Grunge und Rockmusik in den 90ern - Erbe einer musikalischen Revolution

Auch wenn ich sie seit Erscheinen gemocht habe, war bei ihrem Debut schon das Etikett Trittbrettfahrer in der öffentlichen Wahrnehmung gezückt. Zumindest in meiner Erinnerung.

fand die eigentlich auch ganz hörbar.... "Greedy Fly" war damals einer meiner meistghörten Songs
 
Warum ich jetzt wegen Bush auf die komm..... keine Ahnung.


Waren wahrscheinlich 5 Minuten berühmt weil der Sänger wie der Stipe von R.E.M klingt....
Gemein eigentlich.. hatten ja schon ihre Momente.
 
@Spatenpauli : Sehr interessanter Beitrag.

Was mir dagegen ziemlich schnell gefiel, war die Haltung, die Attitüde und das Auftreten vieler Künstler. Denn obwohl ich außer Metal nicht viel anderes hörte, ging mir das Gehabe "unserer" Szene mit all dem aufgeblähten, oberflächlichen und exaltierten Gedöns mehr und mehr auf die Klöten. Grunge wirkte dagegen total back to the roots im angenehmen Sinne. Eine Rückbesinnung auf den Kern, nämlich die reine Musik, mit sympathischer Fannähe und dem do it yourself-Charme, der dem Metal mehr und mehr abging.

Das ist für mich genau die Essenz des Grunge. Ich bin ein Typ, der das Authentische, das Echte, das Traditionelle, das Unverfälschte und das Unperfekte liebt. Aber ich bin auch neugierig auf Neues, versuche mein Inneres immer neu zu justieren und auszuloten und schätze auch das Progressive, Chaotische, Kreative, Ungeplante und Experimentelle. Das sind die beiden dialektischen Seiten einer Medaille in meinem Leben, mit denen ich im Leben immer wieder klar kommen muss.

Für mich hat Grunge den Geist der 70er Jahre in meine damalige Gegenwart gebracht. Wie ein helles Vollbier, wie purer Tabak, wie echter Sex, wie ein Marshall Full Stack, wie ein an den Ampeg SVT3 angeschlossener Bass, wie ein Handschlag unter echten Kumpels mit Schulterklopfen, wie Single Malt Whiskey, wie Schweiß, wie Nackenschmerzen, Bier im Ärmel beim Live-Konzert, wie Schmalzler Schnupftabak ohne Menthol, oder Spätburgunder im Wingert, wie Angeln mit Maden oder Tauwürmern, wie lautstarkes Grölen in der Fußball-Fankurve, wie dem Ärger freien Lauf lassen (ohne jemanden zu verletzen!) und Konflikte direkt ansprechen und zu lösen versuchen face-to-face und manchmal schlimme Dinge einfach nur aushalten... so empfinde ich die Haltung der Bands, die die Speerspitze des Grunge symbolisierten.

Schaut euch nur mal die beiden Auftritte von Soundgarden und Pearl Jam vom 1992er Pink Pop weiter oben an. So wird authentischer Hard Rock gespielt.
 
Warum ich jetzt wegen Bush auf die komm..... keine Ahnung.


Waren wahrscheinlich 5 Minuten berühmt weil der Sänger wie der Stipe von R.E.M klingt....
Gemein eigentlich.. hatten ja schon ihre Momente.
kannte ich bisher nicht, gefällt mir außerordentlich gut, danke für den Link

edith: "I alone" was für ein geiler Song :verehr:
:top:
 
Beatles und ich…keine Ahnung, warum das so ist. Auch wenn mein Vater die Band immer mochte, kam ich recht wenig damit in Berührung. Für mich sind Beatles-Songs einfach Dinge, mit denen man einen Weltkrieg anzetteln kann, kann mit dem Gesang vom ollen Paul nix anfangen, könnte bei der Stimme von John Lennon kreischen (Imagine macht mich fast aggressiv!), fand die Typen an sich immer komplett affig etc. Aber ich find ja auch Elvis und Thin Lizzy scheisse und finde, dass ACDC von Anfang an Brian Jonson hinters Mikro hätten lassen sollen. Achja, Doors ist für mich nur die Band, die bei jedem Konzert spielt und von Rolling Stones hätte ne EP gereicht.
 
