Der wunderbare AUTOPSY Verherrlichungs-Thread

Auch ich kann die Begeisterung für das erhabene Schaffen der unvergleichlichen Autopsy nur teilen. DerBei der Bewertung der Diskographie muss ich jedoch einen kleinen Irrtum aus der Welt räumen. Natürlich ist ein Wunderwerk Mental Funeral von historischer Bedeutung, daß absolute Meisterwerk ist jedoch ihr vorletztes Album THE HEADLESS RITUAL von 2013. Macabre Eternal war schon ein großartigen Reunion-Album, aber T.H.R. stellt dies deutlich in den Schatten. Vom aktuellen Tourniquets, Hacksaws and Graves war ich dann doch etwas enttäuscht. Für wahr keine schlechte Musik, aber die Songs zünden einfach allesamt lange nicht so wie auf dem Vorgänger.

The Headless Ritual enthält übrigens auch gänsehäutigsten Moment der Musikgeschichte seit 5.000 v. Chr.. Der erste Song der B-Seite when hammer meets bone. Hört das unglaubliche ein-Ton-Melodiespiel (ein Paradox das nur Autopsy in der Lage sind aufzulösen) ab 1'58. Wer da nicht weint, träg keine Liebe im Herzen.
 
Hört das unglaubliche ein-Ton-Melodiespiel (ein Paradox das nur Autopsy in der Lage sind aufzulösen) ab 1'58. Wer da nicht weint, träg keine Liebe im Herzen.

Oh ja, da haste Recht, kylie. Das ist so schön, da würde ich mir am liebsten die Klemmen der Autobatterie wieder an den Nippeln anbringen und dazu leise im Takt jaulen. Ist sowieso längst mal an der Zeit, dass wir hier einen ordentlichen und standesgemäßen AUTOPSY-Seziertisch einführen. Ich habe jetzt zwei Wochen Urlaub. Mal sehen, es sollte sich Zeit ergeben für eine ausführlichere Huldigung des AUTOPSY-Backkatalogs.
 
Ist sowieso längst mal an der Zeit, dass wir hier einen ordentlichen und standesgemäßen AUTOPSY-Seziertisch einführen. Ich habe jetzt zwei Wochen Urlaub. Mal sehen, es sollte sich Zeit ergeben für eine ausführlichere Huldigung des AUTOPSY-Backkatalogs.

Das klingt interessant. Ich bin gespannt! :top:
 
AUTOPSY - völlig ausufernder, (un)goriger und grenzenlos parteiischer Platte-für-Platte-Seziertisch

Bodypart 1: SEVERED SURVIVAL (1989, Peaceville Records)

Wir schreiben das Jahr 1989. Die Konkurrenz veröffentlicht fleißig Genre-Klassiker. Eine Auswahl:

Morbid Angel - Altars of Madness
Obituary - Slowly We Rot
Atheist - Piece of Time
Bolt Thrower - Realm of Chaos
Carcass - Symphonies of Sickness
Terrorizer - World Downfall
Pestilence - Consuming Impulse

Inmitten dieser beeindruckenden Horde befinden sich drei junge Herren aus Kalifornien. Chris Reifert (Ex-Burnt Offering, Ex-Death), Eric Cutler und Danny Coralles, die nicht gewillt waren, in der zweiten Klasse des Death-Metal-Trains mitzureisen. Mit der Empfehlung von zwei legendären Demos, ließen sich Peaceville Records nicht lange bitten und schlugen zu. Eine weise Entscheidung, denn ''Severed Survival'' sollte der Startschuss für eine der außergewöhnlichsten Death-Metal-Bands der ersten Stunde sein.

Mit Steve DiGiorgio als Gastmusiker am Bass, wurde das Debüt zu einer Lehrstunde in Sachen klassichem US-Death-Metal. Schon in den ersten Sekunden des Brechers ''Charred Remains'' deutet sich an, was einen fast 42 Minuten lang begleiten sollte.

Der herrlich verkommen klingende Gitarrensound, besonders im Zusammenspiel zwischen Cutler und Coralles, mit den bandtypischen, kurzen, gequält wirkenden Soli, das äußerst markante Bassspiel von DiGiorgio, das reichlich angepisst wirkende, nach sehr variablem Kotzauswurf klingende Organ von Drummer Reifert - all dies ließ Erinnerungen aufkommen an eine andere Band, die schon Geschichte geschrieben hatte.

Als ich ''Severed Survival'' das erste Mal vernahm, blickte ich kurz rüber, zu meinen Schätzen von DEATH. Und in der Tat, ''Severed Survival'' lehnte sich in Sachen Sound und Songwriting an das legendäre Debüt ''Scream Bloody Gore'' an, ohne es jedoch zu kopieren. Vielmehr wurde der Sound noch etwas kaputter, aber dennoch filigraner gestaltet. Den Vorwurf mancher, dass AUTOPSY sich zu sehr an der alten Band von Chris orientieren würden, empfand ich schon immer als absurd.

Denn erstens war Chris, neben Chuck, einer der Miterfinder dieses Sounds und zweitens ist es, zumindest meinem Verständnis nach logisch, dass man sich an dem orientiert, was man liebt. Zumal ''Severed Survival'' mit einem wesentlich differenzierten Klangbild als ''Scream Bloody Gore'' aufwartete und sich schon damals in einem anderen, wesentlichen Punkt von DEATHs Meisterwerk unterschied:

Die ersten, sanft vor sich hin modernden Blüten des später klassichen AUTOPSY-Doom-Sounds fanden sich auf ''Severed Survival'' wieder. So zu vernehmen im sich wunderbar steigernden zweiten Track ''Service For a Vacant Coffin'' und im das Tempo immer wieder verschleppenden ''Disembowel''. Für mich einer der Höhepunkte der LP, da sich der Song ab Minute 1:30 in einen wahren Rausch zwischen bedrohlichem Grundriff, waghalsigen Breaks und tollen Drumparts von Chris spielt.

Überhaupt: das Drumming. Was für ein unterschätzter Mann hinter der Schießbude Chris ist, will mir nur schwer in den Kopf. Viel von der exzellenten musikalischen Qualität dieses Debüts liegt an seinem abwechslungsreichen, die Songs immer wieder neu ausrichtenden Drumming. Dieses Album besitzt neben all seiner rohen Verkommenheit den eleganten Swing, den nur die ganz lässigen Wesen unter dieser Sonne in Death-Metal-Kompositionen zu packen vermögen.

''Gasping For Air'', eine flotte Abrissbirne fast tanzbarer (okay, pogbarer) Natur, verzückt einen durch die mühelose Verknüpfung von einem scheinbar einfach zu spielenden Beat und auf die Spitze getriebenen Licks, dass es mich bei bei diesem Song nie auf dem Stuhl hält. Es ist keine Übertreibung, zu behaupten, dass ''Severed Survival'' keinen einzigen Schwachpunkt enthält und ausschließlich aus sehr guten, bis ''verdammte Scheiße ist das geil''-guten Songs besteht.

