Ach, das sind ja viele Themen, die hier angesprochen werden. Zu den Gewohnheiten in Szene bzw. Publikum und der möglichen oder tatsächlichen "Marktlage" für solche Musik möchte ich mich eher nicht äußern - abgesehen davon, dass Enforcer wohl alleine schon deshalb nicht durch die Decke gehen werden, weil ihnen eben anders als der sattsam bekannten Riege Ghost, Sabaton, Powerwolf, Amon Amarth, Rammstein, Volbeat etc. ein entsprechendes vermarktbares signifikantes "Image" weitestgehend fehlt.
Die Musik auf "Zenith" ist allerdings ein anderes Kaliber. Ich mache es mal kurz und verweise an dieser Stelle auf das, was ich schon vor Monaten mal
zu Iron Maiden geschrieben habe: "Zenith" kommt mit seinem stilistischen Abwechslungsreichtum einerseits, den auf den Punkt komponierten Songs andererseits und schließlich noch (natürlich gekünstelten, aber dennoch ziemlich passenden) Spielereien bei Produktion und Sound tatsächlich den da genannten Punkten schon sehr nahe - und zwar viel näher als der größte Teil in den letzten Jahren in Legionsstärke aufgetauchten handwerklich guten Trad-Metal-Kapellen.
In Erinnerung zu rufen wäre auch noch ein Punkt, der im RH-Interview (aber wahrscheinlich auch anderswo) angesprochen wurde: Da hieß es, man erinnere sich gerade deshalb an bestimmte 80er-Alben so gut, weil da unter den versammelten Songs eine ähnliche Heterogenität herrschte. Wenn man mal "Powerslave" nimmt, dann stellt man folgende Abfolge fest: Uptempo-Opener, Ohrwurm-Rocker, Instrumental, scharfer Heavy-Song, fast schon doomiges Stück ("The Duellists"), dann noch eine Speed-Nummer, dann ein Groove-Epos und schließlich ein epochaler Longtrack. Verglichen damit (oder eben mit vielen anderen 80er-Platten) ist z.B. "Darkness Remains" von Night Demon bei aller Klasse geradezu homogen, bei anderen hochgelobten Platten der jüngeren Vergangenheit (z.B. "Rod", "Electric Conjuring", "Hell Machine", "Satan's Hallow", "Hellions Of Fire", "Speed And Violence") sieht's auch nicht viel anders aus. Lichtblicke in dieser Hinsicht gibt's eher nur, wenn's eher in Richtung Hardrock geht (z.B. die letzten Platten von Hällas, Horisont, Wytch Hazel und Night), aber beim Metal ist das üblicherweise alles eher einseitig.
Ach, das sollte jetzt kein Rundumschlag werden.
Denn: Bei "Zenith" brennt sich dieser Abwechslungsreichtum bei mir geradezu ein. Dieser Dicke-Hose-Rock à la Scorpions oder Crüe in "Die For The Devil", dann "Zenith Of The Black Sun" mit seinem Warlord-Akustik-Intro und schließlich dem altbekannten "Heaven And Hell"- oder "Crusader"-Beat, auf die Fresse in "Searching For You" (aber mit Groove-Passagen dazwischen), schließlich "Regrets" als Ghost-ige Stampfer-Ballade. "The End Of A Universe" mit seinem Midtempo erinnert wiederum irgendwie an Accepts "Blood Of The Nations"-Titeltrack (markant ist aber auch das kuriose Break zum Refrain hin). Es folgen "Sail On" mit seinem überdrehten Gesang und dem hackigen, leicht Prog-beeinflussten Rhythmus und "One Thousand Years Of Darkness" als Keyboard-lastige Euro-Metal-Nummer. Am Ende gibt's dann eben noch mal Speed mit "Thunder And Hell" (und das "Heaven And Hell"-Akustik-Outro), hernach den Disco-Mitklatscher "Forever We Worship The Dark" und natürlich "Ode To Death" als abschließendes Epos.
Es geht also rauf und runter, und diese Abfolge ist eben wirklich
sehr memorabel. Jedes Stück steht einerseits für sich, durch den Kontrast ergibt sich aber eine ziemlich gelungene Abfolge, die das Album als Ganzes dann mindestens ebenso gut trägt, wie es eine Anzahl an ähnlichen Trad-Metal-Nummern hätte tun können. Qualität gewinnt das Album übrigens auch dadurch, dass sich Enforcer an keiner dieser Nummern wirklich verheben - es wird nie zu ausufernd, sondern bleibt immer übersichtlich und fassbar.
Ach, jetzt hab ich fast schon ein Review geschrieben...
Aber trotzdem: "Zenith" wirkt mit diesem Abwechslungsreichtum und Fluss einfach sehr erfrischend, vollständig, zu keiner Sekunde eintönig und hat eine unglaubliche Ohrwurm-Dichte - mithin also alles, was ein Album braucht, um lange in Erinnerung zu bleiben. Und vielleicht auch außerhalb der bisherigen Zielgruppe zu punkten, hehe. Aber ich glaube, um letzteres ging es in dieser Form nun auch nicht gerade.