur Gepäckausgabe. Laut Zeitplan sollen Malokarpatan ja schon um 20:00 Uhr auf der Bühne stehen. Das wird knapp! Und wen sehe ich als erstes, als ich vor dem Gepäckband stehe? Genau - die Malo-Boyz! Nachdem mich die Jungs fälschlicherweise kurz für ihren Fahrer hielten (...) erfahre ich, dass sie ein Teil ihres Gepäcks inklusive wichtigem Equipment verloren haben. Außerdem müssten sie ihrer Meinung erst um 21:00 Uhr auf die Bühne (womit sie übrigens recht behalten sollten). Zum Glück hat sich dann alles in Wohlgefallen aufgelöst. Hach, man muss sie einfach liebhaben!

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Bei 1349 habe ich nur kurz reingehört. Schnellurteil nach wenigen Minuten: Zu Tode getriggertes High-Speed-Geblaste. Nicht meine Art von Black Metal. Where are the riffs?

Und dann Mysticum: Definitiv ein Fall von „muss man gesehen haben“. Was für ein Gesamtkunstwerk! Leni Rieffenstahl auf LSD im Strobogewitter. Dieser perfekt orchestrierte Kreischparteitag hat mich komplett in seinen Bann gezogen. Als würde man in eine Starkstromleitung greifen und erst nach einer Stunde drückt jemand auf den Notausschalter. Alles was ich bislang an Live-Videos von der Band gesehen habe, wird diesem durch und durch beeindruckenden Erlebnis - wenn man es selber erfährt - nicht gerecht. Wahnsinn!

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Danach war ich so fix und fertig, dass ich mich nicht mehr zur Höhlen-Show von Mare aufraffen konnte. Die Chance, nach dem Ende von Mysticum noch Zugang zu erhalten, war aufgrund des geringen Fassungsvermögen der Hulen ohnehin nur sehr klein. Später habe ich jedenfalls nur äußerst positive Meinungen zum Mare-Auftritt gehört.
 
Freitag:

Zum Warm-Up ging es in den gemütlichen Garage-Club, wo die Mexikaner The Rise of Mictlan versuchten, uns mit ihrem tödlichen Mambo zu verfluchen. Fixpunkt war hierbei sicherlich der Sänger mit seiner eigentümlichen aber auch extrem unpraktischen Kopfbedeckung (siehe Foto). Ständig musste er diese mit einer Hand vor dem Runterfallen bewahren, während er in der anderen Hand wahlweise das Mikro oder irgendwelche exotischen Instrumente hielt. Schnell wurde klar, dass wir es hier mit einer denkwürdigen Show zu tun haben: Eine Trommeleinlage des Sängers verpuffte im Nirwana, weil das Mikro nicht richtig stand. Dann drohte der Palmen-Hut wieder zu kippen. Leute kamen auf die Bühne, machten nichts und gingen wieder. Ein Flötensolo verpuffte im Riffgewitter. Dann wieder dieser blöde Hut... You get the picture. Stellt euch ein B-Movie-Mash-Up von Spinal Tap und Indiana Jones II (Tempel des Todes) vor. Das erstaunliche ist, dass das musikalisch überwiegend richtig gut funktionierte: Viele catchy Primitiv-Riffs, schön durchgerumpelt und zum Ende hin sogar fast schon tight. Irgendwie wusste man bei den coolen Parts aber nie, ob da jetzt Absicht oder Zufall hintersteckt. Ein Auftritt, den man nicht mit Kategorien wie gut oder schlecht bewerten kann. Blendend unterhalten habe ich mich aber allemal gefühlt. Bin mir jetzt fast sicher, dass das der noch geheime BM-Headliner für‘s HoH sein muss. Smiley.

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Wrathprayer wirkten dagegen dann regelrecht gewöhnlich. Auf Platte gefällt mir deren tiefschwarzer Höhlensound in der richtigen Stimmung echt gut, gerade weil ich da die Nuancen in den Riffs raushören kann. Live bekomme ich diese Nuancen aber kaum zu fassen, so dass sich hier recht schnell ein Gefühl von Monotonie einstellte. Schade.

In der Halle fieberte ich dann Blood Incantation entgegen, über deren Livequalitäten ja nur gutes zu lesen ist. Und das völlig zu recht. „Klingt live wie auf Platte“ hört sich ja erstmal wenig spannend an. Aber wenn man bedenkt wie komplex das Songmaterial ist, ist die Intensität der Performance noch höher zu bewerten. Kein Spielfehler, Sound und Licht perfekt und trotzdem zu keinem Zeitpunkt klinisch, sondern stets rabiat und intensiv. Im krassen Kontrast dazu standen die scheinbar apathischen Ansagen zwischen den Songs, die für Erheiterung sorgten. Grandioser Auftritt!

