Erst verdammt, dann vergöttert. Reviews im Wandel der Zeit

Sixixix

Till Deaf Do Us Part
Immer wieder lese ich Albumkritiken, die sich bei VÖ komplett anders lesen als ein Jahr oder 30 Jahre später.
Ein Beispiel: als die Under Jolly Roger von Running wild rauskam, wurde sie mit 2/7 Punkten in der damals praktisch einzigen Metalzeitschrift komplett verrissen. Jahre (genauer gesagt 25 Jahre später) meinte diese Zeitschrift, dass eben jenes Album der Band DER Klassiker schlechthin ist.

Andersrum gehts aber auch, und das fällt mir seit einigen Jahren extrem gehäuft auf. Ein Album kommt raus, wird hochgelobt und schöngeredet, und wenn dann ein, zwei Jahre später der Nachfolger dazu rauskommt, heißt es echt sehr, oft sinngemäß „...wies der Vorgänger doch noch große Schwächen auf...“ oder ähnlich Verreißendes, und die aktuelle Platte ist dann wieder gaaanz stark und back to their roots und so weiter, bis das nächste Album rauskommt..
 
Darum sind ja auch Rezensionen nur ein Richtwert. Geschmäcker verändern sich im Laufe der Zeit und Alben, die ich noch vor 15 Jahren total geil fand, geben mir heute nix mehr und vice versa. Viele andere bleiben natürlich Dauerbrenner (oder Nichtbrenner :D ).
 
Darum sind ja auch Rezensionen nur ein Richtwert. Geschmäcker verändern sich im Laufe der Zeit und Alben, die ich noch vor 15 Jahren total geil fand, geben mir heute nix mehr und vice versa. Viele andere bleiben natürlich Dauerbrenner (oder Nichtbrenner :D ).

Zwischen Deiner und meiner Meinung und den Reviews in Fachmagazinen besteht aber ein Unterschied: wir haben unsere Geschmäcker, die sich auch ruhig wandeln und ändern dürfen.
Solche Zeitschriften haben durch ihre Reviews praktisch ganze Schicksale von Bands in der Hand, zum Einen.
Zum Zweiten kann man als Zeitschrift nicht so subjektiv herangehen wie wir, sondern sollte objektiv sein, und da kann ich nicht heute so und in einem Jahr so sagen, zumal diese Zeitschriftenbzw. Kritiker nicht ihre eigene Meinung kundtun (sollten), sondern für sich in Anspruch nehmen, objektiv zu sein und was von der Sache verstehen. Und da lassen sich gerade junge Hörer dann schon gut manipulieren.
 
Zum Zweiten kann man als Zeitschrift nicht so subjektiv herangehen wie wir, sondern sollte objektiv sein
Und das ist der Grund, warum ich mir keine Magazine (nein, auch das DF nicht) hole. Musik kann man in meinem Universum nicht objektiv beurteilen. Mir ist egal, wie technisch ausgereift irgendein Kasper da sein Instrument bedient, oder wie "schlüssig" ein Song geschrieben ist. Er muss mich berühren. Das macht Musik für mich aus. Und nichts mehr. Darum kann ich mir in der einen Sekunde Venoms Welcome To Hell anhören und anschließend Dream Theaters Images And Words. Oder Scandroids Monochrome. Alles vollkommen differente Musik, alles irgendwie gemacht. Aber so, dass es mich berührt. Irgendwo.
 
Immer wieder lese ich Albumkritiken, die sich bei VÖ komplett anders lesen als ein Jahr oder 30 Jahre später.
Ein Beispiel: als die Under Jolly Roger von Running wild rauskam, wurde sie mit 2/7 Punkten in der damals praktisch einzigen Metalzeitschrift komplett verrissen. Jahre (genauer gesagt 25 Jahre später) meinte diese Zeitschrift, dass eben jenes Album der Band DER Klassiker schlechthin ist.

Andersrum gehts aber auch, und das fällt mir seit einigen Jahren extrem gehäuft auf. Ein Album kommt raus, wird hochgelobt und schöngeredet, und wenn dann ein, zwei Jahre später der Nachfolger dazu rauskommt, heißt es echt sehr, oft sinngemäß „...wies der Vorgänger doch noch große Schwächen auf...“ oder ähnlich Verreißendes, und die aktuelle Platte ist dann wieder gaaanz stark und back to their roots und so weiter, bis das nächste Album rauskommt..
Also, dass "Band XY hat mit Album Z ein Meisterwerk geschaffen" in ein, zwei Jahren zu "nach dem eher zwiespältigen Album Z hat sich Band XY zum Glück wieder..." werden kann (beim selben Redakteur wohlgemerkt), ist mir beim Stöbern im Review-Archiv einer bekannten Rock-Hard-, ähm, Hard-Rock- und Metal-Zeitschrift schon öfter aufgefallen.
Allerdings lagen da zwischen dem Schreiben der Reviews wie gesagt Jahre, beim Lesen nicht mal Minuten.
Trotzdem immer wieder amüsant. :D
 
