Der Filmrezensions-Thread

MrPsycho

Till Deaf Do Us Part
Da man ja ab und an das Bedürfnis verspürt, seine Meinung zu einem Film oder einer Serie mal etwas ausführlicher hinauszuposaunen und niederzuschreiben, hier der passende Thread dafür - insbesondere, damit der allgemeine Filmthread (in dem momentan ja Trailer, Neuankündigungen, Bewertungen und Diskussionen gleichzeitig stattfinden) etwas entlastet/übersichtlicher wird und reine Filmkritiken und der Meinungsaustausch hierüber einen eigenen Platz bekommen. Hoffe mal, dass der Thread Anklang findet und sich reger Beteiligung erfreut.
Insofern würde ich wohl - aus momentanem Zeitmangel - heute Abend mit ein paar Takten über die vierte Staffel von American Horror Story starten.
 
Black Zombies from Sugar Hill



Originaltitel: Sugar Hill

deutscher Alternativtitel: Die schwarzen Zombies von Sugar Hill

Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1974

Genre: Horror / Action

Regie: Paul Maslansky
Drehbuch: Tim Kelly
Musik: Dino Fekaris, Nick Zesses

Darsteller:
Marki Bey
Robert Quarry
Don Pedro Colley
Betty Anne Rees
Richard Lawson
Zara Cully
Charles Robinson
Larry D. Johnson



Story:
Sugar Hill, die smarte Black Lady, ist erfüllt von Hass und Rachegelüsten. Seit ihr Freund von Gangstern brutal ermordet wurde, kennt sie keine anderen Gedanken mehr. Mit Hilfe von Mama, einer alten Voodoo-Zauberin, ruft sie Baron Samedi, der die Toten beschwören kann. Sugar wird, im Tausch gegen ihr schwarzes Fleisch, die Herrin einer Zombiearmee, um ihren Rachefeldzug zu führen. Mit Hilfe der Untoten lässt sie den Mördern ihres Freundes keine ruhige Minute mehr. Sie sollen den Schmerz erfahren, den ihr Freund erleiden musste: blutige und gnadenlose Gewalt bis auf die Knochen!
(Quelle: DVD-Klappentext)

-------------------------------------------------------------​


„Black Zombies from Sugar Hill“ ist einfach gesagt herrlicher Schrott. Wie nicht anders zu erwarten war, kann und darf man diesen Film nicht eine Minute lang ernst nehmen, wird aber unter diesen Voraussetzungen durchweg gut unterhalten.

Im typischen 80er Jahre Flair gehalten wartet der Streifen gleich zu Beginn mit rituellem Zombietanz auf … allerdings zu Discomusik aus diesem Jahrzehnt: „Supernatural Voodoo Woman“ … hüftschwingende Untote im Nachtclub, da hüpft das Trash-Herz. In der Folge entwickelt sich eine an sich recht banale Rachestory mit simple gestrickten Charakteren und an Lächerlichkeit kaum zu überbietenden Ritualmorden. Mit Hilfe des Voodoo-Priesters Dr. Samedi jagt die schnuckelige Sugar die Mörder ihres Liebsten in die ewigen Jagdgründe … einer nach dem anderen wird den Schweinen zum Fraß vorgeworfen – manchmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes.

„Black Zombies from Sugar Hill“ kommt völlig unblutig daher, die grausligen Untaten werden allesamt nur angedeutet und die Effekte und Kostüme wirken, als ob ein paar 5jährige aus der örtlichen Krabbelgruppe lustige Kostüme für Ommas 80ten Geburtstag gebastelt hätten. Aber dennoch: Es macht irgendwie Spaß. Wenn man sich nur die total schockierenden Zombies anschaut – da werden selbst die Lumpen tragenden Zeitlupen-Zombies aus „In der Gewalt der Zombies“ blass: Ein bisschen Blattwerk und Reisig ums afrogekruselte Haupthaar drapiert, mit silberner Farbe angemalte Ü-Eier-Häften auf die Augen geklebt, Zähne mit schwarzem Edding anmalen … fertig ist der Grusel-Zombie von nebenan! :D

Der erhoffte neue Kultstreifen ist dennoch nicht dabei heraus gekommen, auch wenn „Black Zombies from Sugar Hill“ purer Trash ist und wie meine anderen persönlichen „Klassiker“ so mies ist, dass er schon wieder gut ist. Das letzte bisschen Atmosphäre fehlt dem Streifen, oftmals wirkt die Handlung zu abgehackt, als dass das richtige Feeling aufkommen könnte, das ich bei so Granaten wie z.B. „Shock Waves“ stets vorgefunden habe. Dennoch wird der Film auf jeden Fall beizeiten nochmals in meinem Player landen, dann allerdings mit Originalton, da die deutsche Synchro wie so häufig ziemlicher Mist ist.

Fazit: Kein Überflieger, aber ein nettes und trashiges Filmchen, das sich selbst zum Glück zu keinem Zeitpunkt ernst nimmt und so übertrieben hirnrissig ist, dass man den ganzen Kram irgendwie mögen muss.

7/10
 
So, hier nun meine versprochene Kritik zur vierten Staffel von American Horror Story. Und da mir das gut getroffene Layout von Sandman entsprechend gefallen hat, übernehme ich das dem Grunde nach mal ganz dreist:

American Horror Story - Freak Show

American-Horror-Story-Freak-Show-620.jpg


Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2014

Genre: Horror/Thriller/Fantasy

Regie: Ryan Murphy u. a.
Drehbuch: Ryan Murphy u. a.
Musik: Cesar Davila-Irizarry (Theme), Charlie Clouser (Theme), James S. Levine u. a.

Darsteller:
Jessica Lange
Sarah Paulson
Frances Conroy
Finn Wittrock
Evan Peters
Kathy Bates
Michael Chiklis
Angela Bassett
Emma Roberts
Denis O’Hare
u. a.



Story:
Elsa Mars (Jessica Lange) ist die Leiterin einer Gruppe von menschlichen "Kuriositäten" mit dem verzweifelten Versuch, in der verschlafenen Kleinstadt Jupiter, Florida im Jahre 1952 zu überleben. Der Wanderzirkus mit seinen darstellenden Künstlern umfasst einen telepathischen, zweiköpfigen Zwilling (Sarah Paulson), eine resolute bärtige Frau (Kathy Bates), einen verletzlichen Muskelprotz (Michael Chiklis) und seine heißblütige Frau mit drei Brüsten (Angela Bassett). Allerdings bedroht die geheimnisvolle Ankunft einer dunklen Macht auf brutale Weise das Leben der Stadtbewohner und der Freaks gleichermaßen.
(Quelle: DVD-Klappentext)

-------------------------------------------------------------​

Horror in Serienform - nach einer interessanten, frischen und munteren ersten Staffel im Geisterhaus, einer noch besseren zweiten in der düsteren Nervenheilanstalt und einer (leider) sehr enttäuschenden dritten Staffel rund um das Hexerhandwerk in New Orleans folgte mit American Horror Story - Freak Show nunmehr der vierte Streich, in deren Mittelpunkt die titelgebende Freak Show steht. Im Rahmen des vierten Auftakts geht es primär um allerlei menschliche Phänomene, Abnormalitäten, "Besonderheiten" und eben... Freaks.

