Faszinierend schlechte Musik

Ich möchte euch mein jüngstes Konzert"erlebnis" nicht vorenthalten. Ne Freundin hatte Karten für die Factory besorgt, nichts wo ich aus eigenem Antrieb hingegangen wäre, aber ich dachte, naja, guckste dir mal an, was da so los ist. Erster Slot war eine Hamburger(?) Band namens Leichtmatrose. Im Grufti-(oder alles was sich dafür hält)Bereich ist es ja tendenziell schon nicht allzu schwierig, sich dem absoluten musikalischen, textlichen und auftreterischen Cringe anzunähern und selbst dafür genügend Fans zu kriegen, aber die waren schon außerordentlich trashig und ich würde mir fast die Behauptung erlauben, ein Anwärter für den Nachtblut-Award :D Der Bassist war Typ Altherrenrockstar, der Keyboarder augenscheinlich Markus Jülichs verschollener Zwillingsbruder, der Sänger ein Marc Terenzi meets Harald Glöckner Double mit Spasmen, gekleidet in bester Klischeemanier (Lederhose, Glitzer, Plüschmantel, den er sich irgendwann abwarf und drunter nix) und der Gitarrist stand einfach nur die ganze Zeit unbeweglich mit einer "please kill me" Miene da (später erfuhren wir, dass er eigentlich von der nachfolgenden Band war, und auf dem Posten wohl kurzfristig aushelfen musste).
Geboten wurde nach einem Anfang, der irgendwie nach Westernhagen klang, der übliche Dark Rock/Pop/Electro Kitsch mit Vokaloveracting, so einer von der Sorte, die musikalisch zwar kurz vorm Musikantenstadel stehen, aber sich trotzdem für mega rockig, rebellisch und tiefgründig halten - (Bandselbstbeschreibung Elektro Chanson (ololol) was sich vmtl. auf das sporadische Vorkommen eines Accordeons bezieht...). Der Sänger formulierte Textzeilen wie "die ganzen Schlageromis waren plötzlich deine Homies" und "hart war der Schlag, das Auto fast ein Sarg" und fühlte sich bei der inflationären Verwendung unflätiger Worte so geil wie wir in der zweiten Klasse beim Tictactoe hören. Dazu overload zappelndes Stageacting, halb gelungene Schreipassagen und natürlich Publikums-Klatsch-und-Sing-Aufforderungen, auch der Keyboarder ging hinter seinem Instrument mehr ab als ein Großteil des Publikums, wobei er allerdings irgendwie die Bemühtheit eines Sachbearbeiters verströmte.
Alles in allem wurde ich einen ganz kurzen Moment, bevor die Fremdscham Überhand nahm, durchaus amüsiert, aber rückblickend hätte ich dafür definitiv mehr Sekt intus haben müssen. Holy Christ...!
 
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Ich möchte euch mein jüngstes Konzert"erlebnis" nicht vorenthalten. Ne Freundin hatte Karten für die Factory besorgt, nichts wo ich aus eigenem Antrieb hingegangen wäre, aber ich dachte, naja, guckste dir mal an, was da so los ist. Erster Slot war eine Hamburger(?) Band namens Leichtmatrose. Im Grufti-(oder alles was sich dafür hält)Bereich ist es ja tendenziell schon nicht allzu schwierig, sich dem absoluten musikalischen, textlichen und auftreterischen Cringe anzunähern und selbst dafür genügend Fans zu kriegen, aber die waren schon außerordentlich trashig und ich würde mir fast die Behauptung erlauben, ein Anwärter für den Nachtblut-Award :D Der Bassist war Typ Altherrenrockstar, der Keyboarder augenscheinlich Markus Jülichs verschollener Zwillingsbruder, der Sänger ein Marc Terenzi Double mit Spasmen, gekleidet in bester Klischeemanier (Lederhose, Glitzer, Plüschmantel, den er sich irgendwann abwarf und drunter nix) und der Gitarrist stand einfach nur die ganze Zeit unbeweglich mit einer "please kill me" Miene da (später erfuhren wir, dass er eigentlich von der nachfolgenden Band war, und auf dem Posten wohl kurzfristig aushelfen musste).
Geboten wurde nach einem Anfang, der irgendwie nach Westernhagen klang, der übliche Dark Rock/Pop/Electro Kitsch mit Vokaloveracting, so einer von der Sorte, die musikalisch zwar kurz vorm Musikantenstadel stehen, aber sich trotzdem für mega rockig, rebellisch und tiefgründig halten - (Bandselbstbeschreibung Elektro Chanson (ololol) was sich vmtl. auf das sporadische Vorkommen eines Accordeons bezieht...). Der Sänger formulierte Textzeilen wie "die ganzen Schlageromis waren plötzlich deine Homies" und "hart war der Schlag, das Auto fast ein Sarg" und fühlte sich bei der inflationären Verwendung unflätiger Worte so geil wie wir in der zweiten Klasse beim Tictactoe hören. Dazu overload zappelndes Stageacting, halb gelungene Schreipassagen und natürlich Publikums-Klatsch-und-Sing-Aufforderungen, auch der Keyboarder ging hinter seinem Instrument mehr ab als ein Großteil des Publikums, wobei er allerdings irgendwie die Bemühtheit eines Sachbearbeiters verströmte.
Alles in allem wurde ich einen ganz kurzen Moment, bevor die Fremdscham Überhand nahm, durchaus amüsiert, aber rückblickend hätte ich dafür definitiv mehr Sekt intus haben müssen. Holy Christ...!

