Seit Mittwoch haben in Wien wieder die Kinos offen. Da es momentan keine wirklich neuen Filme gibt, spielt es derzeit überall bereits bekannte Kultfilme. In einem meiner liebsten, dem Schikaneder, gab es zur Feier der Wiedereröffnung folgenden legendären Western aus Mexiko:
El Topo (1970):
https://ssl.ofdb.de/film/3547,Topo-El
El Topo gilt als der erste Midnight Movie in den USA. Durch Umwege kam eine Kopie des Films zu einem Kinobesitzer. Der wusste sofort, dass dieser Film nicht für das typische 08/15 Kinopublikum gedacht ist und spielte ihn immer nur zur Geisterstunde. Überraschenderweise wurde El Topo damit zu einem kleinen Erfolg in den USA. Fans davon waren untere anderem Dennis Hooper und John Lennon. Lennon überzeugte daraufhin seinen Agenten sich um den Vertrieb von El Topo und den nächsten Film von Regisseur Alejandro Jodorowsky, "Der heilige Berg", zu kümmern. Leider zerstritten sich der Agent und Jodorowsky, weshalb man beide Filme für knapp 40 Jahre kaum wo zu sehen bekam.
Zusätzliche negative Aufmerksam bekam El Topo, als Jodorowsky in einem Interview behauptete, dass er bei einer Vergewaltigungsszene die Schauspielerin wirklich vergewaltigt hat. Mittlerweile distanziert er sich komplett von der Aussage und meint, dass das Interview damals nur ein Publicity Stunt war. Wollen wir mal hoffen, dass das wirklich so ist.
Hier eine kleine Inhaltsangabe zu schreiben ist gar nicht mal so leicht. Hier passiert so vieles und ich bin mir nicht mal sicher, ob ich alles überhaupt richtig verstanden habe. Aber kurz gesagt, ein Cowboy befindet sich auf einer Selbstfindungsreise und versucht sie in den verschiedensten Menschen und Orten diese zu finden, nur um kläglich zu scheitern.
El Topo ist sehr bizarr und sehr surreal. Man muss schon wirklich in der richtigen Stimmung dafür sein, um sich das anzusehen. Ist man das aber, hat man eine recht spannende Reise vor sich und vor allem optisch ist der Film der reinste Genuss. Oft hat man das Gefühl, man sieht sich sich gerade einen Teil einer künstlerischen Ausstellung im Museum an. Die Locations sind richtig gut gewählt und man findet vieles in der Wüste, was es da eigentlich nicht geben sollte. Auch der Score ist richtig gut und sorgt für Atmosphäre. Zur Geschichte kann ich nicht viel sagen, da sie nicht dem typischen linearen Handlungskonstrukt folgt. Man verarbeitet halt verschiedene Philosophien und religiöse Ansichten in dem Film. Das ganze ist auch überraschend brutal inszeniert. Richtig weird sind dann natürlich auch die Charaktere.
Wer wie ich gerne seltsame Filme schaut, muss El Topo auch unbedingt einmal sehen.
8/10