GRÀB - Bavarian Black Metal (ja, für die Lunar-Aurora-Fans)

Thränenkind und WITTR wurden hier ja schon genannt: Die klingen für mich nach Burzum-Epigonen (bei WITTR auch Emperor).

Ernsthaft: Black Metal hat eine solch unglaubliche, stilistische Vielfalt zu bieten:

  • der NWOBHM beeinflusste Sound der Anfangstage (Venom, Mercyful Fate)
  • Black-Thrash verschiedenster Schattierungen (Sodom, Aura Noir, Desaster)
  • der Schweden-Sound (Dissection und die No-Fashion-Schule
  • die finnische Black/Death-Schule (Impaled Nazarene, Beherit, Archgoat)
  • War Metal
  • Industrial Black Metal (DHG, Mysticum etc.)
  • die majestetische hellenistisch-mediterrane Schule (Rotting Christ, Necromantia, alte Moonspell)
  • Gothic Black Metal (COF, Siebenbürgen)
  • folkloristisch angehauchter BM (Ulver, Kampfar, alte Satyricon)
  • diverse theatralisch-kauzige Truppen (Root, Mortuary Drape)
  • noisiger BM (Abruptum, Ildjarn) usw. usf.
  • Schlussendlich natürlich der klassische Norweger-Sound abseits von Burzum und Emperor: Darkthrone, Mayhem, Gorgoroth...

Und aus diesem ganzen Fundus greift sich die dezidiert-linke BM-Szene ausgerechnet Burzum und Emperor als Vorbilder raus?

Ich finde das halt komisch und vielleicht sogar (?) pathologisch.

Nun muss kopieren oder meinetwegen auch adaptieren und weitertragen nichts schlechtes sein (das machen Gráb ja auch), aber man sollte dann halt auch dazu stehen (WITTR gaben ja m.W. durchaus zu, von Burzum beeinflusst zu sein): Das betrifft dann weniger einzelne Bands (dass die nicht immer Einfluss auf die Door-Politik der Clubs haben, ist klar und ich meine, dass zumindest Ultha mal im Interview sagten, dass sie niemanden wegen eines Burzum-Patchs rauswerfen würden), aber die Bands bewegen sich in einer Szene, die sich zumindest teilweise und v.a. in urbanen Räumen von der eigentlichen (Black) Metal-Community abgetrennt hat (bzw. wegen ihres Post-Hardcore-Backgrounds nie einen Bezug dazu hatte).

Was für mich im BM halt keinen Platz hat, ist Bigotterie: @Trollthor berichteteja von einem Konzert mit Burzum-Aufnäher-Verbot. Gut möglich, dass ich auf dem gleichen Konzert (in einem Kölner AZ) war, ich meine, ich habe Thor da getroffen: Da wurde ich mehrmals von veganen BMern wegen meiner Lederjacke angemacht. Jetzt kann man sagen: „OK, Boomer: Zeiten und Szenen ändern sich, gewöhn' Dich dran“, aber ich fand das ganze Szenario mit den hypersensiblen, z.T. glattgegelten, sehr selbstsicheren, aber am subkulturellen Background der eigenen Subkultur weitgehend desinteressierten Studierenden auf und von der Bühne mit ihrem eindeutig burzumesken Sound und den Lyrics über irgendwelche urbanen Beziehungsprobleme, Entfremdung und Isolation befremdlich.

Umso besser läuft mir Gráb rein. Vielleicht weil ich zwar selbst Vegetarier bin, aber Landei bin und diesen akademischen Diskurs-Black Metal nicht brauche.

Wir müssen mehr burning leather wagen!

