Borrowed Time: Eine Huldigung und Vorstellung verwandter Bands

Hier wird nicht geplänkelt, sondern ernsthaft bewertet und diskutiert, meine Herren. Schluss mit dem "Schluss mit dem Harmonie-Geplänkel". Sehr, sehr, sehr Kreator "Endless Pain". Hört sich doch ganz gut an. Oder?
 
Borrowed Time / Wytch Hazel – Split 7" (2012)



Nochmal zurück zu Borrowed Time selbst. Vor ihrem Debütalbum wurde eine Split 7" mit den englischen Wytch Hazel ("The Truth" – Killer!) herausgebracht - und die hat es in sich.

"Black Olympia" ist einfach eine großartig komponierte Achterbahnfahrt, die allerlei Wendungen zu bieten hat, dabei aber stets wie aus einem Guss wirkt. Ich wüsste nicht, wie man diese Art von Musik besser spielen kann. Schlichtweg perfekt.

An dieser Stelle sei vielleicht noch kurz auf das lyrische Geschick von JP hingewiesen. Wie er in einem Interview verlauten ließ, basieren viele seiner Texte auf klassischen Vorlagen, die er mit persönlichen Erfahrungen und Ereignissen verbindet. Und so spürt man eine angenehme Tiefe in den Texten, die aber immer noch direkt genug sind, um das eigene Kopfkino anzufeuern. Auch das macht sicherlich ein Teil der Magie für mich aus.


Achja: Von Wytch Hazel sollte man sich natürlich auch alles besorgen.
 
Sauron – Thrash Assault (2004)



So, jetzt mal Schluss mit dem ganzen Harmonie-Geplänkel hier. ;)

Zeit für die hässliche Seite der Michigan-Szene! Mit Victor Ruiz (Gitarre) und dem würdevoll benannten Doomy G. Blackthrash (Gesang, Bass) weisen 2 von 3 Protagonisten eine Borrowed Time-Vergangenheit auf. Geboten wird… *trommelwirbel* Black-Thrash! Wer hätte das gedacht?

Innovationen dürfen natürlich mit der Lupe gesucht werden - vor allem bei Refrains wie diesem:

Tormentor – Obsessed By Cruelty
Tormentor – Endless Pain
Tormentor – Under The Sign Of The Black Mark
Tormentor – Hell Awaits


Aber was soll's. Das Zeug hier ist halt die rohe, ganz alte Schule (Kreator-Cover „Total Death“ inklusive) und trotz halsbrecherischer Geschwindigkeit gleichwohl von einer gewissen Musikalität beseelt.

Mit 27 Minuten ist das Vergnügen erwartungsgemäß kurz, aber verteilt auf lediglich 7 Songs immer noch so angelegt, dass für ein Solo oder den ein oder anderen etwas gedrosselten Part Raum bleibt.

Aus den Liner Notes der Wiederveröffentlichung: "On Thrash Assault, we were interested in creating a total 100 % thrashy album without any modern influence and we even limited our influences to the German three (Kreator, Sodom Destruction, if you’re an idiot), Exodus' Bonded By Blood, Dark Angel's Darkness Descends and, of course, Slayer. Some other influences probably crept in, I’m sure, but the point was to keep certain influences OUT. I think we achieved this.” Definitiv.


Interessant, dass da Verbindungen zu Borrowed Time bestehen war mir gar nicht bewusst...

Den Nachfolger "Satanic Assassins" finde ich sogar noch eine ganze Ecke stärker!

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Interessant, dass da Verbindungen zu Borrowed Time bestehen war mir gar nicht bewusst...

Den Nachfolger "Satanic Assassins" finde ich sogar noch eine ganze Ecke stärker!

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Die Satanic Assassins steht hier leider noch ungehört. Wenn du dich zu der Platte in diesem schnuckeligen Thread etwas ausführlicher äußern möchtest - nur zu!
 
