Da sehe ich schon noch einen Unterschied, denn ohne die Möglichkeiten (eben jener Industrie) hätte es gar nicht so weit kommen können.
Die Kollegen der Musikindustrie haben es damals verschlafen sich der Entwicklung zu stellen, und auf vernünftige und attraktive Weise entgegen zu wirken.
Der Umbruch entstand bereits in der Entstehung, nicht durch unseren Druck, sondern deren eigene Vorlagen.
Wir haben es angenommen und dadurch mitbeeinflusst, ja, aber der Ausgangspunkt war die Industrie selbst.
Das was du Tatsache nennst (Musik überall und jederzeit verfügbar machen) sehe ich als Trend. Und ein Trend kommt und geht wieder.
Es gab schon mal eine Zeit da wurde zb. der "Metal" totgesagt. Es wäre damit vorbei, er ist abgelaufen, er sei erledigt.
Tja, da frage ich mich, wo sind denn der tolle Grunge und die laute Techno Welle heute?
Und das obwohl "der Druck der Generation" damals doch so stark war, ist er heute längst wieder vorbei. (Trend eben).
Seltsamerweise aber ist der Metal längst zurück, nicht erst seit gestern und das teilweise stärker als je zuvor.
Noch ein anderes Beispiel: Es gab auch eine Zeit, da wurde die Vinyl Schallplatte totgesagt.
Man wurde ausgelacht wenn man LP`s stehen hatte und sie auch noch gehört hat.
Seltsamerweise kann ich diese totgesagte LP wieder kaufen und das sogar in Kaufhäusern.
Schon vor einigen Jahren sagte man, die CD hätte ausgedient. Es gibt sie heute aber immer noch, und das nicht nur auf dem Flohmarkt.
Wann ist denn nun dieses Judgment Day für Vinyl und CD? Ich dachte es wäre vorbei damit?
Wenn es doch eine Tatsache ist, warum erfüllt sie sich dann nicht?
Was mich an dieser aktuellen Situation so stört ist, dass man es einfach so als Tatsache hinnehmen will.
Mir scheint, als würde man sich dieser Phase unterwerfen und sie als Entwicklung wortlos akzeptieren.
Wenn wir die Käufer, die Musik Begeisterten es geschaft haben, dass es wieder Vinyl gibt welches sich gut verkauft,
das immer noch eine Nachfrage an CD`s besteht, dann haben wir auch die Macht diesen Digitalen Trend zu überstehen.
Lasst euch doch nicht einreden "es wäre nun mal so", man müsse umdenken und sich anpassen.
Die Musikindustrie wird nichts durchsetzen können was sich nicht verkauft, und da haben wir alle wohl noch ein Wörtchen mitzureden.
Einerseits hast du gerade mit deinem letzten Satz Recht, andererseits ist das "wir alle" doch erheblich umfangreicher als nur die Metalfans, die ja derzeit für einen Großteil der Umsätze im Musikverkaufsgeschäft verantwortlich sind. Kreator von null auf eins in den deutschen Albencharts, sage ich da nur.
Nichtsdestotrotz gibt es natürlich viele andere Menschen, die andere Musik hören, und da ist der Anteil derjenigen, die nur noch streamen, riesig und wird immer größer. Und das sind in meinem Bekanntenkreis jetzt keinesfalls Leute, denen Musik nichts bedeutet. Im Gegenteil! Da sind richtige Maniacs dabei. Lediglich Dinge wie Albumcover und ähnliches sind da unerheblich. Das ist im Metal, wo Musik und Artwork oft eine untrennbare Einheit bilden, wenn es darum geht, Hörer zu begeistern, natürlich anders. Für Jazz- oder Technoleute spielt das fast keine Rolle. Und daher macht es für die keinen Unterschied, ob sie eine CD oder einen hochwertigen Stream hören, außer, das die CD Platz braucht und Staub fängt. Klingt schlimm, aber eher wohl nur für uns. Die Zukunft der Meisten geht weg vom physischen Tonträger, keine Frage.
Natürlich ist die LP auch wieder gekommen, aber die war ja - im Techno, House, Hip Hop, Reggae, Drum 'n Bass (also in der DJ-Musik) - nie wirklich weg. Nur im Mainstream (und ironischerweise im Metal) war das so extrem, dass es von Alben/EPs kein Vinyl gab. Und bei den DJs spielen Vinyl und CDs fast keine Rolle mehr. Es gibt ein paar Vinylfreaks, die wegen des Klangs noch Vinyl auflegen, aber für die meisten war der Verzicht auf "die Schlepperei" eine super Sache. Die empfanden die Materialität, auf die wir so stehen, als Last, nicht als Genuss.
Die einen sind also bereit, für den Luxus "Materialität" und physischen Besitz mehr zu bezahlen als früher (ein Teil der Metaller), während die anderen diesen Ballast "Materialität" bewusst ablehnen. Und ich glaube, auch bei den Musikliebhabern geht der Trend in Richtung Stream (weil ja viele Musik in Form von Podcasts, Mixen oder ähnlichem, nicht mehr als Album hören).
Und dann gibt es ja noch die Masse, denen Musik (wegen des Überangebots) gar nicht mehr so wichtig ist, als dass sie auch nur auf die Idee kämen, für ein Album zehn Euro zu bezahlen, wenn sie für das Geld monatlich alle Alben streamen können.
Fazit: Vinyl bleibt im Metal, wird aber als Liebhaber-/Luxusprodukt teurer und auch die CD wird bleiben, vermutlich ebenfalls in Form von Luxuseditionen. Und auch für mich steht fest: Bevor ich mir noch Mal eine CD mit simpler Einsteckkarte kaufe, gönne ich mir den Download. Will ich ein physisches Sammelstück, muss es halt was hermachen.