Du hättest auch gleich schreiben können, dass du in dem von mir obig zitierten Posting eigentlich Spiegelfechterei gegen einen imaginären Feind betrieben hast, so recht wollen mich die beiden genannten Bands als Exempel für jene traditionslosen Gesellen, die nicht mal ihre eigenen Wurzeln kennen respektive diese verleugnen (na was denn jetzt?), jedenfalls nicht überzeugen. WITTR und vor allem aber auch Thränenkind fahren doch einen Sound, der unterschiedliche und schon vor ihnen gebrauchte Metal-Versatzstücke (Metalcore, Post Metal, Black Metal) in einem neuen subkulturellen Kontext (Befindlichkeits-Antifa oder so) neu zusammenschraubt - das ist jetzt in popkulturellen Bezügen keine besonders überraschende Kulturtechnik, über die sich eigentlich nur jene Menschen echauffieren können, für die schon ein ent- und neukontextualisierter, entlehnter Sound plötzlich zum Problem wird, weil sich da jemand erdreistet, sich etwas zu borgen, was ihm nicht gehört, was er nicht wirklich fühlt, von dem er keine Ahnung hat. Das ist sehr nah d'ran an dem, was heute so hip unter der Diskurs-Flagge der kulturellen Aneignung segelt und anhand unterschiedlicher grotesker Beispiele ach-so kontroversiell diskutiert wird. Jedenfalls nervt mich dieses larmoyante Geraunze im Black Metal über jene, die unter falscher Flagge segeln, die den Spirit verraten haben, die die Tradition nicht verstehen und hochhalten immer mehr. Es mag sein, dass das spätestens seit der zweiten Welle ein konstitutiver Bestandteil der Szene war/ist, aber das macht es auch nicht besser: Ein solcher Black Metal, der nicht nicht nur gegenüber einer neuen Jugend bestenfalls störrisch-besserwissend-altväterlich rüberkommt, sondern es sich auch noch gefährlich nahe am geistig-ideologischen Milieu vermeintlich neumodischer kultureller Identitätspolitiken bequem gemacht hat, der ist nicht meiner. Da bin ich dann fast schon lieber ein Befindlichkeits-Antifa-Black-Metal-Hörer. Fast halt.
 
Wir müssen mehr burning leather wagen!
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Du hättest auch gleich schreiben können, dass du in dem von mir obig zitierten Posting eigentlich Spiegelfechterei gegen einen imaginären Feind betrieben hast, so recht wollen mich die beiden genannten Bands als Exempel für jene traditionslosen Gesellen, die nicht mal ihre eigenen Wurzeln kennen respektive diese verleugnen (na was denn jetzt?), jedenfalls nicht überzeugen. WITTR und vor allem aber auch Thränenkind fahren doch einen Sound, der unterschiedliche und schon vor ihnen gebrauchte Metal-Versatzstücke (Metalcore, Post Metal, Black Metal) in einem neuen subkulturellen Kontext (Befindlichkeits-Antifa oder so) neu zusammenschraubt - das ist jetzt in popkulturellen Bezügen keine besonders überraschende Kulturtechnik, über die sich eigentlich nur jene Menschen echauffieren können, für die schon ein ent- und neukontextualisierter, entlehnter Sound plötzlich zum Problem wird, weil sich da jemand erdreistet, sich etwas zu borgen, was ihm nicht gehört, was er nicht wirklich fühlt, von dem er keine Ahnung hat. Das ist sehr nah d'ran an dem, was heute so hip unter der Diskurs-Flagge der kulturellen Aneignung segelt und anhand unterschiedlicher grotesker Beispiele ach-so kontroversiell diskutiert wird. Jedenfalls nervt mich dieses larmoyante Geraunze im Black Metal über jene, die unter falscher Flagge segeln, die den Spirit verraten haben, die die Tradition nicht verstehen und hochhalten immer mehr. Es mag sein, dass das spätestens seit der zweiten Welle ein konstitutiver Bestandteil der Szene war/ist, aber das macht es auch nicht besser: Ein solcher Black Metal, der nicht nicht nur gegenüber einer neuen Jugend bestenfalls störrisch-besserwissend-altväterlich rüberkommt, sondern es sich auch noch gefährlich nahe am geistig-ideologischen Milieu vermeintlich neumodischer kultureller Identitätspolitiken bequem gemacht hat, der ist nicht meiner. Da bin ich dann fast schon lieber ein Befindlichkeits-Antifa-Black-Metal-Hörer. Fast halt.

