Cypher's World - Meine Musik zum Wiedererinnern und Neuentdecken

Ich wäre dafür, nur ein Album pro Tag zu besprechen. Man will ja auch drüber diskutieren, und es sollte nicht zu einem Listen-Thread verkommen.

Zur ersten Platte: Hab ich mir gekauft, zweimal angehört, und seitdem verstaubt das Ding in meinem Regal. Ich sollte es wohl mal wieder probieren. Zur zweiten kann ich aufgrund Ahnungslosigkeit leider nix sagen.
 
Ja, sorry das war mein Fehler. Deswegen hab ich mein Posting auch wieder gelöscht.
Hab das mit Deiner Sammlung überlesen :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte meinen Beitrag über dir jetzt auch nochmal editiert. Es ist gar nix passiert, oder worüber reden wir hier? :cool::D
 
Na, da bin ich ja mal gespannt ob beim Ulf die Platte zündet. Ich habe sie vor kurzem erst gehört und für mich bleibt es weiterhin ein übermabitioniertes langweiliges Stück Dreck.
 
Ich werde ganz sicher nicht jeden Tag ein Album reviewen - das kriege ich gar nicht hin und "Überfütterung" ist auch nicht gut. ;)

Sehe ich auch so. Eines pro Woche (oder mal deren zwei) reicht ja auch vollkommen. Dafür lieber weiterhin schöne lange Reviews schreiben, die man auch genießen kann. Wir sind hier ja zum Glück nicht auf eine Maximalanzahl an Worten beschränkt. Kannst also vollkommen die Sau rauslassen. :D
 
Hab mich jetzt mal durch Mourning Has Broken von Sabbat durchgehört. Dabei musste ich allerdings auf das online verfügbare Material zurückgreifen, weil ich das Album damals nach dem Probehören mal schön hab stehen lassen. So kann man nicht umgehen, mit einem schockierten Sabbat-Fanboy! :D

Musikalisch ist das sicher sehr gut gemacht. "The Demise of History" erinnert mich vom Riffing und den Breaks her am ehesten an meine geliebten Sabbat, "Theological Void" hat ebenfalls ein tolles Arrangement und "Paint the World Black" und "Dreamscape" finde ich sogar ganz fantastisch. Was mich allerdings stört ist der Gesang. Und zwar nicht etwa, weil Ritchie Desmond ein schlechter Sänger wäre. Ganz im Gegenteil, wie er manchmal in der Phrasierung an einen etwas überambitionierten Ray Alder erinnert, gefällt mir ziemlich gut. Allein, Gesang und Musik wollen für mich nicht so richtig zueinander finden. Ich weiß gar nicht mehr wie das war - wurde das Material speziell für Ritchie Desmond geschrieben oder war Martin Walkyier noch im Songwritingprozess involviert? Letzteres würde erklären, warum Musik und Gesang so seltsam zusammengezwungen wirken.

Wie auch immer, ich muss gestehen, dass Mourning Has Broken weitaus besser ist, als meine Erinnerung mich bislang glauben ließ. Doch, doch, schlecht ist das nicht. Über weite Strecken, vor allem im Gitarrenbereich, sogar richtig gut. Aber eben kein würdiger Nachfolger für die beiden Sabbat-Klassiker.
 
Tapferer, tapferer Ulf. Jetzt musst Du die Platte nur noch für einen 10er auf einer Metalbörse kaufen und Du hast endgültig Frieden mit diesem so fremdartigen Drittwerk der Briten geschlossen. Ist ein Grower. ;)
 
Danke für eine weitere sensationelle Besprechung! Dieser Thread hat mir jetzt schon drei Platten auf die Einkaufsliste gespült. Ich getraue es mich ja kaum zu sagen, aber ich kenne bzw. kannte bisher keinen einzigen Ton von Sabbat.

Ich liebe diesen Thread jetzt schon:top:
 
Weiter geht's...

... und zwar mit einem meiner absoluten Lieblings-Alben.

MOONSORROW - Kivenkantaja


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Die Finnen, die es bisher auf mittlerweile 6 Longplayer gebracht haben, sollten eigentlich jedem Metaller, der mit den Begriffen "Folk / Pagan / Viking Metal" etwas anzufangen weiß und sich auch vor Black Metal-Elementen nicht verschließt, geläufig sein.

