Die rote Liste - Welche Bands sind für euch tabu?

Wenn jemand wirklich Interesse hat: schaut euch die echt krasse Doku "Hated -The Movie" von Jörg Butgereit an. Zum Teil nix für zarte Gemüter.

Wie kommst du denn darauf das Mr. Nekromantik diese Doku gemacht hat? o_O

Das war Todd Phillips, der dann später die Hangover Filme verbrochen hat.

Denn seine Musik hätte mich nicht mal als Kindergartenkind schockiert, gefesselt oder irgendwo ausrasten lassen. Und das sollte dann schon meiner Meinung nach drin sein wenn man die Gesellschaft als Musiker schocken will.

Das kannst du nicht nach heutigen Maßstäben beurteilen. Das erste Ramones Album wurde auch für
sein "hohes" Tempo im Punkbereich gefeiert. Wenn man sich das jetzt anhört kann man auch nur milde lächeln.

Wobei ich auch denke das der Härtegrad der Aufnahmen aus dieser Zeit nicht auf Band gebannt werden konnte.
Das merkt man dann immer schnell wenn man sich zum Vergleich paar alte Liveaufnahmen anschaut, welche um
einiges brutaler daher kommen.

Belanglos finden kannst du es ja trotzdem. Das sollte eigentlich niemanden interessieren.
 
Jetzt da der Bukowski-Allen-Vergleich schon im Raum steht: Allen langweilt (und zwar: immer), und Bukowski finde ich überbewertet.

Da fand ich Henry Miller besser, und wenn ihr auf erotische Literatur steht, lest Sacher-Masoch.

Man kann Bukowski mögen oder nicht, bitte sehr, ich zB mag ihn schon.
Aber Henry Miller? Henry Miller war in meinen Augen ein pseudointellektuelles Arschloch, das vor allem sich selbst gefeiert hat, und ich mag Leute nicht, die in den Klang ihrer eignenen Stimme etc verliebt sind. Das war so ein Typ, der der Meinung war, dass alles, was er sagte, so eine Art weltweiter Augenöffner, große Erleuchtung und so weiter ist.
Ich verstehe, dass der faszinieren konnte, aber das können eben alle Blender und Großmäuler.

Sacher-Masoch hab ich noch nicht gelesen, ich interessier mich kaum für erot. Literatur. De Sade hab ich mir halt pflichtgemäß mal angetan, aber da reiht sich halt einfach nur Perversion an Perversion (120 Tage von Sodom), und das ist dann irgendwann einfach nur noch ermüdend.
 
Man kann Bukowski mögen oder nicht, bitte sehr, ich zB mag ihn schon.
Aber Henry Miller? Henry Miller war in meinen Augen ein pseudointellektuelles Arschloch, das vor allem sich selbst gefeiert hat, und ich mag Leute nicht, die in den Klang ihrer eignenen Stimme etc verliebt sind. Das war so ein Typ, der der Meinung war, dass alles, was er sagte, so eine Art weltweiter Augenöffner, große Erleuchtung und so weiter ist.
Ich verstehe, dass der faszinieren konnte, aber das können eben alle Blender und Großmäuler.

Sacher-Masoch hab ich noch nicht gelesen, ich interessier mich kaum für erot. Literatur. De Sade hab ich mir halt pflichtgemäß mal angetan, aber da reiht sich halt einfach nur Perversion an Perversion (120 Tage von Sodom), und das ist dann irgendwann einfach nur noch ermüdend.
Henry Miller war alles, nur nicht pseudointellektuell. Dass er sich gerne über die Spießigkeit seiner Zeitgenossen lustig gemacht hat, ohne sie aber zu sehr zu kränken, ist auch eine Kunst. Man sollte sich immer klar werden, in welcher Zeit irgendetwas geschrieben wird.

Sacher beschreibt Erotik ohne Berührung. Etwa wie Poe in "Die Augengläser", das in all seiner heiteren Schrulligkeit eine zärtliche Erotik ausstrahlt - bis zum bitteren/lächerlichen Ende.

De Sade war kein Sadist (man merkt jedem seiner Sätze den Abscheu über das Treiben seiner Protagonisten an), aber ein Autor von Schlüsselromanen: jedem seiner Protagonisten konnte man eine hochgestellte Persönlichkeit - männlich wie weiblich - teilweise eineindeutig zuordnen (teilweise hat sich der Marquis noch nicht einmal die Mühe gemcht, deren Namen weit genug zu entstellen). Dafür landete er ja auch mehrmals im Gefängnis. Die "120 Tage von Sodom" dürften aus diesem Werk auch eher herausstehen. "Justine" und "Juliette" sind Sittengemälde. Aber in einem hast Du Recht: er wird mit der Zeit langweilig.

