Der Geschichtsthread

Bei mir an der Uni gibt es leider weder zu den Ägyptern, noch zu Maya oder Inka Vorlesungen.
Das finde ich so schade. Deshalb hab ich nächstes Semester mal die Einführung in die klassische Archäologie gewählt.
Mal schauen, was ich da erfahre^^

Nichts zu den dreien. Die klassische Archäologie befasst sich in erster Linie mit der römischen und griechischen Antike. ;)
Bei den meisten Universitäten hat der Studiengang einen sehr kunsthistorischen Schwerpunkt.
 
Obwohl in der Spätantike und in der Neuzeit also nicht alles Eitel Sonnenschein war, halte ich den Begriff "dunkles Mittelalter" dennoch für berechtigt: Ich denke, davor und danach gab es schon mehr Meinungspluralität, zumindest in gebildeten Kreisen. Nichts gegen Augustinus und Meister Eckhart, aber gegen die Griechen kommen sie als Philosophen ebenso wenig an wie später gegen Kant, Descartes, Macchiavelli oder Nietzsche.

Sehe ich absolut anders. Der einzige Unterschied zu diesen Epochen ist, dass alles stark unter christlichen Gesichtspunkten gesehen und behandelt wurde. Ein Dante Alighieri, ein Thomas von Aquin, Albertus Magnus usw. müssen sich keineswegs hinter den von dir genannten verstecken. Und Meinungspluralität... alleine zu den theologischen Diskursen des Mittelalters wurden schon ganze Buchreihen gefüllt!

Die bildende Kunst des Mittelalters war, sorry, ein Witz im Vergleich zu Antike und Neuzeit. Auch im Bereich der Technik wurden viele Errungenschaften der Antike "vergessen", etwa im Brunnen- und Mühlenbau, von der Medizin ganz zu schweigen.

Auch hier klares Nein. Die Kunst des Mittelalter hat auch hier einen stark christlichen Schwerpunkt, aber was dort geschaffen wurde an Kathedralen, Glasmalerei, Buchmalerei, Ikonenmalerei, Heiligenbildern, Goldschmiedekunst, Holzschnitten etc. ist imho der Antike ebenbürtig.
Bei der Technik möchte ich noch heftiger widersprechen. Was an Brunnenbau und vor allem Mühlenbau wurde den vergessen? Im Gegenteil, die Windmühle kam in Europa erst im Mittelalter auf. Der Wendepflug, die Brille... Erfindungen des Mittelalters!

Das kann man schon auf eine regide Politik der Kirche zurückführen (ich spreche von Europa).

Welcher Politik und was sollte die Kirche damit bezwecken?
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehe ich absolut anders. Der einzige Unterschied zu diesen Epochen ist, dass alles stark unter christlichen Gesichtspunkten gesehen und behandelt wurde. Ein Dante Alighieri, ein Thomas von Aquin, Albertus Magnus usw. müssen sich keineswegs hinter den von dir genannten verstecken. Und Meinungspluralität... alleine zu den theologischen Diskursen des Mittelalters wurden schon ganze Buchreihen gefüllt!



Auch hier klares Nein. Die Kunst des Mittelalter hat auch hier einen stark christlichen Schwerpunkt, aber was dort geschaffen wurde an Kathedralen, Glasmalerei, Buchmalerei, Ikonenmalerei, Heiligenbildern, Goldschmiedekunst, Holzschnitten etc. ist imho der Antike ebenbürtig.
Bei der Technik möchte ich noch heftiger widersprechen. Was an Brunnenbau und vor allem Mühlenbau wurde den vergessen? Im Gegenteil, die Windmühle kam in Europa erst im Mittelalter auf. Der Wendepflug, die Brille... Erfindungen des Mittelalters!

Dazu kann man auch ergänzen, dass erst durch das Mittelalter die Möglichkeit gegeben ist sich mit den antiken Philosophen etc. auseinanderzusetzen. Denn die Werke die bis heute erhalten sind, sind in den klösterlichen, nennen wir es spaßeshalber, Buchmanufakturen, entstanden. Zwar sehr selektiv und mit einem christlich geprägten Hintergedanke ausgewählt, ist dies auch dem MA zuverdanken, dass heute noch auf die Bücher zurückgegriffen werden kann. Gerade dieses selektive Auswählen von antiken Werken ist auch eine Art und Weise von kritischer Quellenarbeit (da sich bewusst für Werke entschieden wird, nur halt aus dem damligen christlichen Wissenschaftsverständnis).

