Also um mal eine Parallele zu anderen Kunstgattungen zu ziehen:
Ich lese auch gerne Bücher und schaue gerne Filme. Bei Büchern reicht mir in der Regel ein gebrauchtes Taschenbuch. Obwohl ich studierter Literaturwissenschaftler bin, sind mir Fragen wie Editionen erster und letzter Hand eher egal, mit leichter Präferenz zu erster Hand. Ist bei mir dann mit Tonträgern ähnlich: Gerne gebraucht und die "Volksauflage" einer Platte zur Zeit der Erstveröffentlichung ist mir lieber als die Neuauflage als Doppelgate, Remastered, Remixed, als 180 Gramm-Version oder was auch immer. Bei Filmen sind mir wiederum Audio-Kommentare, delated scenes etc. vollkommen egal.
Bei Büchern gibt es aber auch Leute, die dann lieber die gebundene Gesamtausgabe mit Kommentaren und im Schuber wollen. Wenn die das Geld haben wollen: sollen sie. Wie
@LaHaine schon anmerkte: Der meiste Bonus-Kram ist in meinen Ohren schlicht nicht relevant. Was nicht von Anfang an den Weg auf den "Original-Tonträger" schaffte, hat zu 99% schlicht den Qualitätsstresstest nicht bestanden.
Nichtsdestotrotz kann ich Lobis Gedanken schon nachvollziehen: die einer zwei Klassen-Gesellschaft. Das kann aber einen nur ankeksen, wenn man einen Neid auf die obere Klasse entwickelt. Für mich besteht nämlich ein großer Unterschied darin, ob sich ein Tonträger zu einer Rarität entwickelt, oder von Anfang an als Rarität konzipiert wird. Wenn ein Newcomer seine 7" anfangs auf 500 Stück (zu einem mormalen Preis von sagen wir 5-8 Euro, früher weniger) oder was auch immer limitiert, dann tut er das, weil er sich nicht sicher sein kann, ob er die Dinger loswird. Wenn der Newcomer durchstartet werden diejenigen Sammler belohnt, die einem Newcomer vertraut haben, quasi die "Trüffelschweine" der Szene. Anders ist es, wenn bei einem Zugpferd der Szene irgendwelche Luxuseditionen an den Mann gebracht werden. Hier kommen die zum Zuge, die das Geld haben. Aber ist das schlimm? Wenn jemand zu Hause diese Luxus-Dinger rumliegen hat, hat er für mich schlicht wenig Credibility (kann dennoch ein netter Mensch sein). Neid empfinde ich nicht, weil wie gesagt seltenst relevanter Bonuskram auf den Dingern zu finden sind.
Ganz kurz gefasst: Bei einer Veröffentlichung sollte in meinen Augen der Inhalt über der Form stehen. Ich möchte dem Musiker Anerkennung entgegenbringen, nicht dem Grafikdesigner oder dem Presswerk.