Dabei arbeitet die vierte Staffel wieder nach dem altbewährten Rezept, das sich in erster Linie auf den (größtenteils) tollen Cast stützt. Und grundsätzlich finde ich die Idee von American Horror Story ja auch interessant: Durch die innere Unabhängigkeit der einzelnen Seasons dürfen die Darsteller in jeder Staffel einen anderen Charakter verkörpern. Was sich jedoch im Laufe der vorangegangenen Seasons angedeutet hat, manifestiert sich in American Horror Story - Freak Show nun endgültig: Ob der immensen Möglichkeiten eines solchen Konzepts beschränken sich die Schauspieler im Zusammenhang mit den Drehbuchautoren lediglich immerzu auf genau die Rolle, die ihnen am meisten zugeschnitten erscheint. So gibt Jessica Lange zunächst gewohnt exzellent die hinterhältige, egozentrische und schlangenzüngige Zirkusbesitzerin Elsa Mars. Währenddessen darf Frances Conroy wieder ihr Talent als exzentrischer weiblicher Sonderling unter Beweis stellen, Denis O'Hare spielt dagegen ein weiteres Mal den geheimnisumwobenen, undurchsichtigen Fremdling, der seine ganz eigenen Pläne verfolgt und Evan Peters als ewig missverstandene und pseudo-gescheiterte Existenz ist natürlich auch wieder mit dabei. Ach ja, und Neil Patrick "Barney Stinson" Harris darf in dieser Staffel in zwei Episoden ebenfalls mal reinschauen.
Versteht mich nicht falsch, die meisten Darsteller machen ihre Arbeit durchweg gut, allen voran natürlich wieder Jessica Lange. Aber vielleicht tut es der Serie auch gut, dass diese nach Freak Show ihr Ausscheiden aus American Horror Story bekanntgab, denn so langsam avancierte sie mit ihrer intrigenspinnenden Paraderolle zum "Living Spoiler" der Serie schlechthin.
Richtig gut gefallen hat mir ebenfalls Sarah Paulson als zweiköpfiger Zwilling Bette und Dot Tattler, denn die zwei werfen hier eine ordentliche Portion Sympathie und Schauwert ins Rennen. Allein für ihre kleinen Rangeleien untereinander muss man diese beiden charakterlich recht verschiedenen Zwillinge schon mögen.
Dagegen ist mein persönlicher schauspielerischer Tiefpunkt der Serie ein weiteres Mal Evan Peters. Mir wird sich wohl nie erschließen, was an diesem pubertär anmutenden, bartlosen und nach Ausdruck ringendem Darsteller so gut sein soll, sodass er etwa in der zweiten Staffel gar als potentieller teuflischer Serienkiller gehandelt werden durfte. Konnte die (ohnehin recht schwache) dritte Staffel dann bei mir mit wenig Peter'scher Screentime punkten, rückt der olle Jüngling in der Freak Show als emanzipierter Möchtegern-Anführer der Freaks mit pseudo-tragischer Hintergrundgeschichte wieder mehr in den Mittelpunkt. Und auch in der vierten Season ist der Kerl so viel Horror wie das Kind meiner Nachbarn, das gerade seinem Kumpel die Sandkastenform ins Gesicht gepfeffert hat. Holt doch endlich Dylan McDermott und Connie Britton zurück!

Apropos Horror: Es ist ja mittlerweile wohl eh kein Geheimnis mehr, dass American Horror Story eher Thriller bzw. Fantasy ist als Horror. Die vierte Season schwankt hier etwas zwischen anfänglicher "Hurra, der Horroranteil ist wieder höher"-Euphorie und der darauf folgenden "Okay, für ganze drei Folgen"-Ernüchterung. Natürlich macht es Laune, die einzelnen Freaks und ihre "Besonderheiten" kennenzulernen und sich in die makabre Zirkusvorführung entführen zu lassen. Aber im Laufe der Season verlässt sich Freak Show allzu sehr auf seine "Monster", die jedoch im Grunde nur Sonderlinge der Menschheit sind, die in einer ungerechten Welt für Akzeptanz kämpfen - so auch die Kernaussage der Staffel. Damit kommen wir zu einem weiteren Problem von Freak Show: Dem Drehbuch. Insbesondere die ganzen Nebenhandlungsstränge sind zumeist recht gehaltlos und wirken irgendwie "zufällig" und provisorisch zusammengeschustert, nur, um der Season etwas mehr Substanz zu geben. Eine innere Geschlossenheit lässt sich da zumeist nicht erkennen. Besonders deutlich wird dieser Aspekt, wenn in der drittletzten (!) Folge noch schnell mit Neil Patrick Harris als schizophrener Zauberer Chester Creb eine neue Figur eingeführt wird, die schließlich in der darauffolgenden, also der vorletzten Episode, wieder jäh aus dem Cast gestrichen wird und somit offensichtlich nur zur Überbrückung zum Finale diente. Zwar sind all diese Nebenhandlungen durchweg interessanter als jene Absurditäten der dritten Staffel, zugleich aber noch weit von denen der ersten oder zweiten Season entfernt, denn die waren richtig gut - und passten auch in die Gesamtstory.

Damit verbleibt unterm Strich eine solide vierte Staffel von American Horror Story, die angemessen unterhält, die einstigen Höhepunkte der ersten beiden Seasons aber vermissen lässt. Hoffentlich gibt es in Zukunft dann doch mal Änderungen im Cast oder zumindest in der Rollenbesetzung, denn ich würde ungern behaupten müssen, dass American Horror Story bereits mit den beiden ersten Staffeln seinen Zenit überschritten hat.

6/10
 
Zuletzt bearbeitet:
Suicide Squad

suicide-squad-2-rcm0x1920u.jpg


Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2016

Genre: Action/Fantasy

Regie: David Ayer
Drehbuch: David Ayer
Musik: Steven Price (II)

Darsteller:
Margot Robbie
Will Smith
Jared Leto
Cara Delevingne
Jai Courtney
Joel Kinnaman
Viola Davis
Karen Fukuhara
Jay Hernandez
u. a.



Story:
It feels good to be bad … Man stellt ein Team aus den gefährlichsten derzeit einsitzenden Superschurken zusammen, rüstet sie mit dem schlagkräftigsten staatlich geprüften Waffenarsenal aus und schickt sie auf ein Himmelfahrtskommando, um einem rätselhaften, unüberwindlichen Wesen den Garaus zu machen: Die amerikanische Geheimagentin Amanda Waller ist überzeugt, dass nur eine heimlich instruierte Gruppe aus bunt zusammengewürfelten, zwielichtigen Gestalten vom Bodensatz der Gesellschaft diese Mission meistern kann – weil sie nichts zu verlieren hat. Doch schon bald merken die Mitglieder der Suicide Squad, dass sie nicht rekrutiert worden sind, weil sie eine Chance auf Erfolg haben – vielmehr sollen sie praktische Sündenböcke abgeben, wenn das Unternehmen unweigerlich scheitert. Wie aber reagieren sie auf diese Erkenntnis? Stellen sie sich der Aufgabe, um beim Versuch draufzugehen? Oder beschließen sie, dass jeder seine eigene Haut retten muss?
(Quelle: Amazon.de)​

-------------------------------------------------------------

Aller guten Dinge sind drei: Das war sie also, meine dritte große Hoffnung dieses Jahr im Bereich der Comicverfilmungen. Nachdem mich Deadpool ganz anständig unterhalten und Captain America 3 - Civil War dagegen sehr enttäuscht hat, war ich gestern Abend durchaus neugierig, was mich nun mit Suicide Squad erwartet - denn der Medienrummel vorab war ja auch nicht gerade bescheiden.
Und naja, so alles in allem weiß der Film schon zu gefallen und ist auch ein ganzes Stück von meinem persönlichen Totalausfall Captain America 3 entfernt. Aber zum erhofften Sommerblockbuster reicht es dann auch bei weitem nicht.