Moment... Finnen? Viking Metal?
Humppa Humppa? Schunkel, Schunkel, Polka, Saufen, Trolle, Elfen... und Schunkel, Schunkel?
Unwissende: Hiergeblieben und weiterlesen!
Und nicht immer gleich an Finntroll und Eläkeläiset denken.

Wie soll ich beschreiben, was einen auf "Kivenkantaja" (= "Stonebearer") erwartet? Am besten einfach hineinfallen lassen.
Mit hallendem Glockenklang und einem leisen Männerchor hinter einer knarrenden Tür startet der Opener "Raunioilla"... diese Tür wird aufgestoßen, die Instrumente setzen ein, und man stürzt kopfüber hinein, ins Moonsorrowversum. Fast 14 Minuten und keine Sekunde zu lang wartet der Eröffnungstrack mit allem auf, was man zur Verfügung hat: raue Gitarrenriffs, Akustikgitarre, Keyboards, wuchtige Drums, Maultrommel und abwechslungsreicher Gesang (clean und harsh) sowie Chöre. Darüber thront eine unfassbar sehnsuchtsvolle Akkordeonmelodie, die sich - einmal gehört - für immer in die Gehirnwindungen einfrisst.

Glaubt ihr nicht?
Ausprobieren!



Klar, wenn man von nordischem Folk/Viking/Black Metal spricht, ist der Name Bathory nicht weit. Moonsorrow machen keinen Hehl aus der Tatsache, dass Quorthon einen nachhaltigen Einfluss auf die Band ausgeübt hat bzw. sie vermutlich nicht einmal existieren würden, wenn es Bathory nicht gegeben hätte. Jetzt darf aber bloß nicht der Fehler gemacht werden, die Finnen als Nutznießer, Trittbrettfahrer oder einfach Abklatsch zu bezeichnen. Dass das nicht stimmt, wird jedem klar, der sich mit dem Backkatalog der Band intensiver beschäftigt (was sich übrigens mehr als lohnt). Niemand mit einem Funken "Metal-Verstand" kann Moonsorrow mangelnde Eigenständigkeit oder gar Reißbrettentwürfe vorwerfen.

Zurück zum Album.
Es erwarten den geneigten Hörer 6 Lieder - die meisten sind Longtracks - die an Abwechslungsreichtum kaum zu überbieten sind. Obwohl das Keyboard stellenweise etwas dominanter ist, fehlt das Zuckrige, das Penetrante - stattdessen sorgt es für Atmosphäre und hält die Songs zusammen. Übrigens müssen die Liedübergänge extra lobend erwähnt werden, da man dadurch das Gefühl bekommt, ein einziges episches Stück zu hören.

Ups, jetzt habe ich es gesagt.

Episch.

Gut, es führt kein Weg daran vorbei. Natürlich ist "Kivenkantaja" voller wuchtiger, epischer Melodien, die man nie mehr vergisst. Epicness um jeden Preis? Würde ich klar verneinen, denn weder wurde mit Teufel-komm-raus-schlag-mich-tot-Refrains gearbeitet, die jeder 3-jährige gleich mitsingen kann, noch verliert man sich in drölfzigtausend Tonspuren, die jedes Leben im Song elendiglich ersticken.

Stattdessen rasen im zweiten Song "Unohduksen Lapsi" die schwarzmetallischen Gitarren los, denn Moonsorrow können auch Geschwindigkeit, nicht nur Epik. Apropos Schwarzmetall - ja, die Vocals sind größtenteils "BM-Style", aber ich habe schon mehrfach gehört/gelesen, dass auch Metaller, die dem Gekreische sonst nichts abgewinnen können, mit Moonsorrow wunderbar zurecht kommen. Ich würde sagen: der Gesang passt perfekt! Hervorheben sollte man auch die (Männer-)Chöre, die perfekt ins Bild passen - wie auch im dritten Track "Jumalten Kaupunki". (Spätestens jetzt haben es die letzten Schnarchnasen kapiert ... die Band singt auf Finnisch.)

Nach hintenhinaus hat das Album nicht die Spur eines Hängers. Nach dem Titeltrack startet Song 5, "Tuulen Tytär", akustisch, mit sehr folk-isher, unwiderstehlicher Melodie. Gesang gibt es hier keinen - nur ein paar gesprochene Worte, doch das passt sehr gut. Die Drums sind wuchtig und klar, und ja - da ist auch eine Violine, die sich perfekt einfügt (von wildem Gefiedel also keine Spur). Das Instrument kommt auch in anderen Teilen des Albums zum Einsatz.