Wenn ich Dir ein Werk aus der Weltliteratur empfehlen darf: Anais Nin, Anthologie "Delta der Venus". Kriminalromane, wie sie heute nicht mehr geschrieben werden (können - dafür ist unsere Gesellschaft viel zu spießig geworden!).

(Und damit hat es sich schon um meine Kenntnisse der erotischen Literatur)
 
De Sade war kein Sadist (man merkt jedem seiner Sätze den Abscheu über das Treiben seiner Protagonisten an)

Ich habe zwar, das was ich von ihm gelesen habe, nicht im Original gelesen, würde aber den Wahrheitsgehalt dieser Aussage sehr stark infrage stellen.
Davon habe ich in den Übersetzungen nichts gemerkt. Gegen eine allzu große Abscheu, spricht auch, dass es zeitlebens viele Vorwürfe und Anklagen (z.B. von Rose Keller) gab, Frauen misshandelt zu haben. Wie viele andere Fürsten zu der Zeit hat de Sade gerne blutige Orgien gefeiert. Im Gegensatz zu anderen hat er diese nicht immer verheimlicht und sich zu solchen Taten auch bekannt.
Ich wüsste jetzt nicht, wie da deine Aussage dazu passt.
 
Ich habe zwar, das was ich von ihm gelesen habe, nicht im Original gelesen, würde aber den Wahrheitsgehalt dieser Aussage sehr stark infrage stellen.
Davon habe ich in den Übersetzungen nichts gemerkt. Gegen eine allzu große Abscheu, spricht auch, dass es zeitlebens viele Vorwürfe und Anklagen (z.B. von Rose Keller) gab, Frauen misshandelt zu haben. Wie viele andere Fürsten zu der Zeit hat de Sade gerne blutige Orgien gefeiert. Im Gegensatz zu anderen hat er diese nicht immer verheimlicht und sich zu solchen Taten auch bekannt.
Ich wüsste jetzt nicht, wie da deine Aussage dazu passt.
Die Übersetzungen sind sehr stark einseitig geprägt, besonders die der frühen 60er bis 80er Jahre. (erotische Klein(st)verlage gab es damals zuhauf, v. a. hier in Deutschland - jeder hat sich mit perverseren Beschreibungen der Handlungen hervortun wollen). Darüber hinaus hatte der Marquis (Herzog, kein Fürst; Herzog ist ein militärischer Titel, Fürst ist Adel) Zeit seines Lebens eher wenig Geld (verarmter Militäradel, sonst hätte er nicht geschrieben, um wenigstens noch ein wenig Geld zu verdienen). An so vielen Orgien wird er nicht teilgenommen haben dürfen. Denn der französische Adel und Klerus waren sehr etepetete.

Rose Keller war mir bis jetzt kein Begriff. Kann sein, dass hier eine Grenze überschritten wurde (safe word und so). Vielleicht hat sie ihn einfach nur satt gehabt. Oder er sie. Oder sie sich beide. Ins Kittchen gewandert isser deshalb aber schon.

Allerdings ist es wie bei Nero: vieles, dass ihm zugeschrieben wurde, hat er einfach nicht getan. In Rom brannten ewig Feuer.
 
Darüber hinaus hatte der Marquis (Herzog, kein Fürst; Herzog ist ein militärischer Titel, Fürst ist Adel) Zeit seines Lebens eher wenig Geld (verarmter Militäradel, sonst hätte er nicht geschrieben, um wenigstens noch ein wenig Geld zu verdienen). An so vielen Orgien wird er nicht teilgenommen haben dürfen. Denn der französische Adel und Klerus waren sehr etepetete.

Rose Keller war mir bis jetzt kein Begriff. Kann sein, dass hier eine Grenze überschritten wurde (safe word und so). Vielleicht hat sie ihn einfach nur satt gehabt. Oder er sie. Oder sie sich beide. Ins Kittchen gewandert isser deshalb aber schon.

Was? Er war ein Adeliger. Seine Familie, eine alte Grafenfamilie, hatte zu seiner Zeit nicht mehr den Reichtum von früher. Er ist aber nicht arm aufgewachsen und hatte auch immer wieder genug Geld (wobei er auch immer wieder gekonnt, sein ganzes Geld ausgeben konnte). Er heiratete bspw. seine erste Frau, um sich ihren Reichtum (ihre Familie war wiederum an den Adelstitel von de Sade interessiert) zu sichern. Eben durch die Mitgift konnte er seine Feste feiern.
Und gerade der Adel war dann doch bei solchen Orgien anwesend. Was, wie bereits gesagt, immer verheimlicht wurde.
 