Das Hauptproblem, mit dem Suicide Squad zu kämpfen hat, wird leider schon recht früh im Film klar: Die Story. Während die Einführung, in der die einzelnen Mitglieder des Suicide Squads samt kleinem Hintergrund reihum vorgestellt werden, durchaus gelungen ist, tun sich danach erhebliche Schwierigkeiten bzgl. der Handlung auf. Irgendwie hat man das Gefühl, dass der Film mit seinen - zweifellos interessanten - Figuren nun eine ganz ordentliche Basis hat, aber nicht wirklich weiß, was er jetzt den Rest der insgesamt 123 Minuten damit anfangen soll. Somit wird im Endeffekt eine (vor allem anfangs wirre) Story um ein eigentlich zusätzliches Mitglied des Squads zusammengeschustert, das sich letztlich gegen ihren Auftraggeber, die Regierung, wendet und konsequenterweise von dem bunten Haufen rund um Deadshot, Harley Quinn und Co. aufgehalten werden muss.
Damit trägt sich Suicide Squad nicht nur in die Liste der Superhelden- bzw. hier eben -schurkenfilme mit belangloser Story ein, sondern schafft es auch noch, den Zuschauer mit seiner holprigen Erzählweise die erste Stunde in Bezug auf die Handlung wirklich komplett kalt zu lassen. Vielmehr darf sich der geneigte Filmfreund öfters fragen, wo die erzähltechnische Reise denn jetzt eigentlich hingehen soll - und ob das dann in dieser Hinsicht schon alles war. Aber ja, das war es.

Aber das Glas ist ja halb voll: Nachdem man als Zuschauer über die mehr als seichte Handlung hinweggesehen hat, wendet man sich eben dem Suicide Squad selbst zu. Und da kann der Film durchaus punkten: Es macht enorm Laune, den quirligen sowie ungleichen Haufen aus Superverbrechern kennen- und lieben zu lernen. Überraschenderweise gefiel mir insbesondere Will Smith alias Deadshot außerordentlich gut, obwohl ich eine grundsätzliche Abneigung gegenüber diesem Schauspieler habe. Die Art und Weise, wie er dem Waffenspezialisten ein Gesicht verpasst, hätte besser nicht getroffen werden können.
Auch Margot Robbie als Harley Quinn macht natürlich ordentlich was her - und das nicht nur für's Auge. Zwar mutet die Suicide Squad-Harley teils eher wie ein typisches Schulgör denn eine Superverbrecherin an, aber mit ihrer zuckersüßen Art und ihrem Humor muss man sie einfach mögen.
Etwas durchwachsen zeigt sich dagegen der neue Joker, gespielt von Jared Leto. Äußerst lobenswert ist natürlich, dass man überhaupt nicht versucht hat, an Heath Ledger anzuknüpfen oder ihn gar zu imitieren. Vielmehr ist man ständig bestrebt, einen eigenständigen, neuen Joker zu zeichnen, bei dem jedoch der Funke noch nicht so ganz überspringen konnte. Dazu war der neue Joker einfach etwas zu blass, und das nicht nur im Gesicht. Geschuldet ist dieser Umstand aber wohl primär wieder der hölzernen Story, die dem Joker nur wenig Screentime gibt und recht mäßig integriert - "damit er halt auch dabei ist", wenn man so will.

Schade ist jedoch, dass man sich trotz der nicht von der Hand zu weisenden Vorzüge, die Besetzung und Figuren hergeben, nicht mehr auf selbige konzentriert. Stattdessen beschränkt man sich allzu oft auf pseudo-starke Sprüche für das Mainstream-Publikum, hangelt sich von einer (viel zu dunkel gefilmten) 08/15-Actionsequenz zur nächsten und verschenkt somit extrem viel Potential. Was hätten dem Film kleine Quereleien zwischen den Charakteren gut getan, was hätte man für interessante Dialoge aus dieser Bande von Soziopathen rausholen können, was hätte man jedem noch mehr an Eigenheiten verpassen können, was hätte...

Fazit: Dem Medienrummel wird man erwartungsgemäß nicht gerecht, aber trotz der vielen Mängel macht Suicide Squad schon Laune, da seine Figuren den Film bis zu einem gewissen Grad tragen können. Darüber hinaus gibt es jedoch nur noch viel liegen gelassenes Potential, eine schlechte Story sowie (zu) viele durchschnittliche Actionszenen.

6/10
 
Zuletzt bearbeitet:
GRUFT DER VAMPIRE

hrbis7mjx1eq.jpg


Originaltitel : The Vampire Lovers

Produktionsland : UK
Produktionsjahr : 1970
Genre : Horror
Laufzeit : 91 Minuten
Freigabe : ab 16 Jahren

Regie : Roy Ward Baker
Drehbuch : Tudor Gates
Buch : Sheridan Le Fanu
Musik : Harry Robertson


Darsteller :
Ingrid Pitt
George Cole
Kate O'Mara
Peter Cushing
Madeline Smith
Jon Finch
Ferdy Mayne
John Forbes-Robertson
Douglas Wilmer

9hwfxwgq4lf8.jpg


Story :
Die adrette Gräfinnen-Tochter Marcilla wird im Hause des Generals von Spieldorf zurückgelassen, wo sie sich mit dessen Tochter Laura anfreundet. Doch schon bald scheint Laura von Alpträumen geplagt zu werden und unter Blutarmut zu leiden. Alle ärztliche Hilfe ist umsonst, Laura stirbt - und Marcilla verschwindet. Kurz darauf trifft von Spieldorfs Freund Roger Morton in der Nähe seines Hauses auf eine Gräfin, die ihn bittet, ihre Nichte Carmilla vorübergehend bei sich aufzunehmen. Im Glauben, eine gute Gesellschaft für seine Tochter Emma gefunden zu haben, willigt er ein ...
(Quelle: Video Markt / Amazon)


########################################################​


Allein schon die Besetzung von "Gruft der Vampire" ist ein Freundenfest für jeden Anhänger des Hammer-Gruselfilms. Mit Ingrid Pitt und Peter Cushing sind zwei der absoluten Topstars des Genre mit dabei, auch der Rest der Besetzung kann sich sehen lassen. Ferdy Mayne, der böse Graf Krolock aus "Tanz der Vampire", steht diesmal auf der anderen Seite des Gebisses. Auch Jon Finch dürfte dem einen oder anderen Filmliebhaber noch aus Hitchcocks "Frenzy" bekannt sein.
Für die weiblichen Blickfänge sorgen neben der wie immer dominierenden Ingrid Pitt noch Madeline Smith ("Wie schmeckt das Blut von Dracula") und Kate O'Mara (u.a. "Denver Clan" und "Dr. Who").
"Gruft der Vampire" hat alles, was einen guten Hammer-Film ausmacht, setzt allerdings zudem noch extrem auf eine erotische Komponente. Die Herren der Schöpfung dienen in diesem Streifen zumeist nur als Stichwortgeber und rücken erst zum Ende des Films etwas mehr in den Fokus. Bis dahin bestimmen Pitt & Co. fast durchweg das Geschehen. Eine schaurige Atmosphäre und massig Nebel - und fertig ist die perfekte Gänsehaut!

9/10
 
American Horror Story - Hotel

la-et-hc-american-horror-story-hotel-titles-201510012-584x331.jpg


Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2015

Genre: Horror/Thriller/Fantasy

Regie: Ryan Murphy u. a.
Drehbuch: Ryan Murphy u. a.
Musik: Cesar Davila-Irizarry (Theme), Charlie Clouser (Theme), James S. Levine u. a.

