Der Geschichtsthread

Ich habe mal einen Artikel gelesen, da ging es um die These, dass das MA "finsteres Mittelalter" heißt, weil der Himmel über Jahrzehnte aufgrund einer Aschewolke abgedunkelt gewesen sein soll. Das ließe sich anhand von weltweiter Bodenuntersuchungen bestätigen. Der Grund soll, soweit ich mich erinnern kann, ein Supervulkan gewesen sein. Das soll auch der Grund für die düsteren/dunklen Gemälde aus dieser Zeit sein (sind die das alle?).
Fand den Artikel ganz interessant. Ob da was dran ist, kann ich nicht sagen. Habe mich nie weiter damit beschäftigt. Was meinen die Profis dazu?

Also Gemälde im heutigen Sinn gibt es im Mittelalter in Europa insgesamt wenige, wenn dann Buch- oder Altarmalereien und hier ist oft die klare Symbolik wichtiger, denn die Ästhetik
 
Also ist da anscheinend nicht viel dran. Schade, der Artikel war so schön schlüssig.

Was sind denn die 1000 Jahre?
 
Gehört habe ich von sowas schon mal, halte es aber für genauso einen Humbug wie die Story über die "1.000 erfundenen Jahre".

Tollste Verschwörungstheorie ever! Einer der Koryphäen unserer Mediävisten hier hat zu der Verschwörung mal Stellung bezogen und die Schritt für Schritt auseinandergenommen. Am schönsten war sein Fazit am Ende, so sinngemäß "... Und die wichtigste Frage: Warum zur Hölle sollte sich denn jemand die Mühe machen eine komplette Kulturepoche der Menschheit vorzutäuschen?!". :D
 
Genau das. Mitte der 90er ging das ja überall durch die Presse und einige TV-Shows. Wie gesagt kompletter Humbug, aber eine lustige/interessante Idee ist es dann doch. :)

Gunnar Heinsohn, der durch sein Bullshit Buch Die Vernichtung der weisen Frauen einer der Hauptgründe für die falschen Vorstellungen von Hexenverfolgung in der breiten Bevölkerung war/ist, vertritt die These so ähnlich übrigens auch.
Der Kreis schließt sich. :D
 
Mittelalterliche Karten finde ich auch ganz herrlich! Vor allem die niedlich-naiven Darstellungen von fernen Ländern. :D
Wobei man fairerweise sagen muss, dass diese Karten nicht erstellt wurden, um die geographischen Verhältnisse darzustellen, sondern um die christliche Heilslehre (und damit auch die Heilige Schrift) zu visualisieren. Es gab auch geographisch exaktere Karten, die aufgrund des Materials jedoch weniger erhalten sind als die wesentlich aufwändiger gestalteten mappae mundi. Diese Karten zeigen eigentlich ne Art von Bildergeschichten.

http://vanaland.wordpress.com/antike-geschichte/die-ersten-weltkarten-mappa-mundi

http://www.uni-lueneburg.de/hyperimage/EbsKart/start.html
 
Gemälde aus dem frühem MA sind nahezu nicht vorhanden. Dass es eine Klimaveränderung am Ende des römischen Reichs gab ist mittlerweile eine gängige These.

Zum dunklen MIttelalter, ich unterrichte das Mittelalter ungerne, weil man den Kindern nur schlaglichter einer sehr fernen Epoche aufzeigen kann. D.h. es ist schwer historisch genau zu lehren (bei 13jährigen), da muss vieles bildhaft geschehen und viel noch erzählt werden. Meint das echte MIttelalter ist nur in Ansätzen zu vermitteln, es bleibt ein Konstrukt. Mir ist es dabei immer wichtig einerseits die enge Ordnung in der Gesellschaft, die Bedrohlichkeiten durch die Natur (hier ist das Dunkle/angstbesetzte vllt zu vermuten) und die tiefe Religiosität zu sehen. Dann aber die städtische Dynamik und Wissenbildung und die Klöster, die Datenbanken des Mittelalters als Orte die gleichzeitig existieren.
Die volle Tiefe kann man sich aber nur als Erwachsener Interessierter erschließen
Es gibt mittlerweile aber auch sehr gute Schulbücher hierzu. Ich kann da das Buch "Horizonte" empfehlen.
 
