Cypher's World - Meine Musik zum Wiedererinnern und Neuentdecken

Super Review, muss mir die Scheibe bald wieder mal anhören. Ist auch meine Lieblingsscheibe von Type O Negative. Als Canivore Fan hab ich mir die CD damals schnell geholt, war am Anfang enttäuscht, dann verwirrt und später begeistert. Alle anderen Veröffentlichungen haben mir dann nicht mehr so zugesagt, obwohl es schon einzelne Songs gibt die mir auch zusagen.
 
@Cypher : Du hast es geschafft, dass ich mir jetzt mal wieder Type O angehört habe, weil ich nach diesen Worten einfach gar nicht anders konnte .... leider hat sich mein persönlicher Eindruck nicht geändert. Gibt mir gar nichts. Weder der Gesang, den ich bei den Pfleischfressern sehr cool finde, noch die Musik. Sorry to say.

War aber gut, mal wieder einen Geschmackstest zu machen. Manchmal hört man ja nach Jahren mit anderen Ohren.
 
Weiter geht's...

... und zwar mit einem meiner absoluten Lieblings-Alben.

MOONSORROW - Kivenkantaja


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Die Finnen, die es bisher auf mittlerweile 6 Longplayer gebracht haben, sollten eigentlich jedem Metaller, der mit den Begriffen "Folk / Pagan / Viking Metal" etwas anzufangen weiß und sich auch vor Black Metal-Elementen nicht verschließt, geläufig sein.

Moment... Finnen? Viking Metal?
Humppa Humppa? Schunkel, Schunkel, Polka, Saufen, Trolle, Elfen... und Schunkel, Schunkel?
Unwissende: Hiergeblieben und weiterlesen!
Und nicht immer gleich an Finntroll und Eläkeläiset denken.

Wie soll ich beschreiben, was einen auf "Kivenkantaja" (= "Stonebearer") erwartet? Am besten einfach hineinfallen lassen.
Mit hallendem Glockenklang und einem leisen Männerchor hinter einer knarrenden Tür startet der Opener "Raunioilla"... diese Tür wird aufgestoßen, die Instrumente setzen ein, und man stürzt kopfüber hinein, ins Moonsorrowversum. Fast 14 Minuten und keine Sekunde zu lang wartet der Eröffnungstrack mit allem auf, was man zur Verfügung hat: raue Gitarrenriffs, Akustikgitarre, Keyboards, wuchtige Drums, Maultrommel und abwechslungsreicher Gesang (clean und harsh) sowie Chöre. Darüber thront eine unfassbar sehnsuchtsvolle Akkordeonmelodie, die sich - einmal gehört - für immer in die Gehirnwindungen einfrisst.

Glaubt ihr nicht?
Ausprobieren!




Klar, wenn man von nordischem Folk/Viking/Black Metal spricht, ist der Name Bathory nicht weit. Moonsorrow machen keinen Hehl aus der Tatsache, dass Quorthon einen nachhaltigen Einfluss auf die Band ausgeübt hat bzw. sie vermutlich nicht einmal existieren würden, wenn es Bathory nicht gegeben hätte. Jetzt darf aber bloß nicht der Fehler gemacht werden, die Finnen als Nutznießer, Trittbrettfahrer oder einfach Abklatsch zu bezeichnen. Dass das nicht stimmt, wird jedem klar, der sich mit dem Backkatalog der Band intensiver beschäftigt (was sich übrigens mehr als lohnt). Niemand mit einem Funken "Metal-Verstand" kann Moonsorrow mangelnde Eigenständigkeit oder gar Reißbrettentwürfe vorwerfen.

Zurück zum Album.
Es erwarten den geneigten Hörer 6 Lieder - die meisten sind Longtracks - die an Abwechslungsreichtum kaum zu überbieten sind. Obwohl das Keyboard stellenweise etwas dominanter ist, fehlt das Zuckrige, das Penetrante - stattdessen sorgt es für Atmosphäre und hält die Songs zusammen. Übrigens müssen die Liedübergänge extra lobend erwähnt werden, da man dadurch das Gefühl bekommt, ein einziges episches Stück zu hören.