Da habe ich andere Informationen. Er glaubte, eine gute Partie gefunden zu haben (sie stammte aus niedrigeren Kreisen als er, hatte aber unwesentlich mehr Geld), und hat der Frau auch gestanden, dass er sie auch ohne ihr Geld geheiratet hätte. Durch seine ewigen Prozesse und anschließenden Geld- und Haftstrafen war sie allerdings sowohl mit den Nerven wie auch mit dem Geld fertig. Er hat ihr dann aus der Irrenanstalt - in die er durch sein Betreiben eingewiesen wurde - den Hinweis geschickt, dass sie sich um ihretwillen trennen sollte. Das Parties auch mal länger dauern, macht sie nicht zu Orgien. Aber: Orgien gleich welcher Art galten damals zu allen dekadenten Zeiten als schick - wieder eine Parallele zum alten Rom, allerdings nicht unter Nero, sondern später.

Ich habe doch gesagt, das Marquis ein militärischer Adelstitel (Verdiensttitel) ist. Über dem Duc, der unserem Herzog noch eher entspricht, aber weit unterhalb eines Grafen, der ein Marquis auf alle Fälle nicht war.

Er wurde in der Monarchie geboren, als junger Mann war er gegen die Monarchie (und wurde ausgelacht).
In der ersten und zweiten Republik (letzteres auch Dictature genannt) war er gegen die Republik (der Ausdruck "le Jupitre" für einen Emporkömmling wie Robèspierre stammt von ihm), und er wurde verfolgt und eingesperrt (unter Anderem warf er - nicht nur, aber auch - Robespierre vor, seine Homosexualität zu verstecken)
In der Zeit der Restauration (Wiedereinführung der Monarchie) wendete er sich gegen den Kaiser und machte sich den Klerus zum Feind

Frage: glaubst Du, das man unter diesen Umständen viel Geld verdient? Ich nicht.
 
Henry Miller war alles, nur nicht pseudointellektuell. Dass er sich gerne über die Spießigkeit seiner Zeitgenossen lustig gemacht hat, ohne sie aber zu sehr zu kränken, ist auch eine Kunst. Man sollte sich immer klar werden, in welcher Zeit irgendetwas geschrieben wird.

Sacher beschreibt Erotik ohne Berührung. Etwa wie Poe in "Die Augengläser", das in all seiner heiteren Schrulligkeit eine zärtliche Erotik ausstrahlt - bis zum bitteren/lächerlichen Ende.

De Sade war kein Sadist (man merkt jedem seiner Sätze den Abscheu über das Treiben seiner Protagonisten an), aber ein Autor von Schlüsselromanen: jedem seiner Protagonisten konnte man eine hochgestellte Persönlichkeit - männlich wie weiblich - teilweise eineindeutig zuordnen (teilweise hat sich der Marquis noch nicht einmal die Mühe gemcht, deren Namen weit genug zu entstellen). Dafür landete er ja auch mehrmals im Gefängnis. Die "120 Tage von Sodom" dürften aus diesem Werk auch eher herausstehen. "Justine" und "Juliette" sind Sittengemälde. Aber in einem hast Du Recht: er wird mit der Zeit langweilig.

Wenn ich Dir ein Werk aus der Weltliteratur empfehlen darf: Anais Nin, Anthologie "Delta der Venus". Kriminalromane, wie sie heute nicht mehr geschrieben werden (können - dafür ist unsere Gesellschaft viel zu spießig geworden!).

(Und damit hat es sich schon um meine Kenntnisse der erotischen Literatur)


zu Miller: meiner Meinung nach sollte jemand, der sich über Andere mokiert, gleichzeitig auch so ein bisschen wissen, wie man es besser macht, und das fehlt mir bei Miller total. Schlagfertig sein ist das eine, aber NUR blöd daherreden und dann abtauchen und keine Diskussion mehr zulassen, das finde ich ein wenig schwach. Und letztlich auch feige. Da geht mir in dem Vergleich ein Oscar Wilde schon viel leichter und lieber die Gurgel runter, nur als Beispiel jetzt, oder auch Pitigrilli oder natürlich Loriot (ich weiß, Letzterer ist jetzt mit Miller per se nicht vergleichbar, mir geht es um ein Beispiel für eine bessere Art, Anederen den Spiegel vorzuhalten).

Danke Dir für die Empfehlung, ich schau mir das gerne mal an, hab ich noch nie davon gehört, und für Buchempfehlungen bin ich immer zu haben, wenn es kein Stephen King Niveau ist. :top:
 
Also, Anais Nin steht meilenweit über King.

