Die alten CARCASS waren schon etwas Besonderes. Es war wie eine Offenbarung, als mir ein Buddy aus der Grindecke, die ''Reek of Putrefaction'' damals vorspielte. Okay, NAPALM DEATH waren mir schon zu jener Zeit ein Begriff. Doch etwas so abartig Krankes wie diese Platte war mir zumindest bis dato noch nicht untergekommen. Alleine diese göttliche Collage von Leichen und Leichenteilen war so einladend und betörend, dass ich das Cover stundelang verzückt anblickte und immer wieder zärtlich darüber streichelte. Und dann noch dieser endgeile Sound, der so klang, als würde ein Brüllmonster aus der Tiefe der Toilette fahren und einem die Eier und den Schwanz abreissen, während man gerade beim Kacken ist.
Das war wirklich Liebe auf den ersten Blick und Ton. Ich wüsste auch ehrlich gesagt nicht, wie man dieses Meisterwerk noch verbessern könnte. Da stimmte alles. Alleine eine Rektalgranate wie ''Pyosisified'' hat mich beinahe um den Verstand gebracht. Das Ding lief meistens Sonntags in der RoFa und die Tanzfläche war voll. Wahrscheinlich, weil es einer wenigen Tracks vom Debüt ist, zu dem man einigermaßen bangen kann, ohne sich das Genick dabei zu brechen. Vor allem dieser Gitarrensound sorgte für einen Dauerständer. Dazu noch die vollkommen sinnlosen ''Soli'' von Bill Steer, bei denen er halt irgendwelche Gitarreneffekte ausprobiert hat, weil er eh keinen blassen Schimmer hatte, was er da überhaupt machte. Und das absolut hoffnungslose, geisteskranke Gegrowle von Maestro Jeff Walker und Kollege Ken Owen war dann das I-Tüpfelchen.
Von der A-Seite gefiel mir neben dem erwähnten Track noch ''Excreted Alive'' am besten, weil wir das nie hinbekommen haben, da mitzubangen. Wer das schafft, dem zahle ich ein Bier, he he. Auf der B-Seite ist dann ja mit ''Burnt to a Crisp'' der heimliche Hit enthalten. Aber den kann ich langsam nimmer hören, da ich mir den geschätzte 1000 mal gegeben habe, wenn ich mich in einen Aggro-Modus bringen wollte.
Niemals wieder sollten CARCASS diese Intensität und Genialität des Debüts erreichen. Ich weiß, es gibt viele Fans, die ihre ersten beiden Platten nicht mögen, da sie eben mit den CARCASS ab ihrer poppigen ''Necrotism''-Phase groß geworden sind. Doch es gibt auch Fans der ersten Stunde, die lieben eben ''Reek of Putrefaction'' und mögen vielleicht die ''Symphonies of Sickness'' noch und das war es dann. So geht es mir. Nicht, dass ich ihre melodischen Platten ultraschlecht finden würde, aber es sind halt irgendwie nicht die CARCASS, die so begeisternd drauflos prügelten wie 1988. Etwas langweilig eben. Macht aber nix. Es gibt ja noch die ''Reek of Putrefaction''. Und die kann man sich ja jeden Tag anhören. Mache ich gleich mal wieder.