Zeit zum Luft holen lässt einem diese Platte jedenfalls nicht, da sie über eine immens effiziente Gnadenlosigkeit verfügt. Auch ''Ridden With Disease'' ist ein Paradebeispiel für anspruchsvolles, niemals langweilig wirkendes Songwriting, mit seinen immer wieder kurz nacheinander geknallten Soli. Immer ca. 6 Sekunden lang Wahnsinn, Pause, wieder Wahnsinn, Pause. Ab 3:40 min. Muss man kennen.

Gerne würde ich diese Scheibe Track für Track durchgehen. Verdient hätte sie es. Doch dieses Review soll auch den Anreiz geben, sich noch einmal ausführlich, in aller Ruhe, mit einem der späten Meisterwerke der 80er zu beschäftigen und um evtl. vorhandene Vorurteile bzgl. AUTOPSY abzubauen. Ich höre es auch jetzt noch immer mal wieder, dass sich manche Death-Metal-Fans von AUTOPSY abgestoßen fühlen, aufgrund ihres Images. Und weil sie annehmen, dass ihre Musik so stumpf sei, wie manches Artwork (''Shitfun'', hi hi). Lasst Euch das nicht einreden. Bitte nicht!

AUTOPSY sind musikalisch wertvoller als so manch andere hochgelobte Band aus dem Todesblei-Sektor. Aus jedem Track der mir vorliegenden, halb totgespielten ''Severed Survival'' strömt höchstes Verständnis für technisch wunderbar gezockten, mitreißend dargebotenen Death Metal alter Schule. Müsste ich diese Platte kurz und knackig beschreiben, so wäre ''abwechslungsreiche, intelligente, perverse Raserei'' meine Wortwahl.

Es gibt keine Ausrede für einen Fan harter Klänge, dieses phänomenale Debüt nicht zu besitzen. Keine!

Und wer sie jetzt immer noch nicht im Plattenschrank stehen hat, der bestellt sie sich jetzt. Ohne die ''Severed Survival'' ist ein Death-Metal-Fan genauso komplett wie ohne eine ''Leprosy'' oder ''Altars of Madness'' - nämlich überhaupt nicht. Die oben angesprochene Liste der Klassiker wurde um die ''Severed Survival'' ergänzt.

Nach diesem Meisterwerk sollte sich jedoch einiges ändern im Hause AUTOPSY. Die Band entwickelte sich und stellte ihre Fans auf die Probe. Demnäggschd! ;-)
 
Bodypart 2: Mental Funeral (1991, Peaceville Records)

Wir schreiben das Jahr 1991. Mittlerweile ist der Markt nur noch so zugeschissen mit Death Metal. Ein deutsches Metal-Magazin sieht sich genötigt, ein Sonderheft zum Thema Death Metal zu veröffentlichen. Mein eher Pop hörender Azubi-Kollege sagt mir, er habe gehört, dass DEATH auswhimpen würden. Woher kennt er DEATH? Die erste Welle der schwedischen Bands mischt die US-amerikanische Phalanx auf. Death Metal ist die größte und bekannteste Musikrichtung dieses Universums und eine Platte erscheint, die von mir noch eine besondere Huldigung erfahren wird, weil ich sonst nicht von diesem Planeten abtreten möchte, ohne seitenlang zu onanieren.

Die Rede ist nicht von ''Mental Funeral''. Nicht ganz. Meisterhaft, so empfand ich diese Platte erst später. Meine Beziehung zu dieser LP fing wild und ungestüm an. So sehr ich dieses abscheuliche Cover liebte, so schnell wollte ich sie zuhause auflegen. Als die Nadel auf dem Vinyl landete, muss ich ein furchtbares Gesicht gemacht haben. Nach zwei Songs gesellte sich, nach anfänglicher Verwirrung, ungezügeltes Entsetzen hinzu. Ich hätte gewarnt sein können, doch da ich zur damaligen Zeit keine EPs von meinem Lehrlingsgehalt kaufen wollte, entging mir die wenige Monate vorher veröffentliche ''Retribution For the Dead''-EP und ''Mental Funeral'' traf mich mit voller Wucht.

Was hatte sich Herr Reifert da nur ausgedacht? Wo war all diese Spielfreude, das Tempo und die Leidenschaft hin verschwunden? Ich verstand die Welt nicht mehr und wenn es in jenem Jahr nicht schon so viele großartige Veröffentlichungen aus diesem Bereich gegeben hätte, ich wäre wohl am Boden zerstört gewesen. So war es einfach nur sich schrecklich anfühlende Desillusionierung. Und lange Zeit zeigte ich ''Mental Funeral'' trotzig, wie ein enttäuschtes Kleinkind, die kalte Schulter.

Rückblickend war ich einfach überfordert. Denn, als ich diese Scheibe, mehr aus einer Form der Frustration heraus, ein paar Monate später wieder auflegte, erkannte ich, dass sich die Welt bei Chris und seinen Bandkollegen einfach weitergedreht und er seinem Baby die Identität gegeben hatte, die ihm schon teilweise bei ''Severed Survival'' vorschwebte. Nur konnte er zu jener Zeit seiner Vision von AUTOPSY nicht den nötigen Schliff verpassen, da es damals einfach nicht die Epoche gewesen ist, die eine solche Platte zugelassen hätte. Er brauchte mehr Zeit und die nahm er sich. Stolze zwei Jahre lang.

Mit dieser Erkenntnis begann die quälend langsame Annäherung an eine wundervolle LP, die ich mittlerweile nahezu auf eine Stufe mit dem Debüt stelle.

Geändert hatte sich wirklich einiges. Der wunderbare DiGiorgio stand nicht zur Verfügung, also übernahm einfach Eric Cutlers Bruder Steve den vakanten Posten am Bass. Eine einschneidende Veränderung, da ein eigenständig klingender Bass von da an kaum noch eine Rolle im Soundgefüge AUTOPSYS spielte. Noch schwerwiegender: das Songmaterial glich einer schwarzen Masse zähflüssiger Dämonenscheiße.

Nicht die von den heutigen Witzdämonen. Die, von den großen Alten. Jenen, die man nie zu Gesicht bekommt, die man aber spürt, wenn der Boden durch ihre langsamen Schritte erzittert und sich der Luftdruck verändert. Bei denen man kein anderes Lebewesen mehr hört, weil alle in Angst und geduckter Haltung erstarren. Und ich hatte das Gefühl, dass meine Saphir-Nadel tonnenweise Pech vor sich herschieben musste und der Antriebsriemen kurz vorm Zerreißen war.

