Deutscher Punk

Eigentlich gehören CARAMBOLAGE nicht in diesen Thread, denn schon in den späten 1970ern waren sie eine Band, die quasi zwischen allen Stühlen stand. Für die damalige dogmatische Punkszene waren sie zu schräg und für die später entstehende NDW waren sie zu rebellisch und zu krachig. Trotz guter Kritiken und erfolgreicher Konzerte waren sie schon damals eine exotische Band in Deutschland.

Gegründet wurden CARAMBOLAGE 1977 im Umfeld von TON STEINE SCHERBEN, denn Britta Neander war Perkussionistin bei TSS. Angie Olbrich zog bereits 1972 ins legendäre Rauchhaus und war die langjährige Freundin von Kai Sichtermann. Elfie-Esther Steitz ist die Schwester von Ralph Steitz. So ist es nicht überraschend, dass ihre beiden LP bei David Volksmund Produktion erschienen. Vor dem zweiten Album kam noch Janett Lemmen dazu.

Tapete Records hat in diesem Jahr endlich das Debut aus dem Jahr 1980 und das zweite Album 'Eilzustellung-Exprès' (1982), sowie das verschollene dritte Album 'Bon Voyage' (wieder-)veröffentlicht. Hier kann man sich mal den Song 'Fußgängerzone' vom ersten Album anhören. Ein wichtiges Stück deutscher Musikgeschichte, alleine schon weil CARAMBOLAGE ihre eigene Sprache gefunden haben und in keinster Weise die weibliche Version von TTS waren.

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UNTERROCK aus Hannover waren auch keine Punkband, obwohl die einzigste LP 1980 bei No Fun Records erschien. Sie stehen in einer Linie mit deutschen, feministischen Frauenbands wie die FLYING LESBIANS (1974 in Berlin gegründet), GEGENGIFT oder auch KNAPP DANEBEN. Aufgrund ihrer kämpferischen, provokativen, feministischen Haltung passen UNTERROCK aber auch wunderbar in die Punkwelt, auch wenn sie damals kein Interesse hatten in jener Szene Fuß zu fassen. Sie spielten ausschließlich auf Frauenfesten und waren damals in der lesbischen Szene sehr aktiv. Ihre einzigste LP 'Mach Mal Deine Schnauze Auf!' ist textlich absolut zeitlos und die Songs beziehen u.a. Stellung gegen kommerziell, vorgefertigte Rollenbilder. 'Tigerhose' ist dafür ein wunderbares Beispiel.

Musikalisch geht 'Mach Mal Deine Schnauze Auf!' in eine punkige Richtung und gerade die hervorragenden Texte (mal wütend - mal zynisch, aber auch humorvoll) werden niemals ihre soziale Relevanz verlieren. Ein tolles Album, welches nicht in Vergessenheit geraten sollte.

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Klaus schrieb:
UNTERROCK aus Hannover waren auch keine Punkband, obwohl die einzigste LP 1980 bei No Fun Records erschien. Sie stehen in einer Linie mit deutschen, feministischen Frauenbands wie die FLYING LESBIANS (1974 in Berlin gegründet), GEGENGIFT oder auch KNAPP DANEBEN. Aufgrund ihrer kämpferischen, provokativen, feministischen Haltung passen UNTERROCK aber auch wunderbar in die Punkwelt, auch wenn sie damals kein Interesse hatten in jener Szene Fuß zu fassen. Sie spielten ausschließlich auf Frauenfesten und waren damals in der lesbischen Szene sehr aktiv. Ihre einzigste LP 'Mach Mal Deine Schnauze Auf!' ist textlich absolut zeitlos und die Songs beziehen u.a. Stellung gegen kommerziell, vorgefertigte Rollenbilder. 'Tigerhose' ist dafür ein wunderbares Beispiel.

Musikalisch geht 'Mach Mal Deine Schnauze Auf!' in eine punkige Richtung und gerade die hervorragenden Texte (mal wütend - mal zynisch, aber auch humorvoll) werden niemals ihre soziale Relevanz verlieren. Ein tolles Album, welches nicht in Vergessenheit geraten sollte.

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oh ja, das ist eine tolle Platte!! Falls wer sich danach umschauen will, unbedingt drauf achten, diese schöne Ausgabe samt Booklet zu ergattern! Meist ist glaube ich eine schlicht weiße nur mit Logos und ohne Booklet erhältlich. Habe meine auf nem Flohmarkt in Freiburg gefunden.
 