Man kann den gesamten Prozess der Buchherstellung als wahnsinniges künstlerisches Werk ansehen. Pergamentherstellung, Farbgewinnung, Initialeinmalerei, Layout etc.. Irgendwo lass ich mal den Spruch "Die Hand schreibt, der ganze Körper leidet", passt vollkommen auf diesen Buchherstellungsprozess und dieser ist IMO auch künstlerisch bemerkenswert.
 
Finstere Seiten hatte das Mittelalter auf jeden Fall.Wer mal in der Toskana ist,dem sei auf jeden Fall ein Besuch in der Stadt San Giminano zu empfehlen.Erstens ist das eine der am besten erhaltene mittelalterliche Städte in Europa .Zweitens gibt es dort 2 kleine Folter und Hexenverfolgungs- Museen die wirklich sehenswert sind.
Ist nicht unbedingt was für schwache Mägen und wirklich erschreckend was Rechtssprecher und Inquisitoren für kranke sadistische Hirne waren,unglaublich was da mit Menschen und vor allem mit Frauen angestellt wurde.
 
Als überzeugter Christ sehe ich das Mittelalter... trotzdem nicht allzu positiv.

Denn Religions- und Meinungsfreiheit sind aus meiner Sicht christliche Grundgedanken (die Evangeliumsverkündigung war ein Aufruf zu einer Entscheidung - die im Neuen Testament immer auch "Nein" lauten durfte, ohne Gewaltandrohung).

Auch die Reformation brachte in keinster Weise Religionsfreiheit, sondern meist ja nur die Freiheit, die Region zu verlassen, wenn man nicht den Glauben des Territorialfürsten teilte.

Und zu einer echten Religionsfreiheit gehört auch die Freiheit, keine Religion annehmen zu müssen. Auch das ist bis weit in die Neuzeit (bis ins 19. Jahrhundert!) nicht gegeben.

Mein Freiheitsgefühl sagt mir daher, dass das "Dunkle" des Mittelalters selbst die "Aufklärung" überstanden hat (und auch in der antireligiösen französischen Revolution nicht überwunden wurde).


Trotzdem hat gerade auch das erzkatholische (Hoch- und Spät-) Mittelalter uns große Dienste im Erhalt der antiken Kultur getan. Die deutliche Rückstufung Augustins hinter die antiken Philosophen, die hier schon anklang, kann ich nicht teilen. Ich habe Griechisch und Latein lernen dürfen / müssen und fand in beiden Richtungen starke Momente - und Unfug. Fast wie in der Neuzeit...

Die Kunst des Mittelalters, z.B. im Bereich der Malerei, finde ich faszinierend und in keinster Weise weniger hochwertig als die Kunst der Antike. Ich empfinde ja auch Venom nicht als Rückschritt zu Genesis, obwohl der technische Anspruch ein anderer ist.



Meine Abgrenzung des Mittelalters habe ich lange durchdacht, auch im Theologiestudium häufig. Ich halte an folgenden Daten fest:

476 Beginn des Frühmittelalters - da mit dem Ende des (west-römischen) Reiches die Antike für Westeuropa definitiv ein Ende hatte.

Als Ende wähle ich 1453, denn der Untergang Konstantinopels brachte Westeuropa viel byzantinische Tradition, wurde zu einer Triebfeder des Humanismus und der Reformation, beschleunigte die Suche nach neuen Seewegen und war damit der Grundstein für die großen Expeditionen, die mit der Entdeckung Amerikas gipfelten. 1492 halte ich dennoch für ein doppelt-relevantes Datum - neben der Columbus-Entdeckung wurde hier auch die Reconquista abgeschlossen.
 
