So, das war immerhin mein vierter Besuch bei der siebten Ausgabe des Black Forest Fests. Macht mich ja fast schon zum Stammgast. Allerdings war ich wie bisher rosinenpickerisch nur einen Tag vor Ort. Der Freitag war es diesmal geworden. Seit das Festival im Klosterhof steigt, hatte ich die letzten Jahre einmal eine Unterkunft in Villingen, einmal in Schwenningen. Das Festival liegt genau dazwischen, das bedeutete bisher also immer mindestens nach dem Fest noch einen beträchtlichen Fußmarsch. Dieses Jahr hatte ich dann endlich die bisher beste Unterkunft: im Neubaugebiet Schilterhäusle, das ebenfalls zwischen beiden Ortsteilen liegt und daher nur eine gute Viertelstunde zu Fuß vom Klosterhof. So viel zum Vorgeplänkel.
Am Klosterhof angekommen war ich derart hungrig, dass kein Weg am Pizzastand vorbeiführte. Letztes Jahr war es beim Black Forest Fest noch richtig sommerlich gewesen, während ich dieses Jahr draußen beim Warten auf die Pizza trotz Kapuzenpulli ordentlich fror. Passenderweise wurde dann mein letztes Stück Pizza einfach von einer kräftigen Windbö davongeweht. Tschüss.
Mit einer kleinen Verspätung legte dann der
Caritas Trommlerzug los. Während derlei Musik
eigentlich weniger meine Baustelle ist, finde ich das hier eine sehr gelungene Verbindung aus Do-It-Yourself und Lokalkolorit. Sehr schöner Gegensatz zu größeren Veranstaltungen, die da vergleichsweise oft eher seelenlos daherkommen.
Meurtrières aus Lyon eröffneten den metallischen Teil des Abends. Dafür dass traditionell geprägter Metal nicht so ganz meins ist, fand ich die gar nicht verkehrt. Die Sängerin war sehr quirlig unterwegs, hielt – für mich überraschend – plötzlich mal ein Schwert in der Hand und fiel auch nach dem Auftritt noch positiv dadurch auf, dass man sie öfter im Publikum sah, wie sie andere Bands anschaute.
In der kurzen Umbaupause stellte ich verdutzt fest, dass jemand schon um halb acht seinen Wurstsalat auf den Boden des Männerklos gekotzt hatte. Einige Biere hatte ich auch schon intus, aber keinen Wurstsalat. Vielleicht lag es also an dem … egal.
Die nun folgenden
Phantom Winter waren das Hauptzugpferd für meine Anreise ans andere Ende des Schwarzwalds gewesen. Viel gibt es nicht zu sagen, das war alles ziemlich überraschungsarm: Phantom Winter lieferten mal wieder voll ab mit ihrem intensiven atmosphärischen Post-/Sludge-/Black-Gebräu und ich war happy.
Die aus der Landeshauptstadt stammenden und nach der Bundeshauptstadt benannten
Berlin 2.0 waren der nichtmetallische Ausreißer des Freitagabends. Hm, war die Sängerin nicht im Zug nach Villingen in der Reihe hinter mir gesessen? Wobei man ja erwarten würde, dass Bands in der Regel gemeinsam anreisen … Vielleicht eine Doppelgängerin.
Letzten Winter hatte ich die Band schon einmal live gesehen und auch am Freitag gefielen sie mir wieder gut. Irgendwann meinte die Sängerin, dass sie ab jetzt nach jedem Song „Merci“ sagt, weil sie das bei der französischen Band so schön fand, was die vorne im Publikum stehende Meurtrières-Sängerin überrascht und amüsiert zur Kenntnis nahm.
Velvet Viper hatten ein Urgestein des deutschen Rock/Metals am Mikro: Jutta Weinhold. Musikalisch eher nichts für mich, aber ich habe mir den Auftritt dennoch fast komplett angesehen. Als ich im Vorfeld das Geburtsdatum der Dame sah, rieb ich mir kurz die Augen und rechnete noch wiederholt nach, weil mir das Alter so unwahrscheinlich schien. Ganz gut bei Stimme ist sie ja noch. In dem Alter sind zwar auch noch einige wohlbekannte Rock- und Metaldinosaurier auf der Bühne, aber die bekommen dafür auch jeden Abend ein paar Milliönchen in den Rachen geschmissen… Was mich zu der Frage führt, welche Summe Chris eigentlich an Velvet Viper gezahlt hat?
Zum Schluss kamen die mir bislang nur oberflächlich bekannten
Imperium Dekadenz, die laut eigener Aussage froh waren, endlich mal vor einem größeren Publikum im heimischen Schwarzwald spielen zu können. Bisher hatte das anscheinend trotz 20-jähriger Bandgeschichte kaum einmal geklappt. Während andere BM-Bands wie z. B. Ultha mit Fleiß die ganze Bühne vollnebeln lassen, wurde das Imperium Dekadenz irgendwann zu viel und sie baten um Drosselung der Nebelmaschine - der Drummer würde sein Bier nicht mehr finden. Der Auftritt ging für mich schon in Ordnung, war mir allerdings für Black-Metal-Verhältnisse fast ein wenig zu zahm.
Ursprünglich hatte ich für den Samstag eine lange Wanderung im Schwarzwald angesetzt, aber angesichts der wenigversprechenden Wetterprognose kippte ich den Plan kurzfristig und fuhr ins halbwegs nahegelegene Konstanz, um mal einen Blick auf die Stadt zu werfen, das hatte ich eh schon länger auf dem Zettel gehabt. Durch den unverhofft entspannten Samstag konnte ich am Vorabend beim Black Forest Fest ein, zwei Bier mehr trinken und samstags ein, zwei Stunden später aufstehen, auch recht.
Danke, Chris, war mal wieder eine runde Sache, dein Festival.