Ups, jetzt habe ich es gesagt.

Episch.

Gut, es führt kein Weg daran vorbei. Natürlich ist "Kivenkantaja" voller wuchtiger, epischer Melodien, die man nie mehr vergisst. Epicness um jeden Preis? Würde ich klar verneinen, denn weder wurde mit Teufel-komm-raus-schlag-mich-tot-Refrains gearbeitet, die jeder 3-jährige gleich mitsingen kann, noch verliert man sich in drölfzigtausend Tonspuren, die jedes Leben im Song elendiglich ersticken.

Stattdessen rasen im zweiten Song "Unohduksen Lapsi" die schwarzmetallischen Gitarren los, denn Moonsorrow können auch Geschwindigkeit, nicht nur Epik. Apropos Schwarzmetall - ja, die Vocals sind größtenteils "BM-Style", aber ich habe schon mehrfach gehört/gelesen, dass auch Metaller, die dem Gekreische sonst nichts abgewinnen können, mit Moonsorrow wunderbar zurecht kommen. Ich würde sagen: der Gesang passt perfekt! Hervorheben sollte man auch die (Männer-)Chöre, die perfekt ins Bild passen - wie auch im dritten Track "Jumalten Kaupunki". (Spätestens jetzt haben es die letzten Schnarchnasen kapiert ... die Band singt auf Finnisch.)

Nach hintenhinaus hat das Album nicht die Spur eines Hängers. Nach dem Titeltrack startet Song 5, "Tuulen Tytär", akustisch, mit sehr folk-isher, unwiderstehlicher Melodie. Gesang gibt es hier keinen - nur ein paar gesprochene Worte, doch das passt sehr gut. Die Drums sind wuchtig und klar, und ja - da ist auch eine Violine, die sich perfekt einfügt (von wildem Gefiedel also keine Spur). Das Instrument kommt auch in anderen Teilen des Albums zum Einsatz.

Ein Highlight gibt's noch zum Schluss.
Maultrommel, ambient-artige Instrumentierung und eine fragile, wunderschöne Frauenstimme, begleitet von einem Männerchor - das ist "Matkan Lopussa", nach einem traditionellen finnischen Folksong.
Ein würdiger Abschluss für ein tolles Album.

Ich bin ein großer Moonsorrow-Fan und mag alle Alben, doch dieses hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Vermutlich auch deshalb, weil das Eröffnungsstück mich beim ersten Hören damals irre geflasht hat. Auf den Viking Metal & Co.-Zug bin ich nie wirklich aufgesprungen, mit Ausnahme von Bathory, aber die haben ja eh einen Sonderstatus. Von Finntroll finde ich einige Sachen recht gut (vor allem älteres Zeug wie "Jaktens Tid" oder "Midnattens Widunder"), aber weiter reichen meine Erfahrungen und mein Interesse nicht.
Moonsorrow dagegen begleiten mich jetzt schon seit über 10 Jahren. Die anderen Werke wurden alle nachgekauft und sind ebenfalls heißgeliebt. Manche bevorzugen vor allem die ersten beiden Alben, die natürlich auch uneingeschränkt zu empfehlen sind ... wie alles von der Band, denn einen schlechten Tonträger haben die Finnen sowieso nie veröffentlicht.

Wer also bisher noch nichts von Moonsorrow kennt, ist hiermit angehalten, diese Wissenslücke zu füllen... aber zackig... sonst gibt's eine epic Gnackwatschn!


Also zuerst mal danke für dieses Review!
Ich habe erst durch das letzte Album näheren Zugang zu Moonsorrow erhalten. Vorher hatten sich unsere Wege irgendwie nie gekreuzt.
Aber das, was du mit diesem Review beschreibst, ähnelt sehr meinem Empfinden beim Hören der "Varjoina..."