''Mental Funeral'' war ein schwerverdaulicher Brocken, ein musikalischer Monolith, der es überhaupt nicht einsah, es einem einfach zu machen. Und ich glaubte zu hören, dass er zu mir sprach ''wenn Du mich verstehen und mir Untertan sein willst, akzeptiere meine scheinbare Hässlichkeit und ich zeige Dir mein wahres Ich''.

Nichts ließ sich mit AUTOPSY anno 1991 vergleichen, in Sachen abgrundtief bösartiger Soundlawinen, die sich träge durch den Hang des Todes walzten und dabei nicht wenige DM-Bands wie fröhlich winkende Schulbuben unter sich begruben. Später noch, gesellten sich die kongenialen ASPHYX hinzu. Doch das war es schon an Futterneid, den AUTOPSY zu befürchten hatten. Reifert und Co. hatten sich stilistisch freigeschwommen. Sie entkamen dem immer gleichförmiger klingenden Death Metal jener Tage, biederten sich nicht an, zeigten Größe.

Und als ich mein Haupt neigte und die Klasse dieser Veröffentlichung erkannte, kamen sie, die Melodien, die ich vermisst hatte. Auch die kurzen Phasen der brillianten Raserei des Debüts wurden nicht ausgeklammert, jedoch anders eingebettet. Es war immer noch US Death Metal wie aus dem Lehrbuch. Nur eben schmerzvoller, fiebriger, emotionaler und radikaler.

Keine Beschreibung einzelner Titel, liebe Freunde. Denn, wer diese Platte noch nicht hat, der muss sie selber für sich entdecken und sich trauen. Dies ist keine billige Braut. Die hier besitzt sowohl Klasse, als auch Anspruch und lässt nicht jeden an sich heran. Sie nimmt nur diejenigen, die Mut und Beharrlichkeit beweisen. Und ich hätte es mir fast mit ihr versaut.

Doch Chris wäre nicht er selbst, wenn er mit dieser Demonstration musikalischer Eigenständigkeit genug gehabt hätte. Besonders textlich änderte sich viel. Und somit auch die öffentliche Wahrnehmung über die Band. Demnäggschd! ;-)
 
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Bodypart 3: Acts of the Unspeakable (1992, Peaceville Records)

Wir schreiben das Jahr 1992. Der VfB Stuttgart wird Deutscher Meister und auch Death-Metal-Platten werden weiterhin veröffentlicht. Mittlerweile existieren so viele Death-Metal-Bands auf der Erde, die, täte man sie aufeinander stapeln, eine menschliche Leiter bis zum Planeten Scumdoggia ergeben würden.

AUTOPSY dagegen fühlen sich nicht wohl, inmitten dieser Schönlinge und Trendreiter. Man hatte nun, dank zweier sehr unterschiedlich ausgerichteter Death-Metal-Klassiker, eine freudige Erwartungshaltung in der Metal-Presse geschürt. OMG, was wurden sie alle kräftig gefickt.
Ein Blick auf das Innenleben der Klapp-LP ließ ihre heile Death-Metal-Welt in sich einstürzen, wie eine gleichzeitige Sprengung sämtlicher Hochhäuser in FFM. Entsetzen machte sich im Blätterwald breit.

Unglaublich wundervolle Illustrationen von allen möglichen Arten Menschen zu foltern, zu verstümmeln, sexuell zu missbrauchen und ins Jenseits zu befördern, zierten hemmungslos die Innenseite des prächtigen Gatefold-Albums. Eine einzige Orgie sexuell abartiger Perversionen, die nur die sich der allseitig umgreifenden Degeneration bewussten Wesen unter uns ansprach und entzücken ließ. Es ist auch jetzt noch, 22 Jahre nach Erscheinen, das wohl schönste Stück Schmutz in der Welt der Coverillustrationen und hat zumindest bei mir nichts von seiner Wirkung eingebüßt.

Doch ich war skeptisch, ob der musikalische Inhalt auch der opulenten, äußerlichen Verschwendung würde standhalten können. Aber erneut schafften es Reifert und Co. mühelos, sämtliche Mutmaßungen, in welche Richtung die Scheibe gehen könnte, mit beinahe aufreizender Lässigkeit zu pulverisieren.

''Your Rotting Face'' (3:55) und ''Pus/Rot'' (4:01) waren die längsten beiden Tracks, ansonsten reagierte man sich ejakulativ meistens zwischen einer halben Minute oder zwei Minuten an seinen Instrumenten ab. Was, wie wir wissen, die durchschnittliche Zeitspanne eines Mannes ist, die er zur Selbstbefriedigung braucht, wenn er sich 5kg Steine an die Eier bindet und es sich von hinten mit einem Ochsenziemer besorgen lässt.

Die dicht aneinander gedrängten, gequälten musikalischen Orgasmen eines Herrn Reifert offenbarten, trotz aller Kürze, eine erstaunliche musikalische Vielfalt. Diese lässt sich in ihrer Gänze nur erkennen, wenn man ''Acts...'' als lebenden Organismus versteht, der sich, ständig unter Schmerzen stehend, windet und zuckt. Deshalb empfehle ich, diese LP stets nur am Stück zu hören und als Gesamtkunstwerk zu begreifen. Jeder einzelne Song ist nur ein kleines Element, analog zu einer RACK-Session, in der abwechselnde Folterszenarien angewendet werden. Doch erst, wenn alles abgearbeitet und angewendet ist und man blutend und über den Punkt gebracht, erschöpft darnieder liegt, ist das Kunstwerk komplett.

Denn nichts anderes ist ''Acts of the Unspeakable'' - eine gut halbstündige Seelenpein, die an Fleisch und Psyche zerrt, so weit man dies mit Instrumenten auszudrücken vermag.

AUTOPSY verzeichneten erneut einen Wechsel am Bass. Steve musste Josh Barohn weichen, was dazu führte, dass sich genau nichts änderte. Was so ziemlich der einzige Kritikpunkt ist, den ich an dieser Scheibe anzubringen vermag. Gerade, wenn es um einen solchen Seelenstriptease geht, hätte man die innerlichen Qualen durch ein mächtiges Bassspiel noch deutlicher zum Ausdruck bringen können. Doch auch im Hause AUTOPSY ist es dann wohl wie anderswo: der Bassist ist die ärmste Sau. :)

Ansonsten jedoch blieb die Besetzung gleich, was ein großer Pluspunkt ist. Denn nur eine solch eingespielte Mannschaft, die jahrelang zusammen abhängt, kann wohl die sich ständig verändernden musikalischen Visionen ihres Chefs so umsetzen, ohne dass ein Bruch entsteht.

