Chaos Descends Festival 2024 - Thüringen - 18.-20.07.

3. Besuch am von mir unter allen Open Airs eindeutig favorisierten Chaos Descends.

Highlights chronologisch Ch‘ahom, Marthe, Satan, Demon Bitch, Voivod. Ch‘ahom waren einfach unfassbar tight und geil, Pool of Sacrifice und Bäume vermutlich gut für die Atmo, hätte ich bei meinem Promillepegel aber nicht mehr zum Abfeiern benötigt und ich glaube auch auf großer Bühne hätten die allen das Hirn rausgeblasen. Marthe mit allen Wehwechen eines ersten und zögerlich zugesagten Auftritts, aber wunderbar ehrlich und leidenschaftlich. Satan - immer gut, aber der perfekte Satan-Gig: das war er. Gleiches für Voivod, wie schön für uns und für die Band. Alle Musiker jammern ja erstmal über „xy only“-Sets, aber wenn du dann alles dem Erdboden gleich gemacht hast und die Crowd den ganzen Weg in die Dusche deinen Namen ruft, muss sich das einfach gut anfühlen. Demon Bitch auch perfekt, wahnsinnig unterschätzte Band, vermutlich egal, wo sie spielen. Für mich die wichtigste Heavy-Band mit Gründungsdatum nach 2000.

White Magician leider zu kurz und zu wenig The Pledge/Antipathy. Spell finde ich mit dem aktuellen Set (2x gesehen) zu ruhig und etwas höhepunktarm. Reversed leider lahm, obwohl ich die VÖs mag. Nubivagant Radio-Urfaust. Gevurah ok aber zu hell. Saturnalia Temple ok aber zu spät. Pakkt fand ich schon auf Album naaaaja und nach Voivod-zick zack Attack of Space and Destiny braucht das, naja, keiner. 0 Bock auf Drowned und Grave Miasma gehabt. Vortex of End hätte ich gern gesehen, da musste ich aber im Bach sitzen und trinken.

Sonstiges: Essen und Trinken ging klar. Zu heiß war es diesmal. Saturnalia Temple als Letztes am Fr waren ein Fehler. Afterpartys haben abgestunken im Vergleich zum Vorjahr - musikalisch und stimmungstechnisch, teilweise dachte ich aber auch, dass es die Boxen oder Boxenkabel bald hinter sich haben. Könnten aber auch pixelige MP3s von Youtube gewesen sein. Crispi die Lokomotive rockt, warum bin ich bisher nie gefahren? Habe jetzt einen Crispi-Kühlschrankmagneten, eindeutig der beste Merchkauf des Wochenendes. Bei Ch’ahom gab es einen recht unschönen Vorfall, der allem Anschein nach überhaupt nicht geahndet wurde, obwohl das Orgateam (mangels Secus) direkt informiert wurde. Details gerne per PN, falls jemand diese Art Feedback an die Veranstalter herantragen möchte.

Optimierbares hin oder her, ich zittere wie jedes Jahr, ob es eine weitere Ausgabe geben wird; falls nein, wäre das wirklich ein unfassbarer Verlust - Venue, Booking/Selbstverständnis und die Zusammensetzung der Crowd sind super-, superangenehm und als Gesamtpaket unersetzlich.
 
Halb Off-Topic zum Thema Bier: Ich verstehe ehrlich gesagt den Hass aufs Rosen Pils nicht. Ist sicher nicht das beste Bier im Sortiment der Brauerei, aber ein solides leicht grasiges Pils, das in Sachen Bitterkeit für meinen Geschmack etwas mutiger sein könnte, aber an sich total klargeht.

Demgegenüber steht das Köstritzer Edel-Pils - seelenlose Industrieplörre die genauso leer schmeckt wie Radeberger, Krombacher und Co. Hab selbst in meiner alkoholisch anspruchslosen Jugend einen Bogen um das Bier gemacht, obwohl die Brauerei nur 5km Luftlinie von meinem Heimatdorf steht, weil das Zeug oft einen übelsten Schädel zur Folge hatte und auf Dauer irgendwie eigenartig metallisch schmeckte.
 
Hab das Köstritzer Edelpils dem Vernehmen nach auch als eher schlimm abgestempelt, die Erstverkostung vom Fass im Gasthaus Burgk war dann doch erstaunlich trinkbar. Keller- und Schwarzbier sind dennoch die bessere Wahl. Konnte aber bei den Temperaturen ohnehin kaum mehr als zwei Bier hintereinander trinken und habe immer mit Radler, Leitungswasser oder Eiskaffee interludierend gespült.
 