Es gibt mittlerweile aber auch sehr gute Schulbücher hierzu. Ich kann da das Buch "Horizonte" empfehlen.
jepp, aber es ist fast immer zuviel Wissen vorausgesetzt. Kinder kommen mit ganz eigenen Bildern des MA in die Schule, diese muss du ja erst bündeln, vereinheitlichen, um sie dann wieder zu dekonstruieren. (ist etwas verkürzt, aber da liegt das Problem, ein gewisser Kanon muss eben sein)
 
Sehe ich absolut anders. Der einzige Unterschied zu diesen Epochen ist, dass alles stark unter christlichen Gesichtspunkten gesehen und behandelt wurde. Ein Dante Alighieri, ein Thomas von Aquin, Albertus Magnus usw. müssen sich keineswegs hinter den von dir genannten verstecken. Und Meinungspluralität... alleine zu den theologischen Diskursen des Mittelalters wurden schon ganze Buchreihen gefüllt!



Auch hier klares Nein. Die Kunst des Mittelalter hat auch hier einen stark christlichen Schwerpunkt, aber was dort geschaffen wurde an Kathedralen, Glasmalerei, Buchmalerei, Ikonenmalerei, Heiligenbildern, Goldschmiedekunst, Holzschnitten etc. ist imho der Antike ebenbürtig.
Bei der Technik möchte ich noch heftiger widersprechen. Was an Brunnenbau und vor allem Mühlenbau wurde den vergessen? Im Gegenteil, die Windmühle kam in Europa erst im Mittelalter auf. Der Wendepflug, die Brille... Erfindungen des Mittelalters!



Welcher Politik und was sollte die Kirche damit bezwecken?

Bin gerade auf Dienstreise im Zug, werde aber die Tage ausführlicher antworten. Zu zwei Themen aber schon mal skizziert:

Kunst: In der Malerei und der Bildhauerei ging es mir um die naturalistische Darstellung. Ich bin jetzt nicht der "Kunst kommt von Können"-Typ, aber man kann schon einen Verfall der technischen Fähigkeiten beobachten. Ich will jetzt gar nicht beurteilen, woran das lag. Mitunter wird da ja die Körperfeindlichkeit der Zeit, das Verbot anatomischer Lehren etc. ins Feld geführt.

Die Windmühlen wurden ja von den Arabern wieder in Europa eingeführt. Ich habe sogar mal einen Artikel gelesen, wonach Cervantes die Windmühle in Don Quijote als Symbol für das andalusische Spanien nutzte, aber das halte ich für zu weit hergeholt.
 
Bei Alighieri gebe ich Dir übrigens Recht, @Teutonic Witcher: Für mich ist er aber schon ein Denker der Renaissance, die man in Italien ja früher ansetzen kann. Womit wir wieder bei Epocheneinteilungen wären...
 
Das mal eben 1000 Jahre einer Zeitepoche unterschlagen oder erfunden wurden kann ich mir auch nicht vorstellen.Wo aber mit Sicherheit öfters von den Überlieferern gemauschelt wurde im Mittelalter und vor allem in der Antike ist die Anzahl der Soldaten bei so manchen Schlachten.Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen wie man zu der Zeit logistisch Armeen von 20-30000 Soldaten versorgt haben soll.Zumindest über einen längeren Zeitraum,das werden auch Plünderungen nicht ausgeglichen haben.
Ansonsten war Geschichte natürlich mein Lieblingsfach in der Schule gewesen,leider wurde bei uns zuviel über die Neuzeit unterrichtet ,ich fand die alten Kulturen immer spannender.
Hab gerade interessehalber mal nachgeschaut, was für Truppenstärken für einige der bekannteren Schlachten in der Antike und im Mittelalter angenommen werden.


1457 v. Chr.: Schlacht bei Megiddo (Ägypter vs Syrer)
20.000 vs unbekannt

1274 v. Chr.: Schlacht bei Kadesch (Ägypter vs Hethiter)
20.000 vs 37.000

490 v. Chr.: Schlacht bei Marathon (Griechen vs Perser)
10.000 vs 12.000-15.000

333 v. Chr.: Schlacht bei Issos (Makedonen vs Perser)
30.000 vs unbekannt (nicht mehr als die Makedonen)

52 v. Chr.: Schlacht um Alesia (Gallier vs Römer)
laut Cäsar: 80.000 in Alesia + 250.000 Entsatzheer vs 70.000
heutige Schätzung: 20.000 + 50.000 vs 70.000

48 v. Chr.: Schlacht von Pharsalos (Pompeius und Freunde vs Caesar und Spießgesellen)
44.000 Legionäre, 7.000 Reiter + Auxiliartruppen vs 22.000 Legionäre, 1.000 Reiter + Auxiliartruppen