''Acts of the Unspeakable'' ist, trotz seiner kurzen Tracks, eine mit Bravour gemeisterte Mischung aus dem wilden und ungestümen ''Severed Survival'' und dem schweren, doomigen ''Mental Funeral''. Hinzu kam jedoch noch eine gehörige Portion Dreck und blutigem Schmutz, was sich musikalisch anhört wie eine Patina menschlicher Überreste, die auf jahrzehntelang ungereinigten, unterirdischem Folterkatakomben-Boden liegt. Ein dezent veränderter Gesangsstil von Meister Reifert war auch zu vernehmen. Gepresst klingt er. Mit Agonie in der Kehle werden Songfragmente wie

''Cold sweat
Short of breath
Turning White
Fearing death

Speechless shock
Piss yourself
Relaxed rectus
Gushes it's Wealth''


inmitten der wilden und stacheldrahtartigen Tortur geschleudert. Eine zwingende Anpassung, ebenso wie die äußerst gelungene Produktion. Gerade bei so vielen verzerrten Gitarreneffekten, in denen das Leid tausender geschundener Seelen zum Ausdruck gebracht wird, durfte die Produktion auf keinen Fall matschig ausfallen. Das wusste Chris und dementsprechend wurde an ihr gefeilt, damit man auch noch jedes kleine Detail erkennen konnte.

Wieder einmal sticht besonders das Drumming hervor, das eruptiv und dominant den Weg ins Chaos ebnet und abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass es Reifert und Band gelungen war, zum zweiten mal in Folge die Leistung eines starken Vorgängeralbums zu bestätigen, ohne es zu kopieren.

Drei stilistisch dem reinen Death Metal zuzuordnende, sich dennoch voneinander unterscheidende Großtaten, hintereinander zu veröffentlichen, das schafften vor AUTOPSY nur DEATH. Zum damaligen Zeitpunkt. Doch während Reiferts ehemaliger Bandkollege geliebt wurde, verstieß man AUTOPSY aus dem Death-Metal-Olymp. Zu abartig, zu pervers, nicht vorzeigetauglich, so der scheinheilige Tenor. Keine Band, die nunmehr Everybody's Darling war.

Der Death Metal war in der Beletage der metallischen Musikrichtungen angekommen und solche Auswüchse, wie sie sich AUTOPSY erlaubten, passten nicht mehr ins Bild der geschleckten, neuen DM-Welt. Was Reifert davon hielt? Nun. Demnäggschd! ;-)
 
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Drei stilistisch dem reinen Death Metal zuzuordnende, sich dennoch voneinander unterscheidende Großtaten, hintereinander zu veröffentlichen, das schafften vor AUTOPSY nur DEATH. Zum damaligen Zeitpunkt. Doch während Reiferts ehemaliger Bandkollege geliebt wurde, verstieß man AUTOPSY aus dem Death-Metal-Olymp. Zu abartig, zu pervers, nicht vorzeigetauglich, so der scheinheilige Tenor.

Drei großartige Reviews, weiter so! :top:

Aber was das oben zitierte betrifft, wage ich vorsichtig zu widersprechen, weil das SO extrem eigentlich zumindest für die hiesige Speerspitze der Metal-Magazine nicht stimmt: hier in Deutschland war Robert Müller damals derjenige, der Autopsy am massivsten gepusht hat und als damals wichtigster Death Metal-Rezensent einen erheblichen Anteil an deren Popularität gehabt haben dürfte. "Acts Of The Unspeakable" kam bei ihm zwar schlechter weg als "Mental Funeral" ("Mental Funeral"=7/7 und Jahres-Top-10 1991, "Acts Of The Unspeakable"= 6/7 und noch nicht einmal mehr in der Playlist), dennoch kann man kaum von einem Verriss sprechen. Autopsy wurden auch gebührend im Heft gefeatured und Kritik am Artwork und den Lyrics waren nicht enthalten, obwohl diese Themen durchaus angeschnitten wurden. Und wir reden hier vom bei vielen von euch als vermeintliche "Metal-Bravo" nicht eben wohlgelittenen Metal Hammer. :D Für das Rock Hard kann ich nicht wirklich sprechen, da ich es erst ab 1993 regelmäßig gelesen habe. Im dortigen Review-Archiv sehe ich allerdings, dass Frank zwar nur 4 Punkte gab, allerdings fand er Autopsy schon vorher nicht gerade genial. Was die anderen damaligen Soundchecker in beiden Magazinen betrifft: die kann man hier nicht ernsthaft mit berücksichtigen, da die Death Metal-Affinität in BEIDEN Mannschaften zu der Zeit nicht besonders ausgeprägt war (wenn auch im RH eher als beim MH) und etliche der Schreiberlinge bei Veröffentlichungen aus diesem Genre prinzipiell immer schlechte Noten verteilt haben. Ich halte es nach wie vor für plausibel, dass die Wertungen für "Acts Of The Unspeakable" im Vergleich zu den vorherigen Platten NICHT aufgrund der Lyrics und des Artworks schlechter wurden, sondern weil das Album musikalisch noch unzugänglicher war. Und leider auch nicht mehr so gut - da gehe ich mit Robert und Frank komplett konform. Selbstverständlich kann und darf man das aber natürlich auch ganz anders sehen und empfinden. :)

Ich bin ausgesprochen gespannt auf die weiteren Rezensionen. Und zu welcher Band passt ein Seziertisch schon besser als zu Autopsy? :D
 
Bodypart 4: Shitfun (1995, Peaceville Records)

Wir schreiben das Jahr 1995. Scheiße.

Pro Tag produziert die Menschheit ca. 23 Millionen Tonnen Exkremente. Und da ist nur das einberechnet, was hinten rauskommt. 23 Millionen Tonnen. Damit könnte man den ganzen Panamakanal zweimal zuschütten. Vermutlich auch den Bodensee.

Pro Jahr werden demzufolge ca. 8,4 Milliarden Tonnen Scheiße produziert. Wie gesagt, das ist die Scheiße, die nur wir Menschen produzieren. Rechnet man die Gesamtscheiße aller Lebewesen zusammen, was natürlich unmöglich ist, kann man zu dem Schluss kommen, dass dies ein Scheißplanet sei.

Auch wenn man mit Scheiße nichts zu tun haben will, funktioniert das nicht. Selbst in harmlos erscheinender Schokolade, Fruchtgummi oder Medikamenten befindet sich Scheiße. Und zwar die von der Lackschildlaus. Aus deren Scheiße wird u.a. der Überzug für oben angesprochene Nahrungsmittel gewonnen. Ganz zu schweigen von der tierischen Scheiße, die in Grillhäh... ach, lassen wir das.

Weshalb sollte man sich also ekeln vor Scheiße? Wir konsumieren jeden Tag Scheiße, auch wenn die meisten das nicht wissen. Wir produzieren sie zuhauf und wir gewinnen Energie aus ihr. Und wem in der 69er-Position, beim ekstatischen Liebesspiel, noch nie ein Brauner von der Partnerin ins Gesicht fuhr, der hatte noch nie Sex.