Gerade die Atmosphäre, die Moonsorrow mit Ihren Stücken erzeugen, ist teilweise nahezu beängstigend. Und auch die Zwischenstücke, die die Stücke noch sinniger zusammenschweißen, untermauern diese Atmosphäre auf teils beängstigende, beklemmende Art und Weise (man nehme nur mal die Entwicklung von "Hävitetty" zu "Kuolleille" *fröstel*).

Nü ja, und bei "Huuto" hats mich dann total aus der Bahn geworfen. So ein unglaublicher Song, von A bis Z, da gehen mir die Superlative aus!
Der Song ist seither mein Wecker morgens :D

Falls es dich interessiert bzw. du es noch nicht kennst:
Da gibts so nen Kerl, der hat den Song akustisch genialst eingespielt mit verschiedenen Instrumenten, gibt's in 2 Versionen.
Einmal mit Klargesang (siehe Video unten - aber nicht so mein Fall, der Gesang....) und einmal als reines Instrumental (das kann man sich runterladen --> https://www.dropbox.com/s/zv7ith6x2fx9u76/Huuto (Moonsorrow Cover - Instrumental).mp3 ) und DAS zieht mir auch jedes Mal die Socken aus!


 
Ah, das erinnert mich daran, endlich mal wieder die aktuelle Moonsorrow laufen zu lassen. Das ist bei mir echt schon Ewigkeiten her. Der Gesang beim Akutik-Cover ist wirklich nicht die Stärke, aber prinzipiell funktioniert's. :)
 
Das "Huuto"-Cover ist gut gemacht, aber es plätschert halt einfach so vor sich hin. Das Original hat einige richtig magische Momente, die die Akustikvariante nicht im Ansatz hinkriegt. Taugt eventuell als Hintergrundberieselung...
 
An die Originalversion kommts nicht ran, aber das ist ja klar.
Dennoch kribbelt die Akustikversion auch jedes Mal beim Hören, aber kann ja auch nicht bei jedem die gleiche Wirkung haben...muss es ja auch nicht :)
Zumindest bei der Originalversion sind wir aber auf einem Nenner
 
Gerade die Atmosphäre, die Moonsorrow mit Ihren Stücken erzeugen, ist teilweise nahezu beängstigend. Und auch die Zwischenstücke, die die Stücke noch sinniger zusammenschweißen, untermauern diese Atmosphäre auf teils beängstigende, beklemmende Art und Weise (man nehme nur mal die Entwicklung von "Hävitetty" zu "Kuolleille" *fröstel*).

Die hörspielartigen Zwischenstücke verbinden nicht nur die Songs miteinander und verdichten die hoffnungslose Atmosphäre, sondern sind wohldurchdachte und gleichberechtigte Teile des Konzepts (deshalb sind sie auch eigenständige Tracks), die die düstere, dramatische Geschichte voran bringen.
In „Hävitetty“ sind es noch recht viele Überlebende auf der Suche nach Wasser, Nahrung und einem Ort zum Leben, man hört auch noch Kinder schreien und Hunde bellen. In „Nälkä, Väsymys Ja Epätoivo“ ist dann bereits der Winter eingebrochen (die Schritte stapfen durch Schnee), die Gruppe ist deutlich kleiner geworden, da sind keine Kinder mehr und auch keine Hunde. Durch „Kuolleille“ irrt nur noch ein Mensch - der letzte, nachdem alle durchgedreht sind und sich gegenseitig umgebracht haben (in „Huuto“). Sein verzweifelter, einsamer Schrei leitet das letzte Kapitel ein, in dem auch er ins „Land der Toten“ einkehrt. Oder selbiges verlässt…
 