Strassenjungs

...waren 'ne Frankfurter Band, die vom damaligen Punk Erfolg englischer Bands profitieren wollte. Die Musiker waren von Produzenten gecastet, und das peinliche Coverfoto voll "auf Punk" gemacht. Auch die teils wirklich peinlichen Texte sollten plakativ Punk-Klischees repräsentieren, die musikalische Qualität war dennoch nicht schlecht, eigentlich sogar besser als der Punk damals jemals war. Aber eben nur "Fake-Punk". Kommerziell wohl anfangs auch eher ein Flop. Die Band gibt es bis heute, in wechselnden Besetzungen, ich habe Anfang der 80er das Album "Wir ham ne Party" kennengelernt, was ich damals als 11-jähriger sogar gut fand.

Hier ein Song ("Ich brauch mein Suff", LOL) vom ersten Album inkl. Cover-Abbildung (toller Iro, oder?):


Irgendwie auch schon fast wieder rührend...

Paar Jahre später sollte eine andere Frankfurter Band mit originären Punk-Wurzeln (und die tatsächlich von der Strasse kam) mehr Erfolg haben, aber das ist eine andere Story....
 
Und jetzt fällt mir noch die Berliner Band PVC ein, auch Anfang der 80er gehört beim großen Bruder, deren Song "Berlin by Night" sich für immer bei mir eingebrannt hat:


Scheinbar auch heute noch aktiv.
 
Asmodeus schrieb:
Strassenjungs

...waren 'ne Frankfurter Band, die vom damaligen Punk Erfolg englischer Bands profitieren wollte. Die Musiker waren von Produzenten gecastet, und das peinliche Coverfoto voll "auf Punk" gemacht. Auch die teils wirklich peinlichen Texte sollten plakativ Punk-Klischees repräsentieren, die musikalische Qualität war dennoch nicht schlecht, eigentlich sogar besser als der Punk damals jemals war. Aber eben nur "Fake-Punk". Kommerziell wohl anfangs auch eher ein Flop. Die Band gibt es bis heute, in wechselnden Besetzungen, ich habe Anfang der 80er das Album "Wir ham ne Party" kennengelernt, was ich damals als 11-jähriger sogar gut fand.

Hier ein Song ("Ich brauch mein Suff", LOL) vom ersten Album inkl. Cover-Abbildung (toller Iro, oder?):


Irgendwie auch schon fast wieder rührend...

Paar Jahre später sollte eine andere Frankfurter Band mit originären Punk-Wurzeln (und die tatsächlich von der Strasse kam) mehr Erfolg haben, aber das ist eine andere Story....
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öhmmm, entschieden: NEIN! Im ganzen Universum nicht. Diese Aussage konterkariert ja komplett die wunderbare 77er-Diskussion im Punk-Thread grad .. Sorry, aber das ist echt Quatsch.
 
Asmodeus schrieb:
Strassenjungs

...waren 'ne Frankfurter Band, die vom damaligen Punk Erfolg englischer Bands profitieren wollte. Die Musiker waren von Produzenten gecastet, und das peinliche Coverfoto voll "auf Punk" gemacht. Auch die teils wirklich peinlichen Texte sollten plakativ Punk-Klischees repräsentieren, die musikalische Qualität war dennoch nicht schlecht, eigentlich sogar besser als der Punk damals jemals war. Aber eben nur "Fake-Punk". Kommerziell wohl anfangs auch eher ein Flop. Die Band gibt es bis heute, in wechselnden Besetzungen, ich habe Anfang der 80er das Album "Wir ham ne Party" kennengelernt, was ich damals als 11-jähriger sogar gut fand.

Hier ein Song ("Ich brauch mein Suff", LOL) vom ersten Album inkl. Cover-Abbildung (toller Iro, oder?):


Irgendwie auch schon fast wieder rührend...

