Michl
Till Deaf Do Us Part
Ja, 2018 im Original, 2020 auf englisch.Gibt's doch schon längst auf Englisch?
Ansonsten hmmm. Romane sind strenggenommen keine Fachbücher. Die Diskurspolizei ist informiert.
Es ist auch kein wirklicher Roman. Schwer einzufangen in ein Genre. Vielleicht Autofiktion mit Reflektionen zu Musiktheorie? Das ganze aber durch viele surreale Anteile, die an den Schreibstil (und auch die Theorie) von Donna Haraway erinnern, wieder in Richtung stark Fiktional gelenkt. Der Sexismus ist nicht so ganz vorne dabei. Also ein zwei Nebensätze erwähnen, dass sie als Frau dieses und jenes nicht im Black Metal tun konnte. Ich finde es aber interessanter, dass sie davon ausging, der Black Metal in seiner Form sei ohnehin schon tot gewesen (was aus Sicht der Erzählerin der Höhepunkt war verrat ich nicht), als sie 1996 drauf stieß. Daher versuchte sie ständig, neue Wege zu finden, diese Leere/das Schwarze/den Hass in Ausdrücke zu bringen (dabei gibt es auch linguistische Überlegungen). Neben den Hexenzirkeln, die sie beschreibt ist das auch die Ästhetik im Buch selbst, wenn sie versucht die Ideen, die besser durch einen experimentellen Kurzfilm beschrieben wären, trotzdem literarisch umsetzt.
In der Biographie wird auch ständig gesprungen und man weiß weder, wann es jetzt erzählt, noch ob das so stattgefunden hat. Was aber auch nicht wichtig ist, da die stringente Form einer Autofiktionen eher ablenken würde.
Einen roten Faden habe ich nicht wirklich erkannt. Ist aber auch nicht tragisch.
Es ist in dem Sinne ein Fachbuch, dass es ästhetische Reflektionen zum Black Metal anstellt. Aber für Leute vom Fach wird es wohl eher als Essay angesehen werden.
Ich schätze, über einen Großteil der Reflektionen kann man auch überlesen, wenn man das als reine Belletristik auffassen möchte. Trotzdem ist es noch ein interessanter (wenn dann auch kurzer) "Roman".