"Images & Words" - was soll ich sagen? Das Album ist damals wie ein Vorschlaghammer in meine musikalische Welt gecrasht, die ersten Takte von "Pull me under", dieses seltsame Drumming zum Beginn (hakt die CD???) - es hat mich schlicht umgeworfen! Bis zu jener Zeit bestand meine musikalische Welt primär aus dem seinerzeitigen Mainstream, AC/DC, Queen (noch nicht in der Tiefe erkundet), Iron Maiden, Metallica (fand ich streckenweise gar zu hart für meine Ohren! Stelle man sich mal vor), Saga - und sehr viel Hardrock aus dem Radio-Airplay, von John Farnham bis zum finalen Countdown. Dazu ein wenig "Härteres" von den Pretty Maids, Pink Cream 69, Gary Moore, Magnum...das war so der musikalische Horizont anno 1992.
"Images..." habe ich zusammen mit Asias "Aqua" (ich liebe das Cover ;-)) erworben, seinerzeit gab es ab und an von letzterem "Who will stop the Rain" im Radio, was mich denn doch beeindruckt hat. Meine Liebe und tiefere Neugier für Musik sollte mit diesen beiden Alben Fahrt aufnehmen - ich brauchte ein "Mittelchen" gegen Liebeskummer. Speziell "Aqua" mit seinen wunderschönen Tränentreibern war zum "Leiden" bestens geeignet, "Images..." war der Blick nach vorn!
Grundsätzlich konnte ich das Werk zunächst nirgendwo einsortieren: von "Prog" hatte ich nur sehr entfernt gehört, natürlich war man da aber eher in den 70ern unterwegs, YES und ELP waren Begriffe, die sich aber kaum mit der dazugehörigen Musik füllen ließen, dass Genesis auch mal zu den "Großen" dieses Genres gehören war mir gänzlich unbekannt seinerzeit. Natürlich brauchen wir an dieser Stelle nicht erwähnen, dass die härteren Vertreter des Genres (Fates Warning usw.) mal komplett an mir vorbei gegangen waren.
Ich kann mich noch heute daran erinnern, wie ich "I&W" erstmalig aufgelegt habe: auf dem Bett liegend, ein Buch dabei (Lesen und Musik hören gehörten seinerzeit immer irgendwie zusammen), doch spätestens aber der Mitte von "Pull..." war das Buch absolute Nebensache. Der Song packte mich mit einem Mal und ich habe das Ding bestimmt 3 x "repeatet", ehe ich dann mal auf "Another Day" weiter laufen ließ: eine Ballade, passte so gar nicht in den Kontext des Vorängers, dann "Take the Time", die erste, richtig fordernde Abfahrt im Mittelteil - "just let me catch my Breath". So seltsam vertrackt und doch so eingängig, trostspendend angesichts der damaligen Siutation (s.o.) und trotzdem Heavy, lebensbejahend - also kam ich dann auch hier mal erst nur zu 3, 4 weiteren Durchläufen der beiden Songs, zumal "Another Day" irgendwie auch textlich prima in meine Situation passte, wenn auch eher vom Tränentreibfaktor her.
"Surrounded" - schon wieder eine Ballade? Ja und nein! Ich habe grundsätzlich ein Faible für Songs solcher Bauart (ruhig mit späterem Wums) - aber Surrounded, das war noch mal eine ganz andere Kampfklasse, dieses Verspielte zog mich erneut in seinen Bann.
Spätestens jetzt bleibt festzuhalten, dass "I&W" auch sehr abwechslungsreich ausgefallen war - und dass schon an dieser Stelle. Balladen im Wechsel mit ausgefeilten, härteren Songs, als "Plüschprog" habe ich das Ganze seinerezeit natürlich nicht wahgenommen. Nochmal Song 1 - 4 mit dem Textblatt in der Hand und das Cover studiert (bis heute eines der für mich stimmungsvollsten Cover überhaupt und bestens passend zum Album).
...und dann: Weihnachten! Zumindest dem Glöckchenspiel nach, was für eine geniale Idee, welch eine Verknüpfung des eher düsteren Textes mit dieser schlicht ergreifenden Musik! In Summe hat mich "Metropolis 1" erstmal baff zurück gelassen. Was bei "Take...", "Pull...." und "Surrounded" eher angedeutet war wurde hier ausladend und auf den ersten Hör gar anstrengend - aber allein dieses winterliche Glöckchenspiel....unnötig zu erwähnen, dass ich den kompletten Song mittlerweile auf einem Xylophon mit verbundenen Augen spielen könnte - also, wenn ich Xylophon spielen könnte. Neben "Learning to Live" ein absolutes Oberhighlight auf einem Album, das für mich bis heute ausschließlich aus Highlights besteht, ziehen wir "Another Day" aus heutiger Sicht mal ab - wobei: wieso eigentlich....?
