Von "Qualität" als Merkmal war ja noch gar nicht die Rede. Du hast nur gesagt du lehnst einfach ab.
Naja, ich wollte halt erklären, warum ich Hip Hop auch theoretisch wenig abgewinnen kann.
Und sogar, dass du lieber zu den Punks gegangen bist. Diese Musik ist aber, genau wie oft die irische weder sonderlich Komplex, oder Kreativ. Also zumindest definitiv nicht öfter als Hip Hop und Rap.
Ui, wieder so ein Mensch in diesem Forum, der gewieft argumentiert. Klar, da haste völlig Recht. Ich meine zwar, dass damals im Park keine Musik lief, aber ja,.. viel lieber Punk als Hip Hop. Auch wenn ich Punk aus genau dem Grund, den ich weiter oben angeführt habe, vergleichsweise weniger abgewinnen kann als Metal. Ich mag komplexe Arrangements. Ist halt so. Da bin ich anfällig. Ich liebe es, Nuancen, Spielereien, Aspekte und Hintergründiges in einem Song erst dann zu entdecken, wenn ich ihn zum vierten oder fünften Mal gehört habe. Das begeistert mich. Und dieser durchgängige Beat in vielen Hip Hop Song langweilt mich schon von Haus aus sehr. Ich mag auch Metal-Songs nicht so gern, die aus einem einzigen Riff bestehen. Es gibt natürlich, und da bin ich zu sehr Metaler, Ausnahmen. Ministrys New World Order zum Beispiel. Nur ist mir bewusst, dass das keine große "Kunst" (!) ist. Obwohl mir das Lied extrem gut gefällt. Und ich denke, so geht es auch einem Hip Hop Hörer. Er weiß, es ist keine große Komplexität, der er da frönt, aber das ist ihm nicht so wichtig. Und das ist,.. das muss mir völlig klar und recht sein.
Wenn du das Können was mit Rap zusammenhängt nicht anerkennst, kann ich auch nicht viel machen, außer für dich nochmal auf Atemtechnik, Lungenvolumen, Reimtechnik, etc. hinzuweisen. Du kannst ja nicht einfach nur Haus-Maus-Reime zusammen schmeißen. Es braucht bestimmte Vokalabfolgen um sie schnell wegsprechen zu können. Dann auch noch die Silbenlänge, oder Länge von Reimketten, welche manche Künstler da schaffen. Oder sowas wie Freestyle Rap, wo du dir den Kram aus den vielen Reimen in deinem Kopf mal eben zusammen bastelst. Entschuldige, aber wenn man das nicht als Können anerkennt, weiß ich es auch nicht.
Doch, natürlich ist das Können. Auch der von dir angesprochene Freestyle ist sicher nicht einfach zu bewerkstelligen. Es ist halt nicht komplex, was man da HÖRT. Und allein deshalb nichts, was mich begeistert. Ganz abgesehen davon, dass mir persönlich ein Beat (mit Sprechgesang) als Musik schlicht nicht gefällt. Ich mag es nicht. Und das ist natürlich auch immer ein Stück weit
nicht objektiv zu begründen. Sondern subjektives Empfinden. Recht objektiv hingegen gefällt mir diese Ghetto-Attitüde nicht, die in manchen Bereichen des Hip Hop Dauertrend ist. Alles, was damit assoziiert wird, langweilt mich. Ich finde es sogar regelrecht nervig. Was meinst du, was für eine Musik ein Totalverweigerer-Kiddo heute im Regelfall hört? Die, die null Bock auf Schule haben und deshalb lieber aussteigen? Deutschen Rap. Ich habe noch nie erlebt, dass solch ein Kind andere Musik gehört hätte, als deutschen Was-weiß-ich-Rap. Irgendein Zusammenhang muss da also - objektiv - bestehen. Wie auch immer der aussieht.
Mit dem Beat und dem DJing/Sampling ist das übrigens genauso. Ich verstehe diese Gekrähe nach "handgemachter" Musik so gar nicht. Da hängt dann immer dieser unsinnige Begriff von Ehrlichkeit und Authentizität dran. Obwohl es halt kein Stück unehrlicher ist, wenn Musik digital erstellt wurde. Als wäre das wesentliche dann irgendwie einfacher. Selbst ein Musicmaker ist letztendlich auch nur ein Instrument auf dem man irgendwie spielen lernen muss. Es mag an der E-Gitarre sicher noch schwerer sein, den gewünschten Ton zu entlocken, aber der Schwierigkeitsgrad beim erstellen ist mir persönlich am Ende ziemlich egal. Genauso ist mir egal, ob jetzt jemand die Musik ganz ehrlich und authentisch mit einer Band aufgenommen hat, oder den Kram einfach im Kopf hatte und selbst per Drumcomputer programmiert hat. Das Ergebnis ist am Ende eine Geräuschabfolge, die ich mag oder eben nicht.
Der Gitarrist erzeugt bestimmte Noten, Riffs, etc. genau wie der Drummer und Basser. Der DJ nimmt kurze Samples davon und baut wieder eigene Sachen damit zusammen. Alle müssen dabei einen entsprechend großen Wissensschatz über ihr jeweiliges Instrument im Kopf haben. Das war jetzt aber eher ein Exkurs!
Ja, und zwar ein ziemlich cooler Exkurs. Und du hast völlig Recht. Mit "handgemacht" meinte ich, und das muss ich echt besser kommunizieren,
selbstgemacht. Also nicht dieses Kommerzzeug, das von Plattenfirmen geschrieben wird und nur einem hübschen Gesicht in die Fresse gelegt wird. Klar ist handgemacht auch Computer oder so. Ich liebe Nine Inch Nails. Sogar Prodigy mag ich gern. Und natürlich sind das echte Künstler. Du hast also... mit jedem Wort Recht!
Letztendlich kann Hip Hop natürlich völlig unkomplexe Musik sein. Das kann Metal aber auch. Hip Hop kann aber eben auch sehr komplex werden. Und wie gesagt: Das Punk und irische Musik dann besser (weil komplexer) sein soll, ist dann auch irgendwie nicht passend.
Es gibt auch anspruchsvolle irische (Volks-)Musik. Schonmal David Kincaid gehört?
Aber egal... Stimmt schon. Musikalische Vorliebe lässt sich nicht nur theoretisch begründen. Sie ist immer - wie etwa eine Lieblingsfarbe - Ansichtssache. Allerdings wollte ich meine musikalischen Vorlieben auch etwas theoretisch unterfüttern. Wenigstens... theoretisch.