Darsteller:
Kathy Bates
Sarah Paulson
Evan Peters
Wes Bentley
Matt Bomer
Chloe Sevigny
Denis O’Hare
Cheyenne Jackson
Angela Bassett
Lady Gaga
u. a.



Story:

Willkommen im Hotel "Cortez"! Hinter jeder Tür der labyrinthischen Räumlichkeiten lauert ein Alptraum-Szenario. Verantwortlich dafür zeigt sich vor allem die Besitzerin "The Countess", um ihre ungewöhnlichen Gelüste zu stillen. Aber nicht nur die Besitzerin liefert den Stoff für jede Menge Horror-Storys, sondern auch die Hotelgäste selbst - darunter Junkies, Freaks und Filmstar Ramona Royale. Abermals grandios besetzt, weiß auch Staffel 5 wieder zu begeistern. Neben Kathy Bates, Angela Basset, Matt Bomer, Denis O'Hare und Sarah Paulson muss man aber vor allem Lady Gaga hervorheben: für ihre Rolle als "The Countess" wurde sie mit dem Golden Globe als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet!
(Quelle: DVD-Klappentext)

-------------------------------------------------------------​
Knapp fünf Monate ist es nun her, dass ich American Horror Story - Freak Show gesehen und rezensiert habe. Summa summarum hat mir die vierte Staffel der Horror-Serie ja wieder etwas besser gefallen als die unsäglich miese dritte Staffel, also dachte ich, es geht endlich wieder bergauf mit der Serie. Insofern habe ich nunmehr mit der fünften Season ins namensgebende Hotel Cortez eingecheckt und war ob der vielen positiven Stimmen voller Erwartung und Vorfreude, nicht zuletzt, da man aus einem Spukhotel ja wirklich enorm viel rausholen kann. Und was soll ich sagen - ich glaube, ich hätte lieber im Hilton übernachten sollen.

Achtung, Spoiler: Dabei beginnt die fünfte Staffel so immens gut: Mit dem für mich bisher besten und verstörendsten Intro samt tollem Mix des American Horror Story-Themes wird beim Zuschauer in den ersten Folgen bereits ein beachtliches Maß an Neugierde geweckt, was es denn mit dem mysteriösen Hotel auf sich hat, welch dunkle Vergangenheit und Schrecken es wohl birgt - genau das, was man von einem Horrorhotel erwartet. Der Art Déco-Stil des Hotels lässt eine einzigartige, makabre und zugleich enorm ästhetische Atmosphäre aufkommen, während viele Charaktere bereits die geheimnisvolle Aura versprühen dürfen, die sie umgibt.
Schauspielerisch ist diesmal vor allem Denis O'Hare hervorzuheben, der als transsexuelle Hotelmitarbeiterin Liz Taylor brilliert, Wes Bentley als Detective John Lowe sowie abermals Sarah Paulson als leichtes Mädchen und Drogenjunkie Sally McKenna. Und ja, sogar Evan Peters spielt den Mörder Mr. James March fabelhaft und hat mir - zum ersten Mal - auch persönlich gut gefallen. Im Zusammenhang mit dem Cast durfte man ja auch schon vielfach lesen und hören, dass die großartige - wenn auch seit Season 1 immer gleiche - Jessica Lange die Serie verlassen hat. Diese Lücke durfte in der fünften Staffel niemand anderes als Lady Gaga alias "The Countess" schließen. Oder versuchen zu schließen. Oder versuchen, es irgendwie hinzubiegen. Oder zumindest Präsenz zeigen und wissen lassen, dass es sie auch noch gibt. Oder..., ach, lassen wir das. Wofür diese Frau im Zuge von American Horror Story - Hotel einen Golden Globe erhalten hat, blieb mir auch nach der letzten Folge noch schleierhaft, denn ihre - maximal und mit gutem Willen durchschnittlich zu bewertende - Schauspielleistung erreicht selten bis gar nicht irgendwelche Höhepunkte. Unterm Strich stellt sie die kühle, pseudo-erotische und zwiespältige Hotelbesitzerin dar, zieht gelegentlich blank und darf ab und zu einem ahnungslosen Gast die Kehle durchmartern, mehr ist da nicht. Außer, dass Lady Gaga das erste Hauptproblem der fünften Season ist: So leer ihre Rolle und ihr Schauspiel auch ist, so hat sie dennoch den Rang einer Hauptfigur, ergo viel Screentime, inne. Zeitweise schien es mit, als verkomme American Horror Story - Hotel zu einer reinen Selbstdarstellung bzw. Dauerwerbesendung der Sängerin, grade, dass nicht Poker Face im Hotelfoyer lief. Die Macher stützen sich hier auf den großen Namen einer Popdiva und hoffen, dass es allein dieser schon richten wird. Dass Lady Gaga hier sogleich mit einem Golden Globe geehrt wird, ist schon fast eine Beleidigung für Jessica Lange, aber naja, der "Fame" bringt das halt mit sich. Bleibt nur zu hoffen, dass die Dame wieder aus dem Filmgeschäft aussteigt.
Das zweite große Problem der fünften Staffel ist - abermals - das Drehbuch: Es werden wieder zig Nebenkriegsschauplätze eröffnet, von denen nur die wenigsten zu Ende geführt werden, die meisten (man denke da an das Baby der Countess oder den Dämon Sallys) sind halt einfach da und lassen den Zuschauer ohne Abhandlung nur mit einem großen Fragezeichen zurück. Sowas durchbricht den roten Faden der Hauptstory einfach auf zu unangenehme Weise, schafft scheinbare Relevanz für den Nebensachverhalt, während man diesen aber in der bereits darauffolgenden Folge nicht mehr weiterverfolgt, sondern munter einen gänzlich neuen einfügt. Bleibt die Frage: Wozu das alles? Freilich ist es nach wie vor schwer, eine Serie zu kreieren, die auf Horror aufbaut (respektive aufbauen soll), aber in so einem Maß an Inkonsequenz Lückenfüller zu platzieren, um die 45 Minuten pro Folge vollzubekommen, ist schon etwas fragwürdig. Dieses Phänomen ist ja kein unbekanntes, man kennt das schon von vielen Serien, die von Folge zu Folge produziert und weitergesponnen werden. Dort umfasst aber die Gesamthandlung meist 5 Staffeln aufwärts. Bei einer lediglich 12 Episoden schluckenden Story wünscht man sich da schon etwas mehr Substanz sowie Hand und Fuß.
Hinzu kommt dann ein großes Maß an - wiederum aufgeklärten sowie nicht aufgeklärten, logischen sowie unlogischen - Absurditäten aus dem hauseigenen Kuriositätenkabinett, das insbesondere schon in der dritten Season seinen Ausverkauf feierte. Mit steigender Staffelzahl wirkt American Horror Story einfach zunehmend "random", als würden die Macher die erstbeste Idee verwursten, die ihnen in den Sinn kommt. Die Kreaturen scheinen wiederum allesamt menschlich, nehmen hier aber teils Züge von Vampiren an. Andere lassen sich munter und voll vorsätzlich aus banalen Beweggründen anstecken, übertragen die "Krankheit" fahrlässig weiter, was dazu führt, dass sich letztlich eine ganze Klasse von Schulkindern gegenseitig an die Gurgel geht ob des enormen Blutdurstes. Diese Kinder werden wiederum - nach einem Zwischenstopp im Haus des Detectives - im Hotel Cortez eingesperrt, um eine andere Hobbyvampirin zu ernähren. Wie das alles in die Gesamtstory passt? Ja, das erschließt sich mir auch nicht.

