Sodele, dann noch etwas ausführlicher zum Konzert der beiden Bands am vergangenen Freitag in Weinheim. Grade mal 39. min fährt man mit dem ICE von Frankfurt aus in den nördlichsten Teil des Musterländles und erreicht das Café Central nach einem Fußmarsch von gut 10. min vom Bahnhof.
Dort angekommen, war mir schnell klar, dass das Ganze mit einem etwas eingeschränkten Spaßfaktor stattfinden könnte. Versteht mich nicht falsch, das Café Central ist an sich ne geile Location, so das typische Kulturzentrum mit ganz vielen Plakaten und Bildchen an der Wand. Sowohl die Crew an der Theke, am Eingangsbereich, die Preise und das in Gläsern ausgeschenkte Weizenbier, alles paletti.
Der Schuppen hat aber einen großen Nachteil: Die Räumlichkeit ist in der Mitte "getrennt", da steht eine Mauer, die die Hälfte der Fläche einnimmt, sodass man in der "zweiten Hälfte" eher das Gefühl hat, in einem Nebenraum zu stehen und den Sound eben nur noch deutlich abgeschwächt wahrnehmen kann. Der vordere, sogar etwas kleinere Raum fasst nur 150-200 Personen, ist sicherlich optimal für ein kleines Punkkonzert, aber, eben nicht, wenn sich, wie an diesem Abend, insgesamt 300-400 Besucher eingefunden haben.
Dementsprechend brauchten Dead Lord dem Publikum nicht mehr sonderlich einheizen, waren doch im vorderen Teil bereits zu Beginn sowohl die Luft und die Temperaturen am Anschlag. Ich hatte Dead Lord zum ersten Mal nur einige Wochen zuvor in Frankfurt gesehen, fand das zwar ordentlich, aber so phänomenal, wie viele immer tun, auch nicht. An diesem Abend gefielen sie mir deutlich besser, hatten wesentlich mehr "Schmackes" und kamen auch insgesamt "härter" rüber. Das Publikum feierte sie eh vom ersten Ton an ab. Generell hatte ich den Eindruck, dass mindestens genau so viele eher wegen Dead Lord gekommen waren, als für Imperial State Electric.
Als großer Fan des sog. "Skandinavien-Rocks" in den Neunzigern und dementsprechend auch Hellacopters-Anhänger habe ich mich richtig an den jüngsten Veröffentlichungen von Imperial State Electric im negativen Sinne abgearbeitet. Ich habe es immer wieder versucht, fand die Dinger aber nur nervig, insgesamt viel zu soft und langweilig.
Auf das Urteil einiger geschätzter Forianer verlassend, die behaupteten, live sei das ne ganz andere Kiste, hat mich dann doch der Wonderfitz nach Weinheim getrieben. Und keine Frage, vom ersten bis zum letzten Ton hatte mich die Band, sodass das Konzert sicherlich zu meinen Top Ten in diesem Jahr gehören wird. Der schmale Grad zwischen eingägigem Rock mit coolen Hooks, Mitsing- und Mitmachparts, aber eben auch der notwendigen Härte wurde exakt und hervorragend ausbalanciert getroffen. Ohne zuviel Gelaber zwischen den Songs wurde straight nach vorne abgerockt, das enorme Potenzial der Band war zu jedem Zeitpunkt spürbar.
Ich weiß letztlich nicht, ob sich Dead Lord mit dieser Tour einen Gefallen getan haben, war doch zumindest für mich ein deutlicher Klassenunterschied zwischen den beiden wahrnehmbar. Hingegen konnte
@pirate so gar nichts mit Imperial State Electric anfangen und feierte dafür Dead Lord voll ab, ist eben Geschmackssache. Dass derlei Konkurrenzdenken wohl nur in meinem Kopf herumspukt und nicht bei den Bands wurde innerhalb der gemeinsam zelebrieten Zugabe untermauert.
Insgesamt ein sehr gelungener Abend, bei 22 Euro für dieses Package gibt es nichts zu meckern. Nur das Café Central werde ich ausschließlich zukünftig bei Bands besuchen, bei denen nicht zu erwarten ist, dass sie mehr als 150 Leute ziehen.