Also dachten sich AUTOPSY, dass man mit Scheiße doch auch einfach Spaß haben könnte. Scheiße ist das Normalste der Welt, also lasst sie uns nicht einfach so pikiert verdammen. Bringt ihr Liebe entgegen und habt ''Shitfun''. Ein bis dato noch nicht dagewesener Hauch von Verwesungsgestank drang aus jedem Ton dieses radikalen, vierten Albums der Kalifornier. Radikal auch deswegen, weil AUTOPSY nun vollends darauf pfiffen, was andere über sie denken mochten.

Sie hatten ihre drei Killerplatten veröffentlicht und mussten niemandem mehr etwas beweisen. Es wurde ein einziges Statement der Verkommenheit. Reiferts noch kränker erscheinende Stimme schien wie aus den Tiefen einer römischen Latrine zu klingen und dem Sound wurde eine sehr punkige Attitüde verpasst, ohne die Death-Metal-Roots auch nur ein weit zu verwässern. Es wurde sichtlich versucht, einen Sound zu kreieren, der lieblichen Songtexten wie

''Stepping on your chest
I yank down my pants
My butthole dialating
To humiliate your corpse

You lay there limp contorted
I pinch a loaf for you
Your face is spattered with my shit
A pile of brown on blue

You're dead you fuck''


gerecht wurde. Wenn man so will, es gelang. Nicht unbedingt zur Freude einiger Altfans, die von der neuen Autopschen Rotzigkeit überrascht waren. Ich persönlich kenne Fans, die mit der ''Shitfun'' so ihre liebe Mühe haben. Zumindest wird sie nicht häufig erwähnt, wenn es um die Favoriten der Bandgeschichte geht.

Aber solche Killerphasen, wie z.B. den Track ''I Sodomize Your Corpse'', der, eingeleitet vom genialen Instrumental ''Formaldehigh'', von einem Doom-Part in wildes Gehacke umschlägt und dann in den mit absolut gestörten Screams und wirklich toller, wuchtiger Instrumentierung ausgestatteten Smash-Hit ''Geek'' übergeht, die gibt es auf ''Shitfun'' nicht nur einmal zu bestaunen.

Zum eher müden Bestaunen waren jedoch die erneuten, AUTOPSY-obligatorischen Rotationen am Bass. Chris verteilte die Bassarbeit auf ganze zehn Schultern. Die drei Stammmitglieder wurden durch zwei Gastmusiker ergänzt. Den Preis für die beste Arbeit am Tieftöner gewann jedoch Danny Coralles. Ein Verdienst für ausnahmsweise endlich mal wieder prägnantes Bassspiel. Zu bewundern auf dem Track ''Blood Orgy''. Überhaupt ein exzellenter Musiker, was in den Reviews bislang zu kurz kam.

Logisch, ja logisch, war die Platte nicht mehr so packend und zwingend wie ihre Vorgänger. In Sachen musikalischer Extremität, Pein und menschlichem Elend war alles gesagt. Eine weitere Steigerung all dessen und ich hätte AUTOPSY einen Schrein aus meinen eigenen Exkrementen errichten müssen. Man gab sich bodenständig verrottet und spielte ein fast befreit wirkendes, lockeres und gutklassiges Werk ein. Es war eine Platte, die AUTOPSY wohl benötigt hatten und so bezeichne ich ''Shitfun'' als das eingängigste Werk unserer Lieblings-Perversen, die an dieser LP hörbar Freude besaßen. Man kehrte auch wieder zu längeren Songs zurück, überschritt gar auch die 5-Minuten-Marke.

Ein Kaufzwang besteht für AUTOPSY-Unkundige somit auch für dieses Album, auch wenn es nur den bis dato vierten Rang in der Topliste der Reifertschen Horde einnahm, alleine wegen dem alles überstrahlenden, gar göttlichen ''Burnt to a Fuck''. Das ist quasi das ''Pull the Plug'' auf der ''Shitfun''. Leute, ich sehe es doch, wenn ich immer wieder beim Second-Hand-Laden bin. Die ''Shitfun'' steht rum und stinkt vor sich hin. Kaum jemand will sie mitnehmen. Dabei kostet sie maximal 8 Euronen. Es IST eine starke Death-Metal-Platte. Also habt ein Herz. Nehmt Sie mit. Es ist ein die Potenz steigerndes Schnüffeln am Anus eines der letzten Originale der Death-Metal-Szene.

Ich roch sehr lange verzweifelt am bis dahin letzten Haufen von Chris und seinen langjährigen und treuen buddies in crime, denn es wurde nach dieser Platte sehr ruhig um AUTOPSY. Lange, viel zu lange. Doch die Band würde zurückkehren. Und wie. Demnäggschd. ;-)
 
Bodypart 5: Macabre Eternal (2011, Peaceville Records)

Wir schreiben das Jahr 2011. Die Death-Metal-Szene hat sich in unzählige Körperteile zersplittert. Manche Dinosaurier sind noch am Leben; einige eher scheintot, manche atmen noch. Der Underground furzt stündlich neue Bands aus seinem stinkenden Loch, ist nahezu unüberschaubar geworden. Aber alles sollte sich wieder ein wenig zum Positiven wenden.

Nach einer Zeit der Veröffentlichungen von Compilations und Live-Alben, gab es in Form der ''The Tomb Within''-EP wieder ein ernsthaftes Anzeichen dafür, dass AUTOPSY mehr als gewillt waren, ihr hässliches Haupt zu erheben und allen ins Gesicht zu reihern, die sie längst vergessen hatten. Erneut in Besetzung des Original-Trios und somit mittlerweile eines der beständigsten Line-Ups, in der Welt des Sumpfes und Moders, erblickte ein Wesen die Welt, das sich ''Macabre Eternal'' nannte.

Selbstverständlich übernahm erneut ein anderer Bassist den Schleudersitz-Posten bei AUTOPSY. Es handelte sich um Joe Allen, wohlbekannt von Reiferts Zweitband ABSCESS, über die ich mich beizeiten an anderer Stelle auslassen werde.

Der Opener ''Hand of Darkness'' zeigte denn auch gleich die Marschrichtung vor, in die sich das Quartett begeben wollte. Eine Anbiederung an neuere Trends wäre nicht im Sinne von Reifert gewesen, also zog man die Karte des Vertrauten. Im Gegensatz zum Vorgänger ''Shitfun'' wurden die Punkanteile minimiert und man kehrte noch am ehesten zur musikalischen Ausrichtung des Debüts zurück. Chris hatte schon so ziemlich alle möglichen musikalischen und textlichen Extreme ausgelotet, die man mit einer DM-Band erreichen kann und setzte bei ''Macabre Eternal'' auf bewährte Stärken.