Und wie war Herr Heppner selbst?
 
Und wie war Herr Heppner selbst?
Ich bin ja mit dem Solowerk bisher nur bruchstueckhaft warmgeworden, kannte vom neuen Album gar nichts - ich vermute mal, dass ich das auch weiterhin nicht auf Platte brauche, aber live war's schon ganz nett! Auch wenn die Solowerke rein kompositorisch natuerlich um Laengen nicht an die aelteren Wolfsbeimsachen rankommen und der ein oder andere deutsche Text schon ein bisschen peinlich daherkam, ehrenhafte Ambitionen hin oder her. Zugegebenermassen ist meine Schmerzgrenze bei deutschen Texten aber allgemein sehr niedrig.
Es wurden auch eine gute Latte alter Gassenhauer zum besten gegeben (wo man dann auch im Publikum am Abgehen und Mitsingen deutlich gemerkt hat, dass ein Grossteil der alten Wolfsheimfans da waren, die genau darauf gehofft haben :D), wobei ich persoenlich mir diesbzgl. mehr Kramen in den 2.Reihe-Songs-Schubladen gewuenscht haette ;) Hat sich der Zwist eigtl mittlerweile gelegt? Ich dachte Markus Reinhardt haette Heppner verboten, mit dem alten Material weiterzuwirken...
 
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Ich bin ja mit dem Solowerk bisher nur bruchstueckhaft warmgeworden, kannte vom neuen Album gar nichts - ich vermute mal, dass ich das auch weiterhin nicht auf Platte brauche, aber live war's schon echt cool! Auch wenn man natuerlich schon merkt, dass kompositorisch was fehlt. Es wurden aber auch eine gute Latte alter Gassenhauer zum besten gegeben (wo man dann auch im Publikum am Abgehen und Mitsingen deutlich gemerkt hat, dass ein Grossteil der alten Wolfsheimfans da waren, die genau darauf gehofft haben :D), wobei ich persoenlich mir diesbzgl. mehr Kramen in den 2.Reihe-Songs-Schubladen gewuenscht haette ;) Hat sich der Zwist eigtl mittlerweile gelegt? Ich dachte Markus Reinhardt haette Heppner verboten, mit dem alten Material weiterzuwirken...

Nö, soweit ich weiß, sind die noch immer zerstritten. Ging meines Wissens auch vorallem um die Namensrechte. Wobei ich von Heppner schon häufiger gelesen habe, dass er sich eine Reunion durchaus vorstellen könnte. Und da Markus komplett von der Bildfläche verschwunden ist und ich die Heppner-Solonummern alle nur nett finde, hätt ich auch nichts dagegen. Ich befürchte aber, dass vorher die Hölle zufriert.
Aber schön wenn es gefallen hat. Ich hab Wolfsheim einmal live gesehen und es war abwechselnd zum Einschlafen oder schief.:D
 
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Shelder (Fra) - God Of Vikings (1988)

Monotone Riffs, Kellerlochproduktion und eine Sängerin die wie eine Rotzgöre klingt. Irgendwie gefällt es mir trotzdem.


In Zeiten wo jeglicher Rotz hochgelobt wird, hätten die doch ne gute Chance,als nächstes hippes Ding wie die ganzen langweiligen Retrorocker a la Lucifer, Greta van Gähn und wie se alle heissen, durchzugehen. Muss nur jemand sagen, dasset retro und cool und vintage und so ne scheisse ist :)
Die sind jedenfalls besser wie manche hier gefeierten Nullbands mit Schlaghose und Seidenhemd
 
Ich hab Wolfsheim einmal live gesehen und es war abwechselnd zum Einschlafen oder schief.:D
Das kann ich mir durchaus vorstellen - in MD pendelte er auch desoefteren mal ein paar Vierteltoene daneben, wobei ich nicht weiss, ob das am eigenen Unvermoegen oder am Sound auf der Buehne lag, da er sich auch oft an den In-ears fummelte oder sich ein Ohr zuhielt (was ich so nur von Saengern kenne, um ihre eigene Stimme besser zu hoeren/von gegenlaeufigen Umgebungssounds abzuschirmen). Andererseits kann ich mir auch vorstellen, dass die sich einstellende Mikrotonalitaet durchaus sowas wie ein Stilmittel ist, und zugegebermassen war sie einer leichten psychedelischen Wirkung nicht abtraeglich ;)
 
Das kann ich mir durchaus vorstellen - in MD pendelte er auch desoefteren mal ein paar Vierteltoene daneben, wobei ich nicht weiss, ob das am eigenen Unvermoegen oder am Sound auf der Buehne lag, da er sich auch oft an den In-ears fummelte oder sich ein Ohr zuhielt (was ich so nur von Saengern kenne, um ihre eigene Stimme besser zu hoeren/von gegenlaeufigen Umgebungssounds abzuschirmen). Andererseits kann ich mir auch vorstellen, dass die sich einstellende Mikrotonalitaet durchaus sowas wie ein Stilmittel ist, und zugegebermassen war sie einer leichten psychedelischen Wirkung nicht abtraeglich ;)

Genau so war es auch bei mir!:D
Dazu ein unbeweglicher Markus hinter den Maschinen, ein unbeweglicher Peter am Mikro, et voila: die wohl längste Praline der Welt.
 
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Das witzige ist im Video kommen Plätze in Rostock vor, auf denen ich auch schon mal war. Gott ist das Rotz!
 
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