Fazit: Nach der wieder etwas stärkeren vierten Season hatte ich so viel Hoffnung. Der Horror-Charakter der ersten zwei Seasons ging ja sowieso schon vor längerer Zeit baden, aber nunmehr hält einfach zu sehr das Absurde Einzug, das man ja schon aus der dritten Staffel kennt ("Ich näh' mir meinen Freund zusammen"). Wer damit klar kommt, muss aber immer noch die Hürde des äußerst konfusen Drehbuches sowie einer eher nervtötenden Lady Gaga nehmen, um dieser Staffel was abgewinnen zu können. Nicht ganz so schlimm wie der - immer noch schlechteste - dritte Auftakt, aber auch nicht viel besser.

4/10
 
American Horror Story - Hotel

la-et-hc-american-horror-story-hotel-titles-201510012-584x331.jpg


Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2015

Genre: Horror/Thriller/Fantasy

Regie: Ryan Murphy u. a.
Drehbuch: Ryan Murphy u. a.
Musik: Cesar Davila-Irizarry (Theme), Charlie Clouser (Theme), James S. Levine u. a.

Darsteller:
Kathy Bates
Sarah Paulson
Evan Peters
Wes Bentley
Matt Bomer
Chloe Sevigny
Denis O’Hare
Cheyenne Jackson
Angela Bassett
Lady Gaga
u. a.



Story:

Willkommen im Hotel "Cortez"! Hinter jeder Tür der labyrinthischen Räumlichkeiten lauert ein Alptraum-Szenario. Verantwortlich dafür zeigt sich vor allem die Besitzerin "The Countess", um ihre ungewöhnlichen Gelüste zu stillen. Aber nicht nur die Besitzerin liefert den Stoff für jede Menge Horror-Storys, sondern auch die Hotelgäste selbst - darunter Junkies, Freaks und Filmstar Ramona Royale. Abermals grandios besetzt, weiß auch Staffel 5 wieder zu begeistern. Neben Kathy Bates, Angela Basset, Matt Bomer, Denis O'Hare und Sarah Paulson muss man aber vor allem Lady Gaga hervorheben: für ihre Rolle als "The Countess" wurde sie mit dem Golden Globe als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet!
(Quelle: DVD-Klappentext)

-------------------------------------------------------------​
Knapp fünf Monate ist es nun her, dass ich American Horror Story - Freak Show gesehen und rezensiert habe. Summa summarum hat mir die vierte Staffel der Horror-Serie ja wieder etwas besser gefallen als die unsäglich miese dritte Staffel, also dachte ich, es geht endlich wieder bergauf mit der Serie. Insofern habe ich nunmehr mit der fünften Season ins namensgebende Hotel Cortez eingecheckt und war ob der vielen positiven Stimmen voller Erwartung und Vorfreude, nicht zuletzt, da man aus einem Spukhotel ja wirklich enorm viel rausholen kann. Und was soll ich sagen - ich glaube, ich hätte lieber im Hilton übernachten sollen.

Achtung, Spoiler: Dabei beginnt die fünfte Staffel so immens gut: Mit dem für mich bisher besten und verstörendsten Intro samt tollem Mix des American Horror Story-Themes wird beim Zuschauer in den ersten Folgen bereits ein beachtliches Maß an Neugierde geweckt, was es denn mit dem mysteriösen Hotel auf sich hat, welch dunkle Vergangenheit und Schrecken es wohl birgt - genau das, was man von einem Horrorhotel erwartet. Der Art Déco-Stil des Hotels lässt eine einzigartige, makabre und zugleich enorm ästhetische Atmosphäre aufkommen, während viele Charaktere bereits die geheimnisvolle Aura versprühen dürfen, die sie umgibt.
Schauspielerisch ist diesmal vor allem Denis O'Hare hervorzuheben, der als transsexuelle Hotelmitarbeiterin Liz Taylor brilliert, Wes Bentley als Detective John Lowe sowie abermals Sarah Paulson als leichtes Mädchen und Drogenjunkie Sally McKenna. Und ja, sogar Evan Peters spielt den Mörder Mr. James March fabelhaft und hat mir - zum ersten Mal - auch persönlich gut gefallen. Im Zusammenhang mit dem Cast durfte man ja auch schon vielfach lesen und hören, dass die großartige - wenn auch seit Season 1 immer gleiche - Jessica Lange die Serie verlassen hat. Diese Lücke durfte in der fünften Staffel niemand anderes als Lady Gaga alias "The Countess" schließen. Oder versuchen zu schließen. Oder versuchen, es irgendwie hinzubiegen. Oder zumindest Präsenz zeigen und wissen lassen, dass es sie auch noch gibt. Oder..., ach, lassen wir das. Wofür diese Frau im Zuge von American Horror Story - Hotel einen Golden Globe erhalten hat, blieb mir auch nach der letzten Folge noch schleierhaft, denn ihre - maximal und mit gutem Willen durchschnittlich zu bewertende - Schauspielleistung erreicht selten bis gar nicht irgendwelche Höhepunkte. Unterm Strich stellt sie die kühle, pseudo-erotische und zwiespältige Hotelbesitzerin dar, zieht gelegentlich blank und darf ab und zu einem ahnungslosen Gast die Kehle durchmartern, mehr ist da nicht. Außer, dass Lady Gaga das erste Hauptproblem der fünften Season ist: So leer ihre Rolle und ihr Schauspiel auch ist, so hat sie dennoch den Rang einer Hauptfigur, ergo viel Screentime, inne. Zeitweise schien es mit, als verkomme American Horror Story - Hotel zu einer reinen Selbstdarstellung bzw. Dauerwerbesendung der Sängerin, grade, dass nicht Poker Face im Hotelfoyer lief. Die Macher stützen sich hier auf den großen Namen einer Popdiva und hoffen, dass es allein dieser schon richten wird. Dass Lady Gaga hier sogleich mit einem Golden Globe geehrt wird, ist schon fast eine Beleidigung für Jessica Lange, aber naja, der "Fame" bringt das halt mit sich. Bleibt nur zu hoffen, dass die Dame wieder aus dem Filmgeschäft aussteigt.
Das zweite große Problem der fünften Staffel ist - abermals - das Drehbuch: Es werden wieder zig Nebenkriegsschauplätze eröffnet, von denen nur die wenigsten zu Ende geführt werden, die meisten (man denke da an das Baby der Countess oder den Dämon Sallys) sind halt einfach da und lassen den Zuschauer ohne Abhandlung nur mit einem großen Fragezeichen zurück. Sowas durchbricht den roten Faden der Hauptstory einfach auf zu unangenehme Weise, schafft scheinbare Relevanz für den Nebensachverhalt, während man diesen aber in der bereits darauffolgenden Folge nicht mehr weiterverfolgt, sondern munter einen gänzlich neuen einfügt. Bleibt die Frage: Wozu das alles? Freilich ist es nach wie vor schwer, eine Serie zu kreieren, die auf Horror aufbaut (respektive aufbauen soll), aber in so einem Maß an Inkonsequenz Lückenfüller zu platzieren, um die 45 Minuten pro Folge vollzubekommen, ist schon etwas fragwürdig. Dieses Phänomen ist ja kein unbekanntes, man kennt das schon von vielen Serien, die von Folge zu Folge produziert und weitergesponnen werden. Dort umfasst aber die Gesamthandlung meist 5 Staffeln aufwärts. Bei einer lediglich 12 Episoden schluckenden Story wünscht man sich da schon etwas mehr Substanz sowie Hand und Fuß.
Hinzu kommt dann ein großes Maß an - wiederum aufgeklärten sowie nicht aufgeklärten, logischen sowie unlogischen - Absurditäten aus dem hauseigenen Kuriositätenkabinett, das insbesondere schon in der dritten Season seinen Ausverkauf feierte. Mit steigender Staffelzahl wirkt American Horror Story einfach zunehmend "random", als würden die Macher die erstbeste Idee verwursten, die ihnen in den Sinn kommt. Die Kreaturen scheinen wiederum allesamt menschlich, nehmen hier aber teils Züge von Vampiren an. Andere lassen sich munter und voll vorsätzlich aus banalen Beweggründen anstecken, übertragen die "Krankheit" fahrlässig weiter, was dazu führt, dass sich letztlich eine ganze Klasse von Schulkindern gegenseitig an die Gurgel geht ob des enormen Blutdurstes. Diese Kinder werden wiederum - nach einem Zwischenstopp im Haus des Detectives - im Hotel Cortez eingesperrt, um eine andere Hobbyvampirin zu ernähren. Wie das alles in die Gesamtstory passt? Ja, das erschließt sich mir auch nicht.