9 n. Chr.: Varusschlacht (Römer vs Germanen)
15.000-20.000 vs unbekannt

451: Schlacht auf den Katalaunischen Feldern (Hunnen und Ostgoten vs Westrom und Westgoten)
45.000 vs 40.000

552: Schlacht von Busta Gallorum (Ostrom vs Ostgoten)
22.000 vs 18.000

732: Schlacht von Tours und Poitiers (Franken vs Mauren)
15.000 vs 20.000

955: Schlacht auf dem Lechfeld (Ostfranken vs Ungarn)
10.000 vs 10.000-100.000

1066: Schlacht bei Hastings (Normannen vs Angelsachsen)
7.000 vs 7.500

1099: Schlacht von Askalon (Kgr. Jerusalem vs Fatimiden)
1.200 Ritter+9.000 Fußsoldaten vs 20.000

1177: Schlacht von Montgisard (Kreuzfahrer vs Ayyubiden)
3.000 vs 26.000

1187: Schlacht bei Hattin (Kreuzfahrer vs Ayyubiden)
22.000 vs 45.000

1223: Schlacht an der Kalka (Russen vs Mongolen)
30.000-80.000 vs 20.000-30.000

1242: Schlacht auf dem Peipussee (Republik Nowgorod vs Deutscher Orden)
3.000-4.000 vs 1.200-1.800

1302: Sporenschlacht bei Kortrijk (Franzosen vs Flamen)
8.000 vs 9.000

1380: Schlacht auf dem Kulikowo Pole (Russen vs Mongolen)
max. 60.000 vs max. 90.000

1410: Schlacht bei Tannenberg (Polen und Litauer vs Deutscher Orden)
bis zu 39.000 vs bis zu 27.000

1415: Schlacht bei Azincourt (Franzosen vs Engländer)
4.000-36.000 vs 6.000-9.000

1453: Eroberung von Konstantinopel (Osmanen vs Byzanz)
80.000 vs <10.000


Alles eher niedlich verglichen mit der Schlacht von Changping im Jahr 260 v. Chr., wo angeblich 450.000 Leute aus Zhao gegen 500.000 aus Qin gekämpft haben sollen (und, wenn nicht im Kampf gefallen, danach hingerichtet worden sind). Die Zahlen dürften aber stark übertrieben sein.
 
Verdammte Kacke, ich les JEDES Mal "Geschlechtsthread"!!!

Und nun wieder weg, hatte in Geschichte immer ne 4-
 
Finstere Seiten hatte das Mittelalter auf jeden Fall.Wer mal in der Toskana ist,dem sei auf jeden Fall ein Besuch in der Stadt San Giminano zu empfehlen.Erstens ist das eine der am besten erhaltene mittelalterliche Städte in Europa .Zweitens gibt es dort 2 kleine Folter und Hexenverfolgungs- Museen die wirklich sehenswert sind.
Ist nicht unbedingt was für schwache Mägen und wirklich erschreckend was Rechtssprecher und Inquisitoren für kranke sadistische Hirne waren,unglaublich was da mit Menschen und vor allem mit Frauen angestellt wurde.

Dazu möchte ich erstens anmerken, dass die Inquisition mit Hexenverfolgung eigentlich nichts zu tun hatte. Hexenprozesse waren fast ausschließlich weltliche Prozesse.
Und zweites ist die Folter als Mittel zur Wahrheitsfindung etwas, was aus dem römischen Recht der Antike entnommen wurde und bis weit in die Neuzeit praktiziert wurde.
 
476 Beginn des Frühmittelalters - da mit dem Ende des (west-römischen) Reiches die Antike für Westeuropa definitiv ein Ende hatte.

Als Ende wähle ich 1453, denn der Untergang Konstantinopels brachte Westeuropa viel byzantinische Tradition, wurde zu einer Triebfeder des Humanismus und der Reformation, beschleunigte die Suche nach neuen Seewegen und war damit der Grundstein für die großen Expeditionen, die mit der Entdeckung Amerikas gipfelten. 1492 halte ich dennoch für ein doppelt-relevantes Datum - neben der Columbus-Entdeckung wurde hier auch die Reconquista abgeschlossen.

Halte auch ich für eine gute Einteilung. Wobei ich 1492 dem Jahr 1453 leicht bevorzuge. :)
 
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