Das Pakkt Album finde ich ziemlich gut und ich hatte mich auch sehr auf den Auftritt gefreut. Der begann schon etwas cringe mit einem gemeinsamen Ausrufen wie "Ave Satanas" und viel Krempel auf der Bühne, darüber kann ich noch hinwegsehen, bzw. schmunzeln (ich glaub das tun sie auch). Dann wurde Blut ins Publikum geschüttet, dem ersten Schwall konnte ich zum Glück entgehen weil ich relativ weit rechts stand. Zum zweiten oder dritten Song wurde es nochmal wiederholt, da habe ich kurz mal nicht aufgepasst und eine Ladung abbekommen. Es stank einfach bestialisch. Da war der Auftritt für mich erstmal vorbei weil ich aufs Klo bin zum Hände und Hoodie waschen (bin leider nicht true genug und wenn ich von etwas kotzen möchte, dann bitte von Erdbeerbowle). Dort habe ich auch einige andere angetroffen, die dasselbe Problem hatten. Hatte dann auch keine Lust mich zu beeilen und bis ich dann wieder vorne war, wurde auch schon der letzte Song gespielt. Scheinbar haben sie auch ein Graven Cover gespielt. Schade. Dafür wurden bei der Party danach einige Hits ausgepackt.

Sonstige Highlights waren für mich Marthe, Voivod, Grave Miasma (das erste Set fand ich etwas besser) und vor allem Saturnalia Temple. Von den Pool Bands sieht man leider nie wirklich was, aber mag die Location und Stimmung. Nubivagant eher langweilig, Ch‘ahom top.
 
Auch noch paar schnelle Worte von mir. Nach `19 wieder mal geschafft in Crispendorf vorbeizuschauen und zu keiner Sekunde bereut.
Auch viel mehr gesehen als ich eigentlich vorhatte, speziell der Freitag sah nach der Tagesplanung eigentlich nur Reversed (war ok, aber hätte mir durchaus etwas mehr Garstigkeit gewünscht) und Grave Miasma (top wie immer, aber ich steh auch drauf) vor. Blieb dann aber doch den ganzen Tag vor der Bühne hängen und insbesondere Raze, Marthe und Satan waren echt top. Spell waren exakt das, was ich erwartete. 50% öde und 50% herausragend. Saturnalia Temple als Rausschmeisser mal lässig groovend, mal schwer eintönig, immerhin musste ich mich nicht mehr bewegen.
Samstag setzten Gevurah dann das erste Ausrufezeichen, auch wenn BM bei 30°C selten richtig funzt, Demon Bitch und Hellbutcher tendenziell furchtbar, also genug Zeit zum Plaudern mit Bekannten gehabt. Danke. Drowned waren dann eine gute Einstimmung auf Grave Miasmas Odori-Schmankerl. Perfekt umgesetzt und als dann auch die Sonne so langsam verschwand, war das auch die erwünschte Synergie aus optischer und musikalischer Dunkelheit. Spätestens als die Göttergaben "Seven Coils" und "Ossuary" im Doppelpack erklangen, gabs zumindest bei mir kein Halten mehr und die Hölle öffnete seine Schlund. Sensationell! Voivod danach einfach komplett magisch, keine Worte mehr für diesen Wahnsinnsauftritt, ausser pure Liebe! Pakkt im Anschluss nur noch aus der Ferne beäugt und mehrere Male fast zerrissen worden vor Lachen. Naja, wers braucht...
Donnerstag war wie immer zwiespältig- Nubivagant einfach nur schlimm, Ch`ahom super, aber halt zu leise, und dazu grässlich handwarmes Bier im Ausschank, bäh.
Fazit: hatten wieder ne tolle Zeit am CD, nicht alles, aber vieles einfach schön entspannt und richtig viel bekommen. Wenn es tatsächlich weitergeht, wird das CD definitiv auch meine Nr. 1 in Sachen Festivalplanung in Zentraleuropa sein.
 
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Wenn ihr nicht genung habt, hier auch schnell meine Analyse.

Donnerstag
Nubivagant: Urfaust für Arme. Next!
Ch'ahom: der erwartete Abriss. Freu mich, sie bald auf der Bühne zu sehen.