Kein Plan, ob man die Violent Femmes noch erwähnen sollte? Musikalisch vielleicht nicht ganz, aber die Attitüde passt und Kurt Cobain hatte die auch irgendwo mal als Lieblingsband erwähnt.

Vielleicht brauchte ich aber auch nur nen Vorwand, um diesen Song hier zu posten:

 
Die Band Live ist keine Grunge-Band, aber ich würde sie schon in die Post-Grunge / "grunge-based Alt Rock" Ecke einordnen. Vor allem der Gesang ähnelt dem von Vedder und musikalisch sind Live auch nicht so weit von den späteren Pearl Jam Alben entfernt. Creed, Bush und Live sind für mich typische Post-Grunge-Bands, die eine Brücke zwischen Grunge und Teenie-Pop geschlagen haben.
 
Ich liebe das zweite Album von Peal Jam, "Vs." (1993). Der Sound ist rauer und direkter als auf dem Debütalbum und die Songs sind stilistisch breiter gefächert, was ich sehr mutig finde, wenn man bedenkt, wie viel Druck auf der Band lastete, nachdem das Debütalbum durch die Decke ging. Auf dem Album gibt es Balladen, schnelle und langsame Songs, neben bodenständigem Hardrock, Punk und sogar Funk. Es war das erste Album, das von Brendan O'Brian produziert wurde, und das erste Album mit Dave Abbruzzese am Schlagzeug. Die Themen waren unter anderem Kindesmissbrauch ("Daughter"), amerikanischer Waffenkult ("Glorified G"), Polizeirassismus ("W.M.A.") und die Pressemedien ("Blood"). Mit "Rearviewmirror" enthält das Album auch noch den größten Hit, den Pearl Jam jemals geschrieben haben.

PearlJam-Vs.jpg
 
Wahrscheinlich werde viele diesen Auftritt von SOUNDGARDEN beim Pinkpop Festival im Jahre 1992 kennen, aber jetzt bietet sich gerade eine gute Gelegenheit, dass Video hier reinzustellen. Ich hatte schon zuvor erwähnt, dass ich die Band drei Jahre zuvor bei ihrer ersten Europatour 1989 gesehen habe. Das war ein wirklich geiles Konzert, aber der Auftritt beim Pinkpop ist dann doch wesentlich explosiver. Diese rohe Energie und dunkle Schwere fasziniert mich immer wieder, sowie die spielerischen Fähigkeiten eines jeden Musikers. Wahnsinn!

Perfekt. Wegen des Threads habe ich sowieso Lust bekommen mal wieder Soundgarden zu hören.

Die klangen damals (1994+x geschätzt) irgendwie neu für mich, aber auch so angenehm vertraut zugleich. Schwer zu beschreiben. In meiner Wahrnehmung war da immer älterer Heavy Rock und Black Sabbath mit drin, aber auch was, das sie neu und interessant gemacht hat. Damals habe ich aber noch 0 Black Sabbath, St. Vitus und Co richtig geschätzt (gekannt und vom Soundgefühl hatte ich Black Sabbath natürlich inne gehabt), aber dieses "alte" im Sound war irgendwie positiv mit dabei. Energie zwischen Streit in der Kneipe und "ich habe ein Motorrad und fahre auch damit" und "ich habe die Welt ein wenig durchschaut und bin enttäuscht". Ich bin besser im Hören als im Beschreiben und lasse es. Vielleicht ergibt das für eine Person neben mir noch Sinn.

Jedenfalls genialer Thread und ich ziehe mir nachher das Video mit voller Freude rein!
 