Fazit: Nach der wieder etwas stärkeren vierten Season hatte ich so viel Hoffnung. Der Horror-Charakter der ersten zwei Seasons ging ja sowieso schon vor längerer Zeit baden, aber nunmehr hält einfach zu sehr das Absurde Einzug, das man ja schon aus der dritten Staffel kennt ("Ich näh' mir meinen Freund zusammen"). Wer damit klar kommt, muss aber immer noch die Hürde des äußerst konfusen Drehbuches sowie einer eher nervtötenden Lady Gaga nehmen, um dieser Staffel was abgewinnen zu können. Nicht ganz so schlimm wie der - immer noch schlechteste - dritte Auftakt, aber auch nicht viel besser.

4/10

o_O

Deinem Fazit kann ich mal so gar nicht zustimmen. Ich fand diese Staffel fast so gut wie die bislang beste - Asylum - und fand Lady Gaga absolut passend und schauspierisch überraschend stark.
 
"Bird" (1988)


Thematik:

"Bird" berichtet von Stationen im Leben eines Jazz-Musikers, genauer gesagt von einem der einflussreichsten Altsaxophonisten und Komponisten in der Geschichte dieses Genres und insbesondere in der Entwicklung des Bebop-Stiles: Charles Parker Jr. .


Umsetzung:

Hier haben wir es mit einer Musikerbiographie zu tun, die nicht den Anspruch einer allumfassenden Lebensgeschichte erhebt, sondern eher den Ansatz der slices of life verfolgt:

Zusammengesetzt aus teils chronologisch gereihten Episoden und zum Teil unterbrochen durch thematisch aus diesen Episoden heraus angestoßene Rückblenden zur Vertiefung der Charakterentwicklung oder des Hintergrundwissens beim Publikum.

So entsteht eine Art biografisches Mosaik, das aufgrund seiner gebrochenen - im assoziativen Fluss jedoch konsistenten - Erzählstruktur ähnlich einem Bebop-Jazz-Stück rhythmisch synkopiert und emotional mitreißend wirkt, manchmal gar seine vorwärtstreibenden vs. sprunghaft reminiszierenden Szenen quasi traumlogisch miteinander verknüpft.

Das ist insofern nicht bloß oberflächlich clever arrangiert - weil es dem Unterhaltungsfaktor durch unvorhersehbar smarte Abwechslungskniffe dienlich ist -, nein, darüber hinaus passt diese a-synchrone Erzählweise auch kongenial zu den thematischen Hauptsträngen des Films:

a) Bebop als Revolution in der Jazz-Musik
(=> weg vom Swing, hin gen Freistil),

b) Heroinsucht als Selbstzerstörung auf Raten
(=> disfunktionaler Lebensrhythmus, Sichverlieren in Traum & Zeit),

c) Belastungen in der Beziehung zum bipolaren Süchtigen
(=> anstrengende Aufs & Abs emotionaler + funktionaler Für-Sorge).


Gesamt-Eindruck:

Diese aus vergleichbaren Werken herausragend immersive (Teil-) Biographie des Musiker-(!)-Lebens von Charlie "Bird" Parker streift nur am Rande seine Rolle als Liebhaber und Familienvater, abseits von Kompositionen, Bühnenauftritten, Tourleben, Unterhaltungen mit Musikerkollegen (insbesondere John B. "Dizzy" Gillespie & Robert R. "Red Rodney" Chudney) sowie regelmäßigen Besorgungs- & Folge-Problemen seiner Heroinsucht.

Trotz, oder auch gerade aufgrund dieser Fokussierung auf das Getriebensein im anscheinend alle Entscheidungen bestimmenden Musikerleben wird dabei jedoch auch deutlich, welche tragende, tragische, willensstarke und resiliente, bedingungslos zu ihrem Liebhaber und Kindsvater stehende Rolle Beverly "Chan" Berg im Leben Charlie Parkers spielte:

Geliebte, Motivatorin, Managerin, Kindsmutter, Krankenschwester, Sozialarbeiterin, Leidenschafts- & Leidensgefährtin.

Während der sensible, großzügige aber eben in Höhen wie Tiefen auch ego-fixierte Charlie als so charismatisch genialischer wie sporadisch suizidaler Jazz-Junkie, Bebop-Pionier, Band-Leader und Anti-Held reüssiert, bringt Chan - im Hintergrund zwischen all ihren Rollen changierend und mit ihren eigenen Bedürfnissen jonglierend - immer wieder im Hintergrund des eher schummrigen Bühnenlichts die (allzu) losen (Lebens-) Fäden zusammen, die "Bird" wieder und wiederzu entgleiten:

Sie ist die ebenso beharrliche wie heimliche Heldin an der Seite von - und immer wieder auch weit hinter - dem zerrissenen Musikrevolutionär, der bisweilen in seinem Inneren kaum erreichbar scheint, da er sich hier vor allem über seine Musik ausdrückt.

Wenn der Mittdreißiger am Ende seines an allen Enden brennenden Lebens vom Totenbeschauer in einer ersten Begutachtung auf in der Mitte seiner Sechziger verstorben geschätzt wird, weiß das Publikum längst warum.

"Bird"
ist ein überaus atmosphärischer, äußerst geschickt beleuchteter und gefilmter, brillant geschnittener Trip durch das Musikerleben Charlie Parkers und zeigt seinen Regisseur Clint Eastwood auf der Höhe seines kreativen Schaffens in diesem Sujet.

Dass der durch sämtliche Rollen hinweg mindestens ebenso genial gespielte Film mit Forest Whitaker ("The Crying Game", "Ghost Dog", "The Last King of Scotland", "Repo Men"...) in der Titelrolle lediglich für seinen Ton den aufmerksamkeitsökonomisch begehrten Oscar erhielt, kann daher bloß Randnotiz sein; denn "Bird" brilliert auf ALLEN Ebenen, auf denen ein Musikerspielfilm überhaupt brillieren kann.


