D
Dominik2
Guest
Beehover
Grave Pleasures
Thou
Crowbar
Converge
Was sozialdemokratische Architektur in den 70ern des letzten Jahrhunderts anstellen konnte, wird einem deutlich, wenn man in die Nähe des Karlsruher Jubez kommt. Was eine häßliche Konstruktion, die wohl irgendeine Mischung zwischen innerstädtischem Einkaufszentrum, Durchgangspassage oder gar schauderlichem öffentlichen Platz sein soll. Drin fällt einem dann erst einmal der Kinnladen runter. Es wird nicht besser, so ne Mischung zwischen Jugendzentrum, gewerkschaftlicher Bildungsstätte, aber alles sauber und sogar Bildchen von der letzten Bastelgruppe an der Wand. In Baden-Württemberg herrscht halt noch Ordnung, nur die richtige Location für ein Roggn-Roll-Konzert war das nicht und trug aus meiner Sicht auch seinen Teil für die oftmals lame Stimmung im Publikum bei.
Endlich sollte es mit mir und Beehover klappen, schon öfters kam ich irgendwie zu spät oder überhaupt nicht an, wenn die beiden Burschen on stage waren. Die selbige des Nebenraums des Karlsruher Jubez betraten sie pünktlich um 18 Uhr. Doch, das war schon originell und auch mit der notwendigen Härte, was die beiden darboten. Diese Art von basslastigem Doom-Metal ist in dieser Konstellation sicher einzigartig. Aber, nach ca. 30 min war es mir dann irgendwie zu monoton und in dem kleinen Nebenraum, in dem sich schon knapp 200 Leute versammelt hatten, dann auch irgendwie zu stickig, sodass ich mich nach draußen verzog.
Nach einer etwas längeren Umbaupause ging es dann im größeren Raum, der so wirkte, wie die Aula der Sonnenluger Werk- und Realschule mit der Vollkatastrophe Grave Pleasures weiter. Als ich in den 80er Jahren in Kanzach-Betzenweiler im „Go-In“ am Donnerstag ab und an zum Wave-Gothic Abend gegangen bin, wäre das noch irgendwie unterhaltsam gewesen. Aber Leute, das ist nicht Euer Ernst. Nach 5 . min wieder raus.
Doch wer dachte, das sei nur ein einzigartiger großer Schreck gewesen, der sah sich getäuscht. Gut ne h später betraten dann Thou die Bühne. Ich hatte mich vorher nicht mit der Band beschäftigt, aber gelesen, das soll ne Sludge Metal Band sein. Was immer das war, es war ein fast so schlechter Witz wie Grave Pleasures. Irgendeine Art Post-Metal mit dem dort manchmal üblichen Gehabe, dass der Sänger mit dem Rücken zum Publikum steht und wie im Endstadium der Schizophrenie wippende Bewegungen macht. Nach 10 min war Schluss, meine Laune im Keller und ich schon mehr oder minder 3 h im Innenhof dieser architektonischen Wüste sitzend. Wär ich doch noch lieber länger zu Hause geblieben und hätte Bad, Küche und Arbeitszimmer fertig geputzt.
Gleichwohl wendete sich der Abend ins Positive. Zwar hatte selbst auch meine Wenigkeit als Crowbar-Fanboy nach diesen beiden sedierenden Bands Schwierigkeiten in Gang zu kommen. Auch der Rest des Publikums schien zu Beginn noch apathisch, was auch Kirk Windstein monierte, jedoch nach gut 20 min. hatten Crowbar, das inzwischen auf knapp 400 BesucherInnen angewachsene Publikum im Griff. Der Rifflord war wie eigentlich immer in den letzten Jahren gut gelaunt und zu Scherzen aufgelegt, kann aber auch böse werden, als ein recht penetrantes Muskel-Arschloch in der ersten Reihe Grave-Pleasures-Mädchen umtrat und Kirk beschimpfte. „Get this fucking asshole out here and fuck yourself“ kam es dann in Todesmetall-Lautstärke von der Bühne.