@Dr. Zoid

:verehr::verehr::verehr:

Danke für den Thread.

Bei mir war es genauso wie bei dir.

@beavis666 und die HRR Reste-Rampe (da gab's auch damals das grandiose Trappazat Vinyl)

Großartige Band. Nach dem Album folgten in meinen Besitz Arcane Shirt - Borrowed Time Patch und die 7" Split mit WH.

Es eine Schande dass die sich aufgelöst haben.

Wären auch was fürs HoH gewesen :hmmja:
 
@Dr. Zoid

:verehr::verehr::verehr:

Danke für den Thread.

Bei mir war es genauso wie bei dir.

@beavis666 und die HRR Reste-Rampe (da gab's auch damals das grandiose Trappazat Vinyl)

Großartige Band. Nach dem Album folgten in meinen Besitz Arcane Shirt - Borrowed Time Patch und die 7" Split mit WH.

Es eine Schande dass die sich aufgelöst haben.

Wären auch was fürs HoH gewesen :hmmja:

Jau, die Trappazat-LP hatte mir @beavis666 ebenfalls mit Nachdruck ans Herz gelegt. Auch das war ein erstklassiger Tipp. :)

Was würde ich darum geben, die Band noch einmal live sehen zu dürfen... :hmmja:
 
Wie mir letztens beim Zusammenstellen meiner All-Times-Faves mal wieder vor Augen geführt wurde, genießen die mittlerweile ja leider aufgelösten Borrowed Time bei mir einen extrem hohen Stellenwert. Da es noch keinen Thread zum angemessenen Huldigen dieser fantastischen Band gibt, möchte ich hiermit Abhilfe schaffen.

Zudem würde ich gerne die Gelegenheit nutzen, mit diesem Thread auch ein paar der Bands zu beleuchten, die aus dem Dunstkreis von Borrowed Time hervorgegangen sind. Ein kurzer Blick bei Metal Archives verdeutlicht: Das sind so einige.

Starten möchte ich aber mit Borrowed Time selbst - und mit einer Danksagung an @beavis666. Nur durch dein gutes Zureden habe ich vor zwei Jahren die Debüt-LP im Rahmen einer Cheapo-Aktion bei High Roller für unverschämt günstige 5 Euro erworben. Nicht auszudenken, was mir sonst wahrscheinlich durch die Lappen gegangen wäre. Thanx, dude! Und lass' mal wieder etwas von dir hier hören.


Borrowed Time - s/t (2013)

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Ein Album so farbenfroh wie das Cover (bei dem ich irgendwie immer an LucasArts' Monkey Island denken muss). Beim ersten Hören mag man von der etwas zurückhaltenden Produktion zunächst leicht abgeschreckt sein. Mittlerweile möchte ich mir das Album aber gar nicht mehr in einem anderen Sound vorstellen. Eigentlich ist es sogar ein Glücksfall, dass alles sehr natürlich belassen wurde. So klingt hier aber mal gar nichts nach Studio - die ein oder andere Unsauberkeit inklusive. Bevor ich jetzt in eine Tirade verfalle, wie sehr die Quantifizierungsraster von Cubase und Co. jegliche Lebendigkeit und Dynamik aus so mancher "moderner" Produktion eliminiert habe, freue ich mich einfach, dass das alles hier erhalten geblieben ist.

Beim Beschreiben der Musik tue ich mich wirklich schwer, da die Einflüsse einerseits offenkundig sind, das ganze in Summe dann aber wiederum verdammt eigenständig klingt.