Ich möchte diesen Post heiraten.
 
Du hättest auch gleich schreiben können, dass du in dem von mir obig zitierten Posting eigentlich Spiegelfechterei gegen einen imaginären Feind betrieben hast, so recht wollen mich die beiden genannten Bands als Exempel für jene traditionslosen Gesellen, die nicht mal ihre eigenen Wurzeln kennen respektive diese verleugnen (na was denn jetzt?), jedenfalls nicht überzeugen. WITTR und vor allem aber auch Thränenkind fahren doch einen Sound, der unterschiedliche und schon vor ihnen gebrauchte Metal-Versatzstücke (Metalcore, Post Metal, Black Metal) in einem neuen subkulturellen Kontext (Befindlichkeits-Antifa oder so) neu zusammenschraubt - das ist jetzt in popkulturellen Bezügen keine besonders überraschende Kulturtechnik, über die sich eigentlich nur jene Menschen echauffieren können, für die schon ein ent- und neukontextualisierter, entlehnter Sound plötzlich zum Problem wird, weil sich da jemand erdreistet, sich etwas zu borgen, was ihm nicht gehört, was er nicht wirklich fühlt, von dem er keine Ahnung hat. Das ist sehr nah d'ran an dem, was heute so hip unter der Diskurs-Flagge der kulturellen Aneignung segelt und anhand unterschiedlicher grotesker Beispiele ach-so kontroversiell diskutiert wird. Jedenfalls nervt mich dieses larmoyante Geraunze im Black Metal über jene, die unter falscher Flagge segeln, die den Spirit verraten haben, die die Tradition nicht verstehen und hochhalten immer mehr. Es mag sein, dass das spätestens seit der zweiten Welle ein konstitutiver Bestandteil der Szene war/ist, aber das macht es auch nicht besser: Ein solcher Black Metal, der nicht nicht nur gegenüber einer neuen Jugend bestenfalls störrisch-besserwissend-altväterlich rüberkommt, sondern es sich auch noch gefährlich nahe am geistig-ideologischen Milieu vermeintlich neumodischer kultureller Identitätspolitiken bequem gemacht hat, der ist nicht meiner. Da bin ich dann fast schon lieber ein Befindlichkeits-Antifa-Black-Metal-Hörer. Fast halt.