"Under a Glass Moon", noch so eine Abfahrt, was für ein glänzendes Stück Musik. Ich nehme an, von allen "I&W"-Songs der am seltensten live dargebrachte Song und das ist schade.
Mit "Wait for Sleep" spielt LaBrie seine wohl größte Stärke aus, nennen wir es "die gehauchte Ballade". Dazu dieses ebenso simpel wie effektiv und wunderschön erscheinende Piano von Kevin Moore - ein Stück das regelrecht eine Art Sehnsucht ausstrahlt, knapp 2 Minuten Gefühl, die es in dieser Form auf
keinem folgenden DT-Album mehr geben sollte, auch wenn "The Spirit carries on" nah dran ist. Immer dieses Bild einer jungen Frau im Negligee, nachdenklich, hin und her gerissen aus verschiedenen Gründen....eine Balkontür, ein Vorhang der sich seicht im Nachtwind bewegt - so viel Kino für 2 Minuten, regelrecht greifbar!
Finale: "Learning to live" - schräg! Am ehesten auf der Linie von "When Dream and Day unite" (was mir natürlich damals gänzlich unbekannt war) - und der nach "Metroplis" härteste Brocken zum Verarbeiten. Was für eine Weltklasseleistung eines Songs...
Es geht ja oft um das "Altern" einer Scheibe: "I&W" hat nicht mehr die
Magie, die es seinerzeit zu einem 10 Punkte-Album für mich werden ließ (hier kamen verschiedene Faktoren zusammen),. wohl aber die Klasse, eine absolut kompositorische Oberklasse, die in der Summe für mich nur noch auf "Scenes..." und über weite Strecken auf dem Debut erreicht wurden - und, ja, auch auf "Black Clouds...", das für mich im Grunde eine Art Schulterschluss aus den plötzlich fast thrashigen Elementen ("Six Degrees 1" und "Train of Thought") und den "melodiösen" Dream Theater darstellt. Hatte man diese Elemente noch auf "Octavarium" eher strikt getrennt, so verband man sie auf "Black Clouds...:" wieder zu einem Ganzen.
Ich habe es hier oft geschrieben und unterstreiche damit auch noch einmal gern die Aussage von
@GrafWettervomStrahl diesbezüglich: Kevin Moore war ein ganz, ganz entscheidender Faktor in der Bandchemie von DT, keiner seiner Nachfolger konnte ihm - der individuellen Klasse zum Trotz - je das Wasser reichen. Portnoy war nicht "nur" der Schlagzeuger der Band, er war ein Motor, der DT permanent angetrieben hat, der Turbo, der immer neue Varianten zum Tragen brachte. Nur in dieser Besetzung sind DT für mich tatsächlich DT.
Vielleicht ist die aktuelle Inkarnation der Band allein schon deshalb für mich eher ein "Petrucci/Rudess-Project" geworden, natürlich noch immer mit einer ordentlichen Portion toller Musik, aber kalkulierter. "Images..." hat eine ganze Szene und auch Teile meines Lebens geprägt, es vergeht nicht ein Jahr, wo das Teil nicht wenigstens 5 - 10 x gelaufen ist, dann auch oft direkt hintereinander. Es war der Türöffner in ein für mich bis heute spannendes musikalisches Paralleluniversum. Bis heute würde ich auch "plüschig" nicht wirklich mit dem Album assoziieren, obgleich die ruhigeren Momente nicht von der Hand zu weisen sind und die seinerzeit eingesetzte "Hochglanzproduktion à la Prater" schon ihr Übriges dazu beigetragen hat, "I&W" zu schleifen. Sicherlich war dies auch der Versuch, diese Form von Musik im Mainstream zu verankern (die Parallele zu "Parallels" - hihi - sehe ich hier im Übrigen auch) - und sind wir ehrlich, am Ende hat es auch funktioniert.
Abschließend: nicht EIN Song des Albums ist für mich heute "totgenudelt" - auch nicht "Pull me under". "Images...." hat einen völlig eigenen Platz in meiner musikalischen Welt, den wird es auch immer behalten. Allein die Tatsache, dass hier im Faden immer und immer wieder die Sprache auf eben genau
dieses DT-Werk kommt unterstreicht auch seinen Stellenwert in der Gesamtheit - sowohl DT-"intern" als auch für eine gesamte Szene.