Ein Highlight gibt's noch zum Schluss.
Maultrommel, ambient-artige Instrumentierung und eine fragile, wunderschöne Frauenstimme, begleitet von einem Männerchor - das ist "Matkan Lopussa", nach einem traditionellen finnischen Folksong.
Ein würdiger Abschluss für ein tolles Album.

Ich bin ein großer Moonsorrow-Fan und mag alle Alben, doch dieses hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Vermutlich auch deshalb, weil das Eröffnungsstück mich beim ersten Hören damals irre geflasht hat. Auf den Viking Metal & Co.-Zug bin ich nie wirklich aufgesprungen, mit Ausnahme von Bathory, aber die haben ja eh einen Sonderstatus. Von Finntroll finde ich einige Sachen recht gut (vor allem älteres Zeug wie "Jaktens Tid" oder "Midnattens Widunder"), aber weiter reichen meine Erfahrungen und mein Interesse nicht.
Moonsorrow dagegen begleiten mich jetzt schon seit über 10 Jahren. Die anderen Werke wurden alle nachgekauft und sind ebenfalls heißgeliebt. Manche bevorzugen vor allem die ersten beiden Alben, die natürlich auch uneingeschränkt zu empfehlen sind ... wie alles von der Band, denn einen schlechten Tonträger haben die Finnen sowieso nie veröffentlicht.

Wer also bisher noch nichts von Moonsorrow kennt, ist hiermit angehalten, diese Wissenslücke zu füllen... aber zackig... sonst gibt's eine epic Gnackwatschn!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe meine Meisterin gefunden, im ausführlichen und leidenschaftlichen Beschreiben von Platten. :verehr:

Scheiße, normalerweise höre ich mir Pagan-Mucke nur unter Androhung von Deprivation in einem fensterlosen Loch und Dauerbeschallung mit UNISONIC an, aber das ist so gut geschrieben, dass ich da jetzt richtig Bock drauf habe.

Und ja, das gefällt jetzt doch. Zumindest habe ich Lust bekommen, mir die CD auf der nächsten Metalbörse mit in das Jutesäcklein mit den anderen Erwerbungen zu packen. Da sieht man mal, was ein feuriges Review an Interesse in einem auslösen kann.

Der Track ist stark. So vom Hören her würde ich sie - ohne eine Platte der Band zu besitzen und zu behaupten, mich jemals näher mit ihr beschäftigt zu haben, fast sogar in eine klassische Metal-Ecke packen. Also, nicht klassischer Metal per se. Schon Pagan, aber doch metallisch und halt stark symphonisch. Klar, die BATHORY-Einflüsse werden mit dem Zaunpfahl auf einen eingedroschen, aber es ist doch genügend Eigenständigkeit vorhanden. Wohl 'ne Band für bestimmte Stunden.

Ja, aber ab und zu, why not? Geht klar, Cypher. :)
 
Sehr schöner Thread. SABBAT steht - wieder mal - auf der Liste neu zu entdeckender Sachen und zu MOONSORROW unterschreibe ich natürlich alles, was du geschrieben hast.

Zu FINNTROLL muss ich bemerken, dass ich die erst letztes Jahr wirklich für mich entdeckt habe (wenn auch weit von regelmäßigem Hören o.ä. entfernt). Das geht schon über dumme Equilibrium-Humppa-Sauf-Scheiße hinaus, sondern kann sich als ziemlich coole und absurde, schon fast groteske "Troll-Musik" entpuppen. Intelligent vertonter Spaß.

Kleine Anekdote am Rande: Ich musste mal in der Oberstufe in einem Deutsch-Aufsatz (Thema: Erörterung) über den Satz "Man kann nur lieben, was man auch versteht" (sinngemäß) schreiben. Ein Beispiel, dass mir damals einfiel, war die "Verisäkeet". Ich hatte sie mir ein Jahr davor zugelegt, sie wollte aber nicht so recht zünden. Ich verstand die Musik wohl noch nicht richtig. Dann wurde es Winter, überall lag 10, 20 Zentimeter Schnee und ich verstand. Hört das Album mal auf einem einsamen Spaziergang durch einen verschneiten Wald. So habe ich das Album und die Band lieben gelernt.
 