Der Hypothese einer Spiegelfechterei gilt mein ganzer Widerspruch, ebenso wie meine Ausführungen in Gänze und in Kontradiktion zu einer von Dir mir unterstellten identitätspolitischen Deutung des Black Metal-Begriffs stehen (als deren Vertreter ich bislang eher Dich identifiziert zu haben glaubte, was womöglich auf einer Missdeutung Deiner bisherigen Elaborate meinerseits zurückzuführen ist und mir, sollte dem so sein, leidtun würde), da ich vielmehr auf den in meinen Augen apodiktisch (für Dich eventuell eher problematisch) numinos-transgressiven Charakter des Black Metals rekurrierte, welcher sich ja gerade (!) politischen im Allgemeinen und identitätspolitischen Deutungsversuchen im Besonderen - von links oder rechts - entzieht und ich derartigen Tendenzen somit per definitionem kritisch gegenüberstehe. Vielmehr, und das mag die Ursache für Deinen identitätspolitischen Deutungsversuch sein, zielte ich auf die jeder Subkultur innewohnenden (und somit auch von mir gelebter) Distinktionslogik ab, den linke und rechte Vertreter*innen der Szene identitätspolitisch nutzen, aber eben von meiner (subjektiven) Warte aus betrachtet aufgrund des schon angesprochenen numinos-transgressiven Charakters des Stils zu Unrecht. Das Numinos-Transgressive des Black Metal kann (und soll) dann auch Befindlichkeiten szeneinterner und –externer Menschen verletzen, aber gerade Szenegänger*innen sollten/müssen ein gewisses Maß an Ambiguitätstoleranz in sich tragen, um einen Zugang zur Szene (im Sinne der Kunst) zu erlangen (und um einen Stern gebären zu können). Ein Beispiel dafür (und damit schließt sich der Kreis zur Diskussion hier) bist ja, quod errat demonstrandum, Du selbst, wenn Du Deathspell Omega-Alben trotz der Aversion gegen die tatsächlichen oder spekulativen Aktivitäten involvierter Musiker*innen hörst oder durch den Erwerb solcher Tonträger unterstützt. Und damit sind wir bei Gráb, wenn deren zur Schau gestellter Körperschmuck die Sentimente von Teilen ihrer Hörerschaft tangiert oder sogar insultiert. Was die Frage des Epigonentums der von mir genannten Bands betrifft, erscheint mir alles gesagt (auch von einer der genannten Bands selbst) und bedarf daher keine Vertiefung, nur so viel: Selbstverständlich bedient sich das salzige Thränenkind burzumesker Stilelemente, und das tun Gráb ja auch. Das Prejorative bringst Du, wie mir scheint, selbst rein. Mein Kritikpunkt zielte ja nicht auf das Epigonale, sondern auf das Negieren der Vorbilder: Goethe war zeitweise ein genialer Epigone antiker Autoren, hat das aber nie negiert oder gar verschwiegen, geschweige denn seine Vorbilder desavouiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Hypothese einer Spiegelfechterei gilt mein ganzer Widerspruch, ebenso wie meine Ausführungen in Gänze und in Kontradiktion zu einer von Dir mir unterstellten identitätspolitischen Deutung des Black Metal-Begriffs stehen (als deren Vertreter ich bislang eher Dich identifiziert zu haben glaubte, was womöglich auf einer Missdeutung Deiner bisherigen Elaborate meinerseits zurückzuführen ist und mir, sollte dem so sein, leidtun würde), da ich vielmehr auf den in meinen Augen apodiktisch (für Dich eventuell eher problematisch) numinos-transgressiven Charakter des Black Metals rekurrierte, welcher sich ja gerade (!) politischen im Allgemeinen und identitätspolitischen Deutungsversuchen im Besonderen - von links oder rechts - entzieht und ich derartigen Tendenzen somit per definitionem kritisch gegenüberstehe. Vielmehr, und das mag die Ursache für Deinen identitätspolitischen Deutungsversuch sein, zielte ich auf die jeder Subkultur innewohnenden (und somit auch von mir gelebter) Distinktionslogik ab, den linke und rechte Vertreter*innen der Szene identitätspolitisch nutzen, aber eben von meiner (subjektiven) Warte aus betrachtet aufgrund des schon angesprochenen numinos-transgressiven Charakters des Stils zu Unrecht. Das Numinos-Transgressive des Black Metal kann (und soll) dann auch Befindlichkeiten szeneinterner und –externer Menschen verletzen, aber gerade Szenegänger*innen sollten/müssen ein gewisses Maß an Ambiguitätstoleranz in sich tragen, um einen Zugang zur Szene (im Sinne der Kunst) zu erlangen (und um einen Stern gebären zu können). Ein Beispiel dafür (und damit schließt sich der Kreis zur Diskussion hier) bist ja, quod errat demonstrandum, Du selbst, wenn Du Deathspell Omega-Alben trotz der Aversion gegen die tatsächlichen oder spekulativen Aktivitäten involvierter Musiker*innen hörst oder durch den Erwerb solcher Tonträger unterstützt. Und damit sind wir bei Gráb, wenn deren zur Schau gestellter Körperschmuck die Sentimente von Teilen ihrer Hörerschaft tangiert oder sogar insultiert. Was die Frage des Epigonentums der von mir genannten Bands betrifft, erscheint mir alles gesagt (auch von einer der genannten Bands selbst) und bedarf daher keine Vertiefung, nur so viel: Selbstverständlich bedient sich das salzige Thränenkind burzumesker Stilelemente, und das tun Gráb ja auch. Das Prejorative bringst Du, wie mir scheint, selbst rein. Mein Kritikpunkt zielte ja nicht auf das Epigonale, sondern auf das Negieren der Vorbilder: Goethe war zeitweise ein genialer Epigone antiker Autoren, hat das aber nie negiert oder gar verschwiegen, geschweige denn seine Vorbilder desavouiert.