Paar Jahre später sollte eine andere Frankfurter Band mit originären Punk-Wurzeln (und die tatsächlich von der Strasse kam) mehr Erfolg haben, aber das ist eine andere Story....
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Das Debut habe ich auf der letzten Börse einem guten Freund ans Ohr getrichtert.
Das Cover war so gut, da war klar, das haut rein.
Wusste die Hintergründe bisher nicht, das schmälert das ganze aber nicht.
Wir finden das Ding grossartig
 
Keine Ahnung, ob die schon mal irgendwo im Forum erwähnt wurden, aber NICHTS hätten es auf jeden Fall verdient. "Tango 2000" ist eine geniale "Post-Punk"-Platte (was immer das auch ist). Die Band ist ja aus den "Resten" von KFC entstanden (hört man auch am Gitarren-Sound) und hatte mit "Radio" vom Debüt-Album "Made in Eile" schon einen kleinen Hit. Letztes Jahr sind selbiges und "Tango 2000" in sehr guten Neu-Veröffentlichungen erschienen (Vinyl und CD). Lief damals als "NDW".

Song "Tango 2000":


Song "Radio":

https://www.youtube.com/watch?v=HSfmoFMYBCo

Bis vor kurzem tourte die Band auch noch, aber von der Originalbesetzung sind leider nur noch wenige dabei, leider auch nicht Sängerin Andrea Mothes, obwohl man sagen muss, dass die Nachfolgerin ihre Sache auch ganz gut macht.
 
Asmodeus schrieb:
Keine Ahnung, ob die schon mal irgendwo im Forum erwähnt wurden, aber NICHTS hätten es auf jeden Fall verdient. "Tango 2000" ist eine geniale "Post-Punk"-Platte (was immer das auch ist). Die Band ist ja aus den "Resten" von KFC entstanden (hört man auch am Gitarren-Sound) und hatte mit "Radio" vom Debüt-Album "Made in Eile" schon einen kleinen Hit. Letztes Jahr sind selbiges und "Tango 2000" in sehr guten Neu-Veröffentlichungen erschienen (Vinyl und CD). Lief damals als "NDW".

Song "Tango 2000":


Song "Radio":

https://www.youtube.com/watch?v=HSfmoFMYBCo

Bis vor kurzem tourte die Band auch noch, aber von der Originalbesetzung sind leider nur noch wenige dabei, leider auch nicht Sängerin Andrea Mothes, obwohl man sagen muss, dass die Nachfolgerin ihre Sache auch ganz gut macht.
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Wobei mir das Debut 'Made In Eile' besser gefällt als der Nachfolger, da die Songs mit Ausnahme von 'Radio' wesentlich düsterer und nihilistischer sind. Die Neuveröffentlichungen sind klasse (Klang + Gestaltung) und NDW waren NICHTS natürlich nie.




Apropos NDW...... am Ostersonntag hab ich mir die nagelneue Doku 'Neue Deutsche Welle' bei ZDF info angeschaut. Hat mir gut gefallen, da dort u.a. die direkte Linie vom deutschen Punk (die Schweizer Punkband GRAUZONE taucht auch auf) zur Neuen Deutschen Welle nachgezeichnet wird und wie plötzlich jede deutschsprachige Band als NDW etikettiert wurde. Mir scheint es, als wenn das lesenwerte Buch 'Alles nur geträumt: Fluch und Segen der Neuen Deutschen Welle' von Hollow Skai (u.a. Begründer von No Fun Records) die Grundlage für diese dreiteilige Doku war. In der Doku gibt es viele neue Interviews und auch einiges an altem Filmmaterial aus der deutschen Punkfrühzeit.

Meine einzigen Kritikpunkt: Die Rolle von Nina Hagen und das Interview mit Robert Görl, der die Anfänge von DAF völlig unerwähnt lässt. Da bekommt der unaufgeklärte Zuschauer den Eindruck, dass DAF von Anfang an nur aus Görl und Delgado-López bestand und niemals eine vierköpfige Band (u.a. mit Pyrolator) war, die 1979 mit 'Produkt der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft' ein sperriges und experimentelles Noise/Industrial-Album aufgenommen haben, welches nichts gemeinsam hat mit dem Sound der Band ab 1980.

Trotzdem eine sehr gute Doku, die man sich hier anschauen kann.
 
Naja Malaria und die Neubauten sind die NDW – Nena und der Goldene Reiter sind als 2. NDR die kommerzialisierte Ausschlachtung der ersten, die sich außerdem ganz bewusst von Rock absetzte. Demnächst alles in Buchform von Florian Völker, auch wenn das kein Herrschaftswissen ist.
 
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