Ach, was rede ich: Universen! Gar nicht vergleichbar...

Gut, Stephen King weiß das auch selbst: Er schreibt besseren Pulp und hat sich dabei seine ganz eigene Nische erschaffen.

Aber ich kenne mich in Literatur mit (auch) erotischem Inhalt nicht so gut aus. Wenn Du mich dagegen nach SF Literatur fragen möchtest ... you're welcome!
 
Also, Anais Nin steht meilenweit über King.

Ach, was rede ich: Universen! Gar nicht vergleichbar...

Gut, Stephen King weiß das auch selbst: Er schreibt besseren Pulp und hat sich dabei seine ganz eigene Nische erschaffen.

Aber ich kenne mich in Literatur mit (auch) erotischem Inhalt nicht so gut aus. Wenn Du mich dagegen nach SF Literatur fragen möchtest ... you're welcome!


Irgendwie sind wir halt schon echt lange so gaaar nicht mehr im Thema des Threads :acute::jubel:
aber wurscht, SF ist gar nicht meins, bis auf Ausnahmen, aber da können wir uns ja gerne mal in pm oder an anderer Stelle unterhalten. Hier wird das glaub ich grade ein wenig zuuu themenfremd.
 
Ach, schreibe ich hier auch mal was: Konkret fallen mir gerade nur drei Bands ein, mit denen ich Kontakt nach Möglichkeit meide (Nazi- und Sonstwas-Kram lasse ich hier mal außen vor, der findet in meinem musikalischen Umfeld glücklicherweise nicht statt). Und zwar...
  • Eisregen. Plumper "Humor" und Provokation, aber der eigentliche Skandal ist die Musik. Die Welt wäre definitiv eine bessere, wenn diese Truppe statt "Metal" lieber Pantomime spielen würde.
  • Böhse Onkelz. Wie schon oft geschrieben weniger wegen der Musik (oder der Biografie), sondern wegen der Attitüde - "Wir sind die Onkelz, wer seid ihr?". Wäre auch eine vertretbare Geisteshaltung, wenn sie nicht dazu führte, dass die Band für sich in einer Blase aus Selbstherrlichkeit weit jenseits von Manowar existieren würde. Und die meisten Fans diese Haltung ungefiltert auf sich selbst übertragen würden. Grmpf.
  • Forteresse. Mit der Haltung der Band fremdle ich jedes Mal aufs Neue. Separatismus, Nationalismus, die ständige, wenig reflektiert wirkende Vereinnahmung historischer Persönlichkeiten und Ereignisse und nicht zuletzt die Tatsache, dass bislang noch jedes Interview im Kern auf "Hilfe, hilfe, ich werde unterdrückt" hinauslief, erzeugen bei mir nun mal ein ungutes Gefühl. Vergleichbar wären wohl nur Brexit-, Katalanen- oder Die-Krim-war-schon-immer-russisch-Metal.
 
Forteresse. Mit der Haltung der Band fremdle ich jedes Mal aufs Neue. Separatismus, Nationalismus, die ständige, wenig reflektiert wirkende Vereinnahmung historischer Persönlichkeiten und Ereignisse und nicht zuletzt die Tatsache, dass bislang noch jedes Interview im Kern auf "Hilfe, hilfe, ich werde unterdrückt" hinauslief, erzeugen bei mir nun mal ein ungutes Gefühl. Vergleichbar wären wohl nur Brexit-, Katalanen- oder Die-Krim-war-schon-immer-russisch-Metal.
Interessant, finde das letzte Album großartig und habe mich mit deren Haltung null auseinandergesetzt, muss ich wohl mal ein paar Interviews lesen.
 
"Rote Liste" mag etwas dramatisch klingen, aber ich meide Tribute-Bands. Ich habe vor Jahren mal mit einem Freund, der großer Rammstein-Fan ist, einen dieser Rammstein-Klone besucht... Ja, die Band sah aus wie Rammstein, sie klang wie Rammstein und spielte sogar eine ziemlich gelungene Setlist. Aber das Ganze war eben Theater. Gut gemachtes Theater - nur ich bevorzuge eben Musiker, die "echt" und individuell sind. Emotional hat mir das rein gar nix gegeben. Zudem habe ich mich irgendwie geärgert, dass der Klon ca. 500 Leute gezogen hat, während Bands, die ihren eigenen Kram spielen, am gleichen Ort oft vor 60-80 Nasen auftreten müssen. In diesem Sinne: Einmal und nie wieder. Meine Taler landen woanders.
 
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