Fremdwortmann 2.0…..well done. Möchtet ihr bitte mal live im Videoformat diskutieren? :D
 
Der Hypothese einer Spiegelfechterei gilt mein ganzer Widerspruch, ebenso wie meine Ausführungen in Gänze und in Kontradiktion zu einer von Dir mir unterstellten identitätspolitischen Deutung des Black Metal-Begriffs stehen (als deren Vertreter ich bislang eher Dich identifiziert zu haben glaubte, was womöglich auf einer Missdeutung Deiner bisherigen Elaborate meinerseits zurückzuführen ist und mir, sollte dem so sein, leidtun würde), da ich vielmehr auf den in meinen Augen apodiktisch (für Dich eventuell eher problematisch) numinos-transgressiven Charakter des Black Metals rekurrierte, welcher sich ja gerade (!) politischen im Allgemeinen und identitätspolitischen Deutungsversuchen im Besonderen - von links oder rechts - entzieht und ich derartigen Tendenzen somit per definitionem kritisch gegenüberstehe. Vielmehr, und das mag die Ursache für Deinen identitätspolitischen Deutungsversuch sein, zielte ich auf die jeder Subkultur innewohnenden (und somit auch von mir gelebter) Distinktionslogik ab, den linke und rechte Vertreter*innen der Szene identitätspolitisch nutzen, aber eben von meiner (subjektiven) Warte aus betrachtet aufgrund des schon angesprochenen numinos-transgressiven Charakters des Stils zu Unrecht. Das Numinos-Transgressive des Black Metal kann (und soll) dann auch Befindlichkeiten szeneinterner und –externer Menschen verletzen, aber gerade Szenegänger*innen sollten/müssen ein gewisses Maß an Ambiguitätstoleranz in sich tragen, um einen Zugang zur Szene (im Sinne der Kunst) zu erlangen (und um einen Stern gebären zu können). Ein Beispiel dafür (und damit schließt sich der Kreis zur Diskussion hier) bist ja, quod errat demonstrandum, Du selbst, wenn Du Deathspell Omega-Alben trotz der Aversion gegen die tatsächlichen oder spekulativen Aktivitäten involvierter Musiker*innen hörst oder durch den Erwerb solcher Tonträger unterstützt. Und damit sind wir bei Gráb, wenn deren zur Schau gestellter Körperschmuck die Sentimente von Teilen ihrer Hörerschaft tangiert oder sogar insultiert. Was die Frage des Epigonentums der von mir genannten Bands betrifft, erscheint mir alles gesagt (auch von einer der genannten Bands selbst) und bedarf daher keine Vertiefung, nur so viel: Selbstverständlich bedient sich das salzige Thränenkind burzumesker Stilelemente, und das tun Gráb ja auch. Das Prejorative bringst Du, wie mir scheint, selbst rein. Mein Kritikpunkt zielte ja nicht auf das Epigonale, sondern auf das Negieren der Vorbilder: Goethe war zeitweise ein genialer Epigone antiker Autoren, hat das aber nie negiert oder gar verschwiegen, geschweige denn seine Vorbilder desavouiert.


Meine Güte, bei dem Wortschatzinferno komme ich mir wie ein Primat vor...was sind denn das teilweise für Worte?!!
 