Die hörspielartigen Zwischenstücke verbinden nicht nur die Songs miteinander und verdichten die hoffnungslose Atmosphäre, sondern sind wohldurchdachte und gleichberechtigte Teile des Konzepts (deshalb sind sie auch eigenständige Tracks), die die düstere, dramatische Geschichte voran bringen.
In „Hävitetty“ sind es noch recht viele Überlebende auf der Suche nach Wasser, Nahrung und einem Ort zum Leben, man hört noch Kinder schreien und Hunde bellen. In „Nälkä, Väsymys Ja Epätoivo“ ist dann bereits der Winter eingebrochen (die Schritte stapfen durch Schnee), die Gruppe ist deutlich kleiner geworden, da sind keine Kinder mehr und auch keine Hunde. Durch „Kuolleille“ irrt nur noch ein Mensch - der letzte, nachdem alle durchgedreht sind und sich gegenseitig umgebracht haben (in „Huuto“). Sein verzweifelter, einsamer Schrei leitet das letzte Kapitel ein, in dem auch er ins „Land der Toten“ einkehrt. Oder selbiges verlässt…

Ich weiß, deshalb schreib ich ja auch "...man nehme nur mal die Entwicklung von "Hävitetty" zu "Kuolleille"..." ;)

EDITH läßt ausrichten, dass du die Thematik allerdings treffender beschrieben hast als ich, zugegebenermaßen
 
Eh klar. ;)
Vielleicht weiß es ja jemand anders nicht. Ich hab damals so kurz vor der Veröffentlichung rum eins der ersten Reviews zu "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" gelesen, darin kamen die Zwischenstücke überhaupt nicht gut weg. Der Autor hatte den Sinn selbiger offensichtlich nicht verstanden und zweifelte deren Existenzberechtigung derart an, dass er meinte, sie würden nur den Hörfluss massiv stören. Gab 4 von 10 (!) Punkten - ein Review, über das ich mich echt geärgert habe...

Edit: "Eh klar." bezog sich auf deinen ersten Satz. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Eh klar. ;)
Vielleicht weiß es ja jemand anders nicht. Ich hab damals so kurz vor der Veröffentlichung rum eins der ersten Reviews zu "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" gelesen, darin kamen die Zwischenstücke überhaupt nicht gut weg. Der Autor hatte den Sinn selbiger offensichtlich nicht verstanden und zweifelte deren Existenzberechtigung derart an, dass er meinte, sie würden nur den Hörfluss massiv stören. Gab 4 von 10 (!) Punkten - ein Review, über das ich mich echt geärgert habe...

Für was für ne Wald- und Wiesenpostille hat der denn geschrieben? Buxtehuder Bingoblatt? Da krich ich Puls!!!
Na ja, wenigstens wissen wir die komplette Platte zu schätzen.
Bin übrigens schon derbst gespannt auf den Nachfolger.
 
Und nun zu etwas völlig anderem.

Ja ja, ich weiß, ihr seid mittlerweile ausufernde Problem Metal-Reviews von mir gewohnt. Trotzdem oder gerade deswegen möchte ich einmal etwas völlig Konträres besprechen. Ist ja nicht so, dass ich nur auf komplexen, anstrengenden Stoff stehe. Manchmal darf eine Platte auch einfach rocken und/oder braucht auch kein typischer Klassiker zu sein.

Ohne lange Vorreden - ich präsentiere mein heutiges musikalisches Juwel:


VELVET VIPER - Velvet Viper


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Denkt man an "female fronted hard rock/heavy metal", fällt einem wohl sofort Doro ein. - Doro, die Heidi Klum des Metal - sie ist überall und ständig präsent. Ich will an dieser Stelle jedoch nichts Negatives über sie sagen, da sie die (deutsche) Heavy Metal-Landschaft entscheidend mitgeprägt und zweifellos ihre Daseinsberechtigung hat.
Oder stop. Ein Velvet Viper-Review sollte man eigentlich nicht mit einem Doro-Vergleich anfangen, wenngleich Jutta Weinhold, die Drahtzieherin und Frontfrau der Band, bestimmt daran gewohnt war und ist.
Es gibt eben nicht nur - okay, ein letztes Mal noch: - Doro
...oder Nightwish-eske Gesangselfen
...oder anstrengende Arch Enemy-Brüllwürfel
...oder optische Hingucker (Huntress)
...oder noch unzählige andere Beispiele
Es gab Dawn Crosby (*wink* @infrablack).