Sollte man also meinen, dass AUTOPSY langweilig geworden seien? Keine weiteren Extreme? Zurück zum alten Sound des Anfangs? Man kann das so sehen. Oder aber man hört sich ''Macabre Eternal'' unvoreingenommen an und akzeptiert, dass die Band ihr über die Jahre angesammeltes, gewachsenes, spielerisches und songwriterisches Niveau zum Ausdruck bringen wollte. Selbst eigentlich eher ungockelhafte, bodenständige Musiker wie Reifert, Coralles und Cutler sind vor allzu menschlichen Eigenschaften, wie dem Ausdruck von Stolz nicht gefeit. Warum sollten sie sich auch grämen? Denn gewöhnliche Hausmannskost wurde auch auf ''Macabre Eternal'' nicht geboten.

AUTOPSY wussten, dass es keinen Sinn machen würde, zu versuchen, die Horden an jüngeren Bands in Sachen Extremismus auszustechen. Aber es galt, dem nunmehr regierenden Nachwuchs, der mit AUTOPSY-Patches auf seinen Kutten herum lief, zu zeigen, wie man auch ''im Alter'' würdevoll duftende, hochklassige Eiterbeulen unter das sich veränderte Fanvolk werfen sollte.

''Dirty Gore Whore'' ist ein Beispiel klassischer, rasender Death-Metal-Anmut. Vollgepackt mit messerscharfen Riffs und den wie schon im Debüt so übermächtigen Sicko-Soli und einem, ab exakt Mitte des Songs einsetzenden, spannungsgeladenen Instrumental-Part, den auch SLAYER zu ''Hell Awaits''-Zeiten nicht besser hin bekommen hätten. Ihr glaubt, ich übertreibe? Hört Euch den Song an und zieht dann ins Gericht mit mir.

''Always About to Die'' ist ein lässiger, nach Kloake duftender Brocken swingenden Death Metals, mit zum Ende einsetzender Panik. Der Titelsong ein rhythmisch pochendes Gefühl von Drumsticks, die einem auf die des Skrotums entschälten Hoden klöppeln. ''Deliver Me From Sanity'' ein wahnwitziges, vertracktes Stück vertonten Irrsinns, mit seinen zig Breaks und der zu alter Stärke gefundenen Ekel-Vocals von Chris. ''Seeds of the Doomed'' hält, was der Titel verspricht. Ach, AUTOPSY haben nichts, aber auch gar nichts falsch gemacht auf ''Macabre Eternal''.

Diese Veröffentlichung war eine der stärksten, traditionell gehaltenen DM-Platten im Jahre 2011. Und wer auch nur ein bisschen auf sich hält und der Meinung ist, der absolute 80s-Death-Metal-Lunatic zu sein, der braucht ''Macabre Eternal''. Denn solch einen Hit wie ''Bridge of Bones'', mit seinem shreddigen Beginn und dem Break, das zu einem fast schon unwirklich anmutenden Groove-Monster (keine Sorge, kein Groove im Sinne von NU-Metal), inklusive genialer Akustik-Parts wächst, schrieben in jenem Jahr nicht viele Bands.

Mein Lieblingssong von diesem wunderschönen Blutkristall ist ''Sewn Into One''. Ein extrem schwerer Song, der aus dem Jahr 1988 ausgespuckt scheint und in der Jetztzeit, mit einem mächtigen Bass ausgestattet, einem die Eingeweide zum Tanzen bringt. Ja, sorry, ich bin halt immer so glücklich, wenn bei AUTOPSY ab und zu mal eine klar zu erkennende Basslinie schüchtern ihr Haupt erhebt.

Man kann es sich auch einfach machen und ''Macabre Eternal'' kaufen und sich an einem extrem guten Album erfreuen. AUTOPSY anno 2011 waren auf Anhieb wieder in der Speerspitze des hochwertigen Death Metals angekommen. Ohne jegliche Zugeständnisse immer noch räudig, textlich wunderbar verrottet, aber musikalisch eine neue Macht. ''Macabre Eternal'' ist im Vergleich mit ''Severed Survival'' nicht wesentlich schwächer. So, diesen Satz lasse ich hier einfach abschließend stehen.

AUTOPSY sollten sich keine langen Auszeiten mehr leisten, aber würden sie einen meisterhaften Streich wie ''Macabre Eternal'' bestätigen können? Demnäggschd! ;-)
 
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Gibt es einen eindeutigeren Beweis dafür, dass das DF von echten ÜBERZEUGUNGSTÄTERN gelesen wird, als diesen Seziertisch!? Kann ich mir derzeit jedenfalls nicht vorstellen! Es wird ja in letzter zeit erfreulicherweise wieder viel über Autopsy geschrieben, in Netz und in der (hauptsächlich eher UK USA) Presse. Aber ich habe noch NIE soviel RICHTIGES über Autopsy auf einem Haufen gelesen. Gerade auch das jeweils charakteristische was die einzelnen Alben Großartig macht, ist ja wirklich genau so!! Ich bin höchst gespannt, was da "demnäggsch" noch wieder für Erhebendes zu lesen sein wird...
 
Tja, mein lieber Gott, das ''The Headless Ritual''-Review hängt in der Schleife. Ich muss mir genau überlegen, wie ich was formuliere, gab es doch einige kritische Anmerkungen zu dem Album im Netz zu lesen, mit denen ich aufräumen will. Ich denke jedoch, nach dem WE sicherlich. Ich habe heute irgendwie eine Pussy-Phase und brauche Melodisches! ;-) Freut mich, dass die Reviews gut ankommen. Was meinst Du, sollten wir uns in diesem Thread auch ein wenig mit ABSCESS beschäftigen? Ich meine, ja, wir müssen.
 
Und da ist nur das einberechnet, was hinten rauskommt
Nicht nur bei diesen "interessanten" geobiologischen Berechnungen, kommt mir vor Lachen fast versehentlich vorne was raus, sondern eigentlich schon die ganze Zeit beim Lesen des Seziertisches. Diese krasse Mischung aus Kompetenz und Unterhaltung legt die Latte jetzt aber ziemlich hoch, falls die Damen und Herren Journalisten mal was im DF zu Autopsy schreiben wollen...

Was meinst Du, sollten wir uns in diesem Thread auch ein wenig mit ABSCESS beschäftigen? Ich meine, ja, wir müssen.
Ja! Dass es eine Autopsy-Nachfolger-Band war die das dunkle Zeitalter der Tunten-Core Musik von 95 bis 2009 erleuchtet hat, das ist ja auch wieder ein weiter Beweis für die Großartigkeit von Autopsy!!! Gehört finde ich also auch genau hier hin.
... und ist für mich jetzt mal eine schöne Gelegenheit mir mal weider die beiden bezaubernden 98er EPs zu Gehör zu bringen.... und dazu ein Campari-Soda auf Eis. So beginnt ein Wellness-Wochenende!
 