Der Hypothese einer Spiegelfechterei gilt mein ganzer Widerspruch, ebenso wie meine Ausführungen in Gänze und in Kontradiktion zu einer von Dir mir unterstellten identitätspolitischen Deutung des Black Metal-Begriffs stehen (als deren Vertreter ich bislang eher Dich identifiziert zu haben glaubte, was womöglich auf einer Missdeutung Deiner bisherigen Elaborate meinerseits zurückzuführen ist und mir, sollte dem so sein, leidtun würde), da ich vielmehr auf den in meinen Augen apodiktisch (für Dich eventuell eher problematisch) numinos-transgressiven Charakter des Black Metals rekurrierte, welcher sich ja gerade (!) politischen im Allgemeinen und identitätspolitischen Deutungsversuchen im Besonderen - von links oder rechts - entzieht und ich derartigen Tendenzen somit per definitionem kritisch gegenüberstehe. Vielmehr, und das mag die Ursache für Deinen identitätspolitischen Deutungsversuch sein, zielte ich auf die jeder Subkultur innewohnenden (und somit auch von mir gelebter) Distinktionslogik ab, den linke und rechte Vertreter*innen der Szene identitätspolitisch nutzen, aber eben von meiner (subjektiven) Warte aus betrachtet aufgrund des schon angesprochenen numinos-transgressiven Charakters des Stils zu Unrecht. Das Numinos-Transgressive des Black Metal kann (und soll) dann auch Befindlichkeiten szeneinterner und –externer Menschen verletzen, aber gerade Szenegänger*innen sollten/müssen ein gewisses Maß an Ambiguitätstoleranz in sich tragen, um einen Zugang zur Szene (im Sinne der Kunst) zu erlangen (und um einen Stern gebären zu können). Ein Beispiel dafür (und damit schließt sich der Kreis zur Diskussion hier) bist ja, quod errat demonstrandum, Du selbst, wenn Du Deathspell Omega-Alben trotz der Aversion gegen die tatsächlichen oder spekulativen Aktivitäten involvierter Musiker*innen hörst oder durch den Erwerb solcher Tonträger unterstützt. Und damit sind wir bei Gráb, wenn deren zur Schau gestellter Körperschmuck die Sentimente von Teilen ihrer Hörerschaft tangiert oder sogar insultiert. Was die Frage des Epigonentums der von mir genannten Bands betrifft, erscheint mir alles gesagt (auch von einer der genannten Bands selbst) und bedarf daher keine Vertiefung, nur so viel: Selbstverständlich bedient sich das salzige Thränenkind burzumesker Stilelemente, und das tun Gráb ja auch. Das Prejorative bringst Du, wie mir scheint, selbst rein. Mein Kritikpunkt zielte ja nicht auf das Epigonale, sondern auf das Negieren der Vorbilder: Goethe war zeitweise ein genialer Epigone antiker Autoren, hat das aber nie negiert oder gar verschwiegen, geschweige denn seine Vorbilder desavouiert.

Wenn man so will und die von dir bemühte Logik weitertreibt, ist Distinktion nicht nur ein subkulturell spezifisches Phänomen, sondern überhaupt ein strukturell-grundlegender Mechanismus aller sozialer Identitätsbildung, so gewendet erklärt sie alles und doch nichts. Im Black Metal ist dieses Distinktionsbedürfnis aber nun besonders aristokratisch ausgebildet, hüllt sich besonders in den Pathos der Distanz, gibt sich besonders exklusiv und elitär - du schreibst es ja unterschwellig selbst: Wer Black Metal hören und sein will, wer Zugang zur Szene finden will, wer die Musik in ihrem Wesen erfassen will, von ihrem angeblich numinosen Charakter ergreifen sich lassen will, der muss erst in einer ARt Inititiationsritus die Fähigkeit der Ambiguitätstoleranz entwickeln und sich der Gefahr aussetzen, verletzt zu werden, durch was genau, das bleibst du uns zwar schuldig, aber ich vermute mal: Menschenfeindlichkeit, Schwarze Sonnen und okkult-elitären Bombast. Ein solches Verständnis von Szene und Musik, das sich vor allem durch Elitarismus und Wesensschau definiert, bemüht nun aber genau jenen Essentialismus in seiner exkludierenden Prägung, der auch den identitätspolitischen Diskursen zugrunde liegt.

Was Thränenkind anbelangt, so vermute ich mal, dass sie unter anderem auch durch jenen Sound beeinflusst sind, der wiederum zumindest partiell durch Burzum beeinflusst ist - solche Genealogien lassen sich halt ad infinitum fortschreiben und führen doch nirgendwo hin, jedenfalls nicht zur Notwendigkeit, irgendwem Reverenz zu erweisen, der zufällig auch teilweise jenen Sound fährt, den man selbst praktiziert, schon recht nicht, wenn dieser ein Nazi ist.