Ich habe zwar noch einige bessere Crowbar-Auftritte gesehen, gleichwohl gehörte dieser Gig zum oberen Drittel und das bei diesem Vorlauf. Was mir auffällt, dass seit dem Wiedereinstieg von „Sexy-T“ die Band deutlich härter und metallischer klingt und insbesondere die alten Klassiker wieder richtig an Schmackes hinzugewonnen haben. Leider war dann nach einer knappen Stunde Schluss, also exakt als sowohl Band und Publikum auf Betriebstemperatur waren.
Irgendwas ist mit der Hardcore-Bewegung komplett schief gelaufen. War selbige in den 90er Jahren sowohl musikalisch wie auch vom gesamten Wertekonstrukt her bis hin als politisches Sprachrohr einer Generation stilprägend, ist die Community in den beiden folgenden Jahrzehnten komplett zusammengebrochen. Dies gilt im Kontrast zur Metal-Szene nicht nur musikalisch, sondern auch, dass die einstige, die Autonomie betonende DIY-Szene vor allem in Europa oftmals in komplett asoziales-Tattoo-Machismo-Gruppengehabe abgedriftet ist und die ursprüngliche Hardcore-Idee eigentlich vollkommen pervertiert.
Die große Ausnahme und der leuchtende Stern am Himmel sind Converge, die auch an diesem Abend ein Spitzenkonzert von vorne bis hinten hinlegten. Die aktuelle Scheibe, „The dusk in us“ finde ich hervorragend und gehörte zu meinen persönlichen top-3-Releases im letzten Jahr, gerade auch deswegen, weil innerhalb der Scheibe deutlich mehr „Metal-Riffing“ zu hören ist. Leider kann die Band wegen ihrer wohl eindeutigen Zuordnung als Hardcore-Band bis heute nicht in der Metal-Szene entsprechend reüssieren. Alle vier Bandmitglieder turnten während der gesamten Spielzeit wie an der Steckdose aufgeladen auf der Bühne rum, allen voran natürlich Jacob Bannon. Wer aber die Story hinter Converge kennt, weiß, dass der eigentliche Mastermind Guitarman Kurt Balou ist, der das Chaos mit seinem Spiel herausragend bis an die Spitze treibt, aber doch jederzeit komplett kontrolliert. Das ist wirklich faszinierend, dem über die gesamte Spielzeit zuzuschauen, vor allem wenn einem bekannt ist, dass für ihn jeder Auftritt auf Grund seiner chronischen Sehnenscheidentzündungen nicht nur reinstes Vergnügen ist. Gekonnt wurde zwischen alten Klassikern und, glaub ich, fünf Songs des neuen Albums hin- und hergeswitcht. Bannon trieb die Meute gekonnt an, hat aber gegenüber früheren Auftritten deutlich an Coolness gewonnen und nervt überhaupt nicht mehr mit Community-Gelaber. Um es kurz zu machen, in dieser Form gehören Converge für mich wohl zu den aktuell allerbesten Live-Kapellen auf dem gesamten Planeten überhaupt, keine Übertreibung!
Fazit: Das Package passt nicht zusammen, die Idee vier so unterschiedliche Bands auf Tour zu schicken, klappt nur zur Hälfte. Profitiert haben davon überraschenderweise am meisten Crowbar, die wohl das Interesse der meist jüngeren Converge-Fans gewinnen konnten. Besser wäre es gewesen Crowbar und Converge jeweils eine Viertelstunde länger spielen zu lassen, die beiden Katastrophenbands rauszuschmeißen und irgend ne dritte, starke Kapelle hinzuzunehmen. Gelohnt hat es sich dann letztlich wegen des sehr guten Crowbar-Auftritts und der exzellenten Perfomance von Converge auf jeden Fall.
Letzlich wurde ich noch Besitzer eines hellblauen(!) Crowbar-Shirts und Mrs. Windstein entschuldigte sich, wie immer sehr höflich auftretend , dass bereits während des Abends die Caps ausgegangen seien und das bereits am ersten Tag der Tour, wo doch meine alte schon total ausgefranzt ist….