Und dann war da noch besagte Jutta Weinhold, die zu nie mehr als zum "Geheimtipp" heranreifen durfte, weil diverse Widrigkeiten ihre Karriere immer wieder stoppten.
Schon bevor sie ihre erste Duftmarke in unserer liebsten Musikrichtung setzte, war die mittlerweile 67-jährige (!) schon sehr umtriebig und wirkte neben einigen Banderfahrungen (Amon Düül II, Udo Lindenberg) auch in bekannten Musicals wie "Hair" und "Jesus Christ Superstar" mit.
Mitte der 80er gründete sie ZED YAGO (mit Bubi the Schmied an den Kesseln), und das bald folgende Debütalbum "From Over Yonder" mit seinem schleppenden Midtempo-Metal wirbelte schon mächtig Staub auf. Sowas kannte man nicht unbedingt. Zu jener Zeit gab es nicht viele Frauen im metallenen Scheinwerfer-Licht. Lee Aaron vielleicht... und jene andere blonde Frau. Ein Major Label klopfte bald an, und auch die Nachfolgeplatte "Pilgrimage" fand ihre Liebhaber. Doch dann führten interne Streitigkeiten dazu, dass Jutta die Band verließ (die mit neuer Sängerin weitermachte) und mit deutschen und britischen Musikern VELVET VIPER gründete. Die purpurfarbene Schlange ist Teil des Konzepts von Zed Yago, der Tochter des fliegenden Holländers - einer sich über mehrere Alben erstreckende Geschichte über die Suche nach verlorener Fantasie, sorgfältig ausgearbeitet von Richard Wagner-Fan Jutta Weinhold.

Das selbstbetitelte und 1991 veröffentlichte Debüt behandelt thematisch also die Fortführung jener Geschichte, und wie schon bald ersichtlich wird (bei Titeln wie "Merlin", "Perceval" etc.), wird die Fantasiefigur Zed Yago Teil der King Arthur-Mythologie. Der Opener "Merlin", ein großartiger Halbgeschwindigkeits-Stampfer, verweist textlich auch immer wieder auf früheres Bandschaffen ("She met down under the world from over yonder").
Stimmgewaltig und mit eigener Note präsentiert sich Jutta hier (und steckt jene... äh... Blondine dabei locker in die Tasche). Warum ich ihre Stimme vor allem mag: Die Klangfarbe bleibt immer angenehm, wird niemals nervig (wie bei vielen Vertreterinnen in diesem Genre) und ist extrem variabel (von rauem Fauchen bis zum vollen Ausreizen ihrer Powerröhre).
In Track 2, "Brainsuckers: Thommyknockers" erfolgt eine thematische Abweichung (das Zed Yago-Konzept ist ziemlich lose) in die Welt von Stephen King, dessen Bücher von der Frontfrau gerne gelesen werden. Superbes Riffing und ein einprägsamer Refrain veredeln diesen Song. Juttas fast hexenhafter Gesang (v.a. in den Strophen) weiß wiederum zu gefallen.