Wertung:

10 / 10.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mich mal an einer Art von Rezensions- / Interpretations- / Metaerzählungs- Bastard in Form eines Mini-Essays versucht, und zwar zu einer Film-Trilogie (wenn man es denn so nennen mag) von

ROBERT EGGERS,

der damit quasi ein eigenes Genre begründet hat; wobei man diese Filme als

Mythologisch-psychologische Horror-Historien-Dramen

bezeichnen bzw. umschreiben könnte;

allselbst da wären:



"The VVitch"


(2015; Wertung: 8,5 / 10)

WITCH_ONLINE_TEASER.jpg



"The Lighthouse"


(2019; Wertung: 10 / 10)

1770821.jpg



"The Northman"


(2022; Wertung: 9,5 / 10)

TheNorthman-Hauptplakat-A4-RGB.jpg




Besonders auf den letztgenannten Film bin ich dabei eingegangen; der Text findet sich (*klick*) hier (*klick*) im allgemeinen Film-Thread.
 
"Only Lovers Left Alive"

(2013, Regie: Jim Jarmusch)

21057948_20131114163413897.jpg


Tragikomödie trifft es nicht so richtig...

Als Vampirfilm schön atmosphärisch, mit toller Ausstattung, lakonisch, teils augenzwinkernd erzählt, aber ohne diesem Erzählstil die vampirische Anmut, Stilsicherheit und Würde seiner Charaktere zu opfern.

Als Jarmusch-Film selbstverständlich eher beiläufig und leicht kauzig, im besten Sinne langatmig erzählt; und so steht hier auch einmal mehr die (mehr oder weniger aus alltäglichen Momenten ablesbare) Beziehung der Charaktere zueinander (wenn auch in einer nicht alltäglichen [hier: seit langem schon untoten] Lebensphase) sowie damit verbunden eben auch das Umfeld, in dem sie ihren Alltag (hier: Ihre Nächte!) verbringen, im Fokus.

Als Liebesfilm eher zurückgenommen, aber dabei doch sehr intim erzählt; die alte Vertrautheit einer offenkundig seit Jahrhunderten stabilen und einander zugeneigten Beziehung atmet der Film in jedem Moment, ohne in kitschige Gefilde abzuleiten - zumal die Charaktere als eigenständige und unterschiedliche Persönlichkeiten erkennbar bleiben, die eben nicht bloß als austauschbare Plotelemente miteinander verbunden sind.

Als "slice of life"-Film sehr flüssig und angenehm erzählt, im Rahmen des eigenen world buildings stimmig, nachvollziehbar, also quasi weitgehend "realistisch" - soweit das eben im Fantasy-Genre (im weitesten Sinne) überhaupt möglich ist.

Mit den Filmen von Jim Jarmusch ist das so eine Sache: Einige werden grundsätzlich nichts mit ihnen anzufangen wissen; viele nur einen oder einige wenige wirklich mögen; selbst Fans werden wohl ihre Lieblinge und auch ihre weniger geschätzten Filme innerhalb seines Oeuvres haben. Trotz seiner erkennbaren Handschrift ist die Bandbreite der von Jarmusch verfilmten Stoffe recht breit gefächert. Nun also mal ein Arthouse-Vampirfilm der etwas anderen Art...

only-lovers-left-alive.jpg


Ohne zu viel vom Plot zu spoilen, hier nur mal eine thematische Skizze:

Es geht zum einen darum, wie Vampire in einer Zeit, in der sie im Weltbild der Menschen bloß noch nischig Platz finden, auf ihre Anonymität bedacht sein müssen und ihr untotes Leben weitgehend in Isolation zubringen.

Es geht um Depression;
und darum, wie ein ungleiches aber Geimsamkeiten teilendes Paar in liebevoller, echter Partnerschaft damit einen noch einigermaßen gesunden Umgang entwickeln kann, ohne sich voneinander zu entfremden, aber auch ohne in Coabhängigkeit zu versinken, was äußerst selten ist, hier aber - immer unter der Fantasy-Prämisse! - glaubwürdig und lebensnah dargestellt wurde; das ist aus meiner Sicht auch das romantischste Element an diesem Beziehungsfilm.

Es geht aber auch um eine gewisse Endzeitstimmung:

Blut als Droge, der Niedergang des Industriestandorts Detroit und seiner kulturellen Blütezeit, die Umweltkrise und die Krise der Wissenschaft, die Sterblichkeit selbst von Vampiren, die Einverleibung von Kunst in Medienmaschinerie und hype werden streiflichtartig eingebunden, auch ein Generationenkonflikt bleibt unaufgelöst, im Gegensatz zu einer fragilen, teils freundschaftlichen, teils geschäftlichen Beziehung zwischen einem Vampir und einem seltenen menschlichen Vertrauten - wobei gerade solchen Vertrauten hier eine Rolle von Vermittlern zukommt, welche die Vampire überhaupt noch Anteil an der Welt der Menschen nehmen lassen und für einen Teil ihrer "Lebensfreude" sorgen - "frisches Blut" in einem übertragenen, etwas zivilisierteren Sinne; Endzeitstimmung also auch durch diesen disconnect, der zu Weltschmerz führen kann; darüberhinaus auch einen gewissen Kulturpessimismus angesichts der "Zombies", als welche die modernen Menschen den alten Vampiren mit ihrer langfristigeren Sicht auf die Dinge erscheinen müssen, und wie erstere durch letztere auch bezeichnet werden.

Zudem streut Jim Jarmusch auch noch zahlreiche Kultur-Referenzen in seinen Autoren-Film mit ein, insbesondere aus der Literatur, aber überhaupt scheinen ihm Künste und Wissenschaften das wichtigste Bindeglied zwischen der Welt der Toten (hier: Vampire) und der Lebenden (hier: Menschen) - bzw. (und hierin liegt der subtile Sarkasmus des Films) dann doch eher das letzte verbleibende Bindeglied zwischen den (vampirisch) Lebenden und den Un-Lebendigen (Menschen als Zombies) zu sein.

7e622d106098659.5f8811f1b5872.jpg


"Only Lovers Left Alive"

ist also weder eine bloße Satire auf, noch eine einfache, nostalgische Hommage an das Vampir-Genre; weder ein kitschig-süßer noch ein sensationalistisch-dramatischer Liebesfilm; weder ein hoffnungslos zynischer noch ein besonders optimistischer Blick auf die Welt der Lebenden; sondern ein zwar gelegentlich zum Schmunzeln anregender, insgesamt dennoch eher melancholischer, nichtsdestotrotz aber auch ein dunkel romantischer Film voller kongenial stimmungsvoller Musik (Score: Jozef van Wissem, Sqürl, Yasmine Hamdan) unterschiedlicher Herkunft und Stile, Momenten kleiner Wunder, Verbundenheit, Lebenslust, verschmitzter Anspielungen und sehr, sehr charismatischem Schauspiel:

Tilda Swinton , Tom Hiddleston , Mia Wasikowska , John Hurt brillieren in den vier Hauptrollen allesamt. Der übrige Cast steht ihnen kaum nach.



Gesamtpunktwertung:

10/10
 
"Love & Mercy"

Drama / Musikfilm (2014)


Love_%26_Mercy_%28poster%29.jpg



Nach einem Drehbuch unter Beteiligung von Oren Moverman, der bereits mit Todd Haynes ("Velvet Goldmine") am Drehbuch zum Bob Dylan-Film "I'm Not There" schrieb, entstand dieser Film über den The Beach Boys-Musiker Brian Wilson.

In der Hauptrolle glänzen Paul Dano (jüngerer Brian Wilson) und John Cusack (älterer Brian Wilson), der meines Erachtens einer der unterschätztesten Hollywoodschauspieler ist, da er sich stets unaufdringlich glaubwürdig in seine Rollen einfügt und dabei sehr authentisch, naturalistisch und realitätsnah wirkt, ohne spektakulär zu (über-)agieren oder gar schwächere Schauspieler*innen an die Wand zu spielen.