Klar, wir haben es mit neuem alten Heavy Metal us-amerikanischer Prägung zu tun, der in puncto Harmonieverständnis allerdings näher am "epischen" Zweig der NWOBHM ist. Die Songs sind zwischen 5 bis 7 Minuten lang, nicht im eigentlichen Wortsinne progressiv, aber mit originellen Arrangements versehen. Insbesondere das ungestüme Zusammenspiel der beiden Gitarristen Matt Preston und Victor Ruiz ist eine Wonne und bringt immer wieder überraschende Wendungen hervor. Und das wichtigste: Die Gitarrenläufe und Riffs transportieren eine Vielzahl an Emotionen. Melancholisch, träumerisch, mystisch, zaghaft und neugierig sind nur ein paar Adjektive, die mir hierzu einfallen. Wenn dann noch diese (zurückhaltend eingesetzten) wunderbaren Mitte-80er-Jahre-Synthies dazukommen, möchte ich mich einfach nur mit dieser Musik einwickeln und selig wegschlummern.

Und dann ist da ja noch der überirdische Gesang von Jean-Pierre Abboud, der jeweils ein bisschen von John Arch und Charlie Dominici hat - dabei aber technisch sicher nicht so perfekt ist, sondern angenehm fragil klingt (falls das irgendjemand versteht). Ähnlich wie ein John Arch sieht JP stellenweise Gesangslinien, wo eigentlich gar keine sind und malt zusammen mit den fantasievollen und etwas kryptischen Texten Traumbilder, die zwar nur vage greifbar sind, die man aber immer wieder aufsuchen möchte. Dass er einen Heidenspaß hatte, den für ihn ausgerollten Arrangement-Teppich mit seiner variablen Stimme zu veredeln, hört man zu jeder Sekunde.

Auch wenn ich das Album jetzt erst seit knapp zwei Jahren kenne, würde ich soweit gehen und es von der Wirkung, welches es auf mich hat, auf eine Stufe stellen mit Awaken The Guardian, When Dream And Day Unite, Graceful Inheritance (kenne ich zugegeben auch erst seit kurzem) und der ersten Crimson Glory.

Kein Witz: Das ist Musik, die mir zuvor ab und an mal in meinen Träumen begegnet ist (allerdings mehr als Gefühl und als …ähm… Farbe). Umso schöner, dass es das ganze jetzt auch "in echt" gibt. :)

Hmm...die habe ich schon eine ganze Weile im Regal stehen und habe sie bislang noch gar nicht gehört. Das wird jetzt sofort geändert. Alleine für die Erinnerung schon mal danke :)
Aber das hier:
auf eine Stufe stellen mit Awaken The Guardian, When Dream And Day Unite, Graceful Inheritance
kann ich mir dann doch beim besten Willen nicht vorstellen ;)
 
Aber das hier: "auf eine Stufe stellen mit Awaken The Guardian, When Dream And Day Unite, Graceful Inheritance" kann ich mir dann doch beim besten Willen nicht vorstellen ;)

Wir sprechen uns in zehn Jahren nochmal. Dann wollen es wieder alle von Anfang an gewusst haben... ;)

Aber wenn dieser Thread dich immerhin zum Anhören des Albums animiert, hat er sein Ziel ja schon erreicht. :)
 
genau hier ist das Problem....... Geschäfte sind dermaßen mies, das ich vermutlich einen anderen Job brauch nach über 10 jahren :/ . und ohne Geld = Forum mehr als ungünstig.

Hey, schön mal wieder etwas von dir zu lesen! Tut mir leid, dass es beruflich nicht zu deiner Zufriedenheit läuft. Die Gleichung "kein Geld = kein Forum" ist bei den nicht enden wollenden erstklassigen Tipps hier durchaus nachvollziehbar. Ich drücke dir die Daumen, dass es bei dir finanziell wieder bald in die richtige Richtung geht. :top:

Also: Nochmal vielen Dank für die tollen Empfehlungen von dir! :)
 
Funeral Circle / Gatekeeper – Split 7" (2015)

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Die kanadischen Doomer Funeral Circle sind in ihrer noch relativ kurzen Karriere wahrlich nicht von Besetzungswechseln verschont geblieben. Unter anderem das schnell drehende Besetzungskarussell ist dafür verantwortlich, dass mit den bisherigen Veröffentlichungen so ziemlich alle Facetten des klassischen Dooms abgedeckt wurden - jedesmal klingt die Band (teils deutlich) anders als zuvor.

