Gazpacho - Melancholischer Neo Prog/Artrock

progge

Deaf Dealer
Unglaublich, noch kein Thread zu dieser genialen zeter zeter blabla etc.

Also, jetzt echt, Gazpacho sind die absolute Gourmetkost für Atmo-Progger und in dem Bereich mit das Schönste und Berührendste, was ich in den 2000ern kennenlernen durfte. Sehr gefühlvoller Gesang, traumhafte Soundlandschaften, Melodien zum Niederknien, Details zum Nervenvibrieren. Nix für Frickelfreunde, eher was für die Stimmungs-/Softiefraktion. Referenzen sind h-Marillion ("Marbles"-Ära), Pineapple Thief (eingängiger), Porcupine Tree (nur stattdessen gut).

Die Band hatte noch einen recht geradlinigen Start mit den ersten drei Alben, ehe mit "Night" und "Tick Tock" ein 10/10-Punkte-Doppelschlag folgte (2007 und 2009). Gazpacho haben ihre Formel seitdem gefunden und variieren sie auf den Folgealben nur noch im Detail - hier mal eine Weltmusiknote dazu, da mal wieder kompaktere Songs, dort mal prägnantere Percussions. Dadurch tritt bei mir inzwischen ein schnellerer Abnutzungseffekt ein, aber das Grundrezept allein reicht jedesmal problemlos zum neuen Verlieben.
Kurz: Hammer Band.

Im Mai 2018 gibt es mit "Soyuz" auch ein neues Album mit zugehöriger Tour.

Genug geschwafelt, Hörbeispiel:

Wer vergleichbare Bands kennt und empfehlen kann, nur zu.
 
Ich mag so Progressive Sachen, von Katatonia mal abgesehen (tiefste Verehrung), eigentlich nicht sonderlich. Aber Gazpacho sind echt nicht schlecht. Kenne zwar auch nicht alles, aber das hier verlinkte Lied zum Beispiel ist zum niederknien!
 
"Soyuz" ist toll. Sehr smooth, sehr sparsam, dezente Elektronika sind da, die Folkanteile auf ein Minimum reduziert. Das Album fand ich am Anfang etwas langweilig, es setzt sich aber dann doch fest und fräst sich tief in die Seele ein. Bei "Molok" war´s noch andersrum.
 
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Berlin wäre toll, wenn die Lage sich entsoprechend entwickeln sollte ...
Neues Album namens "Lizard" ist auch in der Mache.
 
oh, "Double Headliner", würde ja eher wegen PRR hingehen, GAZPACHO hat bei mir nie so recht gezündet.
 
Wunderschön, wie immer. Etwas spleenig und dahingespielt manchmal, mit den beiden vielteiligen Longtracks vorne und hinten; bei "Space Cowboys" denke ich in der zehnten Minute immer, dass ein neuer Song losgeht; erinnert mich in der Eigenschaft an "Demon". Der Titeltrack funktioniert im Kontext des Albumganzen als rockiger Ausbüchser, ansonsten ist es wieder herrlich verschmust, allein Stimme und Melodien von Jan-Henrik Ohme reichen mir völlig zum Versinken. Und in der siebenten, achten Minute von "Sapien" gibt es wieder einen traumhaft schönen h-Marillion-Gedächtnis-Moment. Kitsch? No way. Einfach Wohlfühlmusik.
Auf jedem Gazpacho-Album wird ja ein ausgesuchtes Element etwas mehr betont als auf den Vorgängern, diesmal sind es m.E. die an klassische Musik angelehnten Chöre.
(Nett ist auch die Dankesliste mit der Ehrerbietung an "all those poor folks who subject themselves to our social media channels with all the absurd rambling they have to wade through to get the updates they so crave". Wer den Facebook-Auftritt mit den regelmäßig meterlangen Präludien vor der Kerninfo kennt, wird sich da wiederfinden.)
 
Jetzt weiß ich wieder, was ich am Freitag neben der neuen Napalm Death beim Media Markt noch verhaften wollte... Freitag stand ich da, kurz vor Feierabend, und kam einfach nicht mehr drauf. :hmmja:
 
Ich komme eben ganz beseelt vom Auftritt im Columbiatheater Berlin. Hatte gedacht, dass Gazpacho in der Prog-Szene einen hohen Status haben, aber mehr als 150 Leute waren nicht da und man hatte massig Platz zum Rumtänzeln - laut Angaben der Vermieter fasst der Laden eigentlich 800 Personen.
Die Band war dankbar und spielte mit einer traumwandlerischen Sicherheit einen bunten Strauß aus Songs ab "Night", wobei die träge "Molok"-Scheibe ausgespart wurde und im Gegenzug das jüngste Album "Fireworker" mit drei Tracks ("Fireworker", "Clockwork" und "Sapien") am stärksten vertreten war. Saustark war das akzentuierte Spiel von Schlagzeuger Robert Johansen und völlig unglaublich Jan-Henrik Ohme, der auch live jeden Ton vollendet singt - keine Abstürze, kein Rumeiern bei den hohen Sachen, keine rauen Momente, einfach perfekt von vorne bis hinten. Da störte auch die Nutzung eines Teleprompters nicht, sind ja keine einfachen Texte.

Wie im heimischen Wohnzimmer haben mich auch live die eher repetitiv arrangierten, sich lang an einem bestimmten Thema festbeißenden Stücke versinken lassen. "Hell Freezes Over I" und "Tick Tock (Part III)" waren reine Gänsehaut und hätten noch ewig weitergehen dürfen. Nur "Vera" als einzige Zugabe und damit Rausschmeißer war nicht die beste Wahl, da hätte es bessere Stücke von "Missa Atropos" gegeben. In Summe trotzdem: Ganz, ganz toll.
Vorband bzw. Co-Headliner (knapp 70min Spielzeit) waren Pure Reason Revolution, die mir musikalisch nichts geben, aber sehr sympatisch rüberkamen und ebenfalls mit starkem Gesang aufwarteten.
 
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