Ach, das ist alles so wahr und so wunderschön leidenschaftlich geschrieben. Chapeau und ein ganz ganz dickes "danke" für die literarischen Kleinode bis hierhin! :top:

Ich bin ein bissle beschämt. Natürlich freut mich die Resonanz. Aber es holpert doch an manchen Stellen, so schreiberisch. Ich hab doch nichtmal ...


...immer nur schaffe, schaffe, schaffe.

Wichtig ist einzig und alleine, dass sich alle Menschen der Welt öfter mit AUTOPSY beschäftigen. Würden sie das, wäre sie ein besserer, schönerer Ort.
Mehr will ich gar nicht.
 
Absoluter Hammer dieser Thread! Ich mag den fiesen Humor und die nerdige Auskennerei von Black Pearl und Gott sehr gerne!! Ganz großes Kino zum kleinen Preis. Ich kann mich zum ersten mal so richtig begeistern für Autopsy und leg mal wieder die Acts auf. Bitte mehr davon!!:verehr:
 
Bodypart 6: The Headless Ritual (2013, Peaceville Records)

Wir schreiben das Jahr 2013. AUTOPSY haben immer noch denselben Bassisten. SPINAL TAP atmen auf und behalten vorerst ihren Rekord an ausgewechselten Musikern an einem Instrument. Noch ahnt niemand, dass schon ein Jahr später ein Haufen gefeuerter, durch die Lande marodierender Gestalten ein weiteres Musikmagazin auf den ohnehin schon übersättigten Zeitschriftenmarkt werfen würde, welche sich auch noch die Frechheit erlaubten, es nicht ''Autopsy Forever'' zu nennen.

Reiferts Truppe hatte sich nach dem Zucker-Comeback nicht auf die abgefaulte Haut gelegt. Denn erneut veränderte sich ihr Soundbild. Doch was musste ich lesen? Kritiken, hauptsächlich aus Übersee, die sich leicht enttäuscht gaben, dass die Band sich eher zurück entwickeln würde. Verächtlich schnaubend schaufelte ich mir zur Beruhigung stapelweise Maden in den Mund.

Denn Freunde, wir reden hier über traditionellen Death Metal und bei allem Verständnis, dass man von AUTOPSY in Sachen Vielseitigkeit bislang verwöhnt wurde: irgendwann kann eine Band, wenn sie einem Musikbereich in seinem Kern treu bleiben will, nur noch Nuancen verändern.

Für mich waren es beileibe genug. Kleine, jedoch feine Veränderungen. Auffällig war, dass eine dezente Mackintosh-Verneigung in der Instrumentierung mancher Passagen Einzug gehalten hatte. Jetzt bitte nicht den leckeren Natursekt vor Schreck ausspucken. Wohlgemerkt den Herrn Mackintosh zu Death-Metal-Zeiten. Zu hören im brillianten Opener ''Slaughter at Beast House''. Bitte ab 2:25 konzentriert zuhören. Wer zu diesem EINEINHALBMINÜTIGEN (!), an Weltschmerz kaum zu überbietenden Solo nicht langsam und mit viel Körperkontakt, von einer sadistischen Domina die Haut abgezogen bekommen möchte, der besitzt überhaupt keinen Sinn für Romantik und Zärtlichkeit. Dann noch der Übergang in den Bass-Part. Ja, wirklich, ein doomiger Bass-Part, von AUTOPSY (!), so dick wie die Eier von Götze, nach dem 1:0 gegen die Gauchos.

Es zeigt nur die Klasse der Band, auch Einflüsse von außen zuzulassen, wenn sie denn ihrer Meinung nach hochklassig genug sind, um die AUTOPSche Elendsmühle mit wertigen Knochensplittern zu bereichern. Auch kehrte man weiterhin sehr kompromisslos zu einem Sound zurück, wie er Ende der 80er/Anfang der 90er gepflegt wurde.

Und das verstanden eben nicht alle Kritiker. Waren sie es doch gewohnt, dass AUTOPSY sich eher am Rande des traditionellen Death Metals aufhielten und die Extreme bedienten, so wurde nun von Seiten Reiferts & Co. eine für AUTOPSY-Verhältnisse fast schon hochmelodische und eingängige CD veröffentlicht, die den Schulterschluss mit dem damaligen ''Mainstream'' einer ehemals innovativen Szene suchte und fand.

Dass jetzt ausgerechnet die Band, die den Sound der 80er immer wieder auf ihre Art und Weise aufsog, deformierte und verändert ausschied, nun der klassischsten Form des Todesbleis einen Liebeskuss auf seinen bleichen und ausgemergelten Hintern drückte, begleitete nicht jeder mit standing ovations.
Ja und? Es ist doch die Musik, die zählt. Hört Euch diesen göttlichen Stampfer ''She is a Funeral'' an. Dieses Break, das ein erneut aberwitziges, melodisches Solo von stattlicher Länge einleitet. Onanieren (bzw. masturbieren) ist ab 3:30 Pflicht.

Ein rotziger, dreckiger Hit wie ''When Hammer Meets Bone'' darf als kleine Hommage an MOTÖRHEAD empfunden werden, aber just als man wie wild rumpogen möchte, krallen ihn sich AUTOPSY und schleifen ihn in ihre schattigen Gemäuer, um ihn einer Doom-Kur zu unterziehen und seiner ganzen Freude zu berauben. Denn das sind immer noch AUTOPSY und somit niemals berechenbar. Auch hier muss ich wieder abbrechen, bevor ich vor sabbernder Raserei JEDEN Song durchgehe.

Erwähnt sei noch ''Arch Cadaver''. Ein für Bandverhältnisse beinahe schon obszön straighter Track. So geradlinig und voller Energie hatte man die Band selten gehört. Ein ketzerischer und erschreckender Gedanke zog sich durch meine zerfressenen Eingeweide: AUTOPSY mussten Spaß am Leben besitzen.

Ja, Leichnampups nochmal, genau diesen Spaß habe ich an ''The Headless Ritual''. Noch nie wurde so augiebig Selbstbefriedigung an den Klampfen betrieben. Mal klagend, mal punkig, mal verspielt, ist ''The Headless Ritual'' das Gitarren-Album von AUTOPSY, das mit Pestbeulen übersäte, kleine Inzestbrüderlein von Yngwie Malmsteen.