Ich liebe das zweite Album von Peal Jam, "Vs." (1993). Der Sound ist rauer und direkter als auf dem Debütalbum und die Songs sind stilistisch breiter gefächert, was ich sehr mutig finde, wenn man bedenkt, wie viel Druck auf der Band lastete, nachdem das Debütalbum durch die Decke ging. Auf dem Album gibt es Balladen, schnelle und langsame Songs, neben bodenständigem Hardrock, Punk und sogar Funk. Es war das erste Album, das von Brendan O'Brian produziert wurde, und das erste Album mit Dave Abbruzzese am Schlagzeug. Die Themen waren unter anderem Kindesmissbrauch ("Daughter"), amerikanischer Waffenkult ("Glorified G"), Polizeirassismus ("W.M.A.") und die Pressemedien ("Blood"). Mit "Rearviewmirror" enthält das Album auch noch den größten Hit, den Pearl Jam jemals geschrieben haben.

PearlJam-Vs.jpg
Ein sensationelles Album durch und durch.

Und zu Beginn des Openers "Go" deutete die Band ihre (vor allem Vedders) Liebe zu Fugazi an...


 
Ein sensationelles Album durch und durch.

Und zu Beginn des Openers "Go" deutete die Band ihre (vor allem Vedders) Liebe zu Fugazi an...



Die andere bekannte Verbindung zwischen DC und Seattle ist natürlich David Grohl. Dazu eine persönliche Anekdote: Bin ja alter Dischord-Fan und einer meiner Lieblingsbands sind SCREAM. Ich glaub, sie waren 1985 oder 1986 das erste Mal in Deutschland und da hab ich sie in Duisburg im Eschhaus gesehen. 1987 (oder war es 1988?.....) waren SCREAM zu zweiten Mal in Europa. Ich war Zivi in Dinslaken und bin mit nem Zivi-Kollegen nach Venlo zum Konzert gefahren.

Leider hab ich den Namen des Clubs vergessen. War nicht besonders groß und es waren vll. 50 - 60 Leute vor Ort. SCREAM waren rockiger geworden (was ich sehr geil fand) und es saß jemand Neues hinter den Drums. Ein junger, schlanker Bursche in meinem Alter mit längeren, gefärbten Haaren, dessen Stil perfekt zu SCREAM gepasst hat. Und das war Grohl. Wie groß war doch meine Überraschung, als er nur wenige Jahre später zu NIRVANA wechselte. Der Rest ist bekanntermaßen Geschichte....
 
Ein sensationelles Album durch und durch.

Und zu Beginn des Openers "Go" deutete die Band ihre (vor allem Vedders) Liebe zu Fugazi an...


Habe mich bisher mit Fugazi nicht beschäftigt. Wieder was zum Entdecken. Danke für den Hinweis. Welches Album kannst du empfehlen?
 
Als Jemand, der zu Grunge-Zeiten in den Hellion- bzw. Rising-Sun (heute: Just-for-Kicks)-Kosmos abtauchte, habe ich erst später entdeckt, wie gut Bands wie Pearl Jam, Nirvana oder Alice in Chains funktionieren. Im Nachgang betrachtet wirkt "Grunge" auf mich eher wie die Bezeichnung für eine Bewegung denn als Kategorisierung für einen Musikstil: Nirvana eher punkig unterwegs, Pearl Jam eher im Classic-Rock (wer hat eigentlich damals behauptet, im Grunge gäbe es keine Gitarrensoli?), Soundgarden irgendwo dazwischen platziert mit einer gehörigen Portion Schwermut und Black Sabbath im Sound - zumindest für meine Ohren.

Tatsächlich konnte ich mit den Stone Temple Pilots nie so recht was anfangen - und so richtig in die Tiefe gegangen mit den Bands aus der eher 2. Reihe dieser Bewegung (Screaming Trees, TAD o.ä.) auch nicht, was ich vielleicht nicht zuletzt aufgrund dieses Threads zumindest partiell mal nachholen werde (wenn der Rest der guten Musik mich lässt).