Grave Pleasures
Thou
Crowbar
Converge
Was sozialdemokratische Architektur in den 70ern des letzten Jahrhunderts anstellen konnte, wird einem deutlich, wenn man in die Nähe des Karlsruher Jubez kommt. Was eine häßliche Konstruktion, die wohl irgendeine Mischung zwischen innerstädtischem Einkaufszentrum, Durchgangspassage oder gar schauderlichem öffentlichen Platz sein soll. Drin fällt einem dann erst einmal der Kinnladen runter. Es wird nicht besser, so ne Mischung zwischen Jugendzentrum, gewerkschaftlicher Bildungsstätte, aber alles sauber und sogar Bildchen von der letzten Bastelgruppe an der Wand. In Baden-Württemberg herrscht halt noch Ordnung, nur die richtige Location für ein Roggn-Roll-Konzert war das nicht und trug aus meiner Sicht auch seinen Teil für die oftmals lame Stimmung im Publikum bei.
Endlich sollte es mit mir und Beehover klappen, schon öfters kam ich irgendwie zu spät oder überhaupt nicht an, wenn die beiden Burschen on stage waren. Die selbige des Nebenraums des Karlsruher Jubez betraten sie pünktlich um 18 Uhr. Doch, das war schon originell und auch mit der notwendigen Härte, was die beiden darboten. Diese Art von basslastigem Doom-Metal ist in dieser Konstellation sicher einzigartig. Aber, nach ca. 30 min war es mir dann irgendwie zu monoton und in dem kleinen Nebenraum, in dem sich schon knapp 200 Leute versammelt hatten, dann auch irgendwie zu stickig, sodass ich mich nach draußen verzog.
Nach einer etwas längeren Umbaupause ging es dann im größeren Raum, der so wirkte, wie die Aula der Sonnenluger Werk- und Realschule mit der Vollkatastrophe Grave Pleasures weiter. Als ich in den 80er Jahren in Kanzach-Betzenweiler im „Go-In“ am Donnerstag ab und an zum Wave-Gothic Abend gegangen bin, wäre das noch irgendwie unterhaltsam gewesen. Aber Leute, das ist nicht Euer Ernst. Nach 5 . min wieder raus.
Doch wer dachte, das sei nur ein einzigartiger großer Schreck gewesen, der sah sich getäuscht. Gut ne h später betraten dann Thou die Bühne. Ich hatte mich vorher nicht mit der Band beschäftigt, aber gelesen, das soll ne Sludge Metal Band sein. Was immer das war, es war ein fast so schlechter Witz wie Grave Pleasures. Irgendeine Art Post-Metal mit dem dort manchmal üblichen Gehabe, dass der Sänger mit dem Rücken zum Publikum steht und wie im Endstadium der Schizophrenie wippende Bewegungen macht. Nach 10 min war Schluss, meine Laune im Keller und ich schon mehr oder minder 3 h im Innenhof dieser architektonischen Wüste sitzend. Wär ich doch noch lieber länger zu Hause geblieben und hätte Bad, Küche und Arbeitszimmer fertig geputzt.
Gleichwohl wendete sich der Abend ins Positive. Zwar hatte selbst auch meine Wenigkeit als Crowbar-Fanboy nach diesen beiden sedierenden Bands Schwierigkeiten in Gang zu kommen. Auch der Rest des Publikums schien zu Beginn noch apathisch, was auch Kirk Windstein monierte, jedoch nach gut 20 min. hatten Crowbar, das inzwischen auf knapp 400 BesucherInnen angewachsene Publikum im Griff. Der Rifflord war wie eigentlich immer in den letzten Jahren gut gelaunt und zu Scherzen aufgelegt, kann aber auch böse werden, als ein recht penetrantes Muskel-Arschloch in der ersten Reihe Grave-Pleasures-Mädchen umtrat und Kirk beschimpfte. „Get this fucking asshole out here and fuck yourself“ kam es dann in Todesmetall-Lautstärke von der Bühne.