Paul Giamatti spielt bravourös den charismatischen Dr. Eugene Landy, einen bisweilen jedoch auch sehr cholerischen, ziemlich egomanischen, manipulativen, narzisstischen Kontrollfreak und Tyrannen, der als Psychiater und später auch gesetzlicher Vormund Brian Wilsons zunehmend dessen Leben bis ins intimste Detail hinein kontrolliert, überwacht, steuert, den Komponisten nach und nach seiner Sozialkontakte beraubt, ihn unter immer stärkere Psychopharmaka setzt, ihm sein Selbstbewusstsein raubt, in hinzugewonnener Manager- & Produzenten-Rolle Brian schließlich sogar in allen Funktionen als Cashkuh missbraucht, ihn weiter unter Druck setzt, nötigt Verträge zu zeichnen - und zur Krönung des Ganzen noch sich selbst als Erben von Wilson einzusetzen versucht.

Dann ist da in letzter Hauptrolle noch Elizabeth Banks, die als Autoverkäuferin Melinda Ledbetter ins Leben von Brian Wilson tritt und erst nach und nach die Mechanismen erkennt, mit denen Dr. Landy eben nicht bloß im Interesse von Brian Wilson agiert, indem er dessen Leben wieder Struktur gibt, sondern im Gegenteil sein eigenes Spiel auf dessen Kosten spielt.

5035822078031.jpg


Das bisweilen Anstrengende, zunächst mitunter auch Verwirrende am Film ist es, was sich schließlich als seine ganz große Stärke entpuppt, da es die Erzählung nicht nur dramatischer und fesselnder gestaltet, sondern vor allem der Empathie und Identifikation mit ihren Protagonisten Brian Wilson (und zu kleineren Anteilen) Melinda Ledbetter:

Der Film spielt auf zwei Zeitsträngen.

Das Faszinierende daran ist, wie diese Zeitstränge miteinander arrangiert werden; denn der eine Strang zeigt zunächst die enorme Empfänglichkeit, Kreativität, visionäre Kraft und künstlerische Selbstsicherheit des genialischen Komponisten und Arrangeur Brian Wilson auf, aber auch wie dieser sensible aber auch marottenhaft gehemmte Künstler unter dem Einfluss von nahezu manischem Künstlereifer, arbeitsbedingtem Stress, kommunikativen und persönlichen sowie kreativen Differenzen, psychischen Traumata & Vorbelastungen sowie gelegentlichem Drogenkonsum schließlich in einen Nervenzusammenbruch hineinzurauschen droht; der andere Strang hingegen schildert seine persönlichen Unsicherheiten nach dieser erzählerisch nahezu ausgeblendeten großen Krise, seinen Verlust an Selbstsicherheit und Selbstvertrauen, seine soziale Unbeholfenheit, seine Selbstzweifel, Konzentrationsprobleme, Einsamkeit und Isolation unter dem Einfluss und der engen, gestrengen Führung des ihn von nahezu allen (unkontrollierten) Außenreizen abschottenden Dr. Landy, der Brians ursprünglich freien, lebendigen, wenn nicht gar therapeutischen Ausdrucks- & Schaffensdrang zunehmend ausbeutet, beschränkt und erstickt.

Im Effekt führt das dazu, dass man als Zuschauer*in sich zunächst fragt, wie diese beiden Brian Wilsons zusammengehen sollen, wie es soweit kommen konnte, dass Wilson sich schließlich freiwillig einem derart rigorosen Regiment unterordnet, und auch, welchen roten Faden der Film verfolgt, ja sogar, welchen Sinn die immer wieder abrupten, manchmal geradezu verstörend Wechsel zwischen beiden Handlungssträngen uns offenbaren sollen.

Erst nach und nach erkennt man, warum Brian Wilson bei aller künstlerischen Vision in persönlichen Fragen derart unsicher ist, dass er sich schließlich vorbehaltlos Dr. Landy anvertraute; warum er trotz allen kreativen Freiheitsdrangs keine Solokarriere anstrebte; warum ihm die Differenzen innerhalb der Beach Boys derart zusetzten; wieso er ohne den familiären Rückhalt endgültig den 3inflüsterungen Dr. Landys erlag; aber auch, wieso er trotz dieser (wiederholten) Einflussnahme einer übermäßig geltungssüchtigen und überwältigenden (Vater-) Figur auf sein künstlerisches Leben seiner zukünftigen Frau Melinda überhaupt noch eine solche Offenheit und ein solches Vertrauen entgegenbringen konnte, dass er dank ihrem Einsatz und Rückhalt, sowie dem seiner Familie, also den übrigen Beach Boys - insbesondere Brians Bruder Carl, sich schließlich aus den Fängen Dr. Landys befreien und Jahre später doch noch sein zunächst als The Beach Boys-Magnus-Opum konzipiertes Werk "Smile" als Soloalbum veröffentlichen konnte, das von Kritikern ähnliches Lob erfuhr wie das musikalisch ambitionierte, ganz neue musikalische Wege eröffnende The Beach Boys-Album "Pet Sounds", mit welchem Wilson antrat, das bahnbrechende Schaffen der auch von ihm bewunderten Beatles zu übertrumpfen.

812a9457-b284-4184-9c36-a57561258a77_1.c1127d4be1794e977f2765987c5cdebf.jpeg


Freilich liegt eine ebenso große Faszination des Films in der Geschichte Brian Wilsons sowie der Beach Boys selbst:

So stand der frühen musikalischen Förderung der Wilson-Brüder durch ihren Vater Murry Wilson, der als Komponist, Musiker, Musik-Manager und -Produzent unter dem Pseudonym Reggie Dunbar erfolgreich war, bis er in der Popularität von The Beach Boys überflügelt wurde, auch seine aggressive, verletzend und verständnislose Seite gegenüber, die für Brian Wilson mindestens ebenso prägend wurde. Die latente bis offenkundige Melancholie hinter den ergreifenden, melodisch wunderschönen Harmoniegesängen und der lebendigen Beat- und Rock-Rhythmik bei The Beach Boys ging ebenso auf seine Kappe wie die zunehmend ausgefeilten, avantgardistischen Arrangements, welche er in leitender Funktion und Zusammenarbeit mit einer Reihe erstklassiger Sessionmusiker schuf.

Für alle Musikbegeisterten dürfte die Entwicklung der Band von der unbeschwert klingenden, eingängigen Pop-Boy-Group mit dem (auch selbstironisch auf die Schippe genommenen) Surfer-Image, dürfte Brian Wilsons songwriterischer Erweckungsmoment, als er zum ersten Mal "Rubber Soul" von The Beatles hörte, dürften die Sessions zum The Beach Boys-Album "Pet Sounds", sowie Reminiszenzen an frühe Musik-Videos aus der Beach Boys-Ära eine helle Freude sein.

Zumindest für mich war es aber auch eine ebenso intensive Seherfahrung, näher mit der persönlichen Geschichte des (mir) in erster Linie als Arrangeur, Komponist und Musiker bekannten Brian Wilson bekannt gemacht zu werden, zumal ich zuvor nicht wusste, wie schlimm ihm das Leben mitspielte, wie dramatisch seine Geschichte aufgrund der durchlebten Höhen und Tiefen tatsächlich gewesen ist, und wieviel Lebensqualität er den Bemühungen seiner zweiten Frau Melinda Ledbetter verdankt.
 
Zurück
Oben Unten