Freitag
Reversed: ich fand die als Opener sehr gut. Die Art von Death Metal, die ich bevorzuge, ehrlich rübergebracht.
White Magician: Der eine sagt kauzig, der andere schnarchig. Passte zum sonnigen Wetter wie kaum ein anderer Act am Wochenende. Insofern ok.
Raze: haben alle, die mit White Magician eingeschlafen sind, mit einer richtigen Backpfeife wachgerüttelt. Meiner Meinung nach hat man auch im Publikum gesehen, dass ein bisschen Geschwindigkeit und Thrash-Vibes dankbar angenommen wurden.
Spell: ich war essen.
Marthe: wie viele schon gesagt haben, nicht fehlerfrei, aber große Emotionen. Magischer Auftritt!
Grave Miasma: für die Band muss man in der Laune sein, und eintauchen, sich mitnehmen lassen. Wenn das passiert, öffnet sich der Höllenschlund vor der Bühne.
Satan: so klingt 80er Heavy Metal. Einfach perfekt.
Saturnalia Temple: es war spät, und die Band ist zugegebenermaßen nicht einfach. Nur damit kann ich mir erklären, warum sie hier bisher so selten erwähnt wurden. Ich war gespannt auf das neue Line-Up, und die klangen monolitischer, primitiver und psychedelischer als je. Diese Delay-Einsätze...! Wie Sleep mit Bilsenkraut statt Gras.

Samstag
TAV: zu heiß. Am Zelt gechillt.
Vortex of End: mächtig, obwohl nicht wirklich meine Art von Black Metal. Dazu noch zu hell und zu warm, die konnten aber nichts dafür.
Demon Bitch: hab nicht verstanden. Vielleicht nicht in die Stimmung dafür...? Aber schon auf Platte finde ich sie ein bisschen lame. 80er-Demo-Heavy Metal-Vibes aber eher aus der dritten oder vierten Reihe.
Gevurah: der Drummer ist ein Tier. Sonst siehe Vortex of End.
Drowned: richtig toll, wie jedes Mal. Funktionieren im kleinen Club besser als auf der großen Bühne aber die Musik und die Ausführung sind immer erste Sahne.
Hellbutcher: Nifelheim spielten Black Metal, und ihre Nägel waren stets rostig und blutrünstig. Hellbutcher spielen Black Metal (aber nur den Cover-Song) und ihre Nägel sind aus Gummi. Grösste Enttäuschung des Festivals für mich.
Grave Miasma: siehe Freitag, nur noch besser. Eins DER Cult-Alben der 10er Jahren, perfekt dargestellt.
Voivod: eigentlich top, aber bin ich der einzige, der die Ansagen ein bisschen boomer-mäßig fand...? Ich hatte kurz den Eindruck, dass zumindest Snake nicht so richtig Bock (auf die Setlist?) hätte. Aber am Ende was kannste denen vorwerfen, es war ein souveränes Konzert.
Pakkt: hahaha. Ich hoffe, es war ironisch gemeint, ich befürchte aber, dass das nicht der Fall war.

Aftershow: am Donnerstag war ich turbo besoffen, hatte Spaß. Am Freitag fand ich die Musik top, kein Bier ist aber schon panne. Am Samstag war ich zu müde und bin direkt ins Zelt. Die Anlage braucht dringend Wartung.
Veganes Essen: ganz ok bis lecker, aber zu wenig für zu viel Geld. Da kann man schon was verbessern.

Fazit: wie jedes Jahr, bestes Festival. Ich hoffe stark, dass das Team die Lust und Energie findet, uns noch ein paar Jahren zu schenken. Es gibt keinen Ersatz für das Chaos Descends.
 
Was war das eigentlich für ne "Ihr Wichsers" Posse im Pool? Auf dem Gelände zum Glück nicht mehr vernommen, oder haben die aufs Maul bekommen?
:schnuller:
 
Haben durchaus mal die Position gewechselt, und andauernd wurde das rumgebrüllt. Schien das neue Hel(l)ga zu sein. Naja, gibt schlimmeres..
 
Will jetzt garnicht zusehr mit dem Zeigefinger. Nur daneben campen würde ich nicht wollen, aus Erfahrung ist das oft die Partyzelt mit ApreSki Fraktion.
Andererseits, was bei uns im Camp manchmal abgeht, .. Wer im Schlachthavs sitzt sollte nicht mit Schweinen werfen
 
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