Ich für meinen Teil ordne die Scheibe von der Qualität knapp vor ''Shitfun'' und knapp hinter ''Macabre Eternal'' ein. Auf jeden Fall eine erneute Glanzleistung und mittlerweile war es zur Gewohnheit geworden. Ich sitze hier und frage mich, ob es in Ordnung geht, dass mir musikalische Genialität zur Gewohnheit wird? Nein, ich bin ein abgestumpftes Wohlstandskind und muss es mir jeden Tag aufs Neue sagen, dass es nicht selbstverständlich ist, sechs bärenstarke Platten am Stück zu veröffentlichen. Aber auch AUTOPSY mussten doch einmal schwächeln. Oder etwa nicht? Demnäggschd. ;-)
 
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Bodypart 6: The Headless Ritual (2013, Peaceville Records)

Wir schreiben das Jahr 2013. AUTOPSY haben immer noch denselben Bassisten. SPINAL TAP atmen auf und behalten vorerst ihren Rekord an ausgewechselten Musikern an einem Instrument. Noch ahnt niemand, dass schon ein Jahr später ein Haufen gefeuerter, durch die Lande marodierender Gestalten ein weiteres Musikmagazin auf den ohnehin schon übersättigten Zeitschriftenmarkt werfen würde, welche sich auch noch die Frechheit erlaubten, es nicht ''Autopsy Forever'' zu nennen.

Reiferts Truppe hatte sich nach dem Zucker-Comeback nicht auf die abgefaulte Haut gelegt. Denn erneut veränderte sich ihr Soundbild. Doch was musste ich lesen? Kritiken, hauptsächlich aus Übersee, die sich leicht enttäuscht gaben, dass die Band sich eher zurück entwickeln würde. Verächtlich schnaubend schaufelte ich mir zur Beruhigung stapelweise Maden in den Mund.

Denn Freunde, wir reden hier über traditionellen Death Metal und bei allem Verständnis, dass man von AUTOPSY in Sachen Vielseitigkeit bislang verwöhnt wurde: irgendwann kann eine Band, wenn sie einem Musikbereich in seinem Kern treu bleiben will, nur noch Nuancen verändern.

Für mich waren es beileibe genug. Kleine, jedoch feine Veränderungen. Auffällig war, dass eine dezente Mackintosh-Verneigung in der Instrumentierung mancher Passagen Einzug gehalten hatte. Jetzt bitte nicht den leckeren Natursekt vor Schreck ausspucken. Wohlgemerkt den Herrn Mackintosh zu Death-Metal-Zeiten. Zu hören im brillianten Opener ''Slaughter at Beast House''. Bitte ab 2:25 konzentriert zuhören. Wer zu diesem EINEINHALBMINÜTIGEN (!), an Weltschmerz kaum zu überbietenden Solo nicht langsam und mit viel Körperkontakt, von einer sadistischen Domina die Haut abgezogen bekommen möchte, der besitzt überhaupt keinen Sinn für Romantik und Zärtlichkeit. Dann noch der Übergang in den Bass-Part. Ja, wirklich, ein doomiger Bass-Part, von AUTOPSY (!), so dick wie die Eier von Götze, nach dem 1:0 gegen die Gauchos.

Es zeigt nur die Klasse der Band, auch Einflüsse von außen zuzulassen, wenn sie denn ihrer Meinung nach hochklassig genug sind, um die AUTOPSche Elendsmühle mit wertigen Knochensplittern zu bereichern. Auch kehrte man weiterhin sehr kompromisslos zu einem Sound zurück, wie er Ende der 80er/Anfang der 90er gepflegt wurde.

Und das verstanden eben nicht alle Kritiker. Waren sie es doch gewohnt, dass AUTOPSY sich eher am Rande des traditionellen Death Metals aufhielten und die Extreme bedienten, so wurde nun von Seiten Reiferts & Co. eine für AUTOPSY-Verhältnisse fast schon hochmelodische und eingängige CD veröffentlicht, die den Schulterschluss mit dem damaligen ''Mainstream'' einer ehemals innovativen Szene suchte und fand.

Dass jetzt ausgerechnet die Band, die den Sound der 80er immer wieder auf ihre Art und Weise aufsog, deformierte und verändert ausschied, nun der klassischsten Form des Todesbleis einen Liebeskuss auf seinen bleichen und ausgemergelten Hintern drückte, begleitete nicht jeder mit standing ovations.
Ja und? Es ist doch die Musik, die zählt. Hört Euch diesen göttlichen Stampfer ''She is a Funeral'' an. Dieses Break, das ein erneut aberwitziges, melodisches Soli von stattlicher Länge einleitet. Onanieren (bzw. masturbieren) ist ab 3:30 Pflicht.

Ein rotziger, dreckiger Hit wie ''When Hammer Meets Bone'' darf als kleine Hommage an MOTÖRHEAD empfunden werden, aber just als man wie wild rumpogen möchte, krallen ihn sich AUTOPSY und schleifen ihn in ihre schattigen Gemäuer, um ihn einer Doom-Kur zu unterziehen und seiner ganzen Freude zu berauben. Denn das sind immer noch AUTOPSY und somit niemals berechenbar. Auch hier muss ich wieder abbrechen, bevor ich vor sabbernder Raserei JEDEN Song durchgehe.

Erwähnt sei noch ''Arch Cadaver''. Ein für Bandverhältnisse beinahe schon obszön straighter Track. So geradlinig und voller Energie hatte man die Band selten gehört. Ein ketzerischer und erschreckender Gedanke zog sich durch meine zerfressenen Eingeweide: AUTOPSY mussten Spaß am Leben besitzen.

Ja, Leichnampups nochmal, genau diesen Spaß habe ich an ''The Headless Ritual''. Noch nie wurde so augiebig Selbstbefriedigung an den Klampfen betrieben. Mal klagend, mal punkig, mal verspielt, ist ''The Headless Ritual'' das Gitarren-Album von AUTOPSY, das mit Pestbeulen übersäte, kleine Inzestbrüderlein von Yngwie Malmsteen.

Ich für meinen Teil ordne die Scheibe von der Qualität knapp vor ''Shitfun'' und knapp hinter ''Macabre Eternal'' ein. Auf jeden Fall eine erneute Glanzleistung und mittlerweile war es zur Gewohnheit geworden. Ich sitze hier und frage mich, ob es in Ordnung geht, dass mir musikalische Genialität zur Gewohnheit wird? Nein, ich bin ein abgestumpftes Wohlstandkind und muss es mir jeden Tag aufs Neue sagen, dass es nicht selbstverständlich ist, sechs bärenstarke Platten am Stück zu veröffentlichen. Aber auch AUTOPSY mussten doch einmal schwächeln. Oder etwa nicht? Demnäggschd. ;-)

Nein Scheiße, mein September-Gehalt jetzt schon so auf den Kopp gehaun:thumbsdown: Ich habe mir gerade eben alles (!!) von dieser Band bestellt. Wegen euch Freaks in diesem Thread ;) Das DF Print hatte mich übrigens gerade mal zu 2 CD Käufen animiert.
kanns schon kaum erwarten bis hier die letzte Scheibe in diesem geilen Slang abgefeiert wird!:D
 
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