Spannend waren vereinzelte Alben altbekannter Bands, denen man einen "Grunge"-Anstrich verpasste - ob nun rein medial oder tatsächlich auch musikalisch, da bin ich raus. Gerade Chroming Rose ("New World" - unfassbar gutes Album), aber auch Dokken ("Dysfunctional") haben da eigentlich wirklich gute Werke abgeliefert, die leider nicht durch den Wust der, ich will sie mal "Originale" nennen, dringen konnten. Tiefpunkt in umgekehrter Hinsicht ganz sicher "Hear in the Now Frontier", sowie "Geladen" bzw. "Nachgeladen" (ob deren Klang nun wirklich am "Grunge" ausgerichtet ist, war oder sein sollte - keine Ahnung, es war auf jeden Fall "wir machen das jetzt zeitgemäß" und es wurde eher so akustischer Sondermüll für mich).

Liefen "The Almighty" eigentlich unter Grunge? Musikalisch würde ich eher "nein" sagen, aber wie schon angsprochen: Grunge war eher ein Bewegung, "Powertrippin'" ist sicher kein "klassisches" Hardrockalbum - und doch ein echtes 90er Highlight, das unlängst neu aufgelegt wurde. Wer's nicht kennt: reinhören lohnt!
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer TAD's Musik liebt und mehr über die Band erfahren möchte oder wer TAD noch nicht kennt und mehr über die Band erfahren möchte, dem empfehle ich die Doku 'Busted Circuits And Ringing Ears' von 2008.

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Sex, Drugs, and Rock N Roll with a side dish of lawsuits and in-band turmoil, Busted Circuits and Ringing Ears chronicles the band's rise and eventual disintegration. It contains archival footage spanning the band's entire career, from the club days to the arenas. The documentary also utilizes insightful interviews from some of Seattle's most respected musicians including Krist Novoselic (Nirvana), Chad Channing (Nirvana), Kim Thayil (Soundgarden), Mark Arm (Mudhoney), Mark Felchtone (Zeke), and many others.

 
Die andere bekannte Verbindung zwischen DC und Seattle ist natürlich David Grohl. Dazu eine persönliche Anekdote: Bin ja alter Dischord-Fan und einer meiner Lieblingsbands sind SCREAM. Ich glaub, sie waren 1985 oder 1986 das erste Mal in Deutschland und da hab ich sie in Duisburg im Eschhaus gesehen. 1987 (oder war es 1988?.....) waren SCREAM zu zweiten Mal in Europa. Ich war Zivi in Dinslaken und bin mit nem Zivi-Kollegen nach Venlo zum Konzert gefahren.

Leider hab ich den Namen des Clubs vergessen. War nicht besonders groß und es waren vll. 50 - 60 Leute vor Ort. SCREAM waren rockiger geworden (was ich sehr geil fand) und es saß jemand Neues hinter den Drums. Ein junger, schlanker Bursche in meinem Alter mit längeren, gefärbten Haaren, dessen Stil perfekt zu SCREAM gepasst hat. Und das war Grohl. Wie groß war doch meine Überraschung, als er nur wenige Jahre später zu NIRVANA wechselte. Der Rest ist bekanntermaßen Geschichte....
Check mal diese Seite, demnach war Venlo 1988, der Laden hieß wohl OOC oder so.

Auch das OX hatte mal was dazu geschrieben, hier gefunden:

Hatte mich interessiert, weil ich dachte, wir wären da damals aus BI auch mal hingefahren. Glaube aber, meine Erinnerung täuscht mich.
 
Check mal diese Seite, demnach war Venlo 1988, der Laden hieß wohl OOC oder so.

Auch das OX hatte mal was dazu geschrieben, hier gefunden:

Hatte mich interessiert, weil ich dachte, wir wären da damals aus BI auch mal hingefahren. Glaube aber, meine Erinnerung täuscht mich.

Die Seite mit den ganzen Gigs von SCREAM is ja geil - vielen Dank! Ja, dann war es das OOC. Vor vielen Jahren habe ich den Merch-Mann für Union Of Sleep gemacht und da waren wir u.a. in Belgien, denn UOS haben dort zusammen mit GOATSNAKE gespielt. Ich hatte da ein langes Gespräch mit Pete Stahl und war überrascht, wie gut er sich noch an die erste SCREAM-Tour und das Eschhaus erinnern konnte.

Jau, dass Babylon in Hengelo.... da war ich früher auch.... Danke für den Artikel!
 
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