Crusader: Das Cover und der Titelsong sind fantastisch, der Rest ist unterirdisch und passt überhaupt nicht zum Cover/Titelsong!! Damit hat man die alten Fans vergrauelt, aber auch keine neuen hinzugewonnen. Im Prinzip ist eigentlich jede Band gescheitert, die (wohl auf Druck der Plattenfirma und wider besseres Wissen) versucht hat, US-kommerziell zu werden. Raven, Savatage, Saxon, Loundness usw. Keine der Bands hatte mit der Stiländerung den großen Durchbruch, hat nur Fans verloren und brauchte lange, um sich zu erholen.
Das war das große Problem der 80er. Der erste Schwung der NWOBHM war für die Plattenfirmen so vielversprechend, dass sie sich wie die Geier drauf stürzten. Als dann der große Reibach ausblieb, wurden einige gleich abgesägt, andere wurden "sanft" dazu angehalten, sich dem Markt doch ein wenig zu öffnen. Besonders dem amerikanischen. Spätestens gegen Mitte des Jahrzehnts waren dann einige Bands, die sich auch ohne diese Öffnung nicht so mies verkauften, dran. Da wurden dann die Songs, mit denen die Bands schon Kompromisse eingingen, aber zumindest noch einen Rest ihrer Identität bewahren wollten, glattgebügelt, zurechtgefeilt und von der lästigen Restidentität möglichst weitgehend befreit. Dann wurden die Musiker zu auf Dauerwellen spezialisierten Frisören und durchgeknallten Designern geschickt. Die Bands mussten bestimmt viele Drogen nehmen, um das zu verkraften. Den Musikern kann man es gar nicht übel nehmen, die haben beruflich alles auf die Musik gesetzt und wirklich geglaubt, sie könnten von Songs, die sie auch selbst mögen, leben oder sogar damit reich werden.
So erging es auch Saxon. Und so kam es, dass auf TP&TG, dem mit Wheels of Steel für mich besten Saxon-Album überhaupt, ein gutes Beispiel für ein daraus resultierendes, völlig zerrissenes und konzeptloses Album erschien. Ausgestattet mit einem eindeutigen Heavy-Metal-Cover, einem entsprechenden Namen und einem gleichnamigen Opener der die Bezeichnung HM auch noch verdiente, folgte danach größtenteils das Futter für die vielen Leute, die gerne mal Rock hören, der aber nicht fordert oder gar weh tut. Aber der Plan ging natürlich nicht auf. Ich kann mich erinnern, dass sich ein Freund die Platte kaufte und wir sie gemeinsam hörten. Nach Begeisterung über das Titelstück und Triumphgeheul meines Freundes, meine anfängliche Skepsis wäre ja unbegründet, fuhren wir direkt nach dem letzten Stück zurück in den Laden und er tauschte sie um. Und die, die eigentlich als Hörer hinzu gewonnen werden sollten, waren vielleicht doch etwas abgeschreckt vom Bandnamen, dem Schriftzug mit den schartigen Äxten, dem Cover und, falls Sie vorher in das Album reinhören konnten, dem Opener abgeschreckt. Sailing to America konnte da als Single auch nichts mehr reißen. Wie Musik-Fan schon oben schrieb, ging sowas bei vielen Bands in die Hose.
Auf der folgenden IINE war zwar etwas besseres Songmaterial und eine klarere Linie zu erkennen, sie aber mir für Saxon nicht gut genug und viel zu glatt für die nordenglischen Rauhbeine. RTN war wieder zerfahrener, hatte aber immerhin ein paar ganz gute Stücke neben den schlechten kommerzielleren. Die letzte 80er D war dann größtenteils eine Katastrophe.
Glücklicherweise haben sie ja wieder die Kurve gekriegt und veröffentlichen immer noch anständige Alben.