Ich bin gestern mit der Eisenbahn nach Aschaffenburg gefahren, um mir Boris anzuschauen. Die Vorgruppe, irgendwas mit Metalcore habe ich bewusst ausgelassen.
Bei Boris weiß man, was man bekommt, nämlich, dass man es eben nicht weiß. Insgesamt eine zwiespältige Sache, die ich zwar nicht als enttäuschend verbuchen würde, aber mich nicht vor Begeisterung umgehauen hat. Das Konzert hat sich fundamental von meinem letzten Boris-Gig, ich glaube 2019, im "Bett" in Frankfurt unterschieden. Dominierten damals laaangezogene Drone-Stücke, bestanden die ersten 45 Minuten aus "hart-metallisch", schnell vorgetragenen Punkrockern mit viel Hall auf dem Gesang. Hat mich in dieser Konsequenz überrascht, kann man aber auch anderswo haben.
Der "zweite" Teil mit deutlich Noise-lastigeren Stücken hat mich dann mehr angesprochen. Die Präsentation der Kapelle auf der Bühne schwankt zwischen Genialität und Klamauk. Kommerzielle Anbiederei kann man der Band nicht mal ansatzweise vorwerfen, da sämtliche Songs wirklich beinhart auf die grade mal ca. 100 Zahlenden runtergehauen wurden.
Totaler Schwachsinn die Regler während des mehrminütigen Fadeouts so hochzudrehen, dass die Biertische gewackelt und sich einschließlich meiner Wenigkeit viele Leute beide Ohren zugehalten haben. Das war echt ein Angriff auf die Gesundheit!
Würde ich es mir wieder angucken? In dieser Songkonstellation nicht mehr, aber da beim nächsten Mal eh wieder alles anders ist: Ja! Letztlich fasziniert mich das provokative Überraschungselement und die innovative Härte in unterschiedlichen Genres der Kapelle doch zu sehr.
Shirts 30 Euro, Zipper 40, Tonträger deutlich teurer als im Netz, aber der Mercher hatte eh keinen Bock und hat abseits sitzend nur auf dem Handy rumgetippt. Passt ja irgendwie auch.