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Von technisch perfekt zu super sloppy: One Tail One Head stürmten mit ihrem räudigen Asi-BM gut los. Da geht man besser ein paar Schritte von der Bühne zurück. One, two, fuck you! Erinnerten mich an eine punkigere Version von Occvlta mit einem entsprechend wilderen Auftreten. Hat gefetzt!

Weiter mit Bölzer, die dem Hörensagen nach live ja gerne mal mit Soundproblemen zu kämpfen haben. Am Sound gab es diesmal aber nichts zu bemängeln (auch wenn Okoi offenbar etwas mit seinem Monitorsound haderte). Für mich war es jetzt erst die Live-Premiere. Insofern erzähle ich wahrscheinlich nichts neues darüber, wie beeindruckend die Soundwand ist, die dieses Duo erschafft. Toller Flow, tolle Songs. Top!

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Grave Pleasures
waren dann nach eineinhalb Festivaltagen die erste Band, bei der man mitsingen konnte - was auch erstaunlich viele Leute taten. Der Schwerpunkt lag auf dem aktuellen Album ergänzt um ein paar Beastmilk-Songs. Auch wenn mir die Sachen auf Platte gut bis sehr gut gefallen, wollte der Funke nicht so richtig auf mich überspringen. Ob es daran liegt, dass Kvohst mich ständig an Jan Böhmermann erinnerte, wenn dieser einen etwas pseudo-mäßigen Rockstar spielen würde? Schwer zu sagen. Trotzdem ein netter Farbtupfer.

Taake und Satyricon habe ich mir mangels Interesse geschenkt.
 
Samstag:

In der Garage eröffnete mit Shakma eine junge norwegische Black-/Thrash Band. Ob es unbedingt noch einer Band bedarf, die diesen Stil spielt? Naja, originell ist daran natürlich nichts. Aber die Jungs haben ordentlich Gas gegeben und rechtzeitig wieder die Bühne verlassen, bevor es zu langweilig wurde.

Lade Blood Incantation auf dein Festival ein und als Beifang bekommst du Spectral Voice - wie praktisch! Ich finde diese spezielle Sorte von Death Doom ja sehr entspannend. Also Augen zu und sich fallen lassen in diese Klänge, die Bilder eines abgründigen Lovecraft‘schen Weltraums vor dem inneren Auge entstehen lassen. Der Auftritt fühlte sich wie ein langer Song an, der nach einer Dreiviertelstunde mit einem geflüsterten „thank you“ (erste und einzige „Ansage“) sein Ende fand. Klasse!

Portrait durften dann den Tag in der Halle eröffnen. Mir persönlich schwankt die Qualität der Songs noch zu sehr. Auf richtig gute Sachen wie z.B. „Martyrs“ (Mark Shelton gewidmet) oder „The Nightcomers“ kommen leider auch ein paar nicht so tolle Songs. Und von der Ausstrahlung her kommt da für meinen Geschmack jetzt ebenfalls nicht so viel rüber. Immerhin trug einer der Gitarristen ein Paul Chain-Shirt. Mehr als okay fand ich es insgesamt nicht.

Wie man‘s richtig macht, sollten dann Eternal Champion zeigen. Jason Tarpey ist einfach ein klasse Frontmann, der für diese Art von Musik wie gemacht scheint. Und auch ohne Schwert in der Hand war das eine pure Machtdemonstration! In puncto Sound und Zusammenspiel fand ich es noch besser als letztes Jahr auf dem KIT. „Invoker“ ist leider aus der Setlist geflogen. Dafür war neu das Mystic Force-Cover „Awakened by the Dawn“ drin. Das Publikum ist jetzt vielleicht nicht ganz so sehr ausgerastet wie in Lauda aber in den ersten Reihen war schon gut was los. Neben Arthur Rizk am Schlagzeug schien mir die Saitenfraktion übrigens eine komplett (?) andere als auf dem KIT gewesen zu sein. Zumindest der Bassist mit seinem Wipers-Tattoo wäre mir damals bestimmt aufgefallen. Mit dem mächtigen „I Am The Hammer“ endete ein ebenso mächtiger Auftritt. Hoffentlich macht sich die Band in nächster Zeit nicht wieder so rar und beglückt uns mit weiteren Auftritten hierzulande (die Chancen dafür sollen ja ganz gut sein wie man so hört).

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Hällas hatten im Vergleich zum diesjährigen Wolf City Festival nicht ganz so viel Punch und Druck in ihrem Sound. Die Songs versprühten also stärker das sanft-mystische Gefühl der Platten. Es ist schon erstaunlich, dass die mit Abstand softeste Band den bis dahin meisten Applaus erhielt. „Starrider“ entwickelt sich allerdings mehr und mehr zu Fluch und Segen zugleich für die Band: Beim Song selbst singen und tanzen natürlich alle begeistert mit. Aber wenn dieser Hit bereits von der ersten Minute an lauthals von Teilen des Publikums gefordert wird, fühlt sich das irgendwie nicht richtig an. Es ist ja nicht so, als ob die Band sonst keine tollen Songs geschrieben hätte... Naja, das ist in gewisser Weise sicherlich ein Luxusproblem. Der Auftritt war jedenfalls rundum gelungen.