War man schon von Zed Yago außergewöhnliche musikalische Fähigkeiten gewohnt, so kann man auch bei Velvet Viper nicht meckern. Mit bspw. Gitarrist Peter Szigeti (u.a. ex-Warlock, ex-U.D.O) und Dave Moore (ex-Skyclad) als zweiten Axeman gab es starke Unterstützung.
Warum auch immer nannte man Velvet Viper's Stil "Dramatic Metal". Das Schubladendenken ist in diesem Fall jedoch nicht nötig. Zumindest musikalisch finde ich Parallelen zu Accept (vor allem wenn es midtempo-mäßig und "stampfend" wird wie z.B. in "Hammerhouse"), aber auch zu Grave Digger (okay, in diesem Fall auch textlich) oder Running Wild. Vielleicht bezieht sich dieses "Dramatische" auf Juttas Art zu singen. Sie geht sehr emotional und ausdrucksstark an die Songs heran, erweckt die Zed Yago-Figur bzw. die Geschichte drumherum damit zum Leben. Besonders gefällt mir dabei, dass nichts gestellt oder übertrieben wirkt. Kein Rumgeknödel, kein Geschluchze, aber auch kein Gebrüll.
Wie schon bei Zed Yago sind auch bei Velvet Viper die Tracks hauptsächlich im Midtempo-Bereich angesiedelt, oft genug wird das Tempo aber auch gehörig angezogen. Das schnelle, rockige "Icebreaker" geht in den langsameren, wiederum Accept-mäßigen Groover "King Arthur" über, der wiederum mit einem Ohrwurm-Refrain ausgestattet ist. Es wird nie langweilig. Sogar ein kurzer Ausflug in musikalische Richard Wagner-Gefilde ("Parsifal"-Auszug, neu arrangiert) ist drin, ohne peinlich zu wirken.
Das mystische "Lost Children" (tolle Drums!) versteckt sich am Schluss der Platte und ist hinterher nicht mehr aus dem Gedächtnis zu kriegen.

Auch von Velvet Viper gab es mit "The 4th Quest For Fantasy" noch ein zweites Album, doch wegen anhaltender Erfolglosigkeit löste die Band sich schließlich auf. Leider hat es für Jutta Weinhold und ihre Mannen nie gereicht, an vorderster Front mitzumischen. Zwar blieb die Frau mit der rauen Röhre auch danach (und bis heute) noch aktiv (sang z.B. auch Blues und Gospel), aber sie konnte nie den Lohn für all die Arbeit einfahren. Schade, denn ihre Ideen und vor allem ihre Stimme bleiben für mich bis zum heutigen Tag außergewöhnlich.
Sorry, Doro!
 
Die Velvet Viper hat mich damals gar nicht so begeistert, und ich habe die auch schon vor Urzeiten verkauft. Ich habe aber gerade mal wieder in "Merlin" und "Brainsuckers: Tommyknockers" reingehört und eigentlich gefällt mir das schon richtig gut. Vielleicht gebe ich dem kompletten Album irgendwann noch einmal eine zweite Chance. Danke für die Erinnerung! ;)

Das Albumcover mochte ich aber immer, ebenso wie jene von "From Over Yonder" und "Pilgrimage" von Zed Yago. Die zweite Velvet Viper, "4th Quest For Fantasy", war aber leider ganz schauderhaft verpackt. :thumbsdown:

Jutta Weinhold selbst fand ich schon immer ausgesprochen sympathisch (auch ich will nicht gegen Doro stänkern, aber Jutta ziehe ich ihr jederzeit ganz deutlich vor). Es ist unfassbar, dass sie mittlerweile schon 67 ist... Und zudem sehr schade, dass sie immer nur aus der zweiten Reihe heraus agieren konnte.

Und Bubi the Schmied, ja... Erinnert sich noch jemand an das unfassbar kultig-schlechte Cover seines Soloalbums von 1992? Das war ganz großes Kino. :D

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Schade, denn ihre Ideen und vor allem ihre Stimme bleiben für mich bis zum heutigen Tag außergewöhnlich.

Da kann ich dir mal wieder nur recht geben - absolut außergewöhnliche Frau mit absolut außergewöhlicher Stimme. Ich habe diese tolle Stimme schon 1982 bewundert, als Alex Parche sie zu BRESLAU geholt hatte, um die "Volksmusik" einzusingen, nachdem die ursprüngliche Sängerin der Band im Studio offenbar nicht gut genug gesungen hat. Tolles Heavy Metal/Hard Rock Album mit deutschen Texten übrigens!

Ansonsten gewohnt toll geschrieben, Mrs. Cypher!
 
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