Übrigens, dein Versuch, meinen Stil hier zu parodieren und damit einhergehend mein Argument der Lächerlichkeit preiszugeben, finde ich eigentlich ziemlich unwürdig und beleidigend; dass dieser Versuch dann auch noch Forumsbetreibern und Redakteuren augenscheinlich gefällt, zeigt nur einmal mehr, in welchem klagenswerten Zustand das Forum hier eigentlich teilweise noch immer ist. Schade.
 
Hach, soll ich es nochmal versuchen oder geben wir den Thread einfach auf?

Übrigens, dein Versuch, meinen Stil hier zu parodieren und damit einhergehend mein Argument der Lächerlichkeit preiszugeben, finde ich eigentlich ziemlich unwürdig und beleidigend; dass dieser Versuch dann auch noch Forumsbetreibern und Redakteuren augenscheinlich gefällt, zeigt nur einmal mehr, in welchem klagenswerten Zustand das Forum hier eigentlich teilweise noch immer ist. Schade.

Es tut mir leid, wenn du dich davon angegriffen fühlst. Ich fand das als Parodie nicht herabwürdigend oder bösartig, sondern tatsächlich ganz amüsant. Und auch nicht inhaltsleer, was es mithin schon als Antwort spannend macht. Deswegen hab ich da nicht reingegrätscht.

Aber wenn du das als Angriff empfindest, dann fände ich eine Entschuldigung dafür nicht ganz abwegig.
 
Übrigens, dein Versuch, meinen Stil hier zu parodieren und damit einhergehend mein Argument der Lächerlichkeit preiszugeben, finde ich eigentlich ziemlich unwürdig und beleidigend; dass dieser Versuch dann auch noch Forumsbetreibern und Redakteuren augenscheinlich gefällt, zeigt nur einmal mehr, in welchem klagenswerten Zustand das Forum hier eigentlich teilweise noch immer ist. Schade.

Ich finde es wiederum nicht schade, so doch bemerkenswert, dass du da so dünnhäutig reagierst, nicht zuletzt, weil @Tom Pariah deine angebotenen Inhalte aufgenommen und sich dazu diskursiv positioniert hat, dich also eben nicht beleidigt, sondern ernstnimmt, eingebettet in einen deinem eigenen nicht unähnlichen Jargon, der für weniger Bewanderte nunmal ebenso elitär und exkludierend ist, wie, sagen wir mal, der Black Metal in seiner distinktionsversessensten Form zu wirken meint - nahezu aristokratisch. Deswegen empfinde ich den kleinen parodistischen Seitenhieb als durchaus elegant und, unterm Strich, sogar wertschätzend. Aber Injurien sind natürlich nicht quantifizierbar, also kann ich es nur als Zuschauer für mich bewerten.
 
"Bua, lauf g'schwind...!"

Wer es unkomplizierter mag und sich für das Bayerische in Gràb interessiert, dem sei diese Rezi in einem Non-Metal-Magazin empfohlen: Gràb - Wo die schwarze Seele wohnt • Bayerns Bestes

Und ohne zu stark ins obige Duell eingreifen zu wollen, doch nicht jede Grantelei im Sinne von "Früher war alles besser!" lässt gleich auf elitäre Distanz schließen... sondern vielleicht auch einfach auf desillusioniertes bis lebensmüdes Angepisst-Sein...?
 
Ich glaube ich will das Album auch haben. Hör es gerade mal.
Ich hör mir das jetzt auch mal an.
Promo Thread funzt.


"...doch nicht jede Grantelei im Sinne von "Früher war alles besser!" lässt gleich auf elitäre Distanz schließen... sondern vielleicht auch einfach auf desillusioniertes bis lebensmüdes Angepisst-Sein...?

Eben. :D
Peace 2 the Hardcore Rappers, fuck the rest.
 
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