Zwischen Deiner und meiner Meinung und den Reviews in Fachmagazinen besteht aber ein Unterschied: wir haben unsere Geschmäcker, die sich auch ruhig wandeln und ändern dürfen.
Solche Zeitschriften haben durch ihre Reviews praktisch ganze Schicksale von Bands in der Hand, zum Einen.
Zum Zweiten kann man als Zeitschrift nicht so subjektiv herangehen wie wir, sondern sollte objektiv sein, und da kann ich nicht heute so und in einem Jahr so sagen, zumal diese Zeitschriftenbzw. Kritiker nicht ihre eigene Meinung kundtun (sollten), sondern für sich in Anspruch nehmen, objektiv zu sein und was von der Sache verstehen. Und da lassen sich gerade junge Hörer dann schon gut manipulieren.
Wie soll ich denn erzeugte Emotionen objektiv bewerten? Ich bitte Dich.
 
Wie soll ich denn erzeugte Emotionen objektiv bewerten? Ich bitte Dich.
Nichtsdestotrotz können Reviews durchaus objektiv sein. Ich erinnere zum Beispiel mich an ein Review in der bereits von mir angeführten Zeitschrift, auch wenn mir der Name der Band und des Albums entfallen ist:

"Abgesehen davon, dass die Platte zerbrochen bei mir ankam, kann ich nichts Schlechtes an [...] finden."

Sehr geil!
 
Wie soll ich denn erzeugte Emotionen objektiv bewerten? Ich bitte Dich.

darum gehts ja nicht so ganz. Der punkt ist, dass ich nicht verstehe, wie es in ein und derselben Fachzeitschrift heute heißen kann, schlechte Platte, mies mies, und später diese Platte als bahnbrechend und wegweisend dargestellt wird, und das Ganze eben auch vice versa.
 
darum gehts ja nicht so ganz. Der punkt ist, dass ich nicht verstehe, wie es in ein und derselben Fachzeitschrift heute heißen kann, schlechte Platte, mies mies, und später diese Platte als bahnbrechend und wegweisend dargestellt wird, und das Ganze eben auch vice versa.
Okay. Las sich zwischendurch anders.
 
Die Idee hab ich schon seit Jahren: Reviewer renomierter Blätter nehmen sich damals besprochene Scheiben nochmal vor und bewerten sie neu - auch mit Bezug auf ihr damaliges Review. Wäre bestimmt interessant....

stimmt. Man kann seine Meinung ja revidieren, kein thema. Aber dann sollte da auch dabei stehen, dass man das zur damaligen Zeit anders oder falsch oder so gesehen hat, und eben nicht so tun, als wenn es schon immer klar gewesen wäre, dass die jetzige Review schon damals in Stein gemeißelt stand.
 
darum gehts ja nicht so ganz. Der punkt ist, dass ich nicht verstehe, wie es in ein und derselben Fachzeitschrift heute heißen kann, schlechte Platte, mies mies, und später diese Platte als bahnbrechend und wegweisend dargestellt wird, und das Ganze eben auch vice versa.
Passiert halt manchmal. Hellhammer galten 1984 bei vielen als Müll, die "Apocalyptic Raids" im Zuge des DM-Booms 1991 als wegweisenden Klassiker bezeichneten. Kann passieren. :D
 
Passiert halt manchmal. Hellhammer galten 1984 bei vielen als Müll, die "Apocalyptic Raids" im Zuge des DM-Booms 1991 als wegweisenden Klassiker bezeichneten. Kann passieren. :D

Genauso wie die ersten beiden Sepultura-Scheiben. Was hat man damals im MH gegen diese Band gewettert, das würde niemals was werden, unterirdisch etc., und vor einiger Zeit hab ich die beiden Alben dann in nem Death-Metal-Klassiker special als wegbereitend gesehen. Leider fehlen mir, offen gestanden, die Quellen, und damit auch die beweise für meine Behauptung.
 
Es sollte noch nen Gegen-Thread dazu geben.... "Erst vergöttert, dann verdammt".... da gibt´s sicherlich auch viele Alben.
 
die 4 Punkte oder der Klassiker?
;)
Das Blut der Ketzer wird die Straßen rot färben!

BloodyStreet8thAvenue.jpg
 
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