Wobei man fairerweise sagen muss, dass diese Karten nicht erstellt wurden, um die geographischen Verhältnisse darzustellen, sondern um die christliche Heilslehre (und damit auch die Heilige Schrift) zu visualisieren. Es gab auch geographisch exaktere Karten, die aufgrund des Materials jedoch weniger erhalten sind als die wesentlich aufwändiger gestalteten mappae mundi. Diese Karten zeigen eigentlich ne Art von Bildergeschichten.

http://vanaland.wordpress.com/antike-geschichte/die-ersten-weltkarten-mappa-mundi

http://www.uni-lueneburg.de/hyperimage/EbsKart/start.html

Nein, natürlich nicht. Ich finde es halt nur niedlich wenn ein europäischer Künstler des Mittelalters z.B. Jerusalem malt, das dann aber so aussieht wie irgend ne beliebige europäische Stadt. Ist ja auch vollkommen verständlich, er wird Jerusalem persönlich wohl kaum gesehen haben und malt halt das was er kennt. Kommt auch bei Tierdarstellungen etc. vor. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein natürlich nicht. Ich finde es halt nur niedlich wenn ein europäischer Künstler des Mittelalters z.B. Jerusalem malt, das dann aber halt so aussieht wie irgend ne beliebige europäische Stadt. Ist ja auch vollkommen verständlich, er wird Jerusalem persönlich wohl kaum gesehen haben und malt halt das was er kennt. Kommt auch bei Tierdarstellungen etc. vor. :)
Das stimmt natürlich. Zumal die Bilddimensionen und Darstellungen von Bauwerken und Körpern irgendwie nach Kindermalerei aussehen.:D
 
Das mal eben 1000 Jahre einer Zeitepoche unterschlagen oder erfunden wurden kann ich mir auch nicht vorstellen.Wo aber mit Sicherheit öfters von den Überlieferern gemauschelt wurde im Mittelalter und vor allem in der Antike ist die Anzahl der Soldaten bei so manchen Schlachten.Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen wie man zu der Zeit logistisch Armeen von 20-30000 Soldaten versorgt haben soll.Zumindest über einen längeren Zeitraum,das werden auch Plünderungen nicht ausgeglichen haben.
Ansonsten war Geschichte natürlich mein Lieblingsfach in der Schule gewesen,leider wurde bei uns zuviel über die Neuzeit unterrichtet ,ich fand die alten Kulturen immer spannender.
 
Ansonsten war Geschichte natürlich mein Lieblingsfach in der Schule gewesen,leider wurde bei uns zuviel über die Neuzeit unterrichtet ,ich fand die alten Kulturen immer spannender.

Absolut. Neuzeit steht bei auch definitiv hinten an.

Bei mir an der Uni gibt es leider weder zu den Ägyptern, noch zu Maya oder Inka Vorlesungen.
Das finde ich so schade. Deshalb hab ich nächstes Semester mal die Einführung in die klassische Archäologie gewählt.
Mal schauen, was ich da erfahre^^
 
Tollste Verschwörungstheorie ever! Einer der Koryphäen unserer Mediävisten hier hat zu der Verschwörung mal Stellung bezogen und die Schritt für Schritt auseinandergenommen. Am schönsten war sein Fazit am Ende, so sinngemäß "... Und die wichtigste Frage: Warum zur Hölle sollte sich denn jemand die Mühe machen eine komplette Kulturepoche der Menschheit vorzutäuschen?!". :D
Hast Du auf die Schnelle parat, wer das war? Hab 'nen Kumpel, der sowas gut gebrauchen könnte. Würde dem Einsatz des Erklärholzes vorbeugen. :D
 
Was mich bis jetzt an dem Thread am meisten faziniert ist, dass einige von euch hier echt was auf der Pfanne haben, was Geschichte angeht und ich glaube nicht alle hier sind Lehrer :D

Ich höre hier von vielem zum ersten Mal und habe Spaß mitzulesen oder den ein oder anderen Wikipedia Artikel dabei zu öffnen und zu stöbern.