Ich habe zwar noch einige bessere Crowbar-Auftritte gesehen, gleichwohl gehörte dieser Gig zum oberen Drittel und das bei diesem Vorlauf. Was mir auffällt, dass seit dem Wiedereinstieg von „Sexy-T“ die Band deutlich härter und metallischer klingt und insbesondere die alten Klassiker wieder richtig an Schmackes hinzugewonnen haben. Leider war dann nach einer knappen Stunde Schluss, also exakt als sowohl Band und Publikum auf Betriebstemperatur waren.
Irgendwas ist mit der Hardcore-Bewegung komplett schief gelaufen. War selbige in den 90er Jahren sowohl musikalisch wie auch vom gesamten Wertekonstrukt her bis hin als politisches Sprachrohr einer Generation stilprägend, ist die Community in den beiden folgenden Jahrzehnten komplett zusammengebrochen. Dies gilt im Kontrast zur Metal-Szene nicht nur musikalisch, sondern auch, dass die einstige, die Autonomie betonende DIY-Szene vor allem in Europa oftmals in komplett asoziales-Tattoo-Machismo-Gruppengehabe abgedriftet ist und die ursprüngliche Hardcore-Idee eigentlich vollkommen pervertiert.
Die große Ausnahme und der leuchtende Stern am Himmel sind Converge, die auch an diesem Abend ein Spitzenkonzert von vorne bis hinten hinlegten. Die aktuelle Scheibe, „The dusk in us“ finde ich hervorragend und gehörte zu meinen persönlichen top-3-Releases im letzten Jahr, gerade auch deswegen, weil innerhalb der Scheibe deutlich mehr „Metal-Riffing“ zu hören ist. Leider kann die Band wegen ihrer wohl eindeutigen Zuordnung als Hardcore-Band bis heute nicht in der Metal-Szene entsprechend reüssieren. Alle vier Bandmitglieder turnten während der gesamten Spielzeit wie an der Steckdose aufgeladen auf der Bühne rum, allen voran natürlich Jacob Bannon. Wer aber die Story hinter Converge kennt, weiß, dass der eigentliche Mastermind Guitarman Kurt Balou ist, der das Chaos mit seinem Spiel herausragend bis an die Spitze treibt, aber doch jederzeit komplett kontrolliert. Das ist wirklich faszinierend, dem über die gesamte Spielzeit zuzuschauen, vor allem wenn einem bekannt ist, dass für ihn jeder Auftritt auf Grund seiner chronischen Sehnenscheidentzündungen nicht nur reinstes Vergnügen ist. Gekonnt wurde zwischen alten Klassikern und, glaub ich, fünf Songs des neuen Albums hin- und hergeswitcht. Bannon trieb die Meute gekonnt an, hat aber gegenüber früheren Auftritten deutlich an Coolness gewonnen und nervt überhaupt nicht mehr mit Community-Gelaber. Um es kurz zu machen, in dieser Form gehören Converge für mich wohl zu den aktuell allerbesten Live-Kapellen auf dem gesamten Planeten überhaupt, keine Übertreibung!
Fazit: Das Package passt nicht zusammen, die Idee vier so unterschiedliche Bands auf Tour zu schicken, klappt nur zur Hälfte. Profitiert haben davon überraschenderweise am meisten Crowbar, die wohl das Interesse der meist jüngeren Converge-Fans gewinnen konnten. Besser wäre es gewesen Crowbar und Converge jeweils eine Viertelstunde länger spielen zu lassen, die beiden Katastrophenbands rauszuschmeißen und irgend ne dritte, starke Kapelle hinzuzunehmen. Gelohnt hat es sich dann letztlich wegen des sehr guten Crowbar-Auftritts und der exzellenten Perfomance von Converge auf jeden Fall.
Letzlich wurde ich noch Besitzer eines hellblauen(!) Crowbar-Shirts und Mrs. Windstein entschuldigte sich, wie immer sehr höflich auftretend , dass bereits während des Abends die Caps ausgegangen seien und das bereits am ersten Tag der Tour, wo doch meine alte schon total ausgefranzt ist….
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