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Meine bisherigen beiden Live-Kontakte mit Attic lassen sich mit "schon gut, aber viel zu lang" zusammenfassen. Da ich diesmal netto nur 30 Minuten gesehen habe, hat es mir direkt viel besser gefallen. Ob das jetzt zwingend als Kompliment für die Band zu werten ist, sei einmal dahingestellt. Die Publikumsreaktion war jedenfalls absolut positiv.

TOR-MEN-TOR! TOR-MEN-TOR! So schallte es nach jedem Song ekstatisch durch die Halle. Aaaaaaargh! Was für ein Abriss! Ich war ja schon etwas skeptisch, ob diese Reunion funktionieren würde. Aber nach dem Einstieg mit der selbstbetitelten Bandhymne waren alle Zweifel weggewischt. Ich glaube, Anno Domine wurde am Stück (?) gespielt und am Ende von Seventh Day...-Songs ergänzt. Fixpunkt war natürlich Attila, der einfach eine einnehmende Bühnenpräsenz hat und einige abartige Dinge mit seiner Stimme angestellt hat. Sinngemäß sagte er in einer Ansage, dass er unglaublich stolz sei, hier in Bergen mit Tormentor spielen zu dürfen, weil er ohne diese Band niemals die Möglichkeit bekommen hätte, auf Mayhem's De Mysteriis... (bekanntlich in Bergen aufgenommen) zu singen. So schloss sich auch dieser Kreis. Ein wahnsinnig geiler Auftritt, der entsprechend euphorisch abgefeiert wurde!

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Von Enslaved (playing Frost in its entirety) habe ich mir danach nicht mehr angeschaut, da mir weder Band noch Album sonderlich etwas geben und am nächsten Tag schon die Rückreise bevorstand.
 
Zur Location: Das USF Verftet ist eine ehemalige Fischfabrik, die jetzt als Kulturzentrum genutzt wird. Direkt am Wasser gelegen, bietet sich einem ein fantastischer Blick auf die "Skyline" von Bergen. Es ist jedenfalls schon toll, nach dem Geballer in der Halle nur wenige Schritte gehen zu müssen, um die Ruhe am Wasser und einen solchen Ausblick genießen zu können (wenn es denn ausnahmsweise mal nicht regnet ;)):

USF.jpg


In der Halle selbst war der Sound ausnahmslos bei allen Bands, die ich gesehen habe, perfekt. Auch die Lichtshow war sehr passend auf die jeweilige Band zugeschnitten und untermalte deren Stimmung. Da kann hierzulande höchstens noch die Hamburger Markthalle mithalten. Ich würde schätzen, dass die Halle für gut tausend Zuschauer Platz bietet. Überlaufen oder zu eng war es zu keinem Zeitpunkt. Einwandfreie Organisation. Jede Menge hilfbereites Personal. Sehr relaxte Stimmung.

Ja, die Bierpreise waren leider landestypisch: Für 0,4 l zahlte man umgerechnet rund 9 Euro. Wer Zugang zum VIP-Bereich hatte (hat man bei Ticketerwerb in 2017 automatisch erhalten), konnte an der dortigen Bar immerhin zum Schnäppchenpreis von etwa 7 Euro zugreifen. Was ich nachahmenswert fand: Man konnte sich an den Theken kostenlos aus Wasserkaraffen bedienen soviel man wollte.

Neben der Konzerthalle waren noch Räumlichkeiten für einen großen Merch-Bereich, Gastronomie und eine Kunstausstellung (u.a. mit Werken vom Coverkünstler Costin Chioreanu) vorhanden. Draußen gab es noch ein paar Interviews und Listening-Sessions. Im Garage-Club startete der Tag mit einem Pub-Quiz (das peinliche Wissenslücken offenbarte) und weiteren Listening-Sessions, bevor die Warm-Up-Konzerte im Keller begannen.

Eigentlich ist das Programm jetzt schon so reichhaltig, das man das kaum alles aufsaugen kann, wenn man denn tagsüber auch noch touristisch aktiv sein möchte (was man in Bergen natürlich auch tun sollte). Insofern bin ich von der Ankündigung, das BtG nächstes Jahr als 4-Tages-Festival aufzuziehen, eher abgeschreckt. Auch die bislang bestätigten Bands (Watain, Marduk, Primordial, Necros Christos und Midnight) lassen mich bis auf Midnight ziemlich kalt. Mal schauen, welche Entwicklung das Festival zukünftig einschlägt. Ich hoffe, dass das nicht irgendwann eine ungesunde Größe überschreitet. Denn hingehen würde ich bei ähnlich attraktiven Bands wie in diesem Jahr sofort wieder.

EDIT: An dieser Stelle noch ein Shoutout an @Zazizamek nebst Kumpel. Es war mir eine Ehre. Wir sehen uns!
 
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