Ich befürchte ich werde mich hier auf Grund meines (Nicht)Wissens auf das Mitlesen beschränken, aber an den Rest:

Weiter so, macht Spaß:top:
 
Und es wurde ja schon gesagt: Hexenverbrennungen sind hauptsächlich eine "Errungenschaft" der Frühen Neuzeit. Nicht des Mittelalters.

Ist so nicht ganz richtig: Hexenverbrennungen gab es schon in der Spätantike, bei den heidnischen Germanen. Wird von heidnischen Kreisen gerne vergessen (würde mich selbst auch als Heide bezeichnen). Die Christen haben während ihrer (blutigen) Missionierung sogar versucht, das den Germanen auszutreiben. Im Laufe des Mittelalters kam das aber wieder in Mode. Mainstream wurde es indes erst in der Neuzeit, stimmt.

Obwohl in der Spätantike und in der Neuzeit also nicht alles Eitel Sonnenschein war, halte ich den Begriff "dunkles Mittelalter" dennoch für berechtigt: Ich denke, davor und danach gab es schon mehr Meinungspluralität, zumindest in gebildeten Kreisen. Nichts gegen Augustinus und Meister Eckhart, aber gegen die Griechen kommen sie als Philosophen ebenso wenig an wie später gegen Kant, Descartes, Macchiavelli oder Nietzsche. Die bildende Kunst des Mittelalters war, sorry, ein Witz im Vergleich zu Antike und Neuzeit. Auch im Bereich der Technik wurden viele Errungenschaften der Antike "vergessen", etwa im Brunnen- und Mühlenbau, von der Medizin ganz zu schweigen. Das kann man schon auf eine regide Politik der Kirche zurückführen (ich spreche von Europa).

Die Neuzeit war blutiger, man denke nur an den Dreißigjährigen Krieg oder das Blutbad der Französischen Revolution. Gerade letztere sehe ich aber, ohne das Gemetzel im geringsten glorifizieren oder kleinreden zu wollen, als "Geburtswehen" eines Zeitalters der Aufklärung und der Demokratie an. Ich bin froh, in der Post-Moderne zu leben, trotz der metaphysischen Leere und den Sinnzweifeln, die das mitbringt.
 
Ist so nicht ganz richtig: Hexenverbrennungen gab es schon in der Spätantike, bei den heidnischen Germanen. Wird von heidnischen Kreisen gerne vergessen (würde mich selbst auch als Heide bezeichnen). Die Christen haben während ihrer (blutigen) Missionierung sogar versucht, das den Germanen auszutreiben. Im Laufe des Mittelalters kam das aber wieder in Mode. Mainstream wurde es indes erst in der Neuzeit, stimmt.

So war's gemeint.
Klar gab es die auch schon vor der Frühen Neuzeit.
Aber unberechtigterweise werden die immer dem Mittelalter als Merkmal zugeschrieben.
 
Gunnar Heinsohn, der durch sein Bullshit Buch Die Vernichtung der weisen Frauen einer der Hauptgründe für die falschen Vorstellungen von Hexenverfolgung in der breiten Bevölkerung war/ist, vertritt die These so ähnlich übrigens auch.
Der Kreis schließt sich. :D
Befasse mich gerade (kritisch) mit der Youth Bulge-These und da kommt man an Heinsohn natürlich nicht rum: http://www.welt.de/print-welt/article285005/Vorsicht-ganz-viele-junge-Maenner.html (süffisanter Artikel zu Heinsohn).
 
Genau der richtige Fred für einen Geschichtsfreak wie mich. Ich interessiere mich besonders für alles von Vorgeschichte bis Neuzeit 1918. Ein Lieblingsgebiet: Germanen, Kelten, Römer und deren Beziehung zueinander.
 
Zurück
Oben Unten