So auch mit der letzten personellen Neuerung - dem Einstieg von Jean-Pierre Abboud irgendwann in 2014. Vom getragenen, sakralen Doom der Marke Solitude Aeturnus / Candlemass des selbstbetitelten Debüts aus 2013 (gehört in jede ernstzunehmende "True Doom"-Sammlung!) ist auf dieser Split 7" nicht mehr viel übrig geblieben.

Stattdessen klingt man nun mit "Hades Triumphant" in der Tat wie eine doomigere Ausgabe von Borrowed Time. Insbesondere macht sich das in dem komplexen Songaufbau und den bis ins letzte Detail ausgearbeiteten Arrangements bemerkbar.

Über allem thront jedoch der Wahnsinns-Gesang von JP, der nochmal einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht hat und jetzt deutlich selbstsicherer wirkt. Unglaublich, was für ein Spektrum der Junge hier abruft…

Unter diesen Vorzeichen hatte ich mich schon sehr auf den geplanten Auftritt auf dem letztjährigen Hammer of Doom gefreut - leider musste die Band aus nicht näher genannten Gründen absagen. Es wäre wirklich wundervoll, wenn es der Band ermöglicht würde, den HoD-Auftritt in diesem Jahr nachzuholen (wenn sie denn wollen)!

Achja, der Gatekeeper-Song ist auch eine Granate, den ich der Band so ehrlich gesagt nicht zugetraut hätte. Kurzum: Mein liebster Siebenzöller des letzten Jahres!

https://funeralcircle.bandcamp.com/

https://gatekeeper.bandcamp.com/album/bell-of-tarantia
 
Dungeon Beast – Demo 2012 + Hell’s Eyes Demo (2014)

Dungeon Beast ist ein Projekt von Matt Preston, der mit Reverend Ceckowski (auch Demon Bitch und White Magician) und Rael Andrews zwei weitere Mitstreiter mit BT-Bezug im Schlepptau hat.

Die Jungs haben es bis zu ihrer Auflösung auf 3 Demos gebracht (das 2005er Demo ist mir nicht bekannt).

Demo 2012:



Ein nettes Intro eröffnet das etwa zehnminütige Demo und leitet über in den einzigen Song mit Gesang (von Matt Watrous, u.a. Harbinger): "Noxious Consecration" ist ein thrashiger Song im Mid-Tempo, der z.B. auch gut auf eine dreckigere Ausgabe von Seasons In The Abyss gepasst hätte (Hanneman-King-Solo inklusive).

Der dritte und auch schon letzte Track "Sworn Allegiance" ist ein Instrumental und zeigt einmal mehr das gefühl- und fantasievolle Gitarrenspiel von Matt Preston. Sehr schön!

http://dungeonbeast.bandcamp.com/album/demo-2012

Hell’s Eyes Demo:




Hierbei handelt es sich um ein rein instrumental gehaltenes Demo, welches es immerhin auf 12 Minuten bringt. Trotz fehlendem Gesang wurden die Songs aber mit viel Liebe zum Detail komponiert und eingespielt. Daher bitte auf jeden Fall mal reinhören.

Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die Songs mit Gesangslinien im Hinterkopf geschrieben wurden, denn dafür passiert hier einfach zu viel. Die drei Songs sind gespickt mit tollen Ideen, fantastischen Melodien und versprühen dieses nur schwer zu beschreibende Borrowed Time-Gefühl. Auch wenn ihr es nicht mehr hören könnt: Einfach nur großartig, was Matt Preston aus den sechs Saiten herausholt!

Schade, dass sich hieraus kein "vollwertiges" Album entwickelt hat…

http://dungeonbeast.bandcamp.com/album/hells-eyes-demo-2014
 
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