Wenn musikalische Horizonte aufgrund meiner Reviews erweitert werden, freut mich das besonders! Finde es schon toll, dass du als Eigentlich-nicht-Pagan-Hörer überhaupt reinhörst. Dass es dir auch noch gefällt, ist dann die Sahne auf dem Kuchen.
Die CD gibt's übrigens beim großen A für nicht mal 7 Eurönen.
 
Kleine Anekdote am Rande: Ich musste mal in der Oberstufe in einem Deutsch-Aufsatz (Thema: Erörterung) über den Satz "Man kann nur lieben, was man auch versteht" (sinngemäß) schreiben. Ein Beispiel, dass mir damals einfiel, war die "Verisäkeet". Ich hatte sie mir ein Jahr davor zugelegt, sie wollte aber nicht so recht zünden. Ich verstand die Musik wohl noch nicht richtig. Dann wurde es Winter, überall lag 10, 20 Zentimeter Schnee und ich verstand. Hört das Album mal auf einem einsamen Spaziergang durch einen verschneiten Wald. So habe ich das Album und die Band lieben gelernt.
"Verisäkeet" steht in meiner persönlichen Gunst auch ganz weit oben. Wie du schon sagst - ein Album, dessen Schönheit erst mit der Zeit erblüht. Kein Werk für Ungeduldige.
 
Ich habe es nach dem Lesen des Reviews noch mal probiert mit Moonsorrow, aber komme nach wie vor mit dem typisch finnischen Hang des Atmosphärezerstörens mittels käsiger Keyboards nicht zurecht.
 
Ich habe es nach dem Lesen des Reviews noch mal probiert mit Moonsorrow, aber komme nach wie vor mit dem typisch finnischen Hang des Atmosphärezerstörens mittels käsiger Keyboards nicht zurecht.
Macht nix, kann ja nicht bei jedem klappen. ;)
Die Keyboards sind natürlich nicht jedermanns Sache, aber zumindest habe ich im Review auch darauf hingewiesen, dass sie öfter mal im Vordergrund stehen. Ich selbst habe schon deutliche penetrantere Tastensounds bei anderen Bands wahrgenommen, aber ich bin als Moonsorrow-Fangirl nicht objektiv. :D
 
Ich werde dein neuestes Review zum Anlass nehmen, mir noch einmal meine einzige Moonsorrow Platte 'Verisäkeet' zu Gemüte zu führen. Die hab ich irgendwann mal gekauft, weil sie günstig war, aber nach drei, vier Versuchen nie mehr angehört...bin schon gespannt.

Ach übrigens, Sabbat ist schon bestellt:D

Danke für die Anregungen!
 
Ich werde dein neuestes Review zum Anlass nehmen, mir noch einmal meine einzige Moonsorrow Platte 'Verisäkeet' zu Gemüte zu führen. Die hab ich irgendwann mal gekauft, weil sie günstig war, aber nach drei, vier Versuchen nie mehr angehört...bin schon gespannt.

Ach übrigens, Sabbat ist schon bestellt:D

Danke für die Anregungen!
Aber gerne doch!

Bzgl. Sabbat-Bestellung: Yes! Strike! :jubel:

Zu "Verisäkeet": Mach' das und nimm dir Zeit. Nicht nebenbei hören. Es gibt Reviews in Webzines, da werden Moonsorrow glatt als "Hintergrundbeschallung" für Fantasy-Rollenspielabende empfohlen. Kann man zwar machen, aber dafür ist diese Musik ganz bestimmt nicht gedacht. Solche Reviewer hören dann bestimmt auch Hypocrisy's "Into The Abyss" beim Kloputzen.
Und dann nimmst du dir noch "Kivenkantaja" vor, dann bist du Moonsorrow entweder verfallen oder.. halt nicht. :D
 
Sehr geiles Review!

Ich kann mit Pagan-Zeugs auch in den seltensten Fällen etwas anfangen, aber Moonsorrow mag ich dann doch sehr gerne. In lauen Spätsommernächten am See sitzen, kleines Feuerchen und die Mücken fressen dich bei lebendigem Leibe auf - macht aber nix, weil das Bier kühl ist, die Leute deine Leute sind und alle andächtig die Fresse halten, denn schließlich läuft gerade "Raunioilla". Mein Lieblingsalbum von denen ist Viides Luku - Hävitetty - was für eine intensive, zermürbende und dabei bereichernde Reise!

